Der Geist der Ahnfrau. Novkllc turn Hklenk o. Zikgler. 68 war im Spätsommer des kriegeri scheu Jahre 1870 ; in den blühenden Gegenden de schönen Frankreichs herrschte unruhige Leben und all' die Verwirrung und Erregung, welche der Krieg mit sich bringt. Noch mar Metz nicht gefallen, aber schon umgaben die deutschen Heere wie ein eiserner (iirtel die jungfräuliche Beste, und das bleiche Gespenst deS Hungers hob bereits lang' kam das fiauDt. In der Umgegend von Metz lag das kleine, ziemlich einsame feCMOBCven oes Marquis d'AvraiS so malerisch und friedlich, wie eine Perle im Golde. Weinumkrünzte Hügel umgaben es rings, und ein kleines, silberhelles Flitßchen schlangelte sich an dem in rei. cheir. Roccoeostgle errichteten Schlöffe vorbei. Der Marquis und seine Toch ter Amelie bewohnten es allein: der ein. zige Sohn des ersteren hielt sich wohl meist in Paris auf, und man erzählte fich, daß er seinem Vater mehr Sorge als Freude bereite und das Geld nur so um sich schleudere. Dabei war Henri d'Amais ein leidenschaftlicher Franzose, der die Deutschen gliihcnd haßte und ge schworen hatte, bis zu seinem letzten Athemzuge dieselben zu bekämpfen. Bis dahin war das Schlößchen noch nicht von Einquartierung behelligt worden, heute jedsch hielten zum ersten Male ein Trupp jener gestirchteten Ulans" vor dem zierlichen Eisengitter, und einer derselben sprang ob, um mit gespann tem Pistol in die Besitzung einzudringen und den unerwünschten Besuch anzurnel den. Während dessen hielt der Führer der kleinen Truppenabtheilung, ein jun ger, stattlicher Offizier vor der Pforte, der Dinge wartend, die nun da kommen sollten; es war eine stattliche Erscheinung mit regelmäßigen Zügen, großen, freundlichen Augen und blondem Haar, dem der blonde Schnurrbart ganz be sonders gut kleidete. ES dauerte eine ganz geraume Weile, bis der in's Schloß gesandte Wachtmeister zurück- lehrte und seinem Lieutenant die wtl dung machte, daß der Herr Marquis, trotzdem er krank sei, die Koldaten den noch aufnehmen wolle. .Was soll das heißen?" fuhr der junge Offizier auf, dem die Zornesader an der Stirn schwoll, er muß uns Quartier geben; es ist gar keine Gnade von ihm. Im selben Augenblick kam schon ein Diener in Livxee gelaufen, öffnete zit- ternd das Gitter und lud die Herren ein, näher zu kommen. Hier, bringen Sie meine Karte Jh- rem Herrn, befahl der inge Offizier kurz, und sagen Sie, ich ließe um gu tes Quartier bitten." Ist gar nicht nöthig, mein Herr unterbrach ihn scharf eine weibliche Stimme, wir find gewohnt, alle Gäste, auch die unwillkommenen, standesgemäß aufzunehmen. Mein Name ist Amelie d'Avrais.' Sie neigte kiihl das dunkellockige Köpfchen, lockte den sie begleitenden Jagdhund zu sich und verschwand in einem Seitmgange des Parkes, während Lieutenant Vordcrn ihr erstaunt und ärgerlich nachsah. Auch die unwillkommenen, mur melte er die Stirn runzelnd, hochnäsige Französin, aber schön, in der That de zauberndl Nun, wir werden ja sehen, ob diese Feindschaft anhält; jedenfalls wird mein Ausenthalt hier kein allzu behaglicher sein, und es gilt die Augen offen zu halten, um nicht meuchlings niedergemacht zu werden, wie es hier im gesegneten Frankreich so oft borge kommen ist." Ein Reitknecht nahm Pordern's Pferd in Empfang, er selbst schritt sporenklir reiid die Freitreppe hinan und ließ sich, oben angelangt, von einem Kammer dienn zwei elegante Zimmer anweisen, welche Fräulein d'AvraiS für ihn be stimmt hatte. Der junge Ossizier nickte befriedigt und streckte sich erschöpft auf einen rothen Sammetsauteuil aus. Nun, das fängt ganz gut an. Nur Augen auf, Viktor, die