3br Schönstes. (iiimotfäte von jrtilifrc v. Schlicht, Meine kleine Frau ist eine Perle d) bin mm schon viele, viele Jahre ver heirutH und ich habe an ihi noch nicht inen einzigen Fehler wahrnebinen tön nen. Ht fte wirklich keine Untugen den, der versteht sie es nur, sie geschickt Vor mir zu verbergen? Ich weiß e nicht. Ich habe an meiner besseren Halste eigentlich garnichtS auszusehen, höchstens, daß sie zuweilen mit dem Wort .Mein Schönstes" Unfug treibt. Sind mir in Hamburg, fo ist eine Fahrt ms der Alster mit daran anschließendem Besuch bei Pfordte ihr Schönstes"; sind wir in Berlin, so bezeichnet sie einen Besuch im Deutschen Theater als ihr Schönstes", und am nächsten Morgen versichert sie mir, ihr Schönste" sei. sich bei Gerson das schönste Kleid auszu suchen. Ich bin in diesem Punkt an . derer Ansicht: flir mich wäre das Schönste", das Ziel, das ich mir gesteckt, in ehrlicher Arbeit zu erreichen. Grtrente Ansichten über ein und den leiben Punkt siihren aber selbst in der glücklichsten Ehe Streitigkeiten herbei, und so kam eS, daß mir uns, naturlich nur bildlich gesprochen, wegen dieser Redensart oft in den Haaren lagen. Geduld und Liebe aber vermag viel. und so hatte ich allmählich erreicht, daß meine kleine Frau den Gebrauch ihres ikblingSausdruckes fast ganz aufge eben hatte. Da geschah es, daß nieine Frau vor einiger Zeit, als wir am Friihstücktisch saßen, zu mir spracht Weißt Du, was 'mein Schönstes ware s" Nun?" sragte ich neugierig. Einen Hiihnerstall zu haben." Aber Kind," versetzte ich, was Du uch immer siir sonderbare Einfälle ha." Garnicht sonderbar," gab sie zu rück, Wir leben hier nun doch ein mal wie auf dem Lande, wenngleich wir in der Stadt wohnen. Wir haben einen Garten, in dem wir Obst und Gemüse haben können. Wir haben eine Waaenremise und einen Pferde stall. Unsere Villa gleicht einem Land gut, dieses aber ohne eine Hühnerzucht ist undenkbar. Denke Dir mal: Hüh- er zu haben, stets frische Eier zu baden, kleine Klicken groß zu ziehen. jeden Morgen in den Stall zu gehen und nachzusehen, wieviel Eier gelegt sind ach, weißt Du, das wäre mein -Schönstes." Liebes Kind," gab ich zurück, Deine Ansichten über Dein Schönstes wechseln bekanntlich schnell." Ader dieses Mal blieb meine Frau konservativ Tag und Nacht sprach sie von Hühnern, und endlich wurde ich pflaumenweich. Nun. wenn es dieses Mal wirklich 'Dein Schönstes ist, will ich Dir Deinen Wunsch erfüllen, die Hühner- und Eier züchierei kann beginnen." Mit einem Freudenschrei flog mir meine kleine Frau um den Hals und setzte mir mit demosthenischer Beredt samkeit die Vortheile auseinander, die 'wir von den Hühnern haben würden. Zunächst sind wir nicht mehr von der Tiersruu abhängig, die ja nach Laune Und Willkür die Preise in's Unermeß liche steigert und meistens doch nur schlechte Waare liefert. Die Anschaf fungskosten find gering, in einem hal den Jahre haben wir sie wieder heraus qemirthschastet. Und dann bedenke, wie gesund es sowohl für das Kind, als für uns ist, täglich ein frisches Ei zu essen ch, es ist himmlisch." Was der Mensch thun will, soll er 'gleich thun," sagt ein altes Wort, und so sollten die Hühner nebst dem unver ineidlichen Gatten noch an demselben Tag ihren (sinnig halten. Zunächst wurde der Hühnerstall besichtigt, der sich bei näherer Betrachtung doch als ziem Jich verfallen erwies, auch das Draht zitier, das den Hühnerhof abschloß, mar dringend der