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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Sept. 10, 1896)
J y ( JL " DU steinerne Insel. berliner Siizze von M a x rctzer. Seit Mittag bereits war Emmi) Ras, sei unterwegs. Zmei Stunden lang hatte sie bei einem Stuckchen Kuchen in einer Konditorei den Jnserutentheil der Zeitungen studirt wie gewöhnlich in den ersten Winkel des kleinen Lese, Flimmer gedruckt, um so wenig als möglich amzusallen. Dann hatte fte an demselben kleinen Marmortischchen drei Bliese geschrieben und die ikopieen lötet Zeugnisse beige, fügt, von denen fte ein gut Theil Vor, rath geschrieben hatte und einige stets bei sich trug. Drei döse Stunden waren dann ge folgt, als sie zu Fuß und im Omni bus all' die Wege erledigte, die sie zu jenen Geschitsten sührte, von denen fte ailtaesordert worden war, sich öorzu, ftellcn. Es war immer dasselbe, was steh wie. derholte. Man empfing sie in de-n KomptoirS ganz freundlich, sprach sich über ihre Zeugnisse sehr anerkennend aus, musterte sie dabei aufmerksam und behielt sich eine Entscheidung bis zum andkren Tage vor. Mit einem grausamen Gefühle, das viel mit jenem Zustande gemein hatte, den die armen Hungernden empsinden, wenn fte vor dem Schausenster eines Delikatessenladens eben, ftieg sie dann die Treppe hinunter. Sie wußte: es war wieder nichts. Es war sieben Uhr geworden, als sie einen jener Schmächezustande empsand, die den Menschen plötzlich überkommen, wenn große, seelische Einwirkungen die körperlicheErmattung bis aus's Aeußcrste gesteigert haben. Vor ihr lag der Potsdamer Platz mit seinem Gewirr von Wagen und mm sehen, das unheimlich auf die Nerven wirkte. Wenn ich erst im Omnibus sitze, wird eS vorüber hen," sagte sie sich dann welter und blickte nach dem G fährt aus. das die Linie" inne hielt. an deren Ende fte wohnte. Und als noch nicht von ihm zu sehen war. wollte fte den Vlad überschreiten, weil es jenseits bequemer war, einzusteigen, Plötzlich in Gedanken versunken, b fand fte sich zwischen zwei sich begegnen, den Pfkrdebahnmagen. so daß ein Un, glück unausbleiblich schien. Die Kutscher riesen ihr zu und zogen die Bremsen an. Kaum aber hatte sie sich zwischen den , Pferdeköpfen hindurchgewunden, als der Schreck sie förmlich lahmte. - Eine Droschke erster Klasse war im nächsten Augenblick so schnell auf fte zugefahren, daß ein Entweichen nicht mehr möglich war. Der Schrei, den sie ausftoßen wollte, erstarb in der Kehle. Dunkel vernahm fte noch das laute ehr des Kutschers. dann fühlte fte sich von kräftigen Armen zuriickgerissen und über den Fahrweg mebr aoaen. als geleitet. Alles geschah so plötzlich und erschien ihr so selbstverständlich, daß sie kaum Zeit fand, ein Wort des DankeS zu stammeln und dem Hilfreichen in S ($e siebt zu blicken. Nun stand sie, noch zitternd an allen Gliedern, aus einer tener runden, pn nernen Erhöhungen, die mitten auf den Vlätien von Berlin liegen und denen der Volksmund die Bezeichnung In fein" gegeben hat. Wie betäubt blickte sie in das wilde Getriebe der Wagen vor sich, vor dem fte nun geiquzi war. GewobnbeitsWäszig spähte he n immer nach dem Omnibus aus, ohne mehr, als in' Leere zu blicken. In Wahrheit waren ihre Gedanken ganz wo anders. Fortmährend mußte sie daran den?en, weshalb sie heute wieder dasselbe Pech wie gestern gehabt habe und warum man andere ihr vorziehe, trotzdem man schwarz auf weiß Urtheilt über ihre vorzüglichen Leistungen lesen konnte. Gewiß, sie war über die Blüthe der Mädchenjahre hinaus, sie war auch nicht hübsch, aber