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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Nov. 19, 1896)
Die JocfcyHcitcrin. Von g, Schlich', Wir hatten bei Dressel gut dinirt und der Wittwe Eliquot diejenige Hoch, ochtung erwiesen, die ein Gentleman einer schönen Iran schuldig ist. Ihre stumme, aber doch so beredte Unterhal tung hatte uns in jene undesinirbare sorglose und heitere Stimmung ersetzt, die geeignet ist, alle Sorgen und Muh feligkeiten dieses irdischen Daseins der gessen und belächeln zu machen. Wir hatten uns die Havana angezündet unj9 schauten mit stillem Wohlbehagen den blauen Ringen und Wolken nach, die immer höher und höher stiegen, bis sie endlich wie so vieles aus Erden, in ein Nichts zerrannen. Ich zog die Uhr, die Zeiaer miesen auf die neunte Stunde. Ich' wandte mich an meinen Freund, den Rittmeister a. D. Strackmitz : Was nun beginnen, Lieber? Die Zeit für das Mittagessen war nicht ganz glücklich gewählt, es ist ein angevroqe ner Abend und zum Schlafengehen ent schieden noch zu früh, was beginnen?" Lassen Sie uns noch auf einen Akt in die Oper fahren, nes er m wem aen Minuten sind wir dort !" Ich war dagegen ; nur jetzt nicht steif uud feierlich in dem überfüllten heißen Opernhaus sitzen. Entsetzlicher Gedanke! Es gab ja noch o viele an dere Vergnügungen, die besser siir nn scre Stimmung paßten. Ich ließ mir von dem Kellner die Zeitung bringen und stlldirte die verschiedensten Anzei gen. Heureka, ich hab's," rief ich endlich, Cirkus Renz, erstes Auftreten der weltberühmten Jockey-Reitcrin Ro stta de la Plata, das ist was für uns, da müssen wir hin. Kellner, zahlen !" Aber Strackwitz winkte dem dienst eifrig herbeieilenden Jünger Ganymeds ab. ' Suchen wir etwas Anderes," rief er, in den Cirkus gehe ich. wie Sie vielleicht nicht wissen, nie !" Erstaunt sah ich ihn an. Wie, Sie der frühere schneidige Kavallerieoffizier, meiden den Cirkus, der Sie, wenn ich den Gerüchten Glauben schenken darf, früher nur für Pferde und schöne Frauen Sinn gehabt haben?" Es ist, wie Sie sagen," antwortete er; aber nicht i?de Panon yüt vis an das Lebensende vor, und ich bin von meiner Leidenschaft für den Cirkus und besonders für alle leichtgeschürzten Cir kusdamen gründlich geheilt." Ein lei fes verächtliches Lächeln umspielte seinen Mund: Ich will Ihnen einen Vor schlag machen, lassen Sie uns ruhig bleiben. W wir sind, lassen Sie uns die Bekanntschaft der schönen Wittwe erneuern und während der Wein in den Glüssrn perlt und schäumt, erzähle ich Ihnen von meiner ersten und letzten Cirkus - Liebe, von meiner Jockey Reiterin." Ich willigte ein und Strackioitz de gann: Es sind nun schon viele Jahre her. Nachdem ich zwei Mal mit der höchsten Eleganz im Examen durchge fallen war, fetzte ich mich endlich, der Noth gehorchend, nicht dem eigenen Triebe, hinter die Bücher und es gelang mir, bei dem dritten Mal mit einer knappen Nasenlänge durch das uns ge steckte Ziel zu kommen. In der strengen Zucht und Einsörmigkeit des Kadetten corps groß geworden, sehnte ich mich mit allen Fasern meines Herzens in die laute, fröhliche Welt, deren Freuden und Genüsse zu kosten mein ernsthafte ster Vorsatz war. Von meinem Vater, dessen einziges Kind und verzogener Liebling ich war, mit einer großen Zu läge ausgerüstet, trat ich eines schönen TageS bei meinem Regiment ein. Wir lagen damals in einer Garnison, die bei allen großen Vorzügen aber einen Fehler hatte, daß sie sträflich langweilig war. Es gab eine große Geselligkeit, aber die Gesellschaften waren