Reparatur bedürftig. To ganz billig würde das Federvieh vlso doch nicht kommen. Ich schickte den Diener zur Stadt und gestellte die Handwerker; sie besahen den Schaben und sagten: Da? ist eine Kleinigkeit." Trotzdem arbeiteten sie drei Tage herum und die Summe, die ich bezahlen mußte, war absolut keine Kleinigkeit. Dann kam der Hühnerkauf. Ich hatte mir das so einfach gedacht. Ich sagte meinem Buttermann, de: auf dem Lande wohnte, Bescheid und bat ihn. mir sechs Hühner und einen Hahn mit -zubringen. , Am nächsten Sonnabend krachte er mir das Viehzeug mit der todt, gerupft, fertig zum Braten. Aber in dieser Verfassung können , die Thiere doch keine Eier legen?" rief ich wüthend und verweigerte die Ab ahme. Aber der Buttermann, der mir sonst auch das Geflügel besorgt, schwur Stein und Bein, ich hätte nichts davon gesagt, daß die Thiere lebendig fein sollten, und so mußte ich denn "notens volons" sechs Mittage nach der eibe Hühner-Fricasj mit Reis und am siebenten Reis mit Hahn effen. Sind Hühner immer noch Dein Schönstes?" fragte ich meine Frau. Z)ie aber tetheuertc eS, und so wurde die Jagd nach lebendigen Hühnern fort gesetzt. Die aber wäre gar nicht zu -bekommen: Ein find bei uns zu Lande 'ein rarer Artikel und wer gute Lege hubner bat. giebt sie nicht fort. Mit Lift und Tücke gelang es uns 'dennoch, endlich die Thiere zu bekam !, und von flen Hausbewohnern freudigst begrüßt, hielten sie eineS Abends ihren Einzug. Freude herrscht m Trojas Hallen, aber sie sollte nicht lange dauern. Ich gehöre zu jenen unglückseligen Men scheu, die bei dem leisesten Geräusch auf machen und dann nicht wieder einschla fen können. Von allen Beschäftigungen ist mir Schlafen aber die liebste und so kann sich Jeder selbst die Snmmung ausmalen, in der ich mich befand, als am nächsten Morgen um 4 Uhr der Habn zu krähen begann. Mein erster Gedanke war, aufzu stehen und dem Thier das Genick um zudrehen. Nach einigem Rachdenken ließ ich dieses Vorhaben aber wieder fallen ; hätte ich meinen Entschluß au$ geführt, so hätte ich am Nachmittag einen neuen Hahn laufen müssen, un wer weiß, ob das neue Thier nicht noch ein viel unangenehmeres Krähen gehabt Hütte. So lag ich denn wüthend in meinem Bett, zog die Decke Über mich, stockte die Finger in die Ohren und wünschte dem Hahn bei jedem Kikeriki", das er ertö nen ließ, Pest, Tod und alle Hollen quälen. Ich erhob mich in Folge dessen in der denkbar schlechtesten Laune, wäh- rend meine Frau strahlte. Sollte es doch heute zum Frühstück die ersten seldstgelegten" Eier geben. Doch ihr Humor schwand bald dahin, als der Diener beim Kaffee meldete, es wären keine Eier da. Was denken sich die dummen Thiere eigentlich?" klagte meine Frau, glau den fte, daß ich sie nur zum Vergnügen füttere? E,er sollen sie legen." Ich wies darauf hin, daß die Thiere sich erst an den neuen Stall, die neue Umgehung gewöhnen müßten, daß die Hühner auch nicht jeden Tag legen, und kiamte an Kenntnissen aus, was ich nur immer mein Eigen nannte. End lich schmaden die Falten von der Stirn meiner Frau, sie vertröstete sich auf den nächsten Tag, und auch ich begann wie der das Federvieh zu lieben, als meine Frau mir auseinandergesetzt hatte, daß ich mich in wenigen Tagen an das Kikeriki" gewöhnen und es vielleicht schon morgen gar nicht mehr hören würde. So sahen wir dem nächsten Morgen entgegen, der dem voraufgegangenen auf ein Haar glich. Wieder weckte mich der Hahn