da alles konnte kein stichhaltiger Grund dafür sein, sie nun schon seit Monaten unberücksichtigt zu lasten. ' So war ihr Mißgeschick also einfach persönliches Pech. Ein schwacher Hoffnungsschimmer dämmerte in ihr auf, daß der morgige Tag endlich die Wendung zum Besseren bringen würde. Dann das Jubeln ihrer Mutter, die beginnenden Para diefesfteuden im kleinen, bescheidenen Haushalte, in dem KnapphanS längst am Tische saß! .Endlich kommt der Rumpelkasten!' raunte sie vor sich hin. plötzlich wieder gestärkt durch den TrofteSftrahl. den die Liede zu ihrer Mutter in ihre Seele ge senkt hatte. Rein, ahrhastig. schleck) ter konnte es nicht mehr werden, sondern nur noch besser! Plötzlich schreckt sie leicht zusammen. Es ist doch hübsch, daß ti derartige Inseln im steinernen Meer giebt, worauf man ftch retten kann.' ertönte eine männliche Stimme hinter ihr, so daß sie sich betroffen umblickte. ES unter, lag keinem Zweifel, daß diese Anrede ihr galt, und daß sie ihren Retter vor sich hatte. Ein pachtiger Blick auf das bärtige Gesicht mit den einnehmende Zügen genügte, um ihr den Hilfs bereiten in daS Gedächtniß zurückzu. rufen. . verwirrt darüber, ihn m ihrer un mittelboren Rühe ,n rissen, ohne eine hnuug davon zu haben, wer et fei. wußte sie kaum, wie sie ftch verhalten sollte. Um wenigsten; etwa? zu erwi dern, sagte sie lächelnd: Steinernes Meer? DaS ist mir ganz neu.' Sosort fiel er wieder ei! Mir aber nicht, bim ich habe lange darüber nach, gedacht. Sie können es mir glauben, Berlin ist ein steinernes Meer, in dem man Schistbruch leiden kann, wie in jedem Dienn. Die Wogen sind die Menschenfluthen, die aus und nieder, wallen und erbarmunuslos alle diesem, gen in ihre vernichtenden Wirbel ziehen. die nicht mehr die straft fanden, das toten ihres Lcbenlch,feS zu bederr schen, oder auch nicht jenen glücklichen Wind, der die Segel ihrer Zukunst ver, heißungSlioll blähte, damit er sie gekahr, los in den ruhigen Hafen eines gesichcr- ten Daseins treibe." Das ist sehr wahr," gab sie zurück, plötzlich überrascht davon, dunkle Vor. stellungkN, die in ihr geschlummert hat te, in klaren Worten zum Ausdruck gebracht zu sehen. Ja, man kann wirk, lich Schiffbruch leiden, ohne sich auf dem Wasser zu befinden, und geht dann erbarmungslos unter in den lebenden Flutben." Vorausgesetzt, daß man nicht zur rechten Zeit einen Leidensgefährten sin, det. der mit kräftiger Hand die Ertrin, kcnde auf das Eiland am Potsdamer Platz zieht," siel er gut gelaunt ein. Vorausgesetzt!" ging sie lächelnd auf den Scherz ein. Dann wurde sie plötz lich ernst. Das Wort Leidensgefährte" erweckte ihre Aufmerksamkeit. Er mochte Ansang der Dreißiger sein, war ent schieden ebenmäßig gebaut, durchaus nicht häßlich und verrieth in seinem gan zen Auftreten den Man von Erziehung und Bildung. Nur seine Kleidung zeigte jene auf. fallende Abgenutztheit, die selbst durch die besten Manieren nicht verdeckt werden kann; Frauen Pflegen den Mann zuerst nach Kravatte, Kragen und Manschette zu beurtheilen. Emmh sah sofort, daß die erstere stark verwaschen war (fte roch sogar noch leicht nach Benzin), und daß die Wäsche" je. nen verdächtigen Glanz zeigte, der in allen Papiergeschäften billig zu haben ist. Auch der niedrige Hut mit seiner bereits grau gewordenen Krempe zeugte auftauend von de eren Tagen. Und die einst hellgelb gewesenen Glacehand, schuhe, die er in der Hand hielt, sprachen dafür, daß fte nur noch da,u dienen soll, Hm, die Reprüsentationspflicht sozusagen zwischen den Fingern zu erfüllen. Nur die modisch