in Duell. l'urloaff von VotljiU Schmidt. ES flieht nicht nur unmögliche Dinge in der Welt, sondern auch unmögliche Menschen, Caricaturc, die. wenn sie uns in Bncbern beaeanen würden, uns nimmermehr glaubhaft erscheinen möch Jen. Solcher Mensch war Hugo,,,. nun, nennen mir ihn Standle, mit leichter Aenderung des Namens. Ich sage, er war, denn er ist nicht mehr. Einige Schaufeln Erde und sieben Jahre Weltgeschichte decken seine Gebeine. Er hat mich manchmal, ohne es zu wollen, lachen gemacht im Leben und manchmal auch im Tode, wenn ich mir ihn u.r stellte in Aussehen, Worten, Thaten und Keberden, als er freudig das Licht noch sah, der arme, gute, dumme Kerl. Das Komischste an ihm war der Kon. traft zwischen Sein und Schein, zwi schen dem, was er war, und dem, was er zu sein meinte. Zu sein meinte er ein sogenannter Schwerenö ther", der durch die Vorzüge eines Adonis, durch die Schneidigkeit eines Gardelieutenants, durch Witz und Wis sen den Müdels die Köpfe verdrehte. Man denle sich einen Menschen von einigen zwanzig Jahren, schmächtig und engbrüstig, mit krummen Säbel deinen. Dieses eigenen Defektes muß sich Standke bei aller Jch-Blindheit doch wohl bewußt gewesen sein, denn er trug, ihn zu verdecken, stets Bein kleider von erstaunlicher BreitenDimen fion. Aber es half nichts. Die Hosen, de er anhatte, waren halt immer krumm. Zum Ueberfluß war noch die Haltung des Körpers eine sehr nachia sige. Er ging oder saß immer mit weit nach vorn übergebeugtem Rumpfe, gleich einem Menschen, der sich in uner träglichen, schier besorgnißerregenden Nöthen deS Leiblchmerzes befindet. Hugo Standke war Reisender in Tuchen en gros. Zwei konträr ein ander entgegengesetzte Intelligenzen müssen in ihm gewohnt haben. Als Kaufmann war er durchaus tüchtig, sein HauS schätzte ihn als einen sehr flotten Äerkiiufer, der unter den aller schwierigsten Verhältnissen die Waaren an den Mann zu dringen verstand. Im gesellschaftlichen Berkehr dagegen wurde er von Jedermann zum Narren gehal ten. Das kam von seinen Eigenheiten. Zunächst machte er täglich im Durch schnitt zwei bis drei Eroberungen. Frauen und Mädchen, natürlich schön wie der Tag, verliebten sich, ohne Un terschied der socialen Stellung, in ihn. Bald war es das Zimmermädchen im Hotel, bald war es eine Gräfin, bald irgend eine andere, geheimnißvolle ezo tische Dame, bei der Standke kommend, sehend, siegend reuffirte. Auf Mitthei lung näherer Details ließ er sich indeß nie ein : er war zu phantasielos, um die typische Aufschneiderei mit neuen, individuellen Zuthaten von Fall zu Fall zu würzen. ' Ein anderer kurioser Zug an ihm be stand in der Sucht, mit einer Talmi bildung zu prahlen. Er verfügte von der Quinta des Gymnasiums her über ein Dutzend lateinisller Vocabeln. Jr gendwo und mann hatte er dann später auch ein paar französische und englische Brocken aufgeschnappt, die er beständig wiederkäuend in einer lotternden Ma nier zu sprechen bei der Unterhaltung vorbrachte. Sah er in einem öffent, liehen Lokal oder einem Privathaus ein Klavier, so stürzte er darauf los und spielte, den Kops melancholisch seit' Worts neigend, mit viel Gefühl und wenig Gehör ein Stück oder vielmehr sein Stück, das einzige, das er wußte: die nicht mehr ganz ungewöhnlichen Klofterglocken Er wurde beständig geuzt: Herr Standke, erzählen Sie doch mal Ihr in