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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Aug. 20, 1896)
Zakob". Von Willy iiein. Der Buchhalter Reiche! war nicht nur ein trockener Zahlenmensch, sondern auch in eifriger Naturfreund. Als solcher streifte er oft in der Umgebung der Stadt umher, wo er jeden Steg und Weg kannte. Daß ihm da hin und wieder Abenteuer zustießen, war nicht eben verwunderlich, und Herr Reiche! konnte hiervon was erzählen", obgleich er noch keine große Reise gemacht hatte. Einer der schändlichsten Streiche aber, der ihm je gespielt worden war, warder folgende: Reiche! kehrte bei einbrechender Däm merung von einem seiner Spaziergänge durch den Stadtpark nach Hause zurück. Er schritt gemächlich die Pappelallee entlang, als aus einem der Bäume ein vogelartiges Geschöpf heruntergeflattert kam und gerade vor den Füßen des Spaziergängers zappelnd liegen blieb. In einem Anfalle von Biitleid hob Rei chel das Thier auf: es war ein junger Rabe, der aus dem Neste gefallen war und sich beim Sturze den Flügel der renkt hatte. Das Thierchen konnte iviilj rend der Nacht nicht hilflos am Wege liegen bleiben, es wäre sicher eine Beute der Katzen geworden. Reiche! faltete sein Taschentuch auseinander und wickelte die Carricatur von einem Vogel sorg fältig hinein. Dann trottete er weiter und überlegte die Situation. Er war jetzt Besitzer eines jungen Raben, das war klar; also so eine Art Rabenvater. Da er sich der größten Unverheirathetheit erfreute, war das ein ganz stilvoller Anfang. Außerdem hatte er nur die Auseinandersetzung mit a ner alten Wirthin zu überstehen, und das würde er schon fertig kriegen. So befestigte sich sein Muth mit jedem Schritt und das behagliche Gefühl über kam ihn, ein gutes Werk gethan zu haben. Nach der Ankunft in seiner Wohnung ging er zunächst daran, den verletzten Flügel des Thieres zu curiren. Das gelang über Erwarten glücklich und Jakob", so hatte Reichei den Raben sofort getauft, unternahm die ersten täppischen Hüpfversuche, die seinen Be sitzer veranlaßten, sämmtliche freistehende ' Gegenstände in die tiefsten Tiefen der ' Schränke zu versenken. Sonst verlief Pie Nacht ziemlich ruhig. Allerdings wurde Reiche! durch ein arges Gestöhn und Geplätscher bald geweckt und kam eben noch zeitig genug, um Jakob aus dem Waschbecken vom Tode des Ertrin kens zu retten. Das geängstigte Thier stolperte hierauf in den Eimer und das Rettungswerk mußte von Neuem begon nen werden. Endlich fand Jakob in einer Sophaeke Ruhe, in welcher er sich aber derart unanständig betrug, daß er vuf einen alten Schlafrock ausquartiert werden mußte. Am nächsten Morgen kam der Kampf mit ver Winyln, weicye mit dem J&ä-- bigen Beest" der Großmama des Satans in Geschenk machen wollte. Mit ruhiger Würde verwies Reiche! der zürnenden Frau die lästerlichen Reden, während Jakob auf seinem Schlasrock hockte nd die Wirthin tückisch anblinzelte. Schließ lich kam es zu einem Friedensschluß: Jakob blieb das Hausthür seines Be schützers und die Wirthin sorgte für an gemessene Verpflegung. Nach wenigen Tagen ging mit der Bogel-Carricatur eine wesentliche Ver Änderung vor: die Brust wölbte sich, der unsörmliche Leid trat zurück, die Beine begannen seft und sicher aufzutreten und an Stelle der ruppigen Kiele traten echte und rechte Federchen. Als einige Wochen in's Land gegangen waren, war Jakob zu einem Prachtexemplar seiner Race ausgewachsen. Das Ge fieder