Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 20, 1896, Image 12

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    Zakob".
Von Willy iiein.
Der Buchhalter Reiche! war nicht nur
ein trockener Zahlenmensch, sondern auch
in eifriger Naturfreund. Als solcher
streifte er oft in der Umgebung der
Stadt umher, wo er jeden Steg und
Weg kannte. Daß ihm da hin und
wieder Abenteuer zustießen, war nicht
eben verwunderlich, und Herr Reiche!
konnte hiervon was erzählen", obgleich
er noch keine große Reise gemacht hatte.
Einer der schändlichsten Streiche aber,
der ihm je gespielt worden war, warder
folgende:
Reiche! kehrte bei einbrechender Däm
merung von einem seiner Spaziergänge
durch den Stadtpark nach Hause zurück.
Er schritt gemächlich die Pappelallee
entlang, als aus einem der Bäume ein
vogelartiges Geschöpf heruntergeflattert
kam und gerade vor den Füßen des
Spaziergängers zappelnd liegen blieb.
In einem Anfalle von Biitleid hob Rei
chel das Thier auf: es war ein junger
Rabe, der aus dem Neste gefallen war
und sich beim Sturze den Flügel der
renkt hatte. Das Thierchen konnte iviilj
rend der Nacht nicht hilflos am Wege
liegen bleiben, es wäre sicher eine Beute
der Katzen geworden. Reiche! faltete
sein Taschentuch auseinander und wickelte
die Carricatur von einem Vogel sorg
fältig hinein. Dann trottete er weiter
und überlegte die Situation.
Er war jetzt Besitzer eines jungen
Raben, das war klar; also so eine Art
Rabenvater. Da er sich der größten
Unverheirathetheit erfreute, war das ein
ganz stilvoller Anfang. Außerdem hatte
er nur die Auseinandersetzung mit a
ner alten Wirthin zu überstehen, und
das würde er schon fertig kriegen. So
befestigte sich sein Muth mit jedem
Schritt und das behagliche Gefühl über
kam ihn, ein gutes Werk gethan zu
haben.
Nach der Ankunft in seiner Wohnung
ging er zunächst daran, den verletzten
Flügel des Thieres zu curiren. Das
gelang über Erwarten glücklich und
Jakob", so hatte Reichei den Raben
sofort getauft, unternahm die ersten
täppischen Hüpfversuche, die seinen Be
sitzer veranlaßten, sämmtliche freistehende
' Gegenstände in die tiefsten Tiefen der
' Schränke zu versenken. Sonst verlief
Pie Nacht ziemlich ruhig. Allerdings
wurde Reiche! durch ein arges Gestöhn
und Geplätscher bald geweckt und kam
eben noch zeitig genug, um Jakob aus
dem Waschbecken vom Tode des Ertrin
kens zu retten. Das geängstigte Thier
stolperte hierauf in den Eimer und das
Rettungswerk mußte von Neuem begon
nen werden. Endlich fand Jakob in
einer Sophaeke Ruhe, in welcher er sich
aber derart unanständig betrug, daß er
vuf einen alten Schlafrock ausquartiert
werden mußte.
Am nächsten Morgen kam der Kampf
mit ver Winyln, weicye mit dem J&ä--
bigen Beest" der Großmama des Satans
in Geschenk machen wollte. Mit ruhiger
Würde verwies Reiche! der zürnenden
Frau die lästerlichen Reden, während
Jakob auf seinem Schlasrock hockte nd
die Wirthin tückisch anblinzelte. Schließ
lich kam es zu einem Friedensschluß:
Jakob blieb das Hausthür seines Be
schützers und die Wirthin sorgte für an
gemessene Verpflegung.
Nach wenigen Tagen ging mit der
Bogel-Carricatur eine wesentliche Ver
Änderung vor: die Brust wölbte sich, der
unsörmliche Leid trat zurück, die Beine
begannen seft und sicher aufzutreten und
an Stelle der ruppigen Kiele traten
echte und rechte Federchen. Als einige
Wochen in's Land gegangen waren,
war Jakob zu einem Prachtexemplar
seiner Race ausgewachsen. Das Ge
fieder war von glänzender Schwärze, es
knisterte ordentlich, wenn mar darüber
hinftrich. Man hatte ihm die Flügel
etwas gestutzt, aber das hinderte feine
Bewegungsfreiheit durchaus nicht. Mit
seinem Herrn verband ihn eine innige
Freundschaft, auch das Verhältniß zur
Wirthin hatte sich erträglich gestaltet,
obgleich er dieser mit Vorliebe allerhand
Possen spielte. In der Nachbarschaft
kannte man Jakob auch schon und wenn
er auf der FensterbrUstung saß und sich
sonnte, wurde er ohne Unterlaß ge
rufen. Jakob !" tönte es von rechts
und links, von oben und unten. Das
ließ aber Jakob sehr kalt, er rührte sich
nicht von der Stelle und nur wenn ein
sürwitziger Bengel ihm den ginger hin
hielt, theilte er einen kräftigen Sihnabel
hieb aus.