zugespitzten Knöpfschuhe ver- nethen die ursprünglich noblen Gewöhn heiten ihres Trägers. Im Grunde jedoch war alles sehr sau der, mit einer gewissen Peinlichkeit ge, reinigt und gebürstet. Es war gewisser maßen die letzte Politur, die man vor, nimmt, um vor dem gänzlichen Verfall noch einmal damit zu glänzen. Er bemerkte ihren prüfenden Blick, und so begann er wieder mit einer leich, ten Verlegenheit, gleichsam, als wollte er gleich von vornherein die Brücke zum gemeinsamen Berftänbmk schlagen : Ich sah Sie so sehnsüchtig zu Josth hinüberdlicken, und da kam mir der Ge, danke, wie schön es wäre, wenn wir Beide dort gemeinsam sitzen könnten. um eine Mokka zu schlürfen. Das war von jeher sür mich eins der lieblichsten Gestade am steinernen Meer. Aber er seuszte leicht auf vergangene Zeiten vorläufig wenigstens!" Sie verstand ihn sofort, und merk- würdig angeheimelt durch seine Offen, heit, platzte sie heraus: Also auch ohne Stellung?" Er nickte und dann erwiderte et: Dieses auch" giebt mir die Gewähr, daß sie nichts vor mir voraushaben in dieser Beziehung. Nein, wahrhaftig nicht," fiel sie, nun ebenfalls seufzend, ein. Wie in innerer Uebereinstimmung schwiegen fte, und bewegt von dem. was sie empfanden, ohne es auszuspre, chen zu wagen, blickten sie in das Stra, ßenlebin, daß nach wie vor mit seiner bizarren Musik des Lebens um sich herumtofte. Mein Gott, nun ist schon der zweite Omnibus vorüber, und ich stehe noch immer vier! dachte fte dann. Sie er, innerte sich, daß ihre Mutter sich Sorge um fte machen könnte, und wollte gehen, aber geheimnißvolle Bande hielten fte zurück. ES war ihr. als hätte fte plötz. lich einen guten Bekannten wiedergefun den, der ihre kleinen Sorgen des Da sems längst kannte und der sie bester ver stehen würde, als hundert andere. Plötzlich unterbrach er ihren Gedan kengang, indem er sagte: Ist es Ihnen nicht, als müßten Sie von dem Rande dieser Insel wieder in die lebenden Fluthen sich begeben, um suf'S Neue gegen den Strom zu schwimmen?" .Heute nicht mehr." erwiderte sie launig. Ader morgen will ich es wieder versuchen weil ich muß!" fügte sie mit einem leisen Seufzer hinzu. .sie Glückliche, Sie können den Morgen noch erwarten!" erwiderte er so leise, daß sie zu ihm ausblickte. Sie verstand ihn nicht gleich und so schmieg sie. Er jedoch suht in einer gewissen Haft fort, als wollte er einer Frage von ihr zuvorkommen: Wenn man feit Langem keine Beschäftigung hat und durch die Straßen irrt, um sich die Zeit zu ver treiben, so macht man allerlei Beodach tungen und kommt auf sonderbare Ein fälle. Gestern Abend, eS war schon spät, stand ich hier auf derselben Seiner nen Insel, müde und hungrig, halb zerfallen mit mir und der Welt. Den ganzen Tag war ich umhergelaufen, ohne ein Engagement zu bekommen." Einmal im Zuge, erzählte er ihr, daß er Ludwig Felgkytreu heiße, Sohn eines verstorbenen Steuerrevisors aus der Provinz sei und vor einem Jahre seinen Einzug in Berlin gehalten habe, um als Techniker sein Brod z suchen. Ansangs habe er Glück und auch an. dauernde Beschäftigung gehabt, dann aber sei er krank und eristenzlos gewor, den. Ohne jede Hilfsmittel, habe er weiter nichts mehr, als dielen einen Vln zg, den man jedes Mal sehr aufmerk sam mustere, wenn er sich in einem Bureau vorstelle. Dann merke er sofort, daß man ihn schon sür zu sehr heruntergekommen halte, und so entlasse man ihn mit leeren Redensarten. Bitten könne er nicht, da er sich seiner Leistungen be wußt sei, und so seien alle seine Be mllhungen bisher ohne Ersolg ge