II iciii erster Klient. S'Vm iVova (loihiu. Bor zwei Monaten Hatte ich mein Assessür'tFramen gliicflid) bestandk üd war nun seit 1t Tagen wohlbestallter Rechtsanwalt in Berlin. Eine Pas sende Wohnung in einer der belebtesten Straßen war bald gesunden, das Bu reau mit den nöthigen Möbeln, Papie ren und pro Form auch mit einem so genannten Bureauvorsleher ausgestat tet, und nun wartete ich der Dinge oder, richtiger gesagt, der Mandanten, die da kommen sollten. Bei jedem Ausgange liebäugelte ich mit dem Schilde a meiner Hausthür, dessen Buchstabe von der anderen Straßenseite aus lesbar waren, und kalkulirte, daß von hundert Vorüber gehenden es mindestens 50 bemerken mlißten, und von diesen doch wohl durchschnittlich einer mich aussuchen würde; eine Berechnung, welche bei der größten Belebtheit meiner Straße zu einem außerordentlich günstigen Resul täte führte. , Doch eö waren, wie gesagt, schon vier zehn Tage seit meiner Niederlassung vergangen, und noch immer saß ich ein sam und allein in meiner Sprechstunde. Meist war ich nach vergeblichem Har ren aus einen Rathsuchenden sanft ent schlummert und erwachte erst, wenn mein Bureauvorsteher nach Schluß der offiziellen Empfangszeit erschien, um sich zu verabschieden, und dabei mit ironi schem Zucken der Mundwinkel fragte, ob der Herr Nechtsauwalt sonst noch etwas wünschte. O, dieser Schlingel. Vor ihm schämte ich mich fast noch mehr, als vor mir selbst, und diese Scham hinderte mich auch, ihn danach zu fra gen, ob er die endlosen langen Bureau stunden mit dem Drehen von Papier kugeln aus meinen Formularen oder mit einer anderen glcichgcwinnbrii'gen den Beschäftigung ausfülle. Da endlich! Ich fuhr wie elektrisirt in die Höhe. Sollte meine erhitzte Phantasie mir einen heiß ersehnten Ton vorgegaukelt haben, oder hatte es wirk lich geklingelt? Doch noch ehe es mir recht klar war, ob ich träumte oder wachte, stürzte schon mein Bnrcauvor sicher in'S Zimmer mit der Meldung, daß ein Klient, ein wirklicher Klient im Vorzimmer warte. Mit fieberhafter Eile waren die Spu ren des Nachmittaqsschlummers ver wischt. Der Roman, i dem ich vor dem Einschlafen geblättert hatte, flog in den Papierkorb, der Paletot, den ich als Plaid benutzte, hinterher. Jetzt noch schnell ein paar dickleibige Bände des Landrechts auf den Schreibtisch gelegt und meine Wenigkeit selbst davoe etzt. scheinbar in das Studium eines Ak- tenstllcks", thatsächlich eines leeren Ak tendeckels vertieft und Alles war zum Empfange des lange Erwarteten bereit. Und er erschien. Nur wer sich je mals in gleicher Lage befunden, kann nachfühlen, mit welchem Gemiiq von Neugierde und Ehrfurcht ich dem Ein tretenden entgegensah. Während der langen Wartezeit hatte ich genugsam Muke gehabt, mir meinen ersten Klien ten auszumalen. Ja, eigentlich hatte ich ,hn mir doch ganz anders orgefleuk. Die hochgespannten Erwartungen von einem hohen Beamten, der in den fal sehen Verdacht einer strafbaren Hand luna aekommen. meine Hilfe begehrte, oder zum Mindesten von einem großen Finanzier, dessen ganzes Vermögen auf dem Spiele stand und der gerade mich mit der Wahrnehmung feiner ammnen betraute, waren in den Tagen ungestör ten Alleinseins zwar sehr in'S Wanken gekommen, doch in diesen letzten Minu ten wieder aufgelebt. WaS sich da zag haft zur Thür meines Zimmers hinein schob, sah nach Keinem von Beiden aus. Es war ein Mann von mittlerer Größe