So wuchs Jakob in allen Ehren
heran und zeigte immer bessere Laune.
TaS letztere konnte man von seinein Be
sitzer leider nicht sagen, der schien im
mer grämlicher zu werden. Jeder ab
gerissene Knopf, jeder schlecht geplättete
Kragen gab ihm ?nlaß zu einer langen
Predigt. Reiche! schien nervös werden
,u wollen, denn es ärgerte ihn die Fliege
an der Wand. Als er nun gar eine
Tages über das schauderhafte Wirths
hauSeffen" und das .langweilige Knei
penleben" ju raisonniren begann, wußte
die Wirkhin. was die Glocke geschlagen
hatte. j
Jakob', meinte sie zu dem schwarzen
Gesellen, dein Herr ist krank, er ist
augenscheinlich verliebt und das ist
schlimm". Jakob nickte und ließ ein
zustimmendes GekrSchz ertönen.
Inzwischen hatte Reiche! schwere Sor
gen. SMS Junggesellenleben behagte
ihm wirklich nicht mehr, und als er gar
einen Anfall des ZipperleinS zu über
stehen hatte, galt ihm daS als eine
Warnung, um nicht mehr länger zu
zögern, foudern Ernst mit dem Heira
ten zu machen. Ueber die Personenfrage
istirte bei ihm längst kein Zweifel
niehr: die blonde Grete, deS gegenüber
wohnenden Kaufmanns' Gebhard Töch
terlein, konnte er sich ganz ausschließlich
als seine Hausfrau denken. Leider aber
war der Beiden Bekanntschaft nur eine
sehr oberflächliche. Man grüßte sich
höflich, wobei er ein wenig, sie sehr
roth wurde, wünschte sich guten Tag
und guten Weg damit war'S aber
auch vorbei.
Jakob hatte dies kühle Verhältnis
schon längst mit stillem Verdruss be
merkt. In philosophischer Ruhe saß er
aus seiner Fenfterbrustung und blinkte
hinüber zu Gebhard's. Die blonde
Grethe saß am Fenster und stickte und
der alte Herr ging im Laden ab und
zu, und die Lehrlinge hantirten in
einer finsteren Ladenecke an einem ge,
waltigen Fasse herum. Der eine hatte
eine Lampe in der Hand und der andere
klopfte mit einem Holzhammer einen
Spund in'S Faß. Da schlug es gerade
zwölf ; Grethe stand auf, öffnete das
Fenster und deckte im Nebenzimmer den
Tisch. Es wurde zum Mittagessen auf,
getragen, Papa gerufen, der wieder den
Lehrlingen klingelte. Der eine, that
noch einen kräftigen Schlag, der andere
stellte eilfertig die Lampe auf den Boden
und bald saß Alles beim Essen.
Nach einmal warf Jakob einen schlaf
rigen Blick in den Laden. Da sah er
zu seinem Staunen, daß aus dem
Spund des Fasses eine klare Flüssigkeit
herauslief, der unachtsame Lehrling
mußte das Schließen deS Spundes ver
absäumt haben. Wenn ein solches
Tröpfchen vom Boden emporspritzte und
das Lampenlicht erreichte, leuchtete es
immer hoch auf. Jakob stutzte ob die
ser außergewöhnlichen Erscheinung. Er
ließ ein warnendes Gekrächz ertönen.
