Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 10, 1896, Image 12

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    Drillmaml's Väter.
Pins Soldaiengeschichte,
Die Schwenkung war mal rohbet
unter aller Kanone. Rein zum er
zweifeln!" wetterte der Lieutenant Hit
gendorf, ein kleiner. gutmllthiger Mars.
jünger, 6 sich jedoch höllisch in Wald
reden tonnte, wenn er gerade nicht aus
seinem Groschen war", wie Unteroffizier
Drillmann zu sagen pflegte. Der
zweite Mann vom rechten Flügel aus
soll mal vortreten. Wie heißen Sie?
Ach so, der Herr Bacherl mit der Kunst
lertolle! Habe ich Ihnen nicht ge
ftern schon gesagt. Sie sollen sich Ihren
Urwald vom Regimentsbarbier herun
terhobcln lassen 'S"
Zu Besehl. Herr Lieutenant!" enl
gegii' te der arme Sünder, den sich das
Schicksal und Lieutenant Hilgendorf
zum Opferlamm auserkoren hatten.
Nun und warum ist das unterblie
ben? Oder ist das etwa schon wieder
Nachwuchs?"
Der Regimcrtsbarbier ist auf drei
Tage beurlaubt, Herr Lieutenant!" be
schichtigte der Feldwebel der Horn
pagnie den Gestrengen.
So?,... Na. dann ist das was
anderes. Aber Ihren Schlenkerschritt
muffen Sie sich noch adgewZhnen. Ba
cherl, Sie schlottern ja ordentlich mit
den Beinen. Was find Sie denn von
Beruf?" -
Schauspieler, Herr Lieutenant!"
Ah, Schauspieler! Schauspieler!
Geben wohl immer verrückte Liebhaber!
Drei Schritt über die ganze Bühne weg
und futsch, was?"
.,3ch binCbaraklerspieler, Herr Lieu
tenant!" erklärte Bacherl und ein leises
Lächeln huschte über sein ausdrucksvolles
Gesicht.
Na, als militärischer Charakter sind
Sie gerade kein Licht! Wenn Sie Ihre
anderen Rollen nicht besser spielen, wer,
den Sie an faulen Aepfeln auch keinen
Mangel haben."
Bis jetzt habe ich dergleichen Früchte
noch nicht geermer, Herr leutenani!"
Nee, er spielt sehr gut!" erklärte
halblaut dir dicke Feldwebel. Neulich
war ich mal auf seiner Stube, wie er'n
Ende aus Schillern seinem Fiasko"
deklamirte ! Das war ord'ntlich grau
lich!"
Alle Wetter!" meinte Herr von Hil
gendorf. Sie machen Einem ja bei
nahe den Mund wässerig. Na, dann
bitt' ich, daß Sie mir nächstens auch
mal 'n Stück von Ihrer Kunst zeigen !
Haben Sie Luft?"
Es wird mir eine Ehre sein, Herr
Lieutenant. Haben Sie vielleicht einen
Wunsch?"
Ganz, was Sie wollen. Kommen
Sie nur gelegentlich mal aus mein
Zimmer, wenn Sie Zeit haben und ich
zu Hause bin."
Zu Besehl, Herr Lieutenant!"
Na, nu treten Sie zurück! , . , . Still
gestanden. . . .Richtet Euch! Wir wer
den die Ausführung noch mal ausfüh
ren I Aber nu mal 'n bischen propperer,
meine Herren Schlapphosen!" ermun
terte Herr Hilgendorf die Landwehr
Compagnie und mit sichtlichem Eifer
kamen die wackeren Paterlandsvertheidi
ger seinen Commandos nach, so daß sie
nach Verlauf einer kleinen halben
Stunde skr diese Nachmittag entlaffen
werden konnten.
Sagen Sie mal. Bacherl," erkun
digte sich Drillmann beim Nachhause
marsch, in welchem Theater kann man
Ihnen denn bewundern, wenn Sie Ihre
Uebung hinter sich haben?"
Im Karl.Theater, Herr Unterofst
zier!" gab der Angeredete Auskunft.
Was? Karl-Theater? Da bin ich
doch letzten Winter an die zehn Mal drin
gewesen. Ader gesehen habe ich Ihnen
nich. Nich mal auf ' Zettel. Was
meine B,aut is. geht nämlich nich ohne
Zettel, 'n Zettcl muß se partout had'n
. Ader Bacherl.. ..Bacherl? Nee.
der Name wär' Einem doch aufgefallen!"
wunderte sich Dnllmann.
