(Eine Merfcchrt. Rovcllellk Don C. Mstcr, Wellen wir heute nicht eine Fahrt nach Arlona unternehmen, gnädige grau? Wie ich heute Morgen ersah ren habe, macht der Dampfer Rügen" von Stettin aus eine Vergugungssahrt nach Arkona und legt um zwei Uhr hier in Saßnitz an. Es ist herrliches Wet ter zu einer Seefahrt sehen Sie nur das blitzende Meer, die schäumenden Wellen !" Er deutet mit der Hand auf das weithin sich erstreckende Meer, das in langen Wogen gegen den Strand von Saßnitz heranrauschte und mit aum psem Brausen an den weißschimmern. den Kreidefelsen emporbrandete. Der ernst blickende Mann mit dem geistreichen Antlitz, daß jetzt die Sonne und Luft der See leicht gebräunt hat ien, und die schöne junge Frau, um deren schlanke Gestalt sich das weiße Ge wand in weichen Falten schmiegte, das prachtvolle aschblonde Haar aufgelöst über die Schulter herabhangend, damit es nach dem eben beendeten Bade in der Morgensonne trockne, standen auf dem üußerften Ende des schwankenden Ste ges, der, eine Fortsetzung der Strand Promenade bildend, sich an den Kreide seifen von Saßnitz entlang weit in die See hinaus erstreckt. Die großen, tiefblauen Augen der jungen Frau schweiften sinnend über die wogende See und schienen sich in die nebelblaue Ferne des Horizontes träu mend zu verlieren. Um ihre Lippen schwebte ein leichtes, kaum bemerkbares Lächeln, wie ein verlorener Sonnen strahl durch das Laub brechend, zitternd und schüchtern eine eben erblühte Rose umkost und umschmeichelt. Dann wanden sich ihre Augen lang sam dem Herrn an ihre Seite zu. Sagten Sie nicht, Herr Doctor, daß sich der Wellenschlag des Meeres zu verstärken scheine und wir stürmisches Wetter bekommen wurden?" Ein Lächeln flog über das Geficht des Herrn. Fürchten Sie sich vor den Wellen des Meeres, gnädige Frau?" Ich fürchte mich nicht, aber " Aber es ist unangenehm bei starkem Wellenschlag auf der See. Sie haben recht, gnädige Frau verschieben wir unsere Fahrt." Ein leichtes Roth stieg in ihren Wan gen empor, sie senkte die Augen und entgegnete in leichter Befangenheit: Dennoch möchte ich es wagen ich er warte Bekannte mit dem Rügen" heute Morgen empfing ich den Brief , . " Ihr Vetter? der Rittermeister von Heaendorn? ! Ja, mein Herr Doctor, der Herr Rittmeister von Heckendorff ! Ist Ihre Neuaierde nun befriedigt !" Es war nicht Neugierde, gnädige Fru...." Nur ein wenig Eifersucht, gestehen Sie es nur ! doch es ist Zeit, daß ich heimkehre," setzte sie dann rasch hinzu, scheinbar in der Absicht, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben. Wer den Sie mich begleiten?" Wenn Sie gestatten, möchte ich mich hier verabschieden. Ich wollte jenen Felsen. von den schaumenden Wogen umwallt, skizziren heute scheint mir die richtige Stimmung." Nun denn adieu ! Aber vergessen Sie nicht, heute Nachmittag um 2 Uhr am Dampfer "' Also ich darf mitfahren? Trotz des Herrn Rittmeisters,..." Wenn Sie mich nicht erzürnen wol lcn, so seien Sie pünktlich zur Stelle trotz des Herrn Rittmeisters." Sie reichte ihm lächelnd die schlanke weiße Hand, die er rasch ergriff und an die Lippen zog. Ihr Auge ruhte mit warmem Ausdruck auf seiner leicht ge beugten Gestalt, dann löste sie ihre Hand sanft aus der seinigen, nickte ihm noch einmal freundlich lächelnd zu und schritt leicht und sicher den schmalen, schwankenden Steg entlang, an dessen Pfeilern die Wellen schäumend empor spritzten. Eine Weile schaute der Zurückblci dende mit sinnendem Blick der schlan