Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 17, 1896, Image 11

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    Eine großartige Idee.
mmornfc Ou dcm druljchkn Soldat,
U&cii. Von'JI P.WiutfHbtTfl Liklrogstk.
Ein trüber, grauet Himmel, unauf.
höilich heiniederströmender Regen, sah
le Abenddämmern, da? ist so das
rechte Stimmungsbild für ine Nacht,
selddieiistübung.
Naß big aus die Haut war jeder ein
zelne Mann der Kompagnie, welche dort
in mibmuthigei Schweigen die durch
weichte Chaussee entlang zog. Die Laune
des Lieutenant von Schrötlcr, der neben
den Mannschusten einherschritt, war
auch nicht gerade die rosigste. In stum
wer Erbitterung gedachte er des Herrn
Oberst, der kein Erbarmen kannte, wenn
es galt, eine seiner großartigen Ideen
zu entwickeln." Dabei scheute er weder
Wind noch Weiterl Von dem Ad
jutanten gesolgt, sprengte der Gestrenge
soeben liber das Brachfeld, daß die fauch
ten Erdkllimpchen nur so umherflogen.
Der Hauptmann ritt ihm entgegen,
um die vörschristsmäkige Meldung ab
zustatten. Gnädig winkte der Herr Oberst
av jind sprach dann hastig aus den Cssr
zier ein.
Ay ", vayie der Lieutenant von
Schrötter vergnügt, vielleicht wird noch
der ganze Rummel des schlechten 28et
terS wegen verschoben. Etwas die
scheitere? könnte gar nicht bassiren!"
Allein seine Hoffnung kam zu früh.
Vorwärts mattet)!" hiesz das $frn.
mando, und weiter ging es in gleich
müßigem Schritt die mit Pappeln be
setzte Ehaussee entlang. Die Lust
zum Scherzen war allen vergangen.
Keine mgarre -wollte brennen. sang.
und klanglos marschirte die Kompagnie
dahin.
Ein Wagen rollte heran. Hastig
wandte sich Herr von Schrott um und
erkannte trotz der hereinbrechenden Dun
kelheit auf den ersten Blick die junge
Dame, welche vom Bock des leichten
Jagdwagens aus mit viel Geschick die
feurigen Rosse lenkte. Eilig zwirbelte
der Lieutenant seinen Schnurrbart in
die Höhe und tupste mit dem Taschen,
tuch die Regentropsen vom Gesicht.
Wahrhastig, sie ist es," murmelte er
vor sich hin. Richtig, wir find ja auf
dem Wege ach schlo Berawald.
Als das Gesiihrt sich näherte, grüßte
der Lieutenant mit dem gezogenen Sa
bel. Der Gruß wurde mit der langen
ffahrpeit che eben o förmlich erwidert.
dafür aber leuchtete hüben in den blauen
und drüben in den braunen Augen ein
innigerer Gruß aus.
Unwillkürlich halte die junge Dame
die Zügel angezogen ; die Pferde sielen
in Schritt. Der Herr Hauptmann ritt
heran, ihn erkennend, rief ihm Elfe von
Bevernt zu :
Guten Abend. Onkel ! Was macht
Ihr denn bei diesem Wetter hier drau
ßen? Du glaubst wohl, es soll sich heute
Abend noch aufklaren? Bewahre I
Das bleibt die ganze Nacht so bei.
Laß Dir rathen, Onkelchen, zieh' mit
Deinen Braven nach Hau e. Sieh
nur, Heri von Schrötlcr macht ein ganz
betrübtes Gesicht. Ich wette, er ist
pudelnaß !"
Recht gerathen, gnädiges Fräulein
Aber dem Herr Hauptmann geht es nicht
bester. Das ist nun einmal nicht anders
im königlichen Dienst. Waren Sie in
der Stadt?"
Ja, ich hatte dringende Besorgung
gen." und sich tief vom Bock herab
neigend, während der Hauptmann um
den Wagen herumritt, flüsterte das junge
Mädchen zu dem auf der anderen Seite
einherschreitenden Offizier:
Sonntag, am Aussichtsthurm."
Ich komme," gab er ebenso zurück.
Ja, denke Dir nur, Elfe, wir haben
heute Nacht Felddienstübung." versetzte
der Hauptmann, dem das Geflüster ent
gangen war.
Bei diesem Wetter?" staunte das
Mädchen.
.Was bilst es! Der Herr Oberst hat
unglücklicher Weise wieder einmal eine
großartige Idee" gevavt. 39 os,e
immer noch, er hat ein Einsehen und
läßt das Ganze sammeln" blasen."