mit rothblondem Kopf und Barthaar, angenehmen Zügen, in der Kleidung eines biedere Arbeiters im Sonntagsstaat. Meiner Aufforderung, Platz zu neh wen. leistete er bescheiden Folge und be gann mit vor Erregung zitternder Stimme, mir sein Anliegen vorzutra gen. , Er hieß Gottlicb Schulze. Seit fünf zehn Jahren arbeitete er in einer bekann ten Maschinen Fabrik und ernährte durch seiner Hände Fleiß seine Familie. Hochgeachtet im Kreist seiner Genoffen, geschätzt von seinen Arbeitgebern, lebte er glücklich mit den Seinen, und nun brach unverschuldet das Verhängniß über ihn herein. Er war beschuldigt, einen Tiebftadl begangen zu haben, er, dessen ganzes Leben makellos und nur treuer Pflichterfüllung geweiht war, der seinen Kindern vor allem Anderen den Spruch an's Herz legte: .WaS nicht Dein ist. rlldr' nicht an!" Hier erschütterte ein convulsivischcS Schluchzen den Körper des biederen Mannes, und ich hatte Mühe, ihn s weit zu beruhigen, daß er fortfahren tonnte. Unter Thränen erzählte er weiter, daß sein College Krause, mit dem er seit Jahren in innigster Freundschaft der kehrte, gegen ihn die Beschuldigung er hoben Hai, idm bei Gelegenheit eineS gemeinsamen dendtrunlS unbemerkt die Uhr au der Tasche gestohlen ,u ha ton. An sei er, der unbescholtene Mann doS Blut erstarre ihm noch jetzt bei dem Gedanken daran auf Grund der Tenunziat im vor der Polizei der nnmirult rdkN. Und dtt MSN dIN Verleumdn mehr Glauben schenke als ihm, stehe jetzt gar die Erhebung der An klage bevor. Sein Brodherr, der von der Sach Keliiituiß erhalten, habe ihn auf den bloßen Verdacht hin aus der Stellung entlassen, da er nur ehrliche Arbeiter brauche könne. Nun lebe er und seine ffamilie schon seit Wochen von ihren kärglichen Spargroschen, denn eine Er stcnz wolle er sich erst gründen, wenn kein Makel mehr an seinem Rainen haste. Der Erzähler sprach mit immer größer werdender Lebhaftigkeit; mit gerungenen Händen beschwor er mich, ihm als Ver theidiger zur Seite zu stchen und da durch ihn und seine ganze Familie vor dem Untergänge zu retten. Nachdem ich ihm versprochen hatte, mich seiner Sache nach Krästen anzunehmen, ein psahl er sich unter tausend TankeS Worten, und nur mühsam entzog ich ihm meine Hand, die er mit Küssen be deckte. Ich begann sofort, mich mit seiner Angelegenheit zu beschäftigen. Das; sie aus dem Gebiete des Strafrechts lag, war ganz nach meinem Sinne, denn zum berühmten Vertheidiger hatte ich von jeher den Beruf in mir gefühlt; nun sollte meine erste Leistung den Grund stein dazu legen. Die ganze Existenz, sogar das Leben eines Menschen, stand auf dem Spiele, denn daß ein Mann mit solchen Gesinnungen die Schande einer Verurtheilung nicht überleben würde, stand sür mich scst, und in meine Hände hatte er seine Sache ge legt, von mir erhoffte er Rettung! Ja, das Gefühl, das ihn zu mir trieb, sollte ihn nicht getäuscht haben! Mit flam nienden Worten wollte ich den Richtern seine Lage schildern, meine Begeiste rung, mein unerschütterlicher Glaube an die Grundlosigkeit des über seinem Haupte schwebenden Verdachtes mußte sie mit sortreißen, und der günstige äußere Eindruck meines Mandanten würde mich unterstützen. Im Zimmer auf und niedergehend. begann ich schon damit, mir mein Plai' doycr im Geiste zurecht zu legen: Mein Herren Richter," so sprach ich halblaut vor mich hin, blicken Sie den Ange- klagten an und fragen Sie sich