Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 08, 1896, Image 11
-r (Ein schwieriger Lall. Von B, Raachenegger, Ist RechtSpraklikant Wimmerling saß eiiikm Zimmer de LandgerichikS hinter einem Berg Alten und arbeitete tüchtig darauf los. Kr war Dabei in ciiie interessante Arbeit so vertieft, daß er aar nicyt vemeriik, wie er Vlmtstiif, er Schnurrer zu ihm trat und durch vcrneKmticheS !Koulrn seine Anwesen heit kundgab. Erst als ihn Schnurrer leise auf die Schulter tlopste, stand Winimerling auf und wandte sich dem dienstlichen Orgame zu. Herr ffltm merling, eine große Neuigkeit ist aber och ein halbe Amtsgeheimnisz!' Und?" fragte Wimmerling Un ser Herr Collega, Baron Gutlenbrunn, ist Aitrichter gemorden! Wer? Baron Gutienbrunn? Da ist fatal!" "na, machen s Ihnen nichts d raus, " saite Schiiiirrer gewissermaßen besanf, tigend. es ist gut, wenn ein solcher voncurrent weg ist der Neffe des Priisidenten. Damit entfernte sich der Amisdiener geschäftig, um das große Amtsgeheim iß noch schnellstens zu verbreiten, ehe ,S den Kbaratter eines Amtsgeheimnis ses eingebüßt hatte. Wimmerling sah gkd,ikcnschmer vor flch hin. Diese Be sörderung kam ihm sehr ungelegen Nicht, daher sie seinem Kollegen nicht gönnte oder selbst etwas derartiges schon ervofst hatte, aber eine andere Sorge erfüllte sein Herz, Baron Guttenbrunn war bislang sein entlchiedener Wohltha ter gemesen. Wimmerling war nömlich einer vo jenen dürftigen Staatsdienst aipirnnlen, die sich mugsain bis zur Anstellung durchfreiten." Es fehlte ihm an sehr vielen Dingen und insbesondere an einem der wichtigsten EinrichtnngS gegknftände für einen Mann des Rech tes an einem ftrack. ES gibt Mil lionen von Menschen, die ohne Frack durch'? Leben kommen und gar nie ein Bedürfniß hiezu verspürt haben; aber ein Rechtspraltikant, der mit der Ver tbeidigung armer SUnder sein bischen Dasei fristet, kann ohne Frack nicht be stellen. Dem traurigen Frackmangel hatte der Collega Kuttenbrunn bis jetzt sreundlichst abgeholfen, indem er dem armen Wimnierling gestattete, ein sol ch,s ehrwürdiges Amtslleidungsftück von ibm zu benilfeen. Und nun sollte er auf s Trockene gesetzt werden! (Se rade jetzt, wo er in ein paar Zagen eine fette Mandantin wegen injuriöser Aeußerungen zu vertreten vatte. Es gelang ihm nur schwer, seinen Kummer aus dem Antlitz z verbannen und eine sreundliche Mi'e z zeigen, als der neugebackene Amtsrichter er, schien und sich glückstrahlend von ibm verabschiedete. Wimmerling sprach seine umfangreichsten Glückwünsche ans und unterließ nicht, dem Scheidenden auch für seine Liebenswürdigkeit wegen Ueberlafsung des FrackkS zu danken, ..Jh. der Frack!" rief der Baron. ..daran hätt' ich bald nicht mehr ge darbt. Den verkaufe ich. weil ich mir doch einen neuen habe baue lasten; wenn Du Luft hast, Kleiner, kannst ibn billig habe!' Sehr treundlich! entgegnete Wimmerling. Aber ich bin leider nicht in der Lage, viel dafür bieten zu können!" .Ist nickt nöthig; sagen wir fünf Mark, zahlbar nach Deiner Bestallung als Amtsrichter was? Du bist großmüthig, wie immer; ich nehme Dein Anerbieten auch dankbarst an; ich weiß sa, daß Tu damit nur Dein Zartgel übl maskiren willst - Ab bah, sei nur still und last' den Frack be, der vansmeisterin, welcher ich denselben zur Aufbewahrung gegeben habe, holen. Adieu, Kleiner!" Wimmerlina war überglücklich, denn nun wurde er wirklicher Besitzer eines Frackes. Er beschloß, ihn sofort leinem