ißeboilt. Erzählung von M, Man. Sie liebt mich nicht mehr!" Ein tiefer Soifzer begleitete diese Worte, und Derjenige, welcher dieselben vor sich hiiimurmelt, Fritz Sommer, durchmißt dabei mit hestigcn Schritten das geräumige Parterrezimmer seines in der Vorstadt der kleinen Residenz gelegenen HauseS. Endlich, ach einer langen Weile, hält der junge Mann in einer unruhevollen Wanderung inne und tritt an das grüne, umranlte, weit geöffnete Fenster. Seine dunklen Augen haben einen traurigen, gramdedillckten Ausdruck, als er i den bliihenden, duftenden Garten hinaus schaut, in dessen schattigem Laubgange das lichte Kleid seiner grau verschwindet. Vor etwa zwanzig Minuten hatte diese ihn verlassen, nachdem sie mit ein ander hier in diesem Raume einen über aus beftiaen Wortwechsel gehabt hatten. den ersten in ihrer einjährigen Ehe. O wie häßlich war diese Scene gewesen! Die heiße Rothe der Scham steigt bei der Erinnerung daran dem jungen Ehe mann in daS hübsche, männliche, ge bräunte Antli. Nicht, daß er sich in seinem Gewissen bedrückt suhlte, der schuldige Theil zu sein; nein, durch aus nicht. Seine kleine Frau hatte ihn auf das Höchste gereizt. Er war sich bewußt, eine schier übermenschliche Ge duld die letzten Wochen gezeigt zu haben, und das war das Schlimmste und machte dem Manne die größte Sorge; der döse Austritt war nicht die Folge eines plötzlich entstandenen Mißverstünd nisses gewesen, sondern die lang verhal tene leidenschaftliche Lösung einer seit geraumer Zeit bestehenden Spannung. Fritz Sommer, der vielbeschäftigte Prokurist eines der größten Fabrik Etabliffements der Stadt, war durch aus keine fentimal angelegte Natur, doch geht durch sein Wesen ein licbenS würdiger idealer Zug, der ganz alltäg lich ist und welcher, gepaart mit einem festen Charakter und einem hellen Ver stand, ihn zu einer außerordentlich be liebten Persönlichkeit in der Residenz machte. Ein Jeder gönnte ihm, daß er bei verhältnißmüßiger Jugend Som- mer stand erst in der Mitte der Dreißig ger sich schon in dieser ansehnlichen Stellung befand, welche ihm eine sehr behagliche Existenz sicherte; eine aus kömmlich behagliche keine luxuriöse, da er von Hause aus kein großes Ber- mögen besaß. Den Stempel soliden Wohlstandes trägt sein ganzes Haus- tvesen, und mit berechtigtem Stolze und herzlicher Freude hatte seine Lori Jahr und Tag darin als liebende und a liebte Hausfrau in anmuthendster Weise gewaltet. Plötzlich hatte sich ein Wetter an ihrem ungetrübten ehelichen Himmel aufgethiirmt, hatte nach und nach eine drobendere Gestalt angenommen, war schließlich zu dem schwärzesten Gewitter Himmel angewachsen, welcher sich eben heute unheilvoll entladen hatte. Der linde Abendwind streicht durch das offene Fenster und kilhlt die erhitzte Stirn des jungen Mannes, welcher sich einen Sessel heranzieht und in Zriibeln verfallt. Vor seinem inneren Auge er hebt sich die Gestalt der jungen Frau, welche, Zwietracht säend, sich zwischen ihm und seiner geliebten Lori stellt. Marie Bonti ist es, die Frau eines jun gen Bankiers, welcher vor Kurzem sich hier in der Residenz etabliert und welche eine flüchtige, zufällige Begegnung in Lori's Mädchenzeit in einem thiiringi schen Badeorte sofort zum Anknii pfungspunkte intimster Beziehungen ge nommen hatte. Er empfand nicht die leiseste Sym pathie weder für die Frau, noch für deren Gatten, und seinerseits geschah nichts, um ein sreundschastliches Ver hältniß anzubahnen. Im Gegentheil, er that AUeS, um seine Frau von die sem Verkehr in seiner taktvollen Weise, welche Niemanden verletzen konnte, fern zu halten. Vom Ansang an