in musikalisches Genie. Humoreske von (' u g t u Wellenberg, Der Rcntier CchueeberAcr ist ein aroker Musilenlbustast. Ob er sich in einem Bilse'onzcrte befindet oder den Tönen eines verstimmten Leierkastens lauscht, gilt ihm eins, sobald er nur Musik bort, ist er befriedigt und über, selig. Zu seinem größten Leidwesen ist es ihm in seiner Jugend nicht vergönnt gewesen, sich der edlen Frau Musika zu widmen; denn sein Vater, ein biederer (erbermei er. hatte ihm be, der er ten schüchternen Andeutung derartig seinen üppigen Haarwuchs getuyiel, ou er es Donna, nie wieder darauf anzuspielen. Wenn er jetzt daran denkt, entringt sich ein mclimütkiaer Seiltet semer Brust, de,i seiner Meinung nach hat der alte Gabermeister einen ungeheuren Frevel verübt! er hat ein grches Talent der Welt vorenthalte Späterhin, als er die Gerberei feines Vaters übernommen und geheirathet hatte, machte er den Versuch, das da maliae Modeinstrument, die Guitarre, zu erlernen; aber auch jetzt stellten sich ihm unüberwindliche Hindernisse in den Weg. Denn seine Frau erklärte ihn. nach zwei Tagen ,n einer Rede, die ge nau eine Stunde und achtundfünfzig Minuten dauerte, daß sie. salls dieses entsetzliche Wimmern nicht aufhörte, sich sofort von ihm scheiden lassen würde. Widerstrebend mußte er sich fügen und das Wimmerholz wanderte in die Rumpelkammer. Jetzt hatte seine Frau das Zeitliche gesegnet und ihm nur einen einzigen Sohn hinterlasse,, den er wie feinen Augapfel hütet. Seinetwegen zieht er sich sogar bald von allen Geschäften zu rück, um sich der Erziehung des Lieb- linas aan, widmen ju können. Letzterer, der nach dem Willen der Mutter, einer Psarrerstochter, den alttestamentarlyen Namen Hiob" erhalten hat, ist ein dicker, phlegmatischer Junge von elf Jahren. Verstand besitzt er nicht allzu viel, dagegen einen machtigen Appetit, wodurch ersterer Mangel ja einiger maßen ausgeglichen wird. Und trotzdem bleibt sein Vater dabei, daß in dem dicken Jungen ein großes Talent verborgen sei. Aber lassen wir ihn das lieber selbst erzählen, und zwar genau so, wie er es jedem Unglück lichen mittheilt, dessen er habhaft wer den kann. Ja. mein Lieber," beginnt er stets, das ist eine wunderliche Geschichte. Sitze also nach deni Essen ganz still in meinem Zimmer, lese eigentlich nicht, sondern dusele so und denke an nichts, da höre ich im Nebenzimmer fo'n Ge quietsche, so'n Summen. Stehe also auf, schleiche aus den Zehen zur Thür, und was sehe ich, mein Lieber? Sitzt mein Hiöbchen mitten im Zimmer, hat meine alte Guitarre auf den Knien lie gen und kratzt mit beiden Händen ener gisch darauf herum ! Das Genie bricht sich instinktmitßig Bahn ! Habe Thrä neu geweint, faje ich Ihnen, Freuden thränen !" Wehe dem Aermsten aber, der es wagen sollte, hiernach nicht vollständig von dem großartigen Talente Hiöbchens überzeugt zu sein ! Dann braust Schnee' berget aus. Sooo? Sie zweifeln an dem Talente meines Sohnes, mein Lieber? Natürlich, wenn Jemand gar kein Ver ständniß für Musik besitzt, dann " Hier bricht der in seinein Stolze ge kränkte Vater ab, wirst dem Unglück- lichen Zweifler e,nen verächtlichen Blick zu und laßt ibn gänzlich iiledergeichniet tert stehen. Acht Tage nach dieser wichtigen Ent deckung wird Hiöiichen in ein Musikin stitut gegeben, um sich zum Violinvir tuosen auszubilden. Für die Nachbar fchast beginnen jetzt Tage der größten Trübsal. Hiöbchen übt! Am