tereffanteS Abenteuer mit der Baronin Esterhazy Klusuly!" Und er lächelte geschmeichelt und mit derholte stotternd selbstgefällig das von uns Allen tausendmal gehörte: Als ich vor zwei Jahren zu Berlin in der Frie drichstraße spa z ziren ging.. Standke, spielen te doch was; Sie haben einen so ausgezeichneten to schlag!" Und eh' noch die Bitte ausgesprochen war, lauteten zum größten Gaudium der Kumpane die unvermeidlichen Klo, fterglocken". Harmlos war er bis zum Erceß. Man konnte ihm einreden, was man wollte; er glaubte es. Er fühlte sich sehr geehrt, mit uns, die wir meist Studenten in jüngeren Semestern waren, verkehren zu dürfen. Tiefer Borzug kam ihm übrigens häufig genug theuer zu stehen, denn obgleich er immer .wahrhaftig" heute nicht bei aKaKaffe war und auf Ehre" so eben die letzte Cigarre anzündete, tran ken wir gewöhnlich auf seine Kosten und rauchten von seinem CigarrenBor rath. Seine Gutmüthigkeit kannte keine Grenzen. Ich habe ihn nur einmal er zürnt gesehen, und er hatte große Ur suche dazu. Wir hatten in größerer Anzahl in Begleitung von jungen Da wen, worunter eine, die er besonders auszeichnete, einen ConntagsauZflug gemacht. Nach Tisch hielt die ganze Gesellschaft aus schattig.kühler Waldleifte Siesta. Da eine anstrengende Fußtour bneiti hinter uns lag, schliefe einige von den AuZflüglent bald ein auch Standke. Ein zu dummen snelchen Ein zu dummen stets aufgelegter Pharmaceut machte sich nun insgeheim daran, mit Cochenille, die er in einem Flüschchen zufallig bei sich. II hatte, die. abstehenden Ohren , StandkeS roth zu färben. Der dumme Jungenstreich ließ sich nicht ungeschehen machen. Wer schildert das Erwache? Das war ein Girren und Gackern, ei Schreien ud Johlen in der Ge ellschaft, die in Jugcndllbermuth vollständig den guten Ton vergaß, der bisher geherrscht hatte. Donnernde Lachsalven tönten in den Wald, die dieser in mehrfachem Echo zurückgab. Unser Clown stand da, und seiner Natur bemächtigte sich ebenfalls die allgemeine Heiterkeit. Er hielt sich den Bauch und lachte, lachte. Er lachte, daß ihm die Thränen über die Wangen liefen. Mählich aber schien er sich zu besinnen, daß es doch gut wäre, zu missen, warum er und die Anderen so ausgelassen seien, und er blickte mit seinen kurzsichtigen Aeuglein im Kreise umher, die Gesichter der Anwesenden musternd. Da merkte er erst, daß er selbst Gelegenheit der tollen Freude war, und machte ein sehr verblüfftes Gesicht. Herr Standle, Sie gefallen mir heule ausnehmend gut," rief das be wußte Fräulein, das er in's Herz ge schlössen hatte. Es war ein munterer, schneller Backfisch mit impertinentem Stumpfnäschen. Und ehe noch der Angeredete sich für das Kompliment bedanken konnte, war sie aus ihn zu geeilt und hatte ihren Arm unter den seinigen geschoben. Nun führte sie ihn einige zwanzig schritte ableitS zn einem plätschernden Wasser. Da stand er, ein staunender Narciß, vor der Spiegelung seines eigenen Ichs. Und wie Narciß neigte er sich endlich der kühlen Fläche zu, zwar nicht um hin einzuspringen, aber um den bläulich rothen Ohrmuscheln die natürliche Car nalion wiederzugeben. Indessen der Pharmaceut führte nur echte Waare. So 'viel er auch rieb und wusch, die Ohren erblaßten nicht und es wich nicht die tückische Cochenille. Das wird schon von selbst weg gehen," tröstete ihn die malitiöse