Line kritische halbe Stunde. (Uifla' abfiileucr. Nach erzählt m M. Hoch,. .Still I' nist bet Squire. .still, ffinbn! Tante ßlotifio soll erzählen I' Wir sind alle, eine gross Geslllschast jeden Alters, um da Kaminscuer in Mara Manor versammelt. In seinem lzochlehnigen Armsluhl fitzt der Saune. Wein und Glaser eben aus einem Eichentischchen an sl ner Seite, und der iitl,liche Feuerschein umspielt freundlich sein stlberweifc taar. sein Ha', rosiges Antl, Tante Klanstc die zarteste aus der Reibe seiner stattlichen Töchter, hat eben ihm ihren Platz ! sie ist sein Lieb ling, obgleich sie einst gegen seinen Wunsch einen Seemann geyciruthet, der nach kurzer Ebe, vor nun bald sünsund. zwanzig Jahren, auf See zu Grunde gegangen war. Des Vaters Hand in die ihrige nehmend,, beginnt sie : .AI ick, ein iunaes Müdchen war, lebte aus seiner Farm in Graghire Onkel John, der jetzt sehr alt und der Großonkel der meisten von Euch sein würde. Aber in meiner Jugend war n ein starler, krüsiiger Mann in der Bllllhe des Lebens und voller Krast und Gesundheit. Sein Besitzthum war in grobes, er hatte jedoch die eigen thllmliche Laune, trotzdem daS Leben ines ganz gewöhnlichen Farmers zu sütten, und besorgte ohne Inspektor die Oberaufsicht über das ganze Gut so wohl, wie 'die Berwaltung der Pacht gelber und die Asznl,lug der Tage löhner. Eine vorzügliche Haushälterin versah die innere Wirthschaft, denn er blieb sein Leben lang Junggeselle. In jenem Sommer, während dessen sich das Ereignis! zutrug, welches ich Euch erzählen will, hatte man mich zu ihm nach Graffhire geschickt, theils wegen einer mir nöthigen Luftveränderung, theils aus einem Grunde, der nicht hier her gehört. .Sie sollte den jungen Mountncsflng heirathcn und wollte nicht!" schaltete der Squire halb bedauernd ein. Tante Clarlssa lächelt Wehmüthig, ihr Lächeln hat immer etwas Trauri ges, und zärtlich stieichelt sie Großvaters runzliche Hand. .Ich kam also nach Blaahatch, als ich 13 Jahre alt war, und blieb bei Onkel John von Mitte Mat bis Ende September. Zuerst wollte mir das ein sörmige Leben bei ihm gar nicht gefal len ; denn hier in Wargreve waren wir trotz der ländlichen Verhältnisse an einen gewissen Luzus gewöhnt, während Onkel John jeder Verfeinerung abhold war und in Anzug und Manieren, ja selbst in der Sprache, den Farmer her auskehrte. Jeden Mittwoch und Sonnabend ritt er in einem großen Tuchüderrocke auf sein lrästigen braunen Stute in die nächste kleine Stadt .zu Markte, nahm mit den Farmern der Umgegend sein Mittagsmahl ein, rauchte aus einer Thonpfeife, trank Whisly und Waffer und kehrte Abends in bester Laune mit in oder zwei guten Bekannten wieder nach Hause zurück. Blackhalch Farm liegt ziemlich abgelegen im Grunde eines engen Thales. Da das Land in Graffhire hauptsächlich aus Wiesen be steht, auch spärlich bewohnt ist, und Onkel Johns Besitzthum sich meilenweit erftrickie, so brauchte er ost ganze Tage, um sie Pachtgelder einzusammeln, welche er in einem großen Leoerbeutel In der Satteltafche verwahrte, trotz aller Warnungen, daß man ihn noch einmal angreifen und berauben würde. .Jedermann weiß, daß ich außer Gold und Banknoten auch noch etwas anderes bei mir führe !" pflegte er auf solch Einwendungen zu erwidern, in dem er wohlgefällig auf seine große Brusttasche kloplle, in welche er bei sei nen Ausflügen stets zwei kleine, scharf geladene Pistolen steckte. John Wargreve würde jeden Angrei fer wie einen Hund niederschießen, das wissen die Leute in Graffhire und über legen es sich zweimal, ehe sie ihr Leben nskiren. Mit derselben hartnäckigen Verblen dung rachtete Onkel John alle Schlös ser. Geldschränke der sonstige