Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 03, 1896, Image 11

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    pjpcis (Eierspeise.
PierllV'ifc mit viel Bl'tt unb Hock)
Mehr Schnittlauch ist die i!iebliimrueife
meine -l!upa9; z jeder log uno -Jiud)t'
stunde ist tt bereit sie zu vertilgen, und
hui Cebfii im Paradiese ist ihm ohne
Eieripeise mit Schnittlauch schier im
benlbac! Ich glaube, er Hot meine
Man,,, nur gebemitliet, weil sie es der,
stanken, dieses Leibgericht so recht nach
seinem Gusto Herzustellen, er wurde
Landwirtk, um recht viel Hiibner und
Schnittlauch züchten z können, sowie er
seinen Permalterposien fiiifaub und
Pachier wurde, als man ihm die Hai
tuno. von vielen Hühnern verbot.
Die Halste unsere Garten ist mit
Schnittlauch bepflanzt, im Winter stehe
Kisten mit Schnittlauchstöcken an allen
Fenster der Wohnung und wenn dann
oas letzte Hälmchen abueschn,tten ist
dany kommen böse Zage! Papa wünscht
ich dann in ein Land, wo ewia Schnitt
Itiiich grlint, und hundertmal im Taxe
seutzt er: Ohne Eierspeise kein Leben!
Alphon ist unser Volontär. Er ist
der Sohn eines Oberförsters, hat seine
Indien bereit vor zwei fahren bee
bet und soll von Papa in den praktischen
Betrieb eingeführt werden. Papck hat
Alphous nie so recht au vollem Herzen
leide mögen, und wenn Alphon Ba
ttt nicht ein intimer Freund Papa's
Ware, so hatte der liebe Mensch wenig
Stiefel bei uns zerrissen, denn bald
nach seiner Anlunst äußerte er sich et
w ,s geringschätzig übet die Eierspeise
Aber mit der Zeit erkennt man den
w ihren Werth des Menschen. Alphon
hat das beste Herz, er ist fleißig und
treu, ein schöner Mensch und, was die
Hauptsache ist, er hat mich furchtbar
ed.
Im vorigen Winter waren wir, bald
nach Ncuiahr, auf Besuch m der Ober,
örsterei bei Alphons' Vater. Nina.
meine zukünftige Schwägerin (Gott, wie
freue ich mich, wenn ich nicht mehr werde
zukünftige" sagen muffen) führte mich
auf ihr Zimmerchen und da sah ich aus
dem Fensterbrett einen Korb voll der
schönsten, blühenden Hyacinthen. Ich
war entzückt! Alle Hüte, Kleidu.igs
stücke, Bänder, selbst der neue Spike
sdawl Nina'S hatten kein Interesse mehr
für nch, meine ganze teeelt war in
dem Hyacinthenkorb. Nina erzählte
mir, sie hätte die Blumen von ihrem
Verehrer, dem Hosbereiter Krachenftcin,
bekommen und damals waren dieselben
kaum etwas angetrieben, zu der Blüthe
hat Nina selbst sie herangezogen, (glück
liehe, beneidenswerlhe Nina! Bon ih
rem Herzallerliebsten die Prachtvollen
Blumen, die sie selbst pflegen konnte.
um an den Geber stündlich zu denken!
Kein Zwist zwischen der Wahl des Her
zen und einem tyrannischen Papa e
gen einer Eierspeise! Bei mir stand
am Fenster eine unförmige Kiste mit
kajgkschorenem Schnittlauch, welchen
D'ris, unsere dicke Köchin täglich mit
lauem Wasser sprengte, um noch einige
sch oache Triebe künstlich hervorzuzau
becn. Glückliche Nina!!
Wir wurden zum Speisen gerufen
und ganz unmuthig, des blassen Neides
übervoll. setzte ich mich an den Tisch.
Die Speisen wurden aufgetragen, für
P.pi eine Extraschüsiel Eierspeise mit
oeöstetem Speck und viel, sehr viel
Sch iiltlauch. " Unwillkürlich traten mir
Thronen in die Augen, ich dachte an die
schonen Hyacinthen! Alphons, mein
Nachbar an der linken Seite, fragte
nach dem Grunde des Leides und Nina,
die mir gegenüber saß, erzählte mit
Schadensreuoe und Spott, was sie
wuie. Mein Gott, wie die Mädchen,
besonders Freundinnen, gar so boshaft
sein können, in dieser Beüebuna findl
sie olle gleich, mich natürlich ausgniom-I
mm. Llvdmis laoMe aba nicht ! Erz
feufzie und m bleiern Augenblicke flog '
üts nein ganzes Herz zu. tgz begriff, i
er DerrianD nuflj ans meint fctnipr.:t: .