ebenso steif und langweilig, wie die Menschen selbst, und die Vergnügungen bestanden in einem sehr guten Theater, das mit Rück sich! aus den kleinen, in unserer Stadt residirenden Hofstaat einer verwittweten Fürstin nur die langweiligsten Opern und die klassischsten Dramen aufführen durste. Eine Gelegenheit, uns einmal ordentlich zu amusiren und über die Stränge zu schlagen, ein Begehren, das jederzweiundzwanzigjührigejungeMann in sich sllhlt, fehlte uns. Da verbreitete sich das Gerücht, ein damals weit und breit berühmter Cirkus wolle während des Winters in unserer Garnison Vorstellungen geben, rnidj wenn der Besuch den Erwartungen ent spräche, auch bei uns, wie an vielen an deren Orten, einen festen Cirkus mich ten. Sie können sich denken, mit wel cher Freude wir diese auftauchende Nach richt begrüßten: schöne Pferde, Ballet, kühne und verwegene Reiterinnen, das war etwas, wofür unsere Kavalleristen herzen Jntere? und Verständniß hat ten! Das Gerede nahm mehr und mehr feste Gestalt an, die Zeitungen brachten täglich Notizen und eines Abends wur den denn auch unter dem kolossalen An drang des Publikums die Vorstellungen eröffnet ; daß wir Offiziere uns schon lange vorher für die ganze Spielzeit eine Loge gemiethet hatten und mit der größten Spannung dem Kommenden entgegensahen, ist selbstverständlich. Die Reklame, die wochenlang in ollen Blät tern gemacht worden war, batte unsere Erwartungen auf das Höchste gesteigert, aber wir sollten auch nicht enttäuscht! werden. Die gebotenen Leistungen waren gut ( und die Pserdedressur geradezu hervor , ragend, dennoch fand sie Überall den geringsten Beisall. Was versteht das Publikum auch schließlich davon? Die große Menge setzte es als ganz selbftver ständlich voraus, daß das Schulpferd, sobald die Musik einen Marsch spielt, in den spanischen Tritt fällt und bei den Klängen eines Walzers sich ohne Wei teres zu drehen beginnt, sie steht und kennt die Hülsen nicht, die der Dresseur oder Reiter dem edlen Thiere giebt und geben muß. Doch nicht davon wollte ich sprechen. Als Glanznummer war auf dem Pro grainm das Auftreten der Schwestern Rosa und Lill als Jockey -Reiterinnen angekündigt. Die Musik setzt ein und nach der bekannten Pause, die von Jahr zu Jahr mit der Berühmtheit des Kunst lers wächst, kamen sie endlich in die Bahn herein gnloppirt. Die beiden Schimmel, die sie ritten, waren richtige Panueau-Gäule und sonst nicht viel werth, aber die beiden Reiterinnen waren bildhübsch und die gut geschulte Claque begrüßte sie bei ihrem Auftreten mit einem Beifallssturm, in den wir Alle mit einstimmten. Es waren zwei mittelgroße, schlanke, tadellos gewach sene junge Mädchen im Alter von 19 und 20 Jahren, die in dem vartheilhaf ten Jockey-Kostüm und den blau und rothen Jacken entzückend aussehen. Aber das Schönste an ihnen war das Haar. Nie wieder habe ich so lange, dichte blonde Haare gesehen, ausgelöst fielen sie b,s über die Taille und wie ein dichter Mantel umflutheten sie die Schultern und das Gesicht, aus denen helle blaue Augen kokett hervorsahen, Nachdem sie mit einem freudigen Kopf nicken die Grüße erwidert hatten, de gannen sie ihre Arbeit. Es war das- selbe, was man schon hundert Mal ge sehen hat, das Stehen und Tanzen auf dem losen Sattel, das Aufstehen mit erkreuzteu Beinen und endlich das Vol tigiren auf dem nackten Pferde. Was neu war an ihren Produktionen, war die großartige Sicherheit und bewun derungswürdige Eleganz. Schließlich wurde ein Gaul herausgeführt und nun kam der Haupttrick: die Sprünge