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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Oct. 8, 1896)
lvegmilde. Von Hermann Dxl, Durch die norddeutsche Ebene brauste der NachmittagSjug. Win paymrau nen Himmel brannte die Sonne der lenaeiid bernieder auf die weiten, Sand Sachen, wogenden Kornfelder auf Zeilen hinaus in eintönigem Wechsel dasselbe Bild. Ein schrilles, langaedehnte Pfeifen der Lokomotive, ein fich mehr und mehr verlangsamende Tempo de Zuge, da Knirschen und Kreischen der Brem sen, da Rufen der Schaffner: Fin lenseldel Eine Minute Aufenthalt!" Der Zug hielt vor dem kleinen, in Fach werk aufgeführten Stationsgebäude, dessen Uhr einige Minuten über die fünfte Stunde aufmie. Niemand entstieg dem Zug. Da. in der legten Sekunde der Zugführer hatte schon da Trillerpseifchm an die gespitzten Lippen gesetzt und der berußte Lolomotioführer die Hand an den Dampfausheber gelegt öffnete sich schnell die lhUr eine Wagen zweiter Klasse und fiel gleich darauf krachend wieder in' Schloß das Signal des Zugflihrer, der Pfiff der Lokomoiive die Räder drehten sich um die Achsen schneller und schneller nach wenigen Sekunden zeigte nur noch graue, in der Ferne verflüchtigende Dampfmolken den Lauf, den der Zug genommen. Der Stationsvorsteher begab sich ge machlich wieder in seine Dienstwohnung, nachdem er noch einen flüchtigen Blick im VorbeigchlN aus den Mann getont sen, der kurz zuvor dem Zuge entstiegen war und der nun breitbeinig auf dem Bahnsteig stand und mit einem groß gemusterten, seidenen Taschentuche das Schweißleder seines breitrandigenStroh htes und das glühende Gesicht iroi ncte. Er bot in seinem Acußeren so mancherlei des Seltsamen oder doch zum mindesten in diesem Landstriche Auf fälligen dar, so daß man es dem flachs kdpfigen, sommersprossigen Kellner, der, eine nicht eben durch blendende Weiße sich auszeichnende Serviette unter dem Arm, in der Eingangsthür der Bahn hofsreftauration sich rekelte, nicht der denken konnte, wenn er ihn mit unver hohlener Verwunderung betrachtete. Schon allein der Umstand, daß er in Finkenfelde abgestiegen war, wäre An laß genug dazu gewesen. Die Spezies Fremde" vertraten für Finkenselde im Laufe des Jahres nur einige Hand lungsreisende. Und wie ein solchir sah dieser Fremde ganz entschieden nicht aus. .Schorsch" erinnerte sich nicht, in seinem jungen Leben schon irgendwo solche weiße, schlotternde Beinbekleidung und dito Joppe, solch' lupserbraunes, durch furchte und dichtbebartetes Gesicht gc sehen zu haben. Und nun kam der Fremde, den Hut uns das Taschentuch in den Händen, gradwegs auf ihn zu, und Schorsch' hatte die dunkle Empfindung, als müsse n seine respektvollste, sonst nur für den Herrn Bürgermeister, den Amtsrichter und den Superintendenten reservirte Haltung annehmen. Gleich darauf schlug in dröhnendem Baß der Befehl an sein Ohr: Bringen Sie mir ein Gla Bier!" Aber er über hörte ihn, denn er hatte zu seiner na rnenlosen Verwunderung im rechten Ohrzipfel 'des Fremden einen kleinen, silbernen Reif bemerkt. Und das brachte ihn ganz um seine Fasjung. Ein Mann, der Ohrringe trug. .Na, junger Mensch, sind Sie stumm oder taub, oder beides zugleich? Ein Gla Bier, sag' ich!' Damit ließ er sich an einem d grün und weißgeftrichenen, derben Holztische nieder, die vor dem Gebäude aufgestellt waren, während .Schorsch" eilfertig