Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 27, 1896, Image 3
1V NEBRASKA STAA19 - ANZEIGER. Lincoln tli DW 4csirimniß utm 3iir ümiici.. Roüia tan slnrl (!. Stlopftr. Bei fiiiicnbcr Sonne betrat Her wann jii:u erste Male feit laugen Jahren luiebcr die Sdjiofifapclle, um auch da die iciiiiniSrcitjen der Jngenb Ltt af,iftiichcn. Er nahm dcu Weg durch den Safriftrianluui, zu welche, ' dcr Vater den Schlüssel verwahrte. Als cr hinter dc, rechten Slltar fliigcl licmnlrat, warf er den ersten Blick bchiat-c iittniillliirtich nach bet Wand zu seiner Linken empor. Dort oben in Stccmierfshühe befand sich das halbrunde Etlerchen, da Cratorium," da die Gräfin zu i,rer tägliche Mor genandacht unmittelbar von i,rei chlaslabinett aus betreten konnte, Jetzt, ,vo die niedergehende Sonne ihre traljtcn d! liiimuffanbte uud sich in den Glasscheiben hinter der Vergüte rung spiegelte, sal, da lirferchcn freundlicher ans als sonst. Heute hatte Hermann bei dem beabsichtige Har tnoniurnsuiclc auch feine Zuhörerschaft , von da oben zu befürchten ; die Gräfin war sa nicht zu Hause. Er schritt aus da Podium an der dem Altar gegen iiberlieaciiden Wand zu, wo da Har monium stand, da er öffnete, u,'als bald ein Präludium zu beginne. Der Itc Organist drüben im Stadtchen, bei dem cr als nabe Unterricht gc nointne, halte ihm in der Musik eine "Zukunft (jroychezeit. Biellcichl hatte )ie sich auch erfüllt, wenn dieser loch begabte, aber zerfahrene Geist e8 ernst lich daraus angelegt hätte. Dock) die .große Zukunft" war ihm j auch in so vielen anderen Fächern vorausgesagt -vorden, unb an seiner Universalität war er zu (runde gegangen. Was diese alte, kleine Hausorgel doch noch für einen guten Klang hatte! Hermann vertiefte sich mit immer wachsender Liebhaberei in sein Spiel. Plölilich blickte cr auf; war baS nicht ein leichler Schritt auf dem flei nernenEfliich gewesen! Ah! Dort am Altarsliigel stand eine helle Gestalt Fräulein v. Merkenfcld. D cr die Sakristei hinter sich nicht geschlossen hatte, war es leicht zn er ' klaren, wie sie da hereingekommen war. Dennoch berührte ihn jcht diese & fcheiming wie etwa Wunderbare. Eglantine war gerade; verwandelt. . Ein neuer eist schien in ihr zu athmen. Zhr Gesicht verrieth eine sieberischc Aufregung. Oder machte das nur der Widerschein der intensiven Abendröthe, der durch die zum Theil mich noch dmikelroth gefärbten Scheiben hereinfiel? Hermann ließ überrascht die Hände ruhen, und so sahen sie sich einige Sekunden lautlos an. Da faßte sich die junge Dame ein Her; und trat eilig näher. Nein, er hätte sich nicht gc täuscht, sie stand unter dem Bann einer ganz außerordentlichen Bewegung, Jetzt bemerkte er sogar Thränen in ihren seltsam schönen, klare', sarb I losen, unergründlich tiefen Augen. JL Bitte, verzeihen Sie mir," lispelte j'ff (ich die Worte nur mühsam abrm gcnd, befangen, als ob er der Gebieter hier wäre und sie ein Eindringling ; ich hörte Sie spielen ich wußte nicht, daß Sie und diese Musik sie erweckte die wehmüthigsten Erinuerun gen in mir ach, mein Gott !" Er sprang von der Estrade herab, aus'S Neue erschreckt, nd aus sie zu. Fassen Sie sich, mein Fräulein! Was ist Zhnen?- Freilich, Sie wissen nicht, warum mich das so crgrcist, dieses Stück, ich habe es seit langem, Langem nicht gc hört; meine Mutler spielte cS einst auf dem Harmonium, cS war ihr Lieb lingsftiick, und ich kann nicht daran denken, ohne mich rnif'S Tiefste er schüttert zu fühlen, ich sah meine Mm ter jedesmal dabei wcincn, und ich werde ihrer. Anblick in jenen Stunden nie vergessen, obwohl ich erst ein sechs jährige Itint war, als sie starb. C, sagen Sie mir doch, wie heißt diese her;bevegende Komposition und von wem ist sie?" ES ist ein Präludium von Bach!' Bon Bach,' wiederholte sie leise und langsam, die Finger an der Brust verschlingend. ,311), von Bach!" Kennen Sie Vieles von dem großen Meister?' Ach nein, ich bin ja überhaupt nicht Vfftjifolisch, man verweigerte mir den qintenicht, obwohl ich so viel Neigung dazu gehabt hätte; e hieß, die Be fchaftignng mit der Musik sei meiner Gesundheit nicht tuttäglich .' Ein bittere L'ädjcl erschien aus ihren fein geschwungenen kivpen. Diese Men sehen mit ihrer albernen Fürsorge! AIS ob ich darnach fragen wollte, wenn. Nein, nein, sie hätte mich geheilt, die göttliche Musik und' fassen Sie sich, fasse Sie sich, mein th.'ureS Fräulein!' mahnte Her mann, Jlne Nerven sind erregt' Sie strich sich das wirre Vockenwar us der Stirne und sagte lächelnd: Sie haben Recht. Ich bin ein vierten überreizt, die Ueberraschung, dieses Stück wiederzuholen, da ich seil den