beider Schwestern auf den Rücken ein und desselben Pferdes. Während die illn- gere, Rosa, sich hierbei eines kleinen Sprungbrettes bediente, verschmähte die ältere Schwester diese Hülfe und arbeitete mit einer Krast und Aus dauer, die ihres Gleichen suchte. Ange feuert durch den rasenden Beifallssturm überbot sie sich selbst, mit unfehlbarer Sicherheit kam sie bei jedem Sprung aus den Rücken des galoppirenden Pfer des zu stehen und setzte schließlich als Schlußeffekt mit einem genialen Satz über dasselbe hinweg. Mein jugend liches Reiterherz war entzückt und be geistert, entflammt, und als die beiden Jockey' Reiterinnen endlich unter dem nicht enden wollenden Jubel des Publi kums die Manege verließen, war ich in die Lilly so verliebt, vie ich es weder vor- noch hinterher jemals wieder ge Wesen bin. Mein Versuch, mich noch an demsel den Abend der kühnen Reiterin vorzu stellen, ihr meine Bewunderung und Hochachtung auszusprechen, mißlang, aber am nächsten Morgen schickte ich in aller Frühe einen duftenden Strauß in die Wohnung meine: Angebeteten und ein beigelegtes Billet verrieth ihr meine Gefühle. 'Mit höchster Ungeduld sah ich am Abend ibrein Austreten ent gegen, aber als ich eine meiner Mar schall Niel Rosen an ihrem Busen ent deckte, jubelte ich in meinem Innern vor nie geahnter Wonne. So hatte sie also meine feurigen Blicke bemerkt und erwiderte die Regungen meines Herzens. Wieder sandte ich ihr Blumen am nächsten Morgen, wieder bat ich in mei nem Billet um die Erlaubniß, mich ihr nähern zu dürfen, wieder trug sie am Abend eine meiner Rosen aber die er bctene Antwort blieb aus. Es ist eine alte Geschichte: je schwerer etwas zu erobern ist, desto begehren? werther erscheint es. Ich machte die kühnsten Versuche, die Jockey-Reiterin mir zu erobern, ich sandte ihr die schön sten Blumen, die werthvollften Ee schenke, ja, sogar den Pegasus, den edlen Klepper, habe ich ihretwegen be stiegen. Alles vrrgebens! Abend für Abend stand ich am Eingang, den sie bei gem Betreten der Bahn Vassiren mußte, stets warf sie mir einen freund lichen Blick zu, wenn sie mich bemerkte. Das war Alles. Eines Abends hatte ich die Stallmeister mit vielem Gelde i und wenigen Worten dahin gebracht, daß sie mir es anscheinend zufällig über ließen, Fräulein Lilly nach dem Sprung über das Pferd aufzufangen. Es glückte! Für eine Sekunde ruhte sie an meiner Brust, ich fühlte das starke, un ruhige Schlagen ihres Herzens, ich ath mete den sinnderuckenden Duft ihrer Haare, ich preßte sie an mich, leise, ganz leise, allen Zuschauein unbemerkbar, aber sie, sie hatte es empsunden, ich fühlte eS an dem Blick ihrer Augen dann riß sie sich mit einem kurzen fröh lichen Lachen los und war derschmun den. Spurlos. Wie oft bin ich nach den Vorstellungen uin den Cirkus her umgewandert in der Hoffnung und Er Wartung, daß es mir doch einmal ge lingen möge, sie anzutreffen: eS war vergeblich. Man zählte sich allerlei kleine Märchen, der alte kleine Herr mit dem fabelhaft großen, unechten Tia manten, der jeden Abend mit seiner langen Peitsche die Schimmel in ruhige Galoppspriinge zu bringen hatte, sei nicht ihr wirklicher, sondern nur ihr ßirtusvater, der mit Argusaugen dar über wache, daß keinen beiden Zöglin gen, von deren Wohlergebm auch seine Ezistenz abhing, nichts Böfes wider fahre. Genug, die kleine Jockey-Reiterin, die all' mein Sinnen, Sehnen, Trachten in Anspruch nahm, blieb, ob freiwillig oder gczwiinzcn, weiß ich nicht, unnahbar. und wie mein Geldbeutel, so litt auch ich selbst unter den Folgen dieser nn glücklichen, aiisreibenden Liebe. 