erkannte er die Gefahr, welche für seine leicht er ngbare, lebensfrohe Lori in dem häu figen Zusammensein mit dem allen Aeußerlichkkiten des LebenS huldigenden Ehepaare lag. Mariens große schlanke Gestalt erregte überall, wo sie sich blicken ließ, Ausmerksamkeit und Be wunderung. Ihre llberputzn, auffällig betriebene Art der Kleidung gab auch vielfach Anstoß, und ihre laute, kecke Art war mehr der Geschmack der jungen Herrenwelt, als der der Damen ihres Kreises. Ihrem Manne ging der Ruf eines gewandten Geschäftsmannes vor auS; er gebot über ein höchst gewin nendes Benehmen, doch lag für auf mcrksame Beobachter etwas Lauerndes, Falsches in seinem Blick. Ueber seine finanzielle Lage herrschte einiges Tun lel. Nach dem Auswande zu urtheilen, mußte er übr bedeutende Baarmittel verfügen. AlleS in Allem genommen, wer eS Fritz Sommer nicht zu verübeln, wenn n an diese noch unbewährten Neu ankömmlinge den allzu engen Anschluß zu verhindern suchte. Jedoch seine bis jetzt so fügsame, liebe, kleine Lori. deren munteres Wesen, heitere, harmlose, zu sriedene Art ihn so lies beglückt hatte, war in diesem Punkte entschieden ande rn Meinung. Sie war wie umge wandelt durch Marie Bonti, zu der sie eine blinde, bewundernde Freundschast, gefaßt hatte, und welche mit tausend kleinen berechnenden Zügen immer giö ßere Gewalt über sie gewann. Frau Lori's LedenSanschauungen ränderten sich unter diesem Einfluß vollkommen., Eine anspruchsvolle, vergnügungssüch' tige Ader kam bei ihr zum Vorschein und zersetzte alle guten Eigenschasten. Ihr Sinnen und Trachten strebte aus den vier Wänden des Hauses heraus in die rauschende Welt der Vergniigungen und Abwechselung. In dieser eine Rolle zu spielen, erschien jetzt Lori als daS er strebenswertheste Ziel ihres Lebens. Die Beschränkungen, welche ihr Mann ihr in dieser Beziehung auserlegte, seine Bemühungen, sie von dem sich taglich steigernden Verkehr mit Frau Bonti ab- zuhalten, verbittern die junge Frau und sie entfremdete sich ihrem Gatten zusc hends in launischem Begegnen. Seinem liebevollem Entgegenkommen nach bis jetzt kleinen, aus diesen Ursachen ent standenen Reibungen setzte sie eine schroffe Zurückhaltung entgegen, welche einen weniger geduldigen und weniger warm liebenden Ehemann wohl schon früher. wie Fritz Sommer aus dem Glcichge wicht gebracht Hütten. Heute nun war denn doch seine lang geübte Selbstbeherrschung aus den Fu gen gegangen. Den unmittelbaren Anlaß zu dem heftigen Zusammenstoß hatte seine We: gerung gegeben, heute Abend wiederum in Gesellschaft von Herrn und Frau Bonti das Theater zu besuchen, nach dem man schon gestern sehr gegen seine Neigung zusammen im Cirkus gewesen war. Als er, Fritz Sommer, müde und ab gespannt von einem überaus anstren geiiden Nachmittag im Geschüft vor ei ner Stunde heimgekehrt, war Lori nicht anwesend gewesen. Ihr früher ihm nie fehlendes herzliches Willkommen, die sonst ihm stets bewiesenen kleinen Liebes dienste entbehrte der Gatte heute recht empfindlich. Er hatte sich mit der Hoff nung geschmeichelt, seine kleine Frau würde ihm nach dem gestern gewährten Vergnügen durch erhöhte Freundlichkeit ihren zufriedengestellten Sinn beweisen. Es kam ganz anders. Nach halbstündigem vergeblichen Har ren war Frau Lori mit allen Zeichen ungeduldiger Erregung in das Zimmer gestürmt. Ein Fragen nach seinem Er gehen, ein herzliches Wort fand sie nicht. Ein flüchtiges Guten Abend" dann im kategorischen Imperativ: Lieder Fritz, eile Dich, mache Toilette, ich ver sprach Bonti's, daß wir sie pünktlich zum Theater abholen würden." Liebe Lori," war in etwas gekränk tem Tone die