So steh' ich auch nicht darauf ver
zeichnet, Herr Unteroffizier !" bemerkte
Bacherl lachend. Ich habe als Schau
spieler einen sogenannten noin 1g
guerre !"
Auf Lateinisch erstellen mir uns nich
bei's Militär. Was heißt das?" fragte
der ehrliche Drillmann.
Das heißt eigentlich Kriegsname,
bedeutet in diesem Falle jedoch Bühnen
oder Schauspieler-Name!" setzte Bacherl
ihm höflich auseinander.
Na, das is doch aber schnurrig.
Ihr Kriegsname muß doch wohl Ba
cherl sein ! Als Bacherl werden Sie in
den Liften geführt. Ja, ja, die Herren
Künstler stellen die ganze Welt auf 'n
Kopp!" pbilosopbirte Drillmann. Na,
nu aber mal raus, mit de wilde Sau I
Als wer ftehen S denn nu auf 'n
Zettel?"
Als Erlbach. $rn Unteroffizier!"
.Erlbach? Ja wohl, den kenne ich
sehr gut. Der spielt immer die Hal
lunken und schlechte Sorte! Potz
Donnerwetter! Und das sind Sie? Das
hätt' ich wahrhaftig nicht gedacht !
Wie kommen Sie denn aber blos auf
Erldach?"
Eeh'n Sie. Herr Unteroffizier. Ba
cherl Hin! für unsereinen 'n bischen zu
trifte! Ist kein rechter Schwung drin!.
Ein Theatername muß ach was aus
sehen! Und da habt ich mit meinem
eigentlichen Namen mal hokuS, pokus,
eins, zwei, drei!" gespielt, rechts nach
links, und links nach rechts gesetzt und!
da ist eben aus .Bach" und nl"
Erldoch" geworden!"
. Drillmann überlegte den Fall eine.
Weile. Er war ein tüchtiger Unter,
offizier; aber allzu schnelle Auffassung
war nicht seine (Sache.
.Wabrbaflia !" sagte er endlich.
Bach erl.. ..Erl dach I Na. sowaS!
Aber 'S stimmt !"
Natürlich bemächtigten sich die Käme,
raden BacherlS sofort dieses intercssaw
ten Vexirspiels mit Namen. Eine ganze
Reibe wurde durchprodirt, die indeß
wenig günstige Resultate ergab, bis aus
den Ufamen des ffeidweveis Temes",
der sich nach der Bacherl'schen Methode
als Weste" entpuppte. Davon war
aber der dicke Feldwebel wenig erbaut;
die Geschichte ärgerte ihn, obgleich er
eigentlich nicht recht wußte, weswegen.
Plötzlich jedoch leuchtete fein Vollmonds
gesicht in Heller Freude auf.
Wie steht'S denn bei Ihnen, Drill
mann?" fragte er und that dabei so
harmlos, als könne er nicht bis fünf
zählen. Drillmann Mandrill"!" .
Erst flog ein leises Kichern durch die
Reihen der munteren Mannschaft; nach
und nach aber entwickelte sich daraus ein
Helles Gelächter. Drillmann merkte
wohl, daß es auf seine Kosten ging;
nur wußte er noch nicht, wie das eigent
lich zusammenhing.
WaS ist denn da?" meinte er halb
entrüstet, halb vermundert über die
schnurrige Heiterkeit in der Compagnie.
Drillmann Mandrill? WaS soll
denn das sein? Mandrill? Das ist ja
quatsch, darüber zu lachen. Mandrill
ist ja gar nichts. So was gibt's ja gar
nicht !"
Wenigstens bei uns nicht !" bemerkte
vorlaut ein Berliner, der sich den
Schnabel schon öfter verbrannt hatte.
So? Dann also doch wo anders? . . .
Wollen Sie mir wohl gleich sagen, wo
man so 'n Ding zu sehen kriegen
kann?'' wetterte beleidigt der Unter-
ofsicier.
Ick werde mir hüten!" entgegnete
vorsichtig der Berliner.
Den Donnerwetter aber, ich will's
wi en !"
Na, dann kann ich's Ihnen ja ooch
sagen: rzm Anenka ten I"
Was? Sie knickebeeniger Berliner?