hinter der Thür verschwand, um gleich darauf mit dem Gewünschten zurückzukehren. Der Fremde leerte das Gla mit einem Zuge und lehnte sich erst, ais da zweite vor ihm stand, be haglicher in den Stuhl zurück, seine Au gen umherschweifen lassend. Vor ihm, dicht an den Geleisen, die wie Silber im grellen Sonnenschein sunkelten, fich entlang ziehend eine offenbar noch junge Nadelmaldung! auf dem zweiten Gelelfe einige mit Baumstämmen beladene Lom ries) dazwischen ein Haufen ausrangir ter. angefaulter Bahnschwellen. Hinter ihm das StationS Gebäude, bis zur doppelten Manneshöhe mit wildem Spalierwein umrangt. Rechter Hand, aus einer leichten Senkung schimmerten die braunrothen Ziegelvächer der ersten Häuser des Städtchens herauf. Nachdem der Fremde auch den zweiten Schoppen geleert, bezahlte n und erhob sich zum Gehen. Schon war er einige Schritte in der Richtung nach dem Städtchen gegangen, als er noch einmal stehen blieb und über die Schulter hin weg dem in seligem Entzücken üb die gespendete halbe Mark Trinkgeld schwel, genden Schorsch zurief: .He mein Sohn wann kommt der nächste Zug von Berlin hier ant" .Der nächste Zug? Von Berlin? Um acht Uhr dreißig!" Danach setzte der Fragesteller seinen Wegsort, an dem Stationsgebäude vor bei. die Obftdaumallee entlang, die fast nnmerklich abwart, in einer AuSdeh ung von etwa zehn Minuten Weg di rekt aus da StäZtchen zusübrte. Der Fremde schritt mit auf dem Rücken gekreuzten Händen langsam da hin. mit in tiefe Gedanken versunken. Durch da Btattgezmeig der Baume i A T I mmerten die onnennrav, un warfen krause Lichter aus den staubigen Weg. Eine brütende, traumyau, nur Der Jahrgang 17. hin und wieder von einem matten Bo gelschrei unterbrochene SonntagSftille war ringsum ausgebreitet. Jetzt machte die Chaussee eine kleine Biegung, und nun hörte sie ganz aus. Gemüsegärten und verstaubte Wiesen. Kartoffelland und verwitterte Scheunen und dann eine primitive Holzbrllcke über ein schmales, mattsliekende Waffer. in dem sich da von beiden Uferwänden ties herabhängende Erlen und Weldenge diisch zitternd wiederspiegclte. Und hier blieb der Fremde stehen und holte tief Athem. Mit beiden Armen lehnte er sich auf das Brückengeländer und sah nachdenklich auf das trübe Was- ser hinunter. Und sah im Geiste vor langen Jahren einen Knaben da unten unter den Weiden und Erlen liegen, der sein Borkenschiffchen auf dem Mühlen- dache trieb, der ich ihm in seiner Phan- taste zum Weltmeer erweiterte, der hier von fernen, fernen Ländern träumte. wo das Bold auf der Straße lag. wie hierzulande die Kieselsteine. Dieser Knabe war er Er schritt weiter, über die Brücke, in die vor ihm liegende, in seltsamen Krümmungen sich hinschlängelnde Straße hinein, die einzige des total chens überhaupt, wenn man von eini gen Sackgößchen absah. Run bemerkte er auch, da inten, selbe ein festliches Gewand angelegt hatte. Guirlanden von Eichenlaub, daS allerdings in der Sonnengluth seine frische, grüne Farbe vollständig Der loten und dafür eine welkgraue Tönung angenommen hatte, waren quer über die Straße gespannt; Fahnen und Fähnchen hingen, von keinem Lustzug bewegt, schlaff um ihren Stangen von den Dachfirsten und aus den Fenstern herab. Und dort wo die Straße sich verbreiterte, erhob sich ein seltsames, rundbogenartiges, mit Laubmerk und Fahnen dekorirtes Gestell, in dessen Mitte in schwarzen