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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Oct. 15, 1896)
iu verfehltes (eben. DIchAmerikanichk Skijjk von &. von S ch erbra d. ßi war drückend heiß. Die schwüle Lust regte sich nicht, m Himmel gluhle eö in jenem kupferfarbenen Roth, wie es einem schweren Ungewitter vorauszugehen pflegt. Selbst die Vögel des Waldes und der Wiese schmiegen, als ob sie den nahenden Sturm surch. teten. Rinas umher tiefe, unheimliche Stille, und nur ad und z das ganz ferne Rollen des Donners war er itrljiiibar, wenn sich an der düsteren Wolkenwand im Silben da Wetter, leuchten zeigt,. Auf den Feldern lag das Getreide in Garben am Boden, und das dustende Heu auf den Wiesen urntVr war schon zur Fahrt in die Schttur gerüstet. Fernab, hinter einem manneshoben Gitter, lag das Herrenhaus von Ring heim, und im (Mi! des Parkes, der das weitläufige, altmodische Gebäude mgub, sah man die hellen Kleider der Kinder ud Frauen durchschimmern. Quer durch die slnche Landschaft, durch die ein tiöges Fliificheii sich dahinichlün gelte, führte ein Pfad, und auf diesem schritt ein Mann in den Vierzigern miide und langsam dahin. Sein Ge ficht war gebräunt und seine Hände schmielig, aber er machte nicht den lm druck eines Arbeiters, sondern den eines , Herabgekommenen der einst auf den Höhen des Lebens gestanden und dann yerabgestiegen oder herabgefallen war ein iag war chleppend, und er stützte sich bei'm Gehen mühsam auf einen Knotenstock. Aber er war nicht nur ISrperlich erschöllst, sondern man sah ihm deutlich an, daß das gane Dasein auf Erden leinen Reiz mehr für ihn habe. Er war ein tief Unglück licher, ja mehr ein Mensch, der die Hossnnng verloren. Er war auch sehr ärmlich gelleidet. Sein Rock war ad geschabt und bestäubt, und seine nieder getretenen Schuhe klafften; um den mageren Hals schlang sich ein rothes Halstuch. Als der Wanderer auf dem Steg an gelangt war, der das Flüjzchen Über spannt, hielt er iniie. nahm sein blaues Bündel vom Riickcn nud fetzte sich aus den Prellstein. Sann blickte er lange in die Ferne. Sein Auge schweiste hin nach dein Herrenhaus, ' und als die schwere Abendluft ihm das fröhliche, silberne Lachen der spielenden Kinder und das muntere Klaffen eines Hund- chens an's Ohr trug, da seufjte er tief ans. Ueber die diuchsurchten, gram bewölkten Züge, die von erloschenen Leidenschasten sönnlich durchwühlt schie nen, bahnten sich die Thränen leise einen Weg durch den Staub, der auf der Haut lagerte. Er wischte sich die Zähren ab mit dem Rücken der Hand und starrte dann düster in öasmur, melnde Wasser zu seinen Füßen. So saß er einige Zeit, unbeweglich, trän merifch, und nur ein Seufzer schwellte ad und zu seine Brust. Ein unge schlachter Knecht in Holzschnhen und mit einem Rechen ging an ihm vor über, der den Fremden, mißtrauisch, feindselig ansah und ihn nicht grüßte. Der stille Mann nierkte es nicht. Seine Gedanken waren weit, weit. Die Därn, merung schlich allmälig heran, und die Wolken thürmten sich in immer größe n Massen am Firmament auf, biet grau, mit schwarzen Rändern. Und noch immer sann der Wanderer und sann. . Seine Kindheit stieg herauf seine glückliche Kindheit, als er. ein fröhli? cher, blondgelockter Knabe, dort in jenem schattigen Pari spielte, sich hier aus diesen Wiesen und Feldern tum melte, im Fliiszchen plätscherte und im