So was wagen Sie sich, Ihrem Unter
ofsicier anzudichten?" schrie in höchster
Wuth Drillinann, während das Gelüch
ter kein Ende nehmen wollte.
Ja. Drillmann, Recht hat er!'
tagte chadensrod der eidwedei. , n
Mandrill ist ganz wahrhaftig 'n Affe I"
Quatsch ! sagt, er knurrend. Wenn
man so wollte, könnte man den meisten
Leuten was anhängen !" Und da ihm
gerade sein über die Maßen verehrter
Mazor einfiel, machte er das Bacherl
sche Experiment auch mit deffen Namen.
Tescvau! !vca,or Tecyau!" rief er
aufgeregt. Wird 'n Schaute! Na
nu, lachen Sie doch auch ! Teschau
Schaute I Stimmt 3 etwa nicht? Wie?"
Aber, Drillmann !" erklang im sei
den Augenblicke verweisend die Stimme
Lieutenant von Hilgendorss. Was
reden Sie da sllr tolles Zeug? Schämen
Sie sich ! Sie können morgen Nachmit-
tag zu Hause bleiben und die Leib
Wäsche beaufsichtigen. Vielleicht befin
nen Sie sich bei der Gelegenheit ein bis
chen auf den Respekt, den Sie Ihren
Vorgesetzten schuldig sind !"
Der nächste Tag war ein Sonntag.
Drillmann hatte denselben zum Tröger
großer Ereigniffe ausersehen. Er wollte
sie", nämlich die ehr- und tugendsame
Jungfrau Minna Höpfner, Köchin bei
der Frau Geheimrath Sanftleben, sei
nein Vater vorführen und sodann die
wirkliche und richtige Verlobung in
Scene setzen. Und nun war er dazu
verdammt, die Straswäscher auf dem
Kasernenhof zu beaufsichtigen und
Minna mußte mit dem Alten, der
ertra dazu aus seinem Dorfwinkel her
übergestampft kam, allein sitzen I Was
würde die Minna schluchzen und der
Alte fluchen ! Er hatte einen höllischen
Respekt vor ihren Thränen und seinen
Zornergll en. Das konnte nett wer
den, wenn sie womöglich beide angerückt
kamen, um ihn im Angesicht der ganzen
Kaserne zu blamiren !
Bachen fühlte tiefes Mitleid mit dem
Mißgeschick seines Unterosnciers. Er
trat zu dem grimmig vor sich Hinbrü-
tenden heran und flüsterte ihm zu:
Soll ich mal beim Herrn Lieute-
nant 'ne Lippe riskiren, Herr Unter
ofsicier?" Nee !" brüllte ihn Dnumann an.
Denken Sie vielleicht, er wartet bloß
auf Sie, daß Sie zuppen sollen, damit
er nicken kann?"
.Nein doch. Aber ich hätte eine Idee.
Nur dürfen Sie wicht nicht verrathen.
wenn er Sie etwa rusen ließe."
Und voll Eifer setzte er dem Anfangs
ganz entsetzten Drillmann seinen Plan
auseinander; einen echten Hallunken
plan, wie der ehrliche Unterossicier
sagte, aber ein Rettungsanker in der
verzweifelten Lage, in die ihn das
Schicksal nun einmal hineingestoßen
hatte; und nach langem Zögern, wah
rend welchem ihm das Gewissen wie ein
Schmiedehammer klopfte, sagte er end
lich ja zu allem, was Mephisto-Bacherl
von ihm verlangte.
Lieutenant von Hilgendorf halte gut
gefrühstückt. Ein Glas Portwein und
etliche Schoppen Hofbräu hatten nicht
gefehlt und so lag er in der angenehm
ften Laune auf dem etwas mageren
Sopha seines Zimmers in der Kaserne,
als es plötzlich draußen klopfte und auf
sein Herein" sich demüthig ein alter,
gebückter Mann in ärmlicher Landklei
dung hereinschob. Da? Elend sah der
Gestalt aus den Meckernden Augen. Die
knochigen Wangen, da dünne graue
Haar, die schlotterige Haltung vcrrie
then ein Leben voll Drangsal und
Arbeit und auch aus der müden
Stimme zitterte ein Klang, den die
Entbehrung geboren hatte, so weh
müthig drang eS an das Ohr deS ge
sättigten und daher weicdgestimmten
Lieutenants. Der Alte war seiner
Sympathie sicher.