Ach so, das Signal, das Euch heim
zurücke erlaubt?"
Wie ist es doch?"
So wenig Verständniß für Musik
Herr von Schrötter im Allgemeinen be
saß, wie die ldne diese Signals das
ihm schon so oft die ersehnte Ruhe der
heißen, aufeinander folgen mußten, das
wußte er genau und konnte daher so
gleich Auskunft ertheilen.
Zuerst kommt:- Das Ganze," er
klärten, schwer und gewichtig: Tra!
tra ! tra tra I und dann:
.Sammeln" kurz, ftaccato: Tra tra !
ttatraltrattaltratra!"
Elfe hatte S schnell aufgesaßt und
trällerte eS ihm luftig nach.
FamoS. Mädel!" lobte der Haupt
mann. Vielleicht hörst Tu das liebe
Signal heut Abend noch. Wir mar
schiren in der Richtung aus Bergmald.
Hinter Eurem Park wird Halt ge
macht."
Elfe zog die Zügel an und schnalzte
mit der Zange als Aufmunterung für
die Pferde.
Adieu Onkel ! Adieu Herr von
Schrötter Erkälten Sie sich nicht ! "
rief sie noch zurück, dann saufte die
Peitsche über den Rücken der Pferde
durch die Luft, fort rollte dn Wagen
und war bald den sehnsüchtigen Blicken
des Lieutenants entschwunden.
Tiefer und tiefer sanken die Schatten
der acht herab. Unendlich lang dehnte
sich der Weg. Schließlich aber war doch
das Ziel erreicht. ,
.Ganze Bataillon halt! Rührt
Euch! " lautete da Kommando.
Die Chaussee machte hier eine Bie
gug und zog sich an einer ziemlich
hohen Steinmauer entlang, über die
halb entlaubte Baumkronen herüber
schauten. Es war die Parkmauer von
Schloß Bergwald.
Herr von Schrötter seufzte lief aus
und mußte selbst nicht recht, galt dieser
Seuszer seinem abhanden gekommenen
Herzen, dem Regen oder der Nachtseld
dienstübung.
Plötzlich hob er lauschend den Kops.
Es war ihm, als raschelte das Laub
jenseits der Mauer, und als näherten
sich leichte Schritte. Doch nein, jetzt
blieb wieder alles still. Er konnte sich
auch getäuscht haben. Aber da, knarrte
nicht die Thiir des Aussichtsthurmes,
der sich hier rechts am Ende des Parkes
befinden mußte?
Als Herr von Schrötter das letzte
Mal in Schloß Bergwald gewesen, hatte
er mit Else von der Platform des
Thurmes aus den schönen Rundblick
genossen. Er erinnerte sich dessen nur
zu genau. Rasch wandte er den Kopf
in der Richtung, in der er den Thurm
vermuthete.
Es war stockfinster. Nichts ließ sich
erkennen. Aber was war das?
Langgezogene Töne, unsicher zuerst und
zaghast und nun anschwellend, hallten
sie laut und kräftig durch die Nacht.
Neues Leben durchströmte die halb er
starrte Glieder. Das Signal!
Zweifelnd, der schönen Hoffnung nicht
zu trauen wagend, horchte Alles auf
und lauschte gespannt. Da war es
wieder. Hell schmetternd setzte es ein.
Sammeln! sammeln!" lockten die
wohlbekannten Töne.
Hier war kein Zweifel mehr mög
lich, eS wurde das Ganze sammeln"
geblasen.
Schrötter, hören Sie es?" erkun
digte sich vorsichtshalber der Hauptmann
bei seinem Untergebenen.
Ja wohl, Herr Hauptmann," ent
gegnete dieser. Die Töne scheinen aus
nächster Nähe zu kommen. Hinter dem
Park muß eine Abtheilung stehen, die
das ignal giebt."
Auf Anordnung des Kompagniechefs
wurde das Signal aufgenommen und
weitergegeben. Von hier und dort
klang es bald als Antwort zurück, ein
Zeichen, daß man Überall im Aufbruch
begriffen war.
Wie gern folgte jetzt jeder dem Kom
mandomort des Führers. Der Humor
kehrte wieder. Beim Isefang des lufti
gen Soldatenliedes und mit der Aus
ficht auf ein warmes Zimmer und ein
Glas heißen Grogs marschirte es sich
noch einmal so gut.
