Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 01, 1896, Image 10
Der Wille des Gouverneurs. t.ätjliing au ?b von I, Seutlcr, Der Karten befindet sich auf Kuba, dn .Perle der Antillen'. Cuba ift ein Wunderland. Nichts Ubertrim tot uw nschbpfliche Fülle und den unendlichen Reichthum emer Natur. wco gleich, der kraftstrodenden Schönheit der Bäume nd Vflaniien. die in diesem Lande wachsen und wuchern. Welche Pracht der Landschaft I Welche überwältigende Schönheit! Welch berau säende IS rückt I Welch' erstaunliche Schnelligkeit der Vegetation! Von der großen Terrasse der Villa ardenaS aus überblickte der Hinge Be fltzet Graf LuiS de Almante, der erst vor zwei Jahren auf Cuba angekommen war, die ganze majestätische Pracht der Scenerie. Rings um das Haus blühte nd duftete es labraus. layrein: die Orangen und Citronenbäume vev enaten ihren Dust mit dem Wohl ,eruch der Rose und Vanille, deren Zweige schattige Gänge und Lauben kberdachten. Mißmuthig schritt Gras Almante auf und ab. Die Sonne brannte hein. Es fiel ihm ein, daß es auf dem anderen Theile der Veranda srisch und kühl sein muffe. So trat er denn aus den Ballon der die Front des Hauses zierte. Das reiche Seaensland senlte sich hier wie ein riesiger grüner Sammetteppich lang. kam in den zartesten Linien zu der schimmernden Bucht des tiefblauen Meeres nieder. Eine leichte Brise fächelte ihm Kühlung zu, und das ferne auschen der Wogen lullte ihn in süße Traume. Die ganze paradiesische Flur, die das Auge ermessen konnte, gehörte dem Grafen Almante. Bor etwa zwei Iah- n hatte er die reiche Besitzung von einem Verwandten ererbt, und der arme spanische Hidalgo hatte sich sogleich vollen Lebensdurstes nach seiner neuen neimatb begeben. Er war eine statt liche Erscheinung, schlank, groß, mit dunklen, feurigen Augen und üppigem, sedwarzgelocktem max. Was ihm in den Augen der Frauen fast noch mehr Reu verlieh, war der jiiia der Welt Verachtung, der um seine Lippen spielte. die Leidenschaft, die in Allem, was er sagte und that, zu vlbnren schien. Bald war er einer der ersten, Dielbe ehrten Löwen und auch einer der aus, gelassensten Taugenichtse in Havana. Ihm, dem Helden o vieler Abenteuer, dem noch kein weibliches Herz mid:rstan den. schien ein bürgerliches Mädchen. eine Kreolin überdies, Widerstand leisten zu wollen! Das Bild des schönen Mäd- chens. daS als Schatten durch seine Ge danken glitt, beschäftigte seine Träume. Vergebens suchte er es zu bannen. Er mußte sie besitzen. Noch heute wollte tt ihr all' seinen Reichthum zu Füßen legen, damit st einwillige, seine Ge liebte zu werden. fete war doch nur ein schwaches Weib, nicht einmal Voll, ' blut, sondern blos eine Kreolin; Thra en würden ihre Waffen sein, Thränen, d kein Erbarmen finden würden. Warum sollte das Mädchen den gol- denen Worten deZ adeligen Verführers nicht glauben? Und waren denn die Spanier nicht unumschränkte Herren S Landes und seiner Bewohner? Der Graf sprang in seine Volante, daS leichte Fuhrwerk in Cuba, und fuhr der einige Kilometer entfernten Hauptstadt zu. Rasch ging er durch die Alameda. die Vorstadt, die, von Irorn schert Bäumen umrauscht, mit den meist einstöckig, n Häusern in ihren weißen, blauen, grünen, rothen oder gelben Farben einen gar zierlichen, angeneh men Eindruck gewährte. Am Paseo de Tacon, dem Hauptplatze von Havana, angekommen, stieg er aus und wanderte zu Fuß diesen habanestschen Boulevard -entlang. Fußgänger im modischen Rock und schwarzen Hut bewegten sich hier unter Palmen auf dem Trolloir, wel cheS von prächtigen, gußeisernen