Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Oct. 8, 1896)
Die schwarze öose. $umorf.fe von t. Elster, Der fte Ball der Saison! Schon eint Stunde vor Beginn des- selbe faß ffrau gtechnungSrath Timpe mit ihren Tochter in voller Balltoiletle da. die illcklunst ihres Manne von dem Bureau mit hochllopsendem Herzen erwartend. ' Gottlob, I daß. wir fertig sind, meinte Mama , Timve aufathmend. .Emma. Du hast doch Deine Hand. schul? Sind die Kndv e auch ordenl lich angenäht? Du weifet, aai ti für einen bäklichen Eindruck macht, wenn ein junges Mdchen ohne Knöpfe an den Handschuhen gesehen wird. Immer nur den seinen Anstand im uge veiai, ten I !, elcken. Du hak doch nicht ge rade das Taschentuch mit dem ostfleck genommen? Nein? Nun, dann ist' gut., .." Wo nur de. Bater bleibt .Nur Geduld. Kinder. Vater hat einen weiten Weg, . .. .Er wollte sich doch aber heute etwas früher frei machen, es ist bereits sieben Uhr. Der Ball beginnt um acht Uhr....' .Ja doch, ja doch seid doch der niinstia. Vater wird gleich hier sein, ..' Mama Timpe kam sich heute Abend an, besonders vornehm vor. Das alte .Grauseidene' war auf Neu zurech gemacht. Riekchen hatte ein Jahr das Schneidern gelernt und mit Geschick die Balllleider tn Stand ge e. S)u ueber Gott, viel kosten durste der Ball nicht, und anständig aussehen muhte man doch auch, hatte doch der Herr Direktor, der Chef, sein allerhöchstes Erscheinen zugesagt. .Kinder, die Stellung muß gewahrt werden hatte Mama Timpe wichtig gemeint, einfach, aber vornehm I Mein Grauseidenes wird gewandt und wird mit schwarzer Spitze garnirt, das fleht gediegen aus, und Eure rosa Mullkleider bekommen einen Ueberzug von weiss , Gaze, dazu nehmt Ihr Apfelblllthen ins Haar 1" Und nun war Alles fertig I Mit klopfenden Herjm standen Emma und Riekchen da, immer unruhiger den ZeW ger der Uhr verfolgend. Ob August auch da sein wird?" ' August war der einzige Sohn de Rechnungsraths Timpe. Ein hoff nungsvoller, junger Mann, der in einem benachbarten Orte die Stelle , eines Handlungsgehilfen bekleidete. Am letzten Sounlag war er bei ihnen . gewesen, einen ganzen Koffer älterer Kleidungsstücke mitbringend, die Mama Timpe ausbessern sollte. Riekchen und Emma hatten ihm den bevorstehenden Ball sehr erlockend geschildert. An fangs schien August keine Luft zu haben, aber schließlich hatte die UeberredungS kunst der Schwestern eS fertig gebracht, daß er zu kommen versprach. , i .Was August sagt, hiilt er," meinte Mama Timpe würdevoll, .er schlägt ganz ans Euren Pater: gemisscnhakt vom Kopf biS zur Sohle . . . , " ! Unruhig, aufgeregt, wandern Emma und Riekchen in der Stube auf und ab, dann und wann prüfende Blick in den Spiegel werfend und hier und dort etwas an dem Kleid zurecht zupfend. .Wo nur der Vater bleibt, wir wer den zu spät kommen und überhaupt kei nen Tänzer mehr finden die Tanz karten werden schon so früh ausge füllt....' Tapfer schlucken die beiden Mädchen die bereits aufsteigenden Thrä nen heruffter, damit die Augen nicht roth würden. . Um GotteSwillen seid still, ich warne Euch. Der Vater wird so wie so schon aufgeregt sein, . wenn er nach Hause kommt, da sein hoher Chef auf den Ball kommt. Erst die Pflicht, dann da Vergnügen Die Hausthür fiel ins Schloß ! Gott fei Dank I. Das waren Vaters Schritte eilig liefen die