Antwort gewesen, es thut mir leid, Deine Pläne zu ändern. Aber ich fühle mich in der That heute außer Stande; ich bin sehr ermüdet. Uebri gens weißt Du auch, daß es durchaus gegen meine Ansicht ist, diese schönen Sommerabende in dem heißen geschlos senen Raum zu verbringen. Schreibe Frau Bonti einige Zeilen und entschul dige uns." , Fritz," die großen blauen Augen blitzten das kann Dein Ernst nicht sein !" Mein vollkommener Ernst. Komm', liebe Lori, sei erstündig, setze Dich rasch hin und erledige mit einigen freundlichen Worten diese Angelegen- het." Mit freundlichen? Da irrst Tu. Wahr werden sie sein. Ich werde Marie schreiben, daß Dein kraffer Egoismus mich um dieses Vergnügen dringt. Niemals denkst Du daran, daß ich jung und auch büb cd genug bin, um mich nicht einsperren zu laffen. Tu solltest Dir ein Beispiel an Herrn Bonti neh men, der versteht es, seine Frau glück- na) zu machen. Lori ! mäßige Dich. Ein Glück, welches auf thönernen Füßen steht, das erstrebst Du? Tann unser Vermögen ist nicht groß genug, um in dem Stil wie Herr Bonti zu leben. Ich sagte Dir das schon etliche Male. Du quälst mich, Lori !" Die letzten Worte sprach Fritz weich, und er zog mit beiden Hän- den die zierliche Gestalt der jungen Frau näher an sich heran. Doch diese ent wand sich ihm. Ich hasse Deinen Schulmeisterton! Ich will mein Leben genießen, und Du mußt heute Abend mit mir kommen." Dabei hatten die kleinen Füße sehr energisch auf den Boden getreten, und die Stimme hatte einen gellenden Ton angenommen. Da war dem Gatten die Geduld geriffen. So ich soll ich muß! Ich danke sür die Rolle, die Tu mir zu theilst. Eine tolle vergnügungssüchtige Frau, wie Marie Bonti, ist Dir lieber, wie Dein Mann. Ich bedaure Tich uno mich. Es ist mir auch ganz gleich gültig, was Tu thust." Mit dielen Worten hatte er sich heftig auf dem Ab satz herum gedreht, zornig mit der Faust auf den Tifch geschlagen Frau Lori hatte die Thür in ähnlicher Weife mißhandelt, als sie in heller Wuth das Zimmer verließ. Während er in hochgradiger Errc gung zurück geviieoen war, yaiie er über sich in dem Ankleidezimmer seiner Frau eiligst Schritte hin und her gehen hören. Nun, vor wenigen Minuten war Lori in ihrem neuesten weißen Kleid und höchst koketten mit Blumen geschmückten Hütchen an seinem Fenster hier vorüber gegangen Fächer, Operngucker in der Hand, ihr feines Köpfchen recht hochmüthig zurückgewor fen. Also offene Rebellion! Tem jungen Ehemann war es wahr lich nicht zu verdenken, wenn er Ange fichtS dieser Situation zu dem Schlüsse kam, daß seine Frau ihr Herz von ihm abgewendet und das drohende Gespenst einer unglücklichen Ehe in greisbarer Rade nq vor ihm ervod. Xie alt Marie Bonti's war der Wegweiser auf j diesem trostlosen Psadc seiner Zukunft. Fritz Sommer giebt seinen Gedanken lange Audienz. Er entläßt sie schließlich ohne giinsti gen Bescheid, denn er siebt keinen Aus weg aus dem traurige vonslilt. Leu ersten Schritt zur Versöhnung kann er nicht thun. Seine Manuesehre giebt er nie auf. Seine Frau muß ihn thun, muß ihre Reue bekunden über den Heu tigen Akt deS offenbaren Mißachiens seiner Wünsche. Jedoch auch ihre ganze Lebensweise verlangt die Rückkehr in das alle liebe Geleise, sonst sind Beide, wenn auch nicht äußerlich, doch innerlich getrennt. Dieser Fall tritt ei, dem uuerqilick, lichen leidenschaftlichen Wortwechsel folgt keine Versöhnung. Lori trug die Miene einer schwer be leidigten Frau zur Schau, als sie an jenem Abend von dem Ehepaar Bonti geleitet in ihre Behausung zurückkam. Ihr Mann zeigte kalte Gleichgültigkeit trotz seinem inneren bitteren Weh. Keine