Einrich tungen, durch welche andere Sterbliche ihr Eigenthum vor d?ri Händen Unbe rufen schützen, und vertraute mehr der Furcht, welche sein Amt als Friedens richter einflößte, als den gewöhnlichsten Vorsichtsmaßregeln gegen Diebftahl. Das altmodische Silber des täglichen Gebrauchs, der große Teckelkrug in ge trieben Arbeit, aus welchem er bei jeder Gelegenheit zu trinken vfl gte, die alten Suvpen und SaucinlöNel, in deren maisioe Schalen seliene alte Nliln zen eing, lussen waren, all,s war surcht loi auf dem riesigen, eichenen Kredenz tische ausgestellt, der die ein .Wand der großen Küche vollständig einnahm und sich der Thür gegenüber befand, die ins Freie führte. Durch diese Thür, welche im Sommer vom frühen Morgen bis n die späte Tunkellxit offen stand, in der ganze Beikehr der Arbeit, Mrtner und Tienstleute. während zur Zeit der Heu und Getreidekrnle zahl reiche ardeilsuchend Bettler und Land ftreicher mittels degelden Eingangs in das Hau? gelangten. An einem Sonntag Nachmittag um die Mi des September befand ich mich ganz allein im Wohnzimmer und bemühe mich, meine Aufmerksamkeit us in gutes Buch zu lenken, da ich mir mit heruntergebracht halte. Leich tes Kopfweh halle mich an dem üblichen Kirchgang verhindert, zu welchem sich alle Mitglieder deS Hauses regelmäßig einsiuden mußten. Zur Beaussichti gung des GctiöitcS blieb immer nr einer zurück, und an diesem Sonntage war mir das Amt zugefallen, da Ontel John bei Tische mein leidenbes Aussehen bemerkt und gesagt hatte: .Du siehst nicht wohl genug au für dcn Gana ,ur Kirche. Klar, Bleibe lieber daheim und hüte daS Haus. Sieh' auch 'mal nach meiner Fleisch brühe, Du weißt, daß es mir Sonntag Abends ohne die Geiicht nicht schmeckt I" Onkel :ilodn führte ein trenae liiern ment. und es war unumstößliche Regel, daß der gcsammte Haushalt dreiviertel Stunden vor Beginn des Gottesdienst'S von Blackhalch aufbrach. Um halb sünf wurde vorher der Thee in das behagliche Wohnzimmer gebracht und nachdem Onkel zwei riesige Tassen voll getrunken und die entsprechende Menge knusprigen Toaste verzehrt hatte, klopfte er die Krümel von seiner Weste, setzte den weißen Hut fest auf den Kopf und der ließ mich, nachdem er mir seine Dank' barkeit für die Blume, die ich ihm iu's Knopfloch gefteckt, durch einen fchallen den Kuß ausgedrückt hatte. Als er den zweiten vaustlur durch schriit, wandte er sich noch einmal zurück und rief mir zu: ' Um halb sieden wird jUmotDi) mll dem Füller für die kranke Kuh kommen, Clary, ruse ihn, wenn Du etwas brauchst! Ich habe auch Sultan los gelaffen, er wird Dich sicher behüten. Leb' wohl, Kind!"' Ehe ich antworten konnte, ging er, auf seiner silbernen Pfeife pfeifend, bereits die Auffahrt hinab, und sünf Minuten später waren ich und die alte Katze Blinkers die ein zigen lebenden Bewohner des Hauses, denn Onkels Pfeifen war das Auf bruchssignal sür Alle, und wehe dem Unglücklichen, welcher fehlte, wenn er auf dem Kirchhof von Little Nockler über seine Schaar Musterung hielt. Kaum eine halbe Seite des Predigt buches hatte ich gelesen, als eine mir wohlbekannte Gestalt über den Gras platz vor dem Wohnzimmer schritt, und ein lachendes Gesicht in das weitgcöffnete tonst schaut. In Blackhalch habe ich zuerst Euren Onkel Geoffrey hnn:n ge- lernt.' Tante Clariffa lächelt wieder trübe. .Er war damals ein junger See offlzier und wartete bei seinein Vater auf ein neues Kommando. Letzterer. Coloiiel Granthem, besaß ein kleines Landhaus in Onkel Johns Nähe, und während des Sommers waren wir junge Leute sehr bekannt geworden und ich, nun, Kinder. Mädchen sind albern und thöricht, wenn sie jung sind. Und s war es wohl die Gewißheit