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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Oct. 8, 1896)
Die kleine Qiiaörcmitt. Mahlung tu dkn Misstiiixpi-Silmpskn, on üialcntin Jern, Der alte deutsche Farmer. Johann Imert, Besitzer eine schönen Gute in Wiiconsin, feierte im Kreise von be sreunoeten Nachbarn an einem schönen Rugugtage de Jahre 1877 seinen 73. eburtötaa. Noch recht rüstig war der alte Herr, und so auch seine Frau, die Kfct eine Sechzigerin, einst eine (tanz iaenartiae Schönheit gewesen sein usjte, wie ihr siidländischer Geftchl turni nach deutlich erkennen lief,. In fröHlicher Stimmung saßen die Alten deisamen Im besten Zimmer des erkumigen Farmvaui. lnge ,lk hatte unterdessen draußen im Gar ira (In Tanzkränzchen improvistrt. .Liede grippina." sagte der Haus Herr. .Du mußt schon so gut sein und n eine zweite Bowle besorgen, denn kit erste wird sogleich den Weg aller Punschbowlen gegangen sein !" ,DaS will ich, gewiß, mein guter ?hn l" versetzte seine Krau. .Und enn ir mit der zweiten fertig sein erden, so fangen wir wohl auch noch mit einer dritten an, denn aller guten Singe find drei ! Darnach verließ sie geschäftig das Zimmer. , n Jechn," rief ein Nachbar. Du haft irllich eine vernünftige Frau I Eins ,r kommt mir wunderlich vor." .Und was denn, Freund David?" .Daß sie Agripvina heißt. Derar. tige Namen Pflegen die Kreolen des Südens mit Vorliebe ihren Sklavin mn zu geben.' Ganz recht, lieber Freund ! Meine Krau ist eine Ouadronin aus dem Staate Mississippi. Vor fünfundsünf. ,ig Jahren, als fte ein kleines Mäd chen war. fand ich sie zwischen einem todten und einem Sterbenden auf dem schlammigen Ufer des Mississippi. Uebrigens habe .ich ste nicht geraubt, sondern sie ehrlich gekauft und mit fünf entS baar bezahlt. Es war das em gar seltsames Abenteuer.' .So erzähle uns doch die Geschichte!' Bon allen Seiten bat man darum. Frau Elwert brachte die zweite Bowle. Sie hörte di dringenden Bit ten. Da sagte ste: Erzähle doch le. John I Die Geschichte macht Dir ia die größte Ehre. Und mich wird hin Niemand verachten, weil ich eine Quadronm bin. , In seiner schlichten Weise erzZhltr daraus Johann Elwert folgendes : ,S war im Herbste des Jahre 1832. Am großen Nohrdickicht zwischen der langen schlammigen feandiniei weiche aus der Karte für die Flußlootsen die Rummer 273 führt und dem östlichen MisstsstppiUfer, etwa zwanzig Meilen Srdlich von der Z)azoomiindung und der Stadt Vicksburg, lag ein großes alt Flachboot festgetaut. Auf dem Deck desselben befand sich hinten eine kleine Bretterka,llte ebft angebauter Küche von Eisenblech, nd vorne ein luftiges kleines Z?lt von Item, vielfach geflicktem Sackleinen. ?tn der Bretterkaillte hauste mit seinem Weibe der Rohrschneider, Rohrhändler und Rohrpflechter Samuel Jv, ein hagerer, alter, pfisfiger Yankee, gebiir--tig aus Connecticut, aber seßhaft seit langer Zeit in St. Louis, wo er mit seinem Sohne Bob das Rohrgeschäft in recht schwunghafter Weise betrieb. Bob hatte srliher den Vater stets be gleitet auf den abenteuerlichen Fahrten nach den südlichen Ufersümpfen und Lagunen des gewaltigen Vaters der Ströme, wie die Rothhiiute den Mis sissippi nennen. Doch einst war er in uem Scharmützel mit etlichen Fluß Piraten die flch damals zuweilen noch bemerkbar machten durch einen Büchsenschuß schwer verwundet worden. Seitdem mußte er zu Hause bleiben. Die Küchen und sonstigen Wirth schastlichen Geschäfte an Bord des Flach booleS besorgte Frau Anna, eine seelen a,te ältliche Person, mit dem größten Eifer. Vorne im geflickten Zelt war die Schlafstelle