Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 08, 1896, Image 11

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    -r
(Ein schwieriger Lall.
Von B, Raachenegger,
Ist RechtSpraklikant Wimmerling
saß eiiikm Zimmer de LandgerichikS
hinter einem Berg Alten und arbeitete
tüchtig darauf los. Kr war Dabei in
ciiie interessante Arbeit so vertieft, daß
er aar nicyt vemeriik, wie er Vlmtstiif,
er Schnurrer zu ihm trat und durch
vcrneKmticheS !Koulrn seine Anwesen
heit kundgab. Erst als ihn Schnurrer
leise auf die Schulter tlopste, stand
Winimerling auf und wandte sich dem
dienstlichen Orgame zu. Herr ffltm
merling, eine große Neuigkeit ist
aber och ein halbe Amtsgeheimnisz!'
Und?" fragte Wimmerling Un
ser Herr Collega, Baron Gutlenbrunn,
ist Aitrichter gemorden! Wer?
Baron Gutienbrunn? Da ist fatal!"
"na, machen s Ihnen nichts d raus, "
saite Schiiiirrer gewissermaßen besanf,
tigend. es ist gut, wenn ein solcher
voncurrent weg ist der Neffe des
Priisidenten.
Damit entfernte sich der Amisdiener
geschäftig, um das große Amtsgeheim
iß noch schnellstens zu verbreiten, ehe
,S den Kbaratter eines Amtsgeheimnis
ses eingebüßt hatte. Wimmerling sah
gkd,ikcnschmer vor flch hin. Diese Be
sörderung kam ihm sehr ungelegen
Nicht, daher sie seinem Kollegen nicht
gönnte oder selbst etwas derartiges schon
ervofst hatte, aber eine andere Sorge
erfüllte sein Herz, Baron Guttenbrunn
war bislang sein entlchiedener Wohltha
ter gemesen. Wimmerling war nömlich
einer vo jenen dürftigen Staatsdienst
aipirnnlen, die sich mugsain bis zur
Anstellung durchfreiten." Es fehlte ihm
an sehr vielen Dingen und insbesondere
an einem der wichtigsten EinrichtnngS
gegknftände für einen Mann des Rech
tes an einem ftrack. ES gibt Mil
lionen von Menschen, die ohne Frack
durch'? Leben kommen und gar nie ein
Bedürfniß hiezu verspürt haben; aber
ein Rechtspraltikant, der mit der Ver
tbeidigung armer SUnder sein bischen
Dasei fristet, kann ohne Frack nicht be
stellen. Dem traurigen Frackmangel
hatte der Collega Kuttenbrunn bis jetzt
sreundlichst abgeholfen, indem er dem
armen Wimnierling gestattete, ein sol
ch,s ehrwürdiges Amtslleidungsftück
von ibm zu benilfeen. Und nun sollte
er auf s Trockene gesetzt werden! (Se
rade jetzt, wo er in ein paar Zagen eine
fette Mandantin wegen injuriöser
Aeußerungen zu vertreten vatte.
Es gelang ihm nur schwer, seinen
Kummer aus dem Antlitz z verbannen
und eine sreundliche Mi'e z zeigen,
als der neugebackene Amtsrichter er,
schien und sich glückstrahlend von ibm
verabschiedete. Wimmerling sprach seine
umfangreichsten Glückwünsche ans und
unterließ nicht, dem Scheidenden auch
für seine Liebenswürdigkeit wegen
Ueberlafsung des FrackkS zu danken,
..Jh. der Frack!" rief der Baron.
..daran hätt' ich bald nicht mehr ge
darbt. Den verkaufe ich. weil ich mir
doch einen neuen habe baue lasten;
wenn Du Luft hast, Kleiner, kannst ibn
billig habe!' Sehr treundlich!
entgegnete Wimmerling. Aber ich
bin leider nicht in der Lage, viel dafür
bieten zu können!" .Ist nickt nöthig;
sagen wir fünf Mark, zahlbar nach
Deiner Bestallung als Amtsrichter
was? Du bist großmüthig, wie
immer; ich nehme Dein Anerbieten
auch dankbarst an; ich weiß sa, daß Tu
damit nur Dein Zartgel übl maskiren
willst - Ab bah, sei nur still und
last' den Frack be, der vansmeisterin,
welcher ich denselben zur Aufbewahrung
gegeben habe, holen. Adieu, Kleiner!"