Brücke wurde gebaut. Die Kluft verbreiterte sich täglich. Mit trotziger Ostcntation gab sich Lori dem innigsten Berkehr mit der neugewonnenen Freun bin hin, mit geflissentlicher Kalte über sah Fritz dieses Treiben. Stürzte sich seine Frau in einen Strudel von Ver gnügungen, so vergrub er sich mit rast losem Eifer in die Arbeit und nahm dieselbe zum Vorwand für sein häusiges Fernbleiben an dem geselligen Leben, welches um diese Jahreszeit in Som merfesten aller Art, Picnics und Eon- zerten zum Ausbruch kam. Der selten schöne Sommer mit sei nen sonnigen Tagen, seinen lauen weichen Adendwinden schmolz nicht das Eis, welches sich immer fester um die Herzen des Ehepaares legte. Hätte irgend Jemand Fritz und Lori noch vor drei Monaten gesagt, daß sie an einem solchen herrlichen Mondschein Abend, wie es heute der Fall ist, gleich zwei Antipoden auf der blumen geschmückten Veranda ihres Hauses sitzen würden sie hätten dem Betreffenden in's Gesicht gelacht, dem armen Schelm, der nicht weiß, zu welchem gluthseligen Liebesgeplauder der alte Gesell da dro den versührt. Kein Kosen, kein Flüstern giebt es heute z belauschen. Hinter einer Windlampe sitzt Herr Fritz und scheint vertiest in seine Zeitung, Frau Lori gähnt auf der anderen Seite der Terrasse, in ein illustrirtes Journal flüchtig blickend. Die Gedanken Bei der sind aber mit gleichem Stoff des Nachdenkens gcsüllt. Fritz war vor einiger Zeit eine kleine Erbschaft zuge fallen, rund 5000 Mark. Die Post brachte sie heute. Mancher Lieblings wnnsch ließ sich damit erfüllen, und Lori hätte gar zu gern gewußt, welches die Pläne ihres Mannes seien. Viel leicht eine große Reise? Oder eine Er Weiterung ihres Grundstückes? Der an grenzende Garten war frei und billig zu haben? Sie schaute von Zeit zu Zeit verlangend zu ihm hin, doch kein Blick fand Erwiderung. Sie hatte sich den vertraulichen Meinungsaustausch lange verscherzt. Jetzt wirft Fritz die Zeitung fort, ergreist den Hut, welcher neben ihm liegt, murmelt ein flüchtiges Lebe wohl, ich gehe eine Stunde in Rohr's Weinstube. Ich muß noch mit einigen Herren in geschäftlichen Dingen Rück spräche nehmen. Gute Nachts " Fort ist er. Lori sllhlt ein seltsames Kitzeln in ihrem Halse, die Augen brennen ihr heiß. Sie hätte ihm nach stürzen mögen, ihn halten, ihn liebevoll um cylingen mögen dorn nein Marie hat Recht ..vergieb Dir ja nichts." Er muß kommen, er muß um Verzeihung bitten." Marie war viel klüger, wie sie, halte also sicherlich Recht, wenn sie ihr darlegte, daß sie mit dieser Diplomatie sich ihren Mann voll kommen gefügig gemacht und man ohne jeglichen Zwang vergnügt an seiner Seite lebte. Immer ist man aber nicht in Gesellschaft allein kommen dumme Gedanken und feuchten sich wohl gar die Augen. Lori!" Ein heller Ruf ist es. Leichte rasche Schritte komme über den hell beschienenen Kiesweg den Garten herauf, behend springt Marie Bonti die wenigen Stufen der Veranda hinan und wirft sich fast athemloS in den be quemen Faullenzerstuhl, welcher neben Lori's Platz steht: Schatz, da bin ich! Gottlob, daß Dein Brummbär das Feld räumte! Und ahnst Tu, was mich her trieb? Gewiß nicht! Also ausge merkt! Du erzähltest mir heute Mit tag, daß Tu eine höchst destinguirte Toilette von Berlin bekamst. Ich kann nicht schlafen, ehe ich sie gesehen! Komm, wir gehen hinauf, Tu probirst Tein Toilettchen an!" Laß uns lieber im Mondenfcheine spazieren gehen." 