Fred'S, des EnkelS der alten Leute, und die meinige, der ich lVwifjermaßen mit zu dieser Familie gehörte. Als Waisenknabe war ich in meinem ierzehnten Jahre auf die See geschickt enden, für die ich nicht paßte, da ich wahrend der stürmischen Ozeansahrt fast immer seekrank war. so daß ich keine schweren Arbeiten verrichten konnte. Mit einem Bremer Schiff kam ich ach Nkw-OrleanZ, und ich glaube fast, an wird sich an Bord gefreut baden, als ich heimlich davonlief. Nach länge rm Umherabenteuern, und nachdem ich schon allerlei Hantirungen betrieben, elangte ich nach St. LouiS und wurde iesreundet mit Fred, der mich beredete, mit nach den Misftsnppilümvsen hinan. fcr fahren, um Rohr zu schneiden. ir waren seit vier Wochen emsig an der Arbeit und hatten mehren Hundert . Zlobrdündel theils im Raum verladen, theil auf Deck aufgestapelt, lauter sorgfältig ausgesuchte und sortirte aare. Die zäh, starke und ge schmeidige Rohr au den Sumpsdickich. tn, and unheimlich stillen Lagunen am nteren Mississippi ist für viele Zwecke rtrefflich zu brauchen und bildet einen uten Handelsartikel. Ader die Er langung deffelben ist auch mit Gefahren terlnfifi. Alligatoren und allerlei gif. tifrf Gewürm machen die ohrsümpfe vnncber. Fast schlimm noch ist die schrecklich? Mcskitoplage, weil man der seiden aus keine Weise ,u entgehen der mag. llo oann in oe un ou nun tel durch die a tiaen. Neuerer. zeugenden Dünste, die au dem Morast auiftkigen. Wir litten tnsolge davon bäufia an heftigen jieberan allen Wenn mir das ohrfchnciden und Soitircn und Zusammenbündeln ei mal gar zu langwellig wurde, so ging ich mokl auf die Jagd, um Enten ode. andere Wastervöacl l schießen, die einen leckeren Braten sllr die Küche lie feiten, und also der guten grau Anna gewöhnlich recht willkommen waren. In unserer Einsamkeit halte uns ädrend der vier Wochen Niemand ge, stört. Alle Tage einige Mal und zuweilen auch des NachtS erscholl von der Mitte des gewaltigen Stromes her das Men und Rumoren der maa)i nen stromauf oder stromab fahrender Damv boote. Räch der User eile zu, im Osten, übersahen wir weithin die niedrige, sumpfige, undewoynie wc- gend, in er Grabesstille herrschte. Weit hinten, in dämmernder fferne, konnte man einen schwach ansteigenden Höhenzug entdecken. Dort, an der Ga belung des Z)azo-gluMS, sei vie e end besser, sagte mir Jarvis. Es sollten sich da einige größere und kleinere Plantagen lM Bentj vonreoiensam lien befinden. Eines Nachmittags nahm ich das kleine Kanoe, welches zum großen Flach, boot gehörte, und ruderte nach dem Ufer, um ein wenig zu jagen. Ich war allein, denn Fred, der sich von einem Kieberaiifall erst eben einigermaßen er holt hatte, mußte sich schonen und blieb deshalb zurück. .zch ließ das Kanoe am vier und arbeitete mich mühsam durch Schilf und Gestrüpp auf das feste Land hinauf. Das glachboot lag nun etwa hundert Meter hinter mir, mit dem Vordertheil der langen Insel zugekehrt und dieselbe fast berührend. Bei Sochwanernan des !vi, nppi mußte die Ufergegend hier eine einzige große Lagune fein. Ueberall sah man noch Tümpel mit morastigem Wasser. Das hatte ich ia schon o t gc eben. Was mich aber diesmal in's höchste Er stannen setzte, das war das aufregende Schauspiel einer Menschenjagd. Ein Reiter verfolgte einen fliehenden Menschen, der ein Kind auf dem Arme trug, und hätte ihn offenbar längst ein geholt, wenn nicht die morastigen Tüm pel sein Pferd zu so vielen Kreuz- und Qucrsprüngen gezwungen hätten. Ver- soigcr und Veriolgte waren elma noch zweihundert Schritte von mir entfernt, konnten mich aber nicht erblicken, denn ich