Wimmerlina war überglücklich, denn
nun wurde er wirklicher Besitzer eines
Frackes. Er beschloß, ihn sofort leinem
Leibscbneidcr zur Abänderung zu schicken.
was um so nothwendiger war. als
Wimmerlina von kleiner, sehr unter
setzter Statur böse Leute sagten sogar:
buckelig war und der fragliche Frack
et an ibm berumbaumel wie an e,
ner Vogelscheuche. Wivimerling ließ
sofort die Hausmeifterin rufen und
theilte ibr mit. daß er dem Herrn Baron
seinen Frack abgelaust habe und daß
dieler fitea vom qneiorr zum
dern abgeholt werde. Tann begab er
sich flugs zu seinem Schneider, ließ sich
das Maaß nehmen und verpflichtete den
Meister mit einem ungeheuren Eide,
den Frack binnen 24 Stunden und
fertig zu liefern.
Ter Schneider hielt Wort und enl
ging den schrecklichen Folgen des Mein
eides. Der Frack saß leidlich; Wim.
merling war entzückt. Ter Meister
fragte bescheiden, wie viel der Frack ge
kostet bade, und Wimmerling zögerte
nicht, ibm die Kaufsumme zu nenven.
D Schneider schlug die Hände über
dem Kopf zusammen, gratulirte zu bm
unerhörten Glückskauf und empfahl
sich, nachdem n daraus aufmerksam ge
macht halte, daß in rn Brusttasche die
Rechnung stecke. .Pressirt aber nicht
arg!" meinten und dann verschwand er.
Wimmerling zog das verhüngnißvolk
Blatt aus der kascht und las: Summe
8 M. b0Pf. .Sappeement!" brummte
der Praktikant, .da ist bi Brüh' auch
theurer wie der Fisch!.. Ader was ist
denn da, für ein Unsinn? Ta glaub'
ich' schon! Macht der gar ein Seiden
futter hinein!" Wahrend er diese luru.
risse Futter betrachtete, klopfte Jemand
ungestüm an ter Thür, un auf da
.Herein!" stürzte ein beleibte Frauen
Person keuchend und schnaubend in da;
Zimmer. Es war die t. Landgericht,
hausmeifterin. Wimmerling blickte er i
staunt aus den unerwarteten Beluch
die Fra ließ ihn aber über den Zweck
desselben nicht lange im Zweifel; sie rief
im Tone der hochslen Berzweiflung
Herr Baron ach, was sag ich Herr
Praklillint, ein schreckliche M,ßrsländ,
ß! Haben Sie den Frack noch zu Hause,
den Sie haben holen lassen?" Wim
merling bejahte und deutete auf das vor
ihm liegende Prachlftück. Die Hau,
Meisterin fuhr wie ein Raubvogel dar,
auf loS. Es ist der Frack deS Herrn
Präsidenten! Gott sei Dank, daß
ich ihn wieder hab'. Wir haben die
Fräcke verwechselt!" Herrgott, das ist
nicht Übel!" rief nunmehr Wimmerling
und entriß der Frau den Frack, den sie
ftch bereit angeeignet hatte; Unglück
liche, der Frack ist bereits ab
geändert!" Wäre der Gälte der gu
ten Frau nur um drei Rangllaffen hö
her gestanden, dann hätte sie in Ohn
macht fallen müssen. Da drohende
Unheil ließ ihr aber keine Zeit dazu
Der Schneider muß ihn wie.
derumändernl" rief sie kostet
es was es kosten mag!"
Wimmerling sah ein, daß die Frau
Recht hatte: Wiedereinsetzung in den
vorigen Stand war vas einzige Mittel
ans diesem schmierigen Prozeß mit fei
let mit daoon zu kommen. Alle Drei
Praktikant, Frau und Frack setzten sich
in eine Droschke und flogen, so gut dies
ein Droschkengaul fertig bringt, zum
Schneider. Wimmerling versprach ihm
goldene Berge, Orden und Ehren, die
Hausmeifterin noch dazu ihre ewige
Dankbarkeit, wenn die Sache bis zum
andern Morgen vollendet sei. Der
Meister ließ sich erweichen, versprach die
Nacht zu opfern und das Meisterstück zu
machen. Er hielt Wort, die Haus
Meisterin war gerettet. Wie nahe die
Gefahr gestanden, ermieS sich gleich bar
auf, indem der Präsident schon in aller
Frühe den Frack in sein Büreau brin
gen ließ. Wimmerling versicherte sich
des richtigen FrackeS und beschloß, ihn
vorläufig ungeündert zu behalten
Eben war er wieder in die Akten m
tieft IS Schnurrn erschien und den
Herrn Praktikanten Wimmerling zum
Herrn Prä identen deschied. ,
Ein unheimliches Gefühl bemächtigte
sich seiner, als er an der Thüre des
hohen Vorgesetzten llopsie. Man weiß
a nie, ob min Freud oder Leid dorten
begegnet; üderdieß lag ihm die Frackgd
schichic bedeutend im Magen. Sollte er
am Ende etwas gemerkt, sollte die Haus
Meisterin gebeichtet Habens?