mit seinem Krähen und wieder hatten die Hühner verabsäumt, zu legen. Hätte mir das sechsmalige Hühner Frikassee mit Reis nicht noch zu größtem Theil unverdaut im Magen gelegen, ich hätte die Thiere sofort getödtet. So aber besann ich mich eines Besseren, und vertröstete meine Frau und mich auf den solgenden Tag. Aber die folgenden Tage alichen auf ein Haar den vorausgegangenen. Der vayn Heg von ich hören, die Hühner aber ließen nichts von sich sehen. So ging eine Woche dahin: nur mit der größten Anstrengung gelang es mir, des Morgens beim Kikeriki" mich so weit zu beherrschen, daß ich ruhig im Bett blieb, und meine Frau vermochte kaum die Thränen zurückzuhalt'N, wenn der Diener die stch stets gleichbleibende Redensart hcrbetete: Die Hühner ha- den wiederum nichts gelegt." und meine kleine ffrau hatte auf die Hühner gefreut sie zu be iseit, war la ihr schönstes. WaS war da nun m machen? Ich ging nun ,n den Stall, hielt dem Feder- Vieh eine lange Rede, legte ein frisches Ei. das ich gekauft, vör sie hin und sprach: Sehi Euch dieses Ding mal an und besinnt Euch auf das, was Ihr zu leitten uns (huldig e,d." Sie nickten, als wenn sie mich verständen, aber Alles blieb beim Alten. Nach weiteren acht Tagen bat ich einen Freund, der einen großen Hühner hos hat, mich zu besuchen, und bat ihn um Rath. Ich zeigte ihm den Stall und dessen Bewohner. Nachdenklich schüttelte er sein Haupt: Vielleicht, aber nur vielleicht." sprach er endlich, liegt die Sache daran, daß die Thiere hier zu wenig Sonne und zu wenig Platz für freie Bewegung haben. Lassen Sie den Stall vergrößern, noch besser aber wäre, Sie nehmen ihn hier weg und bauten ihn aus einer fonnigeren, wärmeren stelle wieder auf." Zuerst dachte ich an die Unkosten. dann aber daran, daß ich denn vielleicht das Kikeriki nicht mehr hören würde. Freude zog in mein Gemüthe und schon am nächsten Tage erschienen die Hand werker. Zwei Tage später hatte ich einen Hühnerhof. in dem Eier zu legen und zu brüten für jedes nur einiger maßen vernunftbegabte Thier eine wahre Wolluft sein mußte die Rech nung dafür zu bezahlen, war allerdings weniger genußreich. Aber was hilfts? Hat man sich einmal die Thiere ange schafft, muß man auch für sie sorgen. In Gesellschaft unseres Buben, meiner Frau, meiner Wenigkeit, des Dienstmädchens, der Köchin, der Zofe, der Bonne und deS Dieners zogen die Hühner um. Thut Eure Pflicht." hatte ich auf einen Zettel geschrieben und ditfcn derartig oben an der Thür befestigt, daß das Federvieh ibn bei feinen Spaziergangen stets vor Augen hatte. Ader auch nur vor Augen, nicht im Sinn die Ausgabe hätte ich mir sparen können: das Kikeriki hörte ich vom neuen Stall au? noch deutlicher, und meine Frau konnte sich noch immer nicht entschließen, das alte Sprüchwort zu befolgen und sich nicht um ungelegte Eier zu kümmern. Wiederum wandte ich mich an meinen hühnerkundigrn Freund, und als auch dieser keinen Rath wußte, wandte ich mich an einen Thierarzt, fragte bei dem Brieslasten sämmtlicher Zeitungen an. aber es nützte Alles nichts. Wer weiß, wie lange ich mich noch über die Un fruchtbarkeit meiner Hühner gxwundert hätte, wenn nicht durch einen Zufall mir des Pudels Kern klar geworden wäre. Eines Morgens, als mich der melo dische Gesang des HahneS geweckt hat, und ich machend im Bette lag, siel mir plötzlich ein, daß ich einen wichtigen Brief am Abend einstecken zu lassen vergessen hatte. Ich stand auf