Stimmung scheint bei der schönen Dame keine sehr freundliche zu sein und sie sähe Dich vielleicht am liebsten einige Fuß unter der Erde.' Fräulein d'AvraiS war indeß hastigen Schrittes nach dem entferntesten Ende deß ParkeS geeilt und warf wie von un gefüdr eine weiße Lilie über die Mauer, der Schrei einer Eule antwortete ganz deutlich zweimal, sie schüttelte unruhig .daS schöne Köpfchen und warf jetzt eine Rose der Lilie nach, aber von neuem antwortete der Eulenruf. Also heute, er ist unerbittlich. Hätte ich nur bis morgen Zeit gehabt," flüsterte sie vor fich hin, dann eilte sie hinweg; auch hinter der Mauer raschelte eS. wie von vorsichtigen Tritten, welche sich waldeinwärts entfernten. Zu seiner größten Ucberraschunq er hielt Lieutenant Viktor Pordern eine förmliche Einladung zum Diner um sänf Uhr, die er ebenso steif annahm. Als er zur bestimmten Stunde, nachdem vorher dem Marquis und dessen Tochter per Visitenkarte aufgewartet halte, in voller Uniform bei dem Schloßt Herrn eintrat, war er nicht wenig über rascht. von demselben mit fast über schwenglicher Freundlickkeit begrüßt zu werden. Nur Fräulein Amelie blieb steif und kalt im Hintergrunde stehen und maß mit feindlichen Blicken den unwillkommenen Gast, welcher, trotzdem! rr sie gar nicht zu beachten sqien, von der eigenartigen Schönheit der jungen Französin ganz überrascht war. Man setzte sich zu Tisch, und mühsam erhielt sich eine freilich ziemlich einsilbige Unterhaltung, während zwei schmarzge kleidete Kammerdiener lautlos servirten. Als das Deffert aufgesetzt worden, Ver schwanden dieselben, und erst jetzt be gann Mademoiselle sich an dem Gespräch zu betheiligen, indem sie es aus feine Weise dahin zu drehen wußte, wohin sie es zu haben wünschte. Man kam auf alte Schlöffer zu sprechen und, nachdem Vorder lebhast von den fränkischen und märkischen Burgen und Rittersitzen gesprochen, unterbrach ihn Amelie! Haben Sie auch Geister längstverstor denen Ahnen, die in den Burgen um gehen?" O ja, mein gnädiges Fräulein, und ich sehne mich schon seit meinen Kinder jähren darnach, eine solche sagenhafte Erscheinung kennen zu lernen." Bei uns erscheint im Park zuweilen eine blonde Ahnfrau, aber jeder, der sie sieht, muß fliehen, sonst bringt sie ihm Unheil. " Ich würde das nicht thun, sondern mich ihr eherbietig vorstellen und sie fragen, auf welche Weise ich sie erlösen könnte." Bordern schien, als blitzten Amelie's dunkle Augen feindselig zu ihm herüber; man erhob sich in dem Augenblick, und er vergaß die blinde Ahnfra und alles Uebnge, als er ihre kleine Hand an seine Lippen drücken durfte. Warum mußie gerade sie eine Französin und seine Feindin sein! Der Marquis zog sich zurück und die beiden jungen Leute schlugen den Weg zum Parke ein. Plötzlich bückte sich Lieutenant Vordem und hob einen Gegenstand vom Wege auf. Es mar ein wunderbar geformter Schlüffel, der genau wie ein lateinisches Z aussah. Ah, wer mag der glückliche Besitzer dieses Schlüffels sein?" rief er heiter. Vielleicht bin ich im Besitz eines inter effanten Geheimnisses?" Fräulein d'Avrais wandte sich ihrem Begleiter zu und ward plötzlich schneebleich; un willkürlich streckte sie ihm wie flehend beide Hände hin. Geben Sie, mein Herr," stieß sie erregt hervor, seien Sie barmherzig! Ich ich wenn Sie ein Kavalier sind, dann überlasten Sie mir den Schlüffel." Vordem ward aufmerksam. Sollte hier nicht vielleicht ein wichtiges Geheimniß dahinter stecken?" Mademoiselle belieben zu scherzen. Ich würde den Schlüffel nur gegen ein Lösegeld fortgeben der jedenfalls genau erfahren mui en. wozu er dient. Sie