ersten Tage große Erstaunen, am zweiten Entsetzen, am drillen Revolution. Die Hausbewoher schicken eine Deputation an Schneeberger ab mit der dringenden Bitte, dieses' fürchterliche Gequietsche doch baldigst zu beenden. Hiöbchen quietscht nrter, täglich acht Stunden, und Schneeberger sitzt dabei und sieht selig lächelnd zu. Die Hausbewohner beschweren sich beim Wirth. Als Alle einstimmig erklären, auszuziehen, kiin digt er He in Schneeberger die Woh nung. Dieser nimmt das sehr gleich giltig auf und zieht aus., Hiöbchen quietscht weiter. Der neue Hausmirth will sich das auch nicht gefallen lassen und kündigt. Schneeberger lacht er ächtlich und führt fortan ein Leben jwi fchen Ein und Ausziehen. So vergeht ein Jahr. Hiöbchen hat bereits sür ein kleines Vermögen Darm satten verbraucht, aber leider sehr wenig Fortschritte in seinem Studium ge macht, weil es ihm nämlich absolut an Gehör gebricht. Er selbst hat die ganze Geschichte auch bereits gründlich satt und wird vom Vater nur dadurch zum Ueden bewogen, daß Letzterer ih nach vollendetem Studium die schönsten Leckerbissen verspricht, worauf Hiöbchen weiter quietscht. AIs der dicke Junge nach unbeschreiblichen Mühen endlich im Stande ist, das Lied Freut euch des Lebens" einigermaßen geläufig zu spielen, giebt Schneeberger in der Freude sein Herzens ein splendides Diner, wobei Hiöbchen sein Bravour stück spielen muß. Wer beschreibt aber das Entsetzen be braven Rentiers, alt ach Beendigung dn Pie ih ein jun gn Mann anscheinend ganz rm besangen fragt, was denn das für ein Stück ge- wesen wäre, ob der Naturwalzer oder ein Trauermarsch ; er hckbe es nicht so recht unterscheiden können. Einige Monate später veranstaltet das Musikinstitut, in welchem sich Hiöb chen zum künftigen Pagauini ausbil dete, eine öffentliche Prüfung. Schnee berger befindet sich schon acht Tage vor her in größter Aufregung. Er schläft nicht, ißt nicht und trinkt nicht. Er träumt nur noch von den Erfolgen seines Sohnes. Er sieht sich im Geiste bereits auf dem Podium stehen und mit gerührter Stimme im Namen Hiöbchens beim Publikum für den ungeheuren Applaus sich bedanken. Endlich ist der wichtige Tag da. Vor der Hansthür bleibt Schneeberger plötz lich stehen und schlägt sich vor die Stirn. Er hat etwas vergessen: Hiöbchen hat keine Lackstiefeln an! Entsetzlich! Nach Schneeberger's Meinung muß jeder Künstler Lackstiefeln tragen; schnell also in den Schuhladen dort gegenüber! Hiöbchen ist die Sache egal. Statt der Stiefel hätte er lieber etwas Eßba reS. Aber er muß sich fügen. Der Schuhmacher sucht und kehrt den ganzen Laden um. Lackstiefel sind in Hülle und Fälle da, aber Hiöbchens Nummer fehlt. Schneeberger schwitzt. In zehn Minu ten soll das Eonzert seinen Anfang neh- men. Endlich hält der Schuhmacher ein paar Stiefel empor. Schneeberger ata- tnet auf. Die Stiefel kommen ihm zwar etwas klein vor. Der Schuhmacher streute große, Mengen Talkum in das Stieselpaar, dann muß Hiöbchen noch- mals den Versuch machen, hinein zu ge, langen. Er zieht aus Leibeskräften, Schneeberger zieht, der Schuhmacher zieht. Ein Ruck, dann noch einer, und der zukünftige Virtuose hat Lackstie- sei an. Jetzt macht er einen Gehversuch und verzieht dabei das Geficht, als ob er auf spitzen Nadeln ginge. Schneeberger er- greift seinen Sohn am Arm und zieht ihn in rasender Eile ,n das Institut. Das Eonzert hat bereits begonnen, Man