Mädchen ihm entgegen. Ach. gut, das. Du da bist, Vater, . . wir haben Dich mit Sehnsucht erwar tet eS ist schon so spät wir wer den nicht rechtzeitig zum Balle kom men " .Papperlapapp wenn wir kom men, sind wir da " Hustend und prustend entledigte sich der Herr Rath scies Mantels. .Ihr habt an nichts w''"r, ali anEuerVer! gnügen zu denken aber ich ich habe so vieles im Kopse Die Nacht ist noch lang, lafl mich nur erst einmal zur Besinnung kommen " Uff, sank er auf den nilchften Stuhl, sich die Stirn mit dem bunten, seidenen Taschen tuch reibend. Rathlos stand, n die Mädchen da. ihre Wangen färbten sich höher, und die Angst um die versäumte Polonaise prägte sich tmmu mehr aus den frischen. runden Gesichtern aus. energisch er griff jetzt Mama Timpe die porzellanene Lampe und zundtte das Licht an. .Sei nur gut. Alterchen, und mache gute Miene zum dösen Spiel, kannst Dich ja die ganze Nacht ausruhen und gemüthlich SechZundsechug spielen . . . V.WaS Du für Begriffe hast I Sechs undsechszig. wenn der Herr Direktor, mein Chef anwesend ist, wie unpassend würde das sein ! Aber gieb her. ich will mich schnell umziehen. Mein Anzug....' .Hängt in unserer Schlafstube im Schrank ..." erwicerte Mama Timpe. Ohne seine Dame weiter anjusehe, stampfte der Herr Rechnungsrath au dem Zimmer. Erleichtert albmele man auf. Die beiden jungen Mädchen bekamen wie, der frischen Muth. Als Karline, das Dienstmädchen jetzt den Kopf durch die Thür zwängte und anfragte, ob sie die Gummi chhe anziehen yelsen oute, tr- strahlten die Augen schon wieder in dem früheren Glanz. .Freilein, Se kommen aber späte uffn Ball.... nee. nee der Fuß sitzt schiese man noch mal raus, so.... nun geht et.' .Hilf mir den Mantel umziehen, Karline.' gebot die Frau Räthin. .Der Herr Rath is doch noch nich fertig, Frau Räthin. er macht ein Spektakel in de Schlafftube, dat mir ganz ängstlich in der Küche wurde mat mag er nur haben da höre Se, ffrau Räthin, der Herr Rath nrn Ihnen...." - Und wirklich erscholl die Stimme de Vater Timpe laut und energisch au der Schlasstube. Henriette. Henriette komm doch, bitte, einmal her " Erschreckt waren die Töchter zusam mengeführen. Sie kannten Vaters Stimme I Wenn sie so klang, war in der Regel nicht mit ihm zu spaßen. Mutter und Töchter liefen eilfertig aus der Thür, aber, o weh, welch' ein Anblick bot ftch ihnen dar. Nicht fer tig, wie sie gehofft, sondern in Unter beinkleidern, den Frack übergezogen, das Licht hoch emporhaltend, Hand der Rath wuthschnaubend da. , Meine Hose . . . meine neue, lchwarze Hose ist nicht da...' Deine Hose?" kam eS erschreckt über Mama TimpeS Lippen. Aber natllr lich, sie hängt im Schranke ich selbst hängte sie hinein.. ..' Sie schritt auf den Schrank zu, konnte aber trotz Allem die Unaus sprechliche nicht finde. Natürlich vor allem Tand, den Ihr wochenlang zusammengenäht habt. denkt Ihr nicht an meine Sachen, wo ist meine Hose, meine neue, schwarze Hose zum Donnerwetter, Karline, stehen Sie nicht da und kucken mich an, wie die Kuh das neue Thor, suchen Sie meine Hose. . .' Und letzt entspann ftch eine Heber haste Thätigkeit, allen voran der Herr Rath mit der einen Hand die Lampe och emporhaltend, mit der anderen ängstlich den Frack, welchen er in der Eile übergezogen, zusammenhaltend. schrale wurden ausgeräumt und