und rief den Diener. Der antwortete nicht: ich ging in fein Zimmer, das Bett war leer. Ich freute mich über den Eiftr des jungen Menschen, und ging, um die übrigen Hausbewohner nicht zu wecken, leise die Treppe hinunter auf die Scheune zu, in der Wilhelm die Stiesel und Kleider zu reinigen pflegt. Ich fand ihn bei der Arbeit schon wollte ich ihm ein anerkennendes Wort zurufen, als ich sah. wie Wilhelm von dem Tisch ein Ei nahm, es mit einer Nadel ausstach und dann austrank. Deshalb legen unsere Hühner also nicht," dachte ich, na warte, mein Junge" und schon streckte ich die Hand aus, um sie' ihm um die Ohren zu schlagen. Aber eine Eingebung des Himmels hielt mich noch im letzten Augenblicke davon zurück und von ihm unbemerkt schlich ich leise wieder von bannen. Die Hühner haben wiederum nicht gelegt," meldete er wenige Stunden spä ter, als wir bei Kuffectische saßen. Keine Miene zuckte dabei in seinem Ge stcht es ist unglaublich, wie frech manche Menschen lügen können. Strafe, fürchterliche Strafe aber sollte ihm werden, mein Entschluß war gefaßt. Meine Frau war sehr erstaunt, als ich am Abend vor dem Schlafengehen die Weckeruhr auf vier stellte; ich er klärte, daß ich am nächsten Tage noch eine sehr wichtige, dienstliche Sache zu erledigen habe, und sie beruhigte sich dabei. Kaum fing die Uhr wenige Stunden später ihren Heidenlärm an. als ich mich erhob, mich ankleidete und in den Hühnerstall hinabstieg. Vorsichtig tastete ich die Treppen hinunter, um nur m nicht die faulen Eier zu zerschlagen. die ich am Tage vorher nach endlosem Suchen aufgekauft hatte; die frischen Eier wollte ich fortnehmen, die faulen den Hühnern unterlegen und Wilhelm sollte seine Freude an seiner Morgenkog haben. Gesagt, gethan ich legte die faulen Eier in die Nester, nahm die m scheu an mich und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Nie werde ich den glückseligen Aus- druck vergessen, der sich auf dem Gesicht meiner kleinen Frau ausprägte, als fte bei dem Betreten des Frühstückszimmers die Schüssel mit den frischen, mit den seldstgelegten" Eiern sah. Wilhelm brachte den Thee und meldete : Die Hühner haben wiederum nicht gelegt," aber er machte gleich diirauf ein un glaublich dummes Gesicht, als er die Schüssel auf d;m Tisch stehen sah. Doch er bezwäng sich schnell und vergebens spähte ich in seinem Gesicht nach einer Spur, die auf die überstanden See krankheit schließen ließ. Und doch mußte er dem Sterben nahe gewesen sein. Der Bengel hatte wenigstens Energie im Leibe und war nicht schlapp, das söhnte mich wieder mit ihm aus. Wilhelm trug auf Befehl meiner grau zwei Eier in die Küche, um sie der Wehrn zu übergeben. Es war ja stlbstoerständ l'ch, daß wir unsere Eier gleich Probiren wollten. Nach kurzer Zeit erschien der Diener mieder und während ich noch erst den Leitartikel in ineiner Morgenzeitung zu Ende las, begann meine Frau schon zu frühstücken. Endlich legte ich das Blatt zur Seite und griff nach den Speisen, llnmillkürlich streifte ich dabei mit einem Blick meine Frau, aber ich wäre beinahe vor dem Schrecken vom Stuhl gefallen. als ich sie so vor mir sah. Bleich, mit eingefallenen Wangen, mit spitzer Nase, den Angstschweiß aus der Stirn, im Ge ficht eine grüngelbliche Farbe, zitternd am ganzen Körper. Erschrocken sprang ich in die Höh ! Aber Kind, Liebling, was ist Dir ?" Doch statt zu antworten, preßte meine Frau die Serviette vor den Mund und stürzte