Ich bin der alte Drillmann !" wim
merte die Jammergestalt.
Setzen Sie sich. Alter. WaS führt
Sie denn zu mir?"
Ach Du lieber Gott, Herr Lieute
nant. Das ii wegen meinem Jungen,
meinem Gottlieb, den Sie heute kuschen
laffen wollen. Da bin ich meine drei
Stunden von Walkendors hergeschlichen,
um mich mal seine Minna von ihm iti
gen zu lassen und nu muß ich so etwas
erleben! Acht Kinder vad ich, Herr
Lieutenant, und alle Mann, gut und
fleißig und keins macht mir Schande.
Aber glauben Sie man, dieser Göttlich
is der Beste von alle achte! Wenn der
wirklich in seiner Dummheit da was
hingesagt hat, da kann er nich vor, Herr
Lieutenant. Das hat er von mu
Das haben sie alle achte und Gottlieb
am meisten, denn der ist der Beste von
alle achte. Das könmn Sie glauben, . ,
Wollen Sie 'n denn nich noch mal lau
fen laffen? Schon um seinen alten
Vater, Herr Lieutenant !"
Die Stimme ging in ein Schluchien
über; der Lieutenant wischte sich gerührt
über die Augen, stand auf, ging nach
der Thüre und beauftragte einen vor
beigehenden Soldaten, den Drillmann
zu ihm zu schicken.
In wenigen Augenblicken war der zur
Stelle. Eine heillose Angst lag auf
seinem biederen Gesicht, als der Lieute-
nant ihn ansah. Seine treuherzigen
Augen flackerten und große Schmeiß
tropfen flössen ihm von der Stirn.
Na, nur nicht ängstlich, Drill
mann!" sagt-wohlwollend der Borge
setzte. Ihr alter, braver Vater hat
ein gutes Wort für Sie eingelegt.
Ziehn Sie los mit ihm und grüßen Sie
Minna und hier, Alier" dabei holte
er einen Thaler aus seinem Portemon
naie da trinken Sie mal auf meine
Gesundheit!"
Der Alte weigerte sich, das Geld zu
nehmen und Drillmann sah noch immer
recht bange in die Welt. S eine Ten
felsgeschichte hatte er sein Lebtag nicht
mitgemacht. Plötzlich wandte er den
Kopf nach der Thüre. Hatte das ge
klopft, oder war das sein- böses Gewis
sen gewesen, das ihm im schwarzen
Busen hämmerte.
Herein!" rief Hilgendorf, der den
Thaler schließlich in des Alten Brust.
raiqe prainzirt Patte und sah erwar
tungsvoll dem Eintretenden entgegen.
Er erwartete seinen Freund Rosenbera.
mit dem er um diese Zeit eine Partie
sajact) zu spielen pflegte.
Aber statt seiner erschien im Rahmen
der Zimmerthüre eine wahre Hünen
sigur von einem Menschen. Stramm
blieb er am Eingange stehen, grüßte
militärisch und hielt das wetterge,
brüante, stark gefurchte Antlitz mit
einem unheilverbeißenden Ausdruck auf
Drillmann gerichtet, der bleich wie der
Kalk an der Wand geworden war und
fürchterlich zu schlottern begann.
Na, was wollen Sie denn alter
Sohn?" fragte Hilgendorf verwundert.
Gehorsamst zu melden. Herr Lieu
tenant, ich bin der alte Drillmann, pm
sionirter Wachtmeister und Vater von
diesem Schlingel hier!" schnarrte die
Stimme im militärischen Ton. Dabei
zeigte der Alte auf den armen Unter-
Offizier, der so raihlos vor sich hin
starrte, als müsse im nächsten Augen
blicke die Welt untergehen.
Der Bengel hat sich ja wohl so
hundsföttisch betragen, wie ich eben aus
seiner Stube geHort habe, daß Sie ihm
einen Strassonntag aufgewichst haben!
Ist ihm recht, dem Lümmel, und die
schmerenoth soll ihn kriegen, wenn er
sich nicht bessert! Man hat blos den
Einen und dann will so 'n Racker Fise
matenten machen? Hört ja doch alles
auf! Wollte aber doch gehorsamst
bitten, mir den Jungen für heute Nach
mittag freizugeben, indem sich der
Dämelack ja so 'n Stück von Braut an
geschafft hat, die er mir heute vorerer
cieren will ! Er kann ja dann nächsten
Sonntag brummen denn strafe
muß natürlich sein!"