ken, zierlichkrästigen Frauengestatt nach, iii ein Felsenvorsprung sie verbarg. Dann seuszte er leise auf und wandte sich dem Meere zu, sein Skizzenbuch zur Hand nehmend. Aber die Arbeit wollte ihm nicht gelingen, mißmuthig schob er das Buch in die Tasche zurück. Tann suchte er sich in dem Steingeröll des Strandes ein dicht am Meer gelegenes Felsftück auS, setzte sich daraus und starrte trüben Auges auf die weithin rollende See. , Welch' ein Thor war er, hier seine Zeit zu verträumen? Daheim harrten die Sammlungen, die er von seiner letz ten großen Reife zurückgebracht, der Ordnung und der wissenschaftlichen Be arbeitung. Nur wenige Tage der Er holung hatte er sich auf dem meerum rauschten Rüien gönnen wollen, und jetzt hielten ihn die blauen Augen und die dlondon Locken Frau Wanda's schon . seit vierzehn Tagen seft in Saßnitz, und er vermochte sich nicht loszureißen aus I den Banden, welche die Anmuth der jungen schönen Wittwe um sein Herz geschlungen. Er war mit ihr im Hotel Fahrenberg an der Tadle d'hote zusammengetroffen. Ihr Liebreiz, ihre schelmische Laune hatte den ernsten, stillen Gelehrten an gezogen, entzückt, und doch mußte er sich sagen, daß seine Liebe hoffnungslos war, denn ihre Charaktere schienen zu verschieden, um für einander ein dauern des, tieferes Jntereffe empfinden zu kön nen. Sie liebte die Heiterkeit, den llber sprudelnden Scherz, er war ein stiller, ernster, zurückhaltender Mann, dessen naturwissenschaftliche Studien ihm keine Zeit gelassen, die liebenswürdigen Galanterien des Lebens, der Gesell schaft zu pflegen. Beim Lawn Tennis Spiel, das sie leidenschaftlich betrieb, stand er stumm zur Seite; er verstand da Spiel nicht; wenn Frau Wanda auf den Soireen sich der jugendlichen Freude des Tanzes hingab, mußte er abseits stehen, er konnte nicht tanzen, jeder ritterliche, gesellschaftliche Sport, den sie liebte, war ihm fremd, und oft scherzte sie über seine ernste Pedanterie in gesellschastlicher Beziehung. Ihr Ideal schien die männliche Kraft, die vor keiner Schwierigkeit zurück schreckte. Wie hatte sie ihn geneckt, als er sie warnte, sich dem schwankenden Fischerfahrzeug anzuvertrauen, als er besorgt um sie war, als sie einst an dem steilen Felsen der Küste emporkletterte und keck auf dem Gipfel des Felsens stand, mit dem Tuch wie zum Abschied einem Dampfer winkend, der drüben auf der Höhe der Arkona in die dunkel blauen Wellen tauchte ! Wag half es ihm, daß er weite ge fahrvolle Reisen in ferne Welten unter nommen? daß er unerforschte Länder durchzogen, wo ihm täglich der Tod von der Speerspitze eines Eingeborenen ent gegengedroht? daß er auf halbwildem Roß die Pampas von Südamerika durchflogen er getraute sich nicht, diese Erlebnisse zu erzählen, sie sah ihn mit solch spöttischem Lächeln an, wenn er einmal davon zu erzählen begann Sie glaubte ihm nicht, der kecke Walze muth des Mannes war ihm ja versagt; es hatte sich bei seinen Reisen nicht um romantische Abenteuer gehandelt, smi, dein um wohl vorbereitete, Wissenschaft, Ilche Erpeditionen. Es lag nicht in seinem Wesen, die Gefahren dieser Ep peditionen hervorzuheben; erzählte er von ihnen, dann waren nicht die fahren ihm die Hauptsache, deren er kaum erwähnte, sondern die missen, schaftlichcn Ergebnisse und für diese schien sich die schöne junge Frau nur sehr ooerstachlily zu interesflren. Ihr Ideal war der Rittmeister v. Heckendorff, der schon einmal sie besucht hatte und den sie heute wieder erwar tete! Der schöne