L Ilur zu mir. Von obftl Kohlrlch. Es war ein schöner, alIerthIi,nNchr Schrank, der in der Mitte der einen Langmand aufgestellt war. In seinen glatten Flächen, die mit verschiedenfar bigen Hölzern in seltsamen Mustern ausgelegt waren, spiegelte sich da Licht vder von einem Schleier umgebenen Lampe und weckte darin mattleuchtende estexe. yie und da tprang noch helle, rer Glanz ans dem Metall der vergal, seien, zierlichen Beschläge hervor und umzitterte da Schaustück aus vergange, Nen Zagen mit einem feinen, geheim nikvollen Schimmer. ES war ach der Abendtafel, und der kleine Kreis von Gasten hatte sich, durch ein Wort unscrer freundlichen Wirthin nsmerksam gemacht, um den alten Schrank hier im Wohnzimmer aeschaart, Sie erklärte zuerst nur die wunderlichen Ornamente auf dem nachgedunkelten, . glanienden Grunde, die sich um In dianergestaltcn, fliegende und ruhende Vögel, Waisen und Embleme des grie denS anmuthig gruppirten. Dann aber machte ne eine Pause, und leneS tiese, plötzliche Schweigen, da auf heitere Gesellschaft sich unvermittelt herabsenkt. ersiillte den Raum. Mit ihrer Erklärung war sie offenbar zu Ende, und doch schien es, als hätte sie noch etwas zu sagen. Sie stand, als habe sie die Menschen um sich her vergessen, blickte eine Weile still vor sich hin und winkte dann zu dem Schranke hinüber, wie zu einem alten Ficunde. Ihr Kurlönder Dialekt mit dem rollenden R und den , dunklen Vokalen klang aber noch dunk ler und feierlicher, als sie nun wieder s zu uns sprach. Ja, ja, und ohne dieses ehrwürdige Stück Möbel wäre ich vielleicht niemals im Stande gewesen, meinen lieben AI ten hier zu heirathen und ein paar gute Menlchen wie Sie gastlich bei uns auf, zunehmen.," Sie legte im Sprechen ihren Arm i den ihres Mannes, eines grauhaarigen Arztes mit menschen freundlichem Gesicht, und sah zu ihm auf er war um einen Kopf größer als sie mit einem Ausdruck unzw flörbarer. durch die langen Jahre der Ehe nur noch gereist Liebe und Hin aebung in ihren Augen. Der Mann aber schien zugleich etwas Anderes darin zu lesen, eine stumme Frage, die un Uebrigen unverständlich geblieben war; denn was er nun lächelnd sagte, klang wie eine Antwort darauf. .Erzähl' es nur. Alte. Wir find ja hier unter guten Freunden, und keiner von ihnen wird denken, daß Du die Geschichte auskramst, um Dich damit zu rühmen." Daß wir nun auch in sie drangen zu ivrecken. war natür im. und ibr Wider stand war nur schwach. Wenn Sie's hören wollen,' sagte sie und trat zu dem Tisch heran, aus dem die rothumyan gene Lampe stand, dann will ich's er zählen. Aber setzen Sie sich her, sonst komme ich mir vor wie ein Volkstri vun. der eine große Rede halten soll.' Wir gehorchten lachend, und bald Satte die kleine Schaar sich auf Seffeln und Divans vertheilt, um der Geschichte zu lauschen. Die Hausfrau hatte sich dem alten Schranke gcgenübergesetzt, sodab ibre Blicke auf ihm rulien konnten. und mährend sie gesprochen, waren ihre Augen meist auf das matte, röthllche Spiegelbild der Lampe in seiner glän enden Fläche gerichtet. Ich will es nur gleich im Voraus sagen.' begann sie jetzt. Es ist eine sogenannte gute That, von der ich erzählen will, die ich selbst vollführt habe und die mir un verdiente Früchte getragen hat. Da sollte ich wohl eigentlich schweigen, aber ich habe sie gethan ganz ohne Bemußt, sein, daß