M wie SkMloert. in wie tob tarn !
m-t Sinn eiarstr ltrc daizegkn tat, j
der m dnriilden SasraMuf fflftte: .In
r.mn 'Wind! Hs halte dar? der
fr tr. lai x,ze Jehr nicht
eiilm'-' I
Hliüri KtZu z:.vtr.6m, derj
jccrf cVretwii selch veröchtl-ch,
teiVMn ZIA Vr.vxi, lag U9 ib
ccfevt. koch pi ftr-i(n, ca vcht die
37ii.W4el fciS cai'S Vt'ßn zu treiben.
3p, tat bpn fyxl, Vraua Cbtr
iSntrzS Bif&er einmal bei uns aus Be
such. Kiii war ihrem flntk'.ix
i,on verlobt, und beiseite kam mit,
uch rn ttfttet Kerl, ober mit AlphonS
nicht zu verale!! Wie wir im IKaz
Un prornrairten, zeigte ich ihnen in
osnideet. welches AlphonS sür mich
nelegt hatte. Bolle zmeihundert 9to
scn hatte der liedr Mensch mit eigener
Hand im Walde auszerissen, auf das
Bei pflanzt und selbst veredelt frei
lich sind manche Stöcke nicht anqemach.
sen und keine Veredlung gelungen,
doch er sagte, baß er im nächsten Früh'
jadr alles richten werbe, unb sicher
würde er es durchführen, wenn er auch
zwanzig Jahre daran arbeiten müßte!
.Herr je! Tann bist Du aber schon
eine alte Jungfer!" sagte Zkina. (Nun
bade ich nicht Recht, wenn ich die Mad
chen boshast nenne.) Ich sah den Bos
nickel so von der Seite an. wie der Papa
es thut, wenn ihm der Schäfer meldet,
daß ein Hammel crepirt ist, und Nina's
Bräutigam verstand sofort, n begriff
bie Taktlosigkeit seiner Braut. .Nun.
Alphons hat Ihnen ja heuer auch einen
Hyacinldenkord zusammengestellt: bevor
noch die Rosen kommen, werde Sie bie
Hyacinthen haben."
Ich fühlte d ordentlich, daß ich roth
wurde bis über die Ohren, denn ich
mnkie von nicht und die Beiden glaub
ten, daß ich leugnen nulle. Oder hil
Alpbons sür eine Andere die Blume
gerichtet? siel mir ei. Aber sür wen?
tif rothhanrige, sommersprossige Leh
rerAlma ist zu alt und die dumme
HenzlFlora miid er doch nicht heiruthen
woll-n. Ader da kam Alphons selbst
und sofort wurde er von Nina zur Rede
gestellt, und verlegen gestand er, daß
die Hyaciutbeiiknollen erst angetrieben
werden müssen, zu welchem Zwecke er
den orb unter sein Bett gestellt hätte.
Mein eiiiiigrs Trachten war nun, die
Tchniltlauchliste von meinem Zimmer
wegzubekommen. Dieses konnte nur in
der Weise geschehen, daß ich den ver
haßten Schnittlauch vernichtete. Zu
dem Zwecke sammelte ich alle Cigarren
asche und bestreute täglich mit diesem
scharsen Zeug die verhaßte Plantage.
Das nichtsmürdige Zeug gedieh, mir
zum Troß, desto besser und unsere Dr
ris war infam genug, meinem Papa zu
erzählen, daß mein Zimmersenster für
die Schnittlauchcultur am besten gecig
net sei. Der Papa kam, um sich zu
überzeuge, natürlich bemerkte er sofort
die Äsche und danlte mir für meine
Sorgsalt.
Das war zu viel! Leid und Zorn und
ein furchtbares Weh bemächtigten sich
meiner, so daß ich dem Papa den wirk
lichen Sachverhalt sagte und ihm schließ
lich noch vorhielt, wie er mit seiner
Schnittlauchcultur meine Jugend ver-
stifte ! Papa sah mich betroffen an und
ging, ohne ein Wort zu sprechen, fort.
Am anderen Tage kam Doris und nahm
die abscheuliche Kiste weg. Dann kam
Alphons und brachte mir den schönen
mit Moos gefüllten Korb, aus welchem
die Hyacinthen eben die grünen Köpfchen
heraussteckten.
Voll unendlichen Glückgefühles begoß
ich die zarten Knospen mit meinen
Freuden- und Liebesihräncn oder auch
lauem Wa er inach Doris Schnittlauch,
muster) und meine Hyacinthen wuchsen
immer mehr in die Höhe; von Ünospen
und Blüthen war aber keine Spur, was
mir natürlich einen ungeheuren ffum
mer machte.