weist die Beiden in ein Neben- zimmer, worin die anderen angebenden Birtuosen unter Herzklopfen und Zähne, klappern des Augenblicks harren, wo sie av. die Reihe kommen und vom Direktor in den Saal berufen werden. Schnee, berger nimmt Platz. Den armen Juw gen drücken die Stiefel fürchterlich, Vielleicht könnte man sich derselben ent ledigen, wenn auch nur für einen Augmblick. Ehe er an die Reihe kommt, hat er ja beide Marterfutterale schon längst wieder an. So, auch das ist gethan. Damit aber Niemand seinen schuhelosen Zustand bemerke, stellte er schlauerweise den Violinkasten auf seine ?vuße und stimmt nun anscheinend un befangen sein Instrument. Da önnet sich die Thür zum Saal. Das hagere Gesicht des Direktors erscheint für einen Moment. Herr Schneeberger, schnell, wenn ich bitten darf, Ihr Solo ist dran!" ruft er und verschwindet wieder. Hiöbchen stößt den Violinkaften zur Seite und versucht schleunigst in seine Marterfutterale zu fahren. Schneeberger blickt entsetzt auf das Gebahren seines Sohnes. Er begreift, daß Vorwürfe nur dazu angethan sind, die Situation zu verschlimmern, und beeilt sich daher, seinen Sohn zu unter stützen. Vergeblich! Die Eleven es sind deren sieben wollen sich nützlich machen und eilen den Beiden zu Hülse. Da sie nicht Alle an dem einen Stiefel anfassen können, ziehen sie an Hiöbchens Rock und Hosen, um ihren guten Willen zu beweisen. Vergeblich! Die Thür öffnet sich abermals. Herr Schneeberger!" ruft der Direk tor und staunt die merkwürdige Gruppe an. Dann springt auch er hilfreich hinzu. Jetzt ziehen sie Alle: Hiöbchen, Schneeberger, der Direktor und sieben Eleven. Aber wenn so ein Stiefel eigensinnig ist. dann hilft Alles nichts. Plötzlich hört man etwas reißen und bald darauf einen lauten Knall. Hiöbchen, Schnee berger, der Direktor und die sieben Ele ven sitzen mit verblüfften Mienen am Boden. Ein Lackftiefel läßt sich eben so Manches gefallen, aber schließlich reißt ihm doch die Geduld. Der Direktor rafft sich zuerst auf. Herr Pesecke," wendet er sich an ei nen der Eleven, bitte, kommen Sie schnell! Sie übernehmen das Solo Schneedergers!" Dann entfernt er sich, ohne da? arme Hiöbchen auch nur eines Blickes zu wür digen. Herr Schneeberger senior sitzt am Bo den wie eine geknickte Lilie. Seine j schönen Hoffnungen sind dahin. Wenn eine Birtuoleniautbayn schon mit so bösen Anzeichen beginnt, was soll da erst später werden! Hiöbchen faßt die Sache bedeutend weniger tragisch auf. Ehrgeiz ist ihm gänzlich fremd. Er weiß eigentlich nicht Ein Jahr später. Begeben wir uns nach der Wohnung des Herrn Schnee berger! Seltsame Töne dringen daraus her vor, Hiöbchen übt: aber diesmal nicht aus der Violine, sondern aus einer Kla rinelte. Und Schneeberger sitzt dabei und sieht selig lächelnd zu. Seit jenem Unglückstage ist der Rentier auf einmal zu der Ansicht gelangt, daß sein Sohn mehr Talent sür Blasinftrumente be sitze. Deshalb muß Hiöbchen jetzt die Klarinette malträtiren. Schneeberger hat, nachdem sein erster Zorn verraucht war, bald eingesehen, daß er selbst an dem Fiasko die größte Schuld trug. Hätte er nicht so hartnäckig auf den Lackstiefeln bestanden, dann wäre viel leicht Alles gut geworden. Er sucht des halb sein Unrecht an Hiöbchen wieder gut' zu machen, indem er ihn fast zu Tode füttert. Eines Tages kommt Letzterer etwas niedergeschlagen nach Hanfe. Auf sein ängstliches Befragen erfährt