Lettern aus weißem Grunde ein .Hoch die tapfern Schützen I' prangte. Das Ganze sollte wohl für eine Ehrenpforte gelten. Und so still wie vor der Stadt war eS auch in ihr. Noch war der Wände rer leirnm Menschen wenigstens kei nem erwachsenen begegnet. Nur ein paar Kinder, Knaben und Mädchen, die aus einer Steintreppe hockten, hat ten bei seinem Anblick die himmelblauen Augen weit aufgerissen und karrten ihm dann, den Zeigefinger im Munde, unverwandt nach. Und dort, aus der Holzbank vor einem gelbgeftrichenen Hause mit grünen Fensterladen, sag im zerschlissenen Schlafrock, eine schwarz- seidene Schirmmütze aus dem dünw haarigen Kopf, ein alter Mann und hielt eine lange Pseise im zaynioien Munde, der er mit einiger Anstrengung schwache, graue Rauchwölkchen entlockte. Der Fremde schien er, ohne von ihm Notiz zu nehmen, an ihm vorüber gehen zu wollen, dann aber machte er eine Schwenkung und trat auf ihn zu: .Na, Vater Hammer, heute nicht aus dem Schützenplatz?" Der alte Mann navm mn zittriger Hand langsam die Pfeife au dem Munde, hob daS gerunzelte, welke Ge ficht zu dem vor ihm Stehenden etwa auf und blinzelte ihn mit trüben Augen an. Ja, wer ist denn da? Er konnte sich doch nicht besinnen. Und dann glitt e,n tchelmendastes Lächeln über sein Gesicht. Ich muß da Hau verwahren die andern sind alle fort alle die alten Beine wollen nicht mehr recht im vorigen Jahr da da habe ich noch getanzt aber letzt.... aber wer nnd denn Sie?' .Ein alter Bekannter, Vater. Ham mer. WrtiBen sie mir oen ernna). Guten benb !' Er klopfte ihm leicht auf die gebückte Schulter und ging mit leisem Lachen weiter, mährend der alte Mann fort während an der Mütze rückte. Wer mochte denn da nur gewesen sein. der ihn und seinen Heinrich kannte. und den e gesehen zu haben, er sich doch absolut nicht besinnen konnte? Aber die Pseife, die mittlerweile erloschen war und deren Wiederinbrandsetzung letzt seine aanu Ausmerksamkeit m An spruch nahm, erlaubte ihm nicht, weiter öder den .alten Bekannten" nachzuden len. Der hatte unterdeß seinen Weg fort gesetzt, bald hier, bald da an einem Hause hinaussehend, leise vor fich hin murmelnd und mit den Händen ge ftikulirend. so daß n durch diese Ge bahren allein schon die Ausmerksamkeit der Finkenselder auf sich gezogen habe würde, wenn sie ihn so hatten sehen können. Jktzt war er am Ende der Straße; noch iniae ärmlich Hütten und Bor welkscheunen und da freie Land drei tete sich wieder vor ihm au, am Hori zont umsäumt von dunklen Heidelmien, üderblaut vom wolkenloser, Himmel, durchglüht von der Nachmittagssonne. äonntagsgast, Beilage zum Nebraöka Ttaatsnzeiger. Da, wo der Weg nach recht einen Knick machte, erhoben fich in ziemlicher Ent fernung lustige, bewimpelte Zelte; rie ftge Staubmolken ballten sich von hier au gegen die Sonne auf, und ein dumpfer, viellautiger Lärm: Lachen und Rufen und Kreischen und Kinder gejauchze, untermischt mit den Tönen schmetternder Blechmusik und durchein anderspielender Drehorgeln, sowie dem helle Rollen der Gewehrschüsse, tönte zu dem Fremden hinüber. Zur Linken aber, von einer kleinen Bodenanschmel lung herab, winkten aus dichtem Grün die Kreuze und Denksteine des Fried hose. Und dahin lenkte der Mann seine Schritte. Räch einigen Minuten stand er vor dem in die Kalksteinmauer eingefüg ten hölzernen Gatter. Er drückte auf die vom Rost zerfressene