Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 17, 1896, Image 3

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vBKASa STAAT ANZEIGER, Lincoln, Neb.
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Du 4cGrfmniß 1,011
ümiici..
ffloi::on tDit Karl (ftj. Klops.
Seyen Sie fiel;!" f ante et, auf den
Stuhl beulend, auf dem er sie gesunden
Halle. UstlMtiiie gehorchte.
Als heute 9(o,cht um ein Uhr, hier
in der Bibliothek, merke Sie wohl !"
Ich werde kommen."
' .Wul. Und nun bleibe Sie so noch
Zehn Minuten sine, dann erwachen
Sie von selbst und uatiülich ohne jede
Erinnerung tjiOjiu. (Stunde der besohle
neu nächsten Hypnose! Halt, noch
(Sine! ie sagten, Briinow wurde
Sie und die Tante heute Nachmittag
in sei nein Wagen abholen?"
So ist es."
Ich finde es nöthig, von nun an
auch auf Nebensiein zu verkehren,"
Eine Regung oo Eifersucht flößte ihm
den Wunsch ein, sie an der Seite des
Baron, so gut als mitglich, im Auge
z behalten; e war dies auch von
Wichtigkeit für später, wo es ein Mit?
lel zu finden galt, Eglaulinc zn einer
möglichst nnveidächtigen Losung ihres
Biautverhäl, Nisse zu veranlassen.
SUiViue Einsithrnng können Sie am
besten bewerkstelligen, 2k werben
midi also beule linr '"iln-ir Tntitr itnh
dcm Baron auffordern, mitzufahren!
versianoeni'
Ganz recht!"
Die passende (Wecienliril dcuu
werden Sie schon finden. Da Sie eö
anscheinend freiwillig thun müssen,
will ich Ihnen über die Form dieser
uinuioung ie,ne -iwci)riteil machen,"
Damit verlies! er sie, indem cr durch
die Thür in der Wandlnselung er
schwand,
1. Kapitel.
Räch Tisch kam Baron Briinow im
Landauer von Rebenslein herüber.
Eglantine begrüßte ihn freundlich, aber
c entging ihm nicht, daß sie sich ein
wenig Gewalt dabei anthat. AIS er
ihre Hände crgriss, gewahrte er den
BerlobniigSring a ihrer sinken, den er
sofort gesucht hatte. Da erst schien
auch sie sich daran zu erinnern und er
röthetc.
Ich war vielleicht zu vorschnell?"
fragte cr leise, ihr mit einer gewissen
Acngstlichkeit in die Auge sehend.
Scheint Dir dieser Ring etwa als da
erste (lieg einer Kette, mit der ich
Dich an mich zu schmieden allzu sehr
eilic?"
' Welch' ein Einfall ! C nein, ein !
Hat Dir den Dein Jan nicht schon
gesagt, wie ich diese Kleinod ans
nahm?"
Allerding, aber"
Du findest mich kalt, hölzern, und
konntest bei) auf eine Braut rechnen,
die Dir jubelnd eittgegensiiege
würde." Sie athmete schwer aus und
erbebte unter einem leisen Fieber
schauer. Ihr Blies verrieth für eine
Sekunde seltsame Geistesabwesenheit.
Um so inniger umklammerte sie aber
im nächsten Moment die Hand de?
Bräutigams. .Pergib mir, Hans, o
bitte, vergib mir! Ich weiß nicht, wie
mir ist, seit dem vormittag schon, so
fürchterlich benommen, so, so ganz un
beschreiblich "
Er hatte sie mittlerweile am Arme
geführt, in den Schatten der großen
Hauptallee im Parke, Jetzt blieb er
erschrocken stehen, wahrend sie mit
zuckenden Finger an dem Yartenhnt
zerrte, den sie am Arme trug.
Was ist Dir?"
Da sank sie ihm an die Brust, in
e! wilde Weine aubreched. Erzog
sie an sich, lehnte ihr Köpfchen an seine
(Schulter und msaßte sie zärtlich.
Lic'jst Du mich nicht mehr?" fragte
er dann, Alles aufbietend, um den
Schmer; zu bezwingen, den diese Frage
in seinem Inner ausühl!e.
C ja, ja!" schluchzte sie und drückte
sich so fest an ihn, als suche sie Schutz.
O dann ist Altes gt! Wen ich
nur Deiner Viel sicher bin, Oder
hast Tu vielleicht wieder so wunder
lichc (rille, als vb das Schicksal uns
trennen wallte?"
Ich weiß nicht, ich weiß nicht"
,(ieh' doch, Närrchen ! Die drückende
Millagshitze ist Dir ein wenig aus die
Nerven gefallen wtd macht Dir Kops
weh. I,'t c nicht so?"
Vielleicht. Ich fühle mein Hirn
wirklich so benommen, al habe man
niir'tflei in den tropf gegossen. Ich
mochte mich immer aus etwa besinnen,
und die (bedanke halte nicht Stand.
ES lebt etwa DnnIIcS, llncntwtrr
bare in mir, und ich kann ihm nicht
beisammen. HanS, Hans, wenn das
W!mjin wäre?"
Hub ! Wa da für gräßliche Muth
maßungen sind!" sagte er mit ediin
sieller Heiterkeit. Weil ine, zarte
Püppche ein bischen Migräne Ital !"
Rein, nein, HanS, T sollst nicht
scherzen ! (A-nic i n diesen! Angenblicke
sichle ich Ni unnennbare Etwas, das
mir vor Deiner Ankunft blos liiibc
klagen cinflomc, zu cincr schrecklichen
Macht in mir anwachsen. Ich liebe
Dich, ich wußte es nie so deutlich als
jetzt, und ich mochte mich an Tick
hängen und mit Tir ('lieben, so weit
0.14 un die Füße tragen könnten, denn
ti ist mir. als trolle mich ein Dämon
von Dir losreißen, uns trennen. Viel
leicht ist das die Almunq eines großen
Unglücks, das uns bevorsteht."