blieben. Gerade wie bei mir," dachte Emmy, ohne ihn zu unterbrechen. Gestern Abend also stand ich hier völlig rathlos, weil ich nicht wußte, wo ich mein Haupt hinlegen sollte," fuhr er fort. Meine Wirthin wollte mir keinen Kredit mehr geben und zwang mich zum Verlagen der Wohnung, weil ein zahlungsfähiger Miether sich gemeldet hatte. Ich konnte es ihr nicht verdenken, denn sie hatte mir lange ge nug durchgeholfen " Du lieber Himmel, das ist traurig!" fiel Emmy unwillkürlich ein. Ohne darauf zu achten, fuhr er fort: Es war schon Mitternacht, und ich lehnte noch immer gegen den Kandelaber hier, deffen Flammen hell erstrahlten. Die Augenlider wurden mir schwer, mein Kopf brannte mir, und so hatte ich die Wahnvorstellung, wirklich ein armer, verlassener Schiffbrüchiger zu sein, den das steinerne Meer unbarm herzig ausgespieen habe. Und der Kandelaber erschien mir wie der Leucht thurm in diesem Meere, hingepflanzt auf dieses Eiland, damit man Zuflucht auf ihm finden könne. Und in meinem grenzenlosen Elend drückte ich mein Ge ficht gegen ihn und weinte bitterlich. Ein altes Ehepaar kam auf mich zu, betrachtete mich verwundert und fragte dann, was mir fehle. Ich schämte mich, wagte nicht den Blick zu erheben, gestand dann aber leise, daß ich kein Unterkommen für die Nacht hätte. Schweigend faßte der Herr in die Tasche und drückte mir ein Zweimarkstück in die Hand, sodaß ich mir ein Obdach suchen konnte. So wurde mir diese steinerne Insel, geschaffen nur, damit ängstliche Leute am Tage dem Gewirr der Wagen entgehen können, zur wirk lichen Rettungs-Jnfel, wenn auch nur für Nacht und Tag." Wer weiß vielleicht für immer!" warf Emmy tief gerührt ein. Die Thränen waren ihr nahe, aber mit Macht bezwäng sie sich, um ihre Bewe gung zu verbergen. Nach zehn Minuten hatten sie das brandende Getose hinter sich, schritten sie durch einen einsamen Weg des Thier, gartens, über sich die Laubkronen, die im frischesten, üppigen Grün prangten. Sie plauderten nun offen und frei wie zmei Menschen, die, von demselben Leid getragen, Erleichterung suchen in der Entlastung ihrer Erlebniffe. Bald wußte er, daß sie den Leite Verein besucht hatte und Buchhalterin war. die trotz ihrer fünfundzwanzig Jahre bereits schon des Lebens Tücke gehörig zu kosten bekommen hatte. Ist es Ihnen nicht, als wenn wir mit einander schon Jahre lang bekannt wären?" fragte er, als sie schweigend eine Weile denselben Weg genommen halten. Das macht, weil die Gefahr des Schiffbruchs im steinernen Meer uns zusammengeführt hat," gab sie lächelnd zurück in einer Anwandlung von trauter Liebenswürdigkeit. Das bringt die 'jjfechm in einer Stunde näher, als es Jahre vermöchten. Zuerst etwas befangen, dann aber ohne jede Scheu, lud sie ihn ein zu einem ichiiqten Adenddrod dei ihrer Mutter. Er nahm an und küßte dankend ihre yand. So wurde er Gast im Hause und er, wies sich als ein dankbarer aufrichtiger wen 05, der den itfwh zum Leben wie, dergewann. Nach und nach fanden sie beide Stellung. Das gemeinsame Ge, schick hatte eine feste Kette um sie ae schlungen, die nicht mehr zu zerreißen war. Sie wurden ein Paar und lebten glücklich und zufrieden in bescheidenen Vcrhültniffen. Niemals aber konnten sie ohne Rllb- rung an jener steinernen Insel in der Weltftadtfluth vorübergehen, wo fte sich zuerst tief in die Augen geschaut hatken. ine Hmmeleschichte. Dn Berliner Stammtischhumor ist ein Humor gunz besonderer Art. Harm los und nicht ohne ein vollgerüttelt Maß von Gutmütigkeit ist er zwar, aber doch so recht, wie es dem Berliner Eha