eS etwas Besonderes war." Sie verstummte sür einen Augenblick und glättete eine kleine Falte im grünen Plüsch der Zischdecke vor ibr, um dann mit ihrem klugen und milden Lächeln hinzujufügen: So sreilich sollte man gute Thaten überhaupt wohl iminer thun.' Die letzten Worte hatten ein wenig träumerisch geklungen; jetzt, als sie fortfuhr, war ihre Stimme wieder fester. .Ob Jemand von den Herrschaften das Gefühl schon einmal kennen gelernt hat, daS einen bei der Nachricht überkommt, daß man enterbt worden ist. kann ich nicht sagen. Ich habe diesen Augen U1ii4 .1M mih ttinfi niHihn hnfe mir viel besser dabei zu Muthe war. als ich geglaubt hätte. Meine Eltern, die nur ein müßiges Auskommen besaßen, hatten mir immer wieder gepredigt, daß vom Gelde das Glück des Lebens nicht komme, un hatten mir dabei ver heimlicdt. daß mir ein reiches Erbtheil in Aussicht stünde. Ein alter, wunder licher Onkel, ein Bruder meiner Mutier, hat mich ganz unvermuthet zu seiner Erbin eingesetzt, obwohl er mich nur einmal im Leben, am Tage meiner Confirmation. gesehen hatte. TaS freute mich wohl, als ich von fremden Leuten zuerst davon hörte, aber ich war damals noch jung und hatte zu viel an den Dinge im Kopf, um groß darüber nachzudenken. Darum war auch mein Schrecken aar nicht groß, als ich ein Tages erfuhr, der Onkel Han hatte sich mit der Familie keines Bruders, mit der n längere Zeit im Unfrieden gelebt hatte, wieder ausgesöhnt und nun sein ganzes Erbtdeil durch ein neues Zefta ment auf diese übertragen, obwohl sie in gut Verhältnissen lebten. Ich lachte sogar, IS man mir erzählte, daß ich selbst nichts bekommen würde, als eiiu silberne Theekanne und einen alten Da Jahrgang 17. Schrank. So habe ich doch wenigstens einen gten Anfang zur Ausfleuer, sagte ich zu meiner Mutter, die nun doch mit betrübter Miene dasaß.' In der Erinnerung lachte sie noch einmal mit einem tiefen, beinahe einem männlichen Ton, zugleich aber so melo disch, wie nur eine glückliche Frau mit ruhiger Seele zu lachen versteht. .Vorläufig war damals freilich noch keine Aussicht auf Hochzeit und Aus fteuer," fuhr sie fort. Ich mußte fleißig fein, um mich auf das Leh rerinnenexnmen vorzubereiten, aber ich hatte guten Muth, und es machte mir sogar Freude, daß ich nun ganz auf mich selbst und meine eigenen Kräste angewiesen sein sollte im Kampfe des Lebens. Ich bin immer gesund ge wesen und habe niemals gemußt, was Nerven bedeuten da kann man schon muthig sein. Erfahren that ich es frei lich auch, daß es gar nicht so leicht ist, sich durch s Leben zu schlagen, wenn der väterliche Tisch nicht mehr für einen ge, deckt ist. Meine guten Eltern starben rasch nacheinander, und ich war nun wirklich ganz allein. Aber ich will mich nicht rühmen ich habe auch da malS an die mir entgangene Erbschaft kaum gedacht, und wenn ich es einmal that, so geschah es ohne Neid und ?um mer. Bald hatte ich dann auch viel Besseres zu denken. Sie wandte iich für einen Augenblick von dem röthlichen Spiegelbild ab, das aus den Tiesen des Schränke? zu ihr herzuleuchten schien, und richtete die Augen mit jenem Ausdruck einer zu, aleich sanften und mächtigen Liede, der vorhin schon einmal darin gewesen war, auf das Gesicht ihres Gatten. An diesen Mann hier hatte ich zu denken," sagte sie lächelnd, der damals noch viel jünger und auch ein