abgerückt. Kommoden aufgerissen und ihres Inhaltes beraubt. Garderoben ständer leer gemacht. Ein wildes Chaos von Röcken, Kleidern häufte sich in den Zimmern an, aber die Unaussprechliche war nicht zu finden. Ganz erschöpft fiel der Rath in emen Rohrsessel schimpfend, wetternd über die heillose Wirthschaft. Ich habe die Hose selbst unter Dei, nen Frack gehängt, das grenzt ja schon an ererei " Unsinn ! Unter meinem Frack hing die alte Hose von August, aber nicht die meinige " Mama Timpe wußte nicht mehr, wie ihr zu Sinne war, AuguftS Hole. seine Hose. . . es konnte nicht sein l Die Jagd begann aufS Neue, aber ohne Erfolg. Laut aufschluchzend sanken Emma und Riekchen auf einen Stuhl nieder, ihre Hoffnungen waren verschwunden, der Ball verloren , der Vater hatte keine Hose I . . . . j Jetzt erschien Mama Timpe wieder, zwei Hosen in der Hand haltend. Die eine hellgrau, die andere dunkel. Könntest Du nicht diese graue Hose anziehen, lieber Manns ES ist Deine neue Sommerhose " Bist Du toll.. .. ich kann doch nicht eine hellgraue Hose und dazu den Frack anzieden " Oder- würdest Du nicht diese alte schwarze von August ' Die von August? Haha eS wird immer sieh sie Dir doch ein mal genauer an, hinten ist sie geplatzt und unten hängen Fransen daran na, und die Farbe .ist in? grünliche libergegan gen ! Wir bleiben zu Haufe dafta !' Jetzt brach der Thränenstrom der Mädchen aufs Neue loS. .Zu Haufe bleiben,... wirtlich zu Hause blei ben alle Freude und Arbeit um sonst gewesen umsonst alles Die Thränen der lungen Mädchen schienen nicht ohne Wirkung auf den Herrn Rechnungsrath zu bleiben, er hörte auf zu schelten, nahm die ins grünliche schimmernde Hose in die Hand und unterzog sie einer genaueren Prüfung wenn nur nicht gerade sein hoher Vorgesetzter auf dem Balle sein würde aber was würde der zu einer solchen Hose sagen? Konnte nicht sein Auschen schwinden ? Alle stolzen Pläne in Bezug aus den sehnlichst gewünschten .GeheimrathStitel' sielen zusammen. Jetzt schien den Mädchen ein neuer, rascher Entschluß zu kommen. Sie nah men dem Vater die Hose eiligst au der Hand. Emma und Riekchen such ten nun den Schaden auszubessern, während Mama Timpe nochmals auf die Suche gegangen war. Endlich war die Arbeit geschehen, und bittenden Blicke? reichten die Mäd chen dem Vater die Hose zurück. .nprobiren kann Tu sie doch wenigstens, lieber Vater baten die Mädchen. .Man sieht wirklich nicht, daß sie etwas gefleckt, die Frackenden fallen ja drüber Das war fremd) wahr der rack bedeckte den Schaden.... aber die Frrde wenn nur diese abscheuliche. grünliche Farbe nicht wäre ,U,id schwarz ist sie auch, Vater, Die Lampe wirst den häßlichen Schein Karline scheint wieder das schlechtcsi Petroleum gebracht zu haben. . Das konnte allerdings möglich sein Schließlich, so sehr alt war die Hose noch gar nicht, und es war unverant lich von August, daß er die Hose bereits zurückgehängt hatte. Mama Timpe kehrte jetzt zum dritten Male von ihrer' Wanderung erfolglos zurück. Ihr war ganz wirblig zu Muthe. Ermattet stand sie da. Entschlossen, die Hose unter dem Arm haltend, erhob sich jetzt Vater Timpe er durste den Ball nicht versäumen, vielleicht wurde ihm schon heute eine vertrauliche Mittheilung ge. macht, wegen des .Geheimen'. Man würde sein Fehlen mißbilligend bemerkt