Bangen Herzens Notierte er seinen
Gehorsamsten guten Morgen!" Ter
Präsident dankte gegen alles Erwarten
freundlichst und erkundigte sich wohl-
wollend nach der gegenwärtigen Beschas
tigung des Praltikanten, fügte einige,
die nahe Anstellung betreffende Beiner
klingen bei und sagte endlich zu dem bt
glückt ausathmenden Wimmerling
Apropos! Mein Neffe hat mir etwas
erzählt von dem Frackgeschäft, das Ihr
miteinander gemacht habt; nun ist er
fort und hat wahrscheinlich das Lager
geräumt; ich möchte Sie nicht gern in
Verlegenheit wissen und Sie werden es
mir wohl nicht übelnehmen, Herr liol
lega, wenn ich Ihnen hier ein noch
kehr gutes Exemplar eines
FrackeS zur Benützung an,
biete. Lassen Sie sich denselben ab
ändern und Sie bekommen ein sehr
respektables lurift'scheS Kleidungsstück
Adieu!"
Wimmerling stand wie betäubt, mur
melte verlegene Worte des Taukes,
nahm den Frack über den Arm und ging
ad. . Lange defann er sich, ob er den
ominösen Frack Nicht gleich einem Pa
pierfadrikanten verehren solle, aber als
er ruhiger war, siegte in ihm der Ju
rift. Er nahm das Streitobjekt, leitete
ein neues Verfahren beim Schneider
sin und gewann den Prozeß; denn der
Frack wurde endlich doch fein unbestriite,
neS, paffendes Eigenthum. Das ein-
zige Traurige an der Sache waren und
blieben die Prozeßkoften, zu denen ihn
das Mißgeschick verurtheilt hatte.
Geburtstagsparts.
Cn Schau Echorch Zinlsade, roceri und
Ealuhnki'pn.
Ich hab in mei leif noch nicht diel
Geburtstag zelebretcn könne. Bald is
Tas und bald is Jen in die Quer gr
kumme. Aber letzte Woch war ich fünf,
zig alt geworde. Da hab ich halt ge.
meint, daß e t gut Ting wär, den zu
zelcbrete, denn nochmal fünfzig Jahr
habe ich mir gedenlt, wirft du doch nicht
mehr, und wenn du diese Tschänß misse
thust, dann kann'S passt, daß du nie
mals nicht e Birthdeh-Parttz gehabt
haft.
Wll, ich hab große Preparüichens
gemacht. Wie de Eollektor von de
Brunie gekumme is, hab ich gesagt:
Jack, diese Woch , mei Geburtstag."
o. so. -cdan dann schick ich zwei
egi Bin frei und for nichts." 'S selbe
hab ich dem Bu Icher gesagt, wo mir
da Mieth surnifch dhut, und der hat
große Häm geschickt. De Zigarre
Mann bat e Boz ßigar geschickt. Von
de Behkn hab ich e halb Tutzend los
Brod bekomme. Von de Holsel Gro
cnie hab ich nix kriegt. Die wird an
mei Geburtstag noch länger denke, als
wie ich. Wa ich von mei Frau un
Kinner Irieat hab, will ich ich ment
scken, da sind Preiset ffehr. Ich
bab all mei Koschtümer inweited und
sie sind auch alle kumme. Blos wäre
t a dissel zu srieb da. Sie habe ge
glaubt, daß e schon in de Aestnnun
frei Bier und frei Lunsch gibt. Aber
ich hab de Mistel expläut und sie sind
ans de Abend relurnt. Der Meik. der
Barber, bot a Banjo mitgebracht ; der
Pikt, der Tehler, hat de Harmonika a
zöge; der Jim, der Earpntcr, hat mit
de Malett ans ne eiserne Pott de Teim
biete wolle, daS hat aber der Meik und
der Pieht nicht permitted.