kräftige Reiteroffizier mit den blitzenden Augen, den keck lachenden Lippen und dem kühnen Hel, denantlitz, das einem Maler zum Modell für einen troianischen Heros hätte 6ie nen können! der unermüdliche flotte Tänzer, der elegante Tennis-Spieler, der unerschrockene Steeplechase Reiter. dessen Name auf allen Rennplätzen Teutschlands bekannt und berühmt war. Welch eine Thorheit von ihm, dem stillen Gelehrten, sich mit dieser Heldew natur messen zu wollen! Ncch diese eine Fahrt durch das schäumende Meer an ihrer Seite," flüsterte er vor sich hin, und dann will ich Abschied nehmen von ihr und von der schönen Hoffnung meines Lebens,..." In weitem Bogen fuhr der Dampser Rügen" in den Hafen von Saßnitz ein. Tie Musik spielte eine luliqe Weise, die Fahnen und Wimpel flatter ten in dem Winde, und dicht gedrängt standen die Passagiere auf dem Deck, mit den Hüten und Tüchern der Menge auf dem breiten Hafcnquai zuwinkend. Das Kommando des Eapitüns ertönte ein schriller Pfiff ein stärkeres Rauschen nnd Brausen der Schraube dann drehte der Dampfer an der Ouai mauer bei und lag leise schwankend aus dem ruhigen Wasser des Hafens. Die Laufbrücken sielen, und die Reisenden strömten heraus. Gnädigste Cousine da bin ich!" Mit lachendem Auge streckte der schöne krästige Herr im eleganten Reiseanzug der jungen Frau die Hand entgegen, und erröthend und doch mit freudig aufblitzenden Augen legte sie die Rechte in seine Hand. Also doch Wort gehalten, Erich?" Zweifelten Sie, Wanda? Wo es galt, Sie zu sehen " Schmeichler. Wollen Sie nicht unseren Doctor begrüßen?" Ah, Doctor Wendtland, Sie auch noch hier? -? Glaubte Sie schon längst wieder bei ihren Kräutern und ausge stopften Bogeldälgen " Zu denen ich allerdings auch morgen zurückkehren werde, Herr Rittmeister." Viel Vergnügen," lachte dieser. Doctor Wendtland wandte sich ab. Er bemerkte nicht das leichte Erschrecken Wanda's. Was beginnen mir heute?" fuhr der Rittmeister fort. Doctor Wendtland meinte, ein Aus flug nach Arkona sei sehr lohnend, der Rügen" fährt in einer halben Stunde weiter. Aber ich sehe, das Meer ist sehr bewegt geworden " Wir werden uns doch vor dem bis chen Wellenschlag nicht fürchten?" lachte der Rittmeister. Habe aus der Fahrt von Stettin nicht den geringsten Anflug von dieser scheußlichen seelraniyeit ge, spurt. Mir thut daS Meer nichts. . . " So fahren wir denn." Man begab sich auf das Deck des Dampfers, der leicht unter dem Ardei ten der Maschine erzitterte. Rittmeister von Heckendorff stellte seine Eousine, Frau Wanda von Spörier. und den Dr. Wendtland, berühmten Gelehrten in trockenen Kräutern und ausgeftcpslen Vogeldölgen". der Gesellschaft vor, die mit ihm von Stettin gekommen war, und bald saß man im lebhaften mun leren Gcplauder unter dem schützenden Zeltdach des Decks. Die Musik spielte, ein Hurrah vom Lande ertönte, die Schraube griff ran sehend und brausend in die Wellen, und hinaus dampfte der Rügen" aus dem Hasen in die hohe See. Tie Sonne glänzte strahlend am wolkenlosen Himmel, weithin erglänzte im lichten Blaugrün die wogende See, die in langen schaumgelrönten Wellen daher rollte, über die der Dampfer, gleich einem edlen Roß über eine wellen förmige Ebene, in stolzem Aus und Ab dahineilte. Die Möwen umflatterten das Schiff und wiegten sich aus den stärker an, schwellenden Wogen. Ein steifer Oft wind thllrmte die Wellen zu höheren Massen auf, und schon spritzten einige schäumende Wellen über oas Reeling des Decks. Eine herrliche