Zeiten meiner Mutter, seit dreizehn Jahren, nicht vernommen, und von dem nur der (-efomle an ein Unveigleich lidic, unendlich Süß:, Erhebende in mir lebte. Ach bitte, spielen Sie es noch einmal !' .Ich würde gerne, aber wenn der Eindruck' .I will reckt vernünftig sein, ich Veriurcdtc e Ihnen!' unterbrach sie ilm mich. .Ich bin auch schon ganz 1 ruhig. Sehen Sie, da will ich hübsch stitliitsen u! zuhören!' Sie setz sich auf die nächste Sitz dank, so t:v sie da Harmonium vor sich knie, lehnte sich zurück und faltete die zarten schlanken Hände im Schoox. wie ein li'id, das dem Befehle, artig zu sein. fiiiarC;. Hen::a.i:i hatte selber ta Verlan gen, ihren Wunich zu tiinllea und da eigenartig reizvolle Bild, da sie ta bot, möglich Ijnge fest vollen. Und gleich daran' tvm tt sein Spiel von S'.ttf.. iicch einer Weile ent isb er leieder u4 dein i'üdchrn- uiid da erlahmten feine Hände auf den Tasten vor dem Anblick, der sich ihm bot. Eglautine saß noch immer mit im Schooß gefalteten Händen da, aber, da Haupt war völlig auf die Staute der Baiifleltiie zurückgesunken t.nd bas e sich! von einet wächsernen Starre; bnrch bie halb geöjfnrten Kippen schien kein Athem mehr zu gehen. Heiman wollte sie schon, dem ersten Drang gelu'rchend, laut aniufen. Da,, aber besann ersieh. Seine Augen Ieuch teten ans, Leise erhob er sich, stieg von bem Podium und trat an die Regung lose heran, Da icke cr, als habe ihm der letzte Blick eine hochwiehtige Muthmaßung bestätigt. Ja, er kannte diesen justand sehr wohl ; er hatte ihn in den letzte Jahren oft genug beobachtet, emsig genug slnditt. Das war hypnotischer Schlaf. lind warum denn auch nicht? War hier nicht Alles vereinigt, was die wissenschaftliche Erfahrung als Bedin gnug zum Eintritt der Hypnose kennt? Für'S Erste die Anlage der jungen Dame: ihre hysterische Schwäche bei Blutrnmuth nd Bleichsucht, Dann die bedruckende Atmosphäre in diesem fast immer geschlossenen Scannte, und die Lichteffekte, die das grelle Abend roth i diesen Nannt warf. Schließlich die in solchen Fällen schon an und für sich wunderbar wirkende schwermüthige Orgelmusik und hier in einer jiot Position, welche die aufregendsten Er inneruugen in diesem exaltirten Ge müthe ansgetufen hatte. Wahrlich, unter solche Umständen wäre es viel mehr ein Wunder gewesen, wenn diese kranken Nerven da Stand gehalten hat ten! . Ja, diese Licht, diese rothen Glu theil, die jetzt noch intensiver geworden waren! Sie tauchten die ganze Sthe tische Gestalt in Puipur, so daß die Regungslosigkeit der holde Schläseritt nicht Beängstigendes mehr hatte. Das war Dornröschen im Märchenschlafe, wenn man wollte. Jedenfalls war Her mann gewiß, niemals eine so liebliche Mädchenerscheinung geschaut zu habe. Einen Augenblick dachte er daran, diese sanft geöffneten Lippen mit einein Kuß zu berühren ; er wußte ja, daß sie da nicht erwecken konnte, aber schon im Begriffe, sich über da seine Antlitz zu beugen, kämpfte er dieses Verlangen nieder. Rein!" sagte er sich. Keine Dummheiten! Halte Deine fünf Sinne hübsch beisammen und be obachte, stndire, experimentire! Und erwäge lalle Blute, was sich daraus mache ließe!' Er war i Fragen des HypnotisinuS sehr bewandert und kannte alle seine Erscheinungsformen genau. Er wußte, baii baS hypnotisirte Jnbivibuum wil l.nlos ist, daß es dazu gebracht werden kaun, seine verborgenste Seelezu offen baren, und mehr noch daß es nicht nur für die Dauer der jeweiligen Hyp nose den fremden Eingebungen, Sug gesiionen' genannt, gehorcht, sondern daß sich so eine Suggestion auch auf solche Dinge erstrecken kaun, die in späterer Zeit und in einem sonst durch aus normalen, also wachen' Zustande gethan, gedacht oder empfunden werden sollen. Er war Zeuge gewesen, wie einem Hypnotisirte ein Schlüssel ans den Rücken gelegt wutde mit der Sug geftion, dieses Eisen sei glühend, und der Mann trug eine wirkliche Brand wunde in Form eine Schlüssel davon sThatsache, von Professor Nrafsl-Ebing in Wien berichtet). Er wußte von einer Dame, der suggerirt worden war, sie solle drei Monate später, an dem und dem Tage, zu der und der Minute, ohne dabei in hüpnotischen Schlaf zu fallen, einer bestimmten, ihr zur Zeit aber noch durchaus fremden Person eine gewisse Phrase sagen, in einer Sprache, die sie vordem nie vernommen hatte, und da Bersuchsodjekt' fährte den Befehl genauestenS aus, ohne zu wissen, daß es damit einer Eingebung gehorchte. Die Eingebung von etwas erst später zn Bollsührendem heißt posthypnvtilche Suggestion.' Zunächst wollte sich Hermann über zeugen, ob ir Einfluß auf die Hyxno lische üben könne und wie weil