müssen ihn mir geben," rief sie halb zornig, halb vcrzmeifluiigsvoll, Sie sind in unseren Händen." Doch nicht, meine Gnädigste." Vor dern trat zurück, nun seinerseits fest en! chlo en, den Schlü fei nicht zu ge, be. Vergeffen Sie nicht, daß in un seien Händen augenblicklich die Gewalt liegt, und zwingen Sie mich nicht, Ihnen gegenüber den Feind herausleh ren zu müssen." Amelie erröthete heftig und biß sich auf die Lippen. O, Monsieur", stot terte sie erschrocken, wenn ich etwas sagte, was Sie beleidigt, so so thut es mir leid aber den Schlüffel muß ich haben. ' Sie gestatten mir wohl mich zurück- zuziehen", sagte er ernst und förmlich, ohne ihre letzten Worte zu beachten, der Dienst ruft mich " So bitte ich um neun Uhr zum Thee " Ich bedaure sehr, meine Gnä- digfte " - Er verbeugte sich sporenklirrend und schritt davon, während Amelie ihm mit gerungenen Händen verzweiflungsvoll nachsah. Was soll nun aus Henry, aus uns Allen werden?" murmelte sie voll Heiner Anqst. O, die er uner bittliche Deutsche !" Eine Stunde darauf trat Lieutenant Vordern's Bursche bei seinem Herrn ein, schlau lächelnd und mit den Augen zwinlend. Herr Lieutenant, habe gehorsamst etwas zu melden Run, so rede, Martin, was ist's?" Soeben kam das gnüdiae Fräulein vom Schlosse zu mir in den Pserdestall und und bot mir hundert Franken in Gold, wenn ich ihr einen Dienst er, weilen wolle." Schon gut, und waS solltest Du thun? Heraus mit der dprack!e !" ,Jch sollte dem Herrn Lieutenant einen Schlüffel fortnehmen, den das gnädige Fräulein verloren hat " Und Tu haft das auch versprochen? Zu Befehl, Herr Lieutenant." Bis wann solltest Du den Schlüssel der Dame bringen V Bis spätestens neun Uhr. DaS Fräulein schien in großer Angst zu sein ; sie soll mit den Franktireurs in Verbindung stehen, und ihr Bruder ein Ossizier jener Kerle sein." Der Bruder ist aber nicht hier." Martin nickte sehr weise mit dem Kopse. O doch, so ganz im Gehe! men, und außer dem Fräulein ahnt eS Niemand. Vielleicht sitzt er hinter der Thür, die der Schlüssel schließt." Bordern sprang wie eleklrisirt in die Höbe. Ja, das war die glaubwür digste Lösung jenes Räthsels und er ärgerte sich im Stillen, daß er nicht selbst dahinter gekommen war. Aber waS nun thun, um Amelie zu ent larven? Tu mußt dem Fräulein natürlich den Schlüssel bringen." ntlchied er so dann, aber erst um neun Uhr Abends. Bis dahin kannst Du und die übrigen Deiner Kameraden den Park durch' suchen nach deni jungen Mr. d'AvraiS ; ich muß ihn sür alle Fälle in meiner Gewalt haben, aber natürlich, ohne daß eS jemand im Schlosse merkt. Zu Beseht, Herr Lieutenant," und der brave Martin marschirte Vorschrift' mäßig ab, während sein Heir in ge. waltiger Aiifregung zurUlibtieb. ,er mußte ein Geheimniß vorliegen. Amelie's Angst, der Schlüffel. die verborgene Anwesenheit des jungen d'Avrais, Alles deutete auf ein Solches hin, und Viktor Vordern' jugendlicher Feuereifer brannte darauf, daffelbe zu entdecken. Ruhelos schritt er in seinem Zimmer auf und nieder; erst, als es nach etwa zwei Stunden an die Thür pochte, blieb er stehen und rief: Herein ! Es war einer der Ulanen, welcher die Meldung machte, daß ein junger Mann im Park von ihnen aufgesunden sei, jedoch jede Auskunst verweigere. Habt Ihr ihn gebunden?" ries der junge Offizier eifrig, ich komme so gleich nach." Henry d'Avrais hatte allerdings nichts von der Anwesenheit der Feinde geahnt und sich nur zähneknirschend der Uebermacht derselben gefügt. Der Schuß, den er bei seiner Fest nähme abgefeuert, halte wohl Niemand getroffen, jedoch veranlaßt, ihn als Franktireur zu