war von glänzender Schwärze, es knisterte ordentlich, wenn mar darüber hinftrich. Man hatte ihm die Flügel etwas gestutzt, aber das hinderte feine Bewegungsfreiheit durchaus nicht. Mit seinem Herrn verband ihn eine innige Freundschaft, auch das Verhältniß zur Wirthin hatte sich erträglich gestaltet, obgleich er dieser mit Vorliebe allerhand Possen spielte. In der Nachbarschaft kannte man Jakob auch schon und wenn er auf der FensterbrUstung saß und sich sonnte, wurde er ohne Unterlaß ge rufen. Jakob !" tönte es von rechts und links, von oben und unten. Das ließ aber Jakob sehr kalt, er rührte sich nicht von der Stelle und nur wenn ein sürwitziger Bengel ihm den ginger hin hielt, theilte er einen kräftigen Sihnabel hieb aus. So wuchs Jakob in allen Ehren heran und zeigte immer bessere Laune. TaS letztere konnte man von seinein Be sitzer leider nicht sagen, der schien im mer grämlicher zu werden. Jeder ab gerissene Knopf, jeder schlecht geplättete Kragen gab ihm ?nlaß zu einer langen Predigt. Reiche! schien nervös werden ,u wollen, denn es ärgerte ihn die Fliege an der Wand. Als er nun gar eine Tages über das schauderhafte Wirths hauSeffen" und das .langweilige Knei penleben" ju raisonniren begann, wußte die Wirkhin. was die Glocke geschlagen hatte. j Jakob', meinte sie zu dem schwarzen Gesellen, dein Herr ist krank, er ist augenscheinlich verliebt und das ist schlimm". Jakob nickte und ließ ein zustimmendes GekrSchz ertönen. Inzwischen hatte Reiche! schwere Sor gen. SMS Junggesellenleben behagte ihm wirklich nicht mehr, und als er gar einen Anfall des ZipperleinS zu über stehen hatte, galt ihm daS als eine Warnung, um nicht mehr länger zu zögern, foudern Ernst mit dem Heira ten zu machen. Ueber die Personenfrage istirte bei ihm längst kein Zweifel niehr: die blonde Grete, deS gegenüber wohnenden Kaufmanns' Gebhard Töch terlein, konnte er sich ganz ausschließlich als seine Hausfrau denken. Leider aber war der Beiden Bekanntschaft nur eine sehr oberflächliche. Man grüßte sich höflich, wobei er ein wenig, sie sehr roth wurde, wünschte sich guten Tag und guten Weg damit war'S aber auch vorbei. Jakob hatte dies kühle Verhältnis schon längst mit stillem Verdruss be merkt. In philosophischer Ruhe saß er aus seiner Fenfterbrustung und blinkte hinüber zu Gebhard's. Die blonde Grethe saß am Fenster und stickte und der alte Herr ging im Laden ab und zu, und die Lehrlinge hantirten in einer finsteren Ladenecke an einem ge, waltigen Fasse herum. Der eine hatte eine Lampe in der Hand und der andere klopfte mit einem Holzhammer einen Spund in'S Faß. Da schlug es gerade zwölf ; Grethe stand auf, öffnete das Fenster und deckte im Nebenzimmer den Tisch. Es wurde zum Mittagessen auf, getragen, Papa gerufen, der wieder den Lehrlingen klingelte. Der eine, that noch einen kräftigen Schlag, der andere stellte eilfertig die Lampe auf den Boden und bald saß Alles beim Essen. Nach einmal warf Jakob einen schlaf rigen Blick in den Laden. Da sah er zu seinem Staunen, daß aus dem Spund des Fasses eine klare Flüssigkeit herauslief, der unachtsame Lehrling mußte das Schließen deS Spundes ver absäumt haben. Wenn ein solches Tröpfchen vom Boden emporspritzte und das Lampenlicht erreichte, leuchtete es immer hoch auf. Jakob stutzte ob die ser außergewöhnlichen Erscheinung. Er ließ ein warnendes Gekrächz ertönen. Niemand hörte es. Das unausgesetzte Aufleuchten blendete das Thier, eS wurde immer