großen, tiesen Dorstcich, der dort gleich hinter dem Park ansing und bis in die Mauern der grauen, mocs!dcck!en Kirche reichte, schwamm und tauchte nach Herzenslust. . Ja, das wann glückliche Zeiten, da mals lächelte ihm das Glück und die Sonne strahlte hell und heiter. Wie genau er sich erinnern konnte auf Alle? was wohl ans jenem langen, dürren . Kandidaten wie hieß er nur noch gleich? Lebencht. ja richtig. Lederecht Fuchs auS Sächsin geworden war, der ihm und feiern jüngeren B:ur, Felix,, damals m Schweiße seines ha geren Angesichts die Anfangsgründe des Latein und Griechischen beibrachte? War er verkommen, wie er selbst? Und die Slirn deZ Träumenden um wölkte sich wilder. Sein jüngerer Bruder Fclir hieß er. der Glückliche. Ob er wohl glücklich geworden war? Welche Thorheit es eigentlich war. damals, als er. der Heitere, dem jün geren Felix die Bahn frei ließ, sich sei, neS Erbtheils, des prächtigen Majorat, guts, begab und nach Amerika aus wanderte, nur weil ihn ein MZschen verschmäht hatte! Welche Thorbeit! Und doch, wer weis; ! Manche Menschen haben nun einmal kein Talent zum Glucklichsein, und : selbst war wohl in solcher Mensch einer mit dem Kainsjkichm des zum Unglück Gebore nen auf her Stirn. Ja. so war's, und wenn er in Deutichland geblieben und Majorattbcrr auf Ringdeim ge worden rocxt, so wäre sein Leben ge tobt so unglücklich geworden, nur äußerlich wäre die UmftänZ andere gewesen, tii war der ganze Unter schied. ' Ader ach, diese langen, trübe, bitte rcn Jahre da drüben in Amerika ! Sie! kamen ihm vor, da er jetzt darauf zn rückblickle. wie eine ungeheuere Sand, wüste, mit kaum einigen winzigen Oasen in der ganien Flüche. Niemand sollte von ihm hören, so wollte es sein eiserner Stolz, und Niemand hatte von ihm gehört in diesen langen 25 Jahren Allein, ohne Hilse, hatte er sein schme reö. sein kummervolles Loos getragen. und kein Freund, kein liebendes Weib hatte ihm die Bürde erleichtert. Wie verfehlt doch sein ganze Leben war: Nur Nieten halte eS ge zogen. Und doch war auch er einst ein fröhlicher, lachender Knabe gewesen dem die Worte Sorge und Unglück unbekannte und ungeahnte Begriffe waren. Ader in Amerika, wo die Luft rauher weht und wo für grübelnde Centimen talität kein Raum ist. da waren ihm die letzten Illusionen geschwunden. Er entsann sich deutlich des Gefühls dölli ger Vereinsamung und der Herab Würdigung, als er in den Kohlenminen des weltlickkn Vennlvlvaniea, nachdem er vergeblich in den großen Städten der atlaniischen Küste seinen Unterhalt zn verdienen versucht hatte, gearbeitet hatte wie ein Negersklave, er, der Jübgling aus vornehmen Hause. Arbeit schändet nicht, hatte man ihm gesagt in Amerika, Nein, gewiß nicht, daS thut sie auch nicht, die Arbeit nicht. Aber die Ge- meinschaft mit diesen röhrn, harten, ungebildeten Gesellen aus allen Winkeln der Erde, Slowaken, Wallifer, Polen, Isländern, nur wenigen Söhnen seines eigenen HeimathZlandes das entwür- digt und bringt den Menschen herab auf ein Niveau, wo man die Gebote der Sittlichkeit und des Anstandes wohl oder Üblich schließlich vergißt. . Und viel besser war es ihm auch tyä ter nicht ergangen, wiewohl er sich den Wind aus allen Theilen des unermeß lichen Landes hatte um die Nase wehen lasten in den Pramestaaten des Nov dens. Ucverall war s ihm Nicht ge glückt. Wie sollte eS auch ! Nützliches, sür Amerika