Sei rultig, sei ruhig, virbdicn!"
bat cr, ibr sankt über die Stirne strei
chcnd. lir.d siebe da, das übte eine
fast z,iu',crhasie Wirlung aus. Der
angster'ullte Blies ihres Auge er
hundelte sich zu glücklichem Belagen,
und in wohliger Ermattung lehnte sie
ihre Winge aus Neue et seine
Eck'ült-r.
yutie tmA)'. liip.lle sie, wie ein
schuldiges tfir.d, das eine treue
Pfleg;: han in fauste Schlummer ge
wiegt l'rtt.
Er Irin sie mit einer Zanheit, in
der stA ja recht feine ruiirendc riebe
ansirrack. Sie lacb.lte unter feinem
eichen Hancke mit Erließ sich eine
Weile fiarnnt dem ilucke, das tie wie
unter b;ni schirmend.- ei 4
grien CTgeto genox, Dann ergriff sie
seine Hand und silhrtc sie, ehe er c
hindern konnte, an die Lippen.
Laß mich!" bat sie, alö er ihr wch
rcn wollte. Du weißt ja nicht, was
D mir bist. Ich möchte Dir Immer
fort danken, so innig danken."
Wofür denn, wofür denn?" flüsterte
er erschüttert und küßte sie leise in'
Haar. Weil Du mich beglückst, mein
süße Leben, weil Du meinem Dasein
da schönste Ziel gegeben hast?"
Weil Du mein Heil, weil Du
mein Frieden bist!" sagte sie mit
überzeugender Schlichtheit. Siehst
Dn. wie Dein Kuß die Gespenster
verscheucht hat, mit denen mich meine
kindische Einbildung quälte? Habe ich
Dich erschreckt? Denk' nicht mehr
daran ! Jetzt ist mir leichter nd wohler
als je. Ich weiß, Deine Liebe, Dein
starker Arm schützt mich. Und wa
sollte n denn eigentlich geschehen
können, nicht wahr? Ich fühle mich
jetzt so zufrieden und so stark und ge
fund, und wolllc mir, ich brauchte
nicht mehr von Deiner Seite zugehen."
Sie küßten sich wieder mit der Zart
lidifeit zweier Menschen, die sich für
einander bestimmt fühlen. Da wan
bellen sie durch da duftende Grün,
plaudernd und lachend, ein paar Früh
lingskinder. Der seltsame Schatten,
der Eglantine soeben noch erschreckt
hatte, war verslogen, Sie schien gar
nicht mehr daran zu denke, und auch
er bemühte sich, dem Porsalle eine
hoch, len nur humonstische Bedeutung
beizumessen., Sie sprachen ohne jede
Befangenheit von den Nächstliegenden
Dingen.
Mama ist heute wieder an ihren
Lehnsessel gesesfelk," berichtete cr.
Man darf ihr aber mit keiner Aeuße
rung der Theilnahme nahen. Du weißt
ia, daß sie mit ihren Schmerzen am
besten fettig zu werden glaubt, wenn
Niemand darauf achtet. Auf Dich
freut sie sich schon seit dem Morgen,
als ob sie Dich schon weiß Gott wie
lange hätte entbehren müssen. Ich
würde Dich auch gebeten haben, ohne
Verzug mit mir hinüberzufahren "
lind warum ginge das nichts Ich
bin bereit."
Ich sürchte, diese unausstehliche
Hitze aus der Straße würde Dir"
Sie ließ ihn nicht ausreden, nahm
seine Arm und wandte sich hastig zum
Rückwege,
Nein, Du kannst unbesorgt sein.
Ganz im Gegentheil, ich i,,ß sogleich
hinan in' Freie, wen Du mich
völlig wiederherstellen willst. Jetzt
empfinde ich erst es liegt hier, in der
Atmosphäre von Birkenried da ge
wisse Etwa, weißt 'Du, von dem ich
Dir vorhin gesagt habe. Ia, wahr-
hastig, es ist so eine kindische Grille,
wie ich Ur schon bekannte, aber doch
nur von dieser Umgebung erzeugt
Drüben bei Dir hätte sie mich der
schont, daran glaube ich ganz fest. Also
lag un aufliegen, ich lechze darnach,
von hier wegzukommen!"
Der Landauer stand auch wirklich
noch angespannt iin Hofe, da cs ja
Ariinows Absicht gewesen war, die
beiden Damen sofort mit sich zu ncl)
men. Eben trat auch Gräfin Adel
gunde, zur Abfahrt gerüstet, in den Hof
heraus. Hinter ihr tauchte Hermann
Plock au dem Thorbogen auf. Er
schien nur zufällig mit ihr zusammen
getroffen zu sein.
Briinoiv näherte, sich der Gräfin,
sie zu frage, ob cs ihr genehm sei,
die Fahrt sogleich anzutreten. Dabei
verlor cr Eglantine für eine halbe
Minute aus den Augen, Als er sich
dann wieder ihr zuwendete, machte
ihn ihr bicichcS Gesicht betreten.
Wahrhaftig, daS war ja ganz die
Miene, mit der sie ihn bei seiner An
kunft erschreckt hatte ! Was war denn
nur wieder über sie gekommen?
Er wollte sie eben aus Neue bit
ten, die Fahrt zu verschieden, wen sie
sich etwa unpäßlich suhle, aber sie
machte sich schon bereit, den Wagen zu
besteigen, wahrend Hermann herzu
eilte, ihr dazu die belseude Hand zu
bieten. Sie sah den Mann dabei nicht
an, aber Briinow bemerkte, wie sie in
dem Momente, al sie seine Finger
berührte, noch blasser wurde. Wie in
Erschöpfung sank sie ans ein Polster
des Nisitze hin; die Hand, mit
der sie sich den breitkrampigen Stroh
hnt mehr in' Gesicht herabzog, schien
lüde und kraftlos.
Hermann half auch der rastn in
den Wagen, unter ungezwungenem
Geplaudcr, als gehöre er zur Familie.