Fahrt!" flüsterte Wanda ihrem Vetter zu, der merk, würdig still geworden war. Ja, allerdings" entgegnete er zcr, streut. In diesem Augenblick legte sich das Schiff stark auf die Seite. Tische und Stühle wurden fortgeschleudert, die Da, men in der Gesellschaft schrieen erschreckt auf, die Herren suchten sich den Anschein völliger Gleichgültigkeit zu geben. Aber einer nach dem anderen aus der Gesell schast verschwand die verstecktesten Winkel des Schiffes wurden aufgesucht die Matrosen und Stewards gingen mit leichtspöttischem Lachein einher und ans fen hlllfreich den blaffen, schwankenden Gestalten unter die Arme, um sie in die Cajüte zu geleiten. Verteufelte Geschichte solch eine Meeresfahrt," brummte der schöne Rittmeister und ein eigenthümlicher Zug zuckte um seinen mattlächelnden Mund. Na, Vetter, Sie werden doch nicht seekrank werden?" Ich seekrank? Nein, so weit sind wir noch nicht! Will doch einmal sehen, ob das Meer stärker ist als ich! Kellner einen Cognac " Es war gewiß schon der fünfte Eog nac, den der schöne Rittmeister als Mit tel gegen die häßliche Seekrankheit zu sich nahm. Doctor Wendtland lächelte ein wenig schadenfroh, ihm that die See nichts. Der Rittmeister stürzte den Cognac hinunter da neigte sich das Schiff wieder stark zur Seite Entschuld! gen sie mich, Cousine einen Augen blick" und der Rittmeister stürzte davon. Wir hätten heute nicht fahren sol len, gnädige Frau," sprach Doctor Wendtland leise zu Wanda, der Wind hat sich verstärkt, und auf der Höhe von Arkona herrscht ein sehr starker See gang." Ich fürchte mich nicht," entgegnete sie stolz. Das setzte ich auch nicht voraus aber blicken Sie um sich! Wie sieht es in der vor Kurzem noch so fröhlichen Gesellschaft aus." In der That kein anmutbiger An blick." Sind Sie seefest, gnädige Frau?" Ich glaube es zu sein." So möchte ich Ihnen einen Vor- schlag machen. Kommen sie mit mir auf die Kommandobrücke ich kenne den Kapitän, er wird uns gestatten, daß wir dort verweilen, Sie erden von der Brücke aus einen interessanten An- blick genießen." Er bot ihr den Arm und führte sie sicher über das schwankende Schiff, die Treppe hinauf zur Commandodrücke. Halten Sie sich an der Barriere fest, gnädige Frau " Ihre Hände legten sich fest um die Messingstange des Geländers, das die Brücke einfriedigte, und ihr Blick schweifte mit Entzücken über das jetzt in mächtigen Wogen daherrollende Meer bis hinüber zu den waldgekrönten Fel fen von Lvhme und Stubbenkammer mit dem mächtigen Felsenvorsprung von Arkona, deffen Leuchtthurm gleich einer schlanken Säule gen Himmel ragte. Ter Dampser hob und senkte sich im harten Kamps gegen die anftür menden Wogen. Hoch auf spritzte der Schaum an dem Bug und überschüttete das Deck mit kleinen Spritzwellen. Es war ein herrliches, stolzes, freies Ge fühl, wenn sich der Dampfer empor bäumte und eine Weile aus der mächti gen Woge schwebte, um dann wieder hinabzugleiten in den dlaugrunen Ab gründ deS Meeres. Wanda's Augen blitzten in stolzer Freude, ihre Wangen rötheten sich und in tiefen Athemzügen hob sich ihre Brust. Welch' herrliches Schauspiel !" flüsterte sie. Er stand schweigend neben ihr; sein Auge ruhte mit innigem Ausdruck auf ihrem erregten Antlitz; schmerzhaft zuckte sein Herz bei dem Gedanken, das schöne stolze hochherzige Weid an den Ritt meifter, den glänzenden Lebemann, ver lirar. zu sollen. Weshalb sprechen Sie nicht, lieber Doktor?" Die Größe der Natur macht uns schweigsam," entgegnete er