selbst, sieht so ein Verbrecher aus? Können diese offenen Züge lügen? Bedenken Sie, daß in diesem Augenblick das Ge schick eines Menschen in Ihren Händen liegt, daß ein Wort von Ihnen ein blühendes Menschenglück vernichten oder einem geknickten Mann neue Lebens Hoffnung geben kann! Die Tarstellung des Zeugen Krau e dars für Ihren Ur theilsspruch nicht ausschlaggebend sein; sie trügt den Stempel der Unwahrheit an der Stirn. Wie hätte ein mit solcher Frechheit ausgesührkr Tiebstahl unbemerkt bleiben können? Dem Krause würde der Griff nach seiner Tasche nicht entgangen sein, und es wäre ihm ein Leichtes qewe cn, den Tieb in fla granti" zu ertappen. Ich bitte Sie inständigst. machcnSie meine ticfinnerste Ueberzeugung von der Unschuld meines Klienten zu der Ihren und geben Sie den Unglücklichen seiner verzweifelw den Gattin, seinen fast verwaisten Kin- dern, wieder!" So! Das mußte wirken! Und befriedigt ließ ich mich wieder vor mei nem Schreibtische nieder. Es dunkelte bereits stark und der Schluß der Sprech stunde nahte wohl schon. Ich griff nach meiner Taschenuhr sie war fort. Doch ich mußte mich irren, noch vor einer halben Stunde hatte ich sie m der Hand. Ich stürzte Mieder an den Schreibtisch, durchstöberte den Bücherschrank, Papier korb, jeden Winkel meines Zimmers, ne war und blieb verschwunden. Sollte etwa Gottlieb Schulze??? Doch nein! Fort mit dem häßlichen Ver dacht! Diese offenen Züge können nicht lügen! Und doch! Es war Niemand sonst im Zimmer gewesen, nd bei genauem Zusehen erkannte ich, daß die Ührkette dicht am Knopfloch der Weste mit einem scharfen Instrument durch schnitten war. Das also war Dein Handkuß. Eottlieb Schulze! O, Gott lieb Schulze, warum hast Tu mir das gethan! Wie lange ich in dumpfem Brüten dageseffen habe, weiß ich nicht ; mich weckte erst das Oeffnen der Thür und die heute och um eine Nuance ironischer klingende Frage meines BUreauVor ftehers : ob der Herr Rechtsanwalt sonst noch Etwas wünsche. Jawohl, zum Kukuk wünschte ich ihn und Herrn Gott lieb Schulze dazu. Aber was hals das Alles, und daß ich mich selbst mit den schmeichelhaftesten Namen der Zoologie titulirte? Meine Uhr und meinen ersten Klien ten sah ich niemals wieder! berliner Witz. Piavderci von Paul klndenberg. Der Witz des modernen Berliner thumS'sußt vielfach noch auf Kaiisch, Glaßbrenner und den übrigen Humori ften der fünfziger Jahre; er bildet nach Fontane ein eigenthümliches Etwas, drin sich Uedermuth und selbstironie, Eharakter und Schwankendheit, Spott sucht und Gulinüthigkeit, vor Allem aber Kritik und Sentimentalität die Hand reichen, jene? Etwas, das. wie zur Zeit Friedrich Wilhelms III.. nur witziggeschulter und geschmackvoller ge worden, auch heute wieder alle Kreise durchdringt, bei Hoch und Niedrig gleich mäßig zu finden ist und bereits weit über den unmittelbaren Stadtkreis hin aus seine Wirkung äußert." Nicht der letzte Vorzug deS Berliner WitzeS ist seine Tchlagfertigkcit. Diese zeigt sich auch schon in vielen Ausdrücke der Berliner Vollssprache, welche an Vielseitiulcit und origineller Umschrci bunq nichts zu ivitnschen übrig lassen, wobei auch hier ein tüchtiger Prozentsatz Ironie müunterläust. Nclimen wir be,,p,eismeie nur o,e Drohungen mit ihrem ungcmeinen Reichthum an Krastausdrückcn. Man nich lange jefackelt!" und Immer feste uf de Weste!" vertreten die Stelle der Kriegserklärungen. Als saufte noch