unruhiger und immer erregter. Plötzlich war es mit einem Saß auf der Straße, über welche es schreiend und krächzend hüpfte. Nun ein rascher Anlauf und hopp war Jakob in Grete's Zimmer. Mit furchtbarem Geschrei und mächtigem Flügelschlag alarmirte er die kauende Gesellschaft und erreichte mit elegantem Sprung die Ladenthur, als ihn Papa Gebhard arei fen wollte. Kaum aber hatte dieser die Schwelle überschritten, als er mit gel lendem Angstschrei vorwärts stürzte: aus dem mächtigen Petroleumsaß schoß ein Strahl aus den Boden wurde der Spund noch etwas vorwärts ge drückt, dann erreichte der Strahl das offene Licht der Lampe und dann Papa Gebhard riß mit Blitzesschnelle die Lampe empor nnd drehte den Spund ab. Inzwischen waren Grete und die Lehrlinge herbeigekommen, und es brach über die Letzteren ein böses Strafgericht herein. Jakob aber saß aus den Laden tisch, gröhlte vergnügt und hüpfte von einem Bein auf das andere. Er wurde später wieder in's Eßzimmer hinein complimentirt und hörte, wie Papa Gebhard ein Langes und ein Breites von ihm erzählte. Als dann Grete er klärte: Buchhalter Reichel'S Jakob,' sprang er auf deren Schulter und zupfte sie am Ohr. Da sah er zu seinem Staunen, daß eine heiße Blutwelle Ge ficht und Nacken deS Mädchens mit bren nendem Roth übergoß. Gegen Abend wurde Jakob wieder über die Straße transportirt, zugleich aber für seinen Herrn ein zierliches Briefchen abgegeben. Als der das ge lesen hatte, that er sehr zärtlich gegen Jakob, der mit einem geradezu opulen ten Nachtmahl bedacht wurde. Seitdem konnte Jakob vom Fenster aus sehr oft bemerken, daß sein Herr den Papa Gebhard sehr oft besuchte und sich mit Grete unterhielt. Die schlechte Laune schien zudem von Herrn Reiche! gewichen zu sein, er lachte und sang, daß es nur so eine Art Hatte und seine Wirthin hätte sicher kein böses Wort gehört, selbst wenn alle Knöpfe von den Beinkleidern abgerissen gewesen wären. .Na ja," meinte diese beim Abstäuben einmal, ich habe ja gleich gesagt verliebt mar der Herr. Nun scheint ja die Sache in Zug zu kommen. Tu wirft bald 'ne Hausfrau kriegen, Jakob." Der blinzelte vergnügt, denn er bildete sich ein, daß die blonde Grete die Hausfrau sein werde und mit der würde er sich schon ertragen. Wenige Wochen später brachte Herr Reichet in seiner Westentasche zwei Etuis mit nach Hause, die er vorsichtig öffnete und auf den Schreibtisch stellte. Als ein Sonnenstrahl in's Zimmer fiel, blitzte es hell auf aus den Etuis, so daß Jakob unwillkürlich die schwarzen Augen schließen mußte. Tann aber zog es ihn mit unwiderstehlicher Gewalt auf den Schreibtisch. Er versuchte zu wider streben, aber als ein zweiter Sonnen strahl liebkosend über das glitzernde Gold fuhr, da war? vorbei mit seinem Widerstand. Ehe noch Jakob wußte, wie ihm geschah, saß er auf dem Tisch neben den EtuiS. Sein Herz schlug schneller vor Freude, als er die beiden breiten Goldftreisen erblickte, so etwas Herrliche? hatte er in feinem Raben leben noch nicht gesehen. Er wetzte ftch den Schnabel rechts und links, daß eS ordentlich knackte, dann, packte er be butfam den eine Ring: Ohne große Mühe ließ sich der aus dem Etui ziehen. Er wäre über den Schreibtisch auf den Fußboden gerollt, wenn nicht Jakob blitzschnell zugesagt hatte. Er hielt das blinkende Tina im Schnabel, als wie der eivSonnenslrahl daraus fiel.und eine solche Lichtwelle hervorzauberte, daß Jakob die Fensterbrüstung zu erreichen suchte. Hier