Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 08, 1896, Image 3

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    1
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NEERASKA STAATS - ANZEIGER. Lincoln.
(
Das )cs)p(mni(i UM 3Jtr
fifiiiifi).
Sloiiinu v ctr.rt G5. fifopfcr.
Tamil schickte tnem sich an.
cinanbcr tu flfl)cn. In diesem Singen
blies trat ein Ticncr ein mit der M'I
düng: .Herr frofolfor Anio Wejiiier
wünscht Jficrnt Einern Brünow (eine
Äufiuiutuitfl tu imichfii."
(Sin lucimti von mir," ertliirte
Jmn rasch, mnditc sich mit einem
päitdebtucf Den (fflfcintiue loü utib eilte
bei Sltijiefiinbifltfit entgegen.
Hermann veriiev indessen hinter dem
SBuier und de beiden Juristen den
Salon. Im or;iimner lamen sie on
bei neuen A!ei!ilig vorüber ; es
war eine statliiche Erscheinnng.
Wieder Einer!' dachte Hmimnn.
2,iiniijfelt nur in allen liefen, ihr
juperflua.cn Herren, am linde bin doch
teil es, der Euch am gadchen ziel)!, wie
e mir beliebt!"
Er flinfl hinaus uub stieg die Treppe
hinab, um sich den Hut zu holen, lis
schien ihm nicht iiberslüssig, jetzt nach
Rebenstein hiniiberzusehen. Gast c8
ja doch, da Eisen zu schmieden, so
lange d wann war, da heißt, sich
dein künftigen- Grasen Wladimir Mo
rawinüü, dein Erben von Birkenrieb,
als derjenige zu empfehlen, bem er
eigentlich seinen bevorstehenden unge
urcnlöiücksivcchscl zu verdanken hatte.
9. Kapitel.
Auf Ncbenslein wurde baS Ereign! ß
von Birkenried unter de Dicnstleuten
länaCt in allen (iin;ellifttcn bewro-
chen ; es waren ja sofort einige Knechte
hinübergeeilt. Nur bie alte Baronin
lliitlWi' n,Ii ii'sit.i ItVtS rtiirli ljnt(i turn'
erst seit einer Viertelstunde in das
Hauptsächlichste eingeweiht, Sie war
heute zu sehr später Imide aufgestan
den, sie hatte snst die ganze Siacht am
Bette ber Mutter verbracht, ber die
Gichlschmerzen in fürchterlicher StJeise
zusetzten. Erst bei grauendem Morgen
hatte die Gepeinigte ittnhc gesunde,
und jetzt lag sie noch in erquickendem
Schlummer.
jiiithe irrte in rathloser Vcrzwcif
lung in Hau und Hof umher, seitdem
man ihr gesagt hatte, warum der S?
ron s plötzlich n,uh !l!ebenstein hinüber
geholt worden war. Sie konnte das
Entsetzliche nicht fassen und harrte der
Rückkehr des Bruders mit krankhafter
Ungeduld. Am liebsten wäre auch sie
nach dem Nachbargute hiniibergeeilt,,
aber sie wagte et nicht, die Mutter
allein zu lassen, und dann schreckte sie
doch auch wieder vor bem schauerlichen
Bilde zurück, in dem ihr jetzt betä
düstere alte Schloß erschien. Arme
Eglantine! Wie bie bas Furchtbare
nur ertragen haben mochte. Aber warum
brachte HanS sie nicht herüber? Sollte
sie bcr Eindruck diese Erlebnisse
etwa aus' rankenbett geworfen
haben? Sie war ja so zart, so empfind
lich!
Ta lief sie wieder einmal in den
Hof hinab, um einen Boten nach Air
kenried hinüber zu schicken, bcr sich nach
bem Befinden de Fräuleins v. Mcr
kcnfcld und nach dem Bcrblcib des
Freihcrrn erkund, gen sollte.
Sie näherte sich eben der Gruppe
von Knechten und Mägdcn, die vor dem
' Waschhause stand heute fragte ja Nie
rnand nach der Arbeit als Hermann
Plock durch da Thor trat.
Heute war er der Baronesse einmal
wirklich willkommen. Sie lies ihm
entgegen und überhäufte ihn mit einer
Flmh athemloser Fragen.
Plock beschwichtigte sie, so gut er es
vermochte, dann kam er auf sein eigenes
Anliegen.
Ich bin gekommen, um mir eine
Unterredung mit Herrn Skaiicki zu er
bitten." Tcr respektvolle Ton, mit dem cr
den Namen be Burschen auösprach,
beuchte Käthe Ironie.
Sprechen Sie on bem Burschen
meine Bruder," sagte sie. so be
baurc ich, Ihnen keine Auskunft geben
zu können. Hat er denn nicht Hans
mit ben Pferden hiniibcrbcglcitct?"
Nein," antwortete einer der
Knechte, indem er hastig hcrzutrat.
Unb wahrhastig, wir haben den Polen
seit gestern Nachmittag nicht mehr gc
sehen. iito mag er nur stecken?"
Man sah sich betreten an. Niemanb
(konnte Auskunft geben.
Der Unglückliche wird doch nicht
entflohen sein?" fuhr Hermann auf.
Die Baronesse erbleichte. Entflohen!
Warum ging ihr baö wie ein Stich bmch
bie Brust?
.Jan Tkalicki ein Deserteur?" rief
Hermann. Eine solche unüberlegt
That wäre ihm in ber Verfassung, in
bcr ich ihn zuletzt sah. wohl zuzu
trauen."