unserer gegenseitigen Neigung, die mich häusig dazu verführte, launisch und eigensinnig gegen ihn zu sein. An diefem Nachmittage glaubte ich mich von ihm gekränkt, und mit einer Beharrlichkeit, welche einer besseren Zache werth gewesen, wies ich alle seine Bersöhnungsversuche zurück. Es gelang mir wirklich, ihn so zu erbtzen, daß er seinen Hut nahm, mir guten Abend wünschte und, von Sultan begleitet im Garten verschwand. Eine Viertelstunde, nachdem er mich verlaffen, wurde meine Aufmerksamkeit plötzlich durch das Zuschlagen eine, Thür erregt, was mir um so mehr auf i fiel, als ich annehmen mußte, die ein zige Person im Hause zu sein. Schnell durchlief ich den Flur und horchte ge spannt, aber Alles blieb still, so daß ich nach einer Weile zu meinem Buche zu rllckkehrte und ihm meine Gedanken wie, der zuzuwenden suchte. Allein es war mir unmöglich, das Zuschlagen der Thür beschäftigte mich fort und fort. Welche Thür war es? Das Geräusch schien mir ziemlich entfernt gewesen zu sein, aber wo es auch sein mochte, warum war sie zugeschlagen? 3 mehr ich darüber nachdachte, desto unruhiger und erregter wurde ich; in muthiges Mädchen hätte wahrscheinlich das ganze Haus und die Umgebung ad gesucht, aber ich war leider weder muthig, noch ftar!en Geistes. Während ich noch zögernd dastand, schlug die Kukuksuhr sechs, und ich beschloß, erst nach Onkels Suppe zu schauen und dann einen Spaziergang in die Anlagen zu machen. Leichtfüßig lief ich durch den Flur und eilt den langen, deckendelegten Korridor hinab, der nach den Wirt scdaltsräumen führt. Die groß Küche bot in vollendetes bild der Ordnung. Das ungeheure offene Feuer brannte mit vorschrists mäßign Langsamkeit, auf der einen Seite des riesigen H,rdeS stand in sin gender Theekessel, während die ankere daS Gefäß mit Onkel JohnS Fleisch brüt einnahm. Die Strahlen der nn teraehenden Sonne fielen durch die it t'rfenft und beleuchteten den Kredenz tisch mit seinem glänzenden Silber und reichbemalten Porzellan, welches die Haushälterin nur bei ganz besonderen Keleaenhciten benutzte. Die zu dem Geschirr paffende große Suppenschllffel war einstmals beschädigt worden und wurde nur als Schmuckstück ausgestellt. Ein Sonnenstrahl fiel auf die vergol dele Tulpe, welche den Knopf des Deckels bildet, und, in plötzlichen Ermn tu na folgend, trat ich an den Kredenz tisch und hob den Deckel von der Ter rine. Sie war mit zart duftende Vto sen blättern gefüllt, ad noch etwas anderes befand sich darin, in schmutz! a lederner Beutel mit Bindfaden zu gebunden und so schwn, daß ich ihn kaum in die Höbe beben konnte. Nun siel mir ein, daß Onkel John gestern Nachmittag diesen Sack selbst in das Gesäß gelegt, als ich mich zufällig in der Küche befand. Er war mit einge sammelten Pachtgelbern zuiückgelchit und warf in seiner gewöhnlichen, un gestiimen Art den Beutel in die Terrine, um Tiinoihy zu folgen, der ihn zu der kranken Kuh rief. Die Haushälterin war nicht anwesend, und da außer ihr liiemand Onkels Sachen zu berühren wagte, war das Geld bis heule an die kem ungeeignete Platze geblieben. Der Anblick des gefüllten Beutels weckte Angst in mir; als ich ihn aus seinem Nest von Rosendlültern hob, kam mir die Erinnerung an das geheimnißvollc Zuschlagen der Thür mit unangenehmer Deutlichkeit zurück, und ängstlich durch di Küche blickend, bemühte ich mich, das Geld' in meinem Kleide zu derber gen. Unglücklicherweise besaß dieses e,n neue - rosa Mullkleid -keine Tasche, und so war es mir unmöglich, den Beutel einzustecken. , .Ich werde das Geld erst oben er schließen, ehe ich hinausgehe!" dachte ich bei mir und ging dem Herde zu, um nach der Suppe zu sehen. Als ich den