verhasten. Lieutenant Vordern machte auch kurzen Prozeß, ließ Henry binden und von zwei Ulanen zur nächsten Etappe bringen, dann kehrte er rasch in's Schloß zurück. Nun wird die Entwickelung der räthselhastcn Angelegenheit ersolgen," murmelte er vor sich hin, ich werde diese Nacht aus Wache ziehen es muß etwas vor fich gehen." Der ehrliche Martin holte sich um neun Uhr den fraglichen Schlüssel, strahlend vor Vergnügen über das so spielend erworbene Geld, welches er ohne jede Gemiffensunruhe, daß es vom Feinde komme, anzunehmen ge dachte. Aber höre, Martin, Du mußt eben falls diese Nacht wachen und vor Allem das Schloß nicht aus den Augen der lieren." Ach nein, Herr Lieutenant," der sicherte der brave Bursche, ich werde meine Sache schon gut machen." Es war dunkel geworden, der Mond ging erst kurz vor Mitternacht auf, und so konnte Vordern seinen Wachtposten sich aussuchen, ohne z befürchten, daß ihn Jemand belausche. Die Nacht war warm und klar, ringsum blieb Alles so still, daß man eine Stecknadel hätte zur Erde fallen höre können. Bald wurde der einsame Lauscher müde, er lehnte fich an einen Baumstamm und schloß die Augen. Er erwachte erst, als er einen heftigen Ruck an der Stirn spürte nnd inne ward, daß er ziemlich unsanft dagegen gerannt war. In diesem Augenblick schlug es vom Thurm Mit ternacht. Und Viktor schaute völlig wach und aufmerksam um sich. Der Mond war aufgegangen und beleuchtete tages hell die Gegend, ein eigenthümliches Knistern und Rauschen ließ sich verneh men, und jetzt tauchte vom Schlöffe her kommend ein weißer Schein auf eine weibliche Figur schritt langsam, zögernd näher. Die Ahnfrau.' schoß es Viktor durch den Kops, ist sie eS wirklich, oder ist s ein Trugbild?" Blondes, reiches Haar umwallte, wie ein gold ner Schleier, die schlanke Gestalt. Vordern folgte ihr lautlos in einiger Entfernung. Jetzt blieb sie stehen, ein schwacher, zitternder Eulenschrei klang durch die Lust, aber jenseits des Parks blieb Alles still. Einen Augenblick schien die Erscheinung angestrengt zu lauschen, dann eilte sie weiter. Bordern hinter ihr, bis Erstere an einem kleinen Mauerpförtchen stehen blieb. Unter dem weißen, ihre ganze Figur umhüllenden Schleier kam eine schmale, aristokratische Hand hervor, die einen Schlüffel hielt I Mein Schlüffel," murmelte Viktor vor fich hin, es ist, wie ich verinuthete, Fräulein Amelie selbst" Im selben Moment sprang von der entgegengesetzten Seite der biedere Mar tin auf die Ahnfrau zu und packte sie mit gutdeutschem, derbem Ausruf an den blonden Haaren, die sogleich nach gaben und in seiner Hand blieben. Habe ich Dich nun, Du franösi sches Gespenst," schrie er aufgebracht, na warte, wir Teutschen stehen eher auf, als Ihr und fangen Euch schon rechtzeitig." Martin," ertönte Lieutenant Vor dern's Stentorstimme, laß die Dame los und halte den Mund. Hol' mir eine Fackel, aber sofort." Als der diensteifrige Ulan fortgeeilt war, wandte fich Viktor ernst, aber achtungsvoll zu der regungslos dastchew den Ahnfrau. Sie find erkannt, Mademoiselle.' begann er ruhig und schob die blonde Perrllcke mit dem Fuß bei eile, die Mar, tin der Dame vorhin von dem Haupte gerissen, und haben nur noch di Pflicht, mir offen zu bekennen, was Sie hier gewollt haben.' Fordern Sie nicht das Schicksal heraus, dies zu wissen,' entgegnete Amelie düfter, lassen Sie mich fort, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist.' Der Soldat hat im Krieg nicht an sein Leben, sondern nur an ie Pflicht in denken. Also, Mademoi selle, bitte, schlilßen Sie jenes Piö't- chen auf. zu dem ich heute den Schlüssel fand.' Sie zuckte