,?cr Unglückselige!" stammelte
Käthe.
Ja, und die jetzt, wo ick, eben gc
kommen bin, um ihm sein (lück, eine
glanzvolle Zukitnst zu verkünden!"
Käthe achtete nicht recht auf diese
Worte. Tkk Gedanke, daß sich der
junge Mann zu einer Verzweiflung
that habe hinreißen lassen, vielleicht
zu einer noch weit schlimmeren, als cö
die Desertion gewesen wäre, machte sie
schwindeln. Hatte sie sich in der leisten
Hcit die Todte von Birkenried vorzu
stellen gcsac'it, so tauchte e?t ein enSe
reS Schreckbild vrr ihr am. lind sie
brauchte dabei keine ausmalende Pdan
tasie zu Hitse zu nehmen, sie brauchte
sich nur seine Gesichtc zu erinnern,
wie es ihr gestern erschienen war, als
die Peilie in der Hand bei Bruders
über seinem Haüvte geschwebt hatte.
Ja, mit solch.!!, Antlitz konnte er da
draußen im F.ldgraben liegen. Las
Isis es, deß kS sich in ihr aufbäumte,
c.li ix:jse sie es laut hinaueichreicn.
d',ß sie an seinem TrS doch tuet
SchlZ iKÜca k n-e ; war tan
j.jii eier Ver.'d.-idigj-.!Znz eine
aj.-psng deZ tofci äbsmcik-?
fcinte-.t liekn r.r.ii dem Fenster neben
dem sSn?R!yediiudt. Ei vxx geichlej
scn und der Vorhang d:dinler :.;
zeaen. Man trommelte an den
itcitviM nirte ff1 -'".
,Zo teilt doch an oer iijur nun)!"
schrie die B.'ronessc. bie ihre steigende
Unruhe nicht mehr beincislern konnte,
.vielleicht ist er doch da lind schläft
nur."
lim diese Stunde?" fugte Kiesel,
die Innginagd. ,E müßte ihn ja schon
der Hunger herausgetrieben haben."
Man hörte jetzt im Schuppen, an der
lliiirirliircllt bes BurschenziuiinerS,
den echt rufen, bcr auf den Befehl
ber Baionessc hineingegangen war.
Was machen 2ic den da? So kom
inen 2ic doch heraus ! "
Ah, cr ist doch da!" rief Hermann
au'athmend, und trat ebenfalls in den
Cchuppen. Und Käthe folgte ihm rein
unwillkürlich. Der ljiuf de Knechte
hatte ihre Angst eher vermehrt als gc
mindert.
Was cr nur hat !" sagte der Knecht,
sich zu den Eintretende umwendend,
sehen Sie doch nur ! Da sitzt cr ge
stiefelt und gesporntauf dem Bette und
muckst sich nicht."
Es war wirklich so. Jan saß da mit
einer Miene, die keinem Gebenden an
ziigchdrcn schien. AI cr jetzt aber die
Baronesse gewahrte, die zu der offenen
Thür hinstürzte, um ihn anzurufen, ba
erhob er sich.
Käthe ärgerte sich eigentlich wieder
über den Burschen, der es doch gar nicht
verdiente, da man seinetwegen Angst
stand. Aber sie konnte sich nicht hei
fen.
Was treiben Sie denn ba? Sind
Sie frank?"
Er verneinte nur mit einem Kopf
schütteln und blic'j steif stehen.
Haben Sie die ganze Zeit hier zu
gebracht?" ,
Er nickte.
Ja, aber warum denn? Und können
Sie nicht sprechen?"
Der Herr Baron gebot mir, mich
hier schweigend zu verhalten, bis er
mich selber holen würde, um mir seine
Entschlüsse mitzutheilen."
Aber nun kommen Sie heran, ich
befehle es Ihnen!" sagte die Aaro
nesse, aber der gebieterische Ton miß
glückte ihr gar kläglich. Sie konnte die
tieftraurige Miene des Menschen nicht
länger ansehen. Sie wandte sich heftig
herum, gegen die Dienstleute, die jetzt
den Schuppen erfüllten. Was gafft
Ihr da, alö gab' cö nicht mehr auf der
Welt zu thun? Gebt ihm zu essen, sag'
ich!"
Als die ?eu!c hinaus waren, ergriff
Hermann das Wort. Ich handle zwar
nicht im Auf trage des Frei Herrn v.
Brünow, ncraifj aber in seinem Sinne,
wenn ich Ihnen einen vollkommenen
Strafnachlaß ankündige. Ungeheure
Ereignisse sind eingetreten. In diesem
Augenblick sind bereits die erste
Schritte eingeleitet, Ihnen zu einer
außerordentlichen Beförderung zu der
helfen. Wenn gewisse Dokumente, bie
ich vor einer halben Stunde in die
Hände eines Notars gelegt habe,
Rechtskraft erhalten und ich zweifle
nicht mehr daran so avaneiren Sie
binnen Kurzem von dein Adovtivsohne
des Kleinbauern Skaiicki zu Drieskow
zum Grafen Morawinski und Erben
von Birkenried."
Die beiden Zuhörer standen eine
Sekunde starr.
Herr!" brauste dann Jan plötzlich
aus, und eine wilde Flamme brach ans
seinem Blicke. Ich habe mich vormei
nein Vorgesetzten demüthigen gelernt,
ich bin bereit, mich der Buße zu unter
werfen, die ich durch einen Frevel an
der Ehre meines Herrn auf mich ge
laden habe aber Ihnen bestrate ich
das Recht, Ihren übermüthige Witz
an mir zu üben. Gehen Sie mir au
dem Wege oder bei Gott ich ver
gefse die Anwesenheit des gnädigen
Fräuleins und. bezahle Ihnen den
Spott, wie' ihm gebührt!"