Kleine: nur Geduld, Herr Standke, in eini gen Wochen, ich versichere Ihnen, ist nicht die Spur mehr zu sehen. Kom men Sie jetzt und denken Sie nicht mehr daran; es ist ja blos auswendig!" Es ist ja blos auswendig!" wieder holte die ganze Corona, die inzwischen sich den Beiden genähert hatte. Nun geschah etwas Unerwartetes. Bleich und zitternd vor Wuth schnellte plötzlich vom Bachesrand der Reisende empor, und mit den gesprengten Dau men der noch feuchten Hände auf seine Hörorgane deutend, rief er dann er regt: Wer wer wer hat das ge than?" Keine Antwort. Alles biß sich in die Lippen, um nur nicht herauszu platzen. Fe fe fe feigheit, infame!" Der Pharmaceut trat vor: Ich war's, lieber Standke, ich werd's aber gewiß nicht wieder thun, ich wollte blos mal sehen, ob " Pitsch, patsch! Zwei wohlgezielte Ohrfeigen saßen rechts und links auf des Apothekers Wangen. Noch bevor dieser recht zum Bewußtsein der ihm angethanen Schmach kam, noch ehe wir uedrigen interveniren konnten, um einige etwaige Prügelei zu erhin dern, hatte Standke die Flucht ergriffen und war im Walde verschwunden. Man suchte ihn, man rief ihm mit weithin schallenden Stimmen Amne stie nach, man pflanzte auf Stöcke und Schirme ein Dutzend weißer Taschen tücher auf er kehrte nicht zurück er war und blieb unsichtbar den ganzen Nacymmag. Was thun? Wir überließen ihn fei nem Schicksal, in der Hoffnung, er werde sich schon wieder einsinken oder schlimmsten Falles allein den Heimweg antreten. Inzwischen mußte natürlich der Pharmaceut herhalten. Er war die Zielscheibe vieler Witze, guter und schlechter. Er ertrug es mit Humor, daß man ihn hänselte, nur bestand er darauf, daß die Affaire noch ein Nach spiel haben sollte, und zwar ein recht scherzhaftes. Ueber das Wie, Wo und Was wurde nun eingehend berathen. Am nächster Morgen klingelte ich bei dem Deserteur. Guten Morgen !" Guten Meme morgen I" Standke, Sie müssen sich schießen !" Schesche schießen?" Ja, ich komme im Auftrage von Brander, den Sie doch geohrfeigt haben." Ich neh neh nehm' Alles zu rück l" Wie denn? Sie können doch die ge gebenen Ohrfeigen nicht mehr zurück nehmen! Bitte, nennen Sie mir Ihren Zeugen !" Ich kann nicht schießen... ich will nicht schießen, und mit diesen Ohren gehe ich uderh ha Haupt zu keinem Tuell !" rief er heftig. .Sie müssen... Sie blamiren sich sonst unendlich ! Denken Sie an Frau lein Rosa ! Sie hat gewettet, daß Sie sich den Konsequenzen Ihrer Sand lungsmeise nicht entziehen würden." Mein Gott, ich will mich ia auch nicht enziehen, ich will ja Alles thun, um... Wissen Sie was: ich werde ein Bierklhectoliter Be Be-Bürgerbräu zum Besten geben." Wird mit Tank angenommen nachher; vorhn aber muß Brander atiSfacnon haben." Er hätte einen Stein erweichen kön mn, wie er fo dastand in seiner Angst und Rathlosigkeit. Er that mir leid, Um ihm die Annahme der Forderung schmackhafter zu machen, rückte ich schnel ler, alS erabredet war, mit Concessio nen heraus: Acceptiren Sie doch nur; es passirt Ihnen ja nichts. Sie wisse, bei derartigen Händeln kommt nur sel ten etwas heraus. Sie können ja Beide in die Lust schießen !" Und wenn nachher der Te te teu sei seine Hand im Spiele hat und ich werde getroffen?" Hm na, hören Sie, um die Sache ehrenvoll und in aller Form zu erledigen, ist mein Mandat noch zu einem weiteren Zugeständnisse bereit: wir werden keine Kugeln laden, blos Pulver." Ihr Ehrenwort?" Mein Ehrenwort." Und wieviel Schritt Distanz?" Sagen wir zehn." ,'Zeze zehn?" rief er zitternd. Ach so! wegen der Papierpfro, pfen? Also meinetwegen zwanzig.' ,,Zeze zwanzig?" Ja, was fällt Ihnen denn eigens lich ein? Wollen Sie vielleicht, daß er sich am Nordpol ausstellt und Sie am Südpol?" Fünfzig !" bat Standke, indem er meine Hand begütigend streichelte. Unmöglich ! wo denken Sie hin?" Fünsundveve vierzig !" Na wenn Sie denn absolut nicht anders zu bewegen sind schön, 4o." Auf Ehrenwoit?" Auf Ehrenwort.... 45 Schritt Distanz und dreimaliger Kugelwech- sei...." Ku ff ii Kugelmechsel?". Die Kniee des Aermsten schlotterten von Neuem. Ich meine selbstverständlich nur drei maliges Schießen !" tröstete ich. Ach, bitte, nur einmal !" Gut ! Sie sollen sehen, daß wir nicht so sind; also nur einmal!" Endlich nannte er mir seinen Zeugen, natürlich einen unserer Complicen, und ich ging. Am folgenden Tage, früh um drei Uhr, begaben sich die beiden Gegner, die beiden Zeugen, der Unparteiische mit dem Pistolenkasten, der Arzt mit dem Verbandzeug, Alle und AUeS aus Sparsamkeitsrückiichten in einer ein zigen Droschke nach dem etwa eine Stunde von der Stadt entfernten Ren dezvousplatze. Als uns der Kutscher alle Sechs einsteigen sah, weigerte er sich anfangs zu fahren. Nachdem wir jedoch zu dem ausbedungenen Preise noch Jeder pro Kopf zwanzig Pfennige zugelegt hatten, änderte er seine Ansicht und gab dem Klepper die Peitsche. Wir waren wie die Bücklinge zusam mengepfercht: drei auf dem Vordersitz und drei auf dem Rücksitz. Auf dem Bock wollte Niemand Platz nehmen, weil es ein wenig regnete, selbst Standke nicht. Dieser war sehrauf geregt und sah in einem fort ängstlich bald nach dem Pistolenkasten hin, bald nach der Blechliste, mit deren Inhalt der Arzt, ein Student der Medizin, sich in ostentativer Weise zu schaffen machte. Du, Müller, laß doch mal die Waffe sehen !" rief plötzlich Brander und nahm eine der Pistolen heraus. Es war ein mächtiges Ding mit langem, rostigem Lauf und stellenweis defectem, durch und durch wurmstichigen Kolben, auf dem die Jahreszahl 1813 eingeschnitzt war. Brander öffnete den Hahn, der un heilverkündend ächzte, und, indem er das Geschoß gegen das Fenster hielt, schaute er prüfend mit Kennermiene in den Lauf hinein: .Donnerwetter, fein!" Hämisch lächelnd zielte er auf den ge, genüber sitzenden Standke. Meme machen Sie keinen Un sinn !" Sie ist ja noch gar nicht geladen !" lachten die Andern. Man Ie kann nicht wissen Müller, der Unparteiische, nahm Brander die Waffe ab: Wir wollen jetzt laden". Dampfend blies er die Rauchwolken aus feiner Cigarre von sich, während er dabei von dem Inhalte eines Pulverhornes in den Laus schut, tete. Ebenso machte er es mit der ande ren Pistole. Wie unvorsichtig", tadelte der Medi, ziner; ein Funke aus Deiner Cigarre genügt, um uns Alle in die Luft zu sprengen." Standke bewegte sich unruhig auf sei, nem Sitze hin und her; die Uedrigen aber blieben kaltblütig bei der ange drohten Gefahr. Run stopfte Müller mit dem Ladeftock die Papierpropfen ein: Ich bitte, daß Jedermann sich überzeuge, wie Alles commentmäßiq geschieht." Noch eine halbe Stunde, wahrend der die Insassen der Droschke eine feierlich ernste Stimmung heuchelten, und wir waren am Ziel. Wir