Leibscbneidcr zur Abänderung zu schicken. was um so nothwendiger war. als Wimmerlina von kleiner, sehr unter setzter Statur böse Leute sagten sogar: buckelig war und der fragliche Frack et an ibm berumbaumel wie an e, ner Vogelscheuche. Wivimerling ließ sofort die Hausmeifterin rufen und theilte ibr mit. daß er dem Herrn Baron seinen Frack abgelaust habe und daß dieler fitea vom qneiorr zum dern abgeholt werde. Tann begab er sich flugs zu seinem Schneider, ließ sich das Maaß nehmen und verpflichtete den Meister mit einem ungeheuren Eide, den Frack binnen 24 Stunden und fertig zu liefern. Ter Schneider hielt Wort und enl ging den schrecklichen Folgen des Mein eides. Der Frack saß leidlich; Wim. merling war entzückt. Ter Meister fragte bescheiden, wie viel der Frack ge kostet bade, und Wimmerling zögerte nicht, ibm die Kaufsumme zu nenven. D Schneider schlug die Hände über dem Kopf zusammen, gratulirte zu bm unerhörten Glückskauf und empfahl sich, nachdem n daraus aufmerksam ge macht halte, daß in rn Brusttasche die Rechnung stecke. .Pressirt aber nicht arg!" meinten und dann verschwand er. Wimmerling zog das verhüngnißvolk Blatt aus der kascht und las: Summe 8 M. b0Pf. .Sappeement!" brummte der Praktikant, .da ist bi Brüh' auch theurer wie der Fisch!.. Ader was ist denn da, für ein Unsinn? Ta glaub' ich' schon! Macht der gar ein Seiden futter hinein!" Wahrend er diese luru. risse Futter betrachtete, klopfte Jemand ungestüm an ter Thür, un auf da .Herein!" stürzte ein beleibte Frauen Person keuchend und schnaubend in da; Zimmer. Es war die t. Landgericht, hausmeifterin. Wimmerling blickte er i staunt aus den unerwarteten Beluch die Fra ließ ihn aber über den Zweck desselben nicht lange im Zweifel; sie rief im Tone der hochslen Berzweiflung Herr Baron ach, was sag ich Herr Praklillint, ein schreckliche M,ßrsländ, ß! Haben Sie den Frack noch zu Hause, den Sie haben holen lassen?" Wim merling bejahte und deutete auf das vor ihm liegende Prachlftück. Die Hau, Meisterin fuhr wie ein Raubvogel dar, auf loS. Es ist der Frack deS Herrn Präsidenten! Gott sei Dank, daß ich ihn wieder hab'. Wir haben die Fräcke verwechselt!" Herrgott, das ist nicht Übel!" rief nunmehr Wimmerling und entriß der Frau den Frack, den sie ftch bereit angeeignet hatte; Unglück liche, der Frack ist bereits ab geändert!" Wäre der Gälte der gu ten Frau nur um drei Rangllaffen hö her gestanden, dann hätte sie in Ohn macht fallen müssen. Da drohende Unheil ließ ihr aber keine Zeit dazu Der Schneider muß ihn wie. derumändernl" rief sie kostet es was es kosten mag!" Wimmerling sah ein, daß die Frau Recht hatte: Wiedereinsetzung in den vorigen Stand war vas einzige Mittel ans diesem schmierigen Prozeß mit fei let mit daoon zu kommen. Alle Drei Praktikant, Frau und Frack setzten sich in eine Droschke und flogen, so gut dies ein Droschkengaul fertig bringt, zum Schneider. Wimmerling versprach ihm goldene Berge, Orden und Ehren, die Hausmeifterin noch dazu ihre ewige Dankbarkeit, wenn die Sache bis zum andern Morgen vollendet sei. Der Meister ließ sich erweichen, versprach die Nacht zu opfern und das Meisterstück zu machen. Er hielt Wort, die Haus Meisterin war gerettet. Wie nahe die Gefahr gestanden, ermieS sich gleich bar auf, indem der Präsident schon in aller Frühe den Frack in sein Büreau brin gen ließ. Wimmerling versicherte sich des richtigen FrackeS und beschloß, ihn vorläufig ungeündert zu behalten