Niemand hörte es. Das unausgesetzte
Aufleuchten blendete das Thier, eS
wurde immer unruhiger und immer
erregter. Plötzlich war es mit einem
Saß auf der Straße, über welche es
schreiend und krächzend hüpfte. Nun
ein rascher Anlauf und hopp war Jakob
in Grete's Zimmer. Mit furchtbarem
Geschrei und mächtigem Flügelschlag
alarmirte er die kauende Gesellschaft
und erreichte mit elegantem Sprung die
Ladenthur, als ihn Papa Gebhard arei
fen wollte. Kaum aber hatte dieser die
Schwelle überschritten, als er mit gel
lendem Angstschrei vorwärts stürzte:
aus dem mächtigen Petroleumsaß schoß
ein Strahl aus den Boden wurde
der Spund noch etwas vorwärts ge
drückt, dann erreichte der Strahl das
offene Licht der Lampe und dann
Papa Gebhard riß mit Blitzesschnelle
die Lampe empor nnd drehte den Spund
ab. Inzwischen waren Grete und die
Lehrlinge herbeigekommen, und es brach
über die Letzteren ein böses Strafgericht
herein. Jakob aber saß aus den Laden
tisch, gröhlte vergnügt und hüpfte von
einem Bein auf das andere. Er wurde
später wieder in's Eßzimmer hinein
complimentirt und hörte, wie Papa
Gebhard ein Langes und ein Breites
von ihm erzählte. Als dann Grete er
klärte: Buchhalter Reichel'S Jakob,'
sprang er auf deren Schulter und zupfte
sie am Ohr. Da sah er zu seinem
Staunen, daß eine heiße Blutwelle Ge
ficht und Nacken deS Mädchens mit bren
nendem Roth übergoß.
Gegen Abend wurde Jakob wieder
über die Straße transportirt, zugleich
aber für seinen Herrn ein zierliches
Briefchen abgegeben. Als der das ge
lesen hatte, that er sehr zärtlich gegen
Jakob, der mit einem geradezu opulen
ten Nachtmahl bedacht wurde.
Seitdem konnte Jakob vom Fenster
aus sehr oft bemerken, daß sein Herr
den Papa Gebhard sehr oft besuchte
und sich mit Grete unterhielt. Die
schlechte Laune schien zudem von Herrn
Reiche! gewichen zu sein, er lachte und
sang, daß es nur so eine Art Hatte und
seine Wirthin hätte sicher kein böses
Wort gehört, selbst wenn alle Knöpfe
von den Beinkleidern abgerissen gewesen
wären. .Na ja," meinte diese beim
Abstäuben einmal, ich habe ja gleich
gesagt verliebt mar der Herr. Nun
scheint ja die Sache in Zug zu kommen.
Tu wirft bald 'ne Hausfrau kriegen,
Jakob." Der blinzelte vergnügt, denn
er bildete sich ein, daß die blonde Grete
die Hausfrau sein werde und mit der
würde er sich schon ertragen.
Wenige Wochen später brachte Herr
Reichet in seiner Westentasche zwei Etuis
mit nach Hause, die er vorsichtig öffnete
und auf den Schreibtisch stellte. Als ein
Sonnenstrahl in's Zimmer fiel, blitzte
es hell auf aus den Etuis, so daß Jakob
unwillkürlich die schwarzen Augen
schließen mußte. Tann aber zog es ihn
mit unwiderstehlicher Gewalt auf den
Schreibtisch. Er versuchte zu wider
streben, aber als ein zweiter Sonnen
strahl liebkosend über das glitzernde
Gold fuhr, da war? vorbei mit seinem
Widerstand. Ehe noch Jakob wußte,
wie ihm geschah, saß er auf dem Tisch
neben den EtuiS. Sein Herz schlug
schneller vor Freude, als er die beiden
breiten Goldftreisen erblickte, so etwas
Herrliche? hatte er in feinem Raben
leben noch nicht gesehen. Er wetzte ftch
den Schnabel rechts und links, daß
eS ordentlich knackte, dann, packte er be
butfam den eine Ring: Ohne große
Mühe ließ sich der aus dem Etui ziehen.
Er wäre über den Schreibtisch auf den
Fußboden gerollt, wenn nicht Jakob
blitzschnell zugesagt hatte. Er hielt das
blinkende Tina im Schnabel, als wie
der eivSonnenslrahl daraus fiel.und eine
solche Lichtwelle hervorzauberte, daß
Jakob die Fensterbrüstung zu erreichen
suchte.