dieser reiche. Er legte ihr die Hand ans bie Stirne. Ein leichte Zittern flog über ihre halb geschlossenen Augenliber. Jubem er sn mit ihr in Berührung staub, warf er einen Blick hinter sich, wieber nach dem Oratorium einvor, dann einen ziveiten zu dem Altarsliigel hinüber, hinter welchem sich die Sa kristeithnr befand. lind da sagte Eglantine, ohne sich zu rühren, mit leiser Stimme: Es kann Sie Niemand stören, die Tante ist fort, und wenn Jemand dott hinten durch die Sakristei eintreten wollte, so würden Sie ja seine Schritte hören, mn mich och rechtzeitig zu erwecke,' Hermann trat überrascht zurück ; seine Miene leuchtete im Triumph, Vortrefflich! Eglantine hatte ohne Austorderung hierzu seine (Vedauken gelesen; die bloße Handauslegimg hatte genügt, seine Gedanken aus sie z übertragen. Wahrhaftig, da durste er eine Empfänglichkeit für hppnotische Eingebungen, eine Suggestidlitäf erwarten, wie sie ihm noch nicht sorge kommen war ! Tairnji-u er ihr wieder näher, jedoch ohne sie anzurühren. Er sirirte sie nur mit seinem Blick, al er sie halb laut ansprach: Berstehcn Sie, wa ich Ihnen jage?' Pollkommen,- erwiderte sie. mcie können noch leiser sprechen." Werden Sie mir Alle sagen, mt ich von Ihnen zu wissen begehre?' Fragen Sicund ich Iverdc antwer ten!' Sie werden mir auch in Allem ge horchen, wa ich Ihnen aufzutrage jiir gut sindc?" Ich mß ja." Sehr ricniig Sie müssen!" Ich muß!' wiederdolte sie, als präge sie sich den Beiehl ein. Wissen Sie, daß Sie krank sind?" O ja.' Und worin belicht diese Xrantheit im Wesentlichen?" I einer Ner.vnschwäche." . Wissen Sie da nriei:t. insUirrrn ypnotischrn Schlafe, oder ist cS Ihnen auch zu anderer ,zat bewußt?" O, sie hält s',ch fit, noch weit klän ker, als sie ivirklich ist!" Sie? Wer?" Eglantine, die sichtbare." Ah! Warum sagt dann Eglanlkie, die unsichtbare, ihrer sichtbaren Schwc stcr nicht die Wahrheit?" Sie s indes nicht die Verbindung mit ihr, darum ist sie ja eben die un sichtbare. Sie ersteht nur in Träume, von denen die Ändere, sobald sie er wacht, nichts weiß." Das ist ein Unglück für Eglanline ! " Gewiß, denn der Stummer über die vermeintliche. Unheilbaikeit ihrerKraut heil nagt unaufhörlich au ihr. Sie ver birgt ih und wird daran zu Grunde gehe." Nicht möglich!" O doch, doch!" behauptete die un sichtbare" Eglantine mit eigensinnigem Nachdruck. Sie wird daran sterben. Die EinUildung wird ja das Uebel ver stärken." Hermann hielt den Alhem an. Ha, welche Entscheidung da in seine Hand gegeben war! Er begriff, daß die Hyp notisirtc eine grausame Wahrheit ans sprach. Eglanlinens Krankheit war eine von jenen Ncrvenftornngen, die, unter dem Name der Hysterie zujam mengesaßt, eines der dunkelsten Ge biete der Nervenkrankheiten bilden. In diesem Zustande sind Einbildn,, gen, die den Eharakter von Selbstsug gesamten besitzen, oft nnübersteigliche Hindernisse für den Arzt, der heilen möchte. Ader da cr nun durch diese Vermittelung des zweiten Ich in der Seele der Kranken die Hanptwmzel des Uebels kannte, war ihm auch schon das Heilmittel dazu geoffenbart: er brachte Eglanline jetzt einfach nur den Befehl zu geben, gesund werben zu wollen, sich der TobeSgebanken zu ent schlage nd ihre Schwäche mit aller Energie zu besiegen und sie mußte ge horchen, ES stand also bei ihm, ihr ein neue Leben zu schenke, oder sie Uni kommen zu lassen, oder auch ihr Ende zu beschleunige, sobald er ihr die feste Ueberzeugung des unmittelbar bevor stehenden Todes einimpfte. Und da fühlte er sich wie ei Gott vor seiner Kreatur; er konnte sie ret ten, er konnte sie zerbrechen, wie es ihm gefiel, eö bedürfte dazu nur cini ger Worte! Halte nn Dich und überlege!" mahnte er sich hier abermals. Sie könnten gesund werde, wenn ich wollte," sagte cr bann. Ich weiß, Sie brauchten es mir nur zu befehlen. Aber, bitte, thun Sie bas nicht!" O, Sie sollen gesund werde, Sie müssen gesund werbe! Wann sträu ben Sie sich dagegen?" Eglantine hat ihren Eltern ver sprochc, bald zu ihnen in den Himmel zu kommen, " Hermann biß sich auf die Lippe. Eine mitleidige Rührung zuckte in ihm auf. Mit um so größerer Energie be harrte er da jedoch auf dem Vorsatze, nur den Verstand zu Wort kommen zu lassen. Nein, überspannte Hetze tcgungen mußten wenigstens vor läufig ganz und gar au dein Spiele bleiben ! 