malige Mahnung gilt: Nu reißt mir aber bald die Strippe!" und als zarte Frage: Soll ick Ihnen mal die lSis beene knicken?" Fleundlich klingt auch das Wort : Der Mann hat Recht schmeißt raus!" Manche Drohungen verfügen über einen erstaunlichen Bilderreich thiun. Et jiebt eens auf de Riebe, det Deine Jurke denken soll, ihre Mut ter ,s n KürbiS lewelen!" oder: ,,oll ick Ihnen etwa im stcisen Arm verhun gern lasten?" Kühn hinweg über alle Kalendertage setzt sich die Ankündi gung: Ick hau' Dir ecne, det De denkst, Pfingsten nd Ostern fallen uf eenen Tag!" und nicht minder lieblich lauten: Ick jede Dir eene, det De die Siegessäule vor 'ne Bratwurst ansehst!" und: Et jiebt eene det De den Mond vor'n Bäckergesellen hältst!" Und zu den Schlägen noch den Spott, denn der Gekeilte" wird höflich genagt: Wenn Se 'mal wieder wat brauchen?" Für viele Worte hat der Berliner eine Murrn drollige iinö vieisaiy ires sende Umschreibung. Den Eylinderhut nennt er, weil er von den xamnan den. den angebenden Bräutigams :c, aetraae wird. Angströhre," aber auch Civilhelm" ist nicht unrichtig. Für eine Gurke sagt er Vegetarische Wurst", für Na e Riechkolben", au Kesichts-Erker", siir Ohren Horch läppen", für Harmonika Schiffer Pianino" (weil dies holde Instrument oft zu Kahnfahrten mitgenommen wirv), für Telephon Oua el strippe". Die Schlagsertigkeit des Berliner Witzes heftet sich natürlich mit Vorliebe sofort an ZalleS Neue. ,lede-Pniail" taufte der Bolksmund das am Königin Augllsta-Ufer errichtete stattliche Ge- bäude der Alters- und Jnvaiioenver sorgung und Grünspan-Brücke" die neue Friedrichs-Briicke wegen ihrer vier mit grünlicher Patinaschicht Ubcrzoev- neu Bronce-Figuren. Auf den Schneidermeister Towe schen schußsicheren" Panzer nimmt die Scherzfrage Bezug: Ihr Uederrock haben feie wohl von Towe machen la sen?" Nun, er ficht so erschossen ans." Selbst Verdruß und Unglück können den Berliner Witz nicht unterdrücken. Als vor mehreren Monaten i der &cn Irak Markthalle ein umfangreicher Brand wüthete und eine Marktfrau jammerte: Ach Jotte doch, wat wird aus meine Kartoffeln?" tröstete sie eine andere: Sei man jut, det jiebt mit meine Eier und Bücklinge 'n scheenet Jericht, da hab n wir lange wat dran! Und als eine der Marktfrauen mit Thränen in den Augen klagte: Wer bezahlt aber morien meine Lieferanten?" rief ihr eine Freundin zu: Laß md, Luise, wisch ab Dein Geficht, der Lie fcrante verklagt Dir nich," und dieser Trost erweckte selbst auf dem Gesicht der Weinenden ein Lächeln. Mit seiner Schlagsertigkeit weist der Berliner manche Veriegenheit, manchen Verdruß oder manche ihm unangenehme Zumuthung zurück. Herr Schulze spa ziert in der Leipzigerstraße und bemerkt vor sich einen Herrn, den er irrthümlich für seinen Freund Jeckel hält. Mit diesem will er sich einen Pak machen, indem er ihm von hinten mit der flachen Hand einen kolossalen Klaps auf den Rücken giebt. Der Getroffene dreht sich erschrocken um, Herr Schulze be merkt seinen Irrthum und sucht sich zu entschuldigen: Ach, verzeihen Sie, mein Herr, ich habe geglaubt, es sei Jeckel." Nun, und wenn es denn Herr Jeckel wäre," erwiderte der Fremde, müssen Sie denn dem so einen furchtbaren Klaps geben?" Erlau ben Sie mal," sagte Schulze grob, was ick mit Jeckel mache, det jeht Sie gar nischt an!" Ein Fremder rust einem Berliner in unhöflichem Tone zu: He, Sie da, wissen Sie, wo die