eiserne Klinke und schritt dann langsam den Mittel weg herauf. Die hohen Trauermei den und schlanken Silberpappeln inil derten hier ttwas die Hitze. Die Flie, der war schon abgeblüht und vertrock net; aber die Rosen standen noch in voller Pracht und dufteten berauschend; sie gaben dem kleinen Friedhof mit seinen schlichten Gräberreihen ein fast fardensreudigeS Aussehen. Surrende Käfer und leuchtende Schmetterlinge schmirrten wie trunken im flimmernden Aether umher, und mitunter fuhr ein leichtes, heißes Lüftchen durch das Baumgczweig. daß es flüsternd und nickend zu ammenrauschte. Zur Rechten und Linken des Weges im Wechsel eingesunkene, halbzerfallene und noch gut erhaltene Grabdllgel mit Holz- und S reinkreuzen und Porzellan- taseln, Generationen von Flnkenfeb dern schliefen hier den ewigen Schlaf Männer, Frauen und Kinder. Auch seine, des Wanderers, Eltern hielten hier Rast von ihrer Erdenmanderung. Nutzlos übrigens, ihre Gräber zu suchen, die kein Stein und kein Kreuz kennzeichnete und die gewiß schon längst erlallen waren. War er doch damals. als er am frischen Grabe der Mutter stand den Butter hatte er kaum ge, tannt bettelarm gewesen, ein junger Bursch, der bald daraus sein Bündel schnürrte und in die weite Welt hinaus wanderte. Ja! die weite Welt! Nach der stand ihm ja schon immer der Sinn in den Knabeniahren. Seine Phantasie aau- kelte ihm ferne, fremde Länder vor, wo die heiße Sonne seltsame Menschen und Pflanzen und Thiere reifte. Finkenfelde war ihm zu enge und seine Menschen zu nacgtern. Und er sah die fernen, fremden Lä, der. Die Tropensonne brannte seine Haut zu kupferem Braun : er trieb sich unter den wechselnden Verhältnissen in allen Breiten umher, bi er endlich in Braftlien festen Fuß faßte. Auf seinen Irrfahrten hatte er sich auch das dumme. deutsche Gewissen abgewöhnt, und ward erschlagen und rücksichtslos wie die Landeskinder. Er hatte Glück mit sei, nen Unternehmungen, und über den Lon Frederica Bernardo hatte er selbst nach und nach den einstigen Friedrich Bernhart, Sohn de armseligen Flick schufters und Nachtwächters August Bernhardt au Finkenfelde, vergessen. Die Ländereien feiner Hacienda um faßten schließlich einen größeren Flä cheninhalt, als der ganze Kreis Finken felde auswies. Bi er so weit war, waren freilich viele Jahre verflossen. Er war in fei nem Denken, in seinen Sitten und Ge wohnheiten völlig ein Sohn des Landes geworden, da er fich zur zweiten Hei math erwählt hatte. Aber dann kam plötzlich eine Zeit, iru e ihm vorkam, al dörre ihm die Sonne Brasilien da Mark aus, als wäre die stolzeste Palme doch nur ein armseliger Baum gegen eine deutsche Tanne, wo ihm in der Erinnerung daS Finkensel der .Messingsch" Musik dünkte gegen die harten spanischen Kehllaute, wo ihn da Heimweh packte wie mit glühenden Zangen.... Und nun fitzt er auf einem unkraut überwucherten, eingesunkenen Grabhü gel an der Kirchhossmauer und schaut von hier au mit weitem, träumerischem Blick in daS Land hinaus. In diese karge Land, da nicht hergab, was ihm nicht in harter, unverdrossener Arbeit abgerungen worden war. Weithin dehnten sich gegen den von dunklen Heide liiüen umsäumten Horizont die wo genden Kornfelder, die gelben Raps und grünen Kartoffelfelder. Und weit darüber der blaue Himmel, an dem die Sonne schon hoch stand. So still war e um ihn; nur windverwehke Glocken