Nützliches, hatte er nicht gelernt in der Jugend, und selbst seine Kenntnisse vom väterlichem Gute her fruchteten hier nichts Boden. Bewoh ner, Verhältnisse, Bearbeitung waren grnndverch,edene. Tagelöhner, Brcg mann, Farmknecht das war so der Kreis gewesen, in dem sich die 25 Jahre seines Aufenthaltes in der mächtigen Republik jenseits des Meeres bewegt hatten. Mühevolles Leben, karge Leben. Und dazil sein erhängnißvol ler Trotz, der ihm die Rücklehr nach der Heimath verbot ! Wohl hörte er durch einen Dritten einmal zufällig in San Francisco vom Tod seines Vaters und daß es letzt nur von ihm selbst ab hänge, zurückzukehren, den Bruder aus dem Hause zu drängen und Beptz zu ergreifen von dem blühendem Erbe. Aber nein er wollte so nicht wieder- kehren, mit dem Bewaßtsein, nichts vollbracht, nichts geleistet zu haben, der schmählich Geschlagene zu sein. Da zog er s vor, als ein Verschollener nn Ge düchtniß derjenigen weiter zu leben, die ihn nur als hochfahrenden, klgenivilli gen Knaben und Jüngling gekannt. Lieber verschollen. Und nun war :r doch hier, zurück in der Heimath ein Bettler, ein Lump. Schmer rang sich der Athem aus seiner Brust. Wat deiht ju beer?" Eine rauhe Stimme drang an das Ohr des Wanderers. Bor ihm stand der Ober Inspektor deö Majoratgutes seines GuteS, wenn er wollte und blickte ihn forschend, durchdringend an. Ter stämmige, hünenhafte Mann fchmipste mit der Peitsche in der Luft, um die Antwort zu beschleunigen. DaS Plattdeutsch kam dem Wanderer etwas schwer au, aber er antwortete doch in derselben Mundart wie der Fragende, und daS besänftigte den Letzteren. Ja, er ließ sich sogar herbei, etwas zu erzählen über die gestrenge Herrschaft." Ja. sagte er, der gnädige Herr und die gnädige Frau führten eine sehr glückliche Ehe, und die sechs Kinder seien alle gesund, bildhübsch und wachsen heran zur Freude ihrer Eltern. DaS Gut gedeihe prächtig. Nächste Johanni sollten noch 90 Morgen vom Echölt deS ollen Stirn, der sich im .Bramwin' zu Tode getrunken hin- zukommen und die Ernte Heuer, falle ungewöhnlich günstig aus. Ob nicht ein älterer Bruder da sei. dir eigentlich das Gut hätte erbeii fsl lcn? Verdutzt schaute der Mann den Wanderer an. Allerdings, meinte er, sei ein älterer Bruder dagmesen. der fei aber schon feit vielen Jahren todt CuS habe einst in der Zeitung geftan den. UedrtaenS. fügte der Mann hinzu, sei das beffer so, wie es sei, denn der feige Herr lebe sehr glücklich mit seiner Frau, und Letztere sei dannm gaud zu den Armen und dem Gesinde. Der ältere Bruder. Detlev bade er ja wohl geheißen, habe fein Glück selbst Ihöricht mit Füßen getreten und sei in die weite Welt hinaus, ein Heimathloser, bloß weil seine Base, d schöne Gesina. zu fälliger Weise den jüngeren Bruder lie der hab heirathen wollen, als den älte ren. was doch für einen vernünftigen Menschen kein Grund zum Auswandern sei. Und s plauderte er noch ein wenig mehr in seinem harten Platt, bis ein mächtiger, zackiger Blitzstrahl in der Nähe umherfuhr, die Scene rings um her momentan erleuchtend, und dann prasselte der Regen in Strömen herab. Der große Inspektor bot dem Wanderer ein Obdach für die Nacht an, wenn er pch. wie r annehme, .Maulen" könne. aber das Anerbieten wurde abgefchla gen. und mit großen Schritten entsernte sich der Mann. Der Wanderer setzte sich nieder aus den Prellstein und blickte in's