Da bekamen wir Besuch, ein Freund
Papa's, der alte Obergärtner von Affen
that. Zu diesem alten Herrn, der,
nebenbei gesagt, mein Tauspathe war
und den ich Onkel nannte, halte ich schon
seit meiner Kindheit ein ganz besonderes
erlrauen und deshalb zögerte ich nicht,
ihn um Rath zu bitten, was ich mit den
eigenstnnigen Zwiebeln anfangen solle.
oamil fle viuyen.
Sofort ging dcr alte Onkel m:t mir
tn mein Zimmer und besichtigte die
störrischen Blumenzwiebeln. Er guckte
bald aus den Korb, bald auf die Blätter,
bald auf mich, sagte nichts und lächelte
dabei auffallend. Tann fragte er Ver
fchiedcnes und Vieles, und so kam es.
da ß ich ihm die Geschichte des Hyacinthen
kordes und meiner Liede gestand.
Ber Onkel sagte nichts, als wir aber
hinunter kamen, fragte er ironisch den
guten Alphons, woher er die seltenen
(raren") sagte er, Blumenzwiebeln be
zogen yaiie. Aipyons kam ,n eine
s'irchtbare Verlegenheit, schließlich ae
stand er. daß nicht er, sondern sein m-
künstiger Schwager das ganze Arrange-
ment getroffen hatte. Alphons verstehe
von Gartenkünsten zu wenig, um Der,
artiges selbst zu schaffen.
Nun stelle man sich aber vor. was der
Verlobte Mina's gethan hatte! Hier
bewährt sich der Spruch: Gl?ich und
leich gesellt ttch gern!" Statt Hi
cinthenzmiedel. die er sich von Alphons
doch bezahlen ließ, hatte er ganz ordi
e Kuchenzwiebel, ich glaube Zittauer,
eingesetzt!
Und ich pflegte diese Zwiebeln mit
er ganzen Sorgfalt meiner ersten
Liebe, tausendmal küßte ich die grünen
Triebe, deren jeder einzelne einen Namen
inen zoicyen itieo, oet vorzei,
i abwelkte, trug ich in einem Talis
mansackchen an meinem Herzen, knapp
unter dem Schnürleibchen!
! unnennvares Wey bemächtigte
W meiner, kein Trost vermochte meinen
Schmer, ia mildern und auch Alphons
furchtbar niedergeschlagen, er schloß
f.q m irrn Zimmer ein und dachte sicher
an Selbstmord oder Tuell.
Naturlich ersuhr Papa sofort bie
Nichtswürdigkeit, aber er lachte dazu.
Die Väter sind doch manchmal ganz und
gar gefühllos. .Na Mi&erl," sate er:
also der Schnittlauch für den Vater
war Dir zu schlecht, haft lieber Ziltauer
jlnanas cultivirt! Macht nichts, sage
der cor'.Z, fre soll die Zmiebelfchläuche
abichneiden und Mir damit eine Eier
speise machen!"
Und so geschah ,S auch. Der LiebeS
korb wurde geplündert und der Papa
hatte Ersat) sür den ihm seit einigen
Tagen mangelnden Schnittlauch! Mit
besonderer Andacht machte er sich an die
mächtige Schüssel voll Eierspeise und
lud auch Alphons ein, mitzuhalten,
was der Wehmuthsvolle in seinem
Tchmerze auch annahm.
Und nun kam das Glück auf so viel
Leid! Tiefe Eierspeise war gleichsam
die Friedenespeise bei den zwei Män
nern. Auf dieser denkwürdigen Eier
sveike beruht mein Glück! Mein Papa
wurde weich gestimmt wie die Eierspeise;
die Mittheilung Alphons', daß n nach
einer Tante eine große Erbichast ge
macht, war der fettige Speck, der uns
eine Hoffnung gleich den ZmiebelschlaU'
chen und dem Schnittlauch ergrünen
ließ! Papa 0 guter, berzenslieber.
einziger Papa! Papa sagte Ja und
Amen! Nächsten Sonntag feiern wir
unsere Verlosung; die ganze Mensch-
heit natürlich nur die bekannte und
ang -freundete ist geladen, und bei
der Gelegenheit werde ich sogar Nina's
verlotterte Hosbereiter umarmen !
Herrgott, wird sich die Nina ärger,
aber Recht geschieht ihr. warum ist sie
so boshast! '
Die Laczon.