9!a tllrlich blieb meine Schwärmerei für das schöne Mädchen nicht unbemerkt; wie oft bm ich deswegen im Casino ge. neckt und gefoppt worden, wie hat man mich wegen meiner schnellen, glänzenden Erfolge verhöhnt und verlacht ich ließ mir Alles ruhig gefallen, denn, so sagte ich mir, kommen wird einst der Tag," einmal wird sie doch mein, dann aber Victoria I Aber Woche aus Woche, Monat auf Monat verging, ohne daß ich auch nur einen Schritt vorwärts kam. So kam die Abschicds-Vorstel-lung heran. Abend für Abend war ich im Cirkus gewesen, ich hatte icde im sellschast abgesagt, täglich hatte ich in meiner Loge die wahrhast großartigen Leistungen bewundert und mich immer und immer wieder gefragt: Wie ist es nur möglich, daß ein verhältnißmäßig so schlankes und zartes Wesen solche enormen Anstrengungen mit solcher spielenden Leichtigkeit überwindet." Jetzt sollte ich sie zum letzten Male bewundern dürfen, und vergeblich zer brach ich mir den Kopf, wie ich ferner- hin ohne sie, die mein ganzes Sein aus machte, das Leben ertragen würde. Nun war die Entschcidlingsstnnde ge kommen, zum letzten Mal verneigten sich die jungen Mädchen vor dem Publi turn, aber immer wieder wurden sie hervorgerufen, immer neue Kränze, Blumen und Geschenke wurden herein getragen, als letzte kam meine Gabe: auf einem Sammetkissen, von Rosen und Veilchen umgeben, lag ein Brillant- schmuck, über dessen Preis selbst mein grenzenlos freigebiger Bater in Ezstake gerathen sein würde. Sofort errieth sie den Spender, dankend neigte sie das Haupt m dem schönen, dichten blon den Haar, und warf mir dann einen Blick zu, einen Blick, der mich in mei nem innersten Innern erzittern und er beben ließ und mir mehr sagte, als alle Worte. Taumelnd vor Glück und Wonne er reichte ich meine Wohnung : Sie liebt Dich, sie wird nicht von Dir gehen, ohne Dir ihre Gunst zu beweisen," froh lockte mein Herz. Schlaflos verbrachte ich die Nacht, mir die Freuden ansma lend, die der kommende Tag mir brin gen würde. Am frühen Morgen überreichte mir der Diener ein zartes Billetdoux, es duftete nach Veilchen und Hyazinthen, kein Zweifel, es war von ihr. Lange wagte ich den Brief nicht zu öffnen. Was würde er mir bringen, Leben oder Tod? Endlich faßte ich Muth und las : .Nehmen Sie meinen herzlichsten Dank für die schönen Blumen und Ge schenke, durch die Sie mir eine große Freude bereitet haben ; leider aber ist es mir unmöglich, die Letzteren anzu- nehmen, da ich tut le keine Verweil- dung habe, und schicke sie Ihnen daher zurück." Ich war sprachlos; eine Jockey-Rei- terin, die für Brillanten und Diaman ten keine Vermendung'hatte, erschien mir als das achte Weltwunder. Da fiel mein Blick auf die andere Seite der Karte, und wie vom Schlag getroffen net ich in die tuen zurück. Es waren nur wenige Worte, die dort standen, aber ne trieben mir die Röthe ver Ver legenheit und der Scham in das Gesicht und gaben mir über Alles Aufllarung, was ich bisher zu begreifen nicht ver möcht hatte." Lieber Freund, Sie machen mich neugierig," unterbrach ich ihn. Was hatte es für eine Bewandtniß mit Ihrer Jockey-Reiterin?" Einen Augenblick iah er mich heim lich von der Seite an, als wenn er im Voraus den Eindruck seiner Worte auf meinem Gesicht lesen wollte, dann sprach er langsam, ernst und feierlich: Die junge Jockey-Reitenn " Nun?" war ein jngendlicherJockey-Reitcr." Das nachtliche Gewitter. Bon R. Kraimigg. Hauptmann Fingal batte sich mit seiner besseren Ehehälfte eines schönen Abends