klänge au weiter Ferne und der ge dämpfte Lärm vom Echützenplatze her. Ein leise Lüftchen hatte fich erhoben und trug den Dust der Rosen u ihm her über. Und er träumte fich rückwärts in die Bergangen deit. Wegmüde war er und wonnig die Rast. Bei allem, wa er erreicht, bei allem Reichthum, den er besaß, dünkte ihm, er wäre doch arm geblieben, so arm wie damals, al er auszog, das Glück zu suchen. Frauenliebe hatte ihm nimmer geblüht, und fröhliche Kinder hatten nicht seine Knie umspielt. Er beneidete fast die, die da drüben auf dem Schützenplatze sich harmloser Freude hingeben konnten, den biederen Finken, selber Handwerksmeister, der mit seiner Schützenjoppe einen anderen Menschen anzog. Wäre er hier geblieben, er würde vielleicht auch einmal Schützen, iönig geworden sein. Und er lächelte nicht einmal bei diesem Gedanken. So saß er, den Kopf in die Hand gestützt, den breitrandigen Strohhat neben sich aus dem Boden. Lange, lange. Dann sah er auf. Drüben am Hori, zont tauchte der Gluthdall der Sonne unter, mit feurigen Strahlen die Wäl der und Felder überflammend. Die rothe Gluth verblaßte allmählich zu rosigen und violetten Tinten; der laue Wind kam stärker von den Feldern herüber, Abendfrieden senkte fich über die erschlaffte, nun wieder auflebende Natur. Und da erhob er fich und schritt lang. fam durch den hereindämmernden Abend dem Ausgange des Kirchhofes zu. Er hatte noch eine gute halbe Stunde Zeit b,s zur Ankunst des Berliner Schnell zuge. Als fich die Lattenthllr der Kirch, Hofspforte kreischend in den Angeln drehte, sah er noch einmal zurück und winkte mit der Hand gegen die kleine Graderitadt: ein Gruß de Lebenden an die Todten, zugleich ein Scheidegruß für immer an die Heimath. Nun, er fühlte es, würde er leichter sterben da drüben Die Tochter des Rajalz. Sin Abenleuer in Indien. .Ich sage Ihnen. Herr Oberst, daß wir schon auf seiner Fährte sind. Blicken sie aus die zerknitterten Zweige, au die gewaltigen Tatzenabdrücke am Boden und überzeugen Sie sich, daß der Zwan, Zigste Ihrer Kugel nicht entgehen kann.' o sprach ein junger, in englische Cfn ciersunisorm gekleideter Mann zu sei, nem Borgesetzten, dem Obersten Tb, maS Gray, dessen kalte, bedächtige Blicke mit Wohlmollen an seinen Zügen hafteten. Sie befanden fich in einem dichten Dschungel in der Nähe der nordindischen Stadt Laknau, wo gerade die letzten Zuckungen des Sipahis Aufstand unterdrückt wurden jetzt wurde ein dumpfes Brüllen vernehmbar und vor ihnen zeigte sich ein mächtiger Königs- tiger. . .Ein schöner Geselle.' sagte der Ober kaltblütig, Harr, mein Junge. der Zwanzigste wird doch der schönste in meiner Sammlung sein!" Schon eckte die Bestie die elastischen Glieder und machte fich zum Sprunge bereit, schon zielte der Oberst mit dem ganzen Phlegma eines erprobten IS gers. da ertönte ein eigenthümlicher PNss und die Beiden sahen mit höchstem Erstaunen, wie der Tiger seinen geöff neten Rachen schloß und demüthig zu den Füßen eine jungen Mädchens kroch, das in der grünen Umrahmung des Gebüsche erschienen war. Die malerische Tracht der indischen Frauen umschloß die hohe, üppige Gestalt der Neuangekommenen, die schwarzer. Haare ringellen sich unmuthig über den un- merklich gebräunten Hai und in den Augen strahlte ein solcher Ausdruck von Seelengröße und Schwermuth, daß dem armen Harro das Herz hestiger zu pochen