leise. Des halb bin ich auch wohl ein stiller, schweigsamer, wenig interenanler Ee sellschafter geworden ich lebte zu viel in der großen Natur ihr gegenüber dünkte mir das Menschenleben so klein, so unendlich klein " Wanda senkte das Haupt. WaS ist Menichenkraft, Menschen witz. Menschenheldenthum gegen die ge waltige Natur", fuhr er lebhafter fort. Der Geist der Natur winkt und Städte stürzen zusammen die festesten Mauern wanken und bebend und rathlos steht der Mensch! Ein Wind hauch weht über daS Meer und gleich einem geknickten Grashalm liegt der stolzeste von uns darnieder e'il elcn der, schwacher Mensch ! Ruhm und Größe Kraft und Stolz sie sinken alle dahin vor der gewaltigen, erhabe, nen Einfachheit der Natur !" Sie haben recht", erwiderte sie flüsternd, all unsere Kraft, all unser stolz ist eitel und nichtig. Wie thöricht sind wir, auf unsere Kraft zu pochen , . . , , Schweigend standen sie nebeneinan der. Unter ihnen erzitterte der Dampfer im schweren Kamps mit den rauschenden Wogen, die Maschine ächzte und stöhnte, wie ein in übermäßiger Arbeit ringen der Mensch und die Wogen rauschten vorüber in ewigem Einerlei, in ein sacher Größe, und der Wind sauste durch das Takelwerk der Masten und die Sonne strahlte in ewigem Glanz von dein Himmel nieder auf das kämpfende Schiff auf die schwachen Äcenschlein Sie wollen Saßnitz morgen schon verlassen, Herr Doktor?" fragte sie zögernd nach einer Weile, Ich bin es mir und Ihnen schuldig, gnädige Frau." Ich verstehe Sie nicht!" C, Sie verstehen mich sehr wohl, gnädige Frau. Laßen Sie mich hier angesichts der großen Natur Lebewohl sagen in jener Gesellschaft da unten erwartet Sie ein anderer ein glück licherer Mann, in seiner Gegenwart sande ich nicht das richtige Wort, um Ihnen sür Ihre Güte, Ihre Freundlichkeit zu danken " Sie streckte ihm die Hand entgegen. Sie dürfen mich nicht verlas sen " Wanda? !" Nein, nein, Sie dürfen nicht von mir gehen nicht jetzt nicht, wo jener Mann mir nahe ist ich ich fürchte mich vor ihm ich will mich schützen vor mir selbst, . , " Wanda und diesen Schutz soll ich Ihnen bieten ?" Ihre einsache Größe Ihre erha bene Gedankenwelt. .." Wanda. Sie wiffen nicht wie glück- lich Sie mich machen?" Ihre Hände ruhten warm und innig ineinander. Sonst schmiegte sie sich an seine Seite und blickte lächelnd zu ihm auf, während eine tiefe Gluth ihr Ant litz überflammte. Jetzt erst habe ich Sie verstanden. Bernhard", flüsterte sie. Jetzt erst weiß ich, daß ich Sie nur Sie liebe . . . . " Er wollte sie aufjauchzend im Herzen an sich ziehen. Sanft entwand sie sich seinen Armen. Nicht hier, Geliebter", flüsterte sie.... Hallo, Herr Doktor !" ertönte da die Stimme des Kapitäns, der eben vom Deck herauf kam. Noch immer hier oben? Furchten Sie sich nicht, gnädige Frau?" Ich fürchte nichts mehr in der Welt", sagte sie mit stolzem, strahlen dem Lächeln zu dem Geliebten auf blickend. Da unten sieht's allerdings fürchter lich aus", lachte der Kapitän. Wir müsien umwenden. Bei diesem See gang erreichten wir Arlona doch nicht, und die Menschen sterben mir da unten vor Angst und Schrecken. Bleiben Sie nur ruhig hier oben, gnädige Frau ..." Er trat an das Sprachrohr und rief einen Befehl hinab. Tie Maschine stockte einen Augenblick, dann arbeitete sie mit doppelter Kraft. Das Schiff ächzte und stöhnte und knarrte in allen Fugen. Tie Schraube schlug wie rasend die schäumenden Wellen der Dampfer legte sich scitsmürts fast ganz auf die See, die Wogen