klein wenig hübscher war als heute. Wir hatten einander kennen gelernt, ein armer Arzt ohne Praxis und eine arme Lehrerin, die eben eine neue stelle weit von ihrer Heimath antreten sollte. Da gab es einige Thränen, als der Tag der Trennung nach kurzer, geheimer Brautzeit herankam, aber den Mutb und die Liebe haben wir Beide uns nicht nehmen lassen." Ihr Gatte reichte ihr die Hand über den Tisch hinüber und sie ließ die ihre ein paar Sekunden lang dann ruhen. Indem sie dann weiter erzählte, stieg eine leichte Röthe in ihrem Gesicht ein por und sie schaute vor sich hin auf den im, als reue es ne nun doch ein wenig, die Geschichte begonnen zu haben Es war gerade ein paar Tage, bevor ich meine Stellung antreten sollte, da hörte ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder von dem Onkel Hans, der mich enterbt hatte, und es klang sehr traurig, was man mir von ihm berich tete. Er war krank und verlassen; die Verwandten, die ihn beerben sollten waren nach Italien gereift und er war mit einer Haushälterin allein zurückge, blieben. Da er Junggeselle war, so hatte er das Behagen einer wirklichen Häuslichkeit niemals kennen gelernt, aber nun war noch die Krankheit dazu gekommen und er hatte auf seine alten Tage Niemanden, der ftch um ihn liim, merte, als eine gemiethete Person. Als ich das hörte, gerade damals in meinem Glück, es war mir, als fühle ich einen körperlichen Schmerz. Es soll das kein Eigenlob sein, aber ich habe die Sehnsucht, gut zu sein, nie, mals stark empfunden, als wenn ich elbft glücklich war. Und ich hatte auch gar nicht das Bewußtsein und die Ab ficht, etwa Gutes damit zu thun. eS war nur ein Gedanke, der mit einem Male über mich kam, das plötzliche Ge fühl: du mußt zu ihm! Die Stadt, in der er wohnte, lag auf meinem Weg, es war gar kein vwn, wenn ich dort einen Zug überschlug, warum sollte ich dem natürlichen Antriebe meines Herzens da nicht folgen? .Nun. ich bin zu ihm gegangen," fuhr sie fort, indem sie den Kopf erhob und wieder gerade aus in die Ferne blickte. ES war ein wunderschöner Früölingstag. und ich weiß noch, daß tsll aus oem Wege zum Unket einen kleinen Strauß von Vergißmeinnicht für ihn kaufte. Der Empfang war dann freilich ganz anders, als ich erwartet hatte. Zuerst mußte ich mir den Ein- tritt in's Zimmer bei der Haushälterin erkämpfen, und als ich glücklich hinein gelangt war. fuhr mich der Onkel an wie einen Bettler oder einen Räuber. Was willsi Tu hier?" schrie er mir entgegen, wenn ich eS noch so nennen dars: denn seine Stimme war hohl und schwach gebrochen, und ich hörte ebenso gut. wie ich es sah, daß der Zod ihn ae zeichnet hatte. .Dich besuchen.' war AlleS, was ich zu antworten wußte. .Mich besuchen!" rief er. .Mich be sucht Niemand. Ich bin allein und bin es immer gewesen und will es auch bleiben! Warum bist Tu hergekommen? skst, Beilage zum Nebraska Staats-Anzeigcr. Bei mir ist nichts für Dich zu holen, Du bekommst nichts von meinem Gelde, hast Du es nicht gehört? Den Schrank da habe ich Dir vermacht mit dem was darin ist, sieh' ihn Dir an und dann geh'! Ich ändere mein Testament nicht noch einmal, hörst Du? Bor ihrer Ab reise nach Italien habe ich es meinem Bruder und seiner Frau versprochen, daß ich eS nicht thun will, und ich thue es auch nicht, ich will, daß man mich in Frieden sterben läßt." Ich war ganz