hinaus. Einen Augenblick stand ich starr, dann begann es in meinen Gehirn zu däm mern. Ich klingelte dem Diener : Wilhelm, wie haben heute Morgen die Eier geschmeckt?" Er mochte mir ansahen, daß ich Alles wußte, daß sein Leugnen ihm doch nichts helfen würde, und so stotterte er denn nur: Ausgezeichnet." Vernichtet sank ich auf einen Stuhl, aber nicht ohne Wilhelm vorher eine Ohrfeige zu geben, das sollte er wenig ftenS dafür haben, daß ich gestern in der Stadt eine Ewigkeit nach faulen Eiern gesucht und sie, nachdem ich sie heule Morgen in da? Nest gelegt, selbst wieder anstatt der frischen hercusgenom men hatte. Wilhelm wankte zur Thüre hinaus und meine Frau wankte zur Thüre bin ein: ein Bild oeS Jammers und Ent setzen?. Ich kann mir nicht helfen," ftödnte sie, .unsere Hühner sind verhext, eift legen sie gar keine Eier, und als sie es endlich doch thun, legen sie faule. Heute noch kommen die Thiere aus dem Haus." Mit wenigen Worten klärte ich den Sachverhalt auf, und die Folge war. daß sowohl die Hühner, als auch 23il Helm, der demüthig um Verzeihung bat, im Hause blieben. Meine Frau erholte stch schnell wieder, hat aber ihre Antipathie gegen Eier noch nicht völlig überwunden. Ein Gutes hat diese wahrhastige Hühnergeschichte aber doch bewirkt: meine Frau gebraucht nie mehr den Ausdruck: Das wäre mein Schönstes," Merke ich, daß die Versuchung an sie herantritt, so rufe ich ihr zu: Denke an das erste Ei," und dann hält sie nicht nur den Mund, sondern sie hält sogar krampfhast das Taschentuch vor nur damit ihr die mir verhaßte Re densart nicht entschlüpft. Die Heimkehr. Novcllkttc nach dem Englischen von W i V Helm Thal. Ist Mr. Graham zu sprechen?" Der junge Mann, an welchen diese Worte gerichtet waren, stand auf und ging in das Privat-Eomptoir, während der Fremde sich scheinbar erschöpft an die Wand lehnte. Er war eine schöne, stattliche Erscheinung mit üppigem Bart und Haar, doch lag in seinen Zügen Etwas, das den Gefragten stutzig machte. Mr. Graham ist bereit, Kie zu empfangen, sagte der junge Mann, welcher Mieder eintrat und die Thür des Privat-äomptoirs öffnete, hier, bitte, rechts." Der Fremde ging in den angebellte ten Raum und schloß die Thür hintei sich; dann blieb er stehen, drehte den Hut verlegen in den Händen und blickte, anstatt zu sprechen, mit großen, flehenden Augen auf den Herrn, der am Pulte saß. Dieser blieb auf seinem Stuhle sitzen und sprach kein Wort; schließlich aber brach er doch das Schmei gen und sagte: Du bist es. James?" Ja, ich bin es," versetzte der Andere, hast Du mir nichts zu sagen, William?" Ich hätte Dir sogar viel zu sagen, das zu hören Dir aber wenig ange nehm sein würde," versetzte William Graham. Ich kann wirklich nicht sagen, daß ich mich freue. Dich zu sehen, und geehrt fühle ich mich auch keineswegs." Ich erwarte das auch nicht", erklärte der Andere, ich weiß, ich habe der Familie Schande gemacht und bin da- für bestraft worden. Denke doch nur. William, vier Jahre, vier Jahre im Gefängniß, unter Schurken und Ver- brechen, ! Ich hätte mein Leben dahin gegeben, um das ungeschehen zu machen, was ich gethan, auch hatte ich nie die Absicht, das Geld zu behalten." Ich kenne die Geschichte", sagte der Kaufmann, Du warst in einer Ber trauensstellung und hast sie mißbraucht, Es ist die alte Geschichte, sie ist in mei- nem eigenen Geschäft vorgekommen, und darum habe ich mit einem Wen- schen, wie Du es bist, kein