'Das ist Kinderei !" sagte er streng. Wie konnte Eglantine etwas ver sprechen, das einem Selbstmord gleich kommt, und wie kann sie einem solchen thörichten Thun die Bedeutung eine heiligen Gelübdes beimessen?" Sie folgt damit nur dem Beispiele ihrer armen Mutter, Dcr Vater fiel im Kriege vor Paris, und die Mutt:: stieg ihm ein Jahr später in' Grab nach ; die Leute sagten, sie sei au Gram um ihn gestorben, und er habe sie geholt." Ja. ja, Geschwätz der Dienstboten, wie es einer Kindessccle schon sooft zum Verhängnis! geworden ist," Ach, bitte, schelten Sie nicht so!" lispelte die Schlafende verschüchtert. Und Eglantine muß diese söge nannte Gelübde, da sie i kindischem Unverstand als bindend abgelegt zu haben glaubt, doch auch schmerzlich empfinden, da Sie ja sagen, es bereite ihr Klimmer, den vermeintlich sicheren baldigen Tod vor Augen zu haben?" Ja, ja," hauchte das Mädchen. Jetzt wurde sie also lieber nicht sterben?" Eglantine gab keine Antwort. Sprechen Sie doch!" befahl cr her rijch. Warum würde Eglantine nun leben mögen?" Weil sie liebt," kam es kaum hörbar von den keuschen Mädchenlippen. Ah ! Den Baron Brüuow?" Ja ihn!" Und dennoch weisen Sie seine Wer bung zurück?" Mein Galt ! Kann ich denn ander? Was soll ihm eine Todeslandidaiin? Eglantine muß sa nun sterben, daran ist nicht mehr z ändern." Hermann nickte. Jetzt verstand er ihre Haltung dem Baron gegenüber vollkommen. Sie liebte ihn und durfte e ihn nicht ahnen lassen, denn sie konnte wol voraussehen, daß er sie unausgesetzt beitmnie und ihr da Ge heininiß. die Ursachen zudei Venveige rung eines EhebnndeS entreißen würde, ja, daß er diese Ursachen vielleicht gar nicht gelten lassen wurde. Und da glaubte sie, stark sei zu müssen, weil cr keine Todesiandidatin" heimführe dürfte. ES ergriff ihn plötzlich mit wüthen der Eifersucht ! Warum die Liebe die se reizenden Geschöpfe einem Manne gönnen, de sie ach der Vage der Dinge doch nie erfreuen sollte? Er selbst, er, er nur der Einzige, der sie rette k?nnte. Und sollte er sie rette, um sie Jenem in die Arme zu sichren? Freilich, dcr Freiherr wurde c wohl zu lohnen wissen, wenn tr seiner Heil sanft eine liebende, schone Vreut zu verdanken hatte, ein n,e,u"r, frische Weib, d? ihm buchende indcr I Erben seine Namen trlxnien konnte. Und eine reiche Mi !,',, war ja auch dabei und ivxtx. beim lere der (v;ra sin. 6.1 tav.c Vermögen der Ebcr? xergc das lißt.wenü die Wittrre Ms rawiliöli dabei bekäme, ihren Zekn nickn anetkemen zi wollen, lind will lich. da? jchie inr feiler Ei'tsHIn?. Hermann orr.ütc die " -..'i c.; di Stirne. Dii"; ich ein wäre!" durchzuckte e ihn. Wen ich die dem Tode Entgegengehend,: den, Grabe ent reiße. t;:n sie mein Geschöpf, uud da will i:!, ei ich für mich behalten!" Schon i'.c.rli a im Begriff, sich mit biefem Ei, ich!v!j an die Hupuotisirte zu wenden, da rief er sich zum dritte Male zur Verfiel. E galt aui'o gründlichste z über lege, lind er konnte ja ruhig warten, er brauchte nicht zu überstürzen; eine spätere Gelegenheit, diesen ihm unter thauen Willen ans' Nette zu bannen, würde sich leicht finde lasse. Seine Eljahru.lgeh hatten ihn zueem auch gelehrt, daß die Zuggeftibilitat" der HiVnoiische mit jeder Wiederholung der Eiiischlaseruug zunimmt. Um so sicherer war er dann seiner Sache. Envachen Sie!" sagte er und blies gegen ihre Stirne, Augenblicklich erhob sich Eglantine, durchaus nicht wie au einem Schlaf erwachend, uud sprach, als ob er sein Spiel eben jetzt erst unterbrochen hätte: Warum spielen Sie nicht weiter? Sie sehe doch, ich war bereit, Ihnen ohne weitere Erregung zuzuhören." Hermann faßte sich rasch genug, um ihr nicht weniger unbefangen antwor teil zu könne: Ich habe den letzten Theil nicht mehr völlig im Gedächtniß, und dann fürchte ich doch, daß e Jhne nicht gut thut, so still zn sitze nd Ihre ganze Aufmerksamkeit nnf ei Musik stück zu konzcntriren, das" Sie lächelte. Gefallen Sie' sich auch in der siren Idee, mich durchaus krank zu finden?" Wer thut das noch?" fragte er rasch, Sie erröthetc und entgegnen aus weichend : Nun, im Pensionat war es die Vorsteherin, die diesen thörich ten Gedanken ausgeheckt hat, Sie hat der Tante darum den Rath gegeben, mich, eine Fünfzehnjährige, die noch sehr des Unterrichtes bedurft hätte, aus der Schule zu nehmen uud hier wur den mir die Bücher verboten." lind man that Recht daran," sagte er im verweisenden Tone eines streu gcn Arztes. Ich finde, man ist noch viel z sorglos und es wird i Ihrer Pflege nd Diät viel versäumt. Frei lich sind Sie am leisten selbst schuld; Sie tauschen Ihre Umgebung geflif fentlich," Da richtete sie sich stolz auf. Wer sagt Ihnen da? Und wenn ich eö thäte, so könnte ich Ihnen lein Recht einräumen, mir Ihre Rathschläge aus zuuöthigen." Es ivar aber doch weniger Ent- rüstuiig, als Bestürzung über seinen anscheinende ärztliche Scharsblick, was jie bewog, ihm den Rnaen zu keh ren und sich eilig zu