stand verborgen hinter einem Busch. Jetzt verlor der Reiter die Geduld übcr die sich vermehrenden Schwierig- keilen des Bodens. Er sprang vom Pferde und rannte, dasselbe zurück, laffend, zu Fuß hinter dem fliehenden Menschen her. Als dieser sich einmal umblickte und bemerkte, daß sein Versolger, durch keine Last gehindert, ihn nach einer Minute einholen würde, faßte er einen verzweifelten Entschluß, Er setzte das Kind behutsam auf den Erdboden, zog ein langes Meffer aus dem Gurt seiner arm engen Zwillich lleidung und sprang wie ein Tiger auf den Verfolger zu, der nun die Hetz- peitsche, die er seitber in der rechten Hand gehalten, von sich warf und blitz schnell ein Bowiemeffer aus dem Gürtel hervorriß. Im nächsten Augenblick gerielhm ste an einander. Ber wüthende amps dauerte nur einige Sekunden. Ich sah den Verfolger hinstürzen und sich nicht mehr regen. Der Andere wankte, offen bar schwer vermundet, die Hände auf seine Brust preffend. der Stelle zu, wo das Kind lag. Tort angelangt, sank er nieder. Das Kind es war ein kleines fünfjähriges Mädchen, eine Ouadronin sprang auf. neigte sich über ihn und stieß ein gellendes Jain mergeschrei aus. Jetzt lief ich ebnen zur Stelle. AIs ich dort ankam, richtete der Sterbende sich ein wenig auf und schien mich mit einem gemischten Gefühl von Angst und Hoffnung anzustarren. Es war kein Neger, sondern ein Mulatte von fast weißer Hautfarbe. Die kleine Oua dronin war das lieblichste kleine Mäd chen, das ich je gesehen. .Was bedeutet dies Alles r fragte ich. .Habt Ihr das kleine Mädchen gestohlen?' kr ichülteite den ops und roqeile: Rettet mein Kind!' .Weshalb wurdet Ihr verfolgt?' .Man wollte mein Kind verschenken an eineKunftreiterGesellschast in Picks bürg deshalb ergriff ich die Flucht.' So seid Ihr also ein tos luve?" .Ja. von Douvergier' Planlage drüben am Iozoo.' .Habt Ihr soeben fcunn Herrn er stachen?' Nein Der Tovke in ein u eycr von der Pflanzung.' Wo ist Eure Frau? Hat sie Euch auf der Flucht begleitet? Ist sie bereits ergriffen worden?' Nein ne lebt nicht meyr. ucy ich muß jetzt sterben ich fühl', die Wunde ist tödtlich. Seid barmherzig, rettet mein Kind!' Dieser angstvolle Bittschrei der Eter benden dran mir durch Mark und Bein und erschütterte mein Gemüth. Was tonn ich den thun ach Eurer Meinung?' fragte ich. Ihr seid a dem Flachboot draußen?' Ja!' iBeaedt Ihr Euch bald von hier son?' Vielleicht lassen wir nnS schon morgen oder übermorgen von einem Dampfer stromaufwärts schleppen,' .So verbergt mein Kind am Bord und bringt es ach dem Norden zu guten, mitleidigen Leuten!' Warum soll die hübsche Kleine denn nicht in den CirkuS. wo ste ja doch mit der Zeit vielleicht ihr Glück machen könnte?' .Weil man sie dort zu den allerge, fährlichften Kunststücken abrichten will, Der Direktor ist ein Schwager meines Herrn. Er ist jetzt bei ihm zu Besuch ; auch seine Frau ist eine Kuiiftreiterin. Sie wollten meine kleine Agrippina heute mit fortnehmen nach Vicksburg, dann nach New Orleans. Havana, Be racruz, Meriko und weiter.' Seine Sprache war immer leiser und unverständlicher geworden. Bon einigen Worten, die er noch hervor röchelte, er faßte ich nur noch den Sinn; zum letzten Male empfahl er meiner Fürsorge seine kleine Tochter Agrippina. Ich will's gern versuchen!' rief ich tröstend. .Zum Glück sind der alte JarviS und leffen Frau herzensgute Leute. ES kann wohl sein, daß ste Agrippina freundlich aufnehmen wer den!' Dankbar sah er mich an sprechen konnte er nicht mehr. Dann traf sein letzter brechender Blick voll Zärtlichkeit das kleine weinende Mädchen. Eine halbe Minute