Eben war er wieder in die Akten m tieft IS Schnurrn erschien und den Herrn Praktikanten Wimmerling zum Herrn Prä identen deschied. , Ein unheimliches Gefühl bemächtigte sich seiner, als er an der Thüre des hohen Vorgesetzten llopsie. Man weiß a nie, ob min Freud oder Leid dorten begegnet; üderdieß lag ihm die Frackgd schichic bedeutend im Magen. Sollte er am Ende etwas gemerkt, sollte die Haus Meisterin gebeichtet Habens? Bangen Herzens Notierte er seinen Gehorsamsten guten Morgen!" Ter Präsident dankte gegen alles Erwarten freundlichst und erkundigte sich wohl- wollend nach der gegenwärtigen Beschas tigung des Praltikanten, fügte einige, die nahe Anstellung betreffende Beiner klingen bei und sagte endlich zu dem bt glückt ausathmenden Wimmerling Apropos! Mein Neffe hat mir etwas erzählt von dem Frackgeschäft, das Ihr miteinander gemacht habt; nun ist er fort und hat wahrscheinlich das Lager geräumt; ich möchte Sie nicht gern in Verlegenheit wissen und Sie werden es mir wohl nicht übelnehmen, Herr liol lega, wenn ich Ihnen hier ein noch kehr gutes Exemplar eines FrackeS zur Benützung an, biete. Lassen Sie sich denselben ab ändern und Sie bekommen ein sehr respektables lurift'scheS Kleidungsstück Adieu!" Wimmerling stand wie betäubt, mur melte verlegene Worte des Taukes, nahm den Frack über den Arm und ging ad. . Lange defann er sich, ob er den ominösen Frack Nicht gleich einem Pa pierfadrikanten verehren solle, aber als er ruhiger war, siegte in ihm der Ju rift. Er nahm das Streitobjekt, leitete ein neues Verfahren beim Schneider sin und gewann den Prozeß; denn der Frack wurde endlich doch fein unbestriite, neS, paffendes Eigenthum. Das ein- zige Traurige an der Sache waren und blieben die Prozeßkoften, zu denen ihn das Mißgeschick verurtheilt hatte. Geburtstagsparts. Cn Schau Echorch Zinlsade, roceri und Ealuhnki'pn. Ich hab in mei leif noch nicht diel Geburtstag zelebretcn könne. Bald is Tas und bald is Jen in die Quer gr kumme. Aber letzte Woch war ich fünf, zig alt geworde. Da hab ich halt ge. meint, daß e t gut Ting wär, den zu zelcbrete, denn nochmal fünfzig Jahr habe ich mir gedenlt, wirft du doch nicht mehr, und wenn du diese Tschänß misse thust, dann kann'S passt, daß du nie mals nicht e Birthdeh-Parttz gehabt haft. Wll, ich hab große Preparüichens gemacht. Wie de Eollektor von de Brunie gekumme is, hab ich gesagt: Jack, diese Woch , mei Geburtstag." o. so. -cdan dann schick ich zwei egi Bin frei und for nichts." 'S selbe hab ich dem Bu Icher gesagt, wo mir da Mieth surnifch dhut, und der hat große Häm geschickt. De Zigarre Mann bat e Boz ßigar geschickt. Von de Behkn hab ich e halb Tutzend los Brod bekomme. Von de Holsel Gro cnie hab ich nix kriegt. Die wird an mei Geburtstag noch länger denke, als wie ich. Wa ich von mei Frau un Kinner Irieat hab, will ich ich ment scken, da sind Preiset ffehr. Ich bab all mei Koschtümer inweited und sie sind auch alle kumme. Blos wäre t a dissel zu srieb da. Sie habe ge glaubt, daß e schon in de Aestnnun frei Bier und frei Lunsch gibt. Aber ich hab de Mistel expläut und sie sind ans de Abend relurnt. Der Meik. der Barber, bot a Banjo mitgebracht ; der Pikt, der Tehler, hat de Harmonika a zöge; der Jim, der Earpntcr, hat mit de Malett ans ne eiserne Pott de Teim biete wolle, daS hat aber der Meik und der Pieht nicht permitted. Wie de Pitchers und de Mogs a paarmal die Rund gemacht habe, is Jini, der Barber, der Noiärie