saß er nun und grübelte, was er mit seinem Schatz wohl anfangen sollte. Zuerst bettete er ihn hinter den Fensterrahmen, wo die Sonne nicht hineinscheinen konnte. Dann blickte er hinüber zu Gebhard's. Der alte Herr saß in der Sophaecke und las die Zei tung, Grete saß am Tisch und zog lange Fäden durch den Stickrahmen. Wenn er den Ring da drüben unterbringen könnte, war die Sache schon weniger ge fährlich, da kam keine Sonne hin und da brauchte er sich nicht mehr so aufzu regen. Mit einem kUynen Entschluß nahm er den Ring in den Schnabel und machte sich in bekannter Weise auf den Weg. Er schwang sich auf die Straße, wippte über den Fahrdamm, nahm" die jenseitige Fensterbrüstung und hüpfte geräuschlos auf Grete zu. Als Jakob deren Schulter erreichte, erfchrack das Madchen derart, daß es einen leisen Schrei ausstieß. Hierüder er schrack wiederum Jakob, der den Schna be! zu dem üblichen Begrüßungsgekrüchz öffnen wollte. Da entfiel ihm der Ring, der pflichtschuldigst in Grete'! Schooß rollte. Neugierig griff sie da, nach und sah im Innern einqravirt G. G. 1896". Aufspringen, zu Papa eilen, lym um den Hals fallen und sei, nen Acund mit Russen bedecken, war das Werk eines Augenblickes. Der alte Herr ließ erstaunt die Zei tung fallen, mar denn seine Tochter toll geworden? Da zeigte sie ihm den blitzenden Reif, und nun war es an Papa, sich zu wundern. Mit einer be zeichnenden Handbewegung auf Jakob klärte Grete das wundersame Ereignis) aus. Das ist ein Schwerenöther, ein schwarzer," lachte Papa Gebhard, der hat mir ja das ganze Concept verdor ben. Bis zu Deinem Geburtstage soll test Du noch nichts wissen, da erst wollte Herr Reichet kommen und mit Dir reden." , Jakob saß ruhig da und hatte ein ernstes Gesicht aufgesteckt. Er hatte Angst, daß es für ihn etwas absetzen werde. Da stürmte auch schon sein Herr in's Zimmer, gar aufgeregt und sehr blaß. Grete lachte laut aus) Papa Gebhard aber meinte: Ihr Schwar- zer" hat es sehr eilig gehabt, er hat Alles verrathen. Hier ist der Ihnen fehlende Ring, das Uebrige müssen Sie nun selbst besorgen." Freudig schloß Reichei seine Grete in die Arme und steckte ihr Jakob's Ring an den Finger. Sonst übergiebt ihn der Spitzbube zum zweiten Male an eine falsche Adresse," fügte er lachend hinzu. So hatte es Jakob zu Wege gebracht, das die Verlobung einige Wochen früher be kannt gegeben wurde, als zuerst beabsich, tiqt worden war. Jakob verlebte nun mehrere Jahre bei dem jungen Ehepaar in ungetrüb tem Glück. Dasselbe wurde auch nicht gestört, als Herr Reichel jun. sich alle Mühe gab, die Federkiele Jakob's auf ihre destigleit hm zu untersuchen. Das störte Jakob nicht sehr, aber er van chirte sich für jeden derartigen Versuch, indem er sich lebhafter wie sonst an dem Verzehren des Frühstückes des Kindes betheiligte. , Im Uebrigen war er dessen getreuer Begleiter, der von den Hunden und Katzen der Nachbarschaft gewaltig respektirt wurde. Jakob hatte einige feiner Gegner hin und wieder derart verhauen", daß sie schleunigst das Weite hatte suchen müssen. Wo er mit feinem Schnabel hinschlug, da war's zu fühlen, und an Behendigkeit kam ihm weder Hund noch Katze gleich. Auf dem Kriegsfuß stand er eigent lich nur mit der Köchin, welche behaup tete, Jakob sei naschhafter wie jede Katze. Und in der That hatte er sich mehr und mehr zum Gourmand heraus gebildet. Fand er die Küchenthür offen, dann infpizitte er alle Behälter, die ihm zugänglich waren. Er