Gittern gegen die anstoßenden Privatgärten be grenzt war; der Duft der Blumen und Orangenbäume strömte in überraschen der Fülle herüber. Stattliche Reiter auf edlen Pferden andalusischer Ab ftammung sprengten in kurzem Galopp vorüber und grüßten die Damen, toelch, in schneeweiße Seiden und Nes selwchgewünder gehüllt, mit bloßem .Hals und Kopf, Irische Blumen im dunklen Haar, zu zweien und dreien eben einander aus einer Volante da herrollten. Der Graf schenkte dem lebhaften Treiben auf der Straße kaum Beach tung. Die Sonne stand schon tief am Horizont, die Luft war kühl und däm meng, das Leben auf den Straßen pulfirte um die Abendstunde am leb tzafteften; die Palmen und Mimosen rauschten, Blumenduft stieg aus allen Betten empor, Springbrunnen plät scherten, Liebende flüsterten, und die ge fchroützige Menge wogte dem Theater zu. Die Fensterläden der Häuser, die wahrend des Zages fest verschlossen waren, hoben sich: und in den kühleren Abendstunden lernt der Spaziergänger die Wahrheit des Spruches wenigstens zum einen Theil verstehen: DaS Pri vatleben der Havana ift öffentlich daS iffentlicht Lebt geheim.' Nachdenklich schritt der Gras dahin. ES war untkrdessen dunkler geworden: mit Laternen und Hellebarden versehene Nachtwächter mochten, zu starken Streif wachen vereinigt, die Runde i den Straßen. SikgeSficher bog er ,in de Talle dt Eommercio ein. Hin wohnte die schönste der Kreo final, Miralda Sftalez. Räch dem Todt ihrer Geschwister und Eltern hatte sie als einzige Erdin den Besitz eines HauseS und CigarrenladenS angetreten, der, alsdalb zum Wallfahrtsort der ge, summten havanesischen Männerwelt er, habe, zu den ersten Berühmtheiten der Stadt gehörte. Miralda zählte erst 16 Jahre, allein die früheren traurigen ebensersahrun gen hallen ihrem Wesen einen ehr, surchtsgebietenden Ernst verliehen, der die unnahbare Würde idealer Schön, heit unterstützte. Nie stand ihr Laden leer. Wer eine Eigarre anzünden wollte, sprach bei ihr ein ; der eifrige Geschäftsmann beflügelte seinen Schritt, um einen Umweg durch die Calle de Commercio zu machen; und wenn er auch sonst nicht daran gedacht hätte, hier mußte er sich eine Cigarre holen. Aber von allen Kunden und Besuchern, die sich um ihre Gunst bemühten, hatte Miralda noch keinem den geringsten Vorzug gewährt. Auch Graf Almantc hatte schon stunden, ja tagelang in lie benswürdigster Unterhaltung bei ihr geseffen und ihr von seiner heißen Liebe andeutungsvoll gesprochen ; immer aber war sie ihm stolz zurückhaltend begeg net. Und der Graf konnte sich nicht verhehlen, wie wenig Erfolg sein Lie besmerben bis jetzt gehabt hatte, und wie köstlich dem Mädchen gerade dieser Stolz stand. Aber wie konnte ein Mädchen mit diesem Gesicht, diesen Augen, diesem Haar anders als stolz sein! Heute aber hoffte der Graf des heißerstrittenen Sieges sicher zu sein. Es war schon dunkel, als der Gras in den Cigarrenladen eintrat ; Miralda zündele eben die von der Decke herab- hängende Lampe an; mehrere junge Leute waren anwesend. Miralda er- widerte seinen Gruß mit jener vorneh- men Ruhe, die ihrer Schönheit so gut stand. Eine allgemeine Unterhaltung über die kürzlich eröffnete erste Eisen bahn auf Cuba erhob sich ; der Gras erzählte von der Eröffnungsfeier durch den General-Capitän Tacon und rich tete einige gleichgültige Fragen an Miralda, welche sie kurz beantwortete. mt jungen Leute entfernten sich. Der Letzte, der in die dunkle Nacht hin austrat und mit Miralda Blicke voll lebe und ewenschast tauschte, war ein junger Schiffer, der im