Wann werden wir sie, Herr Te.k
tor, drüben ans Rebeustein sehen?"
sagte da Eglantine plötzlich, ihm jodoch
wie früher feinen Blies schenkend ; sie
hätte diese Woitc, ebenso gut an ihren
Sonnenschirm richten tömien. Sie sah
auch nicht die verdutzte Miene des
Bräutigam und das peinliche Staune
der Taute über ihre merknmrdige Auf
forderung.
Ploe! verneigte sich stumm. Briinow
sah nunmehr, das peinliche Schweigen
zu lösen, nur eine Weg.
In der That, Herr Doktor, ich
würde mich freuen, wenn ich Sie mei
ner Mntur vorstellen könnte. Ich
halle bereit Gelegenheit, mit ihr von
Ihnen zu sprechen"
Da können Sie ja gleich mit UNS
kommen," sagte Eglantine, al spräche
sie von der seldstoersiaiidtich'stcn Sache
der Welt. Tcr Wagen hat ja für
Bier Platz."
Die Herrschaften sind zu gütig, e
würde mir allerdings ein besonderes
Vergnügen sein, 'Rebenstetn kennen zu
lernen."
Also bitte!" sagte Briinow mit
einem eigcntliiiinluiien vacheln und
wie aus den Bordcrplatz.
Hermann nahm mit verbindlicher
Phrase an. Und so trug der Landauer
in der nächste Minute wirklich vier
Personen davon.
Plock gewandten Uingangsformen
war es allein zu verdanken, daß der
peinliche Eindruck seiner (fcsclljdwft
nicht offenbar wurde, Bruno ober
sprach unterwegs leine Silbe.
Diese Mittaghiize war irklich ge
dezn erdrückend. Sog die Baronin
Briinow, die seit deut ''.crgen nver
die gichlischen Schmerzen in ihrem
Bein zu jammern gehabt hatte, war
nach Tisch in ihrem Lehnstuhle eilige
schlummert. Siatlze, die zu Fußen der
ranken gesessen und ihr vorgelesen
hatte, war hierauf hinausgeschlichen.
Ihr kam kein Schlaf in die Augen;
sie, die sonst über die gesunde Natur
eine Bauernkinde versngtc, halte
seit einiger Zeit sogar bei Nacht kei.ic
rechte Ruhe gesnnden. ES schien ihr
bereit selber, al sollte sie nun aus
einmal da kennen lernen, wa man
Nerve nannte.
Wie sie da jetzt zum Beispiel über
den Hos schleuderte, ein Gefühl der
Unlust in der Brust, daß sie c laut
zum Himmel hätte schreien mögen;
da war's ja eben, daß sie gar nicht
hätte sagen können, wonach sie ver
lange, wa ihr auf dieser Welt hätte
Freude bereiten können, da erfüllte
sie zuweilen mit einem wahren Men
scheuhaß. Wie hatte sie sich vor iinr
zem noch Tag und Nacht mit dem Ge
danken bcschastigcn können: o, wenn
doch Tini nur den Hans nehme ! und
ctzt, wo sich da so wunderbar gefugt
hatte, jetzt begriff sie gar nicht, wie
ihr das Zustandekommen dieser Verbin
dung gar so ausschließlich hatte am
Herzen liegen können. Jetzt kam ihr
das Gethn' solcher Liebsleutc" mit
unter recht albern und kindisch vor, und
eigentlich auch furchtbar egoistisch, und
sie selbst kam sich wie eine Person vor,
die Über dergleichen Dummheilen
längst erhaben ist. Freilich, ihr erschien
übet Haupt tchr ganzes Dasein als durch
aus verfehlt. Wo wollte sie denn
eigentlich auf dieser Welt, mit einem
Herzen, das so müde war, daß ihr nicht
einmal das Seufzen einen Schimmer
von Bergungen gewährte, während es
ihr einst, über sentimentalen Romanen,
so beneidenswerth romantisch erschienen
war. sich lies unglücklich zu suhle.
All sie so am Pseidestall vorbeiging,
hörte sie die Thiere schnauben, und da
dichte sie cn d?n kleinen englische
Falben, den ihr der Bruder zu ihrem
jüngsten Geburtstage e war der sieb-
zehnte ge:ven geschenkt hatte. Wie
sie das einst so geliebte Thicr seit
einigen Tagen doch vernachlässigt halte !
Wenn es verhungert wäre, sie hätte
es gar nicht gewußt. Bei diesem Ge
danken schlug ihr förmlich das Gewis-
sen. Sie konnte nicht umhin, doch
wieder einmal nach Myladh zu sehen,
Flugs begab sie sich durch den gro
ßen, scheunenähnlichcn Schuppen, in
welchem da Geschirr und Sattelzeug
ausbewahrl wurde, nach dem Stalle,
Da konnte sie sich freilich überzeugen,
daß Mulady noch nicht verhungert war.
Munter und glänzend stand die junge
Stute vor ihrer tirippe und begrüßte
die Herrin mit einem fröhlichen Ge
wicher. Käthe küßte de Liebling
gerade; rcumülhig auf den ziemlichen
Nacken, tätschelte ihm die Mtoupe und
überzeugte sich mit Genugthuung, daß
Mhladt) entschieden das schönte Thier
Im ganzen Stalle sei, geputzt und
gestriegelt, daß die Haut wie ticfgol
dener Atlas erschien, und ja was war
denn das? Tie Mähne nicht nur in
kokette Zöpfchen geflochten, sondern
zwischen den hue sogar mit einem
Rosenstiäußchen geschmückt ! Tas war
ein Aufputz, den sie ihm nur bei be
sonderen Gelegenheiten gegönnt hatte,
und diese Blumen da waren so srisch,
als ob sie täglich erneuert würde.
jcäihe roch daran, wahrend Mnladh
wie ein verzogenes Kind sich mit dem
Halse an sie schmiegte, Wer kann
das gethan haben?" sragle sie sich in
Gedanke, Plötzlich riß sie aber dein
Pferde den duftenden Kopfputz ab und
warf ihn weil von sich in die Streu,
sei cs, daß sie fand, '.Wnicidl, könne
durch solche Extravaganzen allzu eitel
werden, sei es, weil sie eifersüchtig
darauf hielt, daß ihr Leibvl'erd nur von
ihr selber gesclnnückl werde und nicht
von dem nomiU'eitcn Rc, Unecht.