Konig Straßeist?" Jawoll, det weeß ick!" sagt Jener und geht ruhig weiter. Und durch die Blume" bemerkt ein Tienstmann: Lieder Herr, seien Sie doch so jut und jeden Sie jir 'ne schriftliche Bestätigung, daß Sie mir diesmal keen Trinkgeld jejeben haben. Denn sonst jlaubt meine Frau, ick hätt's versoffen!" Wie gesagt, Verlegenheit giebt's beim echten Berliner nicht. lie anone von Austerlitz. An den Much hei ?an in her Ha riser Münze knüpft der Kaulois" nach träglich eine ganz interessante Erinne rung. Kaiser Nikolaus setzte das Schmunarad der Presse in S,me,inn aus der die ihm angebotene Denkmünze LAei rt.H.j.ii ..it. .i..; um wuiii Mitiiul uiullc. .cuuct dachte aber Niemand daran, den Be sucher auf den Ursvruna des Sckmuna radeS aufmerksam zu machen, das aus ven vki Ausieriitz erbeuteten Kanonen vergcnelll wurde, wie dies aus den Tenlmürdialkiten d3 itinamminifW Napoleons DeS Ersten hervorgeht. ES yeitzi arm: Die Heeresbulletins, die von den bedeutenden Erbeuwnaen ItinhUtbrr Kanonen berichteten, regten in mir den Gedanke an, mir eine kleine Theil davon z sicher. Ich hatte daher mich der Rückkehr des Kaisers nichts Eilige res zu thun, als ihn zu bitten, mir 20 Kanonen zu überlassen. 20 Kanonen und wozu ?" fragte der Kaiser lächelnd. Haben Sie vielleicht die Absicht, gegen mich Krieg zu siih reu?" Gewiß nicht, Tire, die Partie wäre zu gleich; ich möchte nur den Ge brauch eines jüngst erfundenen Schmungraoes verallgemeiiiern, daS zur Prägung der Münzen dient. Es ist ganz auf Kupser und mein Budget ist nicht groß genug, in diese Ausgabe zu trage. Jede Schwierigkeit ver- schwände, wenn Ew. Majestät mein Gesuch gnädig ausnehinen wollte. ' l!0 Kanonen, Herr Minister, das ist aber viel !" Ich glaube, daß ich so diel brauche. Meine Absicht geht dahin, meine neuen Schwungräder Austerlitz" zu nennen und sie mit der Inschrift zu versehen : Kupser, bei Aiisterlitz vom Feinde erbeutet." Ah !" sagte der Kaiser im liebens würdigsten Tone. Sie packen mich bei der Eitelkeit. Nun, Sie werden Ihre Kanonen haben. Herr Kriegsminister, sagte er zu dem General Berthier, der gleich meinen anderen Kollegen anwe send war, Sie werden die Weisung ertheilen, daß 2g unbrauchbare Kano eil dem Finanzminister zur Verfügung gestellt werden" Die Austerlitz Schwungräder dienten vorerst zur Prü guug aller Münzen, werden aber jetzt, da die Tampspressen arbeiten, nur noch zur Prägung von Gelegenheitsdenkmün zen verwendet. Des 2oli( Rache. Fritzel war neun Jahre alt und, was man so sagt, ein enfant terrible. Da machte er eines Tages wieder einen seiner tollen Streiche, wosür ihn die Mutter gehörig strafte und überdies beim Vater verklagte. Tiefer hörte anfangs mit ernster Miene zu, sagte aber nichts weiter, und Fritzel glaubte, aus den Lippen seines Vaters zuletzt ein gewisses Lächeln bemerkt zu haben. Fritzel gewann daher sosort die iltbix- zeugung, daß seine Mutter einen Justiz mord an ihm begangen habe, welchen er zu rächen beschloß. Nach dem Klas senunterricht ging er zu allen Damen der Stadt, von denen er wußte, daß sie seiner Mutter bekannt waren, und lud sie angeblich im Auftrag der Mutter auf Nachmittag vier Uhr zum Thee bei derselben ein. Als Fritzels Mutter um diese Stunde sich eben zum B-snch einer benachbarten Freundin angelllidet hatte, klingelte es und klingelte es wiederholt, und eine Dame nach der andern erschien mit der Versicherung, wie