Der Nillas besaß ein kleines Bauern
ßiii uno ein gutes eyriicyes Herz; n
hatte es seinem Jugendfreunde Hammc
lein längst vergeben, daß der schon a
Knabe dem nü&lich Bauernstände im
treu geworden war und jefel, statt au
dem Hofe feiner Vater, als vornehmer
Schneidermeister in einem feinen Stadt
hause faß. Die alte Freundschaft de-
mies sich stärker, als die Verschiedenheit
ihrer Berussarten, und zumal beim
Gevatter Niklas zeitigte sie auch noch
ganz köstliche Früchte. So that er dem
Meister Hammelein in jeoem zeitigen
Frühjahr den Liebesdienst, sür einen
cyr brüderlichen Preis eine Fuhre aus,
erlesensten Mistes in das Kartchen bin
ter dem tochneibenjaufe zu beschaffen, so
daß Hammeleins Gäitchen den ganzen
Sommer über am blühendsten und buf-
tigften prangte vor allen Gärten der
Stadt. Und wenn er zu hohen Festen
einen neuen Rock brauchie, so vergab er
die ieserung desselben natürlich an kei
nen anderen, als an seinen freund
Pamnielein.
reund Hammelein stand aber auch
mit Recht in dem gewiß schmeichelhaft
ten Rufe, einen höchst kleidsamen Rock
zu fertigen! (a, er wurde unverhohlen
als der beste Rockschneider der ganzen
Stadt gepriesen. Kein WunSer.'daßer
für feine Arbeit immer dreist ein paar
Mark mehr fordern durfte, als seine
minder berühmten Kollegen. Wenig
reund qa tlich that er ledoch daran
daß er auch dem guten Gematter Niklas
dieselben vornehmen Preise aus die
Rechnung setzte, die er sich allmählich
dem Bürgermeister und dem Apotheker
gegenüber anzugewöhnen verstanden
hatte. So liquidirte der Kleiderkünst-
ler seinem Freunde eines Tages:
Einen Gehrock gefertigt 45 Mk.,
Fagon 15 Mk.
Summe 6 Mk.
Der Niklas hatte in seiner Gut-
miithigkeit bis jetzt immer ftillschmei,
gend die theuren Preise hingenommen
uno oas raeure iseio yergeaeven; er
nahm s auch diesmal hin und gab's
auch diesmal her, aber nicht ftillschmei
gend, sondern er fragte verwundert
ach der Bedeutung der Fazon, die er
nicht bestellt, bie er noch auf keiner
Rechnung gesehen hatte, und für die er
nun fünfzehn Mark bezahlen sollte.
Das ist bie elegante, künstlerische
Formgebung, die ich von jetzt ab gesvn
dert von der groben, niedrigen Arbeit
berechne." Mit dieser Erklärung suchte
der Schneider seinen Freund zu be
friedigen, und es schien ihm auch zu ge
lingen. Wenigstens zahlte Niklas die
volle Rechnung unb schied in aller
Freundschaft von ihm.
Nach etwa vierzehn Tagen, da eS
gerade die bestimmte Zeit war, brachte
er auch, wie immer, die übliche Fuhre
Mist zum Garten bes Meisters gefuh
ren. Nur verweilte er biesmal merk
mürbig lange beim Ablaben der frucht
baren Fracht. Dann aber trat er mit
freundschaftlichem Lächeln zum Meister
vammeiem ms Ge fflä t. wie dieler
seine Werkstatt gern nennen hörte, und
prüsentirte ihm folgende Rechnimg:
,ne Fuhre M,ft lä Mk.,
- Fagon 15 Mk., .
Summe 30 Mk.
Was soll das beißen?" rief der er-
staunte Meister. Was meinst Du mit
der Fa.on?" Da nahm der Gevatter
iklas den Meister Ha, ,melein unter
den Arm und suhrte ihn in das Gärt,
chen, wo z einem spitzen Kegel emvor,
gethürmt und mit ber Schausel hübsch
glatt geschlagen, bie Fuhre Mist einen
gar zierlichen, sauberen Anblick ge
wahrte. Das ist bie elegante, künst
lerische Formgebung, bie ich von jetzt ab
geiondert von ber groben, niebrigen
rveii verecgne." üel bieser schmuw
zelnben Bemerkung seines Freundes zog
einer vammeiein erst ein seor duiw
mes, daraus jedoch ein aan, fideles Ge,
stcht und zahlte ihm die fünfzehn Mark
zurück, die er ihm für die Rockfaon ad
genommen hatte. Tann aber machten
die beiden eine heiligen Bund und
versprachen sich, ihre Erzeugnisse kiins
tig ohne Faon zu liefern.
Tas Sprachtalent der Reger
charaktcrisirt folgendes, von der .Köln.