Schnecber ger, daß in vierzehn Tagen wiederum eine öffentliche Prüfung stattfinde. Hiöbchen soll eine Piece auf der Klari nette spielen, und de: Direktor selbst will dazu die Klavierbegleitung übernehmen. Schneeberger bekommt bei dieser Nach richt heftiges Herzklopfen. Wenn nur diesmal Alles ant Klausen mnAt! Hiöbchen verspricht ihm das seiet lichst. Dann schenkt der Rentier ihm einen Thaler, stellt ihm noch einen zweiten in Aussicht, wenn er sich brav verhalte, und zieht sich dann endlich etwas beruhigter, an. Um zwülf Uhr soll die Prüfung statt sinken. Eine halbe Stunde vorher tre- ten Schneeberger Vater und Sohn aus ihrer Behausung. Beide haben sich natürlich wieder in Gala geworfen, und der Rentier blickt mit Befriedigung auf die neuen Lackstiefel seines Sohnes, oie diesem für den heutigen Tag ertra an gefertigt sind und vortrefflich passen. Boch trotzdem will eine gewisse Beklem, mung nicht von ihm weichen. Er hat so eine eigenthümliche Ahnung, als ob ihm wieder etwas schief gehen werde. Aeh !" macht er deshalb seufzend, Aeh!" macht Hiöbchen unmittelbar daraus ebenso. Schneeberger sieht seinen Sohn ver- wundert an. Bist Du auch ängstlich. Hiöbchen?" fragt er theilnehmend. Nein, Vater." Du hast doch ober geseufzt?" Ja. Vater." Warum hast Du denn nun geseufzt. wenn Du nicht ängstlich bist?" forscht Schneeberger weiter. Mir ist o schlecht!" stöhnt Hiöbchen weinerlich hervor. Schlecht? Wovon?" fragt der Ren- tier dringender. Von den Bonbons!" stößt Hiöbchen weinerlich yervor. ,Bon welchen Bonbons?" Na, von den Bonbons, die ich mir sur ven Thaler gelauft habe, welchen Du mir heute Morgen geschenkt haft," jammert der dicke Junge. Schneeberger prallt ein paar Schritte zurua. Du hast für einen ganzen Thaler Bonbons aufgegessen!" fragt er er schrocken. Hiöbchen nickt. Schneeberger schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Junge," schreit er verzweifelt, wenn Du mich heute wieder blamirft, dann sollst Du einmal etwas erleben!" Hiöbchen winkt ihm beruhigend mit der Hand. Blasen werde ich schon," sagt er mürrisch, deswegen brauchst Du' keine Angst zu haben." Na gut," versetzt der Rentier ruhi ger, ich verlasse mich darauf, daß Tu mir heute Ehre machen wirst. Sei ein Mann und nimm Dich zusammen! Das bischen Uebelkeit wird bald der gehen." Eine Viertelstunde später sehen wir Schneeberger im Eonzertsaal sitzen. Er hat feinen Sohn in das bekannte Zim mer zu den übrigen Eleven geschickt und ihn anempfohlen, eine Flasche Soda zu trinken. Nach einer halben Stunde öffnet sich die Thür und der Direktor erscheint; ihm folgt, etwas bleich, Hiöbchen mit seiner Klarinette. Schneeberger versagt ver lyem. ter demcrtt. daß sein Sohn sehr niedergeschlagen aussieht, und um idm Muth zu machen, beginnt er un, willkürlich zu applaudiren. St !" macht das Publikum ürgev lich. Schneeberger führt erschrocken zusam, men. Er siebt ein. daß er eine aroße ummyeil ceganqen hat. Hiodchen wird immer blasser. Der Direktor läßt nun am lavier das Borfpiel ertönen und Hiöbchen. jetzt kreidebleich gewor den, steckt den Schnabel der Klarinette in den Mund. Es scheint ibm sedr sträubt sich, und aus feinem Jnstru mente erklingen jetzt Töne, so ängstlich, so gequetscht, daß das Publikum schau dernd zusammenführt. Jetzt vernimmt man einen überlauten Ton, der wie das Aufschreien einer geängstigten Seele klingt, dann folgt noch einer der einem ersterbenden