sehr sie sich freue, der Einladung habe Folge leisten zu kön- ne u. . w. Fritzels Mutter zog sich, so gut es eben ging, ans der Lage, in welche sie ihr böser Bube versetzt hatte. Fritz," rief sie, nachdem sich die Damen wieder entfernt hatten, zornent brannt, Unhold, was hast Tu wieder gemacht?" O, Mutterl, ich bitt' Dich, sei ruhig," erwidert Fritzel mit einer ab wehrenden Handbewegung, w a s hättest Tu erst gesagt, wenn alle gekommen wären!" (in altes Panzerschiff. Gegenüber der weitverbreiteten An ficht, daß unsere gepanzerten Kriegs schiffe erst eine Erscheinung der neuern Zeit seien, ist es vielleicht interessant, daran z erinnern, daß schon die alten Johanniler-Ritter ein Panzerschiff be saßen, das sich allerdings von unseren mit Stahl gepanzerten Tampferkolossen wesentlich unterschied. Jenes alte Fahr zeug war im Jahre 1530 erbaut und gehörte zu dem Geschwader, das von Karl dem Fünften gegen Tunis gesandt wurde. Der berühmte Andreas Toria kommandirte jene Erpedition, die mit der Eroberung von Tunis endete und zu diesem Erfolge trug das Panzerschiff Sancta Anna nicht wenig bei. Es sührte eine Menge Kanonen, hatte für damalige Zeiten die ganz ungewöhnlich starke Besatzung von 300 Mann und war in jeder Beziehung prachtvoll aus- gestattet. Es besaß eine Kapelle und hatte eine eigene Bückerei an Bord, die täglich frisches Brod lieferte. Tas Merkwürdigste aber war sein mit Me tallnügeln am Schiffskörper befestigter Bleipanzer, der, wie unbedeutend er auch im Vergleich zu den heutigen ftar ken Stahlpanzern sein mochte, des schiff dennoch gkgen die Geschoffe der damaligen Zeit völlig unverwundbar machte. Geniestreich. Von dem Geniestreich des Pförtners in einem vielbesuchten sächsischen Gast Hof erzählen die Tresdner Nachr.": ;iBt da Nachts gegen I Uhr der Piört ner deS Hotels in seinem Stübchen und duselt so vor sich bin. Plötzlich rüttelt ihn ein gemüthliches Männchen aus dem süßen Schlummer mit den freund liehen Worten : Hörnfe, Herr Bortier. Sie kennten wer emal die Hausdhire uffmachen, ich hab' mer vun nnigen Fremden die Stiesel zu'n Ausbessern geholt, und da muß 'ch eilen, daß ich se bis morgen frieh fert'g dringe." Der Psörtncr reibt sich den Schlaf aus den Augen und sieht, daß der biedere Schuh machet sechs Paar Stiefel in de Hän den trägt, an denen er angeblich Gene sungskurm vornehmen soll. Nu, wen Se eenmal die defekten Stiefeln mitnehme, da könn' Se ovch gleich e Paar vo mir niitnehmen zum AuSbes fern, wenn Se di ooch erscht iebcrmor gen wiederbringen." Mit diese Wor im iibergiebt der Psörtuer auch seine Stiesel dem Fußkllnstler, schließt ihm die Hausthürc auf und entlaßt ihn mit einem freundlichen Gute Nacht, auf Wiedersehen !" Der freundliche Schuh macher hat aber bis zum heutigen Tage sich mit den Stiefeln nicht wieder sehe lassen, und sechs Hotelgaste mußten srüh Morgens mehrere Stunden auf Strümpfen lausen." 