Hafen von Havana eine Fähre leitete, ein hübscher Mann, ein schlanker Herkules mit drei kn Schultern und von geschmeidiger Elastizität der Glieder, die starke Mus leistn t und sehnige Ausdauer bekunde- ten ; aus seinem funkelnden Auge sprach Offenheit und Wagemuth, der etwas große Mund zeigte ein glänzendes Ge biß, und unter dem kühn aufgesträub ten Schnurrbärtchen wölbten sich Lippen roth und voll. Dem Grasen waren die Zärtlichen ledesblicte der Beiden nicht entganaen. Kaum war der Schiffer verschwunden, alle Magazine der Straße geschloffen und das Leben auf der Straße fast er ftorben, als der Graf mit seinem Anlie gen hervortrat. Miralda war schöner als je zuvor. Das liebliche Oval des Kopfes trug kindlich heitere Züge ; das üppige schwarze Haar, das einfach in der Mitte gescheitelt und in reichen Wellen über Stirn und Obren siel. war hinten durch einen goldenen Kamm zu einem Kranze au gebunden und mit einer frischen Rose geschmückt. Einer hrer begeisterten Anbeter hatte m voeti chem Schwünge ihr Haar glänzender und schwärzet gesunden als die dunklen chmenhul en der Ahurzachifrucht, und die Bewegung ihrer langen Augenwim, Peru, hinter denen der feuchte, tiefe Glanz ihrer großen schwarzen Augen sich derbarg, halte er dem Schlag der zitternden tfiugel des Kolibri verglichen. en Gras war erregt. Miralda, ich bin hiergeblieben. weil ich Dich sprechen will, sprechen muß Ich werde Dich nicht lange aufhalten, Es bedarf nur eines Wortes, nur eines einzigen Wortes, das über mein Leben entscheiden soll. Liebst Du mich? Ja der nein?" Er hatte Miralda's Hand ergriffen. die er mit krampfhafter Heftigkeit preßte. I Ja oder nein?" wiederholte er in einem Ton, der seine Leidenschaft deut lich genug verrieth. Ader ihr Herz war taub gegen diesen Ton, es blieb verschloffen wie das Haus eines ManneS, der vor Dieben in der Nacht aus seiner Hut ift. Sie entzog ihm die Hand, trat einige Schritte rückwärts und sagte in mildem Ton: .Ich kann Sie nicht lieben und werde nie freiwillig die Ihre werden ; warum wollen Sie nun Ihre Liebe an Jemand verschwenden, der sich um so ein koftba reS Geschenk so wenig kümmert?" Sagen Sie mir aber doch noch dies Eine : Wird mir ein Anderer vorgezo gen? Lieben Sie einen Anderen?" .Ja," antwortete sie nach kurzem Bedenken. Aber Sie können doch diese Schis- er nicht lieben Unmöglich ! Unsinn ! Miralda, stoße mich nicht von Dir, habe Mitleid mit mir ! Verlange, was Du willst. Tu sollst Alles haben I Miralda, liebe, liebe Miralda ! Nimm Alle, was ich habe, nimm mein Herzblut, Tropsen für Tropfen ! Mein Blut, mein Leben, mein Seele sind ja Dein !" Er war aufgesprungen und eilte, wie von Dämonen gefolgt, in dem Gemache auf und ad. Starr ruhten seine Auaen auf dem herrlichen Mädchen. Seine Sinne schienen sich bei ihrem Anblick zu verwirren ; der sinnbeftrickende Zau ber der Zrovennacht, der berauschende Tust der Jasmin und HidiskuZblü- thendüste steigerten seine Aufregung Bon Leidenschaft überwältigt, sprang er aus sie zu und suchte ihr einen Kuß aus die Lippen zu drücken. Mit übermenschlicher Krast stieß sie den Frechen von sich und erhob die mit ihrem blitzendem Dolche bewehrte Rechte zu ihrer Vertheidigung. Sie hatte schon längst einen solchen Ausgang gefürchtet und deshalb den Dolch immer im Gewände bei sich ge tragen. Aber sie brauchte kein Blut zu vergieszen. .Rache. Rache!" murmelte Graf Almante durch die Zahne, und mit siin, kelnden Augen verließ er die Schwelle, Sie athmete auf und glaubte, von dem Verfolger auf immer erlöst zu lein. Alles, was