zusammen. Nein', flüsterte sie dann erregt, eS geht um Leben und Tod.' Den Tod werden wir sodann ge nieinsam erleiden", suhr Vordcrn sort sollten wir jedoch mit dem Leben da vollkommen, so wollen wir eS ebenfalls ereint genießen, Fräulein Amelie. Oder wäre Ihnen daS nicht recht?" Er konnte im Mondschein sehen, daß sie heftig erröthete. Nimmermehr, Sie sind der Feind meines Vater landes". Aber nicht der Ihre Fräulein d'Avrais; ich glaube, daß ich Sie jetzt schon liebe " Kein Wort weiter, hier ist der Schlüssel; öffnen, Sie selbst und dann wiederholen Sie mir im Angesicht des Todes Ihr Worte " Martin kam fchon mit der Fackel zu rllckgelausen, Viktor schritt voran, dem Mauerpsörtchen zu. und gleich darauf knarrte der Schlüssel im Schloß. Die mächtige eiserne Thür drehte sich in den Angeln, und Martin hielt die Fackel hinein in den engen Raum. Aber da gellte plötzlich ein markeischütternder Schrei durch die Lust, zwei kleine weiße Hände umschlangen krampshaft Vor derns Arm und Amelie bat mit halb unverständlicher Stimme in qualvollster Todesangst: Gehen Sie nicht hinein Sie nicht, denn ich kann's nicht über's Herz brin gen wenn Sie sterben sollten. Zu rück, mein Herr, kein Licht in den Raum es ist Pulver." Tann sank sie auf einmal bewußtlos zu seinen Füßen, und Martin, der die Worte vernommen, sprang entsetzt zu rück. Diese vcrm Franzosen," brummte er vor sich hin, nein, in die Lust gesprengt zn werden habe ich keine Lust." Vordern kniete neben Amelie d'Avrais in heftiger Bewegung und bedeckte ihre Hände mit ungestümen Küssen. - Sie haßt mich nicht," murmelte er erschüttert, sie konnte eS nicht über's Herz dringen, mich umkommen zu sehen. Also das ist die Ahnfrau mit dem blonden Haar! Du süßes, Herr licheS Mädchen! Ja, sie muß die Meine werden, ich fchwör's in dieser ernsten Stunde." Da scholl ein Eulenruf herüber, zwei, dreimal hinter einander, dann ließ sich eine halblaute Männerstimme vernehmen: Wo ist Henry? Wo sind die Ton.ien mit Gold?" Hier," donnerte Vrdern und schoß blitzschnell seinen Revolver mehrere Male in die Lust, dann aber ergriff er die Fackel und winkte Martin, ihm zu folgen: Es ist kein Pulver, sondern die Kriegskaffe der elenden Franktireurs Wenn Tu mir folgst, sollst Du reich be- lohnt werden." Etwas mißtrauisch allerdings schlich der brave Bursche hiuler seinem Lieute nant drein; als sie aber durch die schmale Pforte in die Höhle eingedrun gen waren und beim Scheine der hoch gehobenen Fackel eine Anzahl von Ton nm erblickten, da stieß er einen Mistigen Jubelruf aus: Es lebe die Ahnfrau von Schloß d'Avrais." Amelie hatte nach und nach ihre Be sinnung wiedererlangt und sich zitternd erhoben; gleich darauf stand Vordern neben ihr und bot ihr den Arm: Ge statten Sie, mein gnädiges Fräulein. Sie find noch zu schwach zum Gehen, wie ich sehe." In dieser Nacht mußten sich sämmt liche Ulanen marschfertig und kämpf bereit halten, doch es geschah nichts Außergewöhnliches, und erst am nüch- sten Morgen erhielten sie den Befehl zum Abrücken. Der Marquis ließ sich nicht mehr blicken, nur seine Tochter er, schien bleich und befangen im Früh, ftückszimmer, um Vordern den Kaffee zu serviren. Es dauerte nicht lange, daß sie mit einander reden konnten, denn als der junge Offizier sich erhob, bot er ihr mit innigem Blicke die Hand: Auf Wieder sehen Amelie, wenn der Frieden ge schloffen ist. Darf ich die Gewißheit mitnehmen, daß die Ahnfrau vom Schlosse d'Avrais ohne Groll an mich denkt?" Sie nickte und wandte sich ab: Aus Wiedersehen! Ich werde mich freuen wenn Sie dann " Der Abschied dauerte nun doch etwas länger und fiel