Mitleid. Was führt Dich her, James?" Dieser drehte den Hut erlegen in den Händen, seine düsteren Augen schössen Blitze und er antwortete: Ich war 25 Jahre alt, als ich in's Gefängniß kam, jetzt bin ich fast dreißig. Ich will Arbeit, und Du sollst mir Arbeit geben, ehrliche Arbeit, William. Ich bin ein guter Buchhalter, aber ich will auch Hausdiener werden, wenn es möglich sein sollte." Bei mir bekommst Du keine Arbeit", erwiederte der Aeltere, Du hast die Rechnung ohne den Wirth gemacht, James. Tu bist mein Bruder nicht mehr. Ich habe Dich aus meinem Her- zen gestrichen, als Du zum Verbrecher wurdest. Um der armen Frau willen, die Dich söhn nannte, will ich Dir Geld geben, damit Du ein oder zwei Wochen leben kannst. Weiter erwarte von mir jedoch nichts. Solltest Du wie- der hierherkommen, so lasse ich Dich hinauswerfen." Der Frenide stand da, wie gebannt; wieder schob er den Hut hin und her, lehnte sich an die Wand uud fragte leise: .Wie geht es der Schwester Jesste?" Gut", erwiderte der Kaufmann. Kannst Du mir nicht sagen, wo sie wohnt?" fragte der Bruder. Nein", antwortete dieser, Jessie ist verheirathet, und Du bist die letzte Per- fon, die mein ehrenwerther Schwager hen möchte." Erlaube mir noch eine andere Frage", sagte James in bebendem Tone: Was ist aus Adah Musgraoe geworden? Ich habe Dir keine Auskunft zu ge- den", erklärte der Andere hart und mürrisch. Hier ftnd 1 Pfund; geh' und komme nie wieder. Damit legte er das eld auf den Tisch, In den Augen des Anderen blitzte eS auf, er richtete stch zur vollen Gröge empor und rief, dem Bruder die Gold stücke in'S iSeftcht werfend: Behalte Dein Geld, ich brauche es nicht, ich brauche eS weder von Dir. noch von sonst Einem. Ich achte, mein Bruder würde mir die erbetene Hülfe nicht versagen und mir die Möglichkeit bieten, wieder in ehrlicher Mensch zu werden. Tu hast eS mir verweigert, nun denn. Dein (eld brauche ich nicht ! Ich kenne Leute, die mich niit Freuden aufnehmen erden. Du haft mich zu ihnen zuiücktrieden, denke daran, Sodn meiner Mutter, denke dareu !" Mit diesen Worten setzte er den Hut auf den Kopf und verließ das Zimmer, dessen Thür er mit dröhnendem Knall hinter sich zuwarf. In einer dunklen Nacht schickte sich wenige Wochen später James Gnibam an, mit einer Anzahl von Spießgesellen in ein Haus einzubrechen. Schnell stieg er in das von seinem Helfershelfer de. zeichnete Fenster ein, das zufällig offen stand, und sah beim Schein einer Blend laterne sich nach einem Versteck um, das er bald fand. Es war ein kleines Karderobenzimmer, an besten Stelle sich eine Thür befand, und hier ersteckte er sich in einem Schrank, den er mit einem Rachschlüssel geöffnet hatte und leise hinter sich zuzog. Vlacb einer Weite hörte er den Schrei eines Kinde, eine Minute später er nahm er Schritte, und in dem Zimmer wurde es he. Adah." rief eine Frauenstimme, komm hierher, das Kind ist mach ge worden." Wieder hörte er das Rascheln von Kleidern, zwei Damen standen im Zimmer. Wie freue ich mich, daß Du gerade beute geko.nmen bist, Adah." fuhr die Arauenstimme fort, während ich so ganz allein bin. Charles ist heute Morgen unvermulhet abgerufen mau den, und ich fühle mich ganz nörvös hier so allein im Hause. Daher kann ich Dir gar nicht sagen, wie dankbar ich Dir bin, daß Du die Nacht bei mir bleiben willst. Habe keine Angst, Jessie," versetzte die Andere, ich habe Muth und fürchte mich nicht einmal vor