Poblik is und halb mit zu de Affokate gehört, vorgetreten und hat gesagt : Mr. Zintfade. ffrend. Neber und Fello Citiße l Ei Fello Citißen von de Preßinlt habe mich direkted, Jhne zu gratulire, bekohs Sie sind a skmerer Mann, und habe immer e El for de Poblik gehabt. Wenn de Tazes zu hoch sind, kicke Sie und wir'kicke mit ; wenn die Affißers ihre Djnti nich thue, da schreie Sie und wir schreie mit, und mir hoffe, daß Se weiter kicke wen und schreie, wenn's nichts nützt, so schadts ooch nicht. In de Nehm of de Citißens überreiche ich Jhne a Bädsch von Leder, deS is zmor nich viel, aber vielleicht kenne wir Jhne später e Monument in deReganPart setze, miteFenß darum." Of kohrs, hab ich for de Spietsch ge danlt und gepromißt, daß ich weiter for de Poblik scrwen wollte, bikahs es ist die Djuty von de Citißen zu kicken, weil wenn er ganz qiieiet sein und immer schtill halten wollte, die Fellers ihn noch schlimmer triete wirde. Wir bade zu viele Li Hung Changs in der Contri, Wenn der Eine nach Sheina zurückgeht, bleibe noch ä tausend amerikanische hier, und ich bin of de Opinion, daß di Li Hung Changs e Nußens sind. Wenn ich emol in de Congreß komm, werd ich e Lad pühse, daß ken Oisißer mehr als e Million stehle darf. Was er mehr hat, muß er zurückgebe. Darauf hat de ganze Party Tschiers auf Zintfade und de next Congreßman ausgebracht. Wie mir wieber Eins geirunke habe, ist der Präsident von de SmokerCasino Nr. 7826 vorgetreten und hat mer e Packatfch mit 5g StogieS gegeben, mit e Ticket, worauf gestände hat : Du sollst jedes Jahr nur Eine rauche und sie doch alle brauche. Ich habe versproche, blos alle Jahr eine rauche zu wolle, und gesagt, ich hoffe, daß ich noch am Lebe sei werde, bis das Packatsch z End is, weil man ei Stogie e Jahr schon aushalte kann. Dann habe wier wieder ansgctrunke und oa bade Se mir e Serenad ge bracht. Der Barber, de Mcik, bat en Song gesunge: De Zintsade iS de beste Mann In der ganze große Schtadt. Bei ihm a Bier man trinke kann, Wenn man e Nickel hat. Doch wenn Einer nicht bezahle kann Der Zintsad liebt nicht solche Gäft. Er packt se bei de Koller dann And hau no de Rest. Der Zintfaden de trinkt heit An seim schöne Fest. Es trinke voll sich alle Seit And you no de Rest. So hat de Meik noch e Dutzend Stanzerl gesunge und de Leit habe alle getrunke. und der Rest war, ich hab sc alle raussühren müsse an de kalte Lust, Well, e war doch schen, und wenn's nächstes Jahr de Bißueß bester i, so geb ich wider e Party. Ei virtuoser Sperling. Ein ganz merkwürdiges Thier hat ein Mitglied der Naturmistenschastlichen Ge, sellschast in Nimes, Galien Mingaud, aufgelesen, über welches er an die Re vue Scientisique" in Paris einige drief. liche Mittheilungen sendet. Es handelt flch um einen Spatz, den der Besagte im April 1893 in den allerersten Wochen seines Taseins aus dem elterlichen Reste nahm und feildem de, pflegte. Als der Vogcl für sich selbst zu sorgen gelernt hatte, wurde er mit einem Finken, einem Stieglitz und zwei Zeisigen in einen Käsig eingesperrt. Nach einiger jeit palte sich der Sperling ganz ,n den Jargon feinerÄumpanei hineingefun den. Er zwitscherte wie der Fink, er sang mit dem Stieglitz um die Wette und that es den Zeisigen im Trillern zuvor, sodaß sein Eigenthümer über die Maßen erstaunt war. Aber, wie es bei allen solchen Ge schichten heißt, das war noch aar nichts. Herr Mingaud hatte neben seiner Vogel liebhaben, die Gewohnheit. ledeS