anders aus, als sich die Beiden zuerst gedacht hatten. Als Vor dern endlich mit seinen Ulanen davon sprengte, ruhte eine dunkle Locke aus seiner Brust, und er nahm die Erinne rung an den Verlobungskuß der schönen Amelie mit sich in den Krug. Nach Beendigung desselben holte er sich das schöne, dunkeläugige Mädchen heim als sein Weid; und, wenn er zu weilen an die blonde Ahnfrau vom Schlosse d'AvraiS dachte, so war'S voll unsäglicher Dankbarkeit für das Glück, daS ihm daraus entsprossen. Der alte MarquiS zwar konnte sich nie so ganz an den deutschen Schwiegersohn gemöh nen'und hielt denselben im Geheimen sein ganzes Leben über sür den Mörder Henry s, der bald nach seiner Geian gennahme wieder den Feinden entfloh und auS Rache von den granllireurS erschossen wurde, denn sie glaubten nicht ander?, als daß er freiwillig den Preußen ihre KriegSkasse verrathen und ausgeliefert habe. DeLngetschment. Ccha Cchrch Liulfadk, Srcrie und Salllhnkiexcr. Sol Wir habe Widder e große Party at Home g'hat. Mci Mehrie hat fich en grtsch. Ich bin glüd, daß die Sach emal gcsettled ist, de Mchrie is ohn baut e gut Girl, die ich mit jede Girl i,i de Eily welsche will, bot Kinner sind Kirnt ud da hat sie wer die erst Zeit FellerS in's Hau gebracht, wo wer gar nit gcsut habe. Da war so e Boy mit Kniehos und schwarze Schilt, wo jede Nacht gekoinme is, den hab ich gleich auf vic mw g hat. Ein Evening, wo er komme is, Hai ich g'sagt, de Mehrie is nicht zu Haus, Sie war up Stchrs, hat aber nicht rn ner komnie dirfe. Da hat er sich in de Store hingehockt und da hab ich mich zu ihm gesetzt und gesagt: ,,Fred. Du willst de Mehrie hcirathe, nicht wahr?" Of Kohrs." hat er gesagt. Well, hab' ich gesagt, was schaffst denn jetzt ? .Jetzt schaff' ich nix." hat er gesagt: de Factory is jetzt geklosed!" So, so! Was bekommst Du e Woch, wenn Du schaffst ?" Twels Dollars," hat er gesagt. Wie viel besitzt Du im Bauverein?" hab' ich gefragt. Well," bat er gesagt, ich habe sor sistiehn Hunberd Dollars EchehrS da drin." Fiftichn Hundert Dollars!" habe ich gesagt, das iS schön und brav!" Ja, Mr. Zintfade, Sie müsse nicht mesteke fein, de Sharcs sind noch nicht abzahlt." Ah so! wie viel is fchon abzahlt?" Well, e Dollar auf jede Schehr." Wie lang' kriechst scho zmöls Tollars de Wick?" So Stücker fünf Jiehrs." Was!" hab ich gekrische, verdienst schon seif Jiehrs zwölf Dollars die Woche und hast erst drei Dollars gesehst? Raus mit Dir! Kriegst de Mehrie nicht!" Nachher is e anderer Fcller komme. Den hab ich gleich an de Koller gepackt. Was schaffst? Hai ich gefragt. Ich bin bei de Behß Balls!" hat er gesagt. Bei de Behß Balls, e Lump, e Tage died! Raus mit Dir. Wenn Du wieder kommst, kriegst e Batt auf de Kopp." Nachher hab ich die Mehrie komme lasse und gesagt: Die Compagnie, die Du kiepft, sutet mir gar nicht. Du Hag von der Mutter ordentlich schaffe und sehfe gelernt und ich will nicht, daß Du sor e Mann schaffe sollst, der selber nichts thut. Wenn de reiche Seit sich ihre Schwiegersöhne importiere lasse, wo sie ihre Girls das Geld verputze helfe, so is das ihre Sach. Du kannst das nicht thue, da bist de nicht ritsch genug und wenn ich's Monnie hätt', ich geb's dafür nicht her. In diese ssonlry giebt s ge ng dicßentc junge Leit. wo schliffe wolle und ihr Geld zusammenhalte. Wenn D mir so e Fcller bringst, kannst ihn habe, e Behßballer und e Zirlusmann schmeiß ich zu de Haus hinaus. Die Mehrie hat auch gemeindt und wo sie nun de Chrischtschan gebracht bat, wo im Schop arbeitet und wo der Boß mir gesagt hat, wall er steddie is und sein Geschäft tende thut, hab' ich