Käthe hob erschreckt bie Anne, als
gälte e, biesen Jähzornigen schon
wieber von einer erhnngnißvollen That
abzuhalten. Ihre Entrüstung kehrte
sich aber gegen Plock.
Ich kann wahrhaftig auch nicht be
greifen, was Sie mit biesem geistlosen
polt bezwecken, mein Herr!" spru
belle sie berans. Und gar der Name
der Gräsin Adelgunde sollte Ihnen doch
gerade jetzt Angesichts ihres traurigen
Endes zu heilig sein, um"
Was sagen Sie da?" fuhr Jan auf.
Ja Sie wissen noch nicht"
sagte Käthe, Gräfin Morawinsla ist
todt, ist heute Früh gestorben"
Jesu Ehrisius!" murmelte der
Pole und wich taumelnd zurück.
Hermann ließ ihm Zeit, auch diese
plötzliche Gemüthsbewegung zu über
winden, dann begann er wieder: Ich
komme vom Todtenbette Bei eljncür
duzen Dame; bas muß Ihnen schon
Gewänr bieten, daß mir frivoler cher;
fernliegt. Hören Sie mich an! Glau
ben Sie schon jetzt in ber Verstorbenen
eine wohlwollende Gönnerin betrauern
zu müssen, so sollen Sie erst erfahren,
was jenen Gefühlen zu Grunde lag,
mit denen die erlauchte Frau gestern
zu Ihrem Schutze eingetreten ist. Ja,
beweinen Sie sie, junger Mann, denn
Sie verloren sie in dem Augenblicke,
in welchem Sie sie hätten finden
sollen als Ihre nächste Blutever
wandte! Gräfin Adelgunde Mora
winska war Ihre Mutter!"
Käthe stieß einen leisen Schrei aus.
Der Ulan aber stürzte auf den Perlün
der solch' ungeheuerlicher Botschaft zu
und rüttelte ihn krampfhaft, während
ihm die Thränen über die Wangen
rannen. Die Worte kamen ihm stoß
weise von den divven.
Mann Mensch Sie wissen nicht,
was Sie reden ! Sie wissen nicht, wa
Sie mir da sagen Sie wissen nicht,
wie ich meiner Mutter gedenke! Um
eller Heilgen willen, ich flehe Sie an
sagen Sie mir keine Silbe, die Sie
nicht vor dem Himmel vcrantwoncn
Kennten! Meine Mutter? Meine
Mut-ler?'
Der Anblick des jungen Manne war
kiichütterud.' Seilt); sank auf die altc
olzbank an dem einen Fenster hin
und wein die Thränen, die ihr seit
dem Morgen, oder eigentlich weit lim
jer ichen, das Herz beschwern.
Plock mackite sich ferst ven den Hi'r
d:n de jungen Mannes les und Klr.'M
I idm kiöNHtfctii'cr.J :k.
iViillfN 'etc ich, ermann,"., ac
sich, mein Freund ; ich bitte Sie, Sie
so nennen ju dürfen, denn wir begeg
neu uns in der liebevollen Verehrung
für diese theure Todte!"
Die Todte!" wiederholte Jan. am
ganze Körper erbebend. Mutter!
Mutter! Jetzt mußtest Du mir eist
sterben!"
Er-drückte die Fäuste in die Augen.
Sein Geist fand noch keine Zeit, dem
wundersame Zusammenhange nachzu
siegen, der da obwalten Mußte,
Aber Hermann begann nunmehr scir.e
wohlvorbcreiteic AuSeinaiidersetzung
und berichtete Alle, von seiner egeg
nung mit dem Grafen Bognmil Mora
wiue-ü i New Avis angefangen. Er
merkte nicht, daß eigentlich nur die
Baronesse zur ZuHörerin hatte, und
daß Derjenige, an den er seine Worte
richtete., in seiner Unbewegliibkeit
nichts weniger als ein aufmerksamer
Zuhörer war.
Eist am Schlüsse, bei der Schilde
ruug, wie man Gräfin Adelgunde heute
Morgen in ihrem Bette gefunden habe,
und bei der Wiederholung der Muth
maßung, daß sie in Geisteslrübung
nach der .furcht baren Gemüthsbewegung
der letzten Stunden Hand an sieh ge
legt, eine Kombination, die Plock so
Überzeugend vortrug, daß er im Augen
blick vielleicht selber beinahe daran
glaubte da kam wieder Men und
Bewegung in den jungen Polen. Er
packte den Berichterstatter an den
Schultern und sah ihm in s Gesicht,
als müsse er jedes Wort von seinen
Lippen trinken.
Sie hat sich selbst gelobtet?"
kam e bflrni röchelnd au seiner Brust,
Ohne Zweifel, Die Amtskommis
sion hat eS bereits ausgesprochen, und
der Notar hat sich diesem Gutachten
sofort angeschlossen, als ich ihm meine
Erläuterungen zu dem Handbillct der
Gräfin vortrug, das ihn nach Birken
ried beschießen halte,"
Jan nickte. Jetzt begreife ich erst
den Blick, mit dem sie mich gestern
ansah, als ich ihr von meiner Mutter
gesprochen hatte," lispelte er vor sich
hin.