geschehen, erzählte sie ihrem Geliebten; mehrere Tage vergin, gen, und das Glück ihrer Liebe schien ungetrübt. Abenddämmerung lagerte über Ha, ana. Müde ließen selbst die Akazien ihre hellgrünen Blätter hängen. Miralda saß allein in ihrem Laden, in deffen Mitte ein klarer Springbrunnen ein- tönig pial werte. Ein Kommando Sol daten marschirte die Straße herauf und machte vor ihrem Hause Halt. Der Lieutenant der Truppe trat in den Laden und befahl ihr im Namen des es, ihm zu folgen. Das Mädchen wagte nicht, obgleich es sich keinen chuld bewußt war. dem allmächtiaen Willen des General CapitäuS sich zu wioersetzkn. Als aber der Marsch an dem Ge fängniß vorbei zur Stadt hinaus ging, stieg ihre Angst; zitternd und sich sträu bend. fragte sie, wohin man sie führe? Auf der Alameda wurde sie in eine be reit stehende Bolante gehoben, und in schnellem Lauf fuhren sie durch die Vor städte dahin. Schweigen wurde allen ihren Fragen, wohin man sie bringen wolle, entgegengesetzt. Vor der Villa Cardenia's hielt die Bolante. Der Graf Almante empfing sie lächelnd, half ihr, aus der Volante steigen und erklärte ihr, der "querida de rni corazon," seine treue Liebe und sprach die Hoff nung aus. daß sie ihren starren Sinn erweichen lasse. Miralda lüftete den im Kleide verborgenen Dolch nnd trat ruhig in das ihr bestimmte, üppig ein- gerichtete Zimmer. Ihr Stolz war nicht gebrochen. Der Gras wagte kaum, sich ihr zu nähern; die Bluwelle. die ihr jäh zu Kops stieg und eine flam mende Röthe über Geficht und Nacken ergoß, der stolze Blick ihrer Augen, das leise Zittern ihrer weißen Hand, die nach dem Dolch griff das Alles hielt ihn zurück. Mehrmals ging die Sonne hinter den zerklüfteten Höhen des Pan de Mantanzas zur Rüste. Hanend und hoffend faß sie am Fenster und blickte über den in tropischer Fülle prangenden Park hin. Sie lebte der sicheren Hoff nung, daß Pedro, der ja von den Zu dringlichkeiten des Grasen wußte, ihren Ausenthalt entdecken und zu ihrer Be, freiung herbei eilen würde. In der That war dieser, als er von dem plötz lichen Verschwinden Miralda's der nahm, der Verzweiflung nahe; bald lenkte sich sein Verdacht auf den Grafen und wilde achegedanlen durchtobten seine Brust. Tage lang wartete er auf der Alameda und vor der Villa, um den Räuber Miraeda'S vorbei passiren zu sehen. Aber der Graf zeigt sich nicht. Allmälig kehrte Pedro die ruhige Ueber legung zurück, und der Macht des rei chen und darum allmächtigen Spaniers mußte er Lift und Klugheit entgegen setzen. Das junge Mädchen saß, die Arme über der Bruft gekreuzt, in den Stuhl zurück gelehnt und starrte, in Träumen versunken, vor sich hin. Mechanisch horchte sie aus das Sausen des Nacht, windeS in den Palmen vor dem Fenster, in das sich von Zeit zu Zeit der dumpfe Donner des am User ausrouschenden MeereS mischte. Da plötzlich fuhr sie zusammen und lauschte athemlos nach dem Fenster, Durch dik klagenden Laute des Windes ertönte der Gesang einer weiten, tiefen Stimme. Dann rauschte der Wind wieder lauter und stärker auf, und die Stimme verwehte; noch einmal aber klang es deutlich an ihr Fenster herauf, eit bebte an allen Gliedern. Sie wagte kaum, zu athmen. Roch einmal, aber schon ganz leise, kaum vernehm lich, sang es: .Ohne Dich ift mir kein Leben, Ohne Dich das Leben Tod; Und so will ich hin eS geben. , Siebenmal dahin es geben. Theuerste, auf Dein Gebot." Alles war ruhig und still; nur am Himmel zuckte es unheimlich aus; ein schwaches Aechzen und Stöhnen durch bebte die Lust. Ein langer, sahler Blitz flammte hernieder, dann