rüb jähr ein paar Grillen von der Wiese aufzulesen, die er in kleine Käsige sitzte und dort beobachtete. Schon mehrere Jahre lang hatten diese kleinen Bewoh ner de Felde neben dem Vogelküsig ihr Leben geführt und beschlossen, odne daß sich etwa Besondere ereignete. In diesem Frühjahr aber sing der musikali sche Sperling an. sogar da rvende Heimchen unverkennbar nachzuahmen, nachdem er e Mi Tage neben sich ge hört hatte, und noch am Ende de Mo nat Juli, nachdem die Lehrmeiftn de Spatzen läng da Zeitliche aeieanet haUen, hatt, diesn da Zirpen noch immer nicht verlernt und deranüate kick, abwechselnd mit diesen Tönen und mit den anderen, die n den sanaenm Vögeln abgelauscht hatte. ES wird noch hinzugefügt, daß dieser Spatz über. Haupt gar nicht so singen oder so schreien kann wie andere Spanen, wa er ia allerding auch niemals gehört Hatte, da er seinen Eltern so früh entzogen wurde. Alle in Allem ist dies Ge schichtlein wieder einmal ein Beweis, dß bei allen naturwissenschaftlichen Be, odachtungen der Einfluß der Umgebung sehr 'sorgfältig berücksichtigt erden muß. tie theueren Cigarre. Die Freunde de kürzlich in Paris verstorbenen Staatsmannes Eugene Spuller gehen mit dem Plane um, demselben ein Denkmal zu errichten. Sie weiden wohl daran tdun, es recht einfach zu halten; denn Spuller war im Privatleben die Einfachheit und Bescheidenheit selbst. Nicht zeichnet ihn besser, als folgende Anekdote: Eines Tages frühstückten Spuller, Ranc, Hebrard und der verstorbene Kunst Iritiker Caftagnarv mit einander, wobei Spuller und Hebrard in einem politi schen oder literarischen Streite eine Wette eingingen. Der Verlierende sollte für alle Bier die theuersten Ei garren kaufen, welche im nächsten Tu bakgeschäste zu haben waren. Spuller verlor, jinb nach dem Frühstück begaben sich alle Vier zu dem Tadakhändler, wo Hebrard die theuersten Cigarren Der langte. Man brachte sie in Gildpapier eingewickelt und Alle bedienten sich. Wie viel bin ich schuldig?" fragte Spuller. Zwanzig Francs." Zwanzig Francs? Nicht möglich? Das ist ein schlechter Witz." Aber der Händler erwiderte, man habe ja von seiner besten Waare verlangt und der Preis stehe übrigens auf der Kiste, fünf grancs das Stück. Spuller bezahlte mit einem schmerzlichen Senszer und machte bei'm Hinausgehen dem Direktor des Temps" Borwllrfe wegen der un sinnigen Verschwendung, Einige Wochen später begegneten die Beiden einander des Vormittags aus dem Boulevard und Spuller fragte den Freund: Haft Du etwas besonderes vor?" Nein. " So komm' mit mir frühstücken, ich habe zu Hause einen guten Burgunder." Nach der Mahlzeit in der Bodenkammer, wie die Bekannten Spuller's seine unter dem Dache gelegene Wohnung in der Riie Favart nannten, sagte der Wirth zu feinem Gaste: Du liebst ja die guten Cigarren, ich kann Dir eine ganz famose geben." Und er holte aus feinem Sekretär eine prächtige Havana herbei, die er Hebrard darreichte. Nimm sie nur." sagte er mit einem Nachklänge des Vormurss, e3 ist die Deinige, ich habe sie nicht zu rauchen gewagt!" , Siein in Petersburg tts. Unter dieser Ueberschrift bringt der Bär" in seiner jüngsten Nummer fol gende interessante historische Erinne rung: Im Oktober 1812 war große Tafel im kaiserlichen Paläste zu Petersburg. Soeben war die Nachricht eingetroffen, daß Napoleon aus der Brandstätte zu Moskau sich entschlossen habe, den Rück, zug nach der Grenze anzutreten. Der Jubel in der russischen