Hier saß er nun und grübelte, was
er mit seinem Schatz wohl anfangen
sollte. Zuerst bettete er ihn hinter den
Fensterrahmen, wo die Sonne nicht
hineinscheinen konnte. Dann blickte er
hinüber zu Gebhard's. Der alte Herr
saß in der Sophaecke und las die Zei
tung, Grete saß am Tisch und zog lange
Fäden durch den Stickrahmen. Wenn
er den Ring da drüben unterbringen
könnte, war die Sache schon weniger ge
fährlich, da kam keine Sonne hin und
da brauchte er sich nicht mehr so aufzu
regen. Mit einem kUynen Entschluß
nahm er den Ring in den Schnabel und
machte sich in bekannter Weise auf den
Weg. Er schwang sich auf die Straße,
wippte über den Fahrdamm, nahm"
die jenseitige Fensterbrüstung und
hüpfte geräuschlos auf Grete zu. Als
Jakob deren Schulter erreichte, erfchrack
das Madchen derart, daß es einen
leisen Schrei ausstieß. Hierüder er
schrack wiederum Jakob, der den Schna
be! zu dem üblichen Begrüßungsgekrüchz
öffnen wollte. Da entfiel ihm der
Ring, der pflichtschuldigst in Grete'!
Schooß rollte. Neugierig griff sie da,
nach und sah im Innern einqravirt
G. G. 1896". Aufspringen, zu Papa
eilen, lym um den Hals fallen und sei,
nen Acund mit Russen bedecken, war
das Werk eines Augenblickes.
Der alte Herr ließ erstaunt die Zei
tung fallen, mar denn seine Tochter toll
geworden? Da zeigte sie ihm den
blitzenden Reif, und nun war es an
Papa, sich zu wundern. Mit einer be
zeichnenden Handbewegung auf Jakob
klärte Grete das wundersame Ereignis)
aus. Das ist ein Schwerenöther, ein
schwarzer," lachte Papa Gebhard, der
hat mir ja das ganze Concept verdor
ben. Bis zu Deinem Geburtstage soll
test Du noch nichts wissen, da erst wollte
Herr Reichet kommen und mit Dir
reden." ,
Jakob saß ruhig da und hatte ein
ernstes Gesicht aufgesteckt. Er hatte
Angst, daß es für ihn etwas absetzen
werde. Da stürmte auch schon sein
Herr in's Zimmer, gar aufgeregt und
sehr blaß. Grete lachte laut aus) Papa
Gebhard aber meinte: Ihr Schwar-
zer" hat es sehr eilig gehabt, er hat
Alles verrathen. Hier ist der Ihnen
fehlende Ring, das Uebrige müssen Sie
nun selbst besorgen." Freudig schloß
Reichei seine Grete in die Arme und
steckte ihr Jakob's Ring an den Finger.
Sonst übergiebt ihn der Spitzbube
zum zweiten Male an eine falsche
Adresse," fügte er lachend hinzu. So
hatte es Jakob zu Wege gebracht, das
die Verlobung einige Wochen früher be
kannt gegeben wurde, als zuerst beabsich,
tiqt worden war.
Jakob verlebte nun mehrere Jahre
bei dem jungen Ehepaar in ungetrüb
tem Glück. Dasselbe wurde auch nicht
gestört, als Herr Reichel jun. sich alle
Mühe gab, die Federkiele Jakob's auf
ihre destigleit hm zu untersuchen. Das
störte Jakob nicht sehr, aber er van
chirte sich für jeden derartigen Versuch,
indem er sich lebhafter wie sonst an dem
Verzehren des Frühstückes des Kindes
betheiligte. , Im Uebrigen war er dessen
getreuer Begleiter, der von den Hunden
und Katzen der Nachbarschaft gewaltig
respektirt wurde. Jakob hatte einige
feiner Gegner hin und wieder derart
verhauen", daß sie schleunigst das
Weite hatte suchen müssen. Wo er mit
feinem Schnabel hinschlug, da war's zu
fühlen, und an Behendigkeit kam ihm
weder Hund noch Katze gleich.
Auf dem Kriegsfuß stand er eigent
lich nur mit der Köchin, welche behaup
tete, Jakob sei naschhafter wie jede
Katze. Und in der That hatte er sich
mehr und mehr zum Gourmand heraus
gebildet. Fand er die Küchenthür offen,
dann infpizitte er alle Behälter, die ihm
zugänglich waren. Er kostete von Dem,
naschte von Jenem, traf aber immer
eine derartig sorgfältige Auswahl, daß
er sich niemals Schaden that. Süßig
leiten, namentlich eingemachte Früchte,
erzehrte er leidenschaftlich gern. Die
Köchin legte diese Sachen deßhalb stets
unter doppelten und dreifachen Ver
fchluß, aber trotzdem fand Jakob noch
unbewachte Augenblicke genug, um seiner
Leidenschaft fröhnen zu können.