spritzten über das Deck einige Schreckensrufe ertön ten dann richtete sich der Dampfer wieder empor, er hatte den neuen Kurs genommen und flog in rascherer Fahrt dem Hafen von Saßnitz zu. Hand in Hand saßen sie da, die sich auf wogender, schäumender See im An blick der gewaltigen Natur gefunden, und blickten hinaus auf das Meer und hinauf zur strahlenden Sonne und sahen sich lächelnd in die Augen und verstan den sich ohne Worte. Ter schützende Hafen von Saßnitz war erreicht. Wollen wir jetzt hinuntergehen. Wanda?" Sie nickte ihm zu und legte ihre Hand in seinen Arm. Auf Deck trat ihnen der Rittmeister entgegen. Ach wohin war sein Stolz, seine Schönheit geschwunden? Geldlichgrün erschien sein verzerrtes Gesicht, die Augen blickten starr, um die Lippen zuckte es schmerz lich und wehn.llthig hing der lange, sonst so keck empor gewirbelte Schnurr bart nieder. Armer Vetter", lachte Wanda. DaS Meer ist doch stärker als Sie !" Hol der Henker das Meer. Ich fahre mit der Eisendahn zurück " Tars ich Ihnen vorher meinen Bräutigam vorstellen,..." Wie waS ah, Herr Tok tor Wanda.." Der gute Rittmeister war sprachlos. Der Doktor streckte ihm gutmüthig lächelnd d Hand entgegen, Gegen die Allgewalt der Natur ist ... m4in (rr WittmiHr Nickis 111 machen, öerr Rittmeister." ; Hol der .... na. ich wünsch von ! Herzen Glück! An diese Seefahrt werd ich mein lebenlang denken! " llk)cIznil. line l'iilu (kichichie roti Ct,rir ityllrv Laura stand am Fenster, drückte das glühende Gesicht an die angehauchten Fensterscheiben und weinte leise vor sich hin; Bob, ihr Gatte, stand in der Ecke seines armseligen tüdchcnS, geistcs, abwesend starrte er vor sich hin, tiesci Weh im Herzen. Jcdcsmal zuckte es wie ein üM,tz über sein vcrwettertes, hartes Gesicht, dann fuhr er mit der flachen Hand llber's Auge und athmete tief und schwer auf. Im Kinderbettchen an der Wand lag der fünfjährige Gcedy, seiner Eltern einziges Glück, krank darnieder. Der schwache Brustkorb hob und senkte sich, vom stoßweisen, fliegenden Athem getrieben; die eingefallenen Wan gen bedeckte hohe Röthe. und die klaren, hellen Kinderaugen hatten schon jenen überirdischen, geisterhaften Glanz an sich, der dem Sterbenden eigen ist. Geedy," rief der Vater mit schwe rer, thrünenerstickter Stimme, mein Geedy!" Aber Geedt, antwortete nicht, Geedy blickte unverwandt zur Decke empor; jetzt streckte er seine Hündchen aus, als ob er vor sich etwas sehen würde , und die fiebernden, glühenden Lippen murmelten fort und fort einen Na men . . Nankee-Johnny" Aan- lee-Joynny AIs der kleine, pausbäckige Geedu noch gesund war, als er noch lachend und lustig im Hofe mit den anderen Kindern herumspielte, mit dem großen, zottigen Hoshunde sich herumbalgte, Papa am Barte zauste, wenn dieser ihn ans seinem Knie herumreiten ließ da besuchte er einst mit Vater und Mut, ter den großen Cirkus. Nichts aber belustigte Geedy und die anderen Kin der es war eben eine Kindervorstel, lung so sehr als das Auftreten des Clowns Zlankee-Johnny". Heii a! Wie er berumsvrana. und seine Tollheiten zum Besten gab; und wie schön er aussah in der rothen Per, rücke, die dom mehligen, weißen Gesichte abstach! Vankee-Johnny" war aber auch so lustig, so lustig . . . Und Geedy dachte fort und fort an ihn. Geedy wollte .,?ankeeJobnnv" sehen. Warte, bis Du gesund wirst, bis der Arzt erlaubt, daß Du ausgehst, dann wird Dich der Vater in den Circus wie- der mitnehmen; da wirst Tu Zjankee Johnny" wieder sehen." Nein," begann