Vollsztg." mitgetheilte Kefchichtchen:
In den um die südbrasilianische Hasen
stadt Porto A legre liegenden Eolonien.
die meist von Abkömmlingen biederer
HunZSiÜckir bewohnt werden, giebt es
Schwarze, die ein so echtes .Deitsch"
sprechen, als wenn ihre Wiege in den
Gefilden um Tholey oder kastellaun
gestanden hätte. Ein solcher dunkler
Liedermann verabschiedete sich dieser
Tage im Innern von mir mit dem Be
merken, kr wolle in bie Stadt, um cd
dort etwas zu verdienen, para materne
bicko, wörtlich : um bas Zhierchen
todt zu machen, ein eigenartiger, in
ganz Brasilien Üblicher Ausdruck für
schnapstrinken. Tags daraus kand
ich meinen Augufto, so hieß er nämlich,
an der Landungsbrücke in Porto Alegre
stehend, wo gerade ein Tampier mit
neuen Einwanderern anlegte. Alle hat!
ten sich bereits an Land begeben, bis!
aus ein altes deutsches Ehepaar, welche?
rnlhios kaftand. An diese machte sich
August Heia, und min entspann sich
folgendes Zwiegespräch: Er begann:
Socht ehr Zenie". Die beiden Allen
starrten verwundert eine Zeitlang den
Schwarzen an, aus dessen Munde sie
solch heimathliche länge vernahmen.
bis endlich die grau erwiderte : Njo,
be Mayer Johann." Ei. bä kann ich
eich weise." Wiederum längeres zwei
selhaftes Anstaunen des Schwarzen,
dann aber fragte bie Frau wieder
Seid Ehr da7! Deitfch?" Dat
jo." Ei, Ehr seid jo schwarz I
Ja, wat maint Ehr dann, " war die
Antwort, .wann Ehr emal esu lang
hier in Brasilie sei, als we eich, dann
werdet Ehr aach schwarz." Wiederum
lange Pause. , Darauf aber wandle
sich die Alte unter großem Halloh der
Umstehenden an ihren Man mit den
Worten: Kumm, Nikela, wir wolle
Mieder os't Scheff und fahr haim, in
dem Lanr.'elei bleimen eich nett."
Schließlich übernahm ich es, bie Beiden
Über bie wahre Natur ihres Lands
maunes" alifzaklären, was mir nicht
ohne Mühe gelang, worauf sie endlich
beruhigt mit ihm zum Mayer Johann
abzöge.
Der lZiffelthurm übertrumpft.
Der Riefenthurm im Wembleg Park
bei London, der dazu bestimmt ist, das
größte Baumerk der Welt zu werden,
ist nach dem englischen guchdlatte En-
gineering" etzt bis zur ersten Platsorm
vollendet, deren Eröffnung am '8. Juli
festlich begangen wurde. Sie befindet
sich 155 Fuß über dem Erdboden und
43 Fuß über dem MeereZniveau,
Sicher wird der Bau schon jetzt als sen
sationelle Neuheit und als ein vracht-
voller Aussichtspunkt eine starke Au
Ziehung auf das Publikum ausüben,
umsomehr als der WembleyPark ohne
dies bereits zu den besuchtesten Vergnü
gungsorten Londons zählt. Der Bau
des Thurmes wurde, wie erinnerlich.
durch den des Eiffel-Thurmes veran-
laßt, dessen Ruhm die Engländer nicht
schlafen ließ, s daß im Jahre 1389 be
reits Preisausschreibungen für Pläne
zu dem englilchen Baumerk erlassen
wurden. Der Thurm erinnert auch
äußerlich ein wenig an den Pariser Ko
Ich, wird aber ach der Vollendung 150
Fuß höher sein als der Eiffelthurm,
h. n Ganzen 1 150 Fuß oder circa
38 Meter. Der Thurm ruht aus vier
Pfeilern, welche auf Eementfundamen-
ten aus je vier Gliedern errichtet find,
die durch Eifengitler miteinander ver
bunden sind. Die Grundfläche des
Thurmes mißt im Ganzen über 400
Fuß im Quadrat. Die erste, jetzt ser-
tig gestellte Platsorm hat eine Fläche
von ungefähr 1 preußischen Morgen
Landes; sie ruht auf Gittermerk, der
Fußboden ist cementirt. In den vier
Ecken der Platsorm befinden sich Pa
villonS undin der Mitte vier mit Dampf,
kraft betriebene, in starken Leitfchienen
laufende, riesige Aufzüge für je 55 Per
fönen. Die nächste Plattform wird in
500 Fuß Höhe errichtet werden. Unter
nehmer des Baumerks ist die Firma
Heenan & Froude. Bis jetzt wurden
52,000 Eentner Stahl verbraucht, wäh
renb ber ganze Bau 140,000 Centner
beanspruchen wird.
in königlicher Akademiker.