Aber nun erfassen Sie daS i'cben,
wie es vor Ihnen liegt, Herr Graf!"
glaubte ihn Plock ermuntern zu müssen.
Jan fuhr auf, Ja so, so! Sie
meinen. O Gott ! Daran kann ich
ja kaum denken."
Wie?"
Sagten Sie denn nicht, daß sie
von mir als Sohn nichts wissen
wollte?"
Wäre es möglich, daß Sie daran
etwa Bedenken schöpften, Ihr gutes
Recht in Anspruch zu nehmen? Und
überdies ist es ja sonnenklar bewiesen,
daß die Selige eben im Begriffe war,
Sie anzuerkennen. Anders hätte ja auch
ich unverbrüchlich geschwiegen, in seifen
fester Treue das Geheimniß der Frau
bewahrend, die ich so hoch verehrt habe. "
Jan wischte sich über das Gesicht
und raffte sich zur eigentlichen Besin
nung auf die Gegenwart auf. Auch
Plock merkte erst jetzt, daß sie allein
waren. Die Baronesse mußte lautlos
verschwunden sein.
Wir reden noch später davon," sagte
Jkln hastig, Jetzt kommen Sie und
sichren Sie mich vor Allem an das
Sterbebett meiner Mutter! Ich muß
sie sehen!"
Er sprang in die Kammer zurück,
riß seine Mütze vom Nagel und lief
an Hermann schon vorüber, hinaus und
voran, als habe er bereits zu viel der
kostbaren Minuten verloren. Plock
konnte ihm nicht rasch genug folgen.
Er holte ihn erst am Hofthor ein, vo
Jan stehen blieb, um sich mit einer
Frage zurückzuwenden,
Ä!an wird mir doch den Zutrikt
nicht wehren? Der Baron, mein'
ich-"
Dem werden Sie gar nicht begeg
ncn, denn wir haben uns nicht ach
dem Schlosse, sondern nach der Stadt
zu wenden. Man lain eben, die Reiche
der Frau Gräfin abzuholen, als ich das
Haus verließ."
Nach der Sladt also, gut! Lassen
Sie uns eilen!"
In diesen Minuten lag Baronesse
Katharina oben im Herrcnhause in
ihrein Zimmer und weinte, weinte wie
noch nie in ihrem Leben.
Die Verwalterin halte ihrem Manne
schon lange die Frage zugeflüstert, ob
denn heute Niemand im Schlosse an'S
Essen dächte. Jetzt, wo mit dem Brcs
lauer Professor ein neuer Gast ange
langt war, schienen die traurigen Er
eignisse des Morgen? emf's Neue aufge
frischt werden zu sollen. Das war cr
schöpfend und für daS Fräulein v. Mcr
kenfcld eine reine Marter, und Frau
Plock meinte, fo ein gelehrter Herr
scheine vor lauter lintersuchuugScifcr
ganz iu rcrgrif.n, daß einer Nerven
leidenden bcch vor Allem Ruhe unb
Stärkung noth thäten.
S ganz Unrecht hatte bie gute
Frau damit nicht. Man hatte Eglan
tine schonend in ein entlegenes Zimmer
gelockt, um sie nicht sehen zu lassen,
wie die Gerichlcdiener erschienen, bie
Leiche abzuholen ; aber Brünow sowchl
als dieser Professor Geßner übertrieben
die Besorgniß um Lglanline so weit,
deß diese sich davon geradezu bedrückt
sübltc als ob man von Minute ;n
Minute einen neuen Ncrrcnzufall bei
ihr befürchtet hätte. Es hatte sie an
und für sich schon insgeheim crichrccit,
daß Hans den Professor halte kommen
lassen. War sie kränker gewesen, als
man es gestehen wollte? Und was der
Professor nur sr eine Art, sie cnz'.:
sehen, kalte gerade dann, we:m cr cS
verstsdlen zu thun glaubte! ES fre
stelre sie jedesmal urter so nnem
tre! ringenden Forscherdlick.
? -uv.oa mahnte Ez!an:inc endlich
daran, tzß sie siü ü'.'c: icr::..
Verbleib 'ch!njig ..:dü v.'.y,;.
einer H:i;;:it ii Juli, zu t.r i..;
die Porverninser! eingeleitet r.'?7d.n.
sonnte nun UuliS) leine Sied: fei.
nn? icf.:'.t dar.!". EgUstisf ;u... )'':
auf 'jicfccmjcn l.i feiner Mutier
unier;üi".iiigea l'r.d die dr.t Da"!en
,-leiii r.aä den V.'iicvursjcf.-iciliel'tei-?
? !,in ;Ut?t wurde
sich die gichikrimle Mutler doch ent
schließen müssen, die ilir vcm Arzt
schon lange augeratbene Fahrt nach
Gastein anzutreten, und Eglantine that
der Cit-3r.'i't!;iel, da frische Bergllima
gewiß sehr gut, Auch sür Käthe war es
recht passend, r,'rn, sie Haus und Hof
und dem t:nreri.'idlichen Geschwätz der
Dienstboten über die jüngsten Begeben
heilen den Miese keinen kennte.
Komm' nur gleich mit mir!" bat
Hans, Wir haben uns schon z lange
hier ausgehalten. Daß meine Mutter
Dich mit offenen Annen empfange
wird, das rißt Tu ja."
Eglaniine liel es jetzt erst ein, daß
sie in der The,: nicht gut Hierbleiben
konnte, in diesem weitläufigen
Schlefse, über d.is der Tod einen
schauerlichen Schatten geworfen hatte.