rakter entspricht, sarkastisch und oft höh nisch zugleich. Und wen eS sich gar darum handelt. Einem auS der Gesell schaft. der in irgend einem besonderen Falle daS Haupt allzu kühn erhoben hat, einen kleinen Tort anzuthun, ihn recht krüstig zu utzen," da ist er seiner besten Freunde nicht mehr sicher, oder er ist vielmehr sicher, daß sie eiligst in daS Lager seiner Feinde übergeben. Seinen festesten Sitz hat der Stammtischhumor in den alten Berliner Weißdierftuben. Da sitzen an den reinlich gescheuerten Tischen die behäbigen Gaste vor den großen schäumenden Bechern der kühlen Blonden," und mitten hinein in die ernstesten Gespräche über Kommune und Staat sällt oslmalS ein Funke zünden den Humors, der zuweilen eine ganze Kette von Neckereien und kleinen Bos heiten entflammt, ohne daß gerade der ienige. gegen den sich die gemeinsamen Geschosse richte, weiß, daß er gemeint ist. Und darin liegt gerade der Reiz der Geschichte sür die Anderen. So hatte an dem Stummtisch einer alten und renommirten Weißbierkneipe inder Linden strafte ftch einer der stamm tischgenoffen allzu stolz seiner Kegelkunst gerühmt und auch wirtlich seine Kolle gen dadurch geärgert, daß er ihnen die schönsten Preise wegkegelle." , Das er forderte Rache oder doch wenigstens einen kleinen Dämpfer für den Hochmuth. Ohne daß sie sich von ihren schwarzen Plänen etwas merken ließen, proponir ten einige Stammtischkollegcn wieder einmal eine Kegelpartie, und zwar wollte man diesmal einen wirklich werth vollen und kostbaren Preis ausschie. den," einen Hammel. Ein Tempelhofer Bürger, der znfäl- lig im Lokal anwesend war, wurde rasch in's Vertrauen gezogen und dem Kegelmatador als Schafbeerdenbesttzer vorgestellt; :asch war man handelseinig, die üblichen Anteilscheine zum Preise von je zmei Mark wurden verkauft, und der Kegelkllnstler, der feinen Sieg so sicher wie nur möglich haben wollte, lauste Antheilscheine in reichlicher Menge, um recht oft dranzukommen". Am nächsten Sonntag, nach der Kirchzeit, begann die Kegelei, und wie nicht anders zu erwarten war, bestätigte der Kegelmatador seine Ueberlegenheit. noch ein Schub, und der Hammel war sein. Mit stolzer Freude schob er die letzten Alle Neun", höhnisch be trachtete er die Mitspieler und nahm nch vor, ihnen von dem Hammel so wenig wie möglich zukommen zu laffen, wenn er gebraten seine edelsten Zwecke erfüllen würde. Da tritt plötzlich der Vepelchenvote ein. Er hat ein Tele- gramm an den Sieger in der Hand, der mit dem Heerdendesitzer aus Tem pelhos seinerzeit den Kauf abgeschloffen hatte. Der Kegelmatador liest und er blaßt, und die meisterlich ihr Lachen be herrschenden Freunde entreißen ihm end lich das Telegramm, welches die Mit theilung enthält, daß der gewonnene Hammel verendet ist. Ter Gefsppte nahm eiligst feinen Hut und ging von bannen; den Betrag für seine Antheilscheine hat er auch nicht zurückgefordert, denn er weiß, daß, wer den Schaden hat, fgr den Spott nicht zu sorgen braucht, aber seiner Kegel, kunst rühmt er sich niemals mehr, wenigstens an seinem doshaften Stammtisch nicht. AufdexWalroßjagd. Daß das Walroß unter Umständen ein recht gefährliches Jagdthicr sein kann, zeigt wieder ein Unglücksfall bei einer Walroßiagd im Eismeer, dem. wie aus Hammerfest gemeldet wird, der Harpunier Holm, sein Sohn und ein schwedischer Fangmann zum Opfer ge fallen sind. Das mit vier Personen de setzte Fangboot griff ein Walroß an, wobei der Harpunier in üblicher Weife die an einer Leine befestigte Harpune auf das Thier schleuderte. Das ver mundete