2Ö eine Hau aushalte kann. Ein Tiroler Blatt erzählt folgendes charakteristisches Histörchen. Ein Bauer verletzte sich bei der Holznrbeit die Hand. Als sich die Wunde verschlimmerte, nahm er Zuflucht zu einem Mann seines Ver- trauens, der aber seid tverständtich lein Arzt war. Dieser legte ihm Tabakblät ter auf die eiternde 'Wunde. Als nun der Bauer den dadurch hervorgerufenen Schmerz nicht mehr ertragen konnte, ging er zu einem anderen Heillünstler", der legte ihm Pech auf. Die Hand schwoll immer mehr an. Ein dritter Bauern doktor steckte Schafwolle in die Wunde, damit", wie er sagte, keine Luft zu komme." Ein Vierter behandelte die Hand mit Leim! Ter Zustand der Hand verschlimmerte sich mehr Uiid mehr und der robuste Mann konnte den Schmerz bald nicht mehr aushalten." Jrtzt wurde es ihm denn doch zu dumm und er fand endlich den Weg in s Vpv tal. wo ihm durch eine entsprechende Operation zunächst Linderung und dann allmähliche Heilung zutbeil wurde. Lie- der aber hat der Mann Alles vorher ver sucht und erduldet, als sogleich Heilung an dem rechten Orte zu suchen. Bestraft Höflichkeit. In einem der Pferdebahnwngen, die in London von Highgate nach Moorgate street laufen, spielte sich neulich eine kleine amüsante Scene ab. Der Wagen war ganz voll, als eine innge Dame, die kurze Haare und ein goldener Zwicker ein etwas gefährliches Auslehen gaben, einstieg. Ein junger Herr bot ihr sei nen Sitz an und machte ein sehr er- stauntes Gesicht, als die junge Dame nicht nur sein Angebot ablehnte, son- dem ihm mit lauter stimme folgende Strafpredigt hielt : Ganz gewi nicht. Diese sogenannte Höflichkeit seitens der Männer ist nur die Vergoldung unserer Ketten. Sähen sie in uns ihrcsglci- chen, so hörten diese dummcn Galan terien bald auf." Sprachs und blieb stehen ; die übrigen Passagiere lächelten vergnügt vor sich hin, und der höfliche junge Mann sah aus, als ob er sür alle Zeiten von seiner Höflichkeit kurirt wäre. Liebenswürdig. Als Rossini eines Tages in Paris mit dem Musiker Braga fpazieren ging, begegnete er Mcyerbeer, der bekanntlich sehr eifersüchtig auf ihn war, der aber sich eifrig nach der Gesundheit Rossinis erkundigte. Ach, es geht mir schlecht, sehr schlecht," versetzte der Komponist des Barbiers" ; ich habe Kopfichmerzen, Seitenstechen und kann die Beine kaum bewegen." Nach kurzer Unterhaltung ging Meyerbeer von bannen, und Braga sragte den groiien omponisten, wie es komme, daß er plötzlich so unwohl ge- worden fei. Lächelnd beruhigte Rossini seinen Freund und sagte: O, mir geht es ganz gut; ich wollte nur Meyerbeer eine kleine Freude bereiten. Ttt Kaufmann und der Seemann, Ein Kaufmann fragte einen See mann, was für eines Todes sein Vater gestorben sei. Der ermann antwor tete: Mein Vater, mein Großvater und mein Urgroßvater sind auf dem Meere verunglückt." Fürchtest du dich denn nich!" fuhr der Kaufmann fort, zur See zu gehen?" Aber sage mir doch," versetzte der Seemann, ohne auf die Frage des Kauf manns zu antworten, wie ist denn dein Vater, Großvater, und Urgroßvater ge starben?" Die sind alle in ihrem Bette geftor storden,' erwiderte der Kaufmann. Tarauf fragte lächelnd der Seemann: Und du fürchtest dich nicht zu Bette zu gehen?" Auch n'ch. Ja wohl, Herr Schwiegersohn und meine innere Stimme sagt mir " Schwiegersohn (schon halbtodt von der stundenlangen Moralpauke): Was, eine innere Stimme haben Sie auch noch?" INittcl kZöchin: Tu liebst mich so lau!" Soldat: Zahl' Maß. nachher lieb' i' Dich rasend!" Va. Wirth : Wissen Sie nicht einen hüb schen Namen sür meine Weinstube?" Gast : Gmiß ! Nennen Sie sie Zum Diogenes"." Wirth : Diogenes? wer war denn das?" Gast: DaS war ein griechischer Philosoph, der in einem Weinfaß saß und Wasser trank !" lllelir Sicht. Er: Warum weinst Tu, ist Tir unwohl?" Sie: Ach nein, aber i der Stadt ist eine so schlechte Bcleilchtuna, daß meine Freundinnen, denen ich