Dann versetzte sie dem Falben sogar
einen zornigen Schlag auf den Rücke,
als hätte sie ihn der Treulosigkeit zu
zeihen. Aber als er, das nur als eine
neue ieblosnng auffassend, sie daraus
hin abermals freundlich beschnupperte,
wurde ihr Hcrz wieder weich, und sie
streichelte ihn so ziittlick, als müßte sie
ihm ihre Heftigkeit abbitten, Sie
lehnte sich a das Thier und überließ
sich wieder einmal einer jener weh
müthiqen Stimmungen, wie sie sie in
den letzten Tagen nur .zu st anfielen.
Die Hitze hatte hier in dem dunsiigen
Stalle etwas gant besonders Einschlä
ferndes, Es war gewiß auch nur dieser
erschlagenden Atnwspliarc' zuzuschrei
ben, da iäthc allmnlia in eine aan:
sonderbare R'iihrscligleit versank. Ja,
letzt wurde sie m,t etneni V,alc inne,
was ihr fehlte und was sie ersehnte:
da Sterbe! Ach Gott! so dalnn
fchlnmmern, schmerzlos, sich auslosend,
da mußte einfach köstlich sein! Und
da fühlte sie, wie sie dieser schnöden
Wett, die ihr zuletzt so viel nnbe
stimmbiiren Aerger bncitet, in der letz
te Stunde doch z vcrzcilicn geneigt
sei. Nein, sie weilte in Friede hin
gehen, versöhnt mit den Menschen, wie
es einem frommen (emitthe Bedürfniß
nr! Ihr Her. :erich,ol: förmlich
in überquellendem Wolilwollen für die
ganze Menschheit, der sie doch heute
Mittag noch ewigen Haß zgeschwcren
zu huben meinte. Es kam ibr jo rüh
rend süß, so nimmt tsch vor, mit einem
llveiqebenden Vacheln ans den vixpen
au dem Vcbcn z scherten, daß ibr tie
hellen ? brauen in die Auge stieln.
Plötzlich vernahm sie ein t'vräasch
da draußen in der i;en halle. War das
nicht ein leiser Schritt gemeieu?
wichtig, da erschien eine duullc cs,,,lt
vor ihrem Blicke, der den Weg durch
die osfengedli ebene Statlthur In.
Jetzt trat die eitalt in den Bereich
des Taqesl,chte r?n den beiden nach
dem Hofe gellende Fenstern de
Schuppens her, und iliiibe, die hier in
dein dnntlen Wiiilel zwischen den Brei
lern des Pieroeswnocc selbst vnbenteilt
bleibe mußte, erkai.nic X'uicl, eine
der Inngmagde. ein habiies, kecke
Ting. dos ihr besender Z'.igetlian war.
Was datte denn die da im Zeug
schuppe der im P'erdesiatl z fuchsn?
itnr die gav s coen nente geraoe tni
Wa ich haute alle Hände oll zu thun.
Hatte sie sich etiva von der Arbeit gc
drückt, um hier in dem kühlen Raume
Gelegenheit zu einer kleine Siesta zu
Uchen?
Aber Liesel wandte sich nicht nach
dem tal le, s.-ndcrn nach der entgegen
gesetzten Seile, gegen eine niedrige
Holzihür, die Käthe von ihrem Platze
aus ebenfalls recht gut sehen konnte.
Und wie sie bemerkte, daß das Mädel
so behutsam dahinschlich. al ginge sie
ans Katzcnpsotcn. vorsichtig um sich
spähend, aber geradeswegs aus dieses
Thurchen lo? da zuckte es in ihr auf,
eine wüthende Regung, Jene Thür
sie führte in da Stübchen Jan Ska
lickis, daö wußte sie ; er bewohnte c
ganz allein ; da übrige Stallpersonal
hatte ein gemeinsame große Gelaß
in der Mansarde über dem Stall
gebäude, Eö war also kein Zweifel
möglich, daß Liesel bei Jan einen Be
such abstatten wollte.
So eine Frechheit Käthe hatte
gute Lust, hervorzustürzen und dem
Mädchen, das ja schau durch sein gan
zc Gehaben das Bewußtsein eines
unrechten Thuns verrieth, recht cner
gisch den Weg nach dem Waschhaitsc zu
weisen. Aber sie bezivang sich; sie
mußte siech doch erst vollends überzeu
gen, ob die Pflichtvergessene es wirk
lich aus diese Thiir da drüben abgesehen
habe.
Wahrhaftig, jetzt drehte Liesel den
Schlüssel im Schlosse und öffnete, rn:
in dein Kammcrchen zu verschwinden.
Käthe richtete sich atts und sühlte,
wie ihr die Farbe der Empörung in die
Wangen stieg. Dieser Jan liaikc den
Schlüssel wohl nicht umsonst stecken
lasse. Da handelte es sich wohl mit
ein Stelldichein! , der Elende, der
immer so that, als sahe cr die Mägde
auf dem Gute kaum über die Achsel an!
Aber was ärgerte sie sich eigentlich?
Sie hatte ihn ja nie für etwas Ande
rcs als einen abgefeimten Heuchler ge
halten; cs kannte ihr demnach eine ge
wisse Befriedigung gewähren ihr
Urtheil bestätigt zusehen, llndnsrflich
jetzt wollte sie auch wartcit, bis cr
selber lämc, und cr mußte ja bald kom
men, natürlich und dann konnte sie
ihn vor Hans endlich entlarven, diesen
verächtlichen Duckmäuser !