Residenzstadt war groß und sein Widerhall ertönte in den Gemächern des Hofes. Auch an der kaiserlichen Tafel gab sich eine erhöhte Stimmung kund. Unter den russischen, englischen, spanischen Gästen des Ezaren z befand sich auch ein deutscher Flücht, ling, ein preuUscher Staatsmann, wel- cher auf Befehl der Pariser Polizei den vaterländischen Boden hatte meiden müssen, der Freiherr vom Stein. An ibn wandte die Kaiserin sich und rief über den Tisch: Wenn jetzt ein einziger französischer Soldat über den Rhein zurückgelangte. so wurde ich mich schämen, eine Deutsch, zu sein." Die Kaiserin hatte, als sie dies sagte, nicht bedacht, daß der Freiherr von Stein sich wenig daraus machte, auch gekrönten Häuptern unangenehmeWahr- heilen zu sagen. Der große Verbannte sah die Kaiserin fest und scharf an und erwiderte: Ihre Majestät sollten das nicht sa, gen; Ihre Majestät haben keine Ursache, sich des deutschen Volke? zu schämen. Wenn die Vettern Ihrer Majestät, die deutschen Fürsten, ihre Pflicht gethan alten, so würde niemals ein sranzdn scher Soldat lebendig aus diese Seite der Elbe gekommen sein! Der deutsche Edelmann sprach diese Worte mit lauter, starker Stimme, ganz gegen die Regel der Etikette, uno es wurde todtenftill an der Tafel, als e geendet hatte. Aber die Kaiserin war klug und ehrlich genug, um zu antmor, ten: .Sie mögen wohl Recht haben. Ba- ron." i dummer" Junge. Große Heiterkeit erregte s schreibt eine Berliner Zeitung eine Szene, die sich im Sitzungsfaale der zweite traikammer am Landanicht II ab. spielte. Ein achtzehnjähriger Schlosser geselle war wegen Hehlerei angeklagt. sein Bertheidiger suchte die That als Dummen Jungenstreich" darzustellen und ging so weit, zu behaupten, der Angeklagte sei nicht als ein reifer, über. legimgssahiger Mensch zu betrachten. derselbe sei lediglich noch ein .dummer Junge". AIS da Plaidoyer de Per theidign zu Ende war, ftellte der Vor. sitzende die übliche Frage: Angellagtcr, was haben sie noch anzuführen?" ?r Angeklagte schweigt und blickt hilflos seinen Vertheidiger an. Vors.: .Sie schließen sich wohl den Ausführungen Ihre Herrn Vntheidi. ger an?" ngekl.: Ja!" Vors.: .Auch bezüglich dn Ihnen feiten Ihre Herrn Bertbeidiger zu Theil gewordenen Titulatur?" Angekl.: Ja!" Diese Ja" ericgle beim Gericht? hose wie im ganzen Saale allgemeine Heiterkeit, der Angesagte gab damit 'zu, ein dummer Junge" z sein, aber vielleicht hat ihn diese Bestätigung vor der Bestrafung gereitet, denn der Ge richtthos nahm an, daß der Angeklagte nicht da Bewußtsein von der Rech! Widrigkeit seiner Handlungen gehabt habe. DaS nördlichste euchtfener der rde. Gelegentlich der Andree'schcn Nord polEzpedition ist öfter die Leuchtfeuer ftation Frubolmen erwähnt worden, deren Wächter feit Februar I8S6 die Brieftauben in Obhut hatte, die Andrei mitgenommen hatte und die dort trai iii et wurden, indem Eisin eerfahrer die Tauben mit auf's Meer nahmen. Die ses Leuchiscuer, aus einer kahlen Klippe gebaut, ist das nördlichste der Erde und liegt etwa 40 Meilen nördlich von Ham mersest. Der entlegene Küstenpoften ist indessen keineswegs von aller mensch, lichen Verbindung abgeschlossen; dicht dabei liegt die Insel Jngö, aus der sich, unter dem 70. Grad nördlicher Breite, Kirche, Schulhaus, Poftgebäude und seit einigen Monaten auch ein Tele graph befindet. In der Fischfang. Periode sind hier ost gegen 300 Fisch, boote versammelt, I der Nähe liegen einige Walfischfangftationen