Deckel des Topfes in die Höhe hob, vernahm ich ein Geräusch auf dem Korridor: Schritte, langsame chritte schienen den Gang entlang zu schleichen. Kinder! Ich stand wie versteinert. Athcmlos mit dem Deckel i der einen und dem Geldfack in der anderen Hand, horchte ich den leisen Schritten. Was hätte ich darum gegeben, wenn meine häßliche Worte zu Mr. Granth?m ungesprochen geblieben, wenn ich seinen krustigen Arm zu meinem Schutze ge habt Hütte! Ich befand mich wahrlich in Todes gesahr! Den die Eindringlinge, das fühlte ich, beabsichligten nichts Gutes, Mit vorgehaltenem Athem horchte ich wieder, ich hörte sie näher und näher kommen, im nächsten Augenblicke würde sich eine Land auf den Drücker der schweren Thür legen und dann Ich warf den Beutel in den Topf. legte den Deckel darauf und wandte mich zur ktuchtl Aber wohin? Ach, ich hatte keine Zeit mehr! Denn lange, ehe ich die Hofthür erreichen konnte, mußte ich meinen Feinden in die Sande gefallen sein. War nirgends ein Versteck, nirgends em Zufluchtsort? M Golt sei Tank, a! Dicht an meiner Seite befand sich die große, alte Standuhr, welche seit man- chem Jahre in der Küche von Blackhalch die stunden angegeben. Ihr großes, glänzend polirtes Mahagonieaeböus, stand halb offen, ich war ein schlankes Geschöpf. Schnell schlüpfte ich hinein und halte kaum Zeit, die Thür hinter mir zuzuziehen, als zwei Männer die Küche betraten. Mein Stellung und Lage konnte nicht furchtbarer sein. Ein viereckiges Stück klaren Glases war wie ein Fenster in den oberen Theil des Uhrgehäuses eingelaffen, und da ich em großes Mädchen war, kam mein Besicht in gleiche Höhe mit diesem Glase, Bei der Enge des Raumes war es mir unmöglich, mich zu bücken oder irgend eine Bewegung zu machen, die meinen Kops aus dem Bereiche der Scheibe ge bracht baue, und ich war gezwungen, lautlos in meiner Stellung zu erhar ren, und wagte kaum zu athmen, um auch nicht durch dos leiseste Geräusch den Dieben Veranlagung zu geben. nach der alten Uhr und meinem ihnen daraus entgegenftarrenden Antlitz zu blicken. Zum Glück für mich war ihre ganze Auimerl atmen auf ihr Vorhaben ge, richtet. Obgleich seitdem viele Jahre vergangen sind, kann ich mir noch heute das Aussehen dieser beiden Männer mit vollster Deutlichkeit zurückrufen. Der eine war groß und mager mit vorstehenden Zähnen, die ihm daS An sehen eines hungrigen WolfeS gaben, der andere, kurz und dick, mit hinkendem Gange, hielt einen verdächtig aussehen ded Sack unter dem Arme. Jedenfalls in der Absicht, ihre Per sönlichkciten unkenntlich zu machen, trug der Dicke ein großes schwarzes Pflaster über dem einen Auge, während der Große den oberen Theil seines Gesichte mit ein Binde von schwarzem Krepp verbüllt hatte. Mein Herz klopfte so gewaltig, daß ich dem Ersticken nahe war, während ich den Dieben bei ihrer Beschäftigung zusah. Zu meinem Schrecken galt ihr erger Griff der großen Terrine, aus welcher ich soeben OnkelJohn'S Geldgenommen, und furchtbar waren ihre Flüche, als sie dieses nicht vorfanden.. Da ich jedes Wort ihrer geflüsterten Unterhaltung vrfteben konnte, erfuhr ich auS ihrem Gespräch, daß das Haus beobachtet und der Raub schon seit Tagen geplant war. Der Mann mit dem Sacke war früher bei meinem Onkel beschäftigt gewesen und kannte die sorglosen Gewohnheiten seines einstigen Herrn. Ich will nicht gesund hier geben, wenn ich ihn nicht gestern habe das (Selb in die Terrine legen sehen, als ich hin ter dem Holzbaufin stand!' sagte in breitem Graffhirer Dialekt zu seinem ksSbiten. .Vielleicht haben'! die MSdchenS der das Fräulein weggelegt Der Herr würd' so 'was nie machen! Kein Dieb wagt sich bierher, daS sagt er ja