. Sie wartete also und hoichte. Aber
ihre Geduld schien auf eine harte
Probe gestellt werden zu sollen. Im
Hose draußen blieb Alle still ; cs
war, als hakten die sengenden onnen
strahlen, die zum Theil auch in den
Schuppen hereindrangen, alles Leben
im Hanse modlet, ' Nur ans Jans
Kammer drang von Zeit zu Zeit ein
tcräusch, wie wenn vvrsichtige Hände
Sclinbladen auszogen und datin herum
wühlten. Sollte sie Jan am Ende doch Un
recht gethan haben, hatte er den Schlüs
sei unabsichtlich stecken lassen, und
wußte er gar nichts von der frechen
Tinte, die da in seinen Sachen herum
stöberte? Aber da, jetzt ja, ja das waren
rasche Schritte vor der Schwelle der
Hofthür, und daö Sporcnklingcn der
lanenstiefcl Kätbc kannte die Gc
klinget nur zu wohl, sie haßte es ja ge
nugsam! Und auch Kiesel da drinnen
mußte cs hören, sie erschien in der
Tliin, wahrscheinlich, tun nach dem
saumseligen Liebhaber auszugucken
aber nein, sie schien ängstlich aha !
jetzt wollte sie cntschlüpseu, sich viel
leicht int finsteren Hintergründe zwi
scheu den alten Ackergerätheu verstecken
doch schon zu spät ; sie war bereits
vom Fenster an gesehen worden. Jan
sttirzte wie. besessen herein, sah noch,
imc das Mädel seine Kammerthür zu
werfe wollte, stieß einen Finch ans
und hatte -.'ieiel int nächsten Augenblick
gepackt.
Wa wolle Sie da?" schnaubte er
sie au, und seine Augen funtelten, daß
Käthe für die Magd zitterte.
Diese verlor alles Blut aus den
Wangen, bemühte sich aber, ein freuiw
liche Z'acheln zu zeigen.
Ach, gehen Sie, thun Sie doch
nicht so bitterbos, Herr Jan, wenn
man einen kleine Scherz "
Du verdammte Kröte!" keuchte er,
und packte sie an dem eine Artn, den
sie hinter sich ans dem Rücken hielt,
al habe sie da etwas zu verbergen.
,? hast mir 'was genommen! (Me
stehe und heran damit!"
Vir'e4 versuchte nun schnippisch zu
iveiden, dann gre, in sich zuletzt
uf Bitten zu erlegen, aber der
Mann ließ sie nicht los.
Da hielt es die Baronesse für ge
boten, der unerquicklichen Szene ein
Ende zu machen. Rasch trat sie hinaus.
Was gibt es da?"
Tie Beiden prallten erschrocken ans
einander. Viefcl faßte sich jedoch schnell
und wollte entwischen. Aber Käthe
vertrat ihr den Weg zur AusgangSihür.
Sie entwickelte sehr viel majestätischen
Anstand.
Sie werden mir Rede siehe ! Was
hatten Sie dort in tjet Kammer zu
suchen, und was verbergen Sie da jetzt
unter Ihrer Schürze?"
Viesel stotterte etwas Unziisnntmen
hängendes. In, der sich mittlerweile
von seiner Uebertaschung erholt hatte
nd in rcsvc!l:'oller Haltung vorder
Schwester seines Herrn stand, platzte
jetzt lieiaus,
Gnädiges Fiänlei haben selbst ge
sehen, wie diese Person da drinnen in
ineiner Stube war? Taun täusche ich
mich auch nickt, wenn ich sie beschul
digc, daß sie mir etw:s genommen
hat. Sie Klauen mich, so o't sie nur
kann."
.Psui!" rief Kätlie ent, ästet, al
könne sie so ' ums Abscheuliche gar
nicht fasse:,, und hatte dobei wirliich
kein Bewußtsein, daß auch sie vor .Mur
zem noch Jemand delantcht hatte. Ist
das wahr?'
C, denke doch die Baronesse nickt
schleckt reu mir!" ja-ite Vteiel in wei
ncilickem Tone. Es war gewif: und
Khiha'tia nur ans Sckerz. wir bade
den Jan da immer geneckt, er müsse
iebe geheimnisse haben, wir wellten
ich! glauben, daß er alle Franenzim
nicr nickt leiden lönnt', und nvil ich
und ja und ich Kab duch vorgesiern
"lend gesellen, an er au dem ,vici.-;i.
Hanse Herabkam, wie er in seiner Kam
mcr dort 'was im Kasten versteckte ich
konnt' gerade durch einen Riß im
Fensterrorhang hine,ngucken und da
War' mir, als ob"
Boshaftes Geschöpf!" unterbrach
sie da der Bursche zornig er war
blutroth vom Halse bis zu den Haar
wurzeln hinaus, Wer gibt Ihnen ein
Recht, mich amzuspioniren? Augen
blicklich her mit dem Ding, das Sie
mir entwendet haben"
Na, wenn Sie' durchaus nicht
ander haben wollen, Sie Herr Cbcn
au," sprudelte jetzt die Gekränkte mit
der Rachgier der Bcrschuiähten hervor,
so kamt ich' a gestehen, was mich so
inlcressirt hat, daß ich mir darüber um
jeden Preis Gewißheit verschaffen
wolllc, ES war da kleine Täschcl, das
ich Sie vorgestern da drinnen bei der
Kerze so lange betrachten und dann vcr
schließen sah. Und ich Hab's auch ge
sehen und ich wollte Sie damit zum
Besten haben aber jetzt, weil Sie gar
so sehr den Hochnäsige gegen Unser
ein spielen wolle jetzt soll auch da
gnädige Fräulein wisse, in was e
sich handelt, Ia, vergiften Sie mich
nur mit Ihren Fcucraugeu, Sie toi!
kopsiger Mensch Sie! Jetzt recht
fertigen Sie sich einmal von wegen des
Dings da. Es müßt' doch recht komisch
zugehen, wenn Sie aus rechtmäßige
Weise dazu gekommen wäicn!"