sährt ein Windstoß in die Kronen der Baume und schleudert die Früchte zur Erde, die Ananas, die Sapota, die Avokadobir nen in buntem Gemisch. Vom Meer yer ertönt daS dumpfe Geheul der Brandung, Aefte krachen, die biegsamen Palmen neigen ihre Kronen zur Erde. nieder und richten sich wieder aus, lo bald die sie beugende Kraft nur einen Moment nachläßt. Vergebens! Die Windsbraut erfaßt sie von Neuem. dreht sie wirbelnd im Knisk und führt fit triumphirend durch die Lüfte davon. Unaufhaltsam saust sie dahin über Kaffee, Zucker und Tabackspflanzun gen. Alles dnheerknd; selbst die riesige Kohlpalme, die so manchem Sturm ae trotzt, erzittert bis in die Wurzeln, nd die fete reißt mächtige Korallenblöcke aus den Riffen, die sie wie ein Stück, che Baumrinde hoch aus's Ufer schien, dert. Ter ganze Himmel steht ,n Flam men, berghoch rollen die Wogen heran der Erdboden scheint zu wanken. Alle Elemente veninigen sich, das Zer ftörungswerk des kubanischen Orkans zu vollenden. Ein spanischer Hausirer hatte wäb rend des Sturmes Obdach in der Villa EardeniaS gesucht und bei der großen asilichieii oer pavanesen auch gesun den. B,e Trenerscha t hatte ftch aus Furcht vor dem Unwetter erborgen So war eö dem Hausirer ein Leichtes, während der Ausruhr der Elemente tobte, zu Miralda zu gelangen Pedro, mein Pedro !" kam es über ihre Lippen, als sie ihr an seiner Stimme erkannt hatte und sich in seine Arme nurzie. Ruhe, Ruhe, mein Liebling! flüsterte er, sie küssend. Während draußen der Sturm weiter tobte, erzählte sie Pedro in haftiger Eile iyre inisilyrung und beschwor ihn, ihr zur Flucht zu verhelfen oder sie zu löd. ien. '1ttralda wußte einen Ausweg. vos vertrauen der Liebenden wandte sich nach langem Zauderndem General, capitän Tacon zu, dessen Gerechtigkeit uno Strenge aus oer Insel spnchwört, lich geworden waren. Pedro entschloß sich, ihn um kiülfe u bitten. ' Als er die Villa verließ, hatte sich die Natur wieder beruhigt, nächt liches Dunkel war aus Gürten und Meer heravgeiunken, und des Vollmondes fit deine Scheibe wob dämmerndes Lichl um Busch und Zweig. General Bon Miguel Tacon war im Jahre 1832 kubanischer Statthalter geworden; sein krastvolles Auftreten lenkte die zenlltteten Verhältnisse der JNiel wieder in neue, beffere Bahnen, leider nur für kurze Zeit. Ein eiserner. energischer, aber gerechter Charakter. wollte er den Augiasstall althergebrach- rer wmraume auslernen. Und es ae, lang ihm auch. Siadt und Land wim melken von Straßenräubern; war es doch sogar vorgekommen, daß einer von Zi,acon s Borganaern einem Kläger an gerathen hatte, er möge nur, um seines Eigenthums und seiner Person sicher zu sein, gleich ihm um sieben Uhr sich zu Bett begeben. Räuber und Diebe ent g,ngen der Verurteilung durch die Be, stechluhkeit der Richter. Tacon erlieg die strengsten Befehle gegen Diebereien und Rauvansälle, durchslreiste oft selbst mit Patrouillen die Stadt und lieb das verdächtige Gesinde! ergreifen. In Kürze hatte er nicht weniger als 2000 dieser Taugenichtse beisammen. Aber sie sollten nicht unthätig auf Kosten des Staates gefüttert werden, sondern mus ten großartige Bauten und Anlagen ausführen, welche der unermüdliche Gouverneur entwarf und die noch heute einen warnen tragen, eine fctnjfce. die Wanerieiiung. die großen Gefänanine. das Theater. Schon früh Morgens beaab sich Pedro rnanianez zu Tacon, wo er freien Zutritt und williges Gehör fand. Er erzählte ihm die Entführung Mi ralda's durch den Grafen Almante und ihre Gefangenhaltung in der Villa des Grafen. Miralda ift Deine