kostete von Dem, naschte von Jenem, traf aber immer eine derartig sorgfältige Auswahl, daß er sich niemals Schaden that. Süßig leiten, namentlich eingemachte Früchte, erzehrte er leidenschaftlich gern. Die Köchin legte diese Sachen deßhalb stets unter doppelten und dreifachen Ver fchluß, aber trotzdem fand Jakob noch unbewachte Augenblicke genug, um seiner Leidenschaft fröhnen zu können. EineS Tages war Jakob spurlos der schmunden alles Suchen und Locken blieb resultatlos. Da erinnerte sich die Köchin, daß sie am Vormittage eine Schüssel mit eben fertig gewordenem Apfelmus in das Gartenbaus gestellt hatte, das sorgfaltig verschloffen worden mar. In demselben fand man den Gesuch ten: neben der bald geleerten Schüssel lag Jakob kalt starr todt ! Er hatte sich durch eine zerbrochene Fenster scheide Eingang erschafft und sich an der süßen Sveise so lange delectirt. bis ihn das Berhängniß ereilte. Er hatte sich den Magen überladen und mar einem Schlagfluß erlegen. Unmittel bar neben der Schüssel war er zusam mengesunken, die brechenden Augen nch auf das vielgeliebte Apfelmus ge richtet, In Reichel'S guter tube" steht, beute Zakob ausaeitovst in alärnend I s.4iiiM,tMif sitf?3r ili fi. lufwum critiiut., (jutitt.ti l- wahrt ihm ein ehrendes Andenken. Lmz. Also die Tochter von dem Essig fabrikantrn haft Du wirklich gebeirathet; wie war'S denn mit den fünfzigtausend Tbalern. die sie mitkriegen sollte?" B.: Natürlich auch Essig!" Die Hosenträger. Eine unaussprechliche Geschichte o, Held, 1 Morgen war Lieschens Geburtstag. Wer Lieschen war? Ein Mädchen natürlich. Aber was für ein Mädchen ! DaS entzückendste reizendste, schönste, geistreichste, liebenswürdigste Mädchen der Welt; eine Perle der Schöpfung, der Inbegriff alles dessen, was schön und aS gut und was lieb und waS theuer ist. Für Fritz Salden nämlich, den er war unaussprechlich verliebt in Lieschen Schrader, wenn er auch nie den Muth gesunden hatte, ihr seine Liebe zu ge stehen. Morgen also war Lieschen? Gcburts tag, und da trat eine wichtige Frage an Fritz Salden heran: was sollte er ihr schenlen? Denn eine kleine Aufmerksamkeit, die durste er ja wagen, da er doch seit Jahr und Tag schon in dem Schraderschen Hause ein und ausging. Am liebsten freilich hätte er ihr einen Ring gekauft, den Berlobungsring; aber dem mußte aller Anderes voraus gehen, und beiin bloßen Gedanken trat ihm dann der Schweiß aus den Poren, denn zu einer Erklärung, ja, zu der fand er den Muth wohl nimmermehr. Also was sonst? Und er flanirte durch die Straßen und sah sich die Auslagen an. Halt, das konnte gehen. Da waren reizende Fächer. Und er trat ein. Würden Sie mir wohl einen hüb schen Fächer zeigen?" Mit Vergnügen." Und die niedliche kleine Verkäuferin legte ihm eine ganze Menge von Schach teln vor, in denen Fächer aller Art lagen, die sie herausnahm, aufklappte und bewundern ließ. Zu diesem hier würde ich Ihnen wohl am meisten rathen." Und sie klappte einen entiückeuden Fächer auf, mit durchbrochenen Spitzen und einem reizenden Mimaturbildchen a la Watteau" : ein Schäfer, der seiner Schäferin seine nebe erklärt. Ja", sagte wir, der thuts. Und kostet?" Der Preis sagte ihm zu. Der Handel wurde geschlossen. Sonst nichts?" Nein. Ich danke." Handschuhe, Kravatten, Hosenträ- ger, eben aus Paris gekommen. Und sie zeigte ihm die Hosenträger, die sehr, sehr elastisch, sehr schön und sehr reich gestickt waren und auch in ihren Schachteln