Ja, a ;u Deiner Mutet!" rief
sie nuiathmeiio.
Da trat der Verwalter ein, und
Brünow rief ihm fvfoil zu, daß er an
spannen lassen und die Zofe des Fräu
lein mit dem Einpacken der nothiven
digsten Gegenstände zu der äugen
blicklichen Uebersiedluug beauftragen
solle.
Plock nickte, DaS geschieht bereits,
da wir die Absichten des Herrn Ba
rons erriethen. Aber ehe die Herrschaf
tcn baö Hau verlassen, möchte ich mir
doch eine Erinnerung an die vorgerückte
Stunde erlauben. Aus Rebenstein wird
man gewiß annehmen, daß Sie längst
bei uns gespeist haben. Ich habe daher
im Heine Speisezimmer dicken lassen
und möchte bitten, die nothwendige
Stärkung nicht länger zu versäumen. "
Ich danke Ihnen für diefe Um
ficht," fiel Eglaniine lebhast ein. Ich
wäre wahrhaftig so egoistisch gewesen,
die Aewirtlmng unserer Gäste zu ver
gcssen,"
ES fiel ihr schwer anf'S Herz, daß
sie den Notar und den Hausarzt so
ohne Weiteres hatte gehen lassen. Frei
lich, wie hätte sie in diese Aufregnn
gen an Essen und Trinken denken sol
ien!' Jetzt lief sie hinaus, rasch selbst
noch nach dem Nöthigen zu sehen ; sie
hatte ja heute zum ersten Male die
Honneurs des HauscS zu machen und
wahrscheinlich auch zum letzten Male.
Und von Ilmctt, lieber Freund,"
wandte fu!' iuow, als sie allein
waren, an t,,, er, von Ihnen hoffe
ich, dusj Sie jetzt die Gelegenheit be
nutzen werden, mir Ihren fchon lange
zugesagten Besuch aus meinem Grund
und Boden zu gönnen. Die Gastzimmer
ans Rebensiein sind schon seit Wochen ;
sr feie bereit,
Unmöglich, Herr Baron! Ich kann
gerade jetzt meine Vorlesungen an der
Universität und meine ärztliche Praxis
nicht im Stiche lassen,"
Wie denn aber, wenn ich Sie bit
ten möchte, in der Nähe meiner Braut
zn verweilen eben als Arzt? Tann
wäre eS doch eine Berufsangeiegenheit,
die Sie auf Rebenstein zurückhielte,
und Sie brauchten sich keine Pflicht
vernachai,gU!ig orzuwersen.
Der junge Gelehrte schüttelte ernst
den blonden Kepf. Ich meine über
Haupt, daß Sie sich täuschen, Herr
Baron, wenn Sie an eine wirkliche,
eigentliche Krmitheit bei Fräulein v. j
Merkenfeld glauben."
Nein, nein!" siel ihm Hans in'ö
Wort. Ich bin überzeugt, sie leidet ,
nur an einer gewisse Nervensehwäche,
und cS bedarf nur einiger Zeit, auch
diese völlig zu beheben. Wenn Sie !
Eglantine noch vor Kurzem gesaunt '
hätten, so wurden Sie über die erfreu
liehe Veränderung staunen, die mit ihr
vorgegangen ist. Ich glaube wahr !
hastig, die Liebe hat sie geheilt. Wenn '
ich Sie in ihrer Nähe zu behalten
wünschte, so geschähe dies nicht aus
Furcht vor einer schlimmeren Wendung
in ihrem Befinden, Aber ich möchte
gerne, daß Sie selbst beobachteten, wie
die Entwickelung ihrer Genesung vor
wärt schreitet. Sie ist nicht mehr so
bleich wie früher und überhaupt ganz !
anders geworden. Ich hoffe also, daß '
wir, eben an der Hand Ihrer Rath
schlüge, bei geeigneter Lebensweise,
Lustveränderung, heiterer Zerstreuung
und so weiter dahin wirken können,
t daß sie den Rückschlag der heutigen!
Kat.,,:rophe ohne tiefere Gemüths ;
storung verwindet. Was mich allein
in Angst versetzt, das war diese Starr
sucht, in der ich sie heute antras. Ich !
wagte den beruhigenden Versicherungen j
des Hausarztes nicht zu glauben. Aber
jetzt, wo auch Sie der Ansicht find,
daß derlei Zustände oft geradezu ein
Phänomen -der glücklich überwundenen
Neivcnkrisis darstellen, jetzt bin ich
thnc Sorge."
Nach Ihren Schilderungen," be
merkte Gcßner, mußte ich gerade
für diesen Fall eine solche erfreuliche
Bedeutung dieser , Katalepsie annch
nie. Ich bedaure sehr, daß ich Ihre
Braut nicht sriiher schon kannte, sie
vor Allem in dem Moment nicht be
vbachlen konnte, in bem bcr sozusagen
mcchan,,che Ansiog zu ihrer Katalcpiie
erfolgte, lind ein solcher Anstoß muß
vorhanden gewesen sein, ein plötzlicher
Schreck, vielleicht eine jähe Berührung j
der bcrglcichen ; benn wäre die Slarr j
sucht aus rein inneren Ursachen einge
treten, so müßte ein sclcher Grad ver ;
Böser Störung vorhanden sein, daß da
Fräulein unmöglich so gesund aussehen
konnte, wie ich eS zicklicher Weise
feststellen dars." ,
Aber diese sogenannte Katalepsie
muß doch ach jenem Trauniwandeln
eingetreten sein, in welchem sie sich
während der Nacht r,ach der Bibliothek
begab, denn dort hat man sie jgc
funden."