Schwester?" fragte der Gouverneur mit sinfterer Miene, als der junge Mann geendet. Meine Verlobte, Erelencia!" Der Gouverneur hieß ihn näher her antreten; er nahm ein Kruzifix von der Wand herunter und hielt es ihm vor. Schwöre mir hier auf dieses Kreuz bei Himmel und Seligkeit, daß Du die lautere Wahrheit gesagt hast! befahl er ihm mit fester Stimme. Pedro kniete nieder, küßte das Kreuz und schmor, daß er die Wahrheit ge- redet. Ohne ein Wort weiter zu verlieren. ließ er Pedro in ein anstoßendes Zimmer treten und besaht ihm, zu warten. stunde um stunde verrann; in namenloser Angst hante Pedro, wie sich das Loos der Geliebten gestalten werde. Nach Verlauf von etwa drei Stunden wurde Graf Almante in das Kabinett des Gouverneurs geleitet, und kaum fünf Minuten nachher er chien auch Miralda. bleich und dang. Sofort begann der Gouverneur fein Verhör, Graf Louis de Almante, Sie haben die Uniform unserer königlichen Polizei dazu mißbraucht, dieses Mädchen zu ent führen. Ist dem so?" Ich war so leichtsinnig, Ezcellencia," erwiderte der Graf mit Ruhe. Ich lann es vor Gott nicht verantworten. Der höhere Richter später," unter, brach ihn der General heftig. .Hier frage ich Sie auf Ihre Ehre: Ist da Mädchen in der Gefangenschaft beschimpft worden?" .Bei meiner Ehre, nein." Das Verhör deS Grasen war zu Ende. Tacon warf rasch einige Worteauf ein Stück Papier, klingelte einem Diener und schickte den Zettel hinaus. Die Untersuchung wurde fortgesetzt; auch Miralda mußte bestätigen, wie sie von der Polizei nitsührt und nach der Villa pardenaS gebracht worden sei. daß ihr ad dn Graf weiter kein Leid angethan hätte. Plötzlich öffnete sich die Thür wieder. und berein trat ein spanischer Priester in seinem vollen Amtsschmucke. .Vatn Josk. Ihr werdet die Ehe des Grafen Almante mit Miralda I Estalez sogleich hier einsegnen und voll ziehen !' besahl der Gouverneur dem Priester. Diese Worte trafen den Grasen und die beiden Liebenden nicht weniger wie ein Alles vernichtender Blitzschlag. DaS war also die vom Generalgouverneiir er hoffte Hilfe und Rettung I ES war vergebe, daß der Gras ge gen diesen Zwang Einsprache zu erheben suchte, daß er den General a den alten Adel des Hauses Almante erinnerte, daß er mit bewegten Worten bat, die Ehre seiner Familie, die Unbescholten heit seiner Grafenkrone, seiner stolzen Devise nicht durch die erzwungene Miß heirath mit einer Havanesin von der verachteten Kaste der Mulatten zu be schimpfen. .Ich, ein Hidalgo der Krone Spanien's, der Schwiegersohn eine Mulatten, der einst selbst Cigarretten gedreht, und dessen Vater in den Zucker Plantagen arbeitete!" rief er stolz. Noch schlimmer stand eS um Pedro und Miralda. Vergebens flehte Pedro. Miralda stand vernichtet und dar schluchzend ihr Haupt an seiner Bruft; aber er fand als einzigen Trost für sie nur Liebkosungen, keine Worte. Der Gouverneur bestand auf der unmiltel baren Ausführung seines Befehles. Und bevor sich noch einer der Betheilig Ien recht zu besinnen vermochte, war die prieftcrliche Trauung vollzogen, und Miralda war Gräfin Almante. Der Graf blickte seine ihm neuver- wühlte Gattin gar nicht an. Aus Be, fehl des' Gouverneurs durste er den Palast verlassen: nur Pedro und Uli ralda mußten zurückbleiben und im an, stoßenden Zimmer warten. Tacon setzte ruhig seine Amtsgeschäfte fort. In Thränen zershenend, warf sich Miralda in Pedro's Arme, verbarg das glühende Antlitz an seiner treuen Brust und weinte ihren großen Kummer aus, Wie wohl war ihr in seinen Armen, aus denen sie für immer gerissen