haben, er mußte aus den Ball, selbst mit der geflickten, verschossenen Hose, Erhobenen Hauptes im Vorgefühl der baldigen Ernennung schritt er aus der Thür. Niemand von den Frauen achtete auf sein komisches Bild, nur Karline stand im Korridor und hielt nch die Seiten vor Lachen, als ihr ge ftitnger Brothcrr an ihr vorüberging Die Toilette war beendigt. Zwar waren die Hosen etwas zu kurz, so daß der große, breite Fuß allzu sehr zur Geltung kam, aber Vater Timpe achtete nicht mehr darauf und war zusrieden. als seine ftrcm ausrief: .Sehr gut, li. der Mann, wie neu Niemand wird es auffallen, daß eS nicht die Deinige Endlich war man so weil ! Es war inzwischen fast zehn Uhr geworden. , Mit gesenkten Köpfe, aber dennoch froh. auf den Ball zu kommen, schritt man dem Gasthaus zu. Dort herrschte reges Leben. Freudig von allen Seiten wurden die Neuankommenden begrüßt, und es wäbrte nicht lange, so waren die Tan, karten der beiden jungen Mädchen be schrieben. Alle Sorgen, alle Angst waren vergessen, glückliche, frohe Sinn- den soigien. Mama Timpe suchte vergebens unter den Tanzenden ihren Sohn August. Wo nur der Junge steckte, er hatte fest versprochen zu kommen es würde ihm doch nichts passirt sein Der Herr Rechnunasratb b elt Nch sehr im Hintergrunde de Saales zurück und luchie immer angftlich Mauna bm ter einem Vordermann. Noch nie in einem Leben hatte er die Losen der an, mesenden Herren einer so sorgfältigen Pni,ung umerzogen, wie heute Abend. ein Muth sank immer mehr und mehr, alle Herren hatten tadellose Beiniieider, es gab keinen anderen Ausweg, als unbemerkt an einen Spiel tisch zu gelangen! saß er dort erst fest, war die größte Gefahr vorüber. Die Begrüßung eines alten Bekannten ließ indessen seinen Plan nicht so schnell zur Ausführung bringen, und auf einmal bemerkte er, daß die Gruppe vor ihnen sich plötzlich getheilt und die suchenden Blicke seines Chefs, welcher am oberen Ende des Saales stand, ihn trafen, Erschreckt knickte er zusammen, mit seinem Klapphut die fadenscheinigen ieuen innen Beiniieldes bedeckend .Um Gottes Willen, Rath, was ist nen? sie werden plötzlich blaß,. . .Nein.... nein danke sehr, kam es hastig über die Lippen des Rathes. Eine plötzliche Ohnmachtsan Wandlung. . . diese verwünschte Hose. . . " .Hose....!" .Ach, verzeihen Sie.... ich bin ganz confuö. . . . Sie entschuldigen mich wohl auf Wiedersehen " Kopfschüttelnd sah der Herr dem Rath nach. Wie sonderbar der heute Abend war I Als der Rath eben den Saal erlas sen wollte, begegnete er seiner Gattin, welche den hoffnungsvollen Sohn, fest am Arm gefaßt, nach sich zog. August schien sich von dem energischen Druck dir Hand seiner Mutter besreien zu wollen, aber es gelang ihm nicht, er mußte ihr folgen. .Vater! Endlich sinde ich Dich.' be gann Mama Timpe. und ihre Stimme zitterte vor Erregung. .Hier an dem ungerathenen Sohn wirft Du Dine neue schwarze Hose sinden. Sieh her. . . und die haben wir gesucht.... gesucht bis zur Bewußtlosigkeit....' WaS sagst Du?.... Bengel.... Junge.... was erdreistest Du Dich. .. danke eS dem Ort, wo wir uns befin den, daß ich Dich nicht so strafe, wie Du es verdienst. Tu bist Schuld daran, daß ich mich lächerlich mache vor aller Welt. Augenblicklich folgst Tu mir in die Garderobe, wo wir uns um ziehen werden Empört wandte sich