Lieutenant von Hilgendorf sah nicht
wenig verwundert drein. So was war
ihm denn doch noch nicht vorgekommen.
Zum Donnermetier! Drillmann,
wie viele Väter haben Sie d?nn?"
Einen, Herr Lieutenant!" heulte
der Unteroffizier.
Und der bin ich!" sagte der alte
forsche Wachtmeister und machte ein
paar Augen dazu, als wolle er den mit
Haut und Haaren verschlingen, der ihm
die Vaterschaft an dieser Perle von
Sohn streitig machen wollte.
So?" sragte Hilgendorf lachend
und faßte den andern scharf in'S Auge.
Hier steht aber noch einer, der eS auch
sein will !"
Da soll doch gleich ein beilia.eS
bitte um Entschuldigung, Herr Lieute
nant, aber daS ist doch ein starkes
Stück ! Junge, bin ich Dein Pater oder
der da?"
Ich weiß nich!" jammerte Drill
mann, der alle Fafiunz verloren hatte
und sah seinen Lieutenant an, wie da
Schaf seinen Scheerer.
Zunge!" schne der Alte wild, aber
der Lieutenant siel ihm in den Aim und
begütigte ihn lachend: ;
5r bat ganz Recht. Herr Wacht-1
meifter. Das kann, er doch auch nicht
wissen! Aber ich weiß Bescheid,
Nehmen Sie ihn nur beim Kragen und
lesen Sie ihm ordentlich die Leviten.
Mit diesem aber hier erde ich mal ein
Wörtchen im Vertrauen reden!"
Dabei blinzelte er vielsag-nd zu
Drillmann'S erstem" Vater hinüber.
Gnade, Herr Lieutenant!" mim
merte Drillmann. Er spielt ja immer
die Hallunken und so hat er mich auch
versührt !'
Wer denn, Drillmann?"
Da, der Bacherl, Herr Lieute
nant !"
Auch Bacherl fühlte so etwas wie ein
gelindes Gruseln über seine Haut tte
seln, als die Katastrophe ihm näher und
näher rückte. Aber er war ein zu guter
Schauspieler, unr die Courage zu ver,
lieren.
Dreist nahm er die Perrllcke von der
Stirn, wischte sich mit dem Taschentuch
nothdürstig die Falten aus dem Geficht,
verbeugte sich dann höflich vor dein
Lieutenant und fragte so harmlos wie
möglich:
Habe ich meine Rolle gut gespielt,
Herr Lieutenant?"
So'n Windhund !" fluchte halblaut
der echte Drillinann, da hört ja die
Weltgeschichte aus !"
Nun sagen Sie mal, Bacherl, was
sollte denn das eigentlich sein?" fragte
Hilgendorf und zwang sein Gesicht zu
recht ernstem Aussehen.
Eine Vorstellung, Herr Lieutenant.
Sie forderten mich ja gestern auf, nach
Belieben zu Ihnen zu kommen "
Ganz recht; aber zu solchen Dumm
heitcn doch nicht etwa?"
Sie hatten mir die Wahl überlas
sen, Herr Lieutenant l"
Hm na, das war denn aller
dings klüglich genug."
Kein Ensemble!" meinte Bacherl,
der gut Wetter merkte. Ich wollte auch
deshalb das Honorar nicht !" Und dabei
legie er den vorhin empfangenen Thaler
auf den Tisch.
Hilgendorf mußte lachen. Die Ge
schichte war doch zu lustig gewesen.
,Was wird denn aber nun? sragte
er und machte einen letzten Versuch,
ernsthast zu bleiben.
Ich bin an allem Schuld. Herr
Lieutenant!" sagte Bacherl. Auch
gestern schon bei der Namensverdrehung
Lassen Sie mich büßen, aber den Drill
mann frei I"
Ein guter Schauspieler weiß immer
das richtige Register zu eben.
Er ist doch 'n guter Kerl !" dachte
Drillmann, trotzdem er immer den
Hallunken vorstellt !"
Na, dann wollen wir mal
Schwamm d'rüber." sagen !" entschied
sich der Lieutenant lächelnd. Aber ich
bitte demnächst um eine bessere Vorfiel,
lung, Herr Bacherl. Das war nichts
heute !