werden ollte. Pedro schwieg, er wußte selbst keine Trostworte, sanft streichelte er über M, ralda s heiße Wangen. Sei ruhig, meine Miralda, ich werde Dich wiedersehen! Du tollst mich wie, dersehen!" flüsterte er, und die Worte fielen wie lindernder Thau in Miralda ! wundes Gemüth. Sie küßte ihn heiß ihre Augen leuchteten groß und dunkel. und sanft und ruhig schmiegte sie sich an Pedro. Es war kaum eine halbe Stunde der, strichen. Der wachthabende Ofsiuer des Pa, lastes trat in das Kabinet des Gouver- neurs. Ift mein Befehl vollzogen?" fragte der Gouverneur strenge. Ja, Ercellenaa! Neun Kugeln haben den Grafen getroffen, als er an der Ecke der Alameda de Paula vorbei ntt!" Ich bin zufrieden; man schicke mir den Priester wieder. Nach wenigen Augenblicken erschien derselbe. Vater," sagte der General, Ihr werdet die vorschriftsmäßige Verkündl gung der von Euch vorhin vollzogenen Ehe des Grafen Almante mit Miralda Estalez übernehmen; zugleich wird es Eure Aufgabe sein, den Tod des Grafen bekannt zu geben und sein Leichenbe, gängniß anzuordnen." Hat der Graf Almante hier Bei, wandte?" wandte sich Tacon wieder an den Osnzier. Ich weiß von keinen. Ercellencia," gab dieser zur Antwort. Auch der Prie fter hatte nie von solchen gehört. In Ermangelung miterbender Ge chmister und Verwandten," sprach Ta con weiter, wird also die Wittwe des Grafen einzige Erbin seines Vermögens und seines Namens sein. Vater Jose. Ihr werdet Sorge dasür tragen, daß dies, mein Wille, erfüllt werde." Pedro und Miralda wurden in ! Kabinet des Gouverneurs gerufen. Gräfin Almante, Sie sind Wittwe und können über Ihre Hand und das Ihnen von Ihrem Gemahl hinterlassene Vermögen frei nach eigenem Ermessen verfügen." Miralda wußte nicht, wie ihr geschah; sie konnte den Sinn dieser Worte nicht fassen. .Sie sind frei, Ihr Gemahl ift todt !" wiederholte der Gouverneur. In überströmendem Gefühle der Dankbarkeit stürzte fit auf dik Kniee nieder und wollte seine Hand küssen. Er aber'wieS sie zurück, befahl ihr sich zu erheben, und sagte streng: Gehm Sie jetzt mit diesem jungen Burschen und machen Sie ihn glücklich!" Das vechängnißvolle Schnurr bartlzaar. ?ine Londoner lriminalgkschich!k. Als Mr. Clive nebst Gemahlin, in der, sowie der gesammten Dienerschaft von dkr randparne zurückkehrte, fand er zu seinem großen Erstaunen, daß aus sämmtlichen Zimmern die Stuben tdüren gestohlen waren. Keine Fenster scheide war versehrt, es zeigte sich über Haupt nicht die geringste Spur von den Dieben. Natürlich wurde sofort nach der Po lizei geschickt und der lZongabler Mr. Glh erschien, um das Protokoll aufzu nehmen. Haben Sie auf irgend Jemanden aus dn Tiennschaft Vndacht ?" .Rein." nwiderte Mr. Eli, .die war ja mit uns auf dem Lende." Danach srage ich nicht. Man muß korrekt zu Werke gehe. Bei jedem Per brechen, da im Hause geschieh!, fällt zunächst der Verdacht aus die Diener schast." Mr. Gly war einer der vorzüglichsten Polizeibeamten London's. Er hatte zwar och nie den Urheber eines er. brechen? entdeckt, aber seine Protokoll!' erfreuten sich der Achtung seiner Borges setzten. Auch jetzt bewies er seine Klug heit. Er untersuchte zunächst die Ta schen, dann die Schränke der Dienst boten. Er notirte dies im Protokoll und schloß mit der Bemerkung, daß er den Dieben aus der Spur sei. Mr. Clive gehörte zu den unzusric denen Elementen der Bevölkerung. An statt sich mit dem Protokoll z begnll, gen, ging er zu Mr. Brown, dem be rllhmtesten Dctekti London'S, und legte ihm genau die Thatsachen vor. Glauben Sie, daß man die Diebe