Seufzer gleicht, und nun fliegt die Klarinette zur Erde, und Hiöbchen stürzt, beide Hände vor den Wagen gepreßt, wie von Furien gepackt, aus dem Saale. Der Direktor sieht erst erstaunt auf seinen Zögling, dann stürzt er wüthend hinterdrein. Schneeberger toeiß nicht, wie ihm ge schieht. Er glaubt Anfangs, er träumte; dann umfängt ihn eine wohl thätige Ohnmacht. Am anderen Tage steht eine Droschke vor Schneedergers Wohnung, auf welche zwei große Koffer aufgeladen werden. Etwas später treten Schneeberger senior und junior, beide sehr vergnügt aus sehend, aus dem Hause und setzen sich in eine Droschke. Da tritt ein Bekannter zu ihnen. Nun, Herr Schneeberger," meinte er pfifstg lächelnd, Sie wollen wohl eine kleine Erholungsreise antretend Na, die ist Ihnen auch zu gönnen nach der gestrigen Affäre. Ja, mit Gewalt läßt sich so etwas nicht erzwingen. Ein musikalisches Genie ist eben nicht Jeder mann!" Schneeberger sieht den Sprecher halb höhnisch, halb mitleidig an. Hm," sagt er dann, da haben Sie Recht, mein Lieber, ein musikalisches Genie ist nicht Jedermann, aber mein Sohn ist eins! Jetzt weiß ich nämlich erst, woran ich mit ihm bin. Als ich ihn nach der gestrigen Affüre tüchtig durchprügelte, und er so laut und mächtig schrie, da wurde mir plöd lich sein eigentlicher Beruf klar: mein Sohn wird Sänger! Wir reisen jetzt zu seiner Ausbildung nach Italien! Adieu, mein Lieber! Kutscher, fahr zu!" Der Bohnensack. Eine Episode aus dem kubanischen jinege. Von Ralph (raljani !obcr. einmal, was das ist. Ja, wenn es , schlecht zu Muthe zu sein, etwasEßbareS gewesen wäre, hätte es ihn Schneeberger bemerkt das Alles mit vielleicht mehr intereisirt. Ihn durch i wachsender Unruhe und erhebt sich vor zuckt nur die freudige Ahnung, daß er Aufregung, um seinen Sohn besser sich jetzt nicht mebr mit den Stiefeln ad j beobachten zu können, zuquälen brauche. Er lächelt deshalb! Setzen!" tont eine Stimme hinter vergnügt. Schneeberger bemerkt das , ihm. unglücklicherweise. Seme Verzweiflung Der Rentier achtet nicht darauf. Da verwandelt sich in Wuth. Er möchte weinen, und sem Sohn lacht! Was dann geschieht, will ich diskret übergehen. Ich kann nur verrathe, daß man aus dem Zimmer ein fürchter licdes Jammergeheul vernimmt und verspürt er plötzlich ein starken Ruck und fühlt sich mit Vehemenz auf feinen Stuhl herabgezoger:. Seine Nachbarin hat ibm dieken Liebesdienst geleistet. Jetzt blickt der Direktor Hi.'dchen mahnend an. Dieser versteht den Wink bald daraus Hiodchen lehr gelni und! und sängt an zu blakn. Ein paar mit sehr rothen Wangen, die Reste sei Takte geht es. Au einmal wird dn ner Violine unter dem Anne, nach Hauke , dicke I unge unruhig. Er wird abroech- schleicht. I'e'.r. rotb und Maß. Sein Haar, schwarz, das ist der Tod Es war Sonnenaufqangszeit, Die gelbe Ebene dehnte sich gleich einer goldigen See von den weißen Lehmwän, den der Hacienda bis bin zu dem äußer, sten Rande des Horizontes, an welchem die ersten gluthrothen Strahlen der Sonne aufstiegen. Die schwere Thür des Hauses kreischte, als sie sich langsam in ihren Angeln be wegte, und eine Anzahl wettergebräun ter Männer trat aus ihr heraus. Sie stellten sich rechts und links vom Ein- gang aus. Jeder dieser Männer war schwer be waffnet. Im Gürtel steckten breitklin gige Dolche, schwere doppelläufige Pisto len, und Jeder trua überdies noch einen Karabiner. Jetzt trat noch eine