Wie de Pitchers und de Mogs a
paarmal die Rund gemacht habe, is
Jini, der Barber, der Noiärie Poblik
is und halb mit zu de Affokate gehört,
vorgetreten und hat gesagt :
Mr. Zintfade. ffrend. Neber und
Fello Citiße l Ei Fello Citißen von
de Preßinlt habe mich direkted, Jhne
zu gratulire, bekohs Sie sind a skmerer
Mann, und habe immer e El for de
Poblik gehabt. Wenn de Tazes zu
hoch sind, kicke Sie und wir'kicke mit ;
wenn die Affißers ihre Djnti nich thue,
da schreie Sie und wir schreie mit, und
mir hoffe, daß Se weiter kicke wen und
schreie, wenn's nichts nützt, so schadts
ooch nicht. In de Nehm of de Citißens
überreiche ich Jhne a Bädsch von Leder,
deS is zmor nich viel, aber vielleicht
kenne wir Jhne später e Monument in
deReganPart setze, miteFenß darum."
Of kohrs, hab ich for de Spietsch ge
danlt und gepromißt, daß ich weiter for
de Poblik scrwen wollte, bikahs es ist
die Djuty von de Citißen zu kicken, weil
wenn er ganz qiieiet sein und immer
schtill halten wollte, die Fellers ihn noch
schlimmer triete wirde. Wir bade zu
viele Li Hung Changs in der Contri,
Wenn der Eine nach Sheina zurückgeht,
bleibe noch ä tausend amerikanische hier,
und ich bin of de Opinion, daß di Li
Hung Changs e Nußens sind. Wenn
ich emol in de Congreß komm, werd ich
e Lad pühse, daß ken Oisißer mehr als
e Million stehle darf. Was er mehr hat,
muß er zurückgebe. Darauf hat de
ganze Party Tschiers auf Zintfade und
de next Congreßman ausgebracht.
Wie mir wieber Eins geirunke habe,
ist der Präsident von de SmokerCasino
Nr. 7826 vorgetreten und hat mer e
Packatfch mit 5g StogieS gegeben, mit
e Ticket, worauf gestände hat :
Du sollst jedes Jahr nur Eine rauche
und sie doch alle brauche.
Ich habe versproche, blos alle Jahr
eine rauche zu wolle, und gesagt, ich
hoffe, daß ich noch am Lebe sei werde,
bis das Packatsch z End is, weil man
ei Stogie e Jahr schon aushalte kann.
Dann habe wier wieder ansgctrunke
und oa bade Se mir e Serenad ge
bracht. Der Barber, de Mcik, bat en
Song gesunge:
De Zintsade iS de beste Mann
In der ganze große Schtadt.
Bei ihm a Bier man trinke kann,
Wenn man e Nickel hat.
Doch wenn Einer nicht bezahle kann
Der Zintsad liebt nicht solche Gäft.
Er packt se bei de Koller dann
And hau no de Rest.
Der Zintfaden de trinkt heit
An seim schöne Fest.
Es trinke voll sich alle Seit
And you no de Rest.
So hat de Meik noch e Dutzend
Stanzerl gesunge und de Leit habe alle
getrunke. und der Rest war, ich hab sc
alle raussühren müsse an de kalte Lust,
Well, e war doch schen, und wenn's
nächstes Jahr de Bißueß bester i, so
geb ich wider e Party.
Ei virtuoser Sperling.
Ein ganz merkwürdiges Thier hat ein
Mitglied der Naturmistenschastlichen Ge,
sellschast in Nimes, Galien Mingaud,
aufgelesen, über welches er an die Re
vue Scientisique" in Paris einige drief.
liche Mittheilungen sendet. Es handelt
flch um einen Spatz, den der Besagte im
April 1893 in den allerersten Wochen
seines Taseins aus dem elterlichen Reste
nahm und feildem de, pflegte. Als der
Vogcl für sich selbst zu sorgen gelernt
hatte, wurde er mit einem Finken,
einem Stieglitz und zwei Zeisigen in
einen Käsig eingesperrt. Nach einiger
jeit palte sich der Sperling ganz ,n den
Jargon feinerÄumpanei hineingefun
den. Er zwitscherte wie der Fink, er
sang mit dem Stieglitz um die Wette
und that es den Zeisigen im Trillern
zuvor, sodaß sein Eigenthümer über die
Maßen erstaunt war.
Aber, wie es bei allen solchen Ge
schichten heißt, das war noch aar nichts.