Plötzlich sprengte ein Reiter in schärf
fter Pace heran. Es war der Herr
Oberst selbst.
Herr Hauptmann!" fuhr er Wuth
schnaubend auf den Kompagniechef los.
Wie können Sie sich unterstehen und
das Ganze sammeln" blasen lassen?
Ich bin außer mir! AlleZ läuft mir da
von, kein Halten mehr! Was soll aus
meiner Idee werden!"
Der Hauptmann hatte Mühe, dem
erregten Oberst klar zu niachen, wie un
schuldig er an der ganzen Sache sei.
Kaum vernahm der Gestrenge, die seiner
großartigen Idee verhänqnißvoll aewor
denen Töne seien von jenseits des Schloß
gartens gekommen, da jagte er auch
schon mit verhängtem Zügel davon, eS
dem Hauptmann überlassend, ob er wei
termarschiren oder warten solle. Dieser
entschied sich sllr das Erstere.
Indessen jagte der Oberst an der
Parkmauer entlang und fahndete ver
gebens nach dem Missethäter. Er wußte
von keinem Aussichtsthurm und keinem
Schloßsräulein, er wußte ferner von
keinem Waldhorn, das nun wieder ruhig
an dem Nagel in der Halle hing, von
dem es für kurze Zeit verschwunden ge
wesen. Er wußte auch wohl längst
nichts mehr von der Liebe, die erfinde
tisch macht und oft tollkühn wagt, wenn
dem Geliebten Gefahr droht.
Ein Anderer aber wußte dieS alles,
doch der behielt seine Schlüsse wohlmeis
lich für sich. Der nächste Sonntag Nach
mittag aber fand ihn wieder auf dem
Wege nach Schloß Bergwald. Eine
deutsche Meile ist für einen tüchtigen
Jnfanterielieutenant nichts als ein net
ter kleiner Spaziergang. Geflügelten
Fußes eilte er dahin. Endlich war der
Aussichtsthurm erreicht. Tort war die
schmale Pforte in der Parkmauer. Auf
flog die Thür. Zwei weiche Mädchen
arme schlangen sich um seinen Hals,
und ein frisches Lippenpaar bot sich ihm
zum Kusse.
Nun, ist Dir die Nachtfelddienft
Übung gut bekommen?" fragte Else
von Bevernt, sich aus seinen Armen lö
send.
Vortrefflich!" mtgegnele der Lieute
nant von Schrötter. Aber denke Dir,
unser Oberst ist noch jetzt fuchswild auf
den Bösewicht. der das Signal: das
Game sammeln" abgegeben hat. Bis
jetzt ist er noch nicht erwischt worden,
könntest Tu mir nicht ein wenig auf
die Spur helfen? Wer mag eS wohl
gewesen sein, ahnst Tu eS nicht, Tu
Schelm ?"
Er hob mit der Hand ihr Kinn in
die Hohe und blickte ihr prüfend in die
Augen.
Sie wich seinem Blicke aus, doch sich
innig an ihn schmiegend, flüsterte sie:
Geliebter. Tu hattest Tich in der
feuchten Rächt ja erkälten können!"
Die besten Gardinenpredigten
die, welche nicht gehalten werden.
sind
Tit ftafltttUtttt.
Wie der Tabak, drc Thee, der Pses
fer, die Seife, so hat auch der Kaffee
seine widrigen Schicksale durchzumachen
gehabt, bevor er zu der allgemeinen
Herrschaft gelangte, deren er sich heute
erfreut. In seiner zweiten Heimath
Arabien (ursprünglich stammt er aus
der abessinischen Landschast Kaffa, wo
nach auch sein Name gebildet ist) wnrde
er zu Anfang des 15. Jahrhunderts be
kannt. um hundert Jahre später (1511)
durch den Statthalter von Melka, Khair
Bei, verboten zu werden. Die Nieder
lagen wurden vernichtet, und auch sonst
snnden sich, wie aus der arabischen
Literatur hervorgeht, manche Gegner
des Trankes, der aber schließlich doch
über alle Widerwärtigkeiten triumphirte.