lagen. Hm, meinetivegen." Und die Ho senträger wurden gekauft. Soll ich beides zusammenpacken?" Um Gotteswillen, nein!" rief der junge Mann aus und wurde feuerroth. Im Gegentheil! Den Fächer bitte, schicken Sie morgen ganz zeitig zu. , Und nun gab er die Adresse Lieschen's an und seine Visitenkarte dazu. Die Hosenträger aber nehme ich gleich mit." Schön." Und Fritz Salden ging, nicht ohne vorher noch einmal einzu schärfen : Aber ganz zeitig, bitte ja?': worauf er ote beruhigendste Zusicherung er hielt,,.. Fritz Salden war spät erwacht ; denn er mar spät zu Bett geganaen. Er dehnte sich und streckte sich, sah nach der Uhr undk Donnerwetter, schon halb zehn !" Nun mußte er aber machen, daß er 'raus kam. Und gerade heute ! Heute, wo er sich in besonderen Staat werfen wollte. heute, wo er noch Blumen bestellen mußte, heute, wo er vor allen Anderen zu rchraders hinwollte, um seine Glückwünsche anzubringen und vielleicht auch Ja, heute war die beste Gelegenheit dazu, und heute, heute suhlte er ivahr hastig auch den nöthigen Muth. Ja, ja,,, heute noch hielt er um sie an, heute oder nie. Und stegesbewugt zog er sich an. Hosenträger?" Hatte er sich nicht gestern ein paar neue gekauft? Ja, da lag i noch die Schachtel. Und er machte sie aus und prallte entsetzt zurück, denn da da lag der Fächer. Wenn aber der Fächer da lag, so hatte man das Andere, die die ... ; O, er durfte gar nicht daran denken. dann hatte man die Hosenträger als sein Geburtstagsgeschenk an Lieschen gesendet ! An Lieschen ! Und er, er hatte heute um ihre Hand anhalten wollen ! O, C! In wahnsinniger Hast sprang er auf, zog sich Hals über Kopf an und stürzte in das Geschäft. .Haben Sie. . ." fragte er athemloS, haben Sie das Packet von gestern schon an seine Adreffe geschickt?" Gewiß, wie Sie eS gewünscht hat, ten, ganz zeitig." Unglückliche, was yavm ei ge, Ihan!" TaS Glück zweier Menschen hatte sie vernichtet! Und nun erzählte er ihr Alles. Was nutzte ihr Bedauern, ihre Entschuldigung : Wir können'? ja zu rückholen lassen." Nein nein, er war verloren, ver loren ! ES gab nur einS. Er mußte selbst hin, die Blumen überbringen, den Fächer, und sich entschuldigen. Es war ja nicht ein Versehen, sondern . . . . Und so hübsch sie auch war, und so gutmüthig er, er hätte die kleine Ver küuferin gern ein bischen erdrosselt. Aber was nutzte das ! Hin zu ihr, zu Fräulein Luise denn Lieschen wagte er sie nicht einmal mehr in Gedanken zu nennen. Und er faßte seinen ganzen Muth zusammen und ging. Den Blumen strauß krampfhaft in der einen, die Schachtel mit dem Fächer in der ande ren Hand. Ja, er ging. Wie ihm aber bei dem Gange zu Muthe war, das frage ihn Keiner, und daß er auf der Stiege am liebsten wieder umgedreht wäre, das ist gewiß. Allein er that es doch nicht. Nein. Er klingelte an den Wohnungsthür, und . . .,. ihm fielen vor Schreck beinahe Blumen und Fächer aus der Hand: sie öffnete ihm. Sie: Lieschen. Ah, das ist schön, daß Sie da sind", rief sie und streckte ihm mit ihren rei zendsten Lächeln die Hände entgegen. Und Blumen auch noch! und noch etwas ! Aber kommen Sie doch, kommen Sie und lassen Sie sich herzlichst danken für die große Ueberraschung." Und sie riß die Zimmerthür auf und Mama", rief sie, dente Dir nur, Herr Salden iff hier." Und sie schob ihn hinein und war selb.r wie ein Wirbelwind fort Ach, lieber Salden", sagte Frau Schrader, Sie wissen gar nicht, was für eine Freude Sie meiner Tochter mit Ihrem Geschenke gemacht haben. Aber sagen Sie mir nur, wie sind Sie hinter ihr Geheimniß gekommen?" Ich ich.. .." stammelte Salden, der absolut gar nicht wußte, wie ihm geschah und um was es sich handelte, Ich--.