Walroß geberdete sich wie ra send, suhr auf das Boot los und bohrte seine beiden mächtigen Eckzähne in das kleine verdeckte Vordertheil. Mit einem kräftigen Ruck gelang es zwar dem Har punier, das Thier über Bord zu drücken, es machte jedoch sofort einen zweiten Angriff und legte sich nun mit dem Vor dertheil auf den Schiffsbord. Bei dem gewaltigen Gewicht, den das Walroß hat, schlug das Fahrzeug um, und die vier Männer stürzten ins Waffer. Un ter großer Anstrengung gelang es ihnen jedoch, auf die Wölbung des umgestllr? te Bootes zu klettern, doch waren sie kaum oben, als das rasende Thier von neuem auf das Fahrzeug losging und es nochmals zum Kentern brachte. Dabei ertranken dann der Harpunier, sein söhn und der schwebe, während es dem Vierten, einem Finnen gelang, sich zu retten. Auch der verstorbene Polarfor scher Aftrup berichtet in seinem Werk über die Peary'schen Eupeditionen ach Nordgrönland von der Gefäbrlichkeit dieser Thiere in gereiztem Zustande. Vier Mitglieder der Peary'schen Erpedi tion, Dr. kook, Gibson. der Minera loge Verbo? ff und Astrup. .und ein Eskimo schoffen bei einer Bootfahrt in der Walsischbai einige auf einer Eis schölle liegende Walroffe, worauf sie sich zu ihrem Erstaunen in kurzer Zeit von gegen hundert schwimmenden Wal rosten umgeben sahen, die ihr Bootbrül lend und schnaubend umringten. Nur den Umstand, daß alle mit Schnellfeuer gewehren ausgestattet waren, hatten fte es zu danken, daß fte ftch die Thiere vom Leibe halte konnten. Dabei mußten fte oft die Axt anwenden, um die Wal roffe an den Versuchen, ihre langen Zähne über die Bootkante zu bringen. ! zu hindern. Auf diese Weise haben in früheren Jahren bei Spitzbergen feljr oft Walroßjäger ihr Leben verloren. Aus Spitzbergen und der Bäreninsel gab eS früher Walroffe in ungeheurer Menge, fte wurden aber durch die sortqesete Maffenvernichtung durch die Fangleute der vertchiedemn Nationen ebenso wie der Walfisch bei Spitzbergen ausgerottet. Walroffe find jetzt noch am häufigsten an der Nord und Oftküfte Spitzbergens. in iksenglab. Unter den Anziehungsmitteln, die für die Pariser Weltausstellung (im Jahre 1900) geplant werden, nimmt der von dem berühmten Geographen Reclus et worfene Riescnglobus eine hervor ragende Stellung ein. Der Durchmcs ser der Erdkugel soll diesmal ungefähr 83 Meter, etwa zweimal die Höhe eines sUnsstöckigen Wohnhauses, und der lli' fang 100 Meter betragen. Die Zeich nungen Reclus' sind längst fertig und dienen den Ingenieuren und Architekten für die Ausarbeitung de Construk tionSentmurfes, der an Originalität nichts zu wünschen läßt. Auf der Oberfläche des Globus, der nur ein Vierhunderttausendstel unseres Planeten darstellt, werden Gebirge und Thäler, Hoch und Tiefebenen mit der größten Genauigkeit in Relief wiedergegeben werden, so daß man ftch eine genaue Vorstellung von dem Gesammteindrucke machen kann, den die Erde aus einer Höhe, in die noch kein menschliches We, sen gedrungen, hervorrufen muß. Durch geschickte Schattirungen sollen auch die Ileinen Erhöhungen von etwa (i)0 bis 0 Meter angedeutet werden. Da das wiffenschaftliche Jntereffe leider nicht genügt, um die Massen anzuziehen, mußte der Schöpfer des Riefenglobus darauf bedacht sein, diesen auch für Nlchtgeographen intereffant zu gestalten, und er hatte da den nicht üblen Einfall im Innern des großen Globus einen kleineren zu errichten, auf dem die ver schiedenen Himmelsstriche in Form eines Dioramas mit Typen der Bewohner dargestellt werden sollen. Eine über einen Kilometer lange spiralförmige