immer. Hab, bah!....' Dabei brach er in in seS Lachen avS. wurde a!r sofort von seinem Be gleit am Halse gepackt, während in mordgieriger Blick die Küche durchflog. .Still mit Deinem einfältigen Re, den!" sagte er ärgerlich. .Mit Dei nem Thiirzaschlaac und Deiner wüuschlen Zuuge wirst Du uns noch dir ganze Spiel verderben. Weiß! D den,,, wo das Frauenzimmer jetzt ist? Sie wird gleich bicr sei und nach dem Lärm sehen. Denn da sie ihrem Lied steil, wie Du sagst, eben den Lauspaß gegeben hat, wird sie ärgerlich sein und ihre Nase hier hineinstecken. Und dann giebt'S häßliche Arbeit. Mädchen schreien und sind nicht so schnell wie Hunde!"' Mit teuflischem Grinsen ließ er den Kerl los und begab sich eilig daran, das Sildcrgerüth vom Kredenztische her abzunehmen. Kalter Schweiß stand mir auf der dtirn, als ich ihn ein Stück nach dem anderen in den Sack stecken sah, wobei er ab und zu forschende Blicke durch die Küche warf, während der andere eine genaue Untersuchung der cschubladen vornahm, um das fehlende Geld zu ent decken, und es bedürfte meims ganzen Muthes, um regungslos ftehen zu blei ben, wahrend die Diebe wohl dutzend inal kaum einen Meter von mir entfernt waren. Plötzlich näherten sich beide dem Herde. Der eine trug den ctzt bis oben hin gefüllten Sack auf seinem Rücken, der andere hielt eine Theetuffe in der Hand, Wir könnten auch erst mal hier von dem Zeuge trinken," sagte der Dicke und hob den Deckel des Topfe? ab, in welchem die Fleischbrühe brodelle. ist heiße Arbeit, und wir haben keine .Set mehr, in den Keller zu gehen. rnitt " Bei diesen Worten wandte er sich zum ersten Male der Uhr zu und erblickte mein Gesicht, das ihm auS dem Glase starr entgegen ah! Mit einem gräßlichen Fluche stürzte er zu leinen Gefährten und wars Tops und Taffe schmetternd zu Boden. Mein letzter Augenblick war gekorn, men ! Nein, dem Himmel sei Dank, noch nicht I Ich hörte Fußtritte und fröhliches Pfe,fen im Hofe, es mußte Timothy lein, Ser zu der kranken Kuh wollte. Alle meine Kräste zusammennehmend. fing ich an zu schreien, schrie wieder und wieder, daß die alten Küchenbulle er, zitterten, fchrie. bis ich hörte, dch Je mand zu Hilse kam! Ein furchtbarer Lärm erhob s Kampf und Getöse schlug an mein Ohr, dann verlor ich das Bemußtinn. Als ich wieder zu mir kam, saß ich im Armituhl der Haushälterin am Fenster, Geoffre rieb meine kalten Hände, und Timothv sächclte mir mit dem Ausdruck oou gutmüthiger Theilnahme in seinem runden, rothen Gesichte, mit seinem grotzen Btrohhut Lust zu. Die wildeste Unordnung herrschte um uns her. Der Boden der Küche war mit einzelnen Sildersachen bedeckt, um, geworfene Stühle logen dazwischen, der Inhalt des Suppentopfes floß auf der Erde. Ich wurde nicht eher ruhig, bis der Geldbeutel aus den Trümmern hervor gesucht war, und ich denselben sicher, wenn auch nicht schöner geworden durch halb tündiges Rochen, in meinem Be, sitze hatte. Dann erfuhr ich, daß der große Dieb seine Beute im Stiche ge, laffen und entkommen war, daß Geoff, reu aber den andern gefangen und sicher emgelperrt hatte, bis man ihn nach dem Dorfe transportiren konnte. Mein furchtbares Schreien hatte außer Ti molhy auch Geoffrey vernommen, der. einsam eine i,igarre rauchend, in einer Laube der Anlagen über mein unfreund, liches Wesen nachgedacht hatte und auf die Hilferufe hin zu meiner Rettung herbeigeeilt war. Seine schlimmsten Befürchtungen wurden vurch den An- blick Sultans vermehrt, der todt mit durchschnittenem Halse unter dem Ge dusch in der Nahe des Hauses lag. Da mein Schreien aus den Wirihschasts räumen zu kommen schien, eilte er sofort dorthin und kam gnade zur rechter Zeit, um die Flucht des