Geedy und weinte. nein jetzt Nankee-Jobnnn" letzt." Ter Arzt schüttelte den Kopf und die arme Mutter weinte. . Der Vater aber suchte die letzten paarMünzen hervor, die ihm vom Lohne geblieben sind ach, der ganze Lohn wanderte in die Apotheke und machte sich auf den Weg in die Stadt. Dort kaufte er ei nen rothen Johnny" mit ausgebreite ten Armen und Tschinellen. Wenn man ihn an die Brust drückte, so schlug er die Hände zusammen und die Tschi nellen erklangen. Sorgfältig wickelte er seinen Schatz in Seidenpapier ein, schob ihn in die Rocktasche und eilte heim. Geedy hier ist Yankee-Johnny"!" Er übergab ihm die kleine rothe Holz puppe. Nein!" weinte Geedy will ,,?)an kee Johnny" jetzt jetzt!" Draußen stöberte der Schnee, daß seine Flocken einen wilden Reigen auf führten; pfeifend fuhr dazwischen der Wind, heulte in seinen höchsten Klage- tönen, daß eS zischend über die verödete Straße dayinbrauste Tie arme Mutter stand am Kopfende des Kinderbettchens, in dem Geedy lag. Thräne auf Thräne rieselte ihr über die Wange und fiel auf die matie Stirne des Kindes; daneben stand der Vater, die Arme verschlungen, die düsteren Augenbrauen gesenkt, in seinem In nern arbeitete es, tobend und wild, daß das arme Vaterherz sich fast ver blutete;. . , .da lag vor ihm sein Geedy, sein Kind, für das 't durch Sturm und Wetter allen Welten hätte Trotz bieten können, da lag der arme Geedy, ein Opfer des tückischen, schleichenden Fie bers den Tod auf der Stirne Geedy hatte die Augen bereits ae schloffen. Ter Arzt, der eben fortge gangen, hatte blos stumm mit den Achseln gezuckt, er hatte keinen Trost mehr für die unglückliche Mutter, für ! den armen Vater. Ta bewegte Geedy seine Lippen. Rasch beugte sich der Vater nach vorne sein Kind, das im -terben lag, flüsterte einen Name Zjankec Jobnny!" Tief aus seufzte der Vater. Ich will's versuchen," sagte er zur Frau, griff nach Hut und Stock und eilte hinaus in das Unwetter, eilte kotz wilden Schneegestöbers in den Eirlus. Und wenn der Wind ihm die eisigen Flocken in'S Gesicht jagte, wenn es ihm um die Augen brannte und schmerzte, er fragte nicht darnach er eilte fort und fort. Temüthig bat er den Portier um die Adresse von Yankee-Johnny". Ter , Portier musterte den Frager und nannte eine der vornehmsten -trafen ?iew Bork's. Bob eilte dorthin. Es fror ihn der ! die innere Hitze verzehrte ihn er dachie 'nur sltl sinn slrmM frnn!n fiWhn nur an seinen armen kranken Geedv, und dieser Gedanke geb ihm gewaltige ran. Bor einem eleganten Hotel machte er j Halt. Sein ganzer Muth war ge schwundcn, da wohnen nur vornehme Herrschaften, wie toll er vor den KircuSclowu hiutrcten, aber in feine Ohren tönte es fort und fort Geedy's Flüstern 'lanlcc Johnny"; schweren Herzens be trat er die elegante Marmortrcppe. Im ersten Stocke machte er Halt. Da stand er vor der Wohnung des Clown. An der Thüre war ei Mcssingschild be sestigt. auf dem eingravirt stand: Harry Rosthaivn, " Bob zog an der Klingel; ein Diener öffnete ihm. Kann ich Herrn Harry Rosthawn sprechen?" Sie wünschen?" Der scharfe Ton deS Dieners er schreckte Bob; er hätte am Liebsten in kehren mögen. er hatte allen seinen Muth ganz verloren. Ich habe ihn dringend zu sprechen," stammelte er in bittendem, flehentlichem Tone. Er wurde vor Zlankee-Johniiy" ge führt; wie erstaunte aber der einfache Bob, als er statt des rothhaarigc Clowns mit eingepudertem Gesichte und breiten weißen Pluderhosen, vor sich einen ernsten würdigen Herr