der Vater dem Eingang zu. .Vater verzeihe mir! Ich habe mir nichiz ö eS dabei gedacht. Ich glaubte. Du wärest noch im Besitz einer anderen schwarzen Hose. ... die Meinige war so schlecht, und eine neue konnte ich mir nicht kaufen, mir fehlte das Geld.' ES ist unerhört....!' .Ad. guten Abend, lieber Rath.' ließ sich jetzt die Stimme eines Herrn vernehmen. .Ich habe bislang vergeb lich nach Ihnen ausg,fchaut, Sie wol len doch nicht schon fort ?" t Wie vom Blitz getroffen stand der Rechnungsrath vor dem Direktor, sei nem hohen Borges.tzten. ,Vereihung, Herr Tirektor, daß ich mir och nicht die Ehre gab, Sie auf zusuchen " ,Ta macht nichts, lieber Rath, viel leicht sinden Sie Vergnügen daran, mit mir späterhin eine Patthie Sechsund sechszi, zuspielen....' Ich stehe gern zu Diensten es wird mir eine ganz besondere Ehre sein " Dann auf Wiedersehen, mein lieber Rath ich hoffe in einigen Tagen Gebeimrath " Mit freundlichem Kopfnicken entfernte sich der Direktor. Wie im Traum stand der Rechnungsrath da Welch eine Aussicht.. . . welch ein Glück zeigte sich ihm....! .Lieber Vater, wollen wir jetzt in die Garderode gehen,' ließ sich die zaghafte Stimme seine Sohnes vernehmen. Der Herr Geheimrath in sps richtete nch nrn, cmpar. ohne daraus zu achten. daß die schwarzen Hosen seines Sohnes ihm bedenklich in die Höhe rutschten und sprach mit würdevoller Stimme Das Verdienst findet auch in solche Unaussprechlichen seine gerechte Würdl, gung. Behalte die neue Hose mein ohn, ich schenke sie Dir ! " wenn man Glück lzat. Der Maler Alfred Moll trieb sich im Volksgarten herum, um Studien zu seinem großen Gemälde Aus der Jiir meß' zu machen. Vor einer Würfel, dude blieb er stehen. Jetzt will ich einmal das Schicksal aus eigene Art besragen dachte er. Jeder Wurf gewinnt. Also eine Ant mort muß ich erhallen. Gewinne ich so (ine kleine g'üne Gießkanne,' dann soll mir die grüne Farbe Hoffnung ei, flößen, und ich will meine geliebte &opl)ie nicht als verloren betrachten. Wird mir aber der schwarze Marktkorb zu Theil, dann will ich mich darauf ge saßt machen, von ihrem Vater, dem alten Bankier, etwas unsanft zurückge- wiejen zu werden. Jener kleiner Pup penmagen soll mich ermähnen, frisch zu wagen, die Blumenvase mit den daraus gepinselten ilchen wird mich lehren, m Becheidenyet abzuwarten. Er trat an die Bude und würfelte. Zehn Points.' sagte der Inhaber geschastsmäßig. Nr. 10 gewinnt eine Briestasche. Bitte, wollen Sie fich Überzeugen'? vier aus der Li te steht s. Nehmen sie eine Briesta'che, bitte ! Alsreo Moll nahm eine Brieftasche und ging davon, d. h. er setzte sich an einen der Tische, welche der Würfelbude gegenüber standen. Eine Brieftasche !' dachte er weiter. Auch diese Sprache ist deutlich. Fülle sie mit recht vielen Banknoten, wird Sophie s Vater sagen, und dann wollen wir sehen.' Er konnte sich nicht enthalten, die Brieftasche -einer näheren Besichtigung zu unterziehen, vielleicht in der Hoff- nung, sein Orakel vervollständigen zu können. Zu seiner großen Ueber- raschung war die Tasche nicht ganz leer. In einer Abtheilung fand er ein Passagierdampfer-Billet von Hamburg nach Melbourne. .Sollte das wieder ein Wink des chickfals sein?" murmelte der nun einmal vorn Aberglauben angekränkelte Maler .Vielleicht ist man in Mel bourne in Bezug auf die