entdecken kann?" fragte Clive. Das Einschreidegeld kostet fiin! Pfund," erwiderte der Detektiv selbst bewußt. Mr. Clive bezahlte und wiederholte seine Frage. Sobald ich die Diebe fest habe, und das wird am nächsten Freitag, Abends 6 Uhr 35 Minuten der Fall fein. erhalte ich noch 20 Pfund." Bald darauf nahm der Detektiv eine Besichtigung am Thalort des Ver brechens vor. Die Hände in den Ho fentaschen schlenderte er durch die Zim iner, gleichsam zu seinem Vergnügen. Plötzlich blieb er stehen, bückte sich und hob Etwas vom Erdboden auf. Was war es? Ein einzelnes Haar! Er legte es sorgsam in sein Notizbuch. Glauben Sie wirklich ?" fragte Mr. Clive. Unbedingt." Aber wie ?" Ganz einfach! Ich werde bei allen Denen, die mir verdächtig vorkommen, die Haare nachzählen lassen, ich meine die Schnurrbarthaare, denn ein solches ist das gefundene. Solche junge Leute zählen ihre Schnurrbarthaare und mer ken sehr genau, wenn ihnen eines fehlt." M. Brown und M. Clive gingen darauf in einundzwanzig Barbier gefchäfte und zeigten das Haar den In hadern vor. Im zweiundzmanzigsten sagte der Barbier sofort mit Bestimmt heit : Das Schnurrbarthaar kenne ich, es gehört dem jungen Cogsby. Er läßt ftch alle Tage bei mir rasiren. Doch da komrul er gerade." Ein lunger Mann erschien und ließ sich ahnungslos zum Rasiren nieder. Der Barbier beugte sich über ihn und sagte plötzlich in schmerzlichem Tone : zähle nur dreizehn." Cogsbn erbleichte. Wie?" rief er, erst vorgestern wa- ren es noch vierzehn." Ist das vermißte Haar vielleicht die " fragte Mr. Brown hinzutretend. In der That." erwiderte Coasb er- staunt. Ich fand es in der Wohnung des Mr. Clive." Cogsby wurde noch bleicher und sank zu Boden. Schurke." rief Mr. Clive. aib mir meine Stubenthüren wieder!" Ich bekenne Alles. Mein freund Tom und ich, wir haben die Thüren ge stöhlen. Wir haben sie zuerst zersägt und dann durch den Kamin iortae- chafft. Ich bin Schreinerlebrlina und wollte meinem Meister Arbeit zukommen lassen. Und so war es. Cogsb wurde zu dreijähriger Deportation verurtheilt und versprach, nie wieder Stubenthüren zu stehlen, was er auch gehalten hat. Er verlegte sich später auf Fenster und Badewannen, trug aber dabei stets eine uiroarioinoe. Unerwartete Verordnung. Der Botaniker Link, von 1815 bis 1851 Professor an der Universität i Berlin, war der Schrecken aller Kand, daten der Medizin, welche gewöhnlich in dem Fache, das er als Mitglied der OberprüfungS-Kommission zu verketen hatte, nicht recht zu Hause waren. Einst kam er mit katarrhalischen Beschwerden behaftet in die Prüfung, und als die Reihe des Examinirens cm ihn kam, richtete er mit ganz heiserer Stimme an en andidalen die Frage: Sie hören, woran ich leid. Sagen Sie mir was würden Sie mir verordnen, wenn Sie mein Arzt wären?" Ohne Zögnn versetzte dn Gefragte : Vor allem. Herr Professor, hätte ich Ihnen gnathen. bei solch kaltem Wetter zu Hause zu bleiben, da Ihr Ausgang nur schlimme Folgen haben kann." Man kann sich denken, welches G lächln unter den Zuhönrn entstand. Auch der Examinator stimmte darin mit ein und meinte : Das glaube ich Jhnm von Hkrzen gnn." UebrigenS traten die schlimmen Fol- gen bei dem Kandidaten diesmal nicht ein. da rr wieder Erwarten alle weite ren Fragen richtig beantwortete. vsxpelknnige Schtisung. ... .Für Sit. Mtink Gnädige, gingt ich bis an'S Ende der Welt!" . .Sie gehen entschieden zu weit, Herr Assessor!" !lm Siel. Jungn Mann, nach seiner ersten An steUung: So. jetzt wird geheiralhet, jetzt kann ich eine Ärau krnäbren. wenn sie Geld hat.'