In Europa, wohin ihn im Jahre 1024
die Benezianer brachte, fand er zwar
eine bessere Ausnahme wenngleich er
auch hier von Verfolgung nicht srei
blieb. In allen großen Städten ent
standen Kaffeehäuser, seit 1(352 in Lon
don. 1671 in Marseille, 1072 in Paris
1083 in Wien. 1080 in Nürnberg und
Regensburg, 1087 in Hamburg, 1700
in Danzig, 1712 in Stuttgart, 172
in Leipzig, (der Kaffeebraun" in der
Kleinen Fleischergaffe), eiidlich seit 1721
auch in Berlin, obwohl man dort den
Kaffee in verschiedenen Kreisen seit 109
kannte. Es soll erwiesen sein, daß die
zweite Gemahlin des Großen Kurfür
ten, eine geborene Prnne fin von Hol
steinGlücksburg, gewöhnlich die Bran
denburgische Agrippina genannt, m
Jahre 1075 den Berfuch gemacht habe,
ihren sties ohn. den Kurprinzen mm
rich, durch Gift in einer Tasse Kaffee
aus dem Wege zu räumen, um ihrem
erstgeborenen Sohno Philipp die Throw
folge zu verschaffen.
Was nun die gegen den Kaffee ins
Werk ge etzten Ber olgunaen anbetrifft,
so ging die erste von der Regierung des
Königs von Dänemark aus, wo das
Getränk gegen Ende des 17. Jahrhun-
dem bekannt wurde. Obwohl (mel
leicht auch weil) ziemlich scharf zu Werk
gegangen wurde (man bezeichnete den
Statt als ein Leib und Seele verder,
bendes Getränk"), hatte das betreffende
ervor reinen krsola: aucb meint es
daß man es bald wieder preisgab. Auch
in Schweden wurde der Kaffee streng
verboten, sodaß man selbst als Fremder
im Gasthofe keinen Kaffee erhalten
konnte; trotzdem aber konnte man soviel
affee trinken, wie man Lust hatte.
wenn man braunen Tbee" bestellte,
Das Verbot hatte also nur die Ver-
bannung des Namens bewirkt, nicht
aber des Gegenstandes selbst. Das
dritte Verbot erfolgte in Preußen.
Friedrich der Große, volksthümlich der
Alte Fritz genannt, fand nämlich, daß
ourcy oen asfce zu viel Geld aus dem
Lande ging, weshalb er die Einfuhr
untersagte. Auf die zur Aufhebung
des Verbotes an ihn gerichteten Petiti?
nen antwortete er in seiner gewohnten,
vrani cyen Wei e: er elbtt et mit Blev
suppen auferzogen worden, und damit
könnten die Bittsteller ebensogut ge
deihen. Es blieb also einstweilen bei
dem Verbot. Die natürliche Folge war
aber, daß geschmuggelt und heimlich
Kaffee getrunken wurde. Die Polizei
erhielt daher die Weisung, ein wach
sames Auge auf diese Hinterziehungen
zu haben und alle Uebertretet des Ver
botes, die Trinker sowohl wie die Ver-
käuser, streng zu bestrafen. Der Volks
witz nannte die damit beauftragten Po
lizeiorgane die Kaffeeriecher, von der
Voraussetzung ausgehend, daß nur die
Nase hier den Verräther spielen könne.
Gar manches Schnippchen wurde den
Kaffeeriechern geschlagen, indem man z.
B. die Kaffeekanne an einem sichern
Versteck unterbrachte, aus den Tisch aber
Thee stellte, den man auch in die Tasten
ausgoß, aber nicht trank. Uebrigens
war das Regiment der Kaffeeriecher nur
von kurzer Tauer, wahrscheinlich aus
dem Grunde, weil man einsah, daß da
durch das Ansehen der Behörden nicht
gewinnen könnte, möglicherweise auch
aus dem Grunde, weil gestrenge Herren
nicht lange am Ruder bleiben. Nach
einigen Jahren erfolgte die Aufhebung
oes Bervotes.
RauchxAek,tk.
Bekanntlich darf man im Eisenbahn
wagen erster Klasse nur dann rauche.
wenn die übrigen Mitreisenden ihre Zu
ftimmung geben. Bekannt dürfte ja
auch die folgende darauf gegründete
Anekdote ein. Ein Herr zieht seine
Cigarrentasche hervor und richtet an die
Mitreisenden, lauter Herren, in ver
kindlichstem Tone die Frage, ob man
ihm gestatten würde, zu rauchen. Gleich
verbindlich antwortet man ihm mit Ja,
und behaglich setzt der Herr seine Ei
garre in Brand. Bald darauf greifen
auch die anderen Reisenden nach ihren
Cigarren und sind gerade daran, sie mit
gleichem Behagen wie der erste anzuzün
den, als von diesem energischen Ein
spruch dagegen ertönt. Verblüfft sehen
die Herrschasten einander an: Ja
aber Sir rauchen doch selbst ?