Herr Mingaud hatte neben seiner Vogel
liebhaben, die Gewohnheit. ledeS rüb
jähr ein paar Grillen von der Wiese
aufzulesen, die er in kleine Käsige sitzte
und dort beobachtete. Schon mehrere
Jahre lang hatten diese kleinen Bewoh
ner de Felde neben dem Vogelküsig
ihr Leben geführt und beschlossen, odne
daß sich etwa Besondere ereignete. In
diesem Frühjahr aber sing der musikali
sche Sperling an. sogar da rvende
Heimchen unverkennbar nachzuahmen,
nachdem er e Mi Tage neben sich ge
hört hatte, und noch am Ende de Mo
nat Juli, nachdem die Lehrmeiftn de
Spatzen läng da Zeitliche aeieanet
haUen, hatt, diesn da Zirpen noch
immer nicht verlernt und deranüate kick,
abwechselnd mit diesen Tönen und mit
den anderen, die n den sanaenm
Vögeln abgelauscht hatte. ES wird
noch hinzugefügt, daß dieser Spatz über.
Haupt gar nicht so singen oder so schreien
kann wie andere Spanen, wa er ia
allerding auch niemals gehört Hatte,
da er seinen Eltern so früh entzogen
wurde. Alle in Allem ist dies Ge
schichtlein wieder einmal ein Beweis,
dß bei allen naturwissenschaftlichen Be,
odachtungen der Einfluß der Umgebung
sehr 'sorgfältig berücksichtigt erden
muß.
tie theueren Cigarre.
Die Freunde de kürzlich in Paris
verstorbenen Staatsmannes Eugene
Spuller gehen mit dem Plane um,
demselben ein Denkmal zu errichten.
Sie weiden wohl daran tdun, es recht
einfach zu halten; denn Spuller war
im Privatleben die Einfachheit und
Bescheidenheit selbst. Nicht zeichnet
ihn besser, als folgende Anekdote: Eines
Tages frühstückten Spuller, Ranc,
Hebrard und der verstorbene Kunst
Iritiker Caftagnarv mit einander, wobei
Spuller und Hebrard in einem politi
schen oder literarischen Streite eine
Wette eingingen. Der Verlierende
sollte für alle Bier die theuersten Ei
garren kaufen, welche im nächsten Tu
bakgeschäste zu haben waren. Spuller
verlor, jinb nach dem Frühstück begaben
sich alle Vier zu dem Tadakhändler, wo
Hebrard die theuersten Cigarren Der
langte. Man brachte sie in Gildpapier
eingewickelt und Alle bedienten sich.
Wie viel bin ich schuldig?" fragte
Spuller. Zwanzig Francs."
Zwanzig Francs? Nicht möglich?
Das ist ein schlechter Witz." Aber der
Händler erwiderte, man habe ja von
seiner besten Waare verlangt und der
Preis stehe übrigens auf der Kiste, fünf
grancs das Stück. Spuller bezahlte
mit einem schmerzlichen Senszer und
machte bei'm Hinausgehen dem Direktor
des Temps" Borwllrfe wegen der un
sinnigen Verschwendung, Einige Wochen
später begegneten die Beiden einander
des Vormittags aus dem Boulevard und
Spuller fragte den Freund: Haft Du
etwas besonderes vor?" Nein. "
So komm' mit mir frühstücken, ich
habe zu Hause einen guten Burgunder."
Nach der Mahlzeit in der Bodenkammer,
wie die Bekannten Spuller's seine unter
dem Dache gelegene Wohnung in der
Riie Favart nannten, sagte der Wirth
zu feinem Gaste: Du liebst ja die guten
Cigarren, ich kann Dir eine ganz
famose geben." Und er holte aus
feinem Sekretär eine prächtige Havana
herbei, die er Hebrard darreichte. Nimm
sie nur." sagte er mit einem Nachklänge
des Vormurss, e3 ist die Deinige, ich
habe sie nicht zu rauchen gewagt!"
, Siein in Petersburg tts.
Unter dieser Ueberschrift bringt der
Bär" in seiner jüngsten Nummer fol
gende interessante historische Erinne
rung: Im Oktober 1812 war große Tafel
im kaiserlichen Paläste zu Petersburg.
Soeben war die Nachricht eingetroffen,
daß Napoleon aus der Brandstätte zu
Moskau sich entschlossen habe, den Rück,
zug nach der Grenze anzutreten. Der
Jubel in der russischen Residenzstadt
war groß und sein Widerhall ertönte in
den Gemächern des Hofes. Auch an der
kaiserlichen Tafel gab sich eine erhöhte
Stimmung kund. Unter den russischen,
englischen, spanischen Gästen des Ezaren z
befand sich auch ein deutscher Flücht,
ling, ein preuUscher Staatsmann, wel-
cher auf Befehl der Pariser Polizei den
vaterländischen Boden hatte meiden
müssen, der Freiherr vom Stein. An
ibn wandte die Kaiserin sich und rief
über den Tisch:
Wenn jetzt ein einziger französischer
Soldat über den Rhein zurückgelangte.
so wurde ich mich schämen, eine Deutsch,
zu sein."