entfernen. Vortrefflich!" murmelte er mit Ge nugkliumig, als sie in der Sakristei verschwand. Er schloß das Hannoninm und ver ließ hierauf gleichfalls die Kapelle, s, !kapitel. Eglantine lief behende Über den Hof, durch die Einsahrt, die Treppe hinan nach ihren Zimmern. Erst da angc langt, hielt sie inne und preßie die Hand auf das hoch klopfende Her;, Warum war ihr auf einmal so Angst geworden da drnben in der Kapelle? Was mußte dieser Herr Plock denlen, als er sie so plötzlich cutsliehen sah, gerade IS fürchte sie sich vor ihm! Und sie hatte ihm doch eine hoch miithige Zurückweisung seiner unge betenen Rathschläge gegenüber ; Theil werden lassen wollen. Wie sich der Mann aber auch halte erlühnen tön nen, ihr im Tone eines strenge Hof Meisters vorzuwerfen, daß sie ihre Um gebung täusche ! Worin denn? Mit ihrer Krankheit hatte er wirklich nur da gemeint? Hatte cr nicht so ausge sehen, al wisse er noch weit mchr von bei was sie in sich verschlossen hielt? Da schoß ihr ba Blut zu Kopf. Ver geblich sagte sie sich, baß es doch un sinnig sei, anzunehmen, daß er auch etwas von ihren Gesiihlen für HanS v. Briinow errathen habe. Sie konnte den ö-edanken nicht los werden, daß der Mensch mit seinem durchdriiigenlxn Blick das große Geheimniß in ihrer Brust gelesen habe. Und sc eifriger sie sich das auszureden versuchte, desto banger ivurde ihr. Es war ihr, als müsse sie vor diesem Manne Schutz suche, noch weiter vor ihm fliehen wohin? Ach, an eine treue, starke Biust, die ihr Stütze bot, die sie tvärnite und bettete wie ein schcues Kind. Und ja, sie wußte, wo sie diese Brust gesunden hätte, den Arm, dcr sic licbcud umschlungen und gehal ten und jede Verfolgung von ihr bqc wehrt hatte, -chon bei dem Gebauten an diesen sicheren Hort wurde ihr Herz ruhiger. Und warm dmstc sic diesen heiß cisehnten Schutz nicht aufsuchen, da sie de Weg dahin doch so gut kannte? Sie mußte sich wirklich erst darauf besinne. nS sie abhielt. Doch frei lich, freilich, sie hatte sich ja oft genug vorgehalten in de schlastosen Nachten, in denen jie ihr Kissen mit Thränen benetzte und der Name Hau" ouf ihre bebenden Lippen schwebte. Tie eiste Berührung seiner Hand hatte den Keim dieser tchnierz vollen, 'mzlnckielige Viebe in ihre. Seele gewerten. lind jetzt glaubte sic, e laqc schon ei langn -ZVitrau; seit dem hinter ihr. Sic glaubte schon batb und halb verwunde zu haben, und ü auf einmal dieser böic Riickfatl? lhd iva da Meilwuidigsic dabei war: die Grunde, die sie bei ,i:ge ihre Her zen at Hindernüie cniaeqengeschlcn bett hatte, sie wellten nun auf einmal nicht mehr so recht verlangen. Waren sie denn nicht mehr voi banden, waren sie geriilgsiigiger qei?vlee? Vaß dock, sehen ! Du imißl a sterben!" Wer sagt da? Sie !!a:f de Kom auf und se.h sich, at hatte da wirltich ein beser Feind liiiiter ihr g,srcM, ein Ta rn cm, gegen den sie sich allen Kraf ten u-eliren wollte. Tann legte sie die Finger an die Schtasc und ließ fick in einen Petster sliilil nieder, .ernstlich iibctlean:?. waraiii im eenit oer vcctoige not ai iv gewiß nd unanweichlich erschienen war. War e denn so ausgemacht? Ware nicht Leute vom Sterbelager aufgestanden und wider Erwarten aller Aerzte genesen? lind ihr hatte ja och kein Arzt so ei Zodesuriheil gespro che. Warum hatte sie sich ei solche also so fest in de Kopf gesetzt? Tll' nach! Da sah sie die Mutter im Sarge, sah sich davor knie nd den letzte Kuß aus die kalte Lippen der Verstorbene drücken. Ja, sic war dahin, die Theure, Über alle Maßen Geliebte, dahin für immer ! Seltsam, daß fic sich erst jetzt so recht eigentlich entfernt von dieser lieben Todte fühlte! Sie hatte mit ihr bisher! einer rigrthiimlichen 'Verbindung ge standen ; die Trennung war ihr nur wie eine vorübergehende erschienen, ihr eigenes Erdendajei als etwas Jnteri mistische, ihre eigentliche Heirnalh hatte sic schon da drüben" gewußt, wo sie mit der Mutter wieder zusam mentressen sollte, und bald, gar bald. Und jetzt war es nicht, als ob diese Band mit einem Male zerrissen wäre, nIS ob ihr die geliebte Todte zum zweite Male und erst jetzt so eigentlich gestorben wäre? Wie kam da nur, wie kam da mir? Hatte sie denn der Mutter nicht gelobt, 'ihr ach zusolgen, sobald sie rufen würde? Und dieser Ruf, der ihr täglich deutlicher im Ohre geklungen, war er nicht plötz lich verstummt? Zürnte ihr die Mutter, daß sie so durchaus von ihr gewichen war? Nein, nein, Eglantine war es vielmehr, als lvnne sie die Todte über ihr lächeln sehen. Ein frommes, aber kindisch thörichte Gelübde, nd eine Sünde, wenn Du Dich bei cnvacheiider Vernunft noch länger daran Hammer