bestürzt und blieb darum still und sah ihn nur an. Das schien ihm unangenehm zu sein, denn er sprach selbst gleich wieder weiter, ohne Unterbrechung beinahe. Was hast Du hier zu suchen?" fragte er ein wenig ruhiger; der Ton des Zornes in seinen Worten machte allmälig dem eines großen Kummers Platz. Zu mir kommt ja Niemand. Wen haft Du hier in der Stadt, zu dem Du gehen willst?" .Ich kenne hier keinen Menlchen, außer Dir, Onkel," sagte ich und sah ihm dabei gerade in die Augen, die das einzige Lebendige in dem todten Versal- lenen Gesichte geblieben waren. Keinen Bekannten, keine Freundin? fragte er weiter. Keinen", sagte ich, keinen." Warum denn in aller Welt hast Du Deine Reise unterbrochen? Giebt es hier eine einflußreiche Persönlichkeit, die Du be uchen willst?" Nein, Onkel, nein", gab ich ihm zur Antwort. Ich habe an mich nicht gedacht, als ich hierher kam. Siehst Du, ich hatte gehört. Du wärest krank und allein, und da, Du bist doch der Bruder meiner Mutter, die ich so lieb gehabt habe, da habe ich mir weiter gar nicht überlebt, was ich that. Ich hatte das Ge ühl, ich müßte Dir einmal sagen, wie leid es mir thut, daß Du so einsam bist, und darum bin ich her gekommen, Onkel, um keines Anderen willen, nur zu Dir." Ich hatte gesagt, was das Herz mir eingab, und dabei hatte mich ein immer stärkeres Mitleid mit diesem Manne ge faßt, der das Vertrauen und den Glau den an die Liede der Menschen in seiner Einsamkeit verlernt hatte. Bei meinen letzten Worten legte ich den Blumen strauß vor ihn hin, und in meiner Stimme muß doch wohl etmas gezittert haben, was ihn an meine Worte glau den ließ. Denn sehen Sie, in diesem Augenblick ist eine ganz merk würdige Veränderung mit ihm vorge gangen. Nur zu mir", sagte er so leise, daß ich es kaum verstehen konnte, mit einem Ausdruck als hätte sich etwas Großes und Wunderbares ereignet. Ich habe niemals wieder so viel Schmerz und Freude in ein paar Worten vereinigt gehört. Schmerz über ein verlorenes Leben und beinahe jubelnde Freude über ein bischen Liebe, das er so unver muthet fand. Das Mißtrauen in sei nen Augen war verschwunden. Hoff nung und Güte kamen wie aus einem Schleier darin hervor, er faßte nach meiner Hand, und ich sah, wie ein paar Thränen ihm langsam über das Gesicht liefen. Nur zu mir ! Nur zu mir !" miederholte er noch ein paar Mal und dabei lächelte er unter Thränen immer glücklicher und friedlicher. Da bin ich, glaube ich, neben ihm auf die Knie gesunken und habe ihm die Hände gekükt und habe gerufen: Ja, zu vk bin ich gekommen, zu Dir ganz allein ! Und wenn Du es willst, dann bleibe ich nun bei Dir und pflege Lich und mache Dich wieder gesund und fröhlich !"" Die Erregung der Vergangenheit vibrirte in ihren Worten, und sie mußte einen Augenblick inne halten, ehe sie weiter fprechen konnte. .Daraus ist freilich doch nichts ai worden", sagte sie in etmas verändere tem, leichterem Ton. .Ich habe da, mals erfahren, daß ein Mensch sich an die Einsamkeit so sehr gewöhnen kann, daß er sie nicht mehr entbehren kann. Bei sich behalten wollte mich der Onkel nicht, aber als er mir Lebewohl sagte. da konnte ich mit dem herrlichen Ge sühle von ihm gehen, daß aus Schutt und Trümmern eine alte, begrabene Empfindung in seinem Herzen wieder auferstanden war: das Pertrauen zu den Menschen. Er bat mich um gar nichts