Einbrechern". Sprich nicht fo," rief die Erstere ängstlich, das Haus liegt sehr einsam und außerdem befinden sich in dein Geldschrank 2g Pfund. Charles hatte keine Zeit, sie auf der Bank zu deponi ren. Während dieser Worte lauschte der Mann im Schrank mit angehaltenem Athem, doch nicht die Summe mar es. die ihn erregte, da? hatte er vergessen. Er hörte nur die Stimmen und die Namen. Adah. so lautete der Name des Mäd- chens, das er geliebt hatte. Jessie hieß seine Schwester. Doch was kümmerte ihn das ; ebenso wie sein Bruder, hatte sie ihn gewiß auch aus ihrem Herzen gestrichen, und jedenfalls erinnerte stch auch Adah seiner nur mit Abscheu. Dennoch kniete er vorsichtig zum Schlüs selloch nieder, um ihr Gesicht sehen zu können ; er hatte sich nicht getäuscht, es mar Adah Musgrave. Ich wundere mich, warum Du Dich nicht verheirathen willst," fuhr die an dere Stimme fort, ich weiß, William möchte Dich gern zum Weibe nehmen, er hat Dich stets geliebt, und wird Dir alles bieten, was zum Glück nothmen 0is ist." Das Hauptsächlichste aber kann er mir nicht geben. Liede", versetzte Adah. Ich habe nie davon gesprochen, Jessie, doch jetzt muß ich es Dir sagen. Ich habe den armen James zu sehr geliebt, um je einen Andern lieben zu können." Ach, Adah," rief Jessie, es ist mir ein rechter Trost, daß Du meinen armen Bruder noch liebst, ich meinte, ich märe die Einzige auf der Welt, die ihn noch immer lieb hat." Und jetzt dörte James Graham, wie die Frauen weinten. ' Ja, Adah," sagte seine Schwester, wenn der arme James zurückkehrt, so soll er hier eine Heimath ftnden, und mein Mann wird ihm helfen, sich wie b'.t eine ehrliche Stellung zu verschaffen. Er muß ja bald frei werden. Doch, ich glaube, das Kind ist wieder eingeschla fen, wollen wir uns nicht auch nieder legen?' Der Mann, der nch in daS HauS ge schlichen, um zu stehlen, weinte wie ein Kind ; ihm mar, als hätten Engel zu ihm gesprochen. Plötzlich erinnerte er sich, warum er hierher gekommen war, er küßte die Thür, dann schlich er sich hinweg und kletterte leise aus dem Fenster ,Er schlägt die Augen auf." sagte eine Stimme. James Graham hörte diese Worte und fragte sich, was wohl geschehen sein mochte, und warum er nicht im Stande mar, ftch umzuwenden. Dann kam ihm plötzlich die Erinnerung an einen Streit. und wieder glaubte er, den Schuß einer Pistole zu vernehmen. Jetzt wußte er alles, seine Gefährten hatten ihn nieder, geschossen, als er sie verhindern wollte, in das HauS einzubrechen und man hatte ihn für todt auf dem Platze ge lasten. Liebe Adah," sagte die Stimme von vorhin, ich glaube, erschlägt die Augen auf." James Graham sah, wie sich zwei Frauen über ihn neigten, von denen die eine sein Haar betastete und leise zu ihm sprach: JameS, kennst Tu Deine Schwester Jesne nicht mehr?" Tie Andere einte leise vor sich hin, und er erwiderte mit schwacher Stimme : Ja. ich kenne Euch Beide." Er fühlte, daß eS mit ihm zu Ende ging, und dennoch mar ihm leicht und wohl um'S Herz. Kommt naher, ich kann Euch nicht gut sehen, in Schleier drei iet sich vor meine Augen. Ich möchte Jefsie küssen." Die tschmener uinscylang feinen Racken und küßte ihn. Tann wandte er sich zu Adah MuZgrave : Wenn ich am Leben bliebe, wurde ich es nicht verlangen." sagte er. doch ich fühle, daß ick, sterbe. Willst Du mich jetzt küssen, geliebte Adah. nur ein mal noch?" Sie umschlang ihn mit ihren Armen. Habe Dank," hauchte er, Gott ist