und im Uebrigen geht bei Fruholme ein leb hafter Schiffsverkehr vorbei. Im von gen Jahre zählte der Wächter des Leuchtfeuers 500 Fahrzeuge, die nach Archangel segelten. Verdiente Strafe. Registrator Schmächtig war ein gar fleißiges Männchen. Vom frühen Mor gen saß er bis in die späte Nacht und arbeitete ohne Unterlaß. Nach und nach sühlte er aber, daß er alt wurde, und so brachte er seinem Chef eines TageS die Bitte vor, man möge ihn penfioniren. Da kam er aber Übel an. Sein An suchen wäre verfrüht, bemerkte man ihm; so viel Verdienste hätte er sich lange noch nicht erworben, um ftch dem dauernden Müßiggänge zu widmen. So nahm er denn die Arbeit wieder auf, aber ohne rechte Luft. Er war mlßvergnllgt, veisah den Dienst nicht mehr pünktlich und mußte manches herbe Wort darüber hören. Das änderte aber nichts. Er wurde immer lässiger, und selbst die Drohungen seines Vorgesetzten vermochten ihn nicht mehr zu ändern. Da ereilte ihn eines Taqes die ver diente Strafe. In Anbetracht seiner unbefriedigenden Dienstleistungen wurde er pensionlktl Der Jckuvcrüiistlcr vor Gericht In der Nähe von Rom lebte in alter Zeit ein Landmirth, welcher Furiu Cretinus hieß. Sein v?rhältnißmäßig nicht großes Landgut lieferte ihm einen weit größeren Ertrag, als den Nachbarn ihre sehr ausgedehnten Lündereien. Er wurde deshalb heftig angefeindet, als ob er die gillchte der Nachbaröcker durch Zaubereien aus seinen Acker hinüber lockte. Da er aus diesem Grunde anae, klagt wurde, ließ er schwere Hacken, gewichtige Pflugcharen, Schanseln Rechen, kurz alles Ackergerälhe aus den Gerichteplatz bringen und sührte dann auch seine feinsten Ochsen, seine starken, wohlgenährten Knechte und Mägd, herzu. Hieraus sprach er vor zuhl reichem Volke zu den Richtern: Dieses ihr Richter, stnd nieine Zaubermittel Aber meine Mühen, Nachtwachen und meine Schweißtropfen kann ich Euch nicht zeigen oder vorführen." Da wurde EretinuS von den Ruhtern nicht nur sreigefprochen, fondern wegen seiner Arbeitsamkeit auch belohnt und als Muster eines LandwirtheS hingestellt. Phlegmatisch. Der jetzt längst zu feinen Vätern ver sammelte Bürgermeister R. in Rostock war weithin bekannt wegen seines un geheurea Phlegmas. AIS einst in einer Novembernacht ein gewaltiger Sturm in den Siraßen der Stadt vielfaches Unheil anaerichtes hatte unseres die. dere Stadtoberhaupt hatte sich natür lich dadurch in seiner Nachtruhe nich: stören lassen kam am andern Mor gen der Nathsdiener Grotelüschen mit der Miene deS Entsetzen in die Stube gestürzt, wo der Bürgermeister gerade behaglich mit langer Pseise beim Mor. genkaffee saß. Wat is denn nu all' medder los, min leewe Grotelüschen?" redete der Bürgermeister den Eintreten. den an. Herr Borgemeester. Herr Borgemeestn!" rief Grotelüschen und die Augen traten ihm vor Angst aui den Höhlen, de Ricolaithurm is düffe Nacht becl scheef weiht und kann jeden Ogendlick daffallen !" Ter Bürger mei ster aber sah ihn groß an und entgeg nete gelassen, ohne sich vom Fleck zu rühren : .Ja, kann ick em hoüen?" Bei in Examen. Professor: Im Wasser sinken sich Bakterien alln Art und Jnsuso rien was soll man deßhalb thun?" Eandidat: .eine trinken!" Berechtigter Emwurf. Wirth: .Jetzt muß ich schon feit sechs Wochen wieder ankreiden; das geht aber nickt mehr!" Student: .Gott, die Kreide ist doch I billig!" Ans der Schlinge gezoolen. Erster Herr: G'ftel Ihnen Tanik, mit der Sie eben Iant,n?" die Zweiter Herr: sie ist