später war das Leben gänzlich aus ihm ent flohen. Ich faßte die kleine Ouadronin bei der Hand und sagte: .Du mußt mit mir gehen zu guten Leuten! Dein Vater hat es so bestimmt.' Sie verstand mich wohl nicht recht und wollte die Leiche nicht verlassen. Da nahm ich sie auf die Arme und trug sie fort. Ich setzte sie in's ffanoe und lenkte dasselbe nach dem Flachdoot. Als wir über das trübe Gewässer zwischen den Schilfmassen dahin glitten, hob plötzlich in unserer Nähe ein ungeheurer Alligator seinen häßlichen Kopf mit weit aufgesperrtem, zähneftarrenden Rachen aus der schlammigen Fluth, tauchte aber sogleich wieder unter. Wir gelangten an Bord. Was Tausend haft Du denn da er beutet?' fragte erstaunt Fred. .Eine kleine Ouadronin?' Welch' ein niedlicher, kleiner Engel!' rief Frau Anna. Und sogleich begann sie, das Kind zu herzen. .Was ist denn drüben eigentlich das sirt?' fragte Jarvis. Ich erzählte Alles. So, so!' murmelte er. Es ist Deine Meinung, John, mir sollen uns des kleinen Wesens annehmen. Gan? schon! Aber wer wird denn das Kost geld bezahlen?' Ich, sobald ich dazu im Stande bin,' betheuerte ich. .Was sprichst Du da von Kostgeld, Sam?' rief seine Frau unwillig. Ge miß wollen wir sür das arme Kind sor gen! Das ist ja Menschenpflicht,' Sehr schön, versedte der alle Nankee, .Kommen uns aber die Zlazoo-Pflanzer Über den als, so lausen wir große Ge fahr, gelyncht zu werden, denn es ist ein Hauptoerbrechen im Staate Missis sippi, Sklaven zu entführen, und dies kleine Quadronenmädchen ist ja nach Allem unzweifelhaft eine Sklavin.' Statt aller weiteren Auseinander setzungen wollte Frau Anna das kleine Mädchen mit sich in die Kajüte nehmen. Du willst die kleine Ouadronin also durchaus behalten, Alte?' fragte ihr Mann. .Ja, wahrhaftig, dies niedliche Kind soll nicht in einem Eirku den Hals brechen oder sich die Glieder verrenken !" Dann bringe es wenigstens nicht in die Kajüte, fondem vorläufig in den Raum hinunter und verstecke es gut hinter den Rohrbündeln.' Ja, aber wozu denn?' Der ZZankee zeigte nach dem Ufer hin j über, dem zwei Reiter, von Osten kom nieud, rasch zutrabten. Ist Einer davon der ziazoopflanzer. oem du kleine kilavin rechtmäßig g? hört, so ist da Gefetz auf seiner Seile sagte er. .Findet er sein lebendes Eigenthum bei uns. so können wir die Herausgabe nicht verweigern. Also verstecke das Kind recht sorgsam, hörst x. Alle I' Eilig stieg Frau Anna in den Raum hinab und versteckte dort die kleine Ouadronin in einem dunkeln Winkel hinter den Rohrbündeln. Tann kam fte zurück. Ich glaube, die Herren haben die beiden eichen schon entdeckt, sagte ich Ja. und natürlich werden ste sich nun nach der kleinen Ouadronin um sehen!' meine Jarvis. Die beiden Reiter waren iniwlfchen am User angelangt, wo sie anhielten. nach dem Flachboot hinüderschauten und uns einige Worte zunefen. die wir nicht verstanden. Wir nahmen als keine Notiz davon. Der Eine war ein Kreole von etwa vierzig Jahren und sah au wie ein Pflanzer der Gegend. Der Andere. ebenso alt, w wohl der EirkuSdirektor au Vicksburg. Wenigstens sah er ganz wie ein solcher aus mit seinem hufeisenförmig herabhängenden langen Schnurrdart und verwegenen gelben Gesicht, licht kunftreitermäßig. Dieser Letztere wollte sein Pferd in' Wager lenken. Aber der Pflanzer schien ihm davin abzurathen. Tarauf ritten Beide südwärts am Ufer ent. lang. .Run.' sagte Jarvi. .ich kalkulire. wir erden sie bald an Bord haben. Wahi schcinlich kennt der Pflanzer wei ter unten eine Furtb, die es gkfliitlet, bequem und gcsahrlos auf die Sand infel z kommen.' Er hatte Recht. Nach kurzer