weiter, als daß ich ihm zuweilen schreiben und in jedem Jahre um die selbe Zeit zu ihm kommen sollte, um einen eben solchen Sirauß von blauen Blumen ihm in sein Krankenzimmer zu bringen. Wenn er es aber nicht mehr erledle, dann sollte ich die Blumen auf das Grab legen.' Er hat es nicht mehr erlebt", fügte sie nach einem kleinen Schweigen hinzu. Als ich im nächsten Frühjahre kam. ! da lag er schon aus dem Friedhos und konnte auch den Dank nicht mehr bören, den ich zu ihm hinunterlief. Ich hatte keinen Lohn für das erwartet, was mir natürlich und recht erfchicnen war, er aber hatte ihn mir gegeben. Sein Testament hat er freilich nicht mehr ändert, doch als ich den Verschluß des Schrankes dort öffnete, der mir nach seinem Tode zugestellt worden war, da lag ein Zettel darin von des verstorben nen Onkels Hand. Nichts habe ich Dir vermacht", stand darauf, als die, len Schrank mit seinem Inhalt, Den Inhalt aber konnte ich verbessern, und das habe ich gethan. Im oberen Fach zur Rechten wirst Du finden, was ich Dir zugedacht habe zum Dank dafür, daß Du mir noch ein wenig Liebe mit ins Grab gegeben haft. Ich werde Deiner in meiner Todesstunde gedenken und Dich doch einmal dafür segnen, daß Du damals zu mir gekommen bist nur zu mir, wie Du sagtest. " Sie war verstummt, ein mächtiges Gefühl machte sie schweigen. Ihr Gatte aber sprach nun an ihrer Stelle : Jawohl, so haben wir es dem guten Onkel und dem guten, natürlichen Thun meiner lieben Frau zu vertan, ken, daß wir einander heirathen und glücklich werden konnten. Denn m dem alten Schranke, da lag ein hüb sches Packet mit Werthpapieren nebst Schenkungsurkunde das am Wohn orte des Onkels geltende Particularrecht gestattete dieses Versahren , und wir brauchten nicht erst daraus zu warten, daß meine Praxis so gut geworden war, wie sie es heute ist. Zu dem Grabe des Onkels gehen wir in jedem Frühjahr zusammen und bringen ihm Blumen. Allein" er lachte ein we nig, der Ton seiner Stimme wurde aber noch wärmer macht meine liebe Alte bei fremden Herren keine Besuche mehr auf eigene Faust ; im Allgemei nen heißt es : Nur zu mir I" Er war aufgestanden, hatte ihr die Hände entgegengestreckt und zog sie zu sich empor. Ohne nach den Leuten um sich her zu fragen, gab sie ihm einen Kuß und sagte leise : Jawohl, guter Alter, nur zu Dir !" Ver Gefangnißbauineister. Bis in das letzte Viertel des vorigen Jahrhundert lag das englische Eefäng nißwesen sehr im Argen, und in man chcn Städten glichen die Gefängnisse noch finsteren, mittelalteilichen Burg verließen. Da trat endlich der berühmte Philanthrop John Howard auf diesem Gebiete erfolgreich als gründlicher Re formator auf. Nachdem er alle Graf schaften bereift, alle Gefängnisse tjenau untersucht hatte, veröffentlichte er im Jahre 1777 sein gehaltvolles Werk: Ueber den Zustand der Gefängnisse in England und Wales." Seine sensationellen Enthüllungen so vieler Mißstände hatten zur Folge, daß man m manchen Orten sich entschloß. neue und bessere Gefängnisse bauen zu lasten. So auch in der gewerbsfleißigen Stadt Lei ler. AIs Howard nämlich dort gewesen war, hatte er bei der Be sichtigung des uralten düsteren Kerker- gebäudes mit Grausen ausgerufen: Dies ist das elendeste und fchauder- haftest Gefängniß in ganz England! Lieder möchte ich gehängt werden, als eine Woche lang in einem dieser grüß- lichen