rauschende Flüßchen hinab, das zusehends anschwoll bei dem Regenguß. Der Sturm heulte und vsiff und die Blicke zuckten am Him viel, wi seurige Schlangen. Ader noch immer faß der Wanderer da unbe meglich. Es war beinahe völlige Dun kelheit eingetreten. Nutzlos! Ein nutzloses Leben!" murmelte er vor sich hin. Da stieß ihn ein Fuß, und auf blickend sah er einen schlanken, hohen Mann vor sich. Kerzengerade erhob sich da der Wan derer und blickte dem Anderen in's Auge. Er sah ein Antlitz vor sich, in dem Güte, Pflichttreue, Energie in schöner Harmo nie sich ausprägten. Es war sein Bru- der Felix, der Glückliche. Aber nur der Eine erkannte den Anderen. Die Züge des Aellesten waren von Noth, Wetter. Gram und bitterer Reue so von ihrem Original abgeändert worden, daß sie nicht Mieder zu erkennen waren. Und so standen die Beiden einen Augenblick und maßen sich. Dann sagte der Aeltere mit dunivser, wankender Stimme: Ich habe Nach- richten von Ihrem Bruder!" Bon meinem Bruder?" Und die Züge verfärbten sich. Ich glaubte, er sei längst gestorben da drüben Amerika. War ich falsch berichtet?" Nein, Ihr Bruder ist todt." sagt, der Wanderer. Er starb, wie er ge, lebt unglücklich!" Armer Bruder! Armer Detlev! murmelte der Jüngere, und man sä ihm an, daß er aufrichtig trauerte. E war sein Verhängniß." Er trug mir auf, Sie aufzusuchen und feine letzten Grüße zu überbringen. Der Jüngere drückte dem Boten be wegt die Hand. Dann frug er: Und kann ich Ihnen selbst irgendwie nützen? Sie waren einen Freund meines armen Bruders, nicht wahr?- Bedürsen Sie Beistand, er soll Ihnen gern und reich lich gewährt sein! Dem Aelteren durchlief ein SchÜt, teln den Körper, aber er sagte dumpf Nein, danke, ich bedarf nichts mehr." Und er wandte sich ur.d ging schnell über den Steg, mitten durch die breite Wiese, nach der Kirche zu, wie Jemand, der genau den Weg lennr. Der Regen rauschte. Die Gewitter, wollen lagen schwer über dem ganzen Horizont, und der Blitz fuhr hernieder, von polterndem, schweren Donner be gleitet. Die Dorfstraße war leer. Der Fremde bog um die Kirche und lies au den Teich zu. Am nächsten Morgen fand man darin eine Leiche. Er hatte endlich Ruh und Vergessen gefunden. Der rettende Schnurrbart. Humoreske von H. Marotzkc. Referendar Paul Hellwig rang der- zwernungsvoll die Hände. Einen ordentlichen chnurrbartl tönte s klagend von seinen Lippen, Alle Schätze Indiens gäbe ich dafür hin wenn ich sie hätte, fugte er etwas lei er hinzu. Gehen wir der Ursache seines Schmer- i nach. Da war nämlich der ver- mittmeten Amtsräthin Brückn reizen des Töchterlein, an welches Paul längst sein Herz verloren hatte. Und sie liebte ihn wieder, das wußte er mit Bestimmt- heit. Allein, als er eines schönen Tages geraden Wegs aufs Ziel losgegangen und von Verlobung. Hochzeit und Him mcl auf Erden gesprochen, halte sie ihn ausgelacht. Aber Paul" sie nannten sich von ihrer Jugendsrcundschaft her bei Vor namen, wennschon das vertraute Du' längst dem förmlichen Sie" gewichen war aber Paul, ich werde mich doch nicht mit einem Manne verloben, der nicht einmal einen richtigen Schnurr bart hat I Nein, nein, meine Freundin nen würden mich schön necken ich habe allezeit so sehr für die Schnurrbäite ge, schwärmt. Mit Ihren paar Härchen aus der Oberlippe können ie mich nicht beglücken. Warten Sie also, bis Ihnen der chönste Schmuck des Mannes gewachsen