EineS Tages war Jakob spurlos der
schmunden alles Suchen und Locken
blieb resultatlos. Da erinnerte sich die
Köchin, daß sie am Vormittage eine
Schüssel mit eben fertig gewordenem
Apfelmus in das Gartenbaus gestellt
hatte, das sorgfaltig verschloffen worden
mar.
In demselben fand man den Gesuch
ten: neben der bald geleerten Schüssel
lag Jakob kalt starr todt ! Er
hatte sich durch eine zerbrochene Fenster
scheide Eingang erschafft und sich an
der süßen Sveise so lange delectirt. bis
ihn das Berhängniß ereilte. Er hatte
sich den Magen überladen und mar
einem Schlagfluß erlegen. Unmittel
bar neben der Schüssel war er zusam
mengesunken, die brechenden Augen
nch auf das vielgeliebte Apfelmus ge
richtet,
In Reichel'S guter
tube" steht,
beute Zakob ausaeitovst in alärnend
I s.4iiiM,tMif sitf?3r ili fi.
lufwum critiiut., (jutitt.ti l-
wahrt ihm ein ehrendes Andenken.
Lmz.
Also die Tochter von dem Essig
fabrikantrn haft Du wirklich gebeirathet;
wie war'S denn mit den fünfzigtausend
Tbalern. die sie mitkriegen sollte?"
B.: Natürlich auch Essig!"
Die Hosenträger.
Eine unaussprechliche Geschichte o, Held,
1
Morgen war Lieschens Geburtstag.
Wer Lieschen war? Ein Mädchen
natürlich. Aber was für ein Mädchen !
DaS entzückendste reizendste, schönste,
geistreichste, liebenswürdigste Mädchen
der Welt; eine Perle der Schöpfung,
der Inbegriff alles dessen, was schön
und aS gut und was lieb und waS
theuer ist.
Für Fritz Salden nämlich, den er
war unaussprechlich verliebt in Lieschen
Schrader, wenn er auch nie den Muth
gesunden hatte, ihr seine Liebe zu ge
stehen. Morgen also war Lieschen? Gcburts
tag, und da trat eine wichtige Frage an
Fritz Salden heran: was sollte er ihr
schenlen?
Denn eine kleine Aufmerksamkeit, die
durste er ja wagen, da er doch seit Jahr
und Tag schon in dem Schraderschen
Hause ein und ausging.
Am liebsten freilich hätte er ihr einen
Ring gekauft, den Berlobungsring;
aber dem mußte aller Anderes voraus
gehen, und beiin bloßen Gedanken trat
ihm dann der Schweiß aus den Poren,
denn zu einer Erklärung, ja, zu der
fand er den Muth wohl nimmermehr.
Also was sonst?
Und er flanirte durch die Straßen
und sah sich die Auslagen an.
Halt, das konnte gehen. Da waren
reizende Fächer. Und er trat ein.
Würden Sie mir wohl einen hüb
schen Fächer zeigen?"
Mit Vergnügen."
Und die niedliche kleine Verkäuferin
legte ihm eine ganze Menge von Schach
teln vor, in denen Fächer aller Art
lagen, die sie herausnahm, aufklappte
und bewundern ließ.
Zu diesem hier würde ich Ihnen
wohl am meisten rathen."
Und sie klappte einen entiückeuden
Fächer auf, mit durchbrochenen Spitzen
und einem reizenden Mimaturbildchen
a la Watteau" : ein Schäfer, der seiner
Schäferin seine nebe erklärt.
Ja", sagte wir, der thuts. Und
kostet?"
Der Preis sagte ihm zu. Der Handel
wurde geschlossen.
Sonst nichts?"
Nein. Ich danke."
Handschuhe, Kravatten, Hosenträ-
ger, eben aus Paris gekommen.
Und sie zeigte ihm die Hosenträger,
die sehr, sehr elastisch, sehr schön und
sehr reich gestickt waren und auch in
ihren Schachteln lagen.
Hm, meinetivegen." Und die Ho
senträger wurden gekauft.
Soll ich beides zusammenpacken?"
Um Gotteswillen, nein!" rief der
junge Mann aus und wurde feuerroth.
Im Gegentheil! Den Fächer bitte,
schicken Sie morgen ganz zeitig zu. ,
Und nun gab er die Adresse Lieschen's
an und seine Visitenkarte dazu. Die
Hosenträger aber nehme ich gleich mit."