Gestalt hinzu. Offenbar einAnführer der Truppe, denn sein weiter Sombrero trug eine dreifache silberne Schnur und sein Rock an den Aermeln breite, verschnörkelte silberne Litze. Antonio !" sagte er. Kapitän !" war die Antwort. Es ist ein herrlicher Sonntag," sagte der Kapitän. Ein Tag, wie geschas fen, um glücklich zu sterben. Geh', Antonio, bringe mir die Spanier her. Wieder salutirte Antonio, die Hand am Sombrero, dann drehte er sich auf seinen Hacken um und verschwand in dem Hause. Einige Augenblicke vergin gen und der Kapitän drehte sich eine neue Zigarrette. Dann plötzlich wurde es im Hause laut; Schritte wie von einem Truv Menschen wurden gehört; und eine Schaar von mit Blut bewridten und zum Theil auch vermummter Männer mit auf dem Rücken gefesselten Händen trat heraus. Bumas dias. Senores". bearükte die Kapitän die Gefangenen. Heute ist sonnlag und die Rationen klein. Zu klein, um unter so viel Leute der theilt zu werden. Wir sind unserer zu viele. Darum hab' ich Euch eine Ueber raschung zugedacht." Die Gefangenen sahen einander an. Eine fluchtige Hoffnung war in ihnen erwacoi.. War e? denn möglich? ließ man sie frei? Bindet den Gefangenen die Hände los", befahl der Kapitän. Also doch! doch! Gab man ihnen wirklich die Freiheit. Aber nein. Ein seltsames Lächeln umschwebt die Lippen des Kapitäns. Da. dieses Söckchen habe ich Euch zum- Geschenk gebracht", sagt er und hebt ein leinenes Säckchen hoch. Also doch!" flüstert ein alter Ge fangener einem jungen Manne zu, der fragenden Blickes neben ihm steht. Das Bohnensäckchen siehst Tu? das Säckchen !" O Gott", stöhnt der Andere, ist es denn möglich? Ist's möglich?!" j Da", sagt der Kapitän. Weiße Bobnen und schwarze. Kommt her und zieht.' .Um Gotteswillen." flüsterte Pablo zum Alten, wenn ich eine schwarze ziehe, schwört mir, daß Ihr für mein Weib, für mein Kind sorgen wollt." Ich schwör' es." Und der Erste tritt zu b;m Kapitän hin und zieht. Die Bohne ,ft weiß Ja. er weiß es. Und mit einem heise ren Schrei stürzt er mit einem Sprung sich aus einen der bewaffneten Männer, im selben Augenblick aber fällt er, von einem Kolbenschlage getroffen, zu Boden. Der Kapitän lacht, dann giebt er Antonio einen Wink und er tritt hin und zerschmettert dem Liegenden mit einem Schusse den Schädel. Das wirkt. Keiner wird mehr das Unsinnige wagen. Und der eine zieht weiß, und zwei oder drei oder vier ziehen schwarz. Nun tritt auch Pablo hinan. Tod tenbleich ist er, aschfarben, wie er zieht. Langsam senkt er die Hand in den Sack, langsam zieht er sie wieder heraus und langsam öffnet er sie. Dann lacht er schrill auf; er hat eine schwarze Bohne gezogen. Nun ist die Reihe am Alten. Darf ich, wenn's weiß ist, mit Jemandem tauschen?" Wie Du willst." Und der Alte wühlt lange und be dächtig. Dann zieht er die Hand aus dem Sacke. Da", sagt er und tritt auf Pablo zu, geh' da hinüber und lasse mich hier," und er läßt eine weiße Bohne aus der Hand gleiten. Nein, nein !" ruft Pablo da. Ter And:re aber schiebt ihn saust zu den Anderen hinüber, zu Denen, die nicht dem Tode verfallen. Ich habe kein Weib und kein Kind, so wie Du. Ich habe die heilige Jung frau gebeten, mir für Dich die weiße Bohne zu schenken, und dann ich habe ja auch genug schon gelebt." Peblo drückt dem Alte die Hand dann taumelt er wie ein Trunkener zu den Anderen hinüber. Dort steht er und schlägt die Hände vor das Gesicht in