stiegen aus. hießen den Wagen halten und bogen seitwärts ab von der Chaussee in ein Brachfeld ein. Die Distanz wurde abgemessen: 45 wohlgezählte Schritte. An dem einen Ende poftirte sich Bran der, an dem andern mußte der todt bleiche, wankend Standke aufgestellt werden. .Muth. Hugo. Muth um GotteSwil. len, sonst bist Tu im Nachtheil!" flüsterte ihm sein Secundant zu. Man setzte jedem der beiden Tuellan ten ein Zündhütchen auf den Piston. Tarauf hielt Brander'S Secundant fol gende Ansprache: Meine Herren ! Ob wohl es mir völlig aussichtslos erscheint, daß nach Allem, was vorgefallen ist. sich die Gegner versöhnen und vom blutigen Zweikamvfk Abstand nehmen, so will ich doch meiner Pflicht gemäß verbuchen, eine friedliche Lösung herbei zuführen. Ich frage also: wollen Sie sich aussöhnen?" Ja !" rief Standle erfreut. Nein !" replicirte Brander dumpf. So gebe ich denn durch Zählen bis Drei das Commando, loszuschießen. Richtet die Waffe sind gerichtet Eins, zwei, drei, loS !" Zwei armselige Echüßlein knackten im feuchten Nebel der Morgenluft. Standle stand da, unversehrt, und wischte sich den kalten Angstschweiß von der Stirn. Eine Gruppe hatte sich um Brander gebildet. Der lag am Boden und stöhnte und röchelte. Er stirbt eS ist aus mit ihm !" rief es durch einander. Man riß ihm den Rock auf, öffnete das Hemd über der Brust, legte Jododsormgaze auf und machte einen regelrechten Verband. Nun holten sie Standle herüber und bedeute ten ihm leise, sich mit dem Gefallenen auszusöhnen. Aber ich denke, es waren le Ie leine Kugeln d'rin?" wimmerte der Aermste. Waren auch nicht. Der kolossale Luftdruck hat ihn getödtrt!" erklärte lakonisch Einer aus der Corona. Der Lustdruck und der Papier Pfropfen!" verbesserte schnell ein An derer. Standke rang erzweiflungsvoll die Hände. Eben war man im Begriff, den Leichnam auszuheben und nach der Droschke hinüber zu tragen, als ich plötzlich zwischen zwei Korn Feldern einen Reiter erblickte: Kinder, der Gendarm!" Hei, nahmen mir Reißaus. Wir eilten nach der Chaussee zu. Allen voran der Todte, der am besten laufen konnte. Hinter uns her das Gewieher und der dröhnende Husschlaq des Pfev des. Die Pistolen hallen wir im Stich gela en. rtunf erreichten auch glücklich den Wagen. Der Sechste war natürlich Standke. Er war einige Male gesto! pert auf der Flucht. Der Gendarm nahm ihn am Kragen und transportirte ihn wie einen Verbrecher in s Dorf, Dort wurde er in's Spritzenhaus ge sperrt, wo er drei Stunden lang, bis zum Erwachen des Herrn Amtsvor stehers, campiren mußte. Der stellte ein sehr unverständliches Verhör mit ihm an. Als aber der Gendarm schließ, lich entdeckte, daß es sich um keinen ernsthaften Fall" gehandelt habe, ließ man den Gefangenen laufen. Den Kasten mit den Waffen behielt man als Corpus Delicti zurück. Noch am Abend desselben Tages saßen wir Alle, die Duellanten in der Mitte, in der Kneipe vereint. Wir tranken ein Viertelhektoliter Bürger, bräu und stießen an auf das Wohl Standke s, des edlen Spenders. Die Diebin. N o o e l l e t I e von R, Ich hatte mich verlobt und war über glücklich, das Ziel mei;:er sehnlichsten Wünsche erreicht zu haben. Emma war entzückend schön und das eigen artig räthselhaft Geheimnißvolle ihres Wesens zog mich im verstärkten Maße zu ihr hin. Liebte te mich? Ich wein es nicht. denn nie hatte' ich es