?a ist eS eben," sagte Gcßncr,
einen Gedanken laut werden laisend,
der ihn von Ansang an beschäftigte ;
diese bewußttoje Schlaf thiitigteit:
sich anzukleiden, ein Zimmer zn ver
lassen, das nt der Bibliothek so weit
a! nieglich entfernt liegt, bas ist jiit
michdasUnerliärliche!"
Ich stelle mir fc.'.J fa vor wie das
Thun einer Mondsü'lnigcn. Und solche
sollen im klebrigen dech auch ganz ge
fund sein können."
Geßnet zueile die Achieln. .Ach, in
ieb'mscher Hinsicht l'ätte ba auch
nichts zn bedeuten I Atcr ich stunde da
nr.r einer nrt nir.t ivclrnitctcn lir-
scheinmig. Was man mildem durchaus
Halteten Namen deö Lnnatismus, das
heißt der Mondiüchiigkeik bezeichnet,
ist Somnambulismus, und daß dieser
Zustand in Starrsucht, in Katalepsie
übergehen sönne, wäre mir völlig neu,"
Je nun, man hat doch immer sage
hören, nn brauche einen Mondsnch
tigen wenn ich bei diesem gelänsige
ren Worte bleiben bars blos an;u
ruten, zu erschrecken, um ihn zum Er
wachen zu bringen."
Zum Erwachen meinetwegen, aber
Starrsucht, Starrsucht, Herr Baron?
Und dann, von wem sollte hier der
Shock, der erweckende oder vielmehr
betäubende Stoß ausgegangen sein, da
das Fräulein doch unzweifelhaft allein
war?"
Biiino! wußte nichts zn erwidern,
und so sahen sie sich einige Sekunden
schweigend an.
So nehmen Sie an, daß Sie- Ihre
Ersabrungen eben tun einen ganz neuen
Fall bereichert haben, werther Freund !"
sagte dann Hans mit einer leichten
Geberde, bie ein Aufgeben solch' tr.i
uiitzer Erörterungen cinodriicken sollte,
Geßiier konnte nichts erwidern, den
in diesem Augenblick trat Eglantine
wieder ein.
Zu Tische, meine Herren, wenn ich
bitten darf!"
Man begab sich nach dem Speise
zimmer, in welchem Tante und Nichte
täglich Hie gemeinsamen Mahlzeiten
eingenommen hatten.
Eglantine kam auf dem Wege nach
ihrem Tischplatzc an einem hohen
Wandspiegel vorbei, und da erschrak sie
über ihre derangirte Frisur. Sie halt
heule noch gar nicht richtig Toilette
machen können da dieses zerknitterte
Sommers (eib! ES war bas selbe, daS
sie gestern getragen hatte ; Hanna halte
es ihr in der Eile als baS zunächst zur
Hand gewesene wieder iibergcworsen,
und nun kam ihr diese helle Farbe,
jetzt, wo ihr boch ein Trnn.rgewand ge
biihrt hätte, roh und nusdringlich vor.
Brnnoiv war ivaiirevs des '.'kahles
eifrig bemüht, Eglantine, bei der er
eine zunehmende Schwermuth wahr
nahm, durch Gespräche über die Zu
lunst aufzuheitern. Er erörterte ihr
den Neijcplan und erhielt ihre Zustini
nmng. Er selbst wollte vorläufig zu
seinem Regiment nach BreSlan zurück
kehren, um cs zu cnvirken, daß cr den
Rest seines Urlaubes auf einen späteren
Monat verschieben dürfe, wo cr Mut
tcr, Braut und Schwester von Gaslcin
abzuholen gedachte. Tann solllc auch
der cndgillige Hochzcitztermin fest
gesetzt werden.
Eglantine war mit Allem zufrieden,
sie sprach nur wenig ; die natürliche
Abspannung nach den Aufregungen die
ses TageS kam über sie.
Ais sich der Tiener, nachdem er das
Dessert aufgetragen, zurückgezogen
hatte, nahm Gcßncr das Wort, um an
Eglantine einige geschickt eingeleitete
Fragen über ihre Farnilienverhällnisse
und ihre frühere Lebensweise zu rich
ten,
Sie gab bereitwillig Auskunft. Sie
errieth wohl, welche Absicht den Pro
scssor leitete, und baö entlockte ihr ein
mattes Lächeln,
Ich weiß," sagte sie plötzlich, daß
ich mir größtentheilö nur eingebildet
habe, krank zu sein."
Und sie erzählte von ihrer Mutter,
die in ihrer Schwcrmuth über den im
Kriege gefallenen Gatten ihr Kindes
herz so stark beeinflußt habe, daß sie
bis in die jüngste Zeit eigensinnig an
dem Wahne festgehalten habe, ben
Eltern gar bald in'ö Grab nachfolgen
zu sollen.
Und als da Brünow mit einer
schmerzlichen Gcberde auffuhr, reichte
sie ihm die Hand über ben Tisch.
Ich bin von dieser kinbischen Idee
geheilt, das weißt Tu ja. Und Dir
habe ich das zu verdanken. Ich bin in
biesen drei Tagen, seitdem mir uns
gesunde haben, eine ganz Andere ge
worden. Und Du sollst auch in Zu
lunst mit mit zufrieden sein; ich ge
lobe cs Dir!"