solltest!" Wer blies ihr das ein? Warum war sie niemals och auf die seS klare, einfache, packende Woit ge kommen, das sie plötzlich mit einem ganz neuen Geist beseelte, gerade so, als wäre die gegenwärtige Minute die Scheidegrenze zwischen einer träum befangenen Kindheit unb einer geistigen Reise? Die Freude am Sterbe, die sie in sich förmlich gehätschelt nd auferzogen hatte, die war freilich schon gewichen, als die Liebe bei ihr einge zogen war, über Freude am Leben, Glaube an das Lebe hatte sie ihr bis lang nicht einzuflößen vermocht. Doch jetzt war da nicht wilde, unbändige Sehnsucht nach gesundem, überspru- delndem Leben, was sie da ergriff? Leben, ja leben, um zu lieben, glück lich zu werden und zu beglücken ! Sie eilte an' Fenster und lehnte sich hinaus. Da int Schloßhose, der nach Osten ging, herrschte schon starke Dämmerung,' in welche der Mond seine ersten leuchtenden Strahlen warf. Eglantine athmete die balsamische Luft mit durstigen Züge ein. Horch! war das nicht der Schlag einer Nachti gall ans dem nächtigen Dickicht des Parkes her? Da tvnrde sie durch ein polterndes Geräusch gestört. Das war ein Wagen, der durch die Thoreinsahrt rollte. Ja freilich, die Taute war'S, die heimkam, aber nicht allein, sonder die Baronin Briinow saß an ihrer Seite ! Was siel dieser unvorsichtigen alten srau nur ein, so spät noch mit herüber zu kom men? Eglanline fühlte sich sehr unbehag lich. Die Kraft, die sie eben noch in ihren Gliedern gespürt zu haben meinte, schien sich verflüchtigen zu wollen. Nein, nein sie wollte die Baronin nicht sehen, wenigstens jetzt nicht! Sie war nicht im Stande, ihr ruhig entgegenzutreten. Aber bald kehrte die Besonnenheit zurück, Sie mußte sich sage, daß sie gerade durch ihre Znriickgezagenheit An laß bieten würde, sie auszusuchen und nach dem Gründe ihres Benehmens zu fragen, Sie konnte unmöglich dem aus weichen, de Gast des Hauses zu be grüße. Mit einem encrgischcn Entschlüsse raffte sie sich auf, um nach dem Salon der Tantc am anderen Ende de Korri dors hinüberzugehen. Sie zündete blo eine Kerze vor dem hohen Pfeilerfpiegel an, um ihr Haar ci wenig z ordnen und ctwaige Spuren ihrer Aufregung zu verwischen. Da klopfte c auch schon an die Thür vom Vorzimmer her. Ich lommc gleich!" rief Eglantine, in dcr Mcinuilg, ei Diener, von der Tante geschickt, wolle sie bereit holen. Ei gelinder Schreck durchzuckte sie dann, als die Thüre aufging, ui die Baronin Briinow einzulassen. E war eine kleine, rundliche Dame, rosig und lächelnd, mit einer Stimme, in der sich allein schon das Wohlwollen und der gesunde Hunior einer unverwüft lichen Lebenskiiiiftlerin ausdrückten. Wäre nicht der Krückstock in ihrer flei schigen Rechten gewesen, ans den sic sich bei ihrem schleppenden Gange stützte; au ihrem Wesen hätte man wahrlich nicht errathen können, baß sic sich schon seit Jahren mit diesem vertrackten Zipperlein herumbalgte," um ihre eigenen drastischen Worte zu gebraucheil, Sieh' da, mein Lindchen, vor dem Spiegel? Das lob' ich mir. denn dann ist's doch nicht so schlimm mit dem Unwohlsein, da nn verhindert hat, die alte Eule auf Rebenftein heimzu suchen. Ich fürelitete schon, mein Piipp chen läge schachmatt darnieder, und da konnt' ich nicht umhin, mich persönlich nach ihr zu crlundigen, weil ich ja die Stelzen wieder rühren kann, wie Sie sehen. ' Eglanline verbarg ihre Vcrlcgenlieit hinter der zärtlichen Fürsorge, mit der sie die alte Baronin Briinow zu dem Divan geleitete und ihr da einen de- ! guemen Play mit Fußschemel i:nd Rücklisi'en bereitete. Dabei warf sie einen Blick noch der Eingangsthiir, den die Baronin gleich aussing. Nein, ich komme allein,' sagte sie nach einigem Aechzen und gemurmelten Verwünschungen, die den schmerzenden stelzen' galten. .Ich hab' mir trtra an!; beten, mit Ihnen ganz ungestört rlaiideru zu dürfen. setzen sie iicli neben mich! Nein, las sen Sie keine Viiiiler mehr ! Wozu denn Ich jinde ci so reckt Iiaulich. Uud Sie im neu I, im naae guic Auge, in mich zu überzeuge, ,! Beispiel gleich: daß mein kleiner Liebling zur Stunde Überraschend gut aussieht. Da hätte wir ja aus ci- mal ganz prächtige Blut i den Wa gen!' Sie tätschelte Eglaiitinc auf die Backe, uud diese crröthete noch mehr. Bravo! So ist'S gut! Und dieser frische Blick! Mein hochgeehrte Fräu lein, wissen Sie, daß Sic ein ganz verteufelt netter kleiner Käser sind? Wenn Sie mich nicht schon langst be zaubert hätten, so müßt' e jetzt ge schehen. Gebe, Sic mir eine Kuß ! " Und die gute Frau küßte das Mäd chen mit einer Entschiedenheit, dic mit ihrer derbe Ausdrucksweise vollkom me Übereinstimmte. Ja, so