wie ein Stock " Erster Herr: Wie? Was? Meine Cousine " Zweiter Herr: Lassen Sie mich doch ausreden, sie ist wie ein Stock voll zarter duftender Rosenl" zarter Wnt. Herr: Mein Fräulein....' Fräulein: Finden Sie nicht auch, daß Frau besser kl,ngt als Fräulein?" Sut gesagt. Der kleine Ernst hak soeben von der Tante ein unbelegteS Butterbrod beim Abendessen erhalten und nicht gedankt. Znsolgedeffen frägt ihn der Vater: Nun, Ernst, wie sagt man denn?" Der kleine Ernst, daS kahle Butter brod anschauend, vergnügt: Wurscht druff!" Voshasler Limvurs. Apotheker (am Stammtisch prahlend): Mit meinem Jagdglück kommen selbst Sie nicht aus, Oderförsterchen ich habe im letzten Monat 47 Hasen aus die Strecke gebracht!" Oberförster: Sind denn dabei Ihre Arfenikpillen nicht alle geworden?" jiir nns gerettet. Herr: Johann, vor einigen Tagen war die Flasche Madeira beinahe voll und heute ist sie ganz geleert!" Johann: Ja, sehen 'Ew. Gnaden, ich habe bemerkt, daß die Köchin jeden Morgen heimlich aus der Flasche trinkt; da habe ich den Rest des WeineS schnell ausgetrunken, und ihn auf diese Weise für uns gerettet!" Au Diensten, Wissen Sie, mein Herr, daß nur ein rechtes Rindvieh, wie Sie eins sind, den Leuten solche Rippenstöße versetzen kann!" Ich bebaun sehr, ein Rindvieh bin ich nicht, wohl aber ein Thierarzt, und wenn Sie Schaden genommen haben, so stehe ich zu Diensten!" Zu sehr besorgt. Meisterin (im Begriff auszugehen, zum Meister): Auf dem Tisch steht die Milchflasche sür's Kind und auf dem Fenster der Schnaps für Dich. Ver wechsle das ja nicht." Gwbieit. Alte Dame (welcher der Arzt tägliche Spaziergänge verordnet hat): Wenn ich aber bei solchem Wetter ausgehe, schmerzen mir die Zähne." Arzt (barsch): , Nun, dann lassen Sie die Zähne doch zu Haufe!" Unnütze Mühe. Mutler: Wenn der Buchhalter Dich noch einmal küssen will, giebst Du ihm eine Ohrfeige, verstanden?" Tochter: Aber Mama, er thut's ja doch immer wieder." Nette Zufriedenheit. Nun Fritzc, wie ist denn Dein Mei ster mit Dir zufrieden?" Fleischerlehrling: O, janz jut, Mor gm läßt er mirs Fell abziehen und nächste Woche läßt er mich schlachten.'' Der jähzornige Papa, Lieschen: Tante, denke, Papa war heute, so böse, daß er den Teller an die Wand-" ,- ftrit! steife): .Aber Lieschen. Mama hat ja verboten, davon zu sprechen." Lieschen flch fassend): Ja. so bö e. daß er den Teller an die Wand hat fallen lassen." Cckume sind Schünme. Frau (im Bette): Weißt Du. Männ chen, was mir heute Nacht geträumt bat? Mir träumte, Du hättest mir einen neuen Hut gekauft." Mann: Ja, o ein EsI kann ich halt nur im Traume sein!" Lin Märchen, Richter mr Zeugin: .Wie alt sind sie?" Zeugin: .Fünfundvierzig Jahre." Richter: Verheirathel oder ledig?" Zeugin: Ledig; außerdem habe ich nie m meinem Leben eine Heiralhs antrag bekommen, trag ein Gebiß und habe falsche Haare." Der eprotz, ,. .Herr Eommeriienratb baben bei der letzten Spekulation 200,000 Mark verloren? .Ja! Nicht wahr, ein ganz hübscher Verlust für andere Leute?!" 5chncken5kindee. Onkel: Aber Jungen?, wa macht Ihr denn für einen Lärm?" Reste: Wir spielen wilde Thine. komm', Onkel, spiele mit; Tu mußt Bär fein, weil Tu so gut brummen kannst?" - Onkel: Wies, kann ich gut brum wen?" Reffe: .Papa sagte doch gestern. Tu hättest schon einmal zwei Jahre ge brummt," Anzügld. .Mensch, wo kommst Tu denn hu so in Gala!" .Habe Schwiegermutter besuiit!" .Ach, deßdald haft Du die Angst röhre ausgesetzt!"