ist, und dann klopfen Sie wieder einmal bei mir an." Und nach diesem Ergüsse hatte sich das resolute inn Dämchen kurz umg dreht und unseren Paul mit langem Gesichte stehen lasten. Dann war er zu Haus vor den Tpie gel getreten und hatte sich unter schmerz- lichem Seufzen lange Zeit gemustert, Freilich, viel einbilden konnte er sich auf seine paar Härchen" nicht aber wog sin treues liedeglühend, s Herz nicht mehr als taufend Bärte au? sollte an einer Laune, einer Kaprice fein Lebens gluck scheitern? Denn wenn er auch noch auf stärkeren Bartwuchs hoffen durste, so vergingen darüber vielleicht Jahr und Tag, und was konnte in der Zeit nicht alles geschehen Hedmig wurde schon jetzt so viel umworben! Schnell einen Bart I" hieß die Pa rol, 1 Ter Hof und Leibfriseur wurde um Rath befragt. Ja, Herr Referendar. lautete die Auslunft. da giedts so viele unfehl bar Bartwuchs Mittel wie Sand am Meer, schade nur. daß all nichts taugen. Das beste Verfahren ist immer noch fleißiges Rasiren. Sie haben Ihren Bart eben zu früh stehen lassen. Schauen Sie einmal, hier an den Mundwinkeln, wo das Messer beim Abrasiren des KinnS ab und zu in Härchen mitgenommen, ist der Wuchs bedeutend krästiger. Also herunter mit den kümmerlichen Stop peln, und in drei Monaten haben Sie den schönsten Husarenschnurrbart." In drei Monaten? Die Zeit war nicht allzulang. S durfte das Rastr messer seines Amtes walten. Als der Herr Reserendar sich hierauf im Spiegel besah, erschrak er vor seinem eigenen Bilde. Himmel, diese unvor theilhafte Veränderung I Hatte ihm da? dünne Bürtchen doch immerhin einen gewissen männlichen Anstrich gegeben aber nun! Viel mehr glich er einem Primaner, denn einem von den redlich sten Absichten beseelten Freiersmann. Nimmer durste er mit diesem glatten Gesicht vor sie" hintreten bei dem bloßen Gedanken daran hörte er bereits ihr spöttisches Lachen. Drei Tage später brachte der Post, böte ein zierliches, duftendes Briefchen. Hastig öffnete Paul den Umschlag. Hedmig theilte ihm mit, daß sie sich seit einigen Tagen ans dem Rittergute ihres Onkels Holzhausen bei Niederthal zu. Besuche beiünde. Es sei ja ganz schön hier draußen, nur eiwaS langweilig. Zm Abendrolh mache sie einsame Spa zirrgänge von dem herrschastlichm Parke aus nach dem nahen Walde zu. Der Verbindungsweg eine prächtige Allee hätte bequeme Ruhebänke au der dritten Bank pflege sie zu rasten u. . a. Mit einem Jubelruf sprang der Glückliche empor. O, Du Süße, Einzige, Du Stern meines Lebens. Auf gen Niederthal mit seinen prächtigen Alleen und be- quemen Ruhebänken." Doch halt ! War da nicht noch ein Postskriptum? Paul las. und plötzlich war's ihm. als ergösse sich ein Strom eiskalten Wassers über seinen Rücken. Dort stand es: Jbr Schnurrbart hat doch hoffent- lich recht erfreuliche Fortschritte gemacht, mein verehrter Herr Referendar?" ein Schnurrbart grausame Jro, nie! Sein Schnurrbari, vorgestern erst war er dem Messer zum Opfer ge fallen. Ter Herr Hof- und Leibfriseur sollte aoermais Veiten. Ich muß bis morgen einen kam- pleteil Schnurrbart haben ! Der also Bestürmte zuckte bedauernd die Achseln. Da kann ich Ihnen nur dielen künstlichen Schnurrbari mit der absolut zuverlässigen Patenttlemmoorrichtung empfehlen !" Paul sah keinen andern Ausweg. Ein Probetragen siel günstig aus, und so machte er sich schließlich in fast über- mülhiger Stimmung auf