Er küßtc gerührt ihre weißen, schlan
ken Finger. Aber nun, bitte," flehte
er leise, lassen wir bicscS Thema,
das Dich ausregen muß! Du siehst
jetzt wirklich leidend au, und es kann
ja auch nicht Wnndcr nehmen "
Ach, ein bischen Kopswch!" sagte
sie; aber cs sah fast wie ein kleiner
Tchwindclansall ans, als sie eben an
die Lehne ihres Stuhles zurücksank,
Es ist so heiß hier dieser frühe
Sommer mit seinen Gluthcn!"
Sie riß das Taschentuch heraus,
tauchte es in ihr Weinglas und be
tupste sich die schmerzenden Schläfen,
Brünow mit einem leichten Kvpfschüt
lein abwehnd, der sie besorgt sragtc,
ob sie sich nicht ein wenig zur Ruhe
legen wolle, ehe sie nach Rebensiein
fuhren.
In diesem Augenblick bückte sich
Professor Gcßncr, um einen kleinen
Gegenstand vorn Boden aufzuheben,
der von Eglantincnö Klcidcrsaum über
den Teppich zu seinem Stuhlbein ee
rollt war. Es war e n kaum bäumen
großes Fläfchchen aus l uncin Gla,
ohne Stöpsel. Er betraculele es genau
und stellte e vor sich hin.
Mediziniren Sie. meine Gnädig!?"
fragte er, auf da Ding zeigend.
.Nein."
Ich hätte gedacht. In solchen la
von bewahrt man ja gewöhnlich die
Ärseniltropfen. die man Bleichsuchtigen
mit nter verschreibt."
Eglantine zeigte sich sehe erstaunt.
Es gehört gar nicht mir. Wic iommen
Sie darauf, Herr Professor?"
Sie haben es ja soeben au J!rer
Klcidettache herangeichnellt, als Sie
das Tuch hervorzogen. Ich habe cs zu
fällig ganz genau gesehen."
Unmöglich ! Dann wüßte ich m', r
hafüg nicht, wie ich dazu lame. Ich
habe dieses Fläfchchen nie besessen ud
nie gesehen."
Geßner lächelte und brach n.it den
Worten ai, : Dann habe ich mich dech
wohl getauscht. Ich bitte um Enischl'
diama."
Er 'we.e '.iner Sache gznz sicher,
ober cr nnßie. daß Hnsteriscbe sebr cit,
ebne jede andere Ursache als aus bie
c.t fi:ra in-.ir Vjiine. mit nic;i!ial
terlicher Hartnäckigkeit auf bewusttet,
Unwahrlieilen beliarten,
Ihre Frau Taute ließ Sie also,
nachdem Sie verwaist waren, in einem
Dresdener Pensionat erziehen?" griff
er dann ans den früheren Gesprächs
gegenstand zurück, Und Sie verließen
dies Institut erst vor Kurzem?"
Schon vor vier Jahren," nntwor
tete sie sehr leise nild zerstreu!, Ihr
Blick haftete mit zunehmender Festig
keit in einer bestimmten Richtung,
was Geßner mit Interesse beobachtete.
Ah! Und sagten Sie nicht, daß
Sie damals schon eine kleine Probe
von Nachtwandeln abgelegt hätten?"
Ja," hauchte sie kaum hörbar.
Brünow schüttelte mißbilligend den
Kops, Geßner bedentele ihn jedoch mit
einem Wink, ihn nicht zn unterbrechen,
Er sprach weiter, iu lebhaftem, scher
zendein Tone, aber Eglantine überhörte
seine Worte, immer mehr von einer
Zerstreutheit besangen, die mau als
eine Folge ihrer Erniüdunguehie
konnte.
Da lcg'e Gcßncr wie spielend seine
Hand ans baö braune Glasslaschrlien
und ließ es während seiner nächsten
Frage unter dem Tische verschwinden,
Wie war daS eigentlich damals
in dem Pensionat?"
Habe ich e Ihnen noch nicht er
zählt. Herr Professor?" antwortete sie
letzt ganz munter. Ich deklamirtc im
Traume ganz laut ein Gedicht, das ick
am Abeno vergeblich zu erlernen mich
bemüht halte."
Und sie berichtete diese Episode nS
ihrem Jnstitutsleben mit alle Einzel
heilen. Geßner hörte ihr sehr aufmerk'
sam zu, keinen Bück von ihr verwen
dend, und stellte daS FIäschchen verstoh
len wieder vor sich hin. Und siebe,
kaum fiel das Auge der Erzählenden
auf diesen Gegenstand, da gerieth ihr
leichter Redefluß in'S Stocken, die
Worte gingen ihr immer langsamer
von der Zunge, ihre Stimme wurde
leiser, verschwommener, und bald
schwieg sie ganz und gar, de Blick
starr auf dem kleinen glagon ruhen
lassend. '
Was finden Sie an diesem Fläsch
chcn so Mcrlwiirdigc?" fragte da Gcß
ncr sehr plötzlich und da snhr sie ans,
als entwinde sie sich einem rnoinen
innen Schlummer,
Wie meinen Sie?"