Verzweiflung. Und er sieht nicht, was um ihn ge schicht, er hört nur plötzlich das Krachen von Schüssen. Nicht! nicht!" schreit er ans und stürzt sich nach vorne. Der Kapitän aber dreht sich lachend die Zigarrette. Dummkopf", sag' er, sei froh, daß Du lebst." Aus einer Se,nei!rr,tl,ssitzng in (Sniiijc füre. Bäuerin: Wo willst d n hin. Gott fried?" Bauer: In de Gemeenderathssitzuiig will'ch," Bäuerin: Sag' 'mal, Gottfried, was macht Ihr denn do?" Bauer: Na, was foll'n m'i'n machen? M'r berothen." Bäuerin: Aber wie fangt'r'n da an?" Bauer: Wie m'r das anfang'n? Da schau! Der Vorstand trägt uns de Sach' vor, und mir sagen Ja" oder Nee". Sag'n m'r Ja", so is de Sitzung aus und m'r gehen in de Schänk'. Sag'n m'r aber Nee", so setzt'S uns d'r Vorstand so lange ausänander, bis m'rsch Alle erstehen und dann sag' m'r z'rletzt ooch Ja" und geh'n norr & bissel später in de Schänk'." Zm Zweifel. Wie siiid Sie denn mit Ihrer neuen Küchin zusrieden?" Welche meinen Sie; die neue, die ganz neue, oder die, welche diesen Mor gen eingetreten ist?" Vergängliche Schmucksachen. Unter allen Schmuckgegenständen, de nen wir einen hohen Werth beilegen, sindet sich nur einer aus relativ sehr vergänglichem Stoffe: die echte Perle. Rein auflösen, wie es von Kleopatra geschehen sein soll, läßt sich die Perle freilich nicht; wirft man sie in Essig, so entsteht nach 24 Stunden eine breiige Masse, und wenn es auch leicht denkbar ist, daß Aegyptens schöne Königin diese Masse verschluckt habe, so Hütte doch Antonius auf alle Fälle das interessante Schauspiel nicht genießen können. Aber die Perlen sind ziemlich weich, und schon durch die gegenseitige Reibung an einer Schnur werden sie mehr und mehr ver letzt. Sie bestehen aus gleicher Schicht wie die Muschelschale, nur mit dem Un- terschiede, daß bei ihnen die Perl mutterschicht außen und die Eonchiolin- schicht innen liegt, während die Faser, schicht wie bei der Schale in der Mitte ruht. Die 53 großen Perlen, die man bei den Ausschachtungen des Bodens für die jetzige Peterskirche in Rom in der bei diesem Anlaß freigelegten Grab stiitte der Tochter Stilichos fand, zer fielen be! der ersten Berührung in Staub, loährend die gleichzeitig gefun denen Edelsteine sich natürlich unver ändert erhalten hatten. Wenn so man, cher Perlenschmuck, dessen Werth auf ein schönes Vermögen geschätzt wird. auch ein ehrwürdiges Alter besitzt, so dankt er dieses nur dem seltenen Ge brauch und der vorsichtigen Aufdewah- rung. Äemicdlich, Ein Sachse hielt durch fortgesetztes Winken mit dem Schirme einen Sekun därbahnzug auf. Ach, mei' Gude sder," meint der Sachse zum Zugführer, der in der Meinung, daß etwas passirt sei, den Zug halten ließ, endschuldi gen Se nur, ich wollde Se blos wissen, wie späde es is, mir is Sie nämlich meine Uhr schdeh'n geblieben." Besserung. Trinkt Ihr Zimmerherr, der Stu diosus, noch immer so fürchterlich?" Der hat sich bedeutend gebessert. Jetzt macht er zuiveilen schon Versuche, allein das Schlüsselloch zu finden." Pech. Studiosus A.: Süffel, Du sitzt ja da, als hättest Du Spinnen gegessen!" Studiosus B.: Ist auch nicht an ders möglich! Denk' Dir nur! Schreib' ich meinem Alten heim, er solle mir siebzig Mark zur Bezahlung meines Schneiders schicken, und was kommt: Die quittirte Schneiderrech nung! So 'n Pech!" prompter Bescheid. Reicher Mann: Weshalb betteln Sie denn?" Bettler: Sie brauchen mir ja nur