begann. Während der so plötzlich gezähmte Tiger ihre Hände leckte und fich an ihre Füße schmiegte, wie es nur die schmeich lcrische Hauskatze thut, sprach sie im reinsten Englisch, wa je an den Ufern der Themse gesprochen wurde: .Ich be daure sehr, Herr Oberst, daß ich Ihrer Kugel den Zwanzigsten entziehen muß. aber wie Sie sehen, ist er mein Schatz- Hirn und Sie werden yonenilich die sprichwörtliche Artigkeit Alt-Englands Nicht verleugnen, indem Sie ihn tödten." j .Ader wer find Sie. fragte der Oberst erstaunt, .wie Sie un hier wie eine Zauberprinzesfin erscheinen, der so gar die wilden Thiere huldigen?' Ich bin die Tochter eines unab hängigen Rajah de Bundelkund'." erwiderte dieJniierin mit edlem Stolze; mein aler nel aus dem schiochlsetde. i Mich treibt der verhaßt Anblick Eurer Eisenbahnen, Eurer Cultur in die Dschungeln, wa ich mich auf nnabdön gigem Boden fühle und Sing ist bei diesen Streiizügen mein treuer Wächter und Begleiter. Und da Sie durch seine Schonung mich zum Dank derogichtet haben, will ich Ihnen eine Warnung o. 21. zukommen lassen, die .ich als Vaterland liebende Jndierin nicht auifprechen sollte; e reifen in dieser Gegend be waffnete Sipahiöbanden herum und zwei englische Offiziere wären für sie eine willkommene Beule. . . . Kaum war jedoch ihr letzte Wort erklungen, als einige sonnengebräunte Gestalten aus dem Gebüsche hervor stürz, ten; ehe die beiden Engländer die Ge ehre erheben konnten, wurden fit ge fesselt in das Dickicht des Waldes ge schleppt. In einem halbverfallenen Bungalow, dessen Mauertrümmer romantisch vom Mond versilbert wurden, brannte ein großes loderndes Feuer, um daS die Hindu in malerischen Gruppen gelagert waren; e doppelten Strahlen des Feuer und des MondeS spiegelten sich in den blanken Gewehrlüusen, warfen unzählige Refleze auf die hohen Bäume, die ihre Zweige über der Lagerstätte neigten. In einer dunklen Ecke, die von dem Lichte verschont wurde, lagen zwei gefesselte Männer; während jedoch der Eine gemüthlich schlief und die ebenfalls ruhenden Vögel durch die SSgetöne fei ne Schnürchens verscheuchte, theilte der Andere offenbar nicht die glückliche Ge müthsruhe seines Geführten, sondern blickte sinnend zum Himmel empor. Als er so träumte, sühlte er. wie plötzlich eine zarte Hand seine Fesseln löste, er hörte, wie eine sanste Stimme flüsterte: .Zwei Pferde stehen gesattelt am Rande der Lichtung, schleichen Sie sich bis zu ihnen und reiten Sie dann im Galopp au dem Dschungel den ken Sie manchmal an die Tochter des Rajah, die durch Sie zur Verrätherin an ihren Landsleuten geworden ist.' Nach diesen Worten wollte sich die ge heimnißvolle Retterin entfernen, doch schon hatten die Arme deö Jüngling sie umschlungen, schon brannte ein heißer, verzehrender Kuß auf ihren Wangen so verrann eine Minute in seliger Um armung. denn die Liebe ist dieselbe in den Salon der Großstadt, wie in der Wildniß de Dschungels. .Auf Wie dersehen!"' rief ihr noch der wonnetrun kene Harry zu. dann löste er die Bande seines Gefährten und schlich sich, nach dem er ihn über das Geschehen unter richtet hatte, aus dem Bungalow zu dem Ort, wo die Pferde standen. Dann schwangen sie sich In den Sattel und sprengten davon. Rasch ritten die beiden Offiziere in der Richtung nach Laknau, als sie zu ihrem größten Erstaunen Trommelwir bel vernahmen und zahlreiche Bajonette glänzen