einen Diebes zu er hindern. Die Sache erregte in Grasshne oas größte Aufsehen. Der entkommene Räuber wurde gleichfalls bald gefangen und die Schuldigen vor den Affisen von Dornminftcr zu einer langen Gefäng nißftrafe veruitheilt. Onkel John aber hatte durch mein Abenteuer Vorsicht gelernt, und nie wie- der wurde ein weidlich S Wesen allein auf der Farm klaffen. Auch das Silderqerätb verschwand von dem Kre- denztisch. Die Summe, welche durch mich gerettet war und die nicht weniger als 5' Guineen betrug, mußte ich auf feinen Wunfch behalten, und ich kaufte mir fväter davon meinen Brautichleier. .Ihr seht, ich trage ,hn noch beute !" sagte Tonte Clarisfa und zieht den soinnwebfeinen gelblichen Spitzenshawl enger um ihre zarte weftalt. ll?ie ,von Plempe' komponirte. Humoresk: von Th. Müller. Ter Lieutenant von Plempe ging mit langen Schritten in seinem Zimmer aui und ab. Er schien auf etwas zu war- len, denn alle Augendlme blickte nach dn Thüre. Endlich klopste S: .Her ein ! Virle, tret, si nur naver, liebn Kapellmeister, und nehmen Sie gleich Platz so. ... Ich habe Ihnen als Einleitung ine ganz merkwürdige Geschicht z erzählen, wegen der ich Sie zu mir killen mußte. Sehen Sie, da habe ich neulich einen Ball mitgemacht, ud als ich in, t einer Cousine von mir tanzte, spielte man einen neuen Walzer, der sie sörmlich enthiisiaSmiitk. Wenn man nun weiß, und es weiß e das ganze Regiment, daß ich in menle Eou iine sterblich verliebt bin bitte sagen ie eS nicht weiter, S ist ei Gehen niß l dann werden Sie, liebes Kapc meistcrcheii, begreiflich finden, daß ich etwas pikirt sagte: .Na, so 'neu Walzer fertig zu bringen, ist auch was Rech tes l" .O". meinte meine Eousine, .so leicht ist das den doch nicht, da möchte ich einmal sehen, wie Du Dich dazu stellen wüidest.- .Wenn Lteute, nant etwas behaupten", gab ich schnei, dig retour, .dann wird er sich anch alle, male aus der Klemme finde, ich werde Dir beweisen, daß ich einen Walzer lomponiren kann, und noch hübscher soll er lein, als der da Tandaradci! Zu diesem Zwecke möchte ich mir Ihre vilse erbitten. LiebeS Kapellmeister, chen, Sie mllffen mich lomponiren leh, ren !" Der Kapellmeister nickte und mur melte: .Sehr angenehm", wer ihn aber genauer bcobachlet Halle, der müßte wahrgenommen haben, daß er dabei nicht das vergnügteste Gesicht niachle. Bon Plempe jedoch merkte davon nichts, denn er war beschäftigt, ein paar Gläser voll Wein zu gießen und eines davon dem Muntdirigenlen hinschiebend, sor derte er ihn aus, ihm Bescheid zu thun und vanii jprach er weiter: Es eulstaiid eine beänasiiaende Pause: endlich hub der Kapellmeister wieder zu Iprechen an: .Einen Ausweg giebt es vielleicht doch, Herr Lieutenant, wenn der gegenseitige Vertrag kein allzu skru pulöser ist. Hat die Dame nicht aus drücklich erlangt, daß Sie den Walzer perioillich durch Noten in Musik setzen, so könnte man sich eine kleine Freiheit erlauben." Nein, davon war nicht die Rede, ick sagte nur, ich wolle einen Walzer kom poniren und ihr zu dem erwähnten Zeit räum abliefern." Dann schlage ich vor, Herr Lieute nant geben mir durch Singen oder ich sehe ja hier ein Pianino stch.n und Herr Lieutenant spielen vielleicht ?" Was allerdings nicht " Nun. dann also sinaen kerr Lieulennnt die von Ihnen erfundene Walzermelodie, ich werde sie nachichrei, den und Ichlieizlich kann Niemand be- streiten, daß Sie derintellektuelle Urheber der Komposition waren. Ich bin der festen Ueberzeugung, daß sich das gnädige Fräulein auch so zufrie den giebt. ich diesen Worten rückte er sich das Notenpapier, von dem ein ganzer Stoß bereit lag, zurecht, nahm den Bleistift zur Hand und sah erwartungsvoll zu