Gallene wird ringsum den kleinen Glo, bus führen und so ermöglichen eine Reise um die Erde in 80 Minuten zu machen. Das Innere des kleinen Glo, bus ist noch immer groß genug, um ezotische Schauftellungen, die irgend einen ethnographischen Beigeschmack ha, ben, wie Negerdörser, Tinget-Tangels, orientalische Bühnen, Cafe u. s. w aufzunehmen. Dafür, daß das wissen schaftliche Jntereffe nicht der Schaulust der Gaffer geopfert wird, dafür bürgt übrigens der Name deS Gelehrten, der den ersten Anstoß zu der Schaffung des Riesenglobus gegeben hat. Pinmerkwürdiaerlkisenbalinwage Die anatolische Eisenbahn befitzt einen leichten Salonwagen mit einer Platt, form, welcher vom Generaldirektor der Ge ellschaft. Freiherrn v. Kühlmann. benutzt wird. Dieser Salonwagen hat seine Geschichte. Gebaut in Birming- ham auf Kosten der spanischen Regie, rung und auf den Namen .Jsabella" getaust, machte er die Seereise bis Cadiz mit, um als Geschenk von den Granden des Reiches Eigenthum der Königin Jsabella zu werden. Als Hofmagen durchlief er die kaftilischen und andalu sischen Hochebenen, wurde schließlich aber der eben Kaiserin von Frankreich gewordenen Kaiserin Eugenie zum Ge schenk gemacht und von Madrid nach Paris geschafft. Dort sah der Wagen die Tage des Glanzes Napoleons des Tritten und führte die schöne Kaiserin von Fest zu Fest nach den Badeorten Frankreichs. Tann, als der deutsch französische Krieg ausbrach, rastete die Jsabella" in irgend einem Wagen schuppen bis zu dessen Ende. Napoleon ging mit der Besitzerin der Jsabella ins Exil, und die herrenlos gewordene Jsabella" wurde von der französischen Republik der hohen Pforte verkaust. welche gerade damals die kaiserlich otto manische Linie Haidar Pascha-Jsmid eröffnet hatte. Welche Rolle die .?lsa, bella" in Kleinasien spielen würde, war nicht vorauszusehen. Nachdem die Bahn an Privatgesellschaften vergeben und die Jsabella" lange in der Wagenremise gestanden hatte, kam eine deutsche Ge, sellschast in den Besitz der anatolischen Bahn, und Jsabella" wurde aus der Remise hervorgeholt und nach einigen Reparaturen wieder lauffähig gemacht. Hurrah, wi hcbbt wat wunnen!" rief ein Hosbesitzer nahe Hoya in Han- nover, als ihm mitgetheilt wurde, daß auf sein ThierschaulooS eine Reini gungsniaschine" gefaven sei. Natürlich dachte der brave Mann an eine Korn reinigungsmaschine. Er schickte einen großen Ackerwagen, um die Maschine" abholen zu laffen und fuhr vor dem Kabentempel" vor. Ick wnll mine Maschine ashalen!" So, so ach Meyer," sagte der Ge winnauSgeber, nachdem er das Laos ge prüft, zu seinem jungen Mann. qrei. fen Sie doch mal links in die Schachtel und holen Sie mal Herrn K.'S Gewinn heraus!" Der Landmann machte kein sehr geistreiches Gesicht, als man ihm statt der erwarteten Kornreinigungs moschine einen Lampenputzer auShän digte. Wat? dat schall min Gewinn sin? Ick hebb n Remiaungsmaschine wunnen!" Na, ist daS etwa keine ? sagte der Gewinnausgeber und hielt dem Glück lichen daS 50 PfennigTing unter die Nase. Als darum den großen Wagen ae rüstet und die zwei starken Pferde vor gespannt! tU Schiach im Zetabrer ae. AuS Osnabrück schreibt man: Be kanntlich hat vor zehn Jahren Professor Tr. F. tknole in seinen .Kriegszügen deS GermanicuZ" die Schlacht im Zeutoburqer Walde in die Gegend zwischen Jdurg und dem Habichtsmalde bei Stift Lenden erlegt. Nunmehr ist eS ihm gelungen, in dem südöstlichen Abschnitte diese Waldes ein vollstöndi. ge Römerlager aufzufinden, das mit seinen Spitzgräben und abgeruudeten Ecken, soivic mit seine