Ich," erwiderte Jener, rauche, weil
ich zuvor um Erlaubniß bat und sie er
hielt, Sie aber haben mich nicht um Er
laubniß gebeten." Taraus der Chor
der Mitreisenden halb ärgerlich, halb
belustigt: .Also bitte, Sie gestatten,
daß wir rauchen? Ich gestatte es
nicht!" ruft der Raucher.
Man Twain, der amerikanische Hu
morift. der vor Kurzem in Paris weilte.
erzahlt laut .Romanwelt" von diesem
Aufenthalte ein Erleb.uß. wie er einen
Mitreisenden überlistete, der ihm das
Rauchen untersagen wollte. Er war in
eine Abtheilung gestiegen, in der sich
nur noch ein mürrisch dreinschauender
Herr besand. Der Amerikaner machte
es sich alsbald behaglich i einer Ecke
und zog eine Cigarre heraus. Der
gahrgast erhob sofort Einspruch:
Mein Herr, man raucht hier nicht:
wenn man dieses Laster hat, so steigt
man in die Raucherabtheilung." Sie
haben recht, Herr," sagte Marc Tmain
phlegmatisch und teat seine Eigarre
wieder ein. Aber auS derselben Tasche
zog er eine Schachtel Streichhölzer, von
jenen großiöpMN Windhölzern, die
vielen Dunft und einen jämmerlichen
Geruch hinterlassen. Umständlich reibt
er eines dieser Zündhölzer an und be
trachtet angelegentlich, wie es langsam
verbrennt. Ein zweites solgt und ein
drittes. Der Raum beginnt sich mit
einem unerträglichen Dunst zu füllen,
und der Herr sängt zu husten an. End
lich hält er nicht länger an sich: Sind
Sie verrückt? Wollen Sie mir die
Schwindsucht beibringen?" ruft er auf
springend. Keineswegs," antwortet
Twain kaltblütig. Ich suche nur, mich
zu zerstreuen. Das Leben ist so kurz
und diese Reise so lang. Da ich nicht
rauchen dars. so zerstreue ich mich, wie
ich eben kann." Dann zum Kukuk
rauchen Sie, mein Herr!" Und
Marc Twain strich nur noch ein ein-
ziges, ganz gewöhnliches, kleines Zünd-
holz an, an dem er seine Cigarre be
düchtig in Brand steckte. Er hatte den
Gegner deS Tabaks überlistet.
ein Mistverständni.
Aus Wien berichtet das Extrablatt":
In einer Sommerfrische an der West-
Bahn wohnt ein uinqer Ehemann mit
seiner liedlichen Gattin und die Eiw
tracht und Liebe der beiden Leutchen ist
bereits allbekannt, llmwmehr wundem
ten sich die Sommerparteien, als Herr
vor einigen Tagen leine ihn am
Bahnhose erwartende Gattin unwirsch
anschrie und neben der dadurch Entfew
ten stumm und rat bleicher, finsterer
Miene einherschritt. Dann gab es in
der Villa eine laute Szene, die von
mehreren Mitbewohnern gehört und,
soweit man dieselbe erlauscht hatte, auch
kolportirt wurde. Noch am selben
Abend hieß es, daß das D.'sche Ehepaar
vor der Scheidung stehe. Der
empörte Mann hatte sehte ihm erst vor
Kurzem angetraute Frau eine Betrü
gerin genannt. Das war doch fen
sationel! genug. Indeß erfuhr diese
Affäre eine Lösung, welche Heiterkeit
erregte. Die Sache verhielt sich nämlich
folgendermaßen: Herr D. fand in der
Stadtwohnung in Wien eine von unqe
ubter Hand geschriebene Postkarte des
Inhalts: Liebe gnädige Frau!..
Der Mizzerl geht eS gut und sie wird
schon recht artig. Ich küsse die Hand
sur das Kostgeld; ich habe dasselbe rich-
tig erhalten." Darunter stand der
Name einer Frau. Herr D. raste in
seiner ersten Aufwallung und sprach
von einer verheimlichten Tochter, von
Scheidung ;t. Endlich gelang es der
ve cyuidigten vlattin, ihm zu beweisen
daß in der Postkarte von keinem Kinde,
sondern von einem Angorakützchen
die Rede war, das von einer alten Frau
erst zimmerlübig erzogen werden mu.
damit es Frau D. dann in ihre Woh-
nung nehmen tonne. Die Sommev
frischler sind um einen Sensationsklatsch
ärnier. dafür lebt das junge Ehepaar
in Frieden wie ehedem.