Schön." Und Fritz Salden ging,
nicht ohne vorher noch einmal einzu
schärfen :
Aber ganz zeitig, bitte ja?': worauf
er ote beruhigendste Zusicherung er
hielt,,..
Fritz Salden war spät erwacht ; denn
er mar spät zu Bett geganaen. Er
dehnte sich und streckte sich, sah nach der
Uhr undk
Donnerwetter, schon halb zehn !"
Nun mußte er aber machen, daß er
'raus kam.
Und gerade heute ! Heute, wo er sich
in besonderen Staat werfen wollte.
heute, wo er noch Blumen bestellen
mußte, heute, wo er vor allen Anderen
zu rchraders hinwollte, um seine
Glückwünsche anzubringen und vielleicht
auch
Ja, heute war die beste Gelegenheit
dazu, und heute, heute suhlte er ivahr
hastig auch den nöthigen Muth. Ja,
ja,,, heute noch hielt er um sie an,
heute oder nie.
Und stegesbewugt zog er sich an.
Hosenträger?" Hatte er sich nicht
gestern ein paar neue gekauft? Ja, da
lag i noch die Schachtel.
Und er machte sie aus und prallte
entsetzt zurück, denn da da lag der
Fächer.
Wenn aber der Fächer da lag, so
hatte man das Andere, die die ... ;
O, er durfte gar nicht daran denken.
dann hatte man die Hosenträger als
sein Geburtstagsgeschenk an Lieschen
gesendet !
An Lieschen !
Und er, er hatte heute um ihre Hand
anhalten wollen ! O, C!
In wahnsinniger Hast sprang er auf,
zog sich Hals über Kopf an und stürzte
in das Geschäft.
.Haben Sie. . ." fragte er athemloS,
haben Sie das Packet von gestern
schon an seine Adreffe geschickt?"
Gewiß, wie Sie eS gewünscht hat,
ten, ganz zeitig."
Unglückliche, was yavm ei ge,
Ihan!"
TaS Glück zweier Menschen hatte sie
vernichtet! Und nun erzählte er ihr
Alles. Was nutzte ihr Bedauern, ihre
Entschuldigung : Wir können'? ja zu
rückholen lassen."
Nein nein, er war verloren, ver
loren !
ES gab nur einS. Er mußte selbst
hin, die Blumen überbringen, den
Fächer, und sich entschuldigen. Es war
ja nicht ein Versehen, sondern . . . .
Und so hübsch sie auch war, und so
gutmüthig er, er hätte die kleine Ver
küuferin gern ein bischen erdrosselt.
Aber was nutzte das ! Hin zu ihr, zu
Fräulein Luise denn Lieschen wagte
er sie nicht einmal mehr in Gedanken zu
nennen.
Und er faßte seinen ganzen Muth
zusammen und ging. Den Blumen
strauß krampfhaft in der einen, die
Schachtel mit dem Fächer in der ande
ren Hand.
Ja, er ging. Wie ihm aber bei dem
Gange zu Muthe war, das frage ihn
Keiner, und daß er auf der Stiege am
liebsten wieder umgedreht wäre, das ist
gewiß.
Allein er that es doch nicht. Nein.
Er klingelte an den Wohnungsthür,
und . . .,. ihm fielen vor Schreck beinahe
Blumen und Fächer aus der Hand: sie
öffnete ihm. Sie: Lieschen.
Ah, das ist schön, daß Sie da sind",
rief sie und streckte ihm mit ihren rei
zendsten Lächeln die Hände entgegen.
Und Blumen auch noch! und noch
etwas ! Aber kommen Sie doch, kommen
Sie und lassen Sie sich herzlichst danken
für die große Ueberraschung."
Und sie riß die Zimmerthür auf und
Mama", rief sie, dente Dir nur,
Herr Salden iff hier."
Und sie schob ihn hinein und war
selb.r wie ein Wirbelwind fort
Ach, lieber Salden", sagte Frau
Schrader, Sie wissen gar nicht, was
für eine Freude Sie meiner Tochter mit
Ihrem Geschenke gemacht haben. Aber
sagen Sie mir nur, wie sind Sie hinter
ihr Geheimniß gekommen?"
Ich ich.. .." stammelte Salden,
der absolut gar nicht wußte, wie ihm
geschah und um was es sich handelte,
Ich--.-"
Gott sei Dank aber ließ ihn Frau
schrader gar nicht weiter.