Löcher fttzen!" Dieser herbe Tadel wurmte die Per treler der Grasschast und die Mitglieder des städtischen Magistrats, und es wurde von ihnen beschlossen, ein neues großes Krafschaftsgefängniß erbauen zu lassen, welches sowohl als Polizei und Krimi nalgefangniß wie auch als Schuldge fängniß dienen sollte. Ein junger talentvoller Baumeister mit dem etwas kuriosen Namen Money Penny lieferte den besten und zweck mäßigsten Plan nebst Kostenanschlag, worauf ihm die Ausführung des Baues übertragen wurde, und zwar für eine bestimmte Summe, wofür er das große Gebäude fertig zu stellen sich kontraktlich verpflichtete. Wohlgemuth ging er ans Werk. Es war sein erster großer Bau. Unglück licherweise stiegen während desselben die Arbeitslöhne der Maurer und Zimmer leute, und Moneh Penny vermochte mit der ihm zur Verfügung stehenden Bau summe von 15,000 Pfund Sterling nicht auszureichen, sondern sah sich ge nöthigt, dieselbe um etwa 900 Pfund zu überschreiten. Er bat um Nachbe milligung dieser Summe, doch sein Ge such, dgle'ch wohlbegründet, wurde rundweg abgeschlagen. Aus diese Wiise verdiente er nicht nur nichts bei dem Bau, er gedeih da durch auch noch in druckende Schulden. Denn er war vermögenslos und hatte Kredit bei Kclbleuten in Anspruch neh- mcn müssen. Weil er nun diesen Herren gegenüber seinen Berpgichlun gen nicht nachzukommen vermochte.ließen sie über ihn die Schuldhast erhängen. und so fügte es sich als ganz seltsam, daß der vortreffliche junge Baumeister No. 10. als allererster Gefangener in das von ihm selbst neucrbaute Gesängniß gesteckt wurde. Drei Wochen faß er bereit, da kam Howard von einer großen Auslands, reise, die er unternommen hatte, um auch in anderen Staaten Europas die Beschaffenheit der Gefängnisse, Hospi tüler. Pesthäuser u. s. m. zu siudiren, zurück in die Heimath. In London hörte er, daß in Leicester ein großartiges neues iesängniß seit kurzem vollendet worden sei. Das in, teressirte ihn sehr. Unverzüglich machte er sich auf die Reise, da er den Neubau zu besichtigen wünschte. Nach der Ankunft in der Stadt Lei, ster führten einige Grafschaftsvertreter nnd mehrere Magistratspersonen den be rühmten Mann in das neue Gefängniß, und zeigten ihm alle praktischen Einrich tungen desselben ; er war darüber des höchsten Lobes voll. Endlich einmal ein wahrhaft gutes und zweckmäßiges Gesängniß," rief er zufrieden. Hier giebts nicht zu tadeln, nur alles zu rühmen. Wer ist der ge schickte Baumeister?" Ein gewisser George Money-Penny ist's," wurde ihm geantwortet. Wo ist er? Den Mann muß ich ken nen lernen!" Das ist leicht zu bewirken, und zwar ohne alle Umstände, denn er sitzt hier im Gefängniß. Ist das möglich? Was hat der Un glückliche verbrochen?" Ersitzt in Schuldhaft." Wie geht das denn zu?" Man gab dem Besucher genaue Aus kunft über ton Sachoerhalt. Da rief Howard entrüstet: Aber es ist doch eine wahre Schmach und Schande, einen solchen Mann so undankbar zu be handeln. Ich werde den Vorfall in die Oeffentllchkeit bringen." Bitte, thun Sie das lieber nicht, Sir !" Dann, meine Herren, verschaffen Sie den braven Architekten die Freiheit wieder, oder ich werde allen Ernstes die Sache selbst in die Hand nehmen, und eine öffentliche Subscription zu seinem Besten veranstalten." Darauf ließ er sich zu dem jungen Baumeister in dessen Zelle führen. Bald