Merkwürdige Rctliliig.
Ein Kind von sechs Monaten war
das einzige lebende Wesen, das wir in
dem Städtchen Villasranca am Tajo
antrafen." erzählt der Versasser der
Französischen Feldzüge in Portugal",
und dieses Kindlein lag in einer Wiege
vor der Thür eines bon allen Bemoh
nern verlassenen Hauses: aber die Vor
sehung wachte sichtbar über dieses un-,
schuldigen Geschöpfes Leben. Grana-
ten und Bomben der Engländer flogen
in Massen in die Stadt, um die Fran
zosen zu verhindern, sich hier festzusetzen.
Schon lag der größte Theil der Häuser
in Trümmern, aber unter Trümmern
und Flammen blieb die Wiege unver
sehrt stehen. Einer unserer Grenadiere
nahm sie zuerst wahr und wollte an
fangs seinen eigenen Augen nicht trauen :
er trat näher hinzu, hob die dlinne Decke
auf, find ein unschuldig lächelndes
Kindlein schaute ihn so ruhig an, als
läge eS auf der Mutter Schooß. Ter
brave Grenadier hob die Wiege auf und
trug sie an einen sicheren Ort, wo die
übrige Mannschaft lagerte. Alle ge
riethen bei diesem unerwarteten Anblick
in die lebhafteste Bewegung: Jeder wollte
für das unschuldige Wesen sorgen hel-
sen. Man holte eine Ziege herbei und
stellte sie als Amme an. Alles aina
gut, nd das Kind schlief ruhig. Am
anderen Morgen aber kam Befehl, die
Stellung von Villasranca zu verlassen.
Was nun anfangen? Mitgenommen
konnte das zarte Kindlein nicht werden.
Tollte man eS verlassen? Sollte man
eS preisgeben? Dazu konnten sich die
wackeren Grenadiere nicht entschließen.
Endlich gelang es ihnen, in einem nahe
gelegenen Torse, aus welchem ebenfalls
die meisten Bewohner entflohen waren,
eine alte Frau zu entdecken. Diese hol
ten sie herbei, gaben ihr Geld und über
lieferten ihr daS Kind und die Ziege,
nachdem sie sich durch einen feierlichen
Eid verpflichtet hatte, für das Kind sor
gen u wollen. Der Kapitän der Com
pagnie Übergab der Alten ferner eine
Urkunde, in welcher das merkwürdige
Schicksal des Kindes beschrieben war. I
ftrcditr auuerftretch.
Sir Lionel H,, ein Oberst das idi
schen HeereS, befand sich seit einige
Tagen aus der Durchreise in Paris,
und benützte die Zeit zum eifrige Be
such aller Sehenswürdigkeiten. ES siel
ihm hierbei sehr bald auf, daß er übet
all, wohin er kam. einen junge, feinge
kleidete Mann antraf, den er schon iin
Bahnwagen zwischen Marseille und
Paris bemerkt zu haben glaubte. Neu
lich sitzt unser Oberst, so erzählt die
Straßb. Post", wieder ganz gemüth
lich in einem feinen Speisehause, als
auch der junge Unbekannte auf der
Bildfläche erscheint und sich just neben
ihn setzt. Da plötzlich ertönt ein Rus
deS Zornes aus dem Munde des Briten:
der, ungeschickte jniige Mann hatte die
Siphonflasche so unglücklich gehalten,
daß der sprudelnde Strahl kalten Mine
ralwassers den Obersten mitten in die
Brust tras. Eilfertig springt der Jilng
ling aber auch schon hinzu, entschuldigt
sich einmal über das andere und trocknet
den durchweichten Rock seines Tischnach
barS mit seiner eigenen Serviette nach
besten Kräften ab. Unterdessen räumen
die Kellner das ebenfalls naß gewordene
Tischtuch ab, nd Sir Lionel geht zum
Spiegel, m sein in Unordnung ge
rathenes Aeußere zu glätten. Als er
wieder an seinen Platz zurückkehrt, ist
der ungeschickte" junge Mann spurlos
verschwunden, und zwar so eilig, daß
er ganz vergessen hat, seinen Hut mit
zunehmen ! Das wäre nun vielleicht" kein
allzu großes Unglück gewesen, wenn der
ungeschickte" Unbekannte nicht anstatt
des genannten Bekleidungsstückes die
Briestäsche des Obersten mit ihrem In
halle von 4000 Fr. an sich genommen
hätte. Offenbar handelt es sich hier um
hochgradige Zerstreutheit und Un
geschicklichkeit"! Whu trögt Zinsen.