Und befriedigt schoben die Drei zur
Thüre hinaus, Drillmann mit seinen
beiden Vätern ....
cet Lieutenant aber steckte seinen
Thaler - wieder in's Portemonnaie,
Lieutenants haben die Thaler auch nicht
allzudick. Wer wollte ihm daher das
Schmunzeln erdenken, das sich uni
seine Lippen dabei legte? Oder freute
er sich noch immer über Drillmanns
Väter"?
Auf der Spur.
Eiiie Dktektivnovelle von M, Krämer,
Auf den Straßen standen die Leute
in dichten Kruppen beisammen und
unterhielten sich über das Ereigniß, das
Alles in Aufregung hielt: die grau deS
Uhrmachers Berit) war plötzlich Bet
schwunben I Noch vor drei Tagen hatte
man sie vergnügt und lustig gesehen,
wie es ihre Art war; nun war sie ver
schmunden !
Da standen nun die alten Weiber
beiderlei Geschlechts und debattirten
über den Fall. In Allen stieg ein un
bestimmter Perdacht aus gegen den
Mann der verschwundenen Frau. Es
war ihm wohl zuzutrauen, dem un
heimlichen Menschen !
Die ganze Nachbarschaft behauptete
einstimmig, daß der Uhrmacher Berry
ein widerlicher Kerl si! Er war
schweigsam und mißtrauisch, er besuchte
nie ein Lokal, sprach mit Niemand,
außer seinen Kunden kurz, Berry
hatte nur Feinde, aber keine Freunde I
Seine Frau war dos Gegentheil von
ihm: jung, hübsch, munter und de
weglich und zu Jedermann liebens
würdig.
Daß sie mit einem Manne wie Berry
nicht glücklich leben konnte, war Allen
klar! Sie war aber trotzdem immer
heiter und guter Dinge I Und als einst
eine theilnehmende Freundin ihr ein
tragisches Ende vorhersagte, lachte sie
ihr in'S Gesicht: .Wenn mein Mann
die Absicht hätte, mich zu ermorden,
würde er seine Wohnung doch nicht
gerade unter der eines der tüchtigsten
Polizeibeamten gemiethet haben !"
DaS war richtig; der Detektiv Gree
bish war der Schrecken aller Verbrecher
und gefürchtetfte Polizeideamte der
Stadt. Er war ein kriminalistisches
Genie; wenn er auch selten einen
Misseibäter erwischte, so war er ihm
doch stets aus der Spur", und wenn
er manches ßieheimniß nicht entdeckte,
so besaß er wenigsten? immer .den
Schlünel dazu." Zu ihm ging man
jetzt.
Der berühmte Kriminalist nllchloß
sich sosort, einen Gcwallflreich auszu
führen.
Er begab sich nach dem Laden oti
Uhrmacher, blickte Berry fest 'in die
gen und fragte: Wo haben Sieden
Leichnam Ihrer Frau verborgen, nach
dem Sie sie ermordet?"
Ich. meine Frau ermordet?" fragte
der Uhrmacher mit größter Ruhe. ,Ste
ist stärker, als ich. und wenn es bei uns
Streit gibt, prügelt sie mich durch. Vor
acht Tagen ist sie fortgegangen, um,
wie sie sagte, Zwirn zu lausen. Und
seitdem weiß ich nicht, wo sie ist; übri
genS wird sie schon wiederkommen!
Lassen Sie mich in Ruhe!"
Selbst der berühmte Detektiv schau
derte vor der Verruchtheit diese Frauen
Mörders zurück.
Die Konstadler, welche den Verhafte
ten zur Polizei führten, hatten Mühe,
ihn vor der Wuth des Volksmenge zu
schlitzen.
Der Detektiv Grecbish erbat sich von
seinem Vorgesetzten die Erlaubniß, den
Voruntersuchungen über diese ebenso
geheimnißoolle als entsetzliche That seine
Hauptthätigkeit zu widmen. Mit
größtem Eiser studirte er das Vorleben
des Uhrmachers; hiinderterlei Umstände
bewiesen, daß der Mann ein geborener
Mörder sei! Tag für Tag nahm der
Detektiv Untersuchungen in der Berry'
schen Wohnung vor.
Eines Morgens schlug er sich un die
Stirne und rief, als käme ihm eine
höhere Eingebung: Die Leiche liegt im
Keller!"