werden Sie frei sein." sagte er zu ihm. Ueberall werde ich Sie empsehlcn. Sicherlich werden Sie schon in nächster Zeit anderwärts gute und lohnende Ar beiten erhalten." Danach verließ er ihn. Von srohen Hoffnungen erfüllt, blieb der Schuldgefangene wieder allein. llnterde en hielten die Vertreter der Grafichaft und die Magistratspersonen, welche sich wohl ein wenig schämten und sich sämmtlich auch geschmeichelt fühl, ten, durch das von einem solchen ausge, zeichneten Sachkenner ihrem neuen Ge- fängnisse gespendete Lob, rasch eine Be, rathung ab, deren erfreuliches Resultat war, daß ne ftch nun doch dazu entschlos sen, eine Nachzahlung von neunhundert Pfund Sterling z bewilligen. Der junge Baumeister wurde also der goldenen Freiheit wiedergegeben. Verdientermaßen fand er letzt den höchsten Beifall. George Moncy-Pennh erhielt Aufträge vollauf, auch in anderen Städten solche viuftcrhaste Gefängniß, bauten auszuführen. Das that er mit bestem Erfolge, denn er nahm sich in betreff der kontraktlichen Abmachungen be er m acht dabei, als das erste Mal. Im Laufe der Zeit wurde er durch feine Gefängnißbanten ein sehr wohlhabender Mann. Der Taitt" kommt. In einer Plauderei der .Köln. Bolkszeitunq" über oderschwäbische Eit ten und Gebräuche wird erzählt, daß in der Gegend von Aalen seit uralten Zei ten der Braut am Hochzeitsmorgen ein Teller voll Sauerkraut vorgesetzt wurde. Sie ißt davon und denkt daran, daß der Ehestand auch sauer, ein Weheftand für sie werden kann. Was sie übrig läßt, das muß der Bräutigam er zehren. Tiefgründige Gemütaer kön nen bei dieser eigenartigen, aber doch sinnrrichen Sitte allerdings zu guten un nachwirkenden Entschlikkungen ge langen. Für solche Eheleute nun, bei denen das Sauerkraut am Hocheits morgen nicht die erhoffte Wirkung that, hatte man in Schwaben ein trüiliaes Mittel erdacht, und zmar in der Sitte .Der Datte kommt!', welche shr geeiq. net war, kriegerische Edeteute friedlich zu stimmen. Diese Sitte dest,,nd zu Rottweil. Die verbeiratdeten Männer wählten nämlich jedes Jahr insgeheim drei unbescholtene Männer, davon der eine der Datte" dieß. Dieses Kleeblatt hatte kür das laufende Jahr die tthr deS OrteS zu Überwachen und bei Ehe ftreitigkeiten, Treudruch u. f, w. einzu schreiten. In dunkler Nacht erschi'N der Datte vor dem Schlaskammersenfter deS kriegführenden Ehepaars, er kloplte gegen das Fenster und rief, wein man innen munter geworden war: .Der Datte kommt!" Hierauf entfernte er sich schweigend. Kehrte nach seinerW nun der Friede ein, so war e gut. Wurde dagegen der Ehckrieg fortgesetzt, so erschien der Datte nochmals und warnte zum zweite Male: .Der Datte kommt." Kehrten sich die Gewarnten an diese zweite Ankündigung auch nicht, si erschien da? EhewächtcrKleeblatt zur Nachtzeit vermummt, sie drangen in'S Haus, der Datte mit dem spanischen Rohr in der Hand: er prügelte den schuldigen Ebethcil. oder waren Beide schuldig, auch Beide weidle' durch. Hierauf entfernten sich die Rächer Ichwei gend, wie sie gekommen waren; aber ein freundlicherer Gast hielt darnach meist im Hause seinen Einzug, der Ehe friede, und eS soll nicht nöthig gewesen sein, daß der Datte seine Kur hätte wiederholen müssen. Einmal waltete er aber seines Amte so wuchtig, daß sich die Behörde einmischte und dieser Sitte ein jähes Ende bereitete. Der