Der Bankier Lafosse in Paris, ein
sehr reicher Mann, hatte einmal den
Maler Delacroix bei sich zu Tisch und
sah plötzlich, daß ihn der Künstler auf
sonderbare Weise betrachtet. Er fragte
nach der Ursache, und der Maler ge
stand, daß er zu einer Figur auf einem
neuen Gemälde das Modell eines Bett-
lers suche und bis jetzt in ganz Paris
dazu keinen geeigneteren Kopf, als den
des Millionärs entdeckt habe. Lafosse
erklärte sich lachend bereit Modell zu
fitzen, und erschien schon am nächsten
Tage im Atelier des Künstlers, wo selbst
er sich auch ohne Sträuben entsprechend
koftümiren ließ.' Während der Maler
arbeitete, trat einer seiner Bekannte
ebenfalls ein junger Künstler, in das
Atelier, begann ein Gespräch und drückte
beim Abschied dem Bettler" ein Zwei
frankstück in die Hand.
Lafosse steckte auch das Almosen ein,
ohne ein Wort zu sagen, fragte aber,
als sich der junge Mann wieder entfernt
hatte, Delacroix nach seinem Namen
und semer Wohnung.
Nach einigen Wochen empfing der
menschenfreundliche Künstler plötzlich
aus dem Comptoir des Bankiers einen
Brief des Inhaltes, daß sich der alte
Saß: Wohlthun trägt Zinsen, auch bei
ihm bewahrheite, da das zur Zeit im
Atelier Telacroiz einem Bettler ge
schenkte Almosen inzwischen an Zinsen
die Summe 20,000 Franken ergeben
habe, welche der junge Mann an der
ane erheben möge.
Hundert Trauungen.
Zur Feier der Geburt seines ersten
Töchterlems verordnete Leopold, Groß
herzog von Toskana und späterer deut
scher Kaiser, daß am 12. Februar 1707
aus den ledigen Mädchen der Hauptstadt
Florenz in Gegenwart' der dazu be
stimmten Kommissarien öffentlich hun
dert ausgelost werden sollten, die eine
Ausstattung vom toskanifchen Adel er
halten und alle an einem Tage getraut
werden sollten. Am 24. Februar fand
dieses hundertfache Hochzeitsfest statt.
Gegen halb eis Uhr früh zogen die hun
dert durch das Loos gewühlten Madchen,
die reißenden Absatz" gefunden hatten,
vom Hospital, und gleichzeitig ihre
Bräutigams vom Kloster di Santa
Maria Novell ab. Auf einem Platze
von Florenz trafen sie zusammen, und
nun begab sich der ganze Zug in den
Tom, wo ihnen ein besonderer, mit
Teppichen belegter Raum angewiesen
wurde. Um elf Uhr wurden im Bei-
fein einer von der Großherzogin abge
ordneten Hosdame die Paare getraut,
dann verließ der ganze Zug, von Sol
daten umgeben, den Dom. So ging
es ourl? menrere, vom Bolle wim
melnde Straßen nach dem alten Pa
laste, wo alles an einer halbkreisförmig
aufgestellten Tafel Platz nahm. An
dieser Tafel wurde vor der Mahlzeit
die neugeborene Prinzessin getauft,
und sämmtliche hundert Paare waren
Pathen.
arl er roße als Erfinder.
Auf der alten Mainbrücke zwischen
Frankfurt und Sachsenhausen steht daS
Standbild Karl's des Großen in alter
fteinerncrHerrlichkeit und Pracht mit dem
Scepter in der einen und dem Reichsapsel
in der anderen Hand. Ein biederer
Sachsenhäuser passirte eine schönen
TageS mit seinem hoffnungsvollen
Sprößling die Brücke und wurde von
ihm befragt, wer da eigentlich sei.
Ei Tu dumm Krott (Kröte)! Tas
is doch der Karl der Große von Frank
fort." So. Warum hat er denn die Bil
lardkligel in der Hand?"
Soll Tich doch gleich ä Tonnerwet
ter ungespitz in den Boden hineinschla
gen ! Sieht er den bekannte Appel svr
ö Billardkugel an !"
So. Appel is Das? Warum hat
er denn aber än Appel i der Hand?"
Wie 'er ner so dumm srnge kann l
Warum wird er än Appel i der Hand
hawe? Das weiß doch jedes Kind in
Franksort; weil er den Franlsorter
Aeppelwein ersunne hat."