Die Kaiserin hatte, als sie dies sagte,
nicht bedacht, daß der Freiherr von
Stein sich wenig daraus machte, auch
gekrönten Häuptern unangenehmeWahr-
heilen zu sagen. Der große Verbannte
sah die Kaiserin fest und scharf an und
erwiderte:
Ihre Majestät sollten das nicht sa,
gen; Ihre Majestät haben keine Ursache,
sich des deutschen Volke? zu schämen.
Wenn die Vettern Ihrer Majestät, die
deutschen Fürsten, ihre Pflicht gethan
alten, so würde niemals ein sranzdn
scher Soldat lebendig aus diese Seite
der Elbe gekommen sein!
Der deutsche Edelmann sprach diese
Worte mit lauter, starker Stimme,
ganz gegen die Regel der Etikette, uno
es wurde todtenftill an der Tafel, als e
geendet hatte. Aber die Kaiserin war
klug und ehrlich genug, um zu antmor,
ten:
.Sie mögen wohl Recht haben. Ba-
ron."
i dummer" Junge.
Große Heiterkeit erregte s schreibt
eine Berliner Zeitung eine Szene,
die sich im Sitzungsfaale der zweite
traikammer am Landanicht II ab.
spielte. Ein achtzehnjähriger Schlosser
geselle war wegen Hehlerei angeklagt.
sein Bertheidiger suchte die That als
Dummen Jungenstreich" darzustellen
und ging so weit, zu behaupten, der
Angeklagte sei nicht als ein reifer, über.
legimgssahiger Mensch zu betrachten.
derselbe sei lediglich noch ein .dummer
Junge". AIS da Plaidoyer de Per
theidign zu Ende war, ftellte der Vor.
sitzende die übliche Frage: Angellagtcr,
was haben sie noch anzuführen?"
?r Angeklagte schweigt und blickt
hilflos seinen Vertheidiger an.
Vors.: .Sie schließen sich wohl den
Ausführungen Ihre Herrn Vntheidi.
ger an?"
ngekl.: Ja!"
Vors.: .Auch bezüglich dn Ihnen
feiten Ihre Herrn Bertbeidiger zu
Theil gewordenen Titulatur?"
Angekl.: Ja!"
Diese Ja" ericgle beim Gericht?
hose wie im ganzen Saale allgemeine
Heiterkeit, der Angesagte gab damit
'zu, ein dummer Junge" z sein, aber
vielleicht hat ihn diese Bestätigung vor
der Bestrafung gereitet, denn der Ge
richtthos nahm an, daß der Angeklagte
nicht da Bewußtsein von der Rech!
Widrigkeit seiner Handlungen gehabt
habe.
DaS
nördlichste euchtfener
der
rde.
Gelegentlich der Andree'schcn Nord
polEzpedition ist öfter die Leuchtfeuer
ftation Frubolmen erwähnt worden,
deren Wächter feit Februar I8S6 die
Brieftauben in Obhut hatte, die Andrei
mitgenommen hatte und die dort trai
iii et wurden, indem Eisin eerfahrer die
Tauben mit auf's Meer nahmen. Die
ses Leuchiscuer, aus einer kahlen Klippe
gebaut, ist das nördlichste der Erde und
liegt etwa 40 Meilen nördlich von Ham
mersest. Der entlegene Küstenpoften ist
indessen keineswegs von aller mensch,
lichen Verbindung abgeschlossen; dicht
dabei liegt die Insel Jngö, aus der sich,
unter dem 70. Grad nördlicher Breite,
Kirche, Schulhaus, Poftgebäude und
seit einigen Monaten auch ein Tele
graph befindet. In der Fischfang.
Periode sind hier ost gegen 300 Fisch,
boote versammelt, I der Nähe liegen
einige Walfischfangftationen und im
Uebrigen geht bei Fruholme ein leb
hafter Schiffsverkehr vorbei. Im von
gen Jahre zählte der Wächter des
Leuchtfeuers 500 Fahrzeuge, die nach
Archangel segelten.
Verdiente Strafe.
Registrator Schmächtig war ein gar
fleißiges Männchen. Vom frühen Mor
gen saß er bis in die späte Nacht und
arbeitete ohne Unterlaß.