muß c komme ! Da Sie sich seit einiger Zeit bei mir nicht mehr sehe lasse wollen, bleibt mir nichts Andere übrig, als daß ich Sie aussuche, ich mit ,bieser Satansgicht, deren sich ci altcr, in Schlachte er grauter Generalfeldmaischall nicht zu schämen brauchte. Wirst Du Ruh' geben, sag' ich!" Diese energische Weisung, von einem Puff mit dem lrtock gegen da eine ausgestreckte Bein begleitet, war eben an die Sa tansgicht" adressirt. Sehen Sie, jetzt gibt'S wirklich Ruh'! Ich stehe zu meinem Uebel in einem Verhältniß wie etwa z einem bissigen Köter. Wie ich mich mit ihm herumschlage, ich bring' cS nicht los. Aber sich ulcrkriegen lassen? Nee, da gibt'S bei mir doch niemals nicht! Wen' z toll wird, verjag' ich die Bestie doch immer wie der so weit, m mir ei bischen Lust zu verschaffen. ES ist eigentlich crbärm (ich, wie ich als Frau daz komme, mir so eine Krankheit gefallen zu lassen, dic doch iiicist nur ftti die Männer auf der Welt ist. Meinen Sie nicht auch? Da .muß man es wohl mtschuldigen, wen ich mir zur Bekämpfung dieses martialischen Uebels auch ein bischen vom Kasernenton eines alte Korpo rals angewöhnt habe. Mein Seliger konnte gut lachen darüber ; der trug an den Beinen blos die rothen Generals sireisen und ich nn seiner Statt diese Zipperlein," Ich fühle mich wirklich sehr be schämt, daß Sie sich um meinetwillen herüber bemüht haben," sagte Eglan kitte zerknirscht. Der srohe Muth, mit welchem Sie, gnädige Frau, Ihr Leiden Überwinden, hätte mir ein Bei spiel sein sollen." Sie sagte das mit noch weit mehr Aufrichtigkeit, als die Baronin ahnen konnte. Sie kleine Diplomatin! Als vb ich nicht recht gut wüßte, was Sic eigent lich veranlaßt, Rebenstein in neuester Zeit zu meiden." Fra Baronin!" Ach, warum wollen wir uS Aus flüchte vormachen und wie die Katze um den heißen Brei hentmschlrichen? Sie können ihn einfach nicht leiden und damit basta ! lieber Geschmacks sachen läßt sich nicht streiten." Wie wie meinen Sie?" stotterte Eglantine. Sie glaubte nicht recht zu hören. Wenn sich das auf den Sohn der alten Dame bezog, so mußte sich diese aus einmal mit einer Ansicht abgesutt den haben, dic sic früher nie hatte gel ten lassen wollen, Na, meinen Hans mein' ich, wen denn sonst? Sie brauchen auch nicht zu erschrecken der gar nach Ausslüchten zn suchen. Wir können ganz aufrichtig ipit einander reden. Vielleicht haben Sie bemerkt, daß ich es gern gesehen hätte, wenn sich zwischen Euch Zwei Beiden so ein Techtelmechtel attge spönnen hätte, wie?" Ob Eglantine das bemerkt hatte! Wäre ihr nicht so furchtbar beklommen zu Muthe geivesen, so hätte sie lächeln müssen. Ich sage Ihnen ja, jetzt können wir'S ganz ungcnirt sSsprcchcn-Sic Ihre Avcrsion gegen ihn und ich meine kurzsichtigen Verntittlnngspläne. Jetzt kann ja so wie so nityt daraus werden," Eglantine holte tief Athem. Sie haben Recht, daß Sie erleich tert ausathmcn! Ich weiß jetzt, daß ich Ihnen 'ncn Scin vom Herze nehme, begreise jaganzwohl, wiepein lich es Ihnen gewesen wäre, Ihrer alte Freundin, die Sie so lauge nicht verstehen wollte, einen Nascttstaber zu geben. Gottlob, diese Wolke ist also vorübergegangen! Sie können nun auch wieder zu uns 'riibertoniaien, ohne eine Begegnung mit dem Junge fürchte zu müssen. Morgen stich kehrt er nach Brcslau zurück." Eglantine fühlte einen Stich durch ihre Brust gehen. Sie wollte nichts fragen, aber da dic Baronin ihrc ganz beiläufige Mitthcilung über Hans da abbrechen und auf ein anderes Thema übergehen z wollen schien, konnte sie doch nicht umhin, etwas eiiizmversen. Der Herr Baron reist ab? Ich dachte doch, sein Urlaub liefe noch län gere Zeit?" .Allerdings. Aber cr hat fich's plötz lich ander überlegt. Er hat heule stich ein Briefchen bekommen : ich sollte den Inhalt nicht kennen lernen, denn er verbarg c mir alobald; ich hab'S aber, als Jan die Post in der Mappe heimbrachte, zufällig vorher gesehen, baS heißt nur so viel wie den Post stempel von BreSla auf der Marke und dic weibliche Handschrift der Adresse, und habe bemerkt, daß e nach Pateliouli oder dergleichen stank bir! Ich hasse die Parfums, das wissen Sie ja, unb konnte dergleichen mein Lebtag nicht ausstehen, nicht erst seit dem etwa, daß ich mir einbilde, alle starken i'crnc! schlügen sich auf mein Podagra " Ja, ja, unterbrach da Eglantine ktw ungeduldig diese ermüdende Abschweifung. .Ein Brief also, sagte Sic, aus Brestau?" Richtig. Und bieie Ding scheint ihn so plötzlich abznrnien. Er wollte lange nicht mit der Farbe heraus, ich hab schon ien ganze Vormittag be merkt, wii er b rau b:ruinbruette. ent vor ein paar Stunden überraschte rr un