-" Gott sei Dank aber ließ ihn Frau schrader gar nicht weiter. Nein", lachte sie, und wenn man bedenkt, daß Lieschen so eine Furcht hatte, sie könnten es mißbilligen. Wie aber Ihr Geschenk kam, dieses so finnige Geschenk, da jubelte sie vor Freude, dang nun wußte sie ja, daß feie nicht nur nichts dagegen hatten, sondern " , Son dein?" Das Sie ihr Geheimniß durchschaut hatten und es billigten." Unserem Salden aber wurde ganz wirr. Ein Geheimniß? billigen? und die Hosenträger? Was hatten die Hosen träger mit dem Geheimnisse zu thun? Ehe er aber noch Zeit fand zu fragen, ging die Thür auf und in der Thür öffnung erschien Was? Lieschen in Blusenhemd und Pluder Hose, kokett auf ein Bicycle gestützt. Ueber dem bauschigen Blusenhemd aber die Hosenträger Fritz SaldenS ! Die Hosenträger ! Ein Jubelruf entfuhr Salden's Brust. PipSifon!" Und , Fritz!" klang es zu ihm hin über, und sie streckte ihm lächelnd die Rechte entgegen. Er aber je nun, er begnügte sich damit nicht, sondern zog daS Mädchen ganz an sich heran und: Gott segne Euch, meine Kinder." sagte Frau Schrader und wischte sich eine Thräne aus dem Gesicht. Friß Salden aber ist selig und möchte in seinem Glücke der hübschen Laden mamsell am besten einen Kuß geben, weil sie die Sachen so hübsch erwechselt hat. Sine neue Liebhaberei er Wölfe, Die Prairiewölfe des südlichen Texas find im Jahre 189o zu einer Erweite rung ihres Speisezettels geschritten, die einen werthvollen Beitrag zum Kapitel der Anpassungen n veränderte Lebens bedingungen darstellt. Die Ursache war die ungewöhnlich hohe Temperatur während der ersten Sommermonate. Tag und Nacht hatte eine dörrende Hitze geherrscht, alle Bäche und Quellen waren versiegt, der Durft ein allge meines Laster geworden, als einem Pflanzer in seinem Melonenfelde meh rere Früchte auffielen, die zerdrückt und ihres saftigen Inhalts beraubt waren, so daß nur die leeren Schalen übrig blieben. Bald machten auch andere Pflanzer dergleichen unliebsame Funde, und nachdem man einige Zeit vergebens dem oder den Uebelthätern nachgespürt hatte, gelang es endlich, einen Prairie Wolf auf der That zu ertappen. Dieser geriebene Bursche kam bei Anbruch der Dunkelheit in ein Melonenfeld ge schlichen, suchte sich eine der reifsten Früchte aus und sprang solange mit den Füßen darauf, bis sie zerplatzte und er die spitze Schnauze in den Spalt zwängen tonnte, um zum kühlsaftigen Fleisch der Frucht zu gelangen. Der Spitzbube wurde erlegt, leider aber war er nicht der alleinige Inhaber der neuen Erfindung. Die Tiedstahle dauerten vielmehr fort und nahmen auch nach dem Eintritt ausreichender Regenfülle nur wenig ad. Offenbar haben die Wölfe an dem neuen Nahrungsmittel Geschmack gefunden, und eS steht daher sehr zu befürchten, daß sie in der Folge ihre Räubereien in den Melonenfeldern erneuern werden. N'mk. Zimmerherr (zur Tochter der HauS minhin): Jetzt wohne ich schon sechs Monate bei Ihnen, Fräulein retchen!" Ja. der andere Herr ist erst drei Monate bei uns und hat meiner Schme st schon einen HeirathSantrag ge macht!" Malitiös. Student: Denk' Dir, Pauker, da hat mich gestern unser Bierwirth Seidel einen Ochsen geheißen!" Zweiter: Ja, das weiß ich, lieber Spund, der Seidel ist, wenn er ange soffen