gezankt, er verließ deshalb ziem lich erregt da? Haus und schritt durch die öden, menschenleeren Gassen der inneren Stadt. Was konnte er unter nehmen, um seine Heimkehr für einige Zeit zu verzögern? Anfangs dachte er daran, irgend eine Restauration auszusuchen, um seinen Aerger mit Wein hinabzuspulen, allein als er den Inhalt seiner Börse prüfte, entdeckte er nur einige minderwerthige Silber und Kupfermünzen. In der Eile, mit der seine Wohnung ver lassen, hatte er vergenen, Geld zu sich zu stecken. Dieser Umstand war nicht geeignet, den Gemllthszustand dks Hauptmannes zu verbessern, im Gegentheil, Fingal's Aerger steigerte sich noch. In dieser Verfassung war an eine Heimkehr schon gar nicht zu denken, sonst gab es nur neuerlichen Zank statt Versöhnung. Fingal mußte seine üble Laune auf irgend eine Weise loZ wer den. Mit dieser Absicht schritt Fingal der Kaserne zu, in der die ihm anvertraute Batterie logirte, um ihr eine nächtlicht Visite abzustatten. Dabei, so hoffte n zuversichtlich, werde er schon etwas fin den, das ihm Anlaß geben konnte, sich seines Grolles zu entledigen. Der Hauptmann begab sich vorerst in die außerhalb der eigentlichen Kaserne befindlichen Terrastenstallungen. Zu seinem Leidwesen war hier nicht das Geringste zu sinken, was man mit Recht beanstanden kannte. Die Pferde schlummerten süß und träumten von einer Futterzuduße", die Stallivachen waren munter, einer schien dem Fingal sogar zu munter zu sein, denn der Fahrkanonier pfiff ein lustiges Lied und reinigte einige Geschirrbestandtyeiie. Sie, Wiskocil," sagte der Haupt mann, pfeifcns nicht, die Pferd' wol len ja schlafen. Ihnen war's ja auch nicht angenehm, wenn die Pferde pfeife würden, wenn Sie chlasen wollten. Merken Sie sich das, sonst sperr' ich Sie ein, Sie Thierauäler! Nachdem Fingal dort ein bischen wettergeleuchtet", setzte er seine Reise sort. Er kam in den Neitpserdstall". Auch dort war anscheinend Allcs in Ordnung. Fingal schritt den Stall gang entlang. Da wendete Sarah", d?S Hauptmanns Rappstute, die offen bar im Einschlummern begriffen gewe sen, den Kopf nach ihrem Herrn und blickte ihn mit einem so sonderbaren Ausdruck an, als wollte sie sagen: Jetzt hat man auch in der Nacht keine Ruh' vor ihm!" Fingal aber faßte diesen Blick anders auf. Sie, Stallwache," rief er, haben Sie gesehen, mit welchem wehmüthigen Blick Sarah" sich soeben umgesehen hat!" Die Stallwachs bedauerte, Sarah's" wehmüthigen Blick nicht bemerkt zu ha ben. Sie bemerken eben garnicht!" fuhr Fingal auf. Wissen Sie, warum sich Sarah" umgesehen hat?" Der Fahrkanonier wollte eben erwi- dern, daß er keine Ahnung davon habe, und daß es von einein Krieger auch viel verlangt sei, für sechs Kreuzer täglich nicht blos das Vaterland zu vertheidi gen, sondern auch darüber informirt zii sein, weshalb die Pferde Nachts den Kopf umwenden. Der Hauptmann ließ ihn aber nicht zu Worte kommen, sondern meinte: Die Pferde sind nicht getränkt worden!" Korporal Windisch, der Stallinspec tions - Unterofsizier, der eben aus dem Schauplatze erschien, betheuerte, daß je dein Pferde unter seiner eigenen persön lichen Leitung Gctrünte verabreicht wur den. Reden Sie, bis Sie gefragt werden," schrie Fingal. Ich sage Ihnen, die Pferde wurden nicht getränkt! Fahr! nonier Wokurka, bringen Sie ein Bllt tel Wasser." Es geschah. Die Stallwache stellte der Sarah" das gefüllte Gefäß hin und zum Entsetzen des Korporal Windifch und der Stallmache soff die Stute das halbe Büttel leer. Na, was sagen Sie jetzt?" fragte Fingal. Bitte, Herr