König Gustav der Dritte von Schwe-
den (1771 17P2), ber eine vesonbere
Vorliebe sür Künste unb Wissenschaften
an ben Tag legte, und dessen Geschichte
ein wahrer Fürstenspiegel zu nennen ist,
war ein bedeutender Protektor der von
seiner Mutter Luise Ulrike gestifteten
Akademie der schönen Wissenschaften, zu
deren Mitgliedern aber nach ton be
stehenden Statuten nur Schwedens aus-
gezeichnetste Schriftsteller, die sich durch
besondere lit(ittche Arbeiten hervorge,
than hatten, aufgenommen werden
durften; weshalb auch König Gustav,
obwohl deren größter Protektor und
Mitgründer, nicht als ordentliches Mit-
gtied derselben ernannt werden konnte,
was seinen Ehrgeiz und seinem Kunst
sinn nicht wenig Verdruß machte.
Einst schrieb nun diese Akademie einen
Preis aus sür die beste Biographie des
m einer Schlacht gegen die Dänen ge
blieben? schwedischen Reichsstatthalters
Sten Sture. Unter den vielen Preis
schriften. welche der Akademie zukamen.
wurde besonders eine, die sich durch hi
ftorifchen Werth, geistvollen Stil und
insbesondere durch die Benützung bisher
ganz unbekannter Quellen auszeichnete.
als gekrönt anerkannt, und dem anony-
men Verta er Derselben nicht nur bie
goldene Medaille, sondern einstimmig
von allen Preisrichtern das Diplom als
wirkliches Mitglied der Akademie zuer-
kannt. Ter Verfasser war aber trotz
ber sorgfältigsten Nachforschungen unb
mehrerer Aufrufe in ben Zeitungen
nicht zu bewegen, seinen Namn zu ver
öffentlichen, unb blieb volle vier Jahre
lang der Akademie ein Geheimniß bis
endlich der bekannte schwedische Dichter
ellaren, der in naher Beuebuna zu
Gustav den Tritten stand, bas Manu
fkript bieseS Aussatzes au, bem Pult
beS Königs fand, es ber Akabemie mit-
theilte, und diese den Snig. der nun
nicht länger seine Autorschait zu leuanen
im Stande war, feierlichst zum wir?
lichen Mitglied ernannte.
Wiedergefunde.
Taß Eltern ein auf rSthselhafte Weise
verschwundene Kind nach langen Iah
ren unvermuthet wiederfinden, war bis
her nur in Romanen zu lesen, und doch
hat sich ein derartiger, nach alle Seilen
olltom men beglaubigter Fall der .Köln,
jig." zsolge soeben im sacdsiicdeiiZiogt
land zugetragen. Das jährige Mao
chen der Ebeleute Better i der Fabrik
stadt Reicheiibach i. V. veifchwand vor
acht Jahren spurlos. Die Eltern waren
außer sich; in der ganze Gegend war
man lange Zeit i Ausregung d be
tbeiligte sich, an den Nachforschungen,
der sie blieben ohne Erfolg. Bor eii
gen Wochen tauchte nun in einem lhü
ringischen Dorse ein vierzehnjährige
Mädchen aus, bas, ohne alle Untecricht
aufgewachsen, von Zigeuner dort z,
riickgelasskii warben war und über seine
vertun t keinerlei Angaben machen
konnte. Die behördlichen Ermittelun
gen veranlaßten das Beitersche Ehepaar,
sich nach dem Mädchen zu erkundigen,
und sie erkannten in ihm in Folge man-
cher Zeichen ihr eigenes Kind, dS sie,
obgleich es keinerlei Erinnerung an sein
Leben im Elternhause erkennen ließ,
doch in der Gewißheit, sich nicht z ir
ren, niit nach Hause nahmen. Dort
im Hause und im Garten ber Ellern er
wachte auch allmählich bie Erinnerung
unb daS Kinb begann nach Gerätden.
nach Beerensträuchern unb Fruchtbäu
men zu fragen, die in den frühesten
Jahren seine Aufmerksamkeit aus sich
gezogen hatten, aber seitdem beseitigt
waren.