Ihre Tochter zur Frau zu geben, dann kann ich das Geschäft aufgeben." Der Schmeichler. Straßenräuber (nachdem er eine Dame gänzlich ausgeraubt hat, ihr noch die Brillantnadcl aus dem Haar ziehend, so daß dieses auf die Schulter herab fällt): Sehen Sie, so kleidet Sie das Haar auch bedeutend bester!" Tropische Klimate. Um den Europäern tropische Klimate erträglich zu machen, empfiehlt T. E. Paterson die Einimpfung des Blutes gesunder Eingeborener in den Körper des weißen Mannes, welches ihn dann den mörderischen tropischen Fiebern besser widerstehen läßt. Eine derartige Blulüdersührung aus einem in den anderen Körper, wie sie in Zentral Afrika sehr gebräuchlich ist, besteht darin, daß ein Heiner Schnitt in das rechte Handgelenk jedes der beiden Theilnehmer gemacht und dann das Blut deS einen in den Körper des an deren und umgekehrt durch Einsaugen übertragen wird. Europäer sind dieser Art Blutsbrüderschast" gewöhnlich aus dem Wege gegangen, so daß über deren physiologische Wirkung keine Erfahrun gen vorliegen: nur Stanle soll die Operation circa fünfmal durchgemacht haben, was Trumbull zu der Erklärung veranlaßt hat, daß das Blut erster Fa milien von Aeauatorial Afrika in Stanlev's Adern rollt, wobei er glaubt. daß dieser Blutaustausch nicht wenig zu dessen Ausdauer und Erfolgen im schwarzen Erdtheile beigetragen habe. praktisch. Junge Frau: Sag' mir aber mein Schatz, wo bleibt denn das versprochene Nadelgeld?" Mann: ,,Geh' mir doch weg mit Deinem ewigen Nadelgeld. Weißt Du was, ich kauf' Dir lieber gleich die Nadeln!" Em Alibi !?ackwe,s, Meine Herren, daß der ehemalige Soldat Schulz nicht auf dem Wege zu feiner Braut, sondern sich anderswo be' funden haben solle, erscheint ganz aus geschlossen, denn wie die Zeugin, die Braut, selbst beschwört, kochte sie an dem betreffenden Abend für ihre Herrschaft Erbsen, Sauerkohl und Pökelfleisch, das Leibgericht des Angeklagten." Zclbsterkcnnrnig. Erster Gast: Ich glaube wirklich, daß es viele Hunde giebt, die mehr Per stand haben, als ihre Herren!" Zweiter Gast: Ja, darin haben Sie freilich Recht! So ein Hund ist eben mein Hektar!" Begriffsrüyig, Geschäftsreisender (der hinausqewor fen wird): Aber erlauben Sie was wollen Sie damit sagen?" In der Oerlegenbeit, Gensdarm (zum fechtenden Hand- Werksburschen): WaS haben Sie hier auf dem Bureau der Gasanstalt ge macht?" Handwerksduriche (keck): Um Arbeit angefragt!' Gensdarm: So: was sind Sie denn von Beruf ." Handwerksbursche: Ich ich. .. Gasometer!" Unter Studenten. Erster Student : Tonnerwetter, meine Uhr ist ja schon elf. was ist denn Deine Uhr?" Zweiter Student: Versetzt." Zwei Biedermann. Michel (nach heftigem Streite): Dir zünd ich noch das Haus über m Kops i Damen ihr Alter verleugnen verunglück! Kompliment. AeltereS Fräulein (zu einem Herrn): Ich kann nicht begreifen, wie manche Ich zum an! Hans: Und wenn'S bei Dir einmal brennt, lösch ich!" iBei einem Gemitter.) Peperl. was machst Tu denn da droben auf dem Baum?" Der Vater bat a'saat. daß man sich Und der Zweite der Zweite zieht , während eines Gewitters nicht unter einen Baum pellen oav,r Beispiel würde jederzeit mein richtiges Alter angeben." Herr: Aber bitte, graulein man würde es Ihnen nie glauben!" TPzi Seltenes. Fräulein: Herr Doktor, ich habe gestern Bier getrunken und habe fmch terlich Kopsweh!" Doktor: Des ist freilich etwas Un j gewöhnliches ein weiblicher Kater!"