0, mir ist eS viel zu kühl." So scheint es. Tu haft den großen Mantel umgethan." Ein vielsagendes Lächeln glitt bei diesen Worten über Marie Bonti's scharf geschnittenen Mund, doch ohne Antwort zog sie den Arm der Freundin in den ihren, mit munterem Gcplaudcr steigen sie die Treppen empor, riefen die beiden Dienerinnen deS HaufcS zur Hülfe. Bald war das Kleid, welches noch in schützender Umhüllung lag, vor den bewundernden Blicken der Damen ausgebreitet. Schließet die Thüren, damit Dein Mann uns nicht über raschi." .Sie, Emma," wendet sich dann Marie zu Lori erstem Mädchen. Sie helsen ankleiden Sie. Agne leuchten und ich bewundere , rief neckisch die lebhafte Frau. Tann trällerte sie ein Liedchen, warf mit Scherz und Wißwortcn um sich, ließ Niemanden zur Besinnung komme. Ach. brillaule Toilette." rief sie jetzt händellaschcnd, als Lori in dem aller ding? entzückenden rosa Adeudkleide vor ihr steht. Still, Marie, ich höre Schritte im Garten, sollte mein Man schon zurück kommen?" Frau Bonti eilt an das Fenster, öfs et es, lehnt sich weit hinaus. Alles in Ordnung. Niemand zu sehen." Sonderbar Marie spricht diese Worte in den Garten laut hinein nicht zu der Freundin im Zimmer. Rasch, Emma," nimmt nun diese das Wort, legen Sie das Kleid wieder zurück, rei chen Sie mir meinen Schlasrcck, löschen Sie dann die Lichter. Ich eile hinun ter, denn ich vergaß vollständig, daß üciemand im Hause und Alles unten offen stand. Recht thöricht von mir. Komm'. Marie, mir trinken noch eine Tasse Thee." Schatz, das geht nicht. Mein Mann erwartet mich. Leb' wohl, Lori Du bist ein guter Kerl vergiß mich nicht über Nacht," sügt Marie Bonti rasch hinzu, als Lori's Blick befremdet in den ihren taucht. Leb' wohl, " Ehe Lori weiß, wie ihr geschieht, fühlt sie einen Kuß auf ihren Lippen Liebkosungen sind sonst nicht der Freundin Art, flüchtigen Schrittes, wie sie gekommen, enteilt die junge Frau. Zu Lori's neuesten Angewohnheiten gehörte auch ein ungebührlich langer Morgenschlaf. Aus süßem Halbschlum- mer weckt sie am Morgen nach dem er zählten Vorgang ein ungewohntes Durcheinander von Stimmen und Thü ren schlagen, es ist eine Unruhe, die Un heil verkündet. Nicht lange soll die läs- sige Hausfrau im Unklaren bleiben. Kaum, daß sie sich erhoben und ange kleidet, tritt ihr Mann bei ihr ein. Bleich, verstört, ist sein Aussehen. Um Gottes Willen, Fritz, was ist geschehen ?" Bonti's Bank ist geschloffen. Er selbst entflohen. Ein zurückgelassener Brief legt ein trauriges Zeugniß von der Demoralisation dieses Menschen ab. Sein Buchhalter suchte mich soeben auf. Der Brief lag anf einem Pult. Er entblödet sich nicht, sich zu einem Dieb- tafcl zu bekennen, er brüstet sich damit. Empörend! Ich kann es Dir nicht er- sparen, Lori," lügt Fritz Sommer wei- cher hinzu, als er sah, mit welcher Tod- tenbläie das Gesicht der vor ihm ie henden sich überzog. eine rau i" Mühsam brachte Lori diese Frage Über ihre zitternden Lippen, sm 11)111 entflohen. Doch nun. Lori, kommt das Widerwärtigste für uns. Meinen Schreibtisch fand ich er Krochen die fünf Tausend Mark ent- wendet und Bonti ist der Thäter. Tu gabst der Frau Kenntniß von unserem Besitz, der Schurke frohlockt darüber, er gab öieS schwarz auf weiß " Er kommt nicht weiter. An seiner Brust liegt seine kleine Frau, seine Lori wieder, sie weint, sie schluchzt, als ob das Herz ihr brechen wollte, sie llam mert sich an ihn, als ob sie ihn nie wie der laffen könnte. Kannst Tu mir verzeihen? O, Fritz, die Schande, welche ich über Dich gebracht, dieser Menschen beste Freundin war ich. Habe Mitleid mit mir. Sag' daß Du mir vergibst. Schlecht, lieblos war mein Benehmen, Fritz, verzeih'!" Fritz Sommer hatte Unrecht gehabt. Marie Bonti in seinem Herzen eine Zeit lang hindurch als den bösen Dämon seines Lebens verwünscht zu haben. Nach