dem Lieutenant empor. Dieser räusperte sich, und sagte dann: Famose Idee! Also paffen Sie auf mein liebes Kapell meisterchen! Sie werden staunen, was ich mir schon für eine reizende Melodie ausgedacht habe, da hören Sie mal La. la. la In, la la la la la. .." Und so ging's nun eine lange Weile fart Der Kapellmeister horchte wohl, aber schreiben wollte er nicht. Endlich frug von Plempe: .Ja, aber Gulester, Sie chreiben a gar nicht!?" Ja, sehen Sie, Herr Lieutenant, das ist nun so eine Sache, dieser Walzer ist nämlich schon komponirt und zvar von Alraun er ist der Fledermaus Walzer." Fatal I Aber warten Sie nur, wer den gleich wieder was Anderes haben!" Und dann ging's wieder los: La la, la la la, la u. s. f., jedoch der Kapell meist schrieb wieder nicht. Das, meinte schließlich der kundige Musiker. war leider aus dem GaZparo.ie-Wulzcr von Millöcker. Da brauste von Plempe ganz gemal tig auf: .Hören Sie 'mal, mein lieber Kapellmeister, das sinde ich aber doch höchst eigenthümlich, daß diese Leute einem das Beste vor der Nase wej,kom poniren, ich will es noch 'mal versuche, das muß aber dann Original sein, sonst würde ich sehr unangenehm gegen den betreffenden Vordermann aufzutreten wiffenl" Noch einmal ansetzend zu dem be kannten la la la" erkannte er ab daß er seine Stimme schon zu sehr über nomnien hatte; fte klang äußerst rauh, auch begann ihn der Hals zu schmerzen, weshalb er dem Beherrscher der Töne den Vorschlag machte, ob er nicht von jetzt ab statt zu singen, pfeifen könnte? Jetzt wurde die Geschichte natürlich noch intereffanter. Von Plempe psiff mit anerkennensmerther Ausdauer, von einer e i g n n Melodie war trotzdem nicht die geringste Spur, eL waren lei der wieder nur Reminiscenzen was auf Bällen oder Conzerten, auch minde rer attung, aupg geip elt wurde, kam über seine gespitzten Lippen selbst der wchunketmalzer fehlte nicht. Dem armen Kapellmeister mit seinem ausgebildeten musikalischen Gehör ran nen vor innerer Oual d dicken Sebmeißtropsen auf das Notenpapi. Dieser Sache mußte r entrinnen, je rascher, desto bester; er schrieb also nach eigener Idee daraus los, was das Zeug hielt und innerhalb einer guten Stunde, während der Lieutenant grpsiifen und ad und zu seinen trocken weideten Mund beskuchtet hatte, tonnte r sich r- heben und ihm erklären, daß jetzt die erste flüchtige Skizz seines, das heißt vn Plkmpes Walzer, vollendet sei und n setzt sich auch gleich an da Klavier. um ihn diesem vorzuspielen mir hin aus, hinaus in diesem Wunsch cvu centriiten sich alle seine Gedanke, da wäre sür die Dauer zu viel sitr ihn ge niesen, niorgen hätte er sicher im Laza reih gelegen. Er setzte sich also vor das Instrument und während er in die Tasten griff, stand der Lieutenant eben ihm, halte den Kopf hoch er hoben, den Daumen zwischen den drit ten und vierte Unisormkiiopf gesteckt ud das eine Bei vor das der ge stellt jeder Zoll, preisgekrönter Kom ponist Donnerwetter! Als der Kapellmeister geendet hatte, klopite ihm von Plempe ivoiilmollcnd auf die Schulter und sagte: ,Ra Kapellmeisterchen, da hätten Sie mich hübsch hereingelegt mit dem drei Jahren Lieutenant macht das in einer Stunde. Die Puppe der Papoos. Ein hübsches Geschichlchei, aus der Zelt, da noch häufige Kämpfe mit den Apachen oder einzelnen Schwärme der selben ausgisochie werde mußten, wird neuerdings zum erste Male er zählt. Während mehrere Personen in demselberf voilheilhast aultraten, ist der eigentliche Held" des GcschichlcheuS eine Kinberpiippe. Ter Schauplatz der Handlung ist Arizona. In den Tage, als Major John G. Bourke bei General Erook in jenem Territorium Adjutant war, galt es wieder einmal, eine große