Sie hatte schon während der letzten
Worte Käthe ein alles Vedertäsclicheii
in die Hand gedrückt, das sie bisher in
der krampfhaft geballte Faust unter
der Schürze verborgen gehalten, und
rannte nun hinaus, eine zornige Lache
aufschlagend.
Jan machte Mtcnc, sich letzt ant die
Baronesse zu stürzen, um ihr den Ge
genstand zu entreiße. Sei Gesicht
war nun im Gegensatze zu vorhin
kreidebleich. Käthe trat mit blitzenden
Augen zurück.
00 ! Wollen isic lebt auch mich
wie eine Räuberin behandeln? Das ist
ja recht verdächtig,"
Berzeihuuq!" stammelte er, mit
den sieberisch unruhigen Fingern immer
wieder nach dem treitoblekte hin
zuckend, das jetzt auch sie mit dem
Rücken deckte. Es ist es könnte
Baronesse läuschen sich ganz gewiß,
wenn Sie dem Mädchen glauben"
Zurück, 'sage ich! Ich muß mich
überzeugen, was das ist, von dem Kiesel
behauptet, es könne nicht aus recht
mäßige Weise in Ihren Besitz gekom-
men sein.
Da faltete er in Todesangst die
Hände. Ich bitte, ich beschwöre Sie,
gnädige Fräulein, geben Sie mir da
Ding wieder! Können Sie denn wiik
lich glauben, daß Sie in mir einen
gemeinen Dieb ertappen sollen ?"
Warum ich!?" stieß sie rauh her
vor. Baronesse!"
Was soli d? Bilden Sie sich nicht
ein, mich mit Ihrem erkünstelten Bor
nehmthun läuschen zu können ! Ich habe
hinter diesem mühsamen Anstand langst
nichts GnieS vermuthet."
Er wich zurück wie vor einem entsetz
Iichen Phantom, Dann machte er eine
wegwerfende ''eberde und lächelte in
stummer Beizweislung. Käthe nahm
das Täschchen auf, um es zu öffne ;
e schien eine kaum handgroße Karte zu
enthalten. Sie konnte sich aber doch
nicht entschließen, die Klappe anfzu
drücken. Glaubte Sie denn wirliich,
was sie gesagt hatte? daß er seinen
Herrn besiohien habe könnte? Und
hatte sie sich nicht wieder und nner
traglicher a!s je blamirl, wenn sich
der Inhalt dieses Futterals als niiver
dächtig oder gar als cindclilaleöRühr
inichnichran wies?
Cefsnen Sie's!" sagte er mit der
dumpfen Ükefiguatiou eines Telinquci)
tcn, der den Todesstreich de Schars
richlerS erwartet. Jetzt ist mir Alles
gleich."
Ei!" Sie machte schon Miene,
ihm da Ting verächtlich vor die Füße
zu werfen, da zuckten ihr doch wieder
die Worte der viese durch de Kopf.
ic lächelte kalt und grausam. Nein,
ich lasse mich auch durch dieses feine
Manöver nicht fangen. Ich habe aller
dings kein Interesse a dein iehcim
niß dieses Täschchens meine Meinung
von Ihnen könnte ja auch so wie so
nicht geändert werden aber Ihr Herr
ist berufen, Einsicht darein zu nehmen.
Ich werde es also meinem Bruder
übergeben."
Jan verrieth nur mit einem schmerz
lichen Zittern der Nascnslügcl, wie
ihn der bedanke an den Baion be
tührtc. Tann nickte er.
Auch das, wenn Sie wollen! Ich
bin ans Alles gefaßt."
Sie hatte sich schon znr Thüre ge
wendet. Sein To gänzlicher Host
nnngslojigkeit zwang sie aber, doch noch
einmal uinzuschcn.
So gestehen Sie, wa Sie da
haben!" rief sie zornig. Picllcicht
lasse ich dann Nachsicht walten."
Nachsicht Sie, Baronesse? Nein,
da würde ich vergeblich appelliren, das
weiß ick wohl. ES beliebt Ihnen, mich
nur aus's Neue zu quäle, mit meiner
Berzwciflung zu spielen. Nun denn,
ich siige mich ja, wie Sie sehen, ich
gebe mich auf. Ja, ich babc da, was
Sie in diesem Fuitcral finden werden,
unrechtmäßiger Weise an mich gcnom
men gesiolile, lim den da Wort zu
gebrauchen, da Ilnien zu so außer
oidcnilicker Befriedigung gereicht."
Unerhört? Diese freche Sprache!"
Die Sprache eines Menschen, der
nicht niebr zu verlieren hat. Ccrnien
Sie das Täschchen. Sie weiden es mir
ja dock nickt erspare !"
Wüthet bräunt liß sie die läppe
auf, aber sie zog die arte deck, nicht
heraus. Im letzten Moment schien ic
ein Ekel zu übermannen.
.Ta!"
Sie warf ihm d Täschchen hin. I?
mtledige sie sich eiu. chmntziqe Tin
ge. Aler r:..' ehe die Sekunde entflog,
machte sie schon e ne Beireqnnq. als
wolle iie sich auf" ue darauf fim
zen: der I.'.iiilt d s uttcra! war im j
Niederfallen deran,7i,1mell, der Xar j
ton lag frei auf dem ioke!:, n:id aihe '
-.nannte ant oen ersten t,ci ntr eige
ne Bildttiß, eine Photographie, die
sie erst vor einige Wochen hatte anscr
ligrn lassen,
Jan war einsach nicht bei Sinnen;
ihm war sckon zu Muthe gewesen, als
ivarr der Henkersslrick an seinem Halse
grisse, und man hätte ihm die Frei
heit geschenkt, um sich jetzt, im letzten
Augenblick, erst recht vernichtet zu
sehen.
! flälhe stand für den Moment der
! Herzschlag und die Dcnkkrast stille.