sahen. ES war dies eine Ab tbeilung, die zu ihrem Aussuchen abge schickt wurde, und die sie mit lauten Hurrahrufen empfing. .Oberst", sagte Harry, unsere erste Pflicht ist, das Re bellenneft aufzusuchen und die Hindus gesungen zu nehmen, die vielleicht un sere edle Retterin bedrohen. .Ae.' antwortete lakonisch Sir Thoma Gray und bald war die ganze Truppe am Ziel. Während die Soldaten sich im Um kreis zerstreuten und den Bunzalow umzüngelten. konnten die beiden Orn, ziere die Scene beobachten, die sich in einem Innern ab pielte. Bor dem Feuer stand ausrecht an einem Baum gebunden eine hohe und stolze Mädchengeftalt. die Tochter des Rajah; die Hindus bildeten eine Gruppe um ne herum, aS der ein Mann her. vortrat und folgende Worte sprach: Du haft also di Feinde unseres Vater- landeS befreit. Du haft, nicht eingedenk der Heldenthaten Deine BaterS ihnen verrätberisch den Weg zur Freiheit ge. bahnt?' .Ja, antwortete eine stolze harmo. nische Stimme, die im Herzen Harry's tausend Saiten miterklinen ließ, ich gäbe sie desreit, weil ich einen von ihnen liebte ich war eine Berrälherin und will es büßen.' Du sollst rt," sagte der Hindu, möge da heilige Feuer diese unmür dige Seele reinigen und zu Brahmas throne entschwebe lassen; möge " 3od) er konnte seine Rede nicht endi gen, eint sllrchterliche Kewehrsalve er schüttelte den Dschungel bi in sein Innerstes und zugleich zeigten sich überall die glänzenden Bajonnette der engl schen Soldaten. Ergebet Euch, Schurken.' schrie Harry. der mit ge zücktem Säbel unter die Hindu stürzte und fich di zu dem gtseffellen Mäd chen Bahn brach, das n in seine A,me schloß. Einige Monate nach den hier erzähl ten Ereignissen wurden die Bewohner Laknau durch ein seltsame Schauspiel überrascht; in einer von prachtvolle Schimmeln gezogenen (quipdu. saß Harry S , der dem Dienste ent'agl hatte, und an seiner Seite lehnte ein reizende, classisch sazö. Mädchen, 'eine Braut, di Tochter de Rajah Wa jedoch da Erstaun n der Zuschau,r zum Gipjelpunlt steigerte, war ei prachtvoller Tiger, der gleich eine Katze fich an ihre Füße schmiegte und sie mit verständigen, keineswegs blntgieri gen Augen betrachtete. .Oberst," sagte fie zu dem ihr gegen über sitzenden ehrenmerthen Nimrod Thoma Gray, indem ein boshafte Lächeln ihre Rosenlippen umspielte, ist eS für Sie nicht demüthigend, in friedlicher Nachbarschasl mit einem Ihrer Versolgten ,u fitzen?" .Ach. Miß.' antwortete Sir Gray. dessen steife Gesicht eine ungewöhnliche Freundlichkeit belebte, dieser Zwan zigfte ist für mich verehrungswürdig, da er meinem Harry eine so reizend Braut verschafft hat.' in pshlnd Legitimati. Ein in Bueno Ayre ansässiger Deutscher schreibt der .Kölnische Bolkszeilung": .Hier in Argentinie wird Jeder, der aus einem fremd Lande hierher kommt und somit al Einwanderer angesehen wird, auf sei Verlangen auf Staatskosten nach jede beliebigen Punkte der Republik desör dert, was, nebenbei bemerkt, vielfach von Reisenden, die, von Europa kom mend, noch Chili wollen, dahin ausge beutet w,rd, sich auf diese Weise per Bahn bis nach der Stadt Mendoz fahren zu lassen, fich dann erst an dem dortigen guten Weine für die bevor stehenden Strapazen etwas zu stärke, um darauf in ein paar Tagen gemüth lich über die Eordilleren nach Ehilt zu klettern. Nur wird zur Gewährung der freien Beförderung die Vorzeigung einer Art