mit der Mittheili::,,!. d.: er fort müsse.. Die Broni s.mztc schwer betl All, Sorten Whiökies, Brandies, Weine usw, in, retail und whole sal ' tti H WQLTEMADE, 12(i südl. 10. Strasze. F. Lange & Co (gritz Lange und Peter Pommerj 11!) südl. Str. Lineoln Wein- und Bicr Wirtbsch-.ft. Tick Lro vorzügliche! Bir immer irisch m Zats. Gute Wkiak und Li aueure; seine tZigzrie !. mir. ,?tvcr wa reden wir weiter dar über? Ihnen wird c genüge, die er frenliche Thalsache ztt erfahre, daß Hau geht; wa ich für betrübende Muthmaßungen an dicsc jähe Et schlug knüpfe, da kann Sie natürlich nicht interessire. Also nicht mehr divvn ! Apropos, ist das widerspen stige Pferd, der Fuchs, den Sie da unten im Stalle haben, jetzt wirklich zur Raison gebracht worden?" Ich weiß es nicht. Sie irren aber, Frau Baronin, wenn Sie glauben, ich interessire mich so wenig für die Dinge, dic Ihnen nahe gehen. E würde mir sehr leid thun, wenn Ihnen Ihr Herr Sohn Kummer bereiten sollte." Sie gutes Herzchen ! Na ja, daß ich' Ihnen gestehe: ich fürchte, der Jnnge ist im Begriff, einen dummen Streich zu machen. Den hindern zu wollen, da wäre vergeblich; er ist inajoreiin und hat in gewissen Sachen einen eisernen Schädel, dc hat cr nebenbei gesagt von mir. Nn sehe Sie doch, was kömite ich Ihn, wenn der Unglücksmensch ans dic Idee käme, sich zum Beispiel in ci verrücktes Liebesverhältuiß z stürze? Er Ware ja nicht der Erste, der i der Berzweif litiig sei LebeiiSgliick mit Füße ,,e treten hat, " I der Verzweiflung? Was' '"i Tic da?' stammelte Eglantine erblei chend und wollte sich erheben. Wie löulie Sie da so ruhig zusehe? Sic müsse dazwischen treten Sie müssen ach Gott! Sie besitzen doch sonst so viel Energie, und bedenken Sic : wenn es sich um das Lebensglück Ihre ein zigen Sohne handelt " Sie tonnte nicht weiter. Einc Silbc noch, und sie Hütte da Schluchze her vorbrechen lasse müssen, da sie in ihrer Brust aufquellen fühlte. Sie wandte sich ab, um ihre Thrä ncn z verbergen. AI sich die Baronin aber nicht rührte, da mußte sie sich nach einer Weile doch wieder nach ihr umsehen, Und da sah sie die gute Alte mit einem Gesichte, da ganz i Heiterkeit getaucht war, r.oth und glänzend wie ei BorsdorserApsel. Verrath !" schrie Eglantine, nnüber legt genug auf, al sie nun mit einem Male begriff, wie gründlich ihr uner fahrenes Herz da aus den Leim gegan gen war. Jetzt erhob sich auch die Baronin mit einer Behendigkeit, alö ob sie nie etwas von Gicht gewußt hätte. Verrath, sagen Sie? Wer übt Verrath oder wer hat sich verrathen? Vielleicht Du, mein allerliebstes Zuckerplätzchen? Komm, laß Dich küssen. Tu gott begnadete Unschuld! Nein, nein, jetzt entkommst Du mir nicht mehr! bleibst da, und ich lass' Dich nicht eher, bis Du mir Dein wuderlic!,es Herz völlig ausgeschüttet hast, dieses tomische Ding, das erst in eine plumpe Falle stolpern mußte, bis kö sich selbst ver stehen lernte," Lasse Sie mich, o bitte, lassen Sie lich!" rief Eglantine flehend, rig sich loö, auf den Divan zurückfallend, und streckte die zitternden Hände ab wehrend vor. Die Baronin überlegte nur eineSe künde, dann humpelte jie, so rasch es gehen wollte, zur Thür und schrie auö Leibeskräfte hinaus: Haus, Hans! So komm doch!" Heiliger Gott!" stöhnte Eglanline. Er ist hier?" Ja freilich, mein Schäfchen. Und er soll sich sei Glück nur selber holen; ich tudß nicht, wie ich dazu käme, es ihm noch zuzutragen.' Eglantine saß geisterbleich da, zu nächst leine Laute fähig. Vielleicht glaubte sie gar nicht, daß e wirklich so kommen könnte, wie c doch kommen mußte. Sie hörte dic rasch nahenden Männerfchritte auf dem Korrioor, jetzt schon im Vorzimmer, und rührte sich nicht. Aber da Herz stand ihr still. Han trat ein, ernst und gemessen. Er konnte Eglantine nicht gleich be merken, das schwache Kerzenlicht be leuchtete ja da Zimmer schlecht gennz. Da Fräniein ist nicht hier, Mama?' fragte cr zerstreut. Und ich dachte doch, D riefst mich, um mich Wissen zu lasse, daß sie sich von ihrer Unpäßlichkeit genügend erholt habe, um meinen Abschiedsbesuch zu empfangen?" Die Mutter hatte ihn ruhig aus rede lasse und, statt ihm jetzt zu ant Worte, wandte sie sich an Eglantine zurück. Ja, er wollte wirklich fort, morgen mit dem Frühesten, der arme Kerl, weil cr ns doch nicht glaube wollte, daß Du ihn liebtest." Eglantine!" schrie Briinow ans und stürzte auf sie zu, Sie halte sich eben erbeben und ent fliehen wollen. Aber die (Glieder ver sagten ibr de Dienst. Sie war nicht einmal im Stande, ihm ihre Hände zu entziehen, die er erbaicht heute lutd jetzt mit stürmischen Küsse bedeckte. (ouiij'3:iB folgt.)