Malerei noch sehr zurück und ich könnte selbst meine schlechtesten Skizzen zu kolossalen Prei sen verkaufen. Wenn ich dann zurück kehrte ' Meine Brieftasche ich bitte, meine Brieftasche,' unterbrach seinen Gedan kengang ein hagerer Mann mit foifeer Nase, es ist ein Versehen vorgekom men, mein Herr. Ich hatte die Tasche in der Würfelbude liegen lassen, und der Besitzer sagte mir. daß Sie aber da haben Sie sie ja in der Hand. Sie meiden durch eine andere entschädigt werden.' an, unnöthig I , Hier ist Ihre Briesmiche. Der Hagere entfernte sich mit einiaen Tankesmorten, der Maler konnte nicht umbin, die originelle ttigur des Brief taschenbesitzers in sein Skizzenbuch ein, zutragen. .Ich werde ihn auf meinem Kirmeßbilde als spleenigen Engländer anbringen, veiqioß er. AIS er in sein Atelier heimkehrte. fand er ein art duftendes ßouvert vor. Dasselbe enthielt eine Karte, auf welcher nur die Worte standen : Morgen Bor mittag! Sophie.' Diese drei Worte bewirkten, daß Alfred am nächsten Tage im Vorzimmer der Bankinsmohnung stand, neben ihm aber eine jener holden Mädchengeftal ten, welche selbst heutzutage ohne Mit gift geheirathet werden. .Ich habe den heutigen Vormittaa gewählt.' flüsterte Sophie, .weil gestern die Kurse sehr gestiegen sind. Das pflegt ihn immer in die beste Laune zu versetzen. Ader heute Morgen ist er doch in schlechter Stimmung. Er muß irgend eine Nachricht erkalten haben vielleicht verschieben mir die Sache doch Nein, mein Engel, entweder oder l Hier bin ich, hier bleib' ich und wage mich in die Höhle des Löwen. WaS mir Muth einflößt, ist die vorläu fige Abwesenbeit eines ernstlichen Neben buhler, .Tarauf dürfen wir nichts geben. Wer weiß vielleicht steh ich schon auf dem Schiußschein zu Ultimo dieses Mo nats, um irgend einem Inhaber sicherer Papiere ausgeliefert zu werden.' .Um sa mehr ist keine Zeit zu ver lieren.' Noch ein warmer Händedruck, dann schlüpfte Sophie in das Wohnzimmer, in welchem ihr Vater die Zeitungen studirte. Papa. will Dich Jemand spre chen." So? Ist denn kein Diener zum An melden vorhanden?" Ja. aber eS ist Jemand. - der mir sehr lieb ist uud der mich heirat will." Ei, der Tausend! Ich kenne zwar Manche, die nicht abgeneigt wären. Dich zu beirathen, aber Niemand, der sich auf solche Weise anmelden ließe. Ich din wirklich neugierig. Bald darauf stand der Maler vor dem Bankier. .Sie sind eS. Herr Moll? So, so Auf Sie hätte ich zuletzt gerathen. Sie haben wohl auf der Kunstausstellung die große goldene Medaille erhalten?' Davon ist mir nichts bekannt, ob, wohl eS mir nicht ganz unmöglich scheint', erwiderte der Künstler. .Da Sie nun schon vorbereilct sind, erübrigt e fich wohl sür mich, ossiciell um die Hand Ihrer " Ganz reckt, ich weiß schon. Mein lieber Herr Moll, ich will Ihnen mit Vertrauen entgegenkommen. Meiner Ansicht nach ist die Malerei heute mit geringer Ausnahme ein schlechte Ge schüft. Gekauft werden Gemälde doch gar nicht mehr, die gewinnt man hdch stens in einer Lotterie. Ja, wenn Sie ein Genie wären !" Vielleicht bin ich eS", sagte der Künstler so bescheiden als möglich. Omnia mca mecum porto ! Bitte, wollen Sie nicht einmal mein Skizzen buch anschauen?" Der Bankier rahm das Buch und blätterte gelangweilt darin. Donnerwetter", rief er plötzlich, wie kommen Sie zu dem Porträt mei nes