jener Episode reifte seine Lori zur edlen Weiblichkeit heran und der reiche chatz ihrer Liebe und Zärtlichkeit ent schädigte ihn vieltaufcndmal für die uaalm jenes einen Sommers. Der Affe. Im Affenhause des Zoologischen Gar tens standen zwei Personen vor einem der Käfige und amüsirten sich über die Kapriolen der Insassen. Tie beiden Personen waren ein älterer korpulenter Her: und ein Marine-Cadett, Großartig sind diese Biester," sagte der alte Herr, man könnte ihnen stiin- denlang zusehen. Rein wie die Mm schen benehmen sie sich." Ach, das ist' noch gar nichts!' prahlte der Kadett. Als wir neulich auf den Molukken waren, haben wir ganz andere Eremplare gesehen! Kurt Nicmann, der Kadett, hatte nämlich nur diese einzige weite Reise nach den Molukken mitgemacht, und jetzt, da er sich auf Urlaub befand, be gann er seine meisten Sätze mit: Als wir neulich auf den Molukken waren " womit er Anfangs dem dicken Herin, dem Braucreibesitzer Niemann, feinem Onkel, gewaltig imponirt hatte. Tas reizte Kurt, fortzufahren: Auf den Molullen habe ich Orang-Utangs gesehen, die vollständig ebenso wie Men schen herum gingen und miteinander sprachen " .Sprachen? Kurt, sprachen? Tu willst mich wohl dumm machen?!" Auf Ehre. Onkel nein, ich will nicht gerade sagen: auf Ehre dazu ist die Sache zu unbedeutend aber bei- nahe auf Ehre! Tie OrangS faßen an einem Tische und unterhielten sich in der Affensprache.- Da schlag' Einer lang hin! So einen Affen möchte ich einmal sehen!" Nichts leichter, als das, Onkel; in acht Tagen fahren wir zum zweiten Male nach den Molukken, von da schicke ich Tir einen schönen Orang-Utang. Willst Tu?" Ter Onkel dachte bei sich: Aufschned den thut der Junge, das ist klar. Nun heißt es, ih gründlich abführen." Und laut sagte er: Ja, schick' mir mal einen, aber vergiß eS ja nicht." Einiie Monate später saß Kurt Vater, der Bürgermeister Nicmann, i seinem Büreau, als der Postbote ikm eine Kiste und ein Schreiben brachte. Die Kiste kam von den Molulken und enthielt allerlei Geschenke an die ga milie des Bürgermeisters, außerdem lag noch ein Bes an den Onkel bei. Das erwähnte Schreiben kam von dem Eapitiin eines Dampsers, welcher meldete, daß der Kiste auch noch ein Käfig mit einem Affen beigegeben war, der Affe sei aber unterwegs krepirt, und man habe ihn in Meer geworfen Bald darauf klopfte es, und herein trat ein alter Mann in Begleitung eines Jungen von etwa fünfzehn Jahren, deffen AeußenS von der Natur stark vernachlässigt war. Nun, Schneidermeister Wolle, waS verschafft mir das Vergnügen?" lotn Bürgerin ter, feie erinnern sich wohl, daß Sie bei meinem August hier de Pathenstelle übernahmen. Jetzt ist er eingesegnet, und meine Alte und ich, wir haben beschlossen, ihn. Brauer werden zu lassen. Vielleicht legen Sie ein gutes Wort bei Ihrem Herrn Bru der ein, daß er ihn in seine Brauerei als Lehrling ausnimmt." Sehr gern," sagte der Biirgermei ster und wandte sich dann zu August: Nun. mein Sohn, hast Tu auch Lust zur Brauerei?" Der Junge stieß zuerst eine Art von Grunzen aus, dann begann e?: J-i-i ich woo-o-o-ollte I" Aha, er stottert, sagte der Bürger meister. Ja, Sie wissen das schon? fragte Meister Wolle verwundert. Nun, ich hoffe, daß dieser Fehler ihm in feinem Beruf als Brauer nicht hinderlich sein wird. Ich will Ihnen schnell eine kleine Empfehlung an mei nen Bruder mitgeben. Üebrigens, Meister, lassen Sie Ihren August nur ganz allein hingehen, damit mein Bru der gleich sieht, was an dem Jungen dran ist." Der Bürgermeister schrieb das Empfehlungsschreiben und übergab es August. Hier, mein Junge, das gibst Tu Deinem künftigen