Hauptmann." meinte Windisch, ich hab' heut' auch schon ein Krügel Bier getrauten, deswegen würde ich aber doch noch ein Seidel 'trinken?" Ich werde Ihnen schon ein Krügel geben!" rief Fingal. Sie kommen Beide zum Rapport, ich werde Euch schon lehren, die armen Thiere verdursten zu lassen, Ihr Schinder." Etwas erleichtert klirrte der Haupt mann von bannen. Er stieg die Treppe zu den Mannschastszirnmern empor. In dem ersten Gelasse sand er den Unter ossizier vom Tag," den Geschützvormei ster Fries, der es sich ein wenig bequem gemacht hatte, um den Frührapport zu schreiben.' Fries hatte den Czako abge legt und einige Knöpfe seiner Uniform geöffnet, denn es war eine schwüle Früh lingsnacht. Als Fingal in das Zimmer trat, stülpte Fries den Czako auf sein blondes Haupt und meldete sich nach Vorschrift. Fingal tippte mit der behandschuhten Rechten nach seinem Kopfe und sagte: Ich an Ihrer Stelle würde im Schlaf, rock Dienst machen. Schämen Sie sich denn gar nicht, so halbnackt herumzu laufen?" Der Geschützvormeister schloß rasch sei nen Waffenrock, erwiderte aber nichts, da er sofort bemerkte, daß Fingal schief ge wickelt war, und er ihn nicht noch mehr reizen wollte. Ist Alles zu Hause?" forschte Fingal. Alles, Herr Hauptmann," erwiderte Fries. Alless" fragte Fingal nochmals mit Betonung. Ja, sogar die Herren Führer sind schon zu Hause!" Nehmen Sie das Licht," knurrte der Hauptmann, ich will die Zimmer visitiren." Fries ergriff die Lampe und leuchtete dem Batteriechef. Im ersten Zimmer war wirklich Alle, zu Hanfe, auch die Stiefel waren vorschriftsmüßig geputzt. i Das zweite Zimmer!" Der Haupt mann schritt die Bettreihen entlang. Da siel sein Blick auf ein Lager, auf dem sich eine unförmlicke Masse befand. Wer liegt hier?" fragte der Haupt mann. Der Vormeister Knotb." Der bat aber sein Bett miserabel ausgestopft," meinte Fingal höhn lächelnd. Das siebt ja ein Blinder, daß das Schwindel ist." Der Hauptmann stocherte mit seiner Säbelscheide auf den ledlosen Knäuel loS, der seiner festen Ueberzeugung nach nur aus Kopfpoiftcrn und Tornistern bestand. Plötzlich abn sprang die Masse empor und schrie wüthend: Fix laudon, san döS blöde G'spnß." Es war doch der Vormeister Knoth, Fingal's Säbelscheide hatte ihm cinigc Stöße in den Magen verabreicht, Na, na, beruhigen Sie sich nur," sagte Fingal ziemlich verdutzt nd ver ließ rasch daS Zimmer. Schon vor der Thür des dritten Zim mers vernahm man einen heillosen Spektakel. Man hatte dein Vormeister Geislinger Zwieback, Bürsten. Pantos fcln und ähnliche Dinge unter das Lein tch gelegt, die er sodann den Missethii tern an die Köpfe warf. Man sammelte die Gegenstände und schlenderte sie neuerdings dem Vormeister zu, so daß sich mit der Zeit eine regelrechte Schlacht entsponnen hatte, bei der schließlich Röhrenstiefel, Packtaschen und Czako ais Ge cho e benutzt wurden. Mit einem Ruck riß Fingal die Thür aus und mit eine, Spnrng stand er muten unter den Stampfern. Der Ge schützvormeister FrieS, die Lampe in der hocherhobenen Rechten, beleuchtete den Kriegsschauplatz. Nun ging das Gewitter los. Es donnerte, krachte, knatterte nd blitzte so gewaltig, daß die Schläfer in den an deren Zimmern erwachten und in der Meinung, die Kaserne stürze ein, er schrecken aus dtn Gang liefen. Nachdem Fingal mit den Worten: Die ganze Baiide kommt mir zum Rapport" eingeschlagen und die nächt lichen Friedensstörer niedergeschmettert hatte, verließ er die Kaserne, Draußen vor dem Thore entrang sich ein tiefer Seufzer seiner Brust. Na, Gott sei