vermocht, ihren Lippen ein Geständniß abzuringen. Eines Abends, als ich, eine Cigarre rauchend, aus der Terrasse der Villa des Banquiers Arnftedt, wo wir Beide geladen waren, über das Eigen thümliche meiner Lage und ihres We sens sinnend, auf und nieder ging, vernahm ich in den inneren Gemächern ein Gewirr erregter Stimmen, das auf irgend einen ungewöhnlichen Zwischen fall zu deuten schien. Ich schleuderte meine Cigarre über das Steingelander und kehrte in den Salon zurück, wo ich durch die verstörten Gesichter sämmtlicher Anwesenden meine Vermuthung deftä tigt fand. Emma nur bildete eine Ausnahme. Sie stand theilnahmslos am Fenster und blickte, scheinbar unbe kümmert um das, was um sie her vor ging, in die weite, im Schmucke des Hochsommers prangende Ebene hinaus. Was ist geschehen?" fragte ich. Wenigstens zehn Personen antworte ten gleichzeitig. Ihren Reden entnahm ich, die Diamanten der Frau Arriftedt, ein Familienfchmuck von hohem Werthe, feien aus dem Schranke, wo sie ver wahrt lagen, verschwunden, also ohne Zweifel gestohlen worden. Die That mußte kurz vorher verübt worden sein, denn vor einer Stunde hatte Frau Arn ftedt den Schmuck noch an seiner Stelle gesehen. Aus Veranlassung deS gleichfalls unter der Zahl der Gäste befindlichen Hausarztes, des greisen Toclors Patt ner, den man mit der Leitung der vor, läufigen Nachforschungen betraute, war die gesammte Dienerlchaft in einem nahen Zimmer versammelt und dort eingeschlossen worden. Einstimmig wurde beschlossen. Niemand von den Gasten dürfe den Salon verlassen und habe sich unweigerlich einer Durch luchung seiner Person zu unterwerfen. Auf Antrag des Hausherrn, welcher sich ansanglich dem Beginnen ernstlich widersetzte, seine Freunde und Bekann ten durch eine derartige widerliche Proce dur zu demüthigen, würd dieser Be schluß nur dahin in Etwas abgeändert. daß bei der Dienerschaft der Anfang ge macht werden sollte. Toctor Pattner begab sich hinüber. Statt der Erregung des ersten Augen blickcs herrschte jetzt unter den im Saale Zuruckgeblicdeiikn düsteres schweigen. Mein Auge suchte nach Emma. Sie stand in meiner unmitielbaren Nähe und ich glaubte in ihren Zügen einen Ausdruck der Zärtlichkeit zu entdecken, wie ich einen solchen nie zuvor gesehen. Sie trat ganz an mich heran, stützte die Hand auf die RUcklehne meines Fau teuils, neigte sich ein wenig vor und flüsterten kaum hörbar: Wenn Sie mich lieben, trachten Sie als Erster durchsucht zu werden dann kommen Sie rasch an meine Seite und verbergen Sie den Gegenstand, den ich in Ihre Hand legen werde." Würde der Blitz zu meinen Füßen eingeschlagen haben, hätte ich nicht mehr entsetzt sein können. Alles Blut er starrte in meinen Adern. Eine Se künde lang durchzuckte mich der Ent schluß, die Hand nach ihr auszustrecken und laut hinauszuschreien: Hier ist die Diebin!" Haben Sie mich verstanden?" weckte mich die Versucherin aus meiner Er starrung. Ja," gab ich ebenso leise zurück. Kann ich auf Sie zählen?" hauchte sie. ES war mir unmöglich, die Lippen zu bewegen, denn ich besürchlete, meine Zähne mürben laut klappern, wenn ich den Mund öffnete. Ich wollte heftig berneinend den Kopf schütteln und doch nickte ich bejahend. Emma dankte mir mit einem Blicke, der mich unter anderen Umständen wahnsinnig vor Freude und Seligkeit gemacht haben würde; er raubte mir auch