den nicht all- zuweilen Weg nach Niederthal. Was hatte er auch zu riskiren? Cnt deckte sie den Betrug, dann würde seine Beweisführung, daß das Rastren das einzige Mittel zur Erlangung des er sehnten Schmuckes fei sie sicherlich schnell versöhnen. Merkte sie dagegen nichts oh ! Der Spaß war köstlich. Wie wollte er sie später foppen, daß sie sich habe dupiren lassen. Eine kleine Revanche sür all' die erlittenen Necke reien erschien wirtlich angebracht. Dann kam sie endlich die Allee her unter, ganz zufällig" trat er ihr in den Weg beiderseits große Freude ! Ein Laut angenehmer Ueberraschuna entschlüpfte ihren Lippen, als sie ihm nun voll ins Gesicht schaute, während er sein Herz doch schneller pochen sühlte, ya, i, die e unteblbaren Bart- wiichsmittel", auch sie hatte schon so viel davon gehört, eS schien doch etwas Wahres daran zu fein? Paul, ich glaube Ihr Schnurr " Doch plötzlich brach ste ab und wurde roth; was hatte sie ihm" doch so halb und halb versprochen, wenn der Schnurrbart Fortschritte gemacht hätte? Und Paul dankte seinem Schöpfer recht inniglich, daß die bekannt dritte Bank gerade n Schatten einer alten Pappel stand, so daß keine errüthen, scheu Strahlen der untergelsenden Sonne lein Gesicht treffen konnten Lie war ihr ganzes Wesen heut doch so verändert so viel weniger spröde als sonst so viel zutraulicher, hingebender, da sie jetzt an seiner Seite saß, immer von neuem nach seinem Schnurrbart q, elend. Heiß wallte sekundenlang in seinem Innern das Verlangen af, ihre ihm so günstige Stimmung zu benutzen, ihr das bindende Geftändniß zu entlocken doch dann wies er dielen Gedanken energisch zurück. Unter einer Larve wollt r nicht um die Geliebte werben. Und sie zerbrach sich daS Köpfchen. warum ihr Paul wie lange nannte sie ihn schon so im Stillen warum ihr Paul wohl beut gar so schüchtern und besangen sei? Kaum daß er's wagte. hr inmal fluchtig in die Augen zu schauen, kaum, daß er ein paar Worte fand. So saßen sie beide da, schweigsam. verlegen, bis die Kataftropd kam beraufbelchworen durch einen vom Walde daherfprcnzenden Reiter. Ihr fchar feZ Auge ikennt ihn bereits in wei tec Ferne. .Um Gottes willen ! Mein Better Heinrich Paul. Paul ! Ich bin er loren !" klch, Paul. Tu kennst die hiesigen Berhüllniss nicht," berichtete sie in legender Eile. Wenn er mich er kennt, ist eS morgen überall bekannt. daß ich hier allein einem Fremden ein Stelldichein gegeben." Und die jung Dame bedeckte mit den Händen die thränenden Augen. Wenn Du ihn bittest, zu schwel gen " Er thut'S nicht, Paul er wirbt ja auch um mich und ist so furchtbar eifersüchtig, und ich mag ihn doch gar nicht leiden." Paul war aufgesprungen mit einem Ruck hatte er sich seines langen ReisemantelS entledigt. Schnell, Hedmig, in meinen Man tel l" Ach, der allein wird mir nichts nützen." Er hatte ihr das Hütchen bereits vom Kopse genommen und dasselbe hinter der Bank ersteckt. Hier setze meinen Hut auf, ich verweile die Zeit unbedeckten HanpteS, was bei der Jahreszeit nicht auffallen kann." Paul, er erkennt mich doch!" In seinen Augen blitzte ein Entschluß auf und dann geschah etwas Selt samcs, Wunderbares mit großen. entgeisterten Augen starrte sie in sein Antlitz, Verschwunden war plötzlich aus sei nem Gesichte der schöne, prächtige Schnurrbart, bei dessen Anblick eben noch kaum gekannte Saiten in ihrer Brust erklungen waren