Dank," murmelte der Offizier, den Zorn hätt ich los. Munter und guter Dinge, einen Wal- zer summend, schritt der Hauptmaun seiner Wohnung zu. Bist noch dös auf mich, Weibern" fragte er seine Gattin, als er das Wohnzimmer betrat. Sei wieder gut, Rosa, ja? Schau, ich war ja auch nicht bös." Der Kosack und daö todte Pferd. Dumm wie eine Krähe, nur schlauer wie der Teusel," ist ein russisches Sprllchwort, das auch auf den Kosacken Anwendung sindet. Sein Pferd ist, wie er selbst, das Sinnbild der List und Schlauheit; nur der in Rußland be kannte Ruf des Kosackenpferdes als mit diesen Eigenschaften begabt, soll sich seit dem letzten russischen Kriege durch sol gendes Geschehnitz wenn man der Erzählung eines Augenzeugen" in dem Petersburger Journal Riva" Glauben schenken darf in weite Ferne verbrei tet haben. Es war gerade an einem Tage, wo die Kriegsfune am Heftig ten wüthete. als ein Detachement Kosacken eine Stadt passtrte, um sich auf's Schlachtfeld zu begeben. Kaum war der letzte Manu am Horizont verschwunden, als noch ein Nachzügler herangeritten kam, der sei iiem Pferde ohne Unterlaß die Sporen in die Weichen schlug, um seine Käme- raden zu erreichen. In der Mitte des großen Platzes angekommen, sank sein Pferd plötzlich zusammen und lag bald mit ausgestreckten Beinen und geschlosse nen Augen flach auf dem Boden, starr und bewegungslos, wie ein in der Schlacht getödtetes Thier. Umsonst zerrte der Kosack eS am Zaum und gab ihm Fußtritte, das Pferd rührte sich nicht; es war ver endet. Da erfaßte Entsetzen den Unglück lichen; in nervöser Aufregung faßte er sich bei den Haaren und stieß Schreie der Verzweiflung aus. Elender, der ich bin! Wie kann ich jetzt meine Pflicht thun und kämpfen?" Unterdessen hatte sich, von Mitgefühl für den Unglück lichen ergriffen, eine Menge Leute um ihn gesammelt. Der Eine zupfte das Pferd am Schweife, der Andere an der Mähne, ein Dritter schaute ihm in's Auge daS Uebel ist unheilbar," sagte einer der Anwesenden, wir müssen dem armen Teufel zu helfen suchen." Der Kosack hatte den Sinn dieser Worte sosort verstanden, nahm seine Kappe ab und hielt sie, um ein Almosen villend, einem jeden der Anwesenden hin. Anfangs fallen die Silber und Kupfermünzen spärlich, dann aber schneller und reichlicher mit lustigem Ge ilingel. Schließlich ergreift ein wahr Haftes WohlthätigkeitSsieber die Menge, so zwar, daß Leute, nachdem sie ihre Taschen geleert hatten, nach Hause lau fen, um den Säckel wieder zu füllen, und bald glitzern auf den braunen und weißen Geldhaufin sogar gelbe Stück- chen. Mit freudestrahlendem Gesicht und thränenfeuchten Augen läuft der Kosack von Einem zum Anderen und umhalst einen Jeden; dann süllt er seine Taschen, setzt seine Mütze wieder auf und beginnt zu laufen in der Rich tung, die seine Kameraden eingeschla gen hatten. An einer ansehnlichen Ent- sernung angelangt, giebt er einen schrillen, durchdringenden Psiff von sich, worauf das vermeintlich todte Pferd aufspringt, als ob es blos auf dieses Signal gewartet hätte, die Mähne aus richtet und schnell wie der Wind davon jagt seinem Herrn nach. Und der arme Kosack wußte nichts Eiligeres zu Iliun. als seinen geliebten Gaul zwischen die Schenkel zu nehmen und, die Gesoppten aus der Ferne noch mit der Hand höy nisch grüßend, verschwand er in einer Staubwolle. Die guten Leute ärgerten sich nicht weniz ob ihrer Leichtgläubige keit, am Meisten aber Derjenige, wel cher für die Unterstützung des Unglück- lichen Kosacken plaidirt hatte. fiiu PWkns. Chef (zum Correspondenteii): Der