Er zeigte ihr lachend daS Flnschchc
und steckte cs zu sich,
ES geht uns oft so mit einem Ge
genstande, der uns unbekannt erscheint,
mit dem wir ttn aber doch wider Wil
len immer beschäftigen müssen, sobald
cr uns vor Augen kommt. Wir können
dies oder eine Variante davon fast tilg,
lich erleben. Zum Beispiel : öS entfallt
uns ein Name oder ciuc Jahreszahl
oder ein unbedeutende Wort, das uns
früher einmal bei dieser oder jener
Gelegenheit aufgcsallcn ist; die Sache
ist oft lächerlich kleinlich und ganz be
langlo, dessen ungeachtet konzeutrircn
sich mitten in einem Gespräche unsere
Gedanken immer mehr und mehr auf
diefes dumme Etwas, das uns absolut
nicht einfallen will dann sagen wir:
Es liegt uns aus der Zunge. Jetzt
und jetzt meinen wir's erhäscht zu
haben und endlich gelingt es uns
auch, zuweilen auch nicht, und d'nn
kostet es iKis gewöhnlich ein ganz c:tcr
gisches Ausraffen, um uns diesem über
flüssigen, peinvollen Nachgrübeln zu
entreißen. Ging cs Jhncn, mein Frau
lein, jetzt nicht ebenso mit diesem
Fläschchen?"
Eglantine strich sich daS Haar aus
der Slirn und sachte sich zu besinnen.
Ich weiß wirklich nicht cs vcr
wirrte mich nur etwas. Das Fläsch
chcn, glauben Sie, war eS?"
Jetzt zog er es wieder hervor und
gab es ihr. Sie brehte cs in ben Fin
gern, schob nachdenklich die feinen
Augenbrauen zusammen und sah dann
rathlos int Zimmer umher.
Warten Sie warten Sie cS ist
mir doch! Hm ! Nein ich kann's
nicht finden!"
Laß boch!" sagte Brünow unb er
hob sich, um sich ilir zu nahern. Das
ist doch keine Mühe des Nachdenken?
werth."
Aber sie schob lächelnd ihren Ttuhi
zurück und wehrte ihn ab.
Jetzt würde es mich aber wiiklich
intcrcssircn . Ich weiß bestimmt
oder glaube eS wenigstens, daß ich dicS
Ding nie erblickt habe und doch
wenn ich es so in der Hand halle da
ist es mir eigenthümlich vertraut !"
Sie roch daran cs hatte keinen Ge
ruch ; sie überzeugte sich auch, daß nicht
ein Tröpfchen darin war.
Sehen Sie, da gehl cs Ihnen viel
leicht ähnlich wie mitdemUhland'sekien
Gedichte!" sagte Geßner, den das
Experiment immer mehr intereiiirte.
Sie hatten e damal am Abend
wohl schon memorirt, das heißt, Ihr
Gedächtniß hatte c ausgenommen,
aber die Straft ber Wiedergabe ver
sagte. Im Traume erwach: dieses
Vermögen, und der lebhaste Drang,
cs herzusagen, mit dem Sie sich nie'
dcrgclcgt hatten, löste plötzlich die
Stimme ans. Vielleicht hätte es auch
gar keine? Schlascs bedurft, sonbern
bättc es schon genügt, sich eine Weile
bet störenden Umgebung zu entrücken.
So schließen wir ja es! bic Augen,
um uns aus etwas zu besinnen."
Ach ja! Bitte, lassen Sie mich
das gleich aus der Stelle versuchen !
Vielleicht lenkt mich Ihre Anwesen
heit, die Gegenstände in diesem Zi:
mci ab. Dann, glaube ick, darf ich die
se Fläschcken auch nicht cnielien, frn
bern soll es blos suhle. Verhält es
sich denn nicht ebenso mit dem fege
nannten Gedankenlesen au der Hand
berübrung eine Ankereii?"
Nun, die Gedaniemiberkragung, mit
der jet-t eben Ar. Emnderland se ver
blüffende Erverimente zeigt, ber,:!,k
meineeErset tenS mebr aus einem Ner
venreiz. den die eine Person aus die
andere autM, indem sich die pwi'
(eiligen H.mde beruinen, Viber th,n !;..!
lich kann tir.5 c::i) bei testen cH-ger.
ständen der Tastn;; Hitte iemur.cn.
wo UNS da? im' Stiebe I'ißl.
Prebiicn Sie, m.in Fräulein! Cde
noch bei 'er, geiioiten Sie mir, d,iß ic,
SX'jaa die Anaen verbinde!"
JM Cvj
X ßmU-
Mr. E. X. Au st
Nervoese Dyspepsie
Heftige Schmerzen von Unverdau
lich keit und schlechtem
Btutumlnuf
"Letzten Winter war ich Barlutehn
Wochen krmik. Als ich wiedprus wa
konnte, hftttamlr die Krankheit Unver
daulichkett oder norvoi'sie J)yHpepfliy hin
tertmen. Ich kuuult nicht wetta uud
weuii ich es that
Litt Ich heftige 8chmoncon.
Kleine Frau hatte Hoori's Barsopftrlll
genommen und grosse Linderung davon
erhalten. Ich nahm es auch in ein weiuy
heiaaera Wasser vor meine Mahlzei
ten. Es brachte mir bedeutend Lindo
rung, und nachdem ich drui KUvchoa
genommen halte, konnt ich fnst Alle
essen. Hood'fl hat mir wunderbar t hol
len. Ich kann es auf datt Hoechste em
pfehlen. Es thut alles was man dn;on
ruehmtund Alledlean dieser schroclichen
Krankheit DvHpensie leiden, solltet; einen
Versuch mit Hoou'aSarBaparilla machen. "
E. M. Ntrrr, West Laruard Street, West
ehester, Ptu
Hood's s-;rHlta
M. VWW
Seid Bic her, dass
Ihr Hood's be
kommt. urirt
tvv
Hood's Plüon siuii roln vop-taW!. e.
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