gesagt, er derf de Mehrie habe. De Partie war sehr fche. Wir habe Musik gehet. Bier. Wei, wir habe getanzt bis in de Mor, gen. Aber au de ttejt Deh muß scho de ganze City von de Engetschment gehört habe. Alles is gekomme. um Gnds zu offre. Der Fnrnitscher Mann is komme, der Carpet Mann von de nezt Square, und sogar e Leif Znschuranz Mann sor de junge Hosbend, wo noch gar keiner is, zu in chure. Ich hab aber gesagt es sei kei Hurry net. Ich wollte de Ad, verteißment in de Päpcr schtodien und wo ich seh, daß Einer am Billig tc seilt, da wollt ich kaufe. Ich hub immer ge funne, daß man nicht gleich in jede Schtohr gehe darf. Man muß erst in de Püpers nachsehe, was e Mann zu seile hat und was er for fei sach verlangt. Denn weiß man schon, wo mer kaufe kann und braucht nicht zu denke, daß man vsn e ganz fremde Mann, wo man gar nicht kennt, übers Ohr gehaue wird. Ich adoerteiß selber viel. Da isch zu mir e Mann gekomme und hat gesagt, ich sollt me, Grocery auf Fenß adverteiße. No, hab' ich gesagt. ich kann de Leit kein Fenß in'S Haus fcyiae, um be Adverlernment zu lese, und auf de Straße stellt man sich nicht hin. um e Fenß zu studiere. Wenn ich adverteiße will, thu ich s in de Päpers, Cin Pfölicr Rekrut Die rheinpfälzer Jungen sind in der Regel tapfere Soldaten, nur hält es bei den jungen Rekruten etwas schwer. denselben die gehörige Disciplin bei, zubringen, da die Psälzer von jeher ein freisinniges Völkchen waren und nur durch die Wehrpflicht in die Soldaten, jacke gezwungen werden konnten. Der Held der folgenden Anekdote, ist ein echter westlicher Junge und der Schau, platz die Festung Landau. Ein Unter, Offizier ließ seine Rekruten zum Er, ziere antreten, als der Lieutenant der Compagnie erschien, um dieselbe zu inspiziren. Er bemerkte dabei einen Rekruten mit sehr schmutzigen Knöpfen und donnerte den elben mit den Wor ten an: Mensch, weshalb haft Du die nöpie nicht geputzt r Ter Rekrut antwortete ganz kühl: Ich sinn nit stolz Herr Lieutenant !' Ter Lieu tenant schickte den Rekruten sofort aus achtundvicrzig Stunden in Arrest. Et liche Tage nach dem Vorfall bcaeanete der Lieutenant dem Rekruten auf der traße; derselbe ging an dem Of filier vorüber, ohne Honneur zu machen. Der Lieutenant rief den Relruten zurück und fragte: .Kerl, weshalb machst Tu kein Honneur?' Der Rekrut sah den Lieutenant eine WeiK fragend an und reichte ihm alsdann die Hand hin mit den Worten: No meinetwegen, ich bin' znsrieden; ich hau gemeent. Sie wäre noch beeS wegen denc lumpige Knkpp " Der Lieutenant biß sich aus die Lip pen und ging seines Wege. Teil nctch. sie Tag aber gab er dem Unleroisizia dc strengen Befehl, die Leute und be sonders die Rekruten besser zu instruiren. Die Früchte dieser Instruktion sollten sich bald zeigen. Ungefähr sechs Wochen mich dieser Affaire bezog unser Freund die erste Wache; es war ei kleiner Po sten, von einem Eorporul commandirt. Uns Freund kam während deS Nach mittags zweimal ans Posten; der (5or poral schärfte ihm streng ein. sich nicht von dem Platzmnsor überrumpeln zu lassen, und machte ihn besonders aus die Hauptronde ausnierlsain, die gegen elf Uhr kommen müßte. Der Junge that sein Bestes, strengte Augen und Obren an, aber er sah und hörte nicht, außer dem schauerlichen Ruf: Habt Acht !" der sich jede Viertelstunde wieder holte, so oft die Thuruiuhr aschlg, worin iiser Freund mit einstimmte. Es schlug elf Uhr. die Roude kam nicht; eS schlug dreiviertel aus zwöls, unser Freund in seinem Dicnsteiser fluchte wie eine Türke; da endlich nhl ei Licht, es kommt näher und immer naher, bis auf zehn Schritte. Unser Freund ruft: Halt, wer da!" Hauptmann R. N. mit der Hauptronde," erwiderte der Offizier. So!" brüllt unser Freund, jetzt kommt Ihr erscht, Ihr faule Hund? Ammer ihr kriegt die Krenk, wann der Corpora! 