Der Fächer im Spanien,
Eine Dame ohne Fächer ist in Spa-
nien ein fast undenkbarer Begriff, und
mit diesem Werkzeug der Galanlerie
und Koketterie wird denn auch ein gro
her Luxus getrieben, so daß die Fächer-
Industrie einen Sichtigen Erwerbszmeig
Spaniens bildet. Das Zentrum der
selben bildet vor Allem Valencia, wo
gegen 20.000 Personen von der Her-
stkllung von Fächern leben und wo be
sonders in den kleinen Orten diese Fa
brilation als Hausindustrie inde Woh
nungen betrieben wird.
Gewöhnliche Fächer werden aus Kie-
fern-, Birken-, oder Olivenholz gefer
tigt, theure bestehen aus Sandel-,
Eben, oder Buchsbaumholz, sind mit
Perlmutter oder Elfenbein ausgelegt
oder ganz aus letzterem Material gefei
tigt. Ebenso giebt es in Valencia Fa
brisen, die nur Papierfächer liefern,
und zwar in billigster wie in feinster
Ausführung, die letzteren in Ehromo
druck oft in künstlerischer Vollendung,
Die mit Seide oder Kattun belegte
Fächer fertigt Spanien zwar auch selbst,
doch werden die dazu nöthigen Gewebe
fast ausschließlich aus Lyon, St. Elienne
oder aus England bezogen.
Niemandsland.
Etwa acht englische Meilen von der
nordamerikanischen Küste entfernt liegt
,, Aiiaiiiiicyen izean die zu Ma acliu-
tetts gehörige Insel .Ro Mans-Land",
Dürftiges Heidelbeer und Brombeer,
Gesträuch bilden bie einzige Vegetation
der eiförmig gestalteten, drei englische
Meilen im llmsanae messenben Me .
Sie bildet wohl den isotirtesten Punkt
im Osten der Ver. Staaten und zählt
gegenwärtig nicht mehr als zwöls Be,
wohner, die zwei Familien angehören
Aus Wochen macht es die Brandung oü
unmöglich, mit einem Boote aus der
Inlet zu landen ober dieselbe in einem
solchen zu verlassen.
Um bie zwölf Bewohner von Nie
mandslanb" kümmert sich weder die
Regierung noch die Steuerbehörde, sie
sind die sreieften Leute der Welt, doch
giebt es nur wenige, die sie um diese
Freiheit beneiden.
eweiS.
Der bekannte Humorist und Satiri
ker Saphir liebte es, in Gesellschaft nie
Leute durch seine oft ganz eigenartigen
Einfülle zu verblüffen. Einst sagte er
bei Tafel: Ich wette, daß ich Ihnen
hier etwas zeige, was noch kein Auge
gesehen hat nb kein Mensch jemals wie
ersehen wirb. Wer hält bie Wette?"
Als sich jemand bereit erklärte, auf
diese Welle, die auf fünfzig Gulden
lengeietzt wurde, einzugehen, ergriff
Saphir eine Nuß, zerdrückte die Schale
und hielt den Kern derselben zwischen
Laumen unb Zeigefinger. Nun,
meine zerren, tagie er dann, iq meine
diesen Nußlern hat noch kein Auge gese,
hm und" den Kern aufessend es
wird ihn auch Niemand wiedersehen
Saphir hatte natürlich seine Weite
gewonnen.
Aus der guten alte Zeit.
Schwepvle (zum Major der Bürger-
garde): tfijnntfckit mi bischpmsire heut'
vom Elscheziere, Gevotta!"
Maior: Was holcht cho wieda?
Heus müsche Alle komm'n, mcr schiiße
heul'!"
Schmepple: Könnscht Schieße heul'
nit auschlasse?"
Major: Heut' schieße mer!"
Schmepple: Weischt, Gevotta, mei
Alle macht heut' Schpätzleteig und da
brauch! mei Labschlöckle in's Roll
hälzle!"
Ans einem Roman.
....Albert ritt blitzschnell in den
Garten, spranz wie ber Winb von sei
nem Pferde, kletterte wie ein Eichhorn
chen über ben Zaun, wanb sich wie eine
Schlange durch die Hecken, flog wie ein
Pskil zu dem Baum, sank dort zu ihre
Füßen, schmor ihr ewige Liede, sefcte
fiel) entzückt an ihre Seite, und schwamm
in einem Meer von Wonne und all
da? war da Werk eines Augenblicks.
INach, ichlsl
Piolinvirtiio: Die Violine, gnä
dige Frau, mit der ich heule Abend bei
Ihnen spielen werde, ist 200 Jahre
alt!"
Banlierssran: Macht nichts! Eö
wird's hoffentlich Niemand bemnken!"