; Um so gewaltiger überfiel sie aber mit
i dem nächsten Athemzuge ein Strudel
jäher Vorstellungen: Jan, wie er die
Photographie da oben im Zimmer de
Bruder an dem Album stahl, Liesel,
die es ausgespürt hatte, und in dieser
Minute ihre pikante Entdeckung gerade
durch Hos und Gcsindeslnbc ausschrie,
und die Dienstlcutc, die da mit ngc
heitrer Heiterkeit aufnahmen, ihren
Namen in den Schmutz zogen.
Da war wie ein Blitz, der eine
Mine i ihr anzündete, Sie stürzte zu
dem Mauerpsetlcr zwischen den ,veu
Itcrn de chuppens, wo Rieineiizeng
hing, riß eine Peitsche herab und fuhr
damit herum, daiz die schnür in wct
tem Bogen durch die Luft pfiff.
Niederträchtiger Bube!" brach es
wild aus ihrer Brust.
Jan lonntc sich gerade noch bücken,
sonst wäre ihm die Geißel um die
Ohren gesaust, und sing jetzt, vorsiür
zend. die Peitsche ans.
Bube! Bube! Ich ziichtige Dich !'
keuchte die Baronesse. Der Zorn gab
ihr eine außergewöhnliche Kraft; sie
dichte de langen, metallbeschlaqeticn
Peitscheiistock um, daß der Bogen unter
den fänden des Burschen brach, und
holte aus, ihn mit dem Griff in'
Gesicht zu schlagen.
Jan wußte sich der schimpflichen
Züchtigung nicht anders zu erwehren,
als da er ihr Gewalt entgegensetzte.
Er ließ die Peitsche los, packte mit
derbem Griff die Anne der Wüthenden
und r sie an sich. Er konnte ,ch!
anders, den Käthe stieß die Fäuste
empor, ganz und gar von deut nnbaiv
digc Drang beherrscht, ihn in'S Ge
tcht zu trcsscn.
Es waren zwei Wahnsinnige, die da
mit einander rangen ; das tobende Blut
verdunkelte ihren Blick, sie spürten
Jedes nur den glühenden Athen: des
Anderen. Käthe reckte den Kopf empor
in flammender Ra erei und Jan
beugte sich nieder, im Momente nur
von der unklaren Absichl beherrscht, sie
zu ersticken, und da brannten seine
Kippen ant den ihrigen.
Ein sieberischeö Zitiern befiel ihren
Körper, eine jähe gi'callion; kraftlos
sank sie in sich zusammen, das Leben
schien ans ihre. Blicke z wctchcn.
Jan ziicklc erschreckt zurück, ohne sie
jedoch loszulassen; er begriff nur das
Eine: da cr letzt erst wirklich und
endgillig verloren war. Und mit einer
Wucht, als gälte c, sie in seinen
Armen zu erdrücken, riß er sie auf'
Neue an sich und bedeckte ihren Mund
mit rasenden Küssen.
Wenn unter den Donnern de jüttg
sten Mick)teS die Eide unter ihnen ge
borst! und sie in einen höllischen
Abgrund getaumelt wären, er hätte
nicht darauf geachtet ; wie sollte er da
bemerken, daß sich der Eingang des
Schuppens verdunkelte, und eineGnipxe
von vier Personen auf der Schwelle
erschien?
E Kaun die Ankömmlinge von Air
kcnrieh; sie hatten noch den Zornes
schrei derBaroncsse vernommen. Brii
now und Grasin Adelgundc waren die
Ersten voran s.nr den Moment ge
lachnit vor Ueberraschnug über den Au
blick, der sich ihnen da bot,
Käthe!" schrie der Freiherr dann
ans, noch immer unbeweglich ans der
Schwefle ve harrend, als könne cr gar
nicht glauben, daß es Wirklich die
Schwcsier sei, die cr da In den Armen
seines Burschen sah,
Jan erblickte den Herrn und wankte
zurück wie ein Trunkener ; er war e
auch, Alles vor ihm drehte tun und
um. Er vermochte nicht auozudcnkcu,
was jetzt doch kommen mußte; sonst
Ware niclit geblieben.
,D hast'. gesehen, Dn hast'S gc
scheu, Hau!" sprudelte jetzt dicBaro.
esse hewuS, mit fliegender Brust nach
Atlxm ringend, gcstikutircud wie eine
'Irrsiimige. Er trögt mein Bild bei
sich, dlis cr gestohlen hat. cr zcigt'S
den Leute, er beschimpft mich, ich
wollte ihn ach Gebühr züchtigen da
mit der Peitsche und er entriß sie
mir und hat mich geküßt gc küßt
o psi ! pfui ! Ich kau daran nickst
mehr denken, ich bin gebrandmarkt für
alle Zeit durch ' ' sei, Sclmrken ! Todte
ihn, Hans, todte ihn oder tödlc mich !"
Diese Worte rüttelten den Baron
erst vollends auf. Mit einer Schnei
li gleit, die die Übrigen Zeugen jetzt
kaum zum Bewußtsein des Geschehen
den kommen ließ, rassle er die Peitsche
ans, die och zu Käthen Füßen lag,
und warf sich damit auf Jan Slalicki,
der fahl wie eine Leiche dastand und
die Faust erhob, offenbar entschlossen,
die drohende Züchtigung aus der Stelle
z rächen; der Jähzorn, der ihn schon
einmal fast zumMöider gemacht, hatte
jetzt ganz und gar die Oberhand in ihm.
Eine Bierteljekunde och und ein
namenloses Unglück mre nicht mehr zu
vermeiden genesen.
Da geschah abermals etivas Uner
wartete?. ,
Grafin Adelgunde stürzte- sich zwi
fcktcn die Zwei. Tcr Raum zwischen
ihnen war sckon so Inavp. da,: ihr
Ellbogen gegen die Brust Brunows
stieß, uabrend sie Ja erhobene
Aim erhäschte,
Tknn Sie ihi nichis!" schrie sie
de Baron an. Rühren Sie ihn nickt
ti!"
Mehr konnte sie nicht hervordrin
gen: die Stimme brach ihrinderungc
deinen Bewegung, die znathmen
ihre ?nnge lautn rast hatte.