Wemitllillrti.
Ein biederer Sachse steigt in die
Eisenbahn mit einem großen Packete
übelriechenden Käses. Bei der ersten
Station setzt er sich in ein anderes
Eoupce, nimmt aber den Käse nicht
mit. Tie Passagiere, ärgerlich ob des
uiiangenebmen Geruches, wissen nicht,
wem der Käse gehört nd wollen einan
der nicht mit Fragen belästigen, hoffen
aber, daß der Besitzer bald aussteigen
und den Käse mitnehmen werde. Viele
Stationen find schon vorbei, Passagiere
aus und eingestiegen, aber der Käse
liegt noch immer da. Plötzlich geht bei
der Endstation die Thüre ans, unser
Sachte steigt herein und aat aemutu
lich: Ach, erlooben Sc, meine Herr
schasden, ich will mer bloß meinen Käse
holen, er hat mer z sähre gerochen, da
haw' ich mich in s andere Cvubee ge
sedzd!"
Uebkrtrumxft,
Er: Was. Du hast im Modewaa
rengeschast zu den alte Schiilden schon
wieder neue gemacht?"
Sie: Warum bezahlst Du nicht die
alten." .
Lsshaft. .
..Sie haben keine Abnuna, anädiacS
Fräulein, wie außerordentlich ich zu
leiden habe. In der letzte Zeit leide
ich auch noch an Schlaflosigkeit, uud
kein Mittel will helfen."
Da kann ich ?lben ein einfaches
Mittel empfehlen,"
Sie machen mich glücklich, und das
wäre?"
Erzählen Sie sich nur beim Schla
fengehen selbst etwas, dann schlafen
Sie sicher ein."
Ans der Schule.
Lehrer: Nenne mir einige Steige
rurgswörter."
Schüler (Äuktionatorssohn): Zum
Ersten, zum Zweiten, zum Dritten und
Letzten!"
Anzüglich.
Alte Koquctte: Ach, eS ist zu schreck
lich, wie langsam meine Friseuse ist,
heute hat fie zwei Stunde gebraucht,
mir das Haar zu kräuseln."
Junger Mann: Ader warum find
Sie denn nicht während dieser Zeit spa
zieren gegangen?"
Gewissenhaft.
Richter: Sind Sie schon mal be
straft?"
Angeklagter: Einmal wegen Obst
diebstahl zu acht Tagen Gesüngniß!"
Richter: Ist das alles?" ,
Angeklagter: Und Zwanzig habe ich
von dem Baner auch noch Hintenauf ge
kriegt!"
Riskirt
Förster: Aber, Herr Notar, schießen
Sie doch auf den Haftn!"
Notar: Ich thu'!,, Herr Förster
aber Sie werden schen, er läuft uns
dann davon!"
Abwechselung.
Karlchen, heut' bist Tu sehr unge
zogen."
Aber, Papa, wenn ich jeden Tag
immer artig wäre, das wäre doch für
uns Beide schrecklich langweilig." .
Schnadahüpfl
Auf die Alm bin i gfiieg'n.
Hab di Tiandl'n wollen schau'n.
Wie i's busseln hab woll'n,
Hab'n mi di Bnab'n verhau'n.
Haldrio juchhe!
Ucbertroffcn.
Kavitiiii!rNnv,lmsprS fftnM
Wir machen in der Stunde fünfzehn
Knoten."
Passagier (bayrischer Eastwirth):
Wann's weiter nix i: wir moachen
derhoam in der nämlichen Zeit meistens
dreißig Knödel!"
Stimmungswechsel.
Kellner, ich hatte ja Helles Bier be
stellt, und nun bringen Sie mir doch
dunkles: das hat der Arzt mir a u f ' S
Strengste verboten!"
Ter Preis ist derselbe!"
So so na, warum sagen Sie
des nicht gleich?"
cöwb.
Gatte (mr Wittwe die er atheiraibti
hat): Tu, Tein Mann hat mir ein
schönes Andenken zurückgelassen."
Hin: Wielok"
Gatte: Na, Tich."
tartn3cfia.
Was. Mimi ttagi'salsche Haare?'
.O nein, fie sind äcdtes Menscken
haar."
Aber nicht ihr eigenes?!"
Toch, fie hat es ja theuer genug be
zahl,!"
falsch cfffündra.
Richter: .Ihr Alter ist also zwanzig
Jahre?"
Angeklagter: Nee. Herr Richter,
mein Alter lebt überhaupt nicht mehr.'