Spiegel. Ein zweifelhafter Freund ist ohne Zweifel der Spiegel. Und doch dars er jetzt nirgends fehlen, weder in Palast noch Hütte. Früher war das freilich anders da mußte man sein Abbild im ruhigen, klaren Wasser oder im Abglanz blankpolirter Metalle suche, was allerdings den Nachtheil unklarer, verschwommener Linien besaß. Im Alterthum waren die Spiegel eine koft barleit, deren nicht Jeder sich erfreuen konnte, denn sie bestanden ans polirtem ld und Silber, und waren gewöhn- lich mit Edelsteinen besetzt. Sie wur den von Sklaven während der Toilette gehalten, oder bei dem schwelgerischen Wähle den bekränzten Gästen hinge- stellt, damit diese das Vergnügen hat- ten, sich in undeutlichen Umrissen be wundern zu können. Auch im Mittel alter blieb der Spiegel Luxusartikel. Er kam nur in , vornehmen Häuser vor, und auch da nur selten. Tausende und aber Tausende von Menschen lebten und starben, ohne sich jemals gespiegelt zu haben. Erst als die Venetianer unser heun ges Spiegelglas erfunden, begann sich der Krystall-Spiegel allmählich einzu bürgern allerdings sehr allmählich. den noch in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als sich die neue Erftn dung in Frankreich unter der piachtlie benden Katharina von Medicis zuerst zu verbreiten ansing, waren die spie gcl so kostbar, daß man Ire breitesten Rahmen vom edelsten Metalle benützte. nm an Spiegelglas zu sparen. Poetischer Stoßseufzer eines junge Ehemannes. Ein junger Ehemann, der an seiner Frau, einer höheren Tochter," wahr schcinlich üble Erfahrungen machte, läßt folgenden poetischen Stoßseuszer er nehmen : Du bist wie eine Blume, So hold, so schön und rein, Du kannst nicht Strümpfe stopfen, Klavier doch spielst Du fein. Du.kennft keine Braten und Saucen, Das Koben ist völlig Dir fremd! Du haft viel noble Passionen, Und ich ein zerrissenes Hemd ! Mir ist, als ob ich die Hände Müßt legen aus's Portemonnaie, Betend, daß Gott Dich erhalte, Wahrend ich pleite geh'I Neue Krankheit, A. : .Ich kann morgen nicht zum Begräbniß habe keinen anständigen Hut, denn mein Cylinder ist total rui nirt. Entschuldige mich nur bei Schul zens, sage meinetwegen, ich wäre krank!" B, : Na, dann kann ich ja sagen. Du hättest Angftröhrenkatarrh.' Schlagen. Bertheidiger: Und bitte, bedenken Sie, daß der Angeklagte das gestohlene Geld bereits verausgabt, er somit keinen Genuß mehr von der That hat, und au dieser somit ja auch nichts mehr zu ändern ist." Das überflüssige T. Mama (zu Hildegard nach dem Ball: Nun, hat sich Dir der Baron endlich erklärt?" O gewiß. Mama, er nannte mich Herrscherin seiner Träume" I" Larifari! Warum nicht lieber bald Herrscherin seiner Räume"!" Ans der modernen Rechtsprakis. Klient: .Wir haben Ihnen nun un- fern Streitfall vorgelegt. Herr Anwalt. Wer von uns Beiden wücoe nach Ihre, Meinung verurtheilt werden?" Rechtsanwalt. .Jedenfalls der schul. dige Theil!" Klient: .Und wer ist der schuldige Theil?" Rechtsanmalt: TaS kommt aam ans den Spruch des Richters an!" Linsach. Sonntagsjäger (zu einem anderen .Jetzt halte ich so ein prächtiges kwkerl auf dem Korn und es ist mir entqan gen!" Das macht nichts! Kaufst Dir halt einen anderen." Gefoppt. Ein Schusterjunge klopft an eine Bäckerladen und fragt: Haben Sie vielleicht alte Semmeln?' ,;V." .Geschieht Ihnen ganz recht, warum haben Se nid) frisch verkoost?' ?