'raus lommt. Ihr habt schon um elf Uhr do sein solle!" und dann rief er die Wache heraus. Die In struktion halle somit nicht viel genutzt. Dcx (Uiflc 3olm, Im fernen Morgenlande leble ein reicher Mann, dem der Himmel z glei cher Zeit drn kräftige Söhne geschenkt hatte. Als dieselben herangewachsen waren, rief sie der Vater eines TageS zu sich und sprach zu ihnen: Ihr seid jetzt groß und stark geworden und steht mir im Geschäfte hülfreich zur Hand. Da Ihr Euch aber nicht immer so ver traget, wie es Brüder eigentlich sollen, und da ich nicht weiß, wem von Euch ich einmal das Geschäft übergeben soll, da Ihr alle Drei eines Alters seid, so habe ich beschlossen, dasselbe Demjenigen zu übertragen, der mir nach drei Jahren die größte, ihm selbst gehörige Summe Geldes ausweisen kaun." Set und Phrat waren mit dem Vor schlag ihres Vaters völlig einverstanden. denn sie hatten sich z strebsamen aus leuten herangebildet, und zogen getrosten Muthes in die Ferne, um ihr Glück zu versuchen. Während jeder der beiden Brüder bis in die späte Nacht arbeitete, dürftig sich kleidete, kümmerlich sich nährte und Heller zu Heller, Thaler zu Thaler legte, trieb sich Ali, der letzigebvrene, in den Wirthshäusern seines Heirnathorles um her und machte Schulden über Schulden. Ein Jeder borgte ihm gern, denn man wußte, daß der Vater der reichste Mann der Stadt war. Dieser war betrübt, daß sein ihm liebster Sohn die Schwelle seines Hauses mied, obwohl er die Mau ern seiner Vaterstadt nicht verlassen hatte und mit Bangen sah er der Zukunst entgegen. Kurz vor Ablauf der drei Jahre erfuhr der Vater eines TageS. daß Ali plötzlich von bannen gezogen sei, nach dem er zuvor sämmtliche Schulden getilgt hatte. Wohin er fich begeben, wußte Niemand. Als die verabredete Frist abgelaufen war, stellten sich Set und Phrat im Hause ihres Vaters ein und breiteten vor diese! die Schätze aus, die sie in den drei Jahren erspart hatten. Sie hatten Beide fast gleich viel, und der Vater sprach feine Freude und Zufriedenheit aus. Ta trat plötzlich Ali iS Zimmer, reich in Sammt und Seide gekleidet, strahlend von Brillanten: zwei Diener begleiteten ihn und schütteten vor den Augen der überraschten Brüder und des vor Verwunderung fprachlos da sitzenden VaterS den Inhalt mehrerer Säcke auf einen Teppich aus. Der Glanz des Goldes, das Feuer der Edelsinne blendete schier die Umstehenden, und freudestrahlend rief der Vater seinen Liebling zu sich. Ich wußte es.' sprach er. .daß Du der Klügste bist, und Tu sollst auch ein mal die Scholle Deiner Väter erben. Deine Brüder werden Tir gerne hüls reich zur Seite stehen.... Aber sage mir, wie Tu es angefangen, so unend liche Reichthümer in der kurzen Zeit zu erwerben?" Lächelnd beugte sich Ali ,u seinem Vater nieder und flüsterte ihm ins Ohr: Ich habe eine reiche Frau geheirathet.' Ergänzung. Lehrer: Alle Körper haben Oeffnun gen oder Löcher, die man Poren nennt. Bei den meisten Körpern, z. B. bei der menschlichen Haut, sind diese Löcher un sichtbar. Es gibt aber auch welche, bei denen man sie mit freiem Auge sehen kann. i. B. am Schwamm, am Käse. am Brod und Micherl wo noch?' Micherl: .An meinen Hosn!" Der rnilchnische Stoss. .Wo bist Tu hingegangen. Clara?' .Ein bischen spazieren. Mama.' .Ganz allein?" .Ja, ganz allein.' So? Tann saae mir dock wie ti kommt, daß Tu mit einem Sonnen schirm fort gingst und mit einem Sva. zierst ock wiederkommst.'