Prinzipal, und ehe ich's vergesse, hier ist noch ein Brief au meinen Bruder. Meister, geben Sie den Brief Ihrem August ' auch mit !" August ging also in die Wohnung des Brauereibefitzers. und es gelang ihm. Dem öffnenden Menltmadchkn vor, zusiottcrn, daß er vom Herrn Bürger meister komme und daß er Herrn Nie mann sprechen wolle. Von dieser sprachlcistung war August so sehr er schöpst, daß er, im Zimmer vor dem Brauereioeiitzer fieyend, nur einige grunzende Amt? hervorbringen konnte. Sonderbarer Kunde !" ' dachte der dicke Herr, wandte sich dann aber sehr freundlich zu August: Nun, was gibt es?" August griff in seine Rocktasche und brachte einen der Briefe hervor, den er dem Herrn überreichte. Kaum hatte der aber einen Blick in das Schreiben geworfen, als er aufsprang und August entsetzt anstarrte. Ter Brief fing näm lich so an: Lieber Onkel! Hiermit sende ich Tir den versprochenen Affen " Das war allerdings Trumpf. Tas vor ihm stehende Jndiviöuum hatte allerdings ein affenartiges Aussehen, aber es stand ausrecht, war modern ae kleidet und benahm sich ganz menschlich. Eben dasselbe hatte aber Kurt ja von den Orang-Utangs auf den Molukken behauptet. Ter Brauer war von ent setzlichen Zweifeln geplagt. Wie sN e ! " oull er der Sache aus den Grund kommen? Halt, alle Affen haben doch einen deut I lichen Schweif oder einen Ansatz dazu. lichen Schweif oder einen Ansatz dazu, Nieinann that, als gehe er sinnend mn her ; plötzlich schlich er sich hinter den Jungen und hob rasch dessen Rockschöße empor. Ta sah er aber nur einen ge wissen Theil des Beinkleides. Jetzt war aber August entsetzt. Er stieß ein sürchterliches Geheul aus und schrie : L-a-la-la-la miii-i Ruh !" Tas sollte heißen : Lassen Sie mich in Ruh'!" Aber Niemann stöhnte Tie Affensprache, das ist die Affen I brache ' Er erinnerte sich nun daran, was ihm Kur. von der großenS.ärke ud, l'iotMutt ver Affen erzählt hatte. Er, sah sich nach einer Waffe m und fand die eiserne Ofenzange, die er ergriff und August entgegenhielt, welcher kreischend auf einen ciuyl Mang. C weh, letzt sängt er an. zu klettern kusch, kusch !" Hi-hi-hi-hi-hi, bi-bi-bi-bi-bi " versuchte August sich verständlich ,u!" machen, kriegte aber in der Aufreauua Wn anrnc 8 Wart htritus. i ; ganus ! Ich weiß, verehrter Herr Orang. Utang, was Sie sagen wollen. Sie wünschen einige Porzellanvasen zu zer schlagen. Gkniken Sie sich nicht, aber schonen Sie mein junges Leben ! uiini cic üiciu luiiure curn : . i.. .Lu!j. &. O ',",, ,.,.,. n uu ,n Unfc er w !, m nn .Inttpr.r T, wenn auch nicht geläusig sprechen, so i boO geiaung singen tonne, und er legte, plötzlich mit seiner Fistelstimme los: .Xu bist verrückt, mein nid " Ter Brauer ließ die Feuerzange sal len und knickte zusammen. Wenn die Affen auch singen lön nen. dann ergebe ich mich," seuszte er. .Nimm mich hin, Orang-Utang, mache mich kalt, ich bin für diese Welt zu oilinin I" Aber der so schnöde verkannle August hatte gerade den zweiten Brief in seiner Rocktasche gefunden, den er nun auf den Tisch warf. Der Brauer begann sofort zu ahne, daß eS mit den Brief fchaftc eine besondere Bewandtniß hu be müsse, er ergriff den zweiten Brief und las daS Empfehlungsfchreibeu seines Bruders. Also Tu bist August Wolle?" Je-je.je.ja !" Na, dann geh' nur nach Hause und koii' mit Teinem Vater wieder; wir Beide könne uns doch nur schwach ver ständigen !" August verschwand, offenbar froh, fort z kommen. Der Brauer aber las nun den Brief seines Neffen weiter. Lieber Onkel! Hiermit sende ich Dir den versprochenen Affen. Einen Orang'Utnng habe ich nicht kriegen können, weil sämmtliche