Kasstrers?" Ihres Ka sirers? Aha. das ist der Mann, in dessen Brieftasche sich ein Passagierbillet nach Australien befand. .Wie. Was? Sie scherzen." .Durchaus nicht", sagte der Maler und erzählte sein Erlebniß im Voll garten. Wie der Blitz war der Bankier am Telephon, rief seinen Prokuristen an und fragte: Ist der Kaistrer im Geschäft anwe- send?" .Nein, er ging vor wenigen Minuten mit den 300,000 Mark Depotgeldern zur Reichsdank." Fahren Sie sofort mit einigen Schutzleuten nach dem Hamburger Bahnhof. Ist der Kasstrer dort, so lassen Sie ihn verhaften" So", wandte sich der Bankier zum Maler. Wenn der Mensch auf dem Bahnhof erhaftet wird, kriegen Sie meine Toch ler. Warten wir l" Nach einer Stunde kam die telepho- nische Mittheilung: Kasstrer verhaf tet," Wenige Minuten darauf war der Maler glücklicher Bräutigam. Berechtigter Einwand. Little Dog, ein biederer Rothhaut- Häuptling, kam einst bei'm Tauschge chSt mit einem Pelzhändler in ein Gespräch ; der Pelzhgndler erzählte von feinen Reisen über Länder und Meere und sprach von dem gewaltigen Ein druck, welchen der Ozean auf ihn ge macht habe, als er auf dem Schiffe nichts als Himmel und Wasser gesehen habe. Der Häuptling hörte aufmerksam der Reiseschilderung zu, plötzlich fragte er : .Wenn M gar o weit wäre, so bist Du wohl auch zum Rande der Welt gekommen und hast hinabgesehen. wo nichts ist, al ewige Nacht?" Der Pelzbändler verstand nicht gleich. was der Indianer meinte, und' dieser sprach hierauf seine Ueberzeugung aus, daß die Erde eine Grenze haben müsse, weil sie doch eine große Scheibe sei. die von einer Riesenschildlröte getrag:n werde. Der Pelzhändler suchte vergeblich den Wilden von der Richtigkeit seines Glau bens zu überzeugen. .Wer hält denn die Schildkröte?' fragte er endlich. .Ja, das weiß kein Mensch!' ant, wartete achfelzuckend der Häupiling. Nun nahm der Pelzbändler schwel. gend aus seiner Jagdtasche eine Kugel. schnitt ringsum eine Kerbe hinein, hing sie an einen seinen Faden und drehte sie dem Lichte nahe mit den Fingern beider Hände. Aufmerksam folgte Little Dog diesem Manöver und lauschte gespannt, als ihm der Händler jetzt er klärte, daß die Erde eine Kugel sei, die sich um das Licht der Sonne drehe. Eine volle Drehung in 24 Stunden verursache Tag und Nacht. Dies der, stand der Indianer volllommen, auch als ihm der Pelzhändler ans ähnliche Weise den Wechsel der Jahreszeiten darzustellen suchte, indem er die Kugel dem Lichte näher und ferner drehte, nickte der Häuptling, und der Weiße, ganz erfreut über den gelehrigen Schü ler, fuhr sut: .Haft Du nun Alles verstanden, und bist Tu von der neuen Lehre überzeugt?' Mit ernster Miene wiederholte der Häuptling das Gehörte, dann aber wies er auf des Pelzhündler Finger und sragte treuherzig : .Run aber sage mir auch Bleichgesicht, wer hält den Faden?' Unemxntele Ivirtung. Geschäftsfreund: Neulich ist mir etwas recht Unangenehmes pasfirt! Mein Hausdiener war allein im Büreau, und ich hatte den Schlüssel vom Geldschrank stecken lassen!' Kaufmann: .Na, und da hat n Sie natürlich ordentlich deftohlen?' GeschästSsreund: Da nicht, aber am nächsten Morgen kommt der Kerl und verlangt seine Kaution zurück!' Pas alle sieb. Ich hab' es st gesungen, Das alle, alte Lied, Und stet, wenn es erklungen, Dann klagte mein Gemüth. Es hat nur eine Zeile Und keine Melodie, Wer', hört, läust fort in Eile; Ich wünscht', ich hört' es nie. ES ist so gallebitter. Und traurig hört sich'S an, ES fang so manchkk Ritter Und mancher Wandersmann. ES macht die W?lt so eitel Und raubt den Appetit. Ich hab' kein Geld im Beutel.' Da ist da alte Lied. Selbstverständlich. Sagen Sie einmal, warum trägt denn Ihre Cousine einen Zwicker?" Ei nun, daß man sie besser sieht!" 