Zeit erschienen die Herren anf der Insel ; sie ritten dann der Stelle zu, wo unser Flachboot sestgetaut lag. Beide saßen von den Pferde ab, wateten ein paar schrille durch das schlammige Wasser und stiegen an Bord. Was wünschen die Herren?' fragte der Zlankee höflich. .Wir suchen ein kleines Ouadronen Mädchen,' antwortete der Pflanzer. .Wo kann es wohl hingerathen sein. wenn nicht aus dieses Flachdoot? Ich will doch hoffen, Sir, daß Ihr nicht etwa die Entführung von Negern dcad sichtiqt!' Nein, werther Sir,' versetzte Jarvi trocken. Ich schneide Rohr tn den Mlsfissippi.Sümpfen. da ist mein Ge schäst; mit dem Entsühren von Unglück, lichen Negern befasse ich mich nicht,' Unterdeffen spähte der Pflanzer über all umher. Plötzlich sprang er in die offene Luke in den Raum hinunter und stieß einen Triumphschrei au, indem er einen Gegenstand aufraffte, den er auf das Verdeck warf. Es war ein kleiner geflochtener Bast schuh, den Agrippina von ihrem FUß chen verloren hatte. Ihr habt gelogen, alter Bursche!' rief der Pflanzer. Die kleine Quadro nin ist doch hier versteckt. Ein Räuber seid Ihr!' Wesbald gab Du nicht besser acht auf den Bastschuh, Frau?' sagte Jar vis kaltblütig. Jetzt ist'S freilich ver spielt. Hole das Mädchen aus dem Versteck." Er nahm seine Flinte zur Hand und sprach ernst: Ich bin ein ehrlicher Mann und achte eines Jeden Rechte. Die kleine Ouadronin war hlllflos und klaffen, da haben wir uns ihrer er barmt. Dieser brave junge Mensch hat das Kind gefunden und an Bord gebracht. Wenn das kleine Mädchen wirklich Euer Eigenthum ist, so wollen wir daffclbe Euch nicht vorenthallen. Beleidigen aber lasse ich mich nicht auf meinen eigenen Planken! Also seht Euch wohl vor!' Der Pflanzer Duvergier war wieder an Deck gestiegen. Es ist schon gut,' rief er zufrieden gestellt. .Ich will's glauben, wag Ihr sagt,' Seufzend nnd wehklagend brachte jetzt Frau Anna die kleine Agrippina herauf, die verwundert mit ihren großen dunllen Augen um sich schaute, dann zu mir hinlief und meine Hand faßte und sich schüchtern an mich schmiegte, als ob ich ihr kinziger Freund aus Erden sei. Ich trat vor und sagte: Der arme unglückliche Sklave, dem dies Kind ge hörte, ist todt. Bevor er verschied, bat er mich inständig, die Kleine nicht zu verlassen. Aber ich bin nicht reich; ich kann das kleine Mädchen leider nicht kaufen; denn ich besitze nur fünf Cents daares Geld. Die beiden Herren lachten. Das kam ihnen komisch vor. Die kleine Ouadronin habe ich mei nem Schwager hier, dem Cirkusdirektor. Camillo Duplessis, geschenkt,' sagte der Pflanzer spöttisch. .Fragt ihn doch, junger Mensch, ob er auf den Handel eingeben will. .Nicht für 500 Dollars ist mir die niedliche kleine Ouadronin feil,' sprach der Schnurrbärtige hochmüthiq. U ter meiner sachverständigen Leitung soll dies graziöse Geschöpschen eine ebenso berühmte und kühne Kunstreiterin wer den. wie meine gesiebte Gattin Celrfte, Vom Ufer her erscholl in diesem Augenblick Hundegebell. Wir schaulen Alle hin. Da sprengte mit fliegenden Locken ein zierlicher Jockey, geschickt einen Schimmel lenkend, ans Ufer, Ein großer schwarzer Hund lief voraus. Ah,' sagte der Direktor. .Das ist beinahe so wie tn der Pantomime, Eben denke Ich an sie husch ! da er scheint sie. Eeleste ist un gefolgt !' Wirklich war der zierliche Jockey die damals im ganzen Süden bekannte Kunstreiterin Celeste Duplelfis. Das hübsche Jockky-Koftüm hatte sie wohl angelegt, um zwangloser in der Wild niß umher galoppiren zu können. Die kühne Reiterin vermuthete jeden, falls, daß ihr Gemahl und ihr Schwa, ger, die sie an Bord