Schaar ausgedrocheiier Apachen auf die Reser vation zurück zu bringen. Das war aber stets eine Überaus mißliche Sache. Der General kam z der Ueberzeugung, daß er die RenegadeS" absolut nicht einsangen könne, ohne sie zu töslen. und Letzteres gin z ihm denn wider den Strich. So war man also rathloS. Eines Tages gelang es, ein zn dem Schwärm gehöriges, junges Mädchen einzusangen und nachdem Fort zu brin gen. Vielleicht ließ sich durch dieses ir gend Etwas erreichen. Die Gefangene verhielt sich den ganzen Tag über ruhig und sprach keine Silbe; aber mit ihren glänzenden, schwarzen Augen beobachtete te Alle aus das Genaueste. Als n deß die Nacht heraufgezogen war, brach die Papoose vollständig zusammen und seufzte und schrie dermaßen, daß daS ganze Fort dcirob in Verzm.'iflung kam. Da verfiel der Major Bourke auf den Gedanken, der Gattin eines Hülfs Adjutanten eine Puppe abzuborgen. ein allerliebstes Ding, welches das llcine Töchterlein der Dame in der Weihnacht vorher zum Geschenk erhalte hatte. Diese Puppe wurde dem Apachemädchen gereicht und ihr zu versieben gegeben, dist sie dieselbe behalten dürfe. Und siehe da! Das Weinen und Seufzen der Papoose hörte vollständig auf. und sie war bald in Schlaf verfallen. Als d Morgen kam, hielt sie die Puppe noch immer fest in ihren Armen geschloffen; sie spielte den ganzen Tag mit ihr, wie es nur irgend ein daran gewöhntes weißes Mädchen gethan haben würde ,a. anicheinend waren alle Gedanken an die Rücklehr zu ihrem Stamm von ihr, gewichen, unter dem Zauber dieser Puppe, von welcher sie geradezu hyp. notisirt war. In so weit war also die Spekulation auf das Gemüth von Naturkindern mohlgelungen. aber damit war nur eine augenblickliche Unzuiräglichkeit gehoben. Was sollte man mit der Gefangenen be ginnen, und wie konnte ihre Anwesen heit von irgend einem Nutzen für den vorliegenden Zweck sein ? Es sah nicht darnach aus. denn ihr Stamm schien sich gar nicht weiter um das Schicksal des Mädchens zu kümmn. Mehrere Tage vergingen, ohne daß die Indianer ein Lebenszeichen von sich ga ben oder gar irgend welche Anerbietun gen machen ließen. Endlich entschloß man sich, die Papoose einfach wider zu ihrem Stamm zurück zu senden, ohn daß man noch irqend eine Erwartung daran knüfte. Maior Bourke ließ ihr die Puppe, von dersiesich keinen Augen blick mehr trennte, auch jetzt. Er hatte keine Ahnung, welche Wirkung sein Ver halten zu dem Mädchen auf die Apachen haben würde. Sobald aber das freigelassene Mäd chen wieder bei ihrem Stamm erschien und ihr Kleines" gol, und glücklich empor höd, verursachte sie eine große Avsregung oe, lyren stammesgenoffen, und es trat ein bedeutender Unischmung ,n deren kriegerischen Geküb'en ein. Bald darauf kom die Mutter der Na. poofe mit dieser nach dem Fort, w Beide gastlich empfanaen und ausaekuckt freundlich bebandelt wurden. Man durft nun hoffnungsvoller als je sein und machte durch die Sauaw dem tamme Borschläge und S dauerte nicht lange, so war der aan Schwärm aus di Reservation zurückgikehrt. HierdU'ch wurde dem eneral Crook und seinen Lernen eine blutiae Schlackt , rspart. ti wahischeinlich auf beiden d'iien viele Todte und Verwundete ge löstes hätte. ES war einer der höchst seltenen Fälle, in denen S gelang, inen zndlreichen Schwärm eines dn barda rischsten Stämme des amerikanischen SontrnentS ohn, den Verlust ineS in zigen Menschenlebens auf di Sieseroa twn zurück zu biingen. Tief AuS brecher gehörten zu dem nämlichen Stamme, mit welchem Gomina vor einigen Jadren so großes Unheil an richtete. TieKinderpupp hotte in di sem Fall inen sehr wichtigen Dien geleistet. Dn Weile fühlt keiuen Wertb. drxft läßt ihn nicht fühlen.