2?cfchci!m. .Sie besuchen mich aber wirklich nur, wenn Sie etwas brauchen!' Noch öfter getraue ich mir halt nicht zu kommen!" Sehr glaublich. Student ("dem die Tante 20 Mark geliehen): .Wie kann ich Dir je diese Lienst vergelten, liebe Tante? Ich werde ewig Dein Schuldner bleibe.' SclbstrcrstZnMich, Na. und was macht der Mann?" Junge Frau: .Lieder Vetter, welche Frage, doch immer was ich will!' Anstandslplbcr. Gattin (zu ihrem Mann, der berausch! nach yau,e lommt): Fritz, Du bist ja betrunken!" Gatte: .Aber, Emma, heut' hatte wir Stiftungsskst im Berein, und da muß man es doch anstandshalber fein!' Triftiger Grund. .Ab'r. Herr Hubkk, Ihr Sohn ist doch Schneider; warum macht er sich denn feinen Anzug nicht selbst?" Er hat nicht das Zeug dazu.' Unverfroren. Hausherr (zum Dienstmädchen, das einen ganzen Stoß Teller an die Erde wirft): Das ist ein halber Monats lohn. Alma!" Dienstmädchen: So wenig verdienen Sie?" verfängliche Frage. Fräulein dor der Schaubude, I welcher ein Kalb mit zwei Köpfen aus gestellt ist): .Möchten Sie nicht auch zwei Köpfe haben. Herr Tulelmeher?' Gemiithlich. Bertheidiger: Ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß sich das Ge wicht der Aussagen Ihrer Belastungs zeugen immer mehr verstärkt." Verbrecher: Ra, da wollen wir nur , tüchtig zusammenhalten, Herr Justiz. rath!" . Mißverstanden. Ein Arzt erordnet dem Jochen stünd lich ein Pulver in Wasser zu nehmen. Nach einigen Tagen: Nun, wie gebt's?" Jochen: .Schlecht, ich kann'S nicht aushalten, mich jede Stunde in's Was ser zu setzen!" Ucbertrsffcn, Nun. schon die achte Taufe in mei nem Eheleben das wird mir jetzt ein Bischen viel.' .Trösten Sie sich mit meinem Vetter in Berlin, der kommt aus dem Taufe überbaupt nimmer 'raus.' .Was ist denn der?" .Weinhändler!" vorwurf. Mutter: Kind, ich habe den Papa wohl eine Biertelstunde lang gebeten, er solle erlauben, daß ich Dir ein Schau kelpferd kaufe, aber es half nichts." Söhnchen: .Und nicht einmal eine Ohnmacht konntest Tu für mich ris kiren?" Gutberzig. Förster (zu einem Sonntagsjäger): Herr Winkelmann. schießen Sie doch dort den kranken Hasen todt!" I Winkelmann: Sah'n Se doch nur, Herr Färschder, wie mich das Thierchen anguckd, ne hären Se. ich kann's ich erschieße, so wahr ich Winkelmann heefe." Dann allerdings. Junger Arzt lrenommirend): .Den ken Sie, meine Herrschaften, vorige Woche sind fünf meiner Patienten aani gesund geworden.' Gutsbesitzer: Das glaube ich sehr gern, Sie waren ja auch die ganze Woche bei mir aus dem Lande!' Zn dn XnnstansstcUung. Tu, Vater, warum sind denn die Bilder alle eing'rahmt ?' .Tummer Bub, damit die Ma?er wissen, wos' aufhir'n müss'n!' km gefährlich, lvcsen. ...Weßbald warnen Sie mich vor einem Besuch bei dem ältlichen Fräu lein?' Nun, die spielt Ihnen auf ihrem Clavier vor, und wenn ie endlich bo h vokv, g Qualen seufze, sagt sie: E Dein!' .A X