Nein", lachte sie, und wenn man
bedenkt, daß Lieschen so eine Furcht
hatte, sie könnten es mißbilligen. Wie
aber Ihr Geschenk kam, dieses so
finnige Geschenk, da jubelte sie vor
Freude, dang nun wußte sie ja, daß
feie nicht nur nichts dagegen hatten,
sondern " ,
Son dein?"
Das Sie ihr Geheimniß durchschaut
hatten und es billigten."
Unserem Salden aber wurde ganz
wirr.
Ein Geheimniß? billigen? und die
Hosenträger? Was hatten die Hosen
träger mit dem Geheimnisse zu thun?
Ehe er aber noch Zeit fand zu fragen,
ging die Thür auf und in der Thür
öffnung erschien Was?
Lieschen in Blusenhemd und Pluder
Hose, kokett auf ein Bicycle gestützt.
Ueber dem bauschigen Blusenhemd aber
die Hosenträger Fritz SaldenS !
Die Hosenträger !
Ein Jubelruf entfuhr Salden's
Brust.
PipSifon!"
Und , Fritz!" klang es zu ihm hin
über, und sie streckte ihm lächelnd die
Rechte entgegen.
Er aber je nun, er begnügte sich
damit nicht, sondern zog daS Mädchen
ganz an sich heran und:
Gott segne Euch, meine Kinder."
sagte Frau Schrader und wischte sich
eine Thräne aus dem Gesicht.
Friß Salden aber ist selig und möchte
in seinem Glücke der hübschen Laden
mamsell am besten einen Kuß geben,
weil sie die Sachen so hübsch erwechselt
hat.
Sine neue Liebhaberei er Wölfe,
Die Prairiewölfe des südlichen Texas
find im Jahre 189o zu einer Erweite
rung ihres Speisezettels geschritten, die
einen werthvollen Beitrag zum Kapitel
der Anpassungen n veränderte Lebens
bedingungen darstellt. Die Ursache war
die ungewöhnlich hohe Temperatur
während der ersten Sommermonate.
Tag und Nacht hatte eine dörrende Hitze
geherrscht, alle Bäche und Quellen
waren versiegt, der Durft ein allge
meines Laster geworden, als einem
Pflanzer in seinem Melonenfelde meh
rere Früchte auffielen, die zerdrückt und
ihres saftigen Inhalts beraubt waren,
so daß nur die leeren Schalen übrig
blieben. Bald machten auch andere
Pflanzer dergleichen unliebsame Funde,
und nachdem man einige Zeit vergebens
dem oder den Uebelthätern nachgespürt
hatte, gelang es endlich, einen Prairie
Wolf auf der That zu ertappen. Dieser
geriebene Bursche kam bei Anbruch der
Dunkelheit in ein Melonenfeld ge
schlichen, suchte sich eine der reifsten
Früchte aus und sprang solange mit
den Füßen darauf, bis sie zerplatzte und
er die spitze Schnauze in den Spalt
zwängen tonnte, um zum kühlsaftigen
Fleisch der Frucht zu gelangen. Der
Spitzbube wurde erlegt, leider aber war
er nicht der alleinige Inhaber der neuen
Erfindung. Die Tiedstahle dauerten
vielmehr fort und nahmen auch nach
dem Eintritt ausreichender Regenfülle
nur wenig ad. Offenbar haben die
Wölfe an dem neuen Nahrungsmittel
Geschmack gefunden, und eS steht daher
sehr zu befürchten, daß sie in der Folge
ihre Räubereien in den Melonenfeldern
erneuern werden.
N'mk.
Zimmerherr (zur Tochter der HauS
minhin): Jetzt wohne ich schon sechs
Monate bei Ihnen, Fräulein retchen!"
Ja. der andere Herr ist erst drei
Monate bei uns und hat meiner Schme
st schon einen HeirathSantrag ge
macht!"
Malitiös.
Student: Denk' Dir, Pauker, da
hat mich gestern unser Bierwirth Seidel
einen Ochsen geheißen!"
Zweiter: Ja, das weiß ich, lieber
Spund, der Seidel ist, wenn er ange
soffen ist. ein grober Kerl, der kann
Einem die Wahrheit sagen!"
Unter gute Freundinnen.
Frl. A: Georg Frenzel hat mir in
diesem Brief einen Heirathsantrag ge
macht. Ich möchte misten, ob er mich
wirklich liebt, denn er kennt mich doch
erst seit drei Tagen."
Frl. B: O, dann licbt er Dich viel
leicht wirklich."