vier Thoren alle Merkmale römischer Beftstiungs kunst ausweist und ach Lage, Größe und Beschaffenheit vollständig den Bi dingungcn des zweiten Lagers ent spricht, daS die Römer im Teutoduiger Walde ausgeschlagen habe. ' Funde von Waffen weifen aus den Kampf hin. der hier stattgefunden hat. Auch ein großer Leichenhügel mit mehr als hundert Kubikmetern Aschenerde ist in der Nähe des LagerZ gesunden worden. Alles deutet darauf hin, daß wir end-, lich die Spuren der berühmten Vantä schlachl wiedergewonnen haben. Sichtung, Junger Mann, wenn Sie noch wei ter ohne Aufsicht mit meiner Toch ter verkehren wollen, dann theilen Sie mir zur Vorsicht erst mit, wüs für Absichten, was für Aussichten und was für Ansichten Sie haben. Wenn ich nach Erfüllung dieser R U ck sichten und gründlichen Durch ficht aller Gesichtspunkte z kla rer Uebersicht derselben und z gu ter Einsicht gekommen bin, dann können Sie in dieser Hinsicht mit Zuversicht meine weitere Gunst als in Sicht betrachten." wie das Volk spricht. Es bleibt in der Familie, sagte der Student, da brachte er seine Uhr zu, Tanten. Unter Backfischen. Dn, denk' Dir, ich bin in Otto er liebt." Wann ist's denn geschehen?"' Gestern um vier Uhr Räch- mittag hat mein Herz zum ersten Male für ihn geklopft." Das Schwierigste. Welches ist wohl der schwierigste Fall gewesen, Herx Landgerichtsdirektor, der Ihnen in Ihrer Praxis vorgekom, nun." -Entschieden die Frage, wie ich meine sechs Töchter an den Mann brächte." Sehr richtig. Frau Speckhuber (die im Schlächter-, laden schon längere Zeit vergeblich aus Bedienung wartet), Na, mir scheint, ich soll gar nicht mehr zu Fleisch kom , men!" Schlächter: Haben Sie auch gar, nicht nöthig, Frau Speckhuber!" Appetitlich Gast: Haben Sie keine Serviette?" Wirth: Glei, sie wird grad' braucht!" G weh! A. : Wie find Sie denn blos durch die Menschenmenge hindurchgekommen? Ich mußte eine halbe Stunde warten!" B.: Ich habe die Cigarre geraucht, die Sie mir gestern verehrt haben, da mich mir Jeder aus!" Goulasch. Wirth: Sind noch Ueberrefte da, Anna?" Köchin: Genug!" Wirth: Dann machen Sie 'mal für die Katze eine Portion Goulasch zu recht!" tfels befielen. Nun, in welchem Aufzuge erscheinst Du denn heute?" Ja, siehst Du, wer so vergeßlich ist wie ich, der muß sich halt vorsehen. Da. gieb Achtung: Hier der Faden um mei nen kleinen Finger erinnert mich an eine Bestellung, die meine Frau mir heute früh aufgetragen, das schnupf tuch am Arm erinnert mich an den Fa den, der Strauß auf dem Hut wieder an das Schnupftuch und Donner weiter! Da habe ich ja ganz vergeffen, was ich eigentlich besorgen sollte!" Trübe Erinnerung. Reisender: Ich sage Ihnen, diese Bambusqedüsche in Indien zu durch- streifen ist äußerst gesöhrlich." .Ja. in. ich weiß es noch von der Schule her, daß das Bambusrohr äußerst gefährlich ist." Anflichtig. Ein Bettler bekommt regelmäßig von der jungen Frau eine? Kasfirers etwas vom Mittageffen. Eines Tages kommt der Bettler und die junge Frau sagt ihm, daß heute nichts übrig geblieben ist. Entschuldigen." meint der Btttler, heut' hat gewiß die Köchin gekocht!" Schmkichclkaft. Alter, reicher Bräutigam: Frieda wie ich Dich liebe - O -ich möchte für Dich sterben!" Braut: Ach auf Dich ist ja doch kein Verlaß!" Galgenhumor. Gatte (dem soeben die Gattin verschie dentS an den Kopf warf): DieAermfte! Sie hat wieder ihre Kongestionen nach meinem Kopf!" Vegrindet. Weshalb nennst Tu nur Deinen bärbeißigen Bräutigam immer Süßer Fritz" ?" Weil er Konditor ist." Durch Schaden wird man klug, aber auch arm.