des FlachbooteS er, blickte und deren Pferde sie dicht dabei auf er Intel bemerken konnte, gerade, wegs durch' Wasser dorthin geritten waren, wie lenkte ihr Pserd hinein, obgleich dasselbe Widerstreben beuigte. Vom Flachboot aus schrie ihr Ge mahl ibr zu: .Reite lieber hier nicht durch, veleste I' Darüber lachte sie nur. Gebietcrisch trieb sie den Schimmel vorwärts. Nachdem sie eine ziemliche Strecke weit hinaus geritten war, entdeckte sie, daß das Wasser doch nicht so selcht sei. als sie vermuthet hatte. Uin nicht die Etie selchen naß werden zu lassen, zog sie schnell die uße au den Steigbügeln und stand mit einer gewandten Be wegung plötzlich aus dem Sattel de PserdeZ, das in immer tiefere Waffer gerieth. Jetzt verlor da, Pferd den Grund unter den Füßen und mußte fchmim men. Aber auch dieser Umstand störte durchaus nicht die heitere Laune der Dame und ebensowenig ihre Haltung. Offenbar hatte sie gar keine Ahnung von der furchtbaren Gefahr, in der sie sich befand. Da Pierd unter ihren Füßen zuckte convulsirisch und es stöhnte angstvoll. Plötzlich bäumle eS sich gewaltig im ?vaskr. ik unstrellkrin vermochte nun natürlich ,cht mehr da Gleichgewicht zu behaupten. Doch verlor sie nicht die Besinnung und ihre erstaunliche e mandtheit ließ sie nicht im Stich. Ge nau im richtigen Moment schnellte si, mit sicherem Sprunge vom Rücken des Pserde ad. im nächsten Augenblick stand sie aus einer kleinen Schlamm dank. Der Schimmel stieß jetzt den heise, ren markerschütternden Schrei aus. den ein Pserd nur hören läßt, wenn es in höchster Todcsnoth ist. AuS der schlammigen Fluth tauchte in diesem Augenblick zuerst der Kopf, dann der Borderkörper eines ungeheuren Alli gators auf, der seinen Rachen weit öfr nete und die spitzigen Zahnreihen in den Hals des Pferde chlug. Dies geschah nur wenige Schritte von Madame Eeleste. die beinahe umsiel vor Entsetzen, als sie das Ungethllm so in ihrer Nähe erblickte. .Zu Hülfe! Zu Hülse!- krei chte sie in Todesangst, Aus dem Flachboot standen wir Zu schauer dieses auslegenden Porganges einen Augenblick wie gelähmt. Dann schrie der Eirkusdireltor händeringend .Rettet mein Weib! O, rettet mein ge, Hebte Weid!' Ich sagte: Herr, wollen Sie mir die kleine Ouadronin siir fünf Cents über laffen, so will ich ihre Frau von der kchlammiak abholen. Er rief: Ich will's, mein Junge! Ja, ich will 8! Rette meine Frau!" Sofort sprang ich in's Kanoe und lenkte dasselbe der aesährdelen Dame zu. Zum Glück war der Alligator vollauf mit dem todten Schimmel beschäftigt und ließ ich durch meine Annäherung durchaus nicht in seiner Mahlzeit stören. Ich verspürte deutlich den Moschus, geruch des häßlichen Thieres. Nahe der Schlammbank rief ich: Geschwind! Geschwind, Madame! Springen Sie in's Kanoe!' Und mit gewandtem Cirkussprunge war der zierliche Jockey bei mir. So wie Agrippina das nied lichste kleine Mädchen, so war Celeste die hübscheste trau, die ich bis dahin ge sehen hatte. Ein paar Minuten später erreichten wir das Flachboot und stiegen an Deck, Der Direktor umarmte seine Frau und küßte sie aus den Äiund. Der Pflanzer sagte: Nun. dies ge fährllche Alienteuer lief noch gut ab! Sonst ist's heute ein richtiger Unglücks lag. , vrauchvarcr Aul eher, ein werthooller Sklave und ein prächtiger Schimmel nnd hm! Ich nahm meine fünf Cents aus der laiche und rcichle sie dem Direktor. In diesem Augenblick halte Agrippina den kleinen Bastschuh ausgerafft und hielt ihn in der Hand. Da hast Du was in Deine Spar, büchsel' rief Dupressts und warf die uns ents in den Ba chuh. AIs Frau Celeste das sah, zog sie aus ihrer