Ein Scitenstiick,
Erster Schusterjunge: Du,
Lude.
Kennst Du Goethe s Faust?"
Zweiter Schusterjunge : Nee,
Goethe seine gerade nicht, aber meinem
Aieester seine kenn' ich."
Ans der Schule.
Lehrer: Warum steigt das Oueck
silber in die Höhe, wenn man das Ther
mometer in heißes Wasser steckt?"
Schüler; Weil es ihm unten zu heiß
wird!"
Unsere Kleinen
Also heut' bist Du vier Jahre alt.
Käthchen?"
Käthchen: Ja. heut' ist mein Ge
burtstag und Papa seiner auch."
Tante: So, Ihr seid also an dem
gleichen Tage geboren?"
Käthchen: Jawohl, nur daß Papa
ein paar Jahre eher geboren ist, sonst
wären wir Zwillinge."
Es tarnt
vorkommen, daß Nachkommen von gu
tem Herkommen mit ihrem Einkommen
nicht auskommen, vom rechten Pfade
abkommen, in Amerika ankommen, un
terkommen und durchkommen, eventuell
verkommen und umkommen.
Ver Friedensstifter.
A: Wir haben uns ja f lang
nicht mehr gesehen waS hast Tu denn
getrieben?"
B: Ja, weißt Du, wie ich neulich
beim Schreiner Hobel drüben war,
prügelten sich der Meister und feine
Frau. Ich wollte sie auSeinanderbrin
gen; da haben sie mich wegen HauS
friedensbruchs verklagt, und ich mußte
dafür drei Wochen sitzen."
Unerwartete Vendung,
Doctor: Hm, der Kleine sieht wohl
aus. Meine Pillen scheinen geholfen zu
haden nun, wie hast Du sie denn
verbraucht?"
Fritzchen: Mit dem Pustrohr; ich hab
Sperlinge damit geschossen, Herr Toc
tor!"
Rücksichtsvoll.
Studiosus: Damit mein Alter eine
Freud' hat, pump' ich ihn erst im
Postscriptum an!"
paßt ihm,
Gläubiger: Wenn Sie heute nicht
zahlen, komme ich nächste Woche mit
dem Gerichtsvollzieher."
Schuldner: Soll mich sehr freuen,
dann spielen wir 'mal einen gemüth
lichen Skat zusammen."
Unsere Linder.
Elschen: Mama, wenn ich einmal
Heirathe, bekomme ich dann einen Mann
wie Papa?"
Mama: Gewiß, mein Kind!"
Elschen: Und wenn ich ledig bleibe,
werde ich dann eine alte Schachtel wie
Tante Anna?"
Mama: Allerdings!"
Elschen (mit einem Seufzer): Für
wahr, wir Mädchen sind doch in jedem
Falle übel d'ran!"
sie zwei größten Geschäfte.
A: Wenn eS allenfalls darauf an
kommen sollte, welcher von uns schon
im größten Jeschaft anjestellt jcwesen,
so muß ich denn doch beiläufig bemer
ken, daß Ich derjenige bin. In Berlin
flüchtete sich einmal in unser Jeschäst
ein au? dem zoologischen Thierjarten
entsprungener Löwe. Vierzehn Tage
lang habe ich ihn mit dem ganzen Per
sonal jesucht, aber nich jefunden "
B: Winkeljeschaft! In Elberfcld
kam in unser Jeschaft heimlich ein Ke
nigstiger. Vierzehn Tage lang hat er
Lehrjungen jesreffen, ohne daß eS Je
mand jemerkt hat!"
jrnmer 8echZftsmann.
Grossist: Sie wünschen meine Toch
ter zu heirathen?.. .. Was ist Ihr
Beruf?"
Bewerber: Dichter!"
Grossist: Gut, nehmen Se meine
Tocdter! Wir brauchen ohnehin 'n
Dichter for unsere Reclamen!"
Zn itt evten Freude,
Professor (zum Freier): .... Meine
Tochter ollen Sie heirathen? Ach,
mein Lieber, da thun Sie unS ja einen
großen Gefallen!"
Ban Si'.mtcff.
Hans Tchlaukopf nahm ein Weib
Bloß weil es ihn verdroß.
S st er einen Knopf
Mußt' nah'n an Rock und Hos.
Wie hat er sich getauscht!
Jetzt muß der Arme leider
Die Knöp'e nah' auch noch
An seiner Liebsten Kleider.