Jetzt ivrang auch Eglantine kierzu
Plock haue sie an der Thür znruckznhal
al er i diesem
erwiriender Eieignijse
cheik besorgt, und l!am
:n Arm de Biautiqam.
sich viick;ietzen. fei
V
Peitsche entfiel seqe HZuden, Mi!
geschlossene fahlen Kippen, keuchend
vor Erregung, sah er wie gcistrsabwe
send ans die Geliebt nieder, die ihn
unter Thränen zu bescawichtige stichle
mit Worten, wie s,e die Angst ihr
eingab. j fr
In demselben lugenblick stürzte
Jan der alten G'isin zu Füßen, al
hätte Ihn ein Swertstreich in die
Kniekehlen getrosGn.
Mein rettendr Engel!" schluchzte
er, indem er ihre Hände ergriff und
cn seine Lippen preßle.
Und da war der Stoß, der den letzten
Damm vor Adelgnnden Thranenflulh
zerriß. Am ganze Leibe zitternd, brach
sie über der kauernden Gestalt de
Polen säst zusammen, und ihr Mund
berührte seinen dunklen Scheitel mit
einem langen Kusse.
Käthe, die vorhin, bei dem Zorne
ausbruche des Bruders, In eine der
Fensternischen zurückgewichen war ein
angslgedrückle Kind, da vor dem
leichtsinnig angesachlen Fetter flieht
bemerkte die Bewegung der Grästn
und stieß einen Laut der höchsten Per
blüssung ans, wodurch erst Briinow
und Eglantine aufmerksam wurde,
Frau Gräfin!" rief der Baron er
bittert. Sie verschwenden hier ein
sehr tmzeitigeS Mitleid, Der Lump
hat es gewagt, meine Schwester zu
umarmen "
Weil er sie liebt!" siel die Gräfin
leidenschaftlich ein, Ich Halle das
eigentlich schon heute Früh errathe
können. Ach ja, da staunt Ihr und
meint, es spräche eine Närrin zu
Euch!" Sie preßte eine Hand an die
erschütterte Brust und ließ ermattet
daö Haupt sinken, Ich bin zu müde, -zu
erschöpft, um jetzt Erklärungen zu
gelten. Vnßt mich eist z mir selber
kommen! Und Du, mein armer, armer
Junge, steh' nur aus! Tir soll Tcin
Ralit weiden!"
Jan gehorchte, zu bestürzt, um nur
eine Silbe hervorbringe z können. '
Briinoiv wollte seiner Uebertaschung
und Empörung über das ttnbegrcisliche
Perhalle der Grasin abermals Lust
mache, da schnitt ihm ein verstohlener
Wink Hermann das Wort ab,
Sie ist von Sinnen!" raunte ihm
der Mann zu nd trat an die alte
Dame heran. Erlaucht gestalten mir,
diesem Attfkritt ein Ende z machen ;
c ist ein Gebot in Ihrem Interesse
wie in dem der anderen Damen,"
Ja, hinaus, hinaus!" rief Käthe
an einer halberstickten Kehle und
klammerte sich an den Arm Eglan
tinens, sie mechanisch mit sich 'sott
ziehend.
Die Gräfin wollte noch einmal nach
Jan umsehen, aber Plock verdeckte ihn
mit seiner Gestatt und ließ der Frau
keine Zeit zu einem weiteren Worte,
das alle seine Pläne mit einem
Schlage hatte vernichten können. Wie
ein Arzt, der gegen eine widerspenstige -Patientm
sansie Geivnll anwendet,
ergrisf er ihre Hand, zog sie in seinen
Arm und führte sie hinaus, den Baron
noch mit einem beredten Blick zur
Unterstützung auffordernd.
Die fr,sche,Lft niuute den miiicanf
senen Nerven wirklich wohlthun. Im
sonnigen Hofe angelangt, sahen sich
die fünf Personen an, als erwachlen sie
aus einer schwebn Betäubung. Was
ist geschehen, und was soll noch ge
schehen?" Diese Frage lag im Blicke
eines Jeden.
Und Plock beqrrn, dag es fein Po
theil erheischte, zuerst darauf Antwort
zu geben.
Anspannen, an pannen, 'ioseph!"
rief er über den Hof dem Kutscher zu,
der sie hierhergefahtn hatte und eben
das zweile Pferd ausschirren mollte.
Ihrer Erlaucht ist nicht wohl, Herr
Baron, Sie habe selbst ve,oen.
daß weitere Auseinandersetzungen in
dieser Stunde unmöglich si'nd, lasse
wir also die gegenwärtige schwule
Atmosphäre verdampfen! Die Frau
Gräsin bedarf zunächst der Ruhe nnd
Sammlung !"
Briinow hatte zwar gute Luft, den
Herrn Dollar mit seinen ausdrina
tichcn Anordnunzen derb zuriickzuwei
sen, aber ein Blick in da verstörte
Gesicht der Gräfin belehrte ihn, daß sie
wirliich in zerriitleler Persassi,a war.
Sie haben Recht," stimmte sie setzt
auch bei, Plock zunickend. Sie sah mit
mattem Lachein die drei Gesichter an,
die ihr mit dem Ausdruck Ihlosen
Staunens cntczenbtickien. Ja, meine
lieben Kinder, ich nviß wohl, d,) ich
r Euch in den sonderbarsten Räthseln
spreche, aber wolllc ich mehr sa.en, so
konnten cs nur wieder neue RMscl
sein, zu groß, m sie och af der
teile zn lose, und ich denke, netvcn-
angreifende Sensation hat es eben schon
genug gegeben, Sie, lieber BrüiwU',
müssen mir nur das Eine vkispikhen:
saß Ihr Jan siir heute noch unbe
heiligt bleiben soll ; der arme Bursche
hat genug gelitten Und morgen Bor
mittag schicken Sie ilmnachtjikentikd
l,iniibcr, da soll Allesgeebnet werden."
(gortsetjung folgt.)
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