begegnete, mein neues Kleid gar nicht bemerkt haben." jmrner icv (Siei.tje Brautmutter; Gott sei Tank, daß Sie endlich kommen, Herr Professor, die Braut wartet schon mit Sehnsucht aus Sie!" Brüiitigam: Ach, ich bitte tausend mal m Entschuldigung, gnädige Iran, aber ich mußte och rasch aus die Poli zeidireltion." Brautmutter: Ja, was mußte:! Sie denn dort thun?" Bräutigam: O, ich wollte nur eine Adresse nachschlagen lassen; ich hatte nämlich vergessen, wo meine Braut wohnt!" Eine Ringe, Junge Hausfrau: Die Eier, die Sie mir da verkaufen, sind wirklich schön h rtrnfi 11i(4 frifift rtMn,t Uvrn.ii'tt twiw tt'v, 1M ..'' - ""i" cie mit morgen iiuaj zivei caioii, uoer von derselben Henne." ' INaMiös, Wiiih (jinn Küchenchef): Jetzt ha den Sie zweimal statt Schweinebraten Gänsebraten hereingeschickt. Sie den ken wohl heute den ganzen Tag an Ihre Braut, die Ihnen untreu geworden ist?" Se weiß ZZcscheid, Herr: Fürchten Sie nichts, Fräu lein, ich bin ein Ehrenmann." Dame: Ach ja, aber eben die Ehren Männer sind siir uns Mädchen die Ge fährlichsten." ZZcwiwhci!ctes ?prichnwrt. Frau (die eben von ihrer Schwieger tochtcr kommt): Weißt Du, Alter, ich begreife noch immer nicht, wie sich unser Junge eine solche antippe znr Frau nehmen konnte!" Mann: Hm, man sagt doch: .Wie die Alten sungkn, so zwitschern die Jun gen!'" Anzüglich, Sie: Sich' nur, hinter Tir sitzt Herr Müller mit Frau. Der muß doch riefig unglücklich darüter sein, daß sie so sehr stottert!" Er: Im Gegentheil, das stelle ich mir sogar sehr ideal vor, denn ehe sie herausgebracht hat, daß sie ein neues Kleid haben will, hat er sich schon zehn mal angekleidet und ist ansgerissen." !Na?ki,r, Herr lzu einem Bekannten): Denke Dir, unser Freund Meier war vor einer Stunde noch gesund und munter auf der Soiree, nd jetzt ist er verlobt!" Der mafjfi,t. Lehrer: ,So, so, Euer Sohn studiit auf der Universität; was studirt er denn?" Bauer: Ja, dös kann i nimma nenna, aber 's feinste muß scho' sein, denn 's kost' sakrisch Geld!" 'hms minderes. Aber ich schwöre Ihnen. Anna, daß ich Sie aufrichtig liebe." Bedaure sehr, mein Herr, aber mein Herz ist nicht mehr frei." Sie wollen also wirklich nicht meine Frau werden?" Ihre Frau? O, daS ist etwas An deres. Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?" Vei Sonntagsjäger. Förster: Ich habe mir ausgerechnet, daß jeder dritte Schuß einen Hasen trifft." Na, mir scheint, ich mach' immer nie ersten zwei Schüsse." verdächtige tzascnjag!. Wirtbin (die koebcn einem Gast kia senbraten gebracht ha!): Ja wissen S', mein Mann schießt halt alle Hasen sei ber. und neulich bat er koiur das cch a'habt. 'n Schornsteinkeaer a bisserl ?u treffen." Bo5haft. Reisender: Was war das denn für eine Gesellschaft, der Sie gestern Abend spät noch aufmachten?" Wirth: Mehrere Herren, die zur Jagd hergekommen si:,d!" Reisender: Na, die werden diese Nacht eine reiche Beute in ihren Jim mern gemacht haben!" Gerechte Entrüstung. Frau:' Ich glaube or. Tu haft schon die achte Maß, und ich bin noch bei der ersten halben." Mann: Lchau, das empört mich eben so. daß ich halt mmt ncch eine trinken muß." rerstnai?xt. ' Richter: Wie alt find Sie?" Zeug!: VierundManzig." Richtir: Wann starb Ihre Mut ter." Zeugin: ,?or zweiunddreißig Iah. ren." bedenkliche Krisis. Maler: Wie finden Sie mein neuestes Bild: .Die Wüste'?" Besucher: Großartig, habe nie 'waZ Wüsteres gesehen !"