ist. ein grober Kerl, der kann Einem die Wahrheit sagen!" Unter gute Freundinnen. Frl. A: Georg Frenzel hat mir in diesem Brief einen Heirathsantrag ge macht. Ich möchte misten, ob er mich wirklich liebt, denn er kennt mich doch erst seit drei Tagen." Frl. B: O, dann licbt er Dich viel leicht wirklich." Ein Scitenstiick, Erster Schusterjunge: Du, Lude. Kennst Du Goethe s Faust?" Zweiter Schusterjunge : Nee, Goethe seine gerade nicht, aber meinem Aieester seine kenn' ich." Ans der Schule. Lehrer: Warum steigt das Oueck silber in die Höhe, wenn man das Ther mometer in heißes Wasser steckt?" Schüler; Weil es ihm unten zu heiß wird!" Unsere Kleinen Also heut' bist Du vier Jahre alt. Käthchen?" Käthchen: Ja. heut' ist mein Ge burtstag und Papa seiner auch." Tante: So, Ihr seid also an dem gleichen Tage geboren?" Käthchen: Jawohl, nur daß Papa ein paar Jahre eher geboren ist, sonst wären wir Zwillinge." Es tarnt vorkommen, daß Nachkommen von gu tem Herkommen mit ihrem Einkommen nicht auskommen, vom rechten Pfade abkommen, in Amerika ankommen, un terkommen und durchkommen, eventuell verkommen und umkommen. Ver Friedensstifter. A: Wir haben uns ja f lang nicht mehr gesehen waS hast Tu denn getrieben?" B: Ja, weißt Du, wie ich neulich beim Schreiner Hobel drüben war, prügelten sich der Meister und feine Frau. Ich wollte sie auSeinanderbrin gen; da haben sie mich wegen HauS friedensbruchs verklagt, und ich mußte dafür drei Wochen sitzen." Unerwartete Vendung, Doctor: Hm, der Kleine sieht wohl aus. Meine Pillen scheinen geholfen zu haden nun, wie hast Du sie denn verbraucht?" Fritzchen: Mit dem Pustrohr; ich hab Sperlinge damit geschossen, Herr Toc tor!" Rücksichtsvoll. Studiosus: Damit mein Alter eine Freud' hat, pump' ich ihn erst im Postscriptum an!" paßt ihm, Gläubiger: Wenn Sie heute nicht zahlen, komme ich nächste Woche mit dem Gerichtsvollzieher." Schuldner: Soll mich sehr freuen, dann spielen wir 'mal einen gemüth lichen Skat zusammen." Unsere Linder. Elschen: Mama, wenn ich einmal Heirathe, bekomme ich dann einen Mann wie Papa?" Mama: Gewiß, mein Kind!" Elschen: Und wenn ich ledig bleibe, werde ich dann eine alte Schachtel wie Tante Anna?" Mama: Allerdings!" Elschen (mit einem Seufzer): Für wahr, wir Mädchen sind doch in jedem Falle übel d'ran!" sie zwei größten Geschäfte. A: Wenn eS allenfalls darauf an kommen sollte, welcher von uns schon im größten Jeschaft anjestellt jcwesen, so muß ich denn doch beiläufig bemer ken, daß Ich derjenige bin. In Berlin flüchtete sich einmal in unser Jeschäst ein au? dem zoologischen Thierjarten entsprungener Löwe. Vierzehn Tage lang habe ich ihn mit dem ganzen Per sonal jesucht, aber nich jefunden " B: Winkeljeschaft! In Elberfcld kam in unser Jeschaft heimlich ein Ke nigstiger. Vierzehn Tage lang hat er Lehrjungen jesreffen, ohne daß eS Je mand jemerkt hat!" jrnmer 8echZftsmann. Grossist: Sie wünschen meine Toch ter zu heirathen?.. .. Was ist Ihr Beruf?" Bewerber: Dichter!" Grossist: Gut, nehmen Se meine Tocdter! Wir brauchen ohnehin 'n Dichter for unsere Reclamen!" Zn itt evten Freude, Professor (zum Freier): .... Meine Tochter ollen Sie heirathen? Ach, mein Lieber, da thun Sie unS ja einen großen Gefallen!" Ban Si'.mtcff. Hans Tchlaukopf nahm ein Weib Bloß weil es ihn verdroß. S st er einen Knopf Mußt' nah'n an Rock und Hos. Wie hat er sich getauscht! Jetzt muß der Arme leider Die Knöp'e nah' auch noch An seiner Liebsten Kleider.