Tasche eine seidene Börse, durch deren Maschen Goldstücke blitzten, schob sie in den Ba t chuh und sagte zu der er staunten Kleinen, indem sie sich bückte, um sie zu küssen: Armes Kind, wir meinten es so gut mit Dir! Eine be, rühmte Künstlerin solltest Du werden, Aber Dein unglücklicher Vater, der arme, unwissende, einfältige Mensch verstand unsere gute Meinung nicht, und so ist es denn nun ganz anders ge, kommen. Lebe wohl, Du kleine nied, liche Agrippina!' ' Darauf verließen die creolischen Herr, schdsten das Flachboot. Madame Ce, teste schwang sich zu ihrem Gemahl auf'! Pferd. Und so ritten sie auf der Sand infel nach Süden, um die paijirbare Furth auszu uchen. Die beiden Todten wurden abgeholt und in aller stille neerdigt. Bald nachher halten wir volle La dung. Ein kleiner Schleppdampfer wurde angerufen, dem bereits ein hal bes Dutzend großer Flußkähne und Flachboote angehängt waren. Wir ket teten unser Fahrzeug an das letzte und wurden so nach St. Louis hinauf ge schleppt. , Bei der Familie Jarvis fand Agrip. pina ein sehr gute Unterkommen. Als ihr eigentlicher Vormund aber wurde ich immer betrachtet. Und mir blieb sie immer so zugeneigt, daß wir uns beirathcten. als sie siebzehn, ich dreißig Jahre zählte. Es war mir gelungen, in der Welt vorwärts zu kommen; ich hatte billig Ländereien in Wisconsin ge kauft, die nachher bedeutend im Werthe stiegen, und meine liebe Frau ist oll kommen damit zufrieden, daß sie ine einfache Farmerin und keine berühmte Kunftreitenn geworden ist!' ZSgerlaicin. Förster: Sie wissen, meine Her ren, dag ich längere Zeit im Fürsten in Diensten stand, und daß ich ihn auf seinen mannigfachen Reisen kegle,, tete. Ich will Ihnen, meine Herren. eine Jagdgeschichte erzählen, welche ich auf einer dieser Reisen erlebte. Sie wird Ihnen unglaublich erscheinen, fte ist aber wahr, Sie wissen la, ich lüge nicht. E war in Indien; wir besän den uns, um zu jagen, in einem Dorfe, den Namen deffelben hab ich vergessen. Eine Tage brachen wir schon zeitig in der Früh zur Jagd aus. Wir waren im ganzen zebn Perionen. AIS wir un esähr zwei Stunde gegangen waren, kamen wir an eine Stelle, welche mit bodem Schili bewachsen war. Sier wollten wir ein wenig ausruhen und lein kleine Frühstück zu un nehmen. Während hierzu die Vorbereitungen ge troffen wurden, bog ich da Schilf anS einander nd ging langsam voiivarlS. ;V1) mochte so iigesähr dreihundert Schritte zurückgelegt haben, als ich zu einem freien Platze gelangte, nd, meine Herren, ich lüge nicht, wuö ich da fah, da licß mir, trotzdem eine kollossale Hitze damals herrschte, die Gänsehaut eislull über meinen Rücken lausen. In der Mitte deS Platze war ein großes Löwennest, in welchem es förmlich wini melte, auf drei daselbst stehenden BSu men kletterte vier Tiger 'rum, wäh rend auf dem freien Platze und nutet den Bäumen sich mehrere gewaltige Schlangen ringelten. Behutsam wollte ich mich wieder zurückziehen, denn ich hatte mei Gewehr draußen stehen ge lassen und nur mein Jagdhorn umhän gen, mit dem ich niich doch nicht ver theidigen konnte, als ich auch schon von den Bestien bemerkt wurde. Das Aus. reißen hätte mir in diesem Fülle wohl nicht mehr geholfen, so wollte ich wenig ften meine Begleiter warnen. Rasch ergriff ich denn mein Jagdhorn und blies aus Leibeskrüsten in dasselbe. Die Wirkung welche die Töne aus die Thiere ausübten, war eine großartige. Wie festgebannt bleiben sie. vor mir stehen, sahen mich an, und ihre Wild heit ließ langsam nach. Als ich die bemerkte, blies ich ein lustiges Stück chen, und da hätten Sie sehen sollen, ma sich jetzt