Nach und nach sühlte er aber, daß er
alt wurde, und so brachte er seinem
Chef eines TageS die Bitte vor, man
möge ihn penfioniren.
Da kam er aber Übel an. Sein An
suchen wäre verfrüht, bemerkte man ihm;
so viel Verdienste hätte er sich lange noch
nicht erworben, um ftch dem dauernden
Müßiggänge zu widmen.
So nahm er denn die Arbeit wieder
auf, aber ohne rechte Luft. Er war
mlßvergnllgt, veisah den Dienst nicht
mehr pünktlich und mußte manches
herbe Wort darüber hören. Das
änderte aber nichts. Er wurde immer
lässiger, und selbst die Drohungen seines
Vorgesetzten vermochten ihn nicht mehr
zu ändern.
Da ereilte ihn eines Taqes die ver
diente Strafe. In Anbetracht seiner
unbefriedigenden Dienstleistungen wurde
er pensionlktl
Der Jckuvcrüiistlcr vor Gericht
In der Nähe von Rom lebte in alter
Zeit ein Landmirth, welcher Furiu
Cretinus hieß. Sein v?rhältnißmäßig
nicht großes Landgut lieferte ihm einen
weit größeren Ertrag, als den Nachbarn
ihre sehr ausgedehnten Lündereien. Er
wurde deshalb heftig angefeindet, als
ob er die gillchte der Nachbaröcker durch
Zaubereien aus seinen Acker hinüber
lockte. Da er aus diesem Grunde anae,
klagt wurde, ließ er schwere Hacken,
gewichtige Pflugcharen, Schanseln
Rechen, kurz alles Ackergerälhe aus den
Gerichteplatz bringen und sührte dann
auch seine feinsten Ochsen, seine starken,
wohlgenährten Knechte und Mägd,
herzu. Hieraus sprach er vor zuhl
reichem Volke zu den Richtern: Dieses
ihr Richter, stnd nieine Zaubermittel
Aber meine Mühen, Nachtwachen und
meine Schweißtropfen kann ich Euch
nicht zeigen oder vorführen." Da
wurde EretinuS von den Ruhtern nicht
nur sreigefprochen, fondern wegen seiner
Arbeitsamkeit auch belohnt und als
Muster eines LandwirtheS hingestellt.
Phlegmatisch.
Der jetzt längst zu feinen Vätern ver
sammelte Bürgermeister R. in Rostock
war weithin bekannt wegen seines un
geheurea Phlegmas. AIS einst in einer
Novembernacht ein gewaltiger Sturm
in den Siraßen der Stadt vielfaches
Unheil anaerichtes hatte unseres die.
dere Stadtoberhaupt hatte sich natür
lich dadurch in seiner Nachtruhe nich:
stören lassen kam am andern Mor
gen der Nathsdiener Grotelüschen mit
der Miene deS Entsetzen in die Stube
gestürzt, wo der Bürgermeister gerade
behaglich mit langer Pseise beim Mor.
genkaffee saß. Wat is denn nu all'
medder los, min leewe Grotelüschen?"
redete der Bürgermeister den Eintreten.
den an. Herr Borgemeester. Herr
Borgemeestn!" rief Grotelüschen und
die Augen traten ihm vor Angst aui
den Höhlen, de Ricolaithurm is düffe
Nacht becl scheef weiht und kann jeden
Ogendlick daffallen !" Ter Bürger mei
ster aber sah ihn groß an und entgeg
nete gelassen, ohne sich vom Fleck zu
rühren : .Ja, kann ick em hoüen?"
Bei in Examen.
Professor: Im Wasser sinken
sich Bakterien alln Art und Jnsuso
rien was soll man deßhalb thun?"
Eandidat: .eine trinken!"
Berechtigter Emwurf.
Wirth: .Jetzt muß ich schon feit sechs
Wochen wieder ankreiden; das geht aber
nickt mehr!"
Student: .Gott, die Kreide ist doch
I billig!"
Ans der Schlinge gezoolen.
Erster Herr: G'ftel Ihnen
Tanik, mit der Sie eben Iant,n?"
die
Zweiter Herr: sie ist wie ein
Stock "
Erster Herr: Wie? Was? Meine
Cousine "
Zweiter Herr: Lassen Sie mich doch
ausreden, sie ist wie ein Stock voll
zarter duftender Rosenl"
zarter Wnt.
Herr: Mein Fräulein....'
Fräulein: Finden Sie nicht auch,
daß Frau besser kl,ngt als Fräulein?"