Affen dieser Art zu einer Generalversammluug noch Neu Guinea abgereist sind. Laß Tir vorläufig an diesem kleinen Exemplar ge niigen " Und in einem Postskriptiim des Bürgermeisters stand: Der sür Dich von Kurt gesandte Affe ist unterwegs eingegangen. Was mich unendlich freut!" sagte der Brauer, erleichtert aufathniend. Wie Herr Pumperdick Gelegenheit fand, seiner Zrau die Wahr heit iu sage. Herr Pumperdick, der bei seiner Frau sehr unter dem Pantoffel stand, klagte schon seit einiger Zeit über hestigc Ma genschmerzen. Weißt Du," sagte eines Tages seine Frau zu ihm, Tu solltest Deinen Ma gen 'mal räch dem Röntgen'schen Ver fahren aufnehmen laffen. Diese neue Ersindung hat doch schon zu so vielen Entdeckungen gesührt. vielleicht dürfte da durch auch das Räthsel Deines Magen leidens gelöst werden." .Da hast Du übrigens Recht." er- widerte Herr Pumperdick eilig, und wenn Du erlaubst, mache ich mich noch heute auf den Weg zu einem Photographen!" ivrau Pumperdick gab soiort die ail- tige Erlaubniß dazu, und Herr Pum- perdick, hoch erfreut, auf eine so leichte und schnelle Art aus dem Hause zu kom- men, ging eilenden Fußes nicht zu ei mm Photographen, sondern in eine ge müthliche Kneipe, wo seine Freunde ver kehrten und ihn mit Freude willkommen hießen. Als er nach mehreren Stunden wie der nach Hause kam, fragte ihn seine Alle natürlich sofort: Nun, Mann, hast Tu meinen Rath befolgt, und wie war es?" Gewiß, liebe Freu, meinte Pum perdick, habe ich Deinen Rath befolgt, und wenn Tu mir versprichst, nichts übel aufzufaffen, dann werde ich Tir die Aussage des Photographen wörtlich wiederholen." Frau Pumperdick, dadurch aus's Höchste neugierig gemacht, versprach hoch und heilig, nichts übel zu nehmen, so daß sich ihr Mann dann herbei ließ, folgendes ausiusaaen: Wn mir w Photograph erzählt hat, hätte ich mir übrigens auch selbst sagen können. Sie wollen wiffen, lieber Herr Pumperdick, meinte er sehr mitleidig zu mir, was für ein Uebel Sie im Magen haben? Ich will es Ihnen sagen: Ihre Frau ist es. die Ihnen wie zehn Pfund schwarze Seife im Magen liegt !" Po den tapfere Sachsen. Zum Kapitel Humor im falbe" i zwei n.ue Stücklcin : Tie braven Sach- jen. die bei St. Privat so muthig ge kümpst hatten, schloffen vom 19. Sev tcmbet ab links von den Preußen - mit leneti Pari in fc.r fcilrm. t MM-L T- 2 3 lM u?pm Bmtö! ' "Q 's1 f"mmi'n der Truppen nach bedrohten Punlten ver stärkt. Immer jedoch richtete sich das Geschützfeuer der Franzosen zumeist ge gen unsere sächsischen Nachbarn. Wir konnten uns das nicht erklären, bis wir hörten: die Sachsen beobachteten daS Feuer des Feindes hinter einer Deckung, wie auf den Schießplätzen, und ein Mann mit Flagge sprang nach jedem admei. ÖftJV.?' "ffl il8Ä ozenven Schutz aus den . u"f" j z"i. ni usn ihn I- IT, & Tm mt ? ü 7" ?" "T. '. TU u".'a iiminmi (tonn von linieren amptge nonen gefallen laffen. Wir lazen in le Blanc.Mcsnil und hatten le Bourget besetzt. Links von uns lagen in Aulna die Sachsen und gegen 'Tranen, das von Franzosen besetzt war, sollte eine Erkundigung iRecognoscirung) unter Z' f.ro n r 0a.,D" " " U,C ,rnzo,i,cok Satzung silier üttmt in der Nahe von Aulna das Ge. hoft verlaffen hatte, obne die Waffen mitzunehmen, um dem Gefecht zuzusehen. Tie Sachsen schlicken sich kokort an ims Gehos! heran, besetzten eS. und stürzten r. ' . ,' , " .3 ch auf die wanenlosen feinde, die,, ae, ,,, ...... $r 21..U..I. .... ..,." ...... '"""" iuii ?'"Tt-! " 1 majneur: ' - plölzlich rnkauen. Mein Fräulein, Sie glauben mir nichts Ich gede Ihnen meine Hand daraus." Ach. ja. um den Preis will & Ihnen gern glaub'." X