da hielt er den künstliche Schnurrbart in der Hand und bevor Hedmig noch recht zur Besin nung gelommen. emp and ne einen klemmenden Druck an ihrem Röschen und es stach und prickelte ungewohnt und fremdartig aus ihrer Oberlippe. Die junge Dame war einer Ohnmacht nahe. Hedwig, mein süßes Mädchen, sei tapter," ertlang es da in den zärtlichsten Tönen nahe ihren Ohren. Hoch und frei den Kopf die Stiefelchen noch ein wenig unter den Mantel verltcacn so! jetzt will ich mal sehen, wer Dich mit dem Schnurrbart erkennt." Sa saß ste noch lange, regungslos, längst nachdem die Gefahr vorüber, der Vetter mit flüchtigem Blick auf die gänzlich fremden Gestalten vorbeige, sprengt war. Nur ihr seuchteS Auge redete eine deutliche Sprache. . Paul, wie soll ich Dir danken!" Er beugte sich naher zu ihr hinab. und sein Arm legte sich zärtlich um ihre Schulter. Hedmig so zürnst Du mir nicht wegen Sie schüttelte das Köpfchen. Nein, Paul, denn was hätte wohl werden sollen, wenn der Bart festge, wachsen gewesen wäre?" Hedwig und Paul sind längst das glücklichste Paar. Nur zuweilen foppt er sein reizendes Weibchen, daß sie ihn schließlich doch ohne Schnurrbart" ge, wollt. Edle That der jungen russische Kaiserin. Wie man in Rußland zu seinem Recht gelangen kann, zeigt folgendes charakte ristische Geschichtcken: In W. hatte ein Gastmirth an den Vicegouverneur eine beträchtliche Schnldforderung ; r war jedoch nicht im Stande, trotz mehrfacher Mahnungen zu seinem Gelde zu gelan gen. schließch entschloß er sich zur Klage. Die Antwort war, daß er zu nächst verhaftet und seiner Frau, die den Reftaurationsbetrieb fortsetzen sollte, verboten war, nach 8 Uhr Abends noch Gäste in ihren Lokalitäten zu dulden. Alles Lamentiren half nichts, es blieb bei dem Beschluß. Da machte ein kundiger Thebaner die Frau darauf aufmerksam, daß die Kai fcrin noch immer die Darmstädter Bläk ter erhalte und sie mit Eiser lese. Man rieth ihr, in einem von diesen ihre Lei, denSgeschichte darzustellen. DaS geschah. Die Kaiserin laZ von der Gemeinheit, theilte sie ihrem Ge, mahl mit. und alsbald wurden von Petersburg aus zwei höhere Beamte nach W. geschickt, um die Sache feftzu, stellen. Sie begaben sich gegen 8 Uhr in das betreffende Restaurant und weigerten sich, als sie um 8 Uhr zum Verlassen des Lokals aufgefordert wurden, der Auf forderung Folge zu leisten. Schließlich schritt die Polizei zu ihrer Verhaftung Erst jetzt gaben sie sich zu erkennen. Ali auch der Bicegouverneur von dem Baume dieser Erkenntniß genascht hatte, reichte er schleunigst seine Entlassung ein. Augenblicklich jedoch bewohnt er die Zelle, in der bis dahin sein Unglück, licher Gläubiger geschmachtet hatte. ine Entdeckung. Professor Tistler: TaS Fahrrad muß schon in der Zeit der römischen Republik bekannt gewesen sein,' denn Eicero erwähnt schon ein Fahrrad in seiner berühmten Rede gegen Catilina, die mit den Worten beginnt: ,Quous- quo kanuern, Jaiuina, abutere', maS aus beutlet) heißt: .Wie lange miß, brauchst Du schon das Tandem, Ea!i lina?!" Anders gemeint. Lieutenant A.: Wie aeht's denn dem Kameraden Schneidig? Kerl lange nicht mehr gesehen!" Lieutenant B. (achsclzuckend): .'Wie soll's ihm gehen: Schulden gemacht tönnen sich ja denken!" Lieutenant A.: WaZ 51 lagen; Abschied nehmen müssen?" Lieutena.it B.: TaZ gerade nicht. aber armer Kerl hat heirathen müssen!" Poesie ! Prosa. Herr (der ein ihm unbekanntes Fr lein degleililj: Ach. mein Fräulein. eS ist doch poetisch, so im Sturme und Staubwirbel mit einander zu wan deln!" Fräulein: Hören S' mir mit dem Sturm auf. da kann ich gleich, wenn ich zu Hause komme, die Fettster wieder putzen!" lied ein ihrrad Lnihosieiste. Auf allen Stegen Radelt man: Auf allen Wegen Siehet man Radfahrer eilen. Schon klingelt mir wieder Einer im Rücken. Schnell, Entzücken, Fährt er pro Stunde acht Meilen. Hur usroaiil. Ä, : Wer find denn die fünf Herren dort?" B.: Dieser ist Herr Schmidt, der andere Herr Sch,nit,.der dritte Herr Schmitt, der vierte Herr Schmicd und der fünfte Herr Schmid." Srktärlich, ' Untekredakieur:,Hicr ist eine Notiz von einem Mann, der sich heut' vom dreizehnten Stock eines Hauses herunter stürzte." Chefredakteur: Ist er todt? Untcrrcdolteur: Natürlich!" Ehefredalteur: Na, das konnte ich mir denken, dreizehn ist immer ein Un glückszahl!" Vcr Sonntagsjäger. Frau: Bei dem Wildprethändler am Markte ist Ausverlauf, Männ chen Du solltest doch auch morgen 'mal zur Jagd gehen!" Lrinncrt. Kutscher: Sie, in dem Ort ist vor acht Tagen etwas gutes passirt." Paffagier: Was?" Kntscher: Da hat ein Kutscher einen Fremden durchgeprügelt, weil er ihm zu wenig Trinkgeld gegeben." In der ttneixe. Förster: Die Geschichte, welche ich Ihnen jetzt erzählen will, klingt zwar etwas unwahrscheinlich, meine Herren, aber...." Die Stammgäste: Nur loslegen: mehr wie gelogen kann sie doch nicht ein! Nicht möglich. Du, der Krazlinski soll ein autn Bergsteiger sein!" ,Ach. hör' nur auf! Jetzt war er zwei Monate in den Alpen, und als er zu Hause kam, halte er nicht einmal die Kniee zersquuden!" Ach so. Arzt: Nun. haben Sie amen Ihre Erkältung die Warmwasserkur ange wandt, die ich Ihnen empfohlen habe?" Patient: Ja. sie ist an, auSae' zeichnet; ich habe ein bischen Rum und Citrone hineingemacht, und das ist mir ausgezeichnet bekommen." Probatum cst. Aiilor (zum Direktor): Ach. Herr - Direltor, wissen Sie nicht, wie ich mein neuestes Stück vor dem Durchfallen retten könnte?" Direktor: Lassen Sie eS nickt auf ühren!" Generös. Geizhals (zu seiner Frau): .Auguste. morgen gehst Du mit mir, da werde ich Dir zu Deinem Geburtstage einen schö nen klon zu einem neuen Kleide zeigen," Blau Blut allein thut's nicht. . Wollen Sie wirklich die Comtesse X heirathen? Die hat ja keinen Pfen nig Vermögen!" Füllt mir auch gar nicht ein, fo ohne Weiteres in's Blaue hinein zu hei rathen?" Ein Lcdanernswerthcr, Freundin: Hast Du gar keine Furcht, Dein Mann könnte Dir später einmal untreu werden?" Braut: Bewahre dem soll die Luft schon vergehen, noch mit einer Zweiten anzubandeln!" Unverfroren. Sie wollen 100 Mark von mir g. pumpt haben! Sie find wohl nicht bei Trost?" Nee, nicht bei Kasse." Rache. Köchin: Heut' war der Herr un freundlich zi, mir, dafür lasse ich heute die Gnädige lochen." Unüberlegt. Wirth (zu einem Gast; : Das ganz Etablissement, so wi sie'S gesehen ha den, muß ich allein leiten." (Sast: Ta muß doch riesig viel Ver stand und Intelligenz dazu gebören." Wirth: O na gar net." Ver cöescbeidtere. Lehrer (zu seinem Schüler, der lang Zeit recht leichtsinnig arbeitete und oft begrast werden mußte, sich plölicb. aber bedeutend gebessert hat): Warum kannst Tu denn jetzt auf einmal rdent lich arbeiten?" Schüler: Ich hab' halt denkt, der Gescheitere gibt nach." s,