erblickte, der behaglich iin gepolsterten Stuhle saß und seine Pfeife rauchte, dazu aufmcrk sam die Zeitung lesend. Bob drehte erlegen den Hut in der Hand, und wagte nicht seine Bitte vor zubringen; der ernste Herr hatte aber aber ein so mildes liebes Gesicht, daß er sich endlich das Herz nahm und zu sprechen begann; aber in der Mitte sei ner Rede mußte er zu weinen anfangen, er wendete sich cb und trocknete die Thränen. Zlankce-Johnny" war ausgestan den: Weinen Sie nicht, lieber Mann, wir treffen Ihren Geedy hoffentlich noch am Leben." Einige Minuten darauf saßen Beide im Schlitten und fuhren hinaus in die Vorstadt. Sie traten in's Zimmer; noch immer stand die bleiche Frau an derselben Stelle, jeden Hauch ihres Kindes be wachend. Heiffa, Heiffa!" schrie Yankee Johnny", warf den weiten kostbaren Pelz ab, fuhr mit der Hand durch die rothe Perrücke und machte seine Sprünge. Geedy wendete sich langsam um, öffnele die glanzlosen, verloschenen Augen, und starrte die Erscheinung an, dann aber begann der arme Geedy herzlich zu lachen, klaschte freude trunten in die abgemagerten Händchen und schrie mit AankeeJohnny" um die Wette: Heiffa! Heiffa, Yankec Johnny"!" Ein mehlbestaubtes Gesicht, mit rothen Flecken an der Nasenspitze und den Backenknochen beugte sich über Geedy's Gesichtchen, und die Lippen des kranken Kindes berührten sich mit den Lippen des Cirkus-Clowns. Und er kam alle Tage berausae- fahren, uud machte alle Tage dem kranken Geedy seine Künste vor, und Geedy klatschte in die Händchen und ilachte, und wurde von Tag z Tage im Geüchtchen voller, gesünder. AIs endlich brausen die Frühlings- sonne spielte und Lerchen himmelaus wärts stiegen, um Gottes Herrlichkeit zu preisen, konnte Geedy zum ersten Male ausgehen, und er besuchte mit dem Vater den Cirkus, denn Vankee Johnny" hatte ihm Freikarten ge schenkt. Vater Bob sparte, und bis er nach langer Zeit genügend zusammen , zu haben glaubte, machte er sich mit Geedy aus den Weg zum Janlee Johnny". Sie wurden Beide lieb ausgenommen. Und was bin ich schuldig?" frug zitternd Bob. Einen Händedruck!" erwiderte der Cirlus-Clomn, und da er Bob's Hand drückte, fühlte er, wie eine glühende Thräne eines glücklichen Va ters darauf fiel. Gegenseitig Vorstellung. General von der Tann war ein lci denschaftlicher Theaterfreund, und so versäumte er denn auch nicht im Jahre 1880 die Muftervorstellungen in Mün chen zu besuchen. Eines Tages wurden die gastirenden Künstler mit den ersten Kräften der Münchener Hofbühne zur königlichen Tafel gezogen. , Unter de Repräsentanten des Hofes befand si4L auch General von der Tann, der da mals Gencral-Adiutant des Königs' war. Vor der Tafel unterhielt man sich lebhaft. An einem der Fenster stand Franziska Ellmenreich, die in der Rolle der Jungfrau von Orleans" ihre schönsten Triumphe feierte, im Ge sprach mit dem General-Jntendantcn begriffen, dem plötzlich der General vrn der Tann auf die Schulter klopfte. Excellenz befehlen?" Ach, bester Herr Intendant, wür den Sie nicht die Güte haben, mich mit Frau Ellmenreich bekannt zu machen ?" Mit vielem Vergnügen." entgegnete der Intendant, den greisen General der grocn unftlerin zuführend; aber eine Vorftelluna ist zwischen den fterr schasten wohl überflüssig der Erode. rer von Orleans die Jungsrau v:n Orleans !" prompte Vcdirnung. Gast: Kellner, wie lange find Sie schon hier?" Kellner: Seit vier Wochen!" Gast: Tann waren Sie allerdincz noch niqk va. als ich mein Leeistcal stellte."