barmherziger als die Menschen. Viel leicht werde wir uns noch wiedersehe, dort aden im Himmel I" Das waren feiiu letzten Worte. veplacirte Redensart. Junger Zahnarzt (Der auf dem Balle einem Fräulein vorgestellt wird): Sie kommen mir so bekannt vor, gnädiges Fräulein! Haben Sie sich nicht kürzlich von mir einen Zahn ziehen lassen?" Backfisch: Rein, ich hatte noch nicht da? Vergnügen." Kindermund, Fritzchen hat die Aufgabe bekomme, stch möglichst kurz und bündig auszu drücken: Die Gedanken beim Besteigen eines hohen Berges an einem schönen sominertagc. Fritzchen schreibt: O, wenn ich doch droben wäre!" Lehrer: Fritz, kannst Du schwim men?" Fritz, Ja, Herr Lehrer." Lehrer: Wo haft Du daS gelernt? Fritz: Im Wasser!" Alles Mögliche,. Köchin: Bei meinem Schatz geht alles wie im Fluge ich komme kaum zur Besinnung! Vorgestern lern ten wir uns kennen, gestern haben mir uns verlobt und heute ist er mir schon hundert Mark schuldig!" Im INllscum. Anna: Sieh' nur, Emma, diesen Indianer un, der hat ja gar einen Ring durch die Nase gezogen!" Emma: O, wenn nur unsere Män ner auch dieser Mode huldigen wür den wie schön könnten mir sie da erst an der Nase herumführen!" Kollegial. A. : Der Hofraih Müller ist gestor, den haben Sie ihn gekannt?" B. : Freilich, wir haben ja viele Jahre zusammen gearbeitet!" A. Erstaunt): Sie mit dem Hof rath?" B. : Natürlich er hat die Stiefel zerrissen, und ich bad' sie geflickt!" Abgefertigt. Ein Herr wird in einer Kneipe von mehreren Herren am Nebentisch wegen seiner großen Nase gehänselt, und nach- dem er lange Zeit nicht darauf reagirt. fragt ihn schließlich einer der jungen Leute: Sie, sagen Sie 'mal, wie kommt es, daß Sie solch' große Nase haben?" Das will ich Ihnen sagen, meine errett, erwiderte derselbe: Als die Nasen vertheilt wurden, da zeigte mir Petrus eine Schachtel voller Nasen, die meisten waren so hübsch niedliche Din- ger, wie feie, meine verren, fte haben, iäi wollte mir schon eine solche in's Ge ficht stecken, da gab mir Petrus diese große und sagte: .Hier nimm lieber diese, die andern, das sind nur lauter Grünnasen.'" Sur Uebnng. Tochter: Papa, siadeft Du eS nicht die Hände immer in bin Ta schen zu haben?" Vater: Nein, mein Kind, ich übe mich nur!" Tochter: Worin übst Tn Dich denn?" Vater: Na wenn Tu erst ver heirathct bist, da werde ich ja doch im mer die Hände in den Taschen haben müssen." Aus Glims Seiten. Eine alte Dame sagte: Die jungen Damen tragen jetzt mehr Schmucksachen, als in meiner Jugend gebräuchlich war. Aber einen damals sehr beliebten Schmuck, den auch ich jedem andern vorziehe, sieht man fast gar nicht mehr!" Was ist denn das?" Der Fingerhul!" Niederträchtig. Fräulein (am Morgen nach dem Ball): Denken Sie, die ganze Nacht habe ich mit einem Herrn getanzt, der mit mir zusammen die Schule besucht hat!" Herr: Wie? Und der alle Herr konnte noch so flott tanzen?" Ahnung. Student: Ich siircht', durch daS Loch in meinem Wissen werd' ich beim Eramen fallen!" rH'rt. Lehrjunge: Meesterin. Sie werden sicher 'mal ooch in 'ner Siegeshalle aus gestellt,. .." Meisterin: Ick? Wieso?" Lehrjunge: Weil Sie immer beim Streit mit 'm Meester Siegerin blei den!" Lerechtiaier Liinvand. Ich bitte Dich. Männchen, kümmere Dich doch nicht um die Küche, das ist meine Sache!" Ader das Essen ist doch meine Sache!" Abgcbiitzi. Wenn Sie mich nicht erhören, Fräu lein, verliere ich den Vergand!" Ich beneide den Finder desselben 'nicht'."