Sut gesagt.
Der kleine Ernst hak soeben von der
Tante ein unbelegteS Butterbrod beim
Abendessen erhalten und nicht gedankt.
Znsolgedeffen frägt ihn der Vater:
Nun, Ernst, wie sagt man denn?"
Der kleine Ernst, daS kahle Butter
brod anschauend, vergnügt: Wurscht
druff!"
Voshasler Limvurs.
Apotheker (am Stammtisch prahlend):
Mit meinem Jagdglück kommen selbst
Sie nicht aus, Oderförsterchen ich
habe im letzten Monat 47 Hasen aus die
Strecke gebracht!"
Oberförster: Sind denn dabei Ihre
Arfenikpillen nicht alle geworden?"
jiir nns gerettet.
Herr: Johann, vor einigen Tagen
war die Flasche Madeira beinahe voll
und heute ist sie ganz geleert!"
Johann: Ja, sehen 'Ew. Gnaden,
ich habe bemerkt, daß die Köchin jeden
Morgen heimlich aus der Flasche trinkt;
da habe ich den Rest des WeineS schnell
ausgetrunken, und ihn auf diese Weise
für uns gerettet!"
Au Diensten,
Wissen Sie, mein Herr, daß nur
ein rechtes Rindvieh, wie Sie eins sind,
den Leuten solche Rippenstöße versetzen
kann!"
Ich bebaun sehr, ein Rindvieh bin
ich nicht, wohl aber ein Thierarzt, und
wenn Sie Schaden genommen haben,
so stehe ich zu Diensten!"
Zu sehr besorgt.
Meisterin (im Begriff auszugehen,
zum Meister): Auf dem Tisch steht die
Milchflasche sür's Kind und auf dem
Fenster der Schnaps für Dich. Ver
wechsle das ja nicht."
Gwbieit.
Alte Dame (welcher der Arzt tägliche
Spaziergänge verordnet hat): Wenn
ich aber bei solchem Wetter ausgehe,
schmerzen mir die Zähne."
Arzt (barsch): , Nun, dann lassen
Sie die Zähne doch zu Haufe!"
Unnütze Mühe.
Mutler: Wenn der Buchhalter Dich
noch einmal küssen will, giebst Du ihm
eine Ohrfeige, verstanden?"
Tochter: Aber Mama, er thut's ja
doch immer wieder."
Nette Zufriedenheit.
Nun Fritzc, wie ist denn Dein Mei
ster mit Dir zufrieden?"
Fleischerlehrling: O, janz jut, Mor
gm läßt er mirs Fell abziehen und
nächste Woche läßt er mich schlachten.''
Der jähzornige Papa,
Lieschen: Tante, denke, Papa war
heute, so böse, daß er den Teller an die
Wand-" ,-
ftrit! steife): .Aber Lieschen. Mama
hat ja verboten, davon zu sprechen."
Lieschen flch fassend): Ja. so bö e.
daß er den Teller an die Wand hat
fallen lassen."
Cckume sind Schünme.
Frau (im Bette): Weißt Du. Männ
chen, was mir heute Nacht geträumt
bat? Mir träumte, Du hättest mir
einen neuen Hut gekauft."
Mann: Ja, o ein EsI kann ich
halt nur im Traume sein!"
Lin Märchen,
Richter mr Zeugin: .Wie alt sind
sie?"
Zeugin: .Fünfundvierzig Jahre."
Richter: Verheirathel oder ledig?"
Zeugin: Ledig; außerdem habe ich
nie m meinem Leben eine Heiralhs
antrag bekommen, trag ein Gebiß und
habe falsche Haare."
Der eprotz,
,. .Herr Eommeriienratb baben bei
der letzten Spekulation 200,000 Mark
verloren?
.Ja! Nicht wahr, ein ganz hübscher
Verlust für andere Leute?!"
5chncken5kindee.
Onkel: Aber Jungen?, wa macht
Ihr denn für einen Lärm?"
Reste: Wir spielen wilde Thine.
komm', Onkel, spiele mit; Tu mußt
Bär fein, weil Tu so gut brummen
kannst?"
- Onkel: Wies, kann ich gut brum
wen?"
Reffe: .Papa sagte doch gestern. Tu
hättest schon einmal zwei Jahre ge
brummt,"
Anzügld.
.Mensch, wo kommst Tu denn hu so
in Gala!"
.Habe Schwiegermutter besuiit!"
.Ach, deßdald haft Du die Angst
röhre ausgesetzt!"