Eine halbe Stunde später war er mit
vier Kollegen dort, aber der Keller war
leer. Der Detektiv klopste nun mit ei
nein Hammer gegen die Wand eine
'Stelle klang hohl!
Schweißtriefend vor Aufregung be,
loß Grecbish, seine Entdeckung für
sich zu behalten und sagte tonlos: Gehen
wir es , t nichts!"
Unmittelbar darauf aber stürzte der
Detektiv wieder in den Keller; zitternd,
bei unsicherer Beleuchtung, arbeitete
Greebisch mehr als siebzehn Stunden,
bis es gelang, ein Loch in die Mauer zu
brechen.
Plötzlich stieß sein Messer in's Leere
ein Herz klopfte zum Zerspringen
langsam löste er einen großen Stein ab
und kroch durch die Oeffnung in einen
zweiten Keller.
Bei dem matten Lichte der Laterne
machte er letzt eine Entdeckung, die ihm
das Blut in den Adern erstarren ließ.
Auf einer Kiste lag ein blutiger Kör
pertheil! Schnell warf er ein Tuch über
daS entsetzliche Beweisstück, dann rannte
er zurück in den anderen Keller, über
die Stiege in's Haus. Im Hofe warf
er eine Köchin um und eilte in s Freie,
das unheimliche Ding in der Hand.
Da hörte er hinter sich Stimmen:
Haltet ihn ! Haltet ihn auf l Ein
Dieb !"
Von allen Seiten verfolgt, blieb
Greebitsh ftehen; ei Mann riß ihm
das Packet aus der Hand, und starr
vor schrecken sah Greebish einen Ha
senrücken I
vw Bersolgerin war seine eigene
Köchin; der Hasenrücken, den er genom
wen, sein Sonntagsbraten, den sie im
Keller ausbewahrt hatte!
Unter den Leuten, die am meisten
über das blamirte Kriminalgenie lach
ten, war die Frau des Uhrmachers, die
gerade an demselben Tage von ihrem
Ausfluge zurückgekehrt war.
AIs sie der Detektiv sreundlich sragte.
wo sie denn so lange Zeit gewesen,
agte ne chelm, ch lüchelnd:
Meinem Manne habe ich die gleiche
Frage mit einer Ohrfeige beantwortet.
also dringen Sie nicht in mich!
Nobel.
Erster Bettler: Na. was hast Du
denn die Feiertage gemacht?"
Zweiter Bettler: Ich habe
außer
dem Hause gespeist."
Dankbar,
Gatte (mährend des Klavierspiels der
besseren Halste): O, Schöpfer,' wie
dank' ich Dir, daß Du die Frauen nicht
mit vier Handen ausgestattet!"
Ucbnftiissig.
A.: Sagen Sie, bekomme ich nun
mein Getd oder nicht?"
B.: Wenn Sie sich nur noch bis
zum Ersten gedulden wollten "
A.: Ach, am Ersten habe ich stlbft
Geld!"
Stets der Alte.
Nun, wie gefiel Ihnen die Gebirgs
scenerie vom Dampfer aus?"
Lieutenant: Aeh, mein Bild im
Wasserspiegel erblickt konnte da Na
tur nicht mehr ungetheilt bewundern."
in Menschenkenner.
Sie: Mir scheint, der Herr von
Fips hat ein Auge auf unsere Tochter
geworfen!"
Er: Ja, und daS Andere aus mei
nen Gelöschranl!"
der Markthalle.
Dame: Ter Rosenkohl, den Sie mir
neulich verlausten, war nicht mehr frisch,
er roch a."
Händlerin: Tet muß er ja ooch, da
for is et ja Rosenkohl."
?toßskufj ein Studenten am Delikatcß
maarcn laden.
Tonnerwetter, diese prachtvollen
Rollmöpse und Heringe ! Zu schade, daß
ich grad' heut' nicht so einen dazu gehi
rigen MordS-Kater habe!"
Ter Weise fühlt seiuen Werth,
laßt ihn nicht fühle.
doch
Vt'm lvori aenoinmen.
Sie (seufzend): Ach Gott, ich bin so
müde! Hab' wieder den giinzen Tag
genäht."
Er: Ra. daS ist doch keine Arbeit.
Ich kannte einen Herrn, der sagte
immer, daS Nähen sei sü: die Frauen,
was da Pseifen für die Männer."