Frauenverein hat seine Lokalitäten ver größcrt da müssen uier trachten de Lieferung von de Einrichtungen zuge standen z bekomme. Schreiben Se gleich ein Offert! (Nach einer Weile.) Nun sind Se fertig? Lesen Se vor!" Correspoiident : Löbliche? Präst dium !...," Chef: Halt, schon das erste Wort ist falsch! Wen Se schreiben an t' Frauen verein en Offert, was soll werden berücksichtigt, wie können Se tituliren: Löbliches Präsidium? Das muß haißen : Liebliches Präs, dium!" Variante. Rings auf allen Wegen, partout, Selbst ans den einsamsten Stegen Siehest du Das Rad mit dem Schlauch; Schon radelt der Wilddieb im Walde - Warte nur, balde Radelst du auch! Der piiroeiiil. Neulich beim Baron famoseS Diner mitgemacht! Pro Mann zwei Dutzend Austern!" Das ist schon waS auch! So viel hat bei meinem letzten Souper jeder Gast stehen lassen!" fjclbciiimiil. Willst Tu wohl augenblicklich vor kommen?" (Stimme unter dem Sopha): Da kannst Du lange warten, ich will Dir endlich einmal zeigen, wer Herr im Hause ist!" wörtlich genommen. Die Rosa hat dem Rath ihr Herz geschenkt " Da that sie gut daran, der Geizhals hätte ja doch keinen Psennig dafür be zahlt." ländliche Kritik. Nun, Steffelbauer, wird Er, wie un heurigen Sommer, auch nächstes Jahr den gelehrten Professor mit seiner Tochter wieder bei sich baden?" O, Herr Psarrer, mit dena ihr Gelehrtheit ist's auch net weit her. Die Tochter ist den ganzen Tag vor dem Zwetschgenbaum g'standen und g'sungen: O Tannenbaum, o Tannenbau m " Erkannt, Nun, Frau Geheirnralh, wer den wir uns in Nizza sehen?" Es ist noch nicht entschieden, Herr Baron! Ich möchte wohl gern, aber mein Mann will nicht!" Soso! Nun denn, auf Wieder sehen in Nizza!" Individncll, Dame: Wie frisch und froh yeule me ganze vtatut erscheint!" Studiosus: Natürlich, heut' ist ja der Erste!" Macht der Gemolinbeit, Herr Löw, von der Firma: Löw, Beer & Katz, hat die nicht selten vor kommende Unart, im Zwiegespräche sei nem Gegenüber mstikti an den Rock knöpfen zu spielen und zu zupsen. Herr Katz, sein Compagnon, kann davon er zählen, denn Beer theilt im Geschäfte mit ihm ein Bllreau und kommt es tagsüber oft zehn bis zwanzigmal vor, daß Löw dem Katz an den Rockknöpfen spielt. Von dieser Unart schon ganz nervös geworden, kommt Katz schließlich der glückliche Gedanke, sich eigens für's Bureau einen Rock ohne Knöpfe machen zu lassen. Als er diesen das erste Mal anhatte und Löw mit Katz eine geschäftliche Angelegenheit bespre chen will, sucht auch schon seine Hand nach jenem runden Gegenstande, der so sehr seinen Gedanken und Redefluß be günstigt; diesmal jedoch vergeblich. Aber Katz." ruft er schließlich 'in ner vöser Ungeduld aus, mit Ihnen kann man wirklich niz reden!" Bauer (zu seinem Sohne, der zum Militär kommt): Sei brav, Hansl, und schau', daß D' bald a' w e n g l an' Orden kriegst!" Ans der Scknle. Welches ist wohl die wichtigste technische Ersindung unseres Jahrhunderts?" Der Chocoladen Auto m a t !" pct, Studiosus: Ader, Mensch, wie kann lest Tu nur durch's Ezamen fallen bei Deinen großen Kenntnissen?!" Candidat: Ich war total ver wirrt der eine Eraminator hatte so große Aehnlichkeit mit meinem Schneider!" INigrcrslandm. Herr Coinmerzienrath. ich preise mich lücklich, in Ihrer Tochter meine zukünftige grau gefunden zu haben!" Glaub's, bei einem Findcrlohn von zweimalhunderltausend Mark!" r kennt irrn, A.: In meinem Leben habt ich nur einen kinzigen wahren Freund gehabt, der mir auch im Unglück treu geblieben B.: Donnerwetter, Geld gehabt haben!" der muß aber