Paß oder sonstiger Legiti Maiion verlangt, womit es aber nicht sonderlich genau genommen wird. 6 bat mich vor einigen Tagen ein frisch angekommener junger Deutscher, der auch in' Innere wollte, als Dolmetscher mit ihm zum Einwanderungs-Burea zu gehen. Auf seine Frage nach seine Passe antwortete er etwa verlegen, habe keinen, brachte dann aber auji meine Erwiderung, irgend ein Papier thue es auch, ein in holländischer Sprache abgefaßte und mit vielen Siegeln und Stempeln versehenes Schriftstück zu Borschein, ausweislich dessen er t Holland, wo er längere Zrt auf dr Walze gewesen, wegen Mittellosigkeit und Landftreicherei", wie es darin hieß, per Schub über die Grenze spedirt worden war. Jedes Mal, wo der Gendarm ihn abgeliefert, war ein Ber merk mit einem mächtigen Ortsftegek daneben gemacht worden, und dies Va Pier war au Versehen in seinen Hände geblieben. Damit zogen wir wohl, muth nach dem Bureau. Der argen tinische Beamte nahm das merkmürdifje okument in die Hand, ftudute dari herum, verstand natürlich kein Wort davon, wa er fich indessen nicht merke lassen wollte, und fragte mich schließ lich, nach längerem Betrachten der vielen großen Siegel,, die ihm äugen scheiniich zu imponiren schienen, und mehrfachen Blicken auf meinen jeM übrigen ganz anständig gekleidete Hendwerksdurschen, ob es nicht ange me cn et, eine solche Persönlichkeit aus nahmsweife erster Klasse zu beförder. wa ich natürlich bejahte. Aber Auge hat der Landsmann gemacht, wie ich, ihm nachher draußen erklärte, was für Heil ihm widerfahren." Ei ergötzlich pisod. Au dem Dorfe Mühlbera im Land kreise Ersurt wird Folgendes gemeldet Vier junge Leute aus Erfurt bestiege, nachdem sie fich zuvor im DorfmirthS Haus gestärkt, den die Trümmer der Burg Gleichen tragenden Hügel. Oren angekommen, versenkten sich die Jüng linge schleunigst in die mittelalterliche Vergangenheit deS SteingetrümmerS, fie dünkten fich schließlich selbst al, rie ftge Ritter und einer der Vier schrie, wie weiland Don Ouixote, ine Heraus sorderung zum Kampf an die alle ritterlichen Beherrscher der Burg übn den Platz. Diesen Slreitruf vernahm aber der Förster W., welcher juft in de noch benutzten Burgkellec zu thun hatte, und sofort brüllteer mit Donnerstimme, die an den Gewölben brausend wieder ballte: Kurt, reiche mir daS Schwerts Ich komme!" Das war zu viel für die vier Helden. In rufendem Laufe saufte sie den steilen Bergabbang hinab, ver folgt von dem tosenden Gelächter deS Försters und seiner Gehilfen. S en dete der Fehdezug der modernen Reift gen gegen die Geister der Ritter vo Mühlderg. Kapital nnd Arbeit. Lernbegieriger Wirth (zu einem Stu denten): Sie ftudiren, wie ich höre. National-Oetonomie. Ich inlerejftre mich auch dafür, finde e aber sehr schwer, die Sache zu begreifen. Ich habe, zum Beispiel, keine Adnung. a man unter .Kapital und Arbeit" ver steht!" Studiosus: .Da ist doch sehr fach! Nebmen wir an. Sie pumpen mir 500 Mark; da ist .Kapital". Ich bade Zhnen versprochen, Ihnen die 5(K Mari nach 3 Äonalen zurückzuzable. Sie kommen, um Ihr Geld zu erhalten. ein zwei, drei bi chnmal zu mir aber immer vergaben! Wirtd (verdluisl): .Ah. ich versteht: das ist .Arbeit" I" Sackn schkzik. .Lieschen. D,in Vetter külit Tick denn doch zu oft!" .Aber ich bitte Dich, ich hab' ibm er? neulich wieder gesagt, daß ich m'ch nur al Eousine küssen lasse I"