Sie: Na, dann nimm 'mal hier
Hänöch -n' Hosen, und pfeif' drei Flicken
darauf."
Böse Krisis,
der Kunstausstellung.) Sie:
Aber warum hängt man denn
ein Bild auf?"
(In
solch'
Er:
Wahrscheinlich, weil man den
Maler nicht erwischen konnte!"
(Eine gcscheidte Frau.
Sagen Sie mir, ist es wahr, daß
Ihre Gattin eine gelehrte Frau
ist?"
Gott sei Dank, nein! Dazu ist
sie viel zu gescheidt!"
Im Bazar.
Herr: Ich will Ihnen gerne
etwas ablaufe. Haben Sie vielleicht
etwas Hübsches in Ocl für mein Speise
zimmer?"
Verkäuserin: O ja! Wünschen Sie
eine Landschaft oder eine Büchse Sar
dinen?"
Neid.
Was doch über MüllerS viel
Schlechtes gesprochen wird!"
Ja. die müssen sehr glücklich
leben!"
Doppelsinnig.
Direktor (beim Engagement einer
Tänzerin): Au den ngeführ
ten Gründen kann ich Ihnen, Fräulein
Pepi. nicht mehr als 10g Mark monat
liche Gage bewilligen!"
Tänzerin: Aber erlauben Sie, Herr
Direktor, mit so einer kleinen Gage
kann ich keine großen Sprünge
machen!"
Zuwider.
Ein Jüngling ging zwei Stunden lang
Vor'm Fenster auf und nieder;
Doch, weil Sie" nicht an's Fenster kam,
Mit schwerem Herzen schied er.
Am nächsten Tage aber kam '
Der schöne Jüngling wieder,
Ging wiederum zmei Stunden lang
Vor'm Fenster auf und nieder.
Das trieb er so acht Tage lang,
Denn erst am neunten sieht er,
Es war das recht Fenster nicht
Ja so was ist zuwider.
Unverfroren.
Rentier: Ich habe meine Tochter zu
lieb, um sie an einen verschuldeten Lebe
mann zu verschleudern, der es nur auf
ihr Geld abgesehen hat!"
Bewerber: So! Hm Sie haben
ja noch eine ältere Tockier,
haben Sie die auch so lieb?"
Line Geburtsfeier.
Frau Pfanzel, warum find denn i
Sie und die Kinderln heute gar so nobel
angezogen?"
Ja w en Sie, heute ist der Ge
burtstag meines Mannes, und den
wollen wir doch würdig feiern! Wir
machen eine Landpartie!"
So! Und da lassen Sie Ihr Haus
ganz ohne Aussicht?"
O nein, mein Mann ist ein guter
Kerl der bleibt daheim und paßt
auf!"
Anspruchslos.
Ihre Jagdpachtung begreife
ich nicht! In dieser Flur gibt's ja so
gut wie k e i n W i l d !"
.Ich iage i auch nur zum Ver
gnügen!"
ZZosbaft.
Was werden Sie denn unserem
Vorstand zum Geburtstag schenken?"
Eine Zigarrenspitze!"
Aber seine Frau erlaubt ihm ja gar
nicht, zu rauchen!" "
Eben deßhalb!"
landplage.
Aber Sie find mager geworden.
Herr Vetter, in Ihrer Sommerfrische!"
Das machen halt die schlechten Weg .
Fräul'n Bas!"
.Sind denn die Weg auf dem Land
so schlecht?"
Alle nicht aber auf den guten
kann man nicht geh'n vor lauter Rad
fahrer!"
kzinter den ouliffcn.
.Beunruhigt es Dich nicht, daß Dein
Baron, wie man erzählt, nur vom
Pump leben soll?"
.I wo! Im Gegentheil! Weißt Du
denn nicht, daß sich gepumpteS Geld viel
leichter ausgiebl?"
Lefferung.
Gesangnißdirektor: Ja, Lüg Sevv.
kaum etliche Wochen in der Freiheit, bist
chon wieder da.
Sepp: .Herr Direktor, ich möcht halt
wieder a geregelte Leben ans:n
gen.
Lr kennt si.
Frau: Denke Dir, die ochin. diese
frech Person, bedrodte mich heute mit
der geballten Faust!"
Mann: WaS hattest Tu ihr den
wieder verdorben k
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