ereignete. Sämmtliche Bestien begannen m tanzen, Löwe mit Tigcr und Schlange mit Schlange, ja sklbft die jungen Löwen thaten es den alten nach. Es war ein schanderbast schöner Tanz, zu welchem ich anss'ielle, und welcher mir unvergeßlich M,i',ni wird. Wie lange dieser Tanz wahrte, ich kann es nicht sagen, ich blies fort und foit, die Lippen thaten mir wch. der Schmeiß lief in Strömen von mir. Endlich mochte es auch den Tänzern 'zu viel werden, denn ihre Kräfte erlahm ten, und ein Paar nach dem anderen fiel erschöpft zur Erde, als das letzte Paar zu Boden sank, da krachten auf einmal neben mir Schüsse, es waren meine Jagdgenossen, welche herbeigeeilt waren und nun sämmiliche Bestien erlegten. Doch erst als da letzte Thier verendet, war, körte ich mit Pla sen auf, und wischte mir den Schmeiß von der Stirne. Bald triichte man mehrere Wagen, anf welche die Tbierc gelegt wurden. Ich mußte auf dem ersten Wagen bei zuei der gewaltigst, Löwen Platz nehmen und wurde da mals gefeiert, und war mit Richt. als der Löwe deS Tages.' Wo schlug Alminius den Barukk Diese alte Streitsrane scheint nickt zur Ruhe kommen zu sollen. Tarifs, die Hanptautoritat, sagt am Saliu Teuto durgensis', woraus man einen Teutoburger Wald gemacht hat. und da es nirgends einen Teulodurger Wald gab, so haben die Gelehrten schlankweg den alten heiligen Osning in den Tentoburger Wald verwandelt. Unter Saltu versteht man aber im Lateinischen meist einen Engpaß, denn ein schriitstellcr nennt uns den Saltu Zbermopylae". wo man schon aus dem Griechischen weiß, daß ein Engpaß ge meint ist. Suchen wir den Engpaß der Teuto!,urg.' so finden wir vci Stellen. Die sogenannte Törenschlncht und den lZktcnistcin bei Horn. Clofter nieier verlegt die Vernichtung der arianischen Armee, auch wirtlich in die Dörenschlucht, aber G. . B. Schiern berg fand das Schlachtfeld bei Horn in der Nähe der Ertcrnsteine und bringt verschiedene Berg und Flurnamen. vie Romwaß. Varusberg, Brautberg, Winseld u. f. w. mit dem Ereiqniß in Verbindung. Bei Horn bat man auck zahlreiche Hufeisen von römischen Maul lyieren vorgesunden. Die alten Isländer verlealen in iene Gegend auch die Gnitaheide, wo Sieg fricd den Drachen Fafner erschlug, und Schicrenderg tragt, ob nicht die Gnita beide und das Varianische Schlachtfeld identisch seien. Prof. Mommsen verleat das Schlachtfeld an den Tünnersce und be weift seine Behauptung durch Münz fünde. Neuerdings machte aber auch die Theorie des Prof. Knoke in Osna brück wieder von sich reden. Dieser hat nämlich vor lg Jahren in seinen riegkzllUN es Germanicus' die Schlacht im Teutuburaer Walde in die Gegend zwischen Jburg und de V Habichlswalde bei Stift Lenden vcrleat. 9 Nunmehr ist ti ihm gelungen, in dem Illvlichen Abschnitte diese' Waldes ein vollständiges Römerlager auizi, finden. das mit feinen EpitzgrSden und abge rundeten Ecken, sowie mit feinen vier Tboren alle Merkmale römischer Be scftigungskunft ausweist und nach Lage. Größe und Beschaffenheit vollständig den Bedingungen des zweiten Lager entspricht, daß die Römer Im Teuto burger Walde aufgeschlagen habe. und von Wcnen weisen aus den Kampf hin. der hier ftaltgesundcn "hal. Auch ein großer Leichenhügel mit meb, als hundert Kubikmeter fchenerde ist in der Nahe de Lager gefunden war den. .Ihr verstorbener Herr Onkel. Herr Baron, bat Sie zum Universalerbe seine großen Vermögen eingesctzt. I dem Testament findet sich aber die Klausel, daß Sie nicht eyer darde antreten sollen, als di Sie Hauptmann geworden sind. Was werdcn Sie bis dahin machen?' Aber das ist doch klar. Herr Justx rath Schulden natürlich!"