Z viel vkI,'t,
Ein General, ein alter Junggeselle.
hatte die Gewohnheit, Messer und Ga
bei vor dem Gebrauche stets selbst zu
putzen. EincS Tages zum Diner ge
laden, sröhnl er seiner alle Gewöhn
heil. Sosort läßt ihm die Dame des
Hauses neues Befleck sirbiren. Die
Scene wiederholt sich, nd dcr eifrige
Diener dringt zum dritten Male
Messer und Gabel. Ja soll ich viel
leicht," nist bet General diesem nütbenb
zu, für bic ganze Gesellschaft
Messer unb Gabel putzen?!"
Famitttir.
Um die neu eintretende Stütze dcr
Hausfrau" abzuholen, begibt sich Frau
Hosräthin mit ihrem Dienstmädchen aus
den Bahnhof.
.Frau Hofräth'.n," raunt das Dunst-
Mädchen dcr Gnädigen zu, als die Er
wartete sich ihnen nähert, die ist aber
fein; da sind wir nichtsda
gegen!"
Dcr Aewolmbeikmeiisch,
, . , . Sie haben 30 Dienstjahre,
Herr Rath, sinb reich und unabhängig
warum gehen Sie nicht m Pen-
sion?"
Ich sreue mich halt ledes Jahr gar
so sehr auf meinen Urlaub!"
Moderne Ansthauimg,
Mein Schwiegersohn halle, wie er
um meine Tochlcr sreitc, keinen Psennig
Schulden!"
Da hat er also aus reinem Ueber-
mlith geheirathet?!"
Gesehen,
Nun, Herr Wamperl, Sie kommen
a vom Berge! Schöne Aus
sicht da oben, wie?"
Sehr schön, meine Gnädige!"
Und bas herrliche Trinlwasser, da
es ba oben gibt!"
Hab ich auch gesehen!"
wem,,
Bummel: ...... Mo sehr ähnlich
sieht mir mein Doppelgänger?"
kpunb: Frappirend, sag ich Dir;
wenn ich ihm nicht zufällige, ttieifc auf
der Universität begegnet wär',
hätte ich fest geglaubt, 'Du bist's
selber!"
schlechtes Äkwiffcn,
Wirth: Hat der Fremde etwas ae
sagt, als Sie ihm die Rechnung
gaben?
Kellner: Kein Wort!"
Wirth: Donnerwetter, sollte ich mich
da vielleicht verschrieben
haben?"
Galgenhumor,
Richter: Nun dürfen Sie noch
eine Bitte aussprechen!"
Delinquent (vielfacher Raubmörder):
Dann möcht' ich halt bitten, daß der
Gendarm, der mich erwischt hat, zum
Wachtmeister befördert wird!"
Die poetische Kochi.
Hausfrau: Johanna, Sie haben
heute noch gar nicht gekocht und dazu
an meinem Geburtstag!"
Köchin: Entschuldigen Sie, ich bin
mit dem Gedicht auf bie gnädige Frau
noch nicht ganz fertig!"
Nobel.
,. Um ftanbesqemüß austreten
zu können, Herr Eommerzienrath, muß
ich allerdings auf eine möglichit graße
Mitgift sehen. Bedenken Sie nur, ich
habe 24 Ahnen!"
Nu:: gut. Herr Zraf, ich gebe
meiner Tochter 500,000 Mark mit.
und außerdem sollen Sie noch sür jedes
Ahnerl 1000 Mark bekommen!"
Kein Fmukiikcnlicr,
Gatte: Ich begreife nicht, warum
Tu zu Deinen Einkäufen immer zwei
Tage brauchst!"
Gattin: Na. das ist doch ganz ein
fach! Einen Tag brauche ich, um
bie Sachen einzukaufen, und den an
deren, um sie umzutauschen! "
was er stndirt.
Was machst Du denn da, Spund?"
Ich ftubir'."
So. Du ftubirft?"
Ja, das heißt, ich ftudir', wen ich
anpumpen soll."
Aus einem Z?riese der kleinen (Stete.
Lieber Vater! Wir sind alle wohl
und muntcr. Der kleine Karl ist ge
wachsen und ist schon viel vernünstiger.
als früher. Indem ich von Dir ein
Gleich's hoffe, verbleibe ich Teine,Tich
liebende Tochter Gretc.
In der Silber Satleri.
Paula, schwärmst Tu mehr siir die
antiken oder sür bie modernen Maler?"
Natürlich für die modernen; denn
die antiken können einen doch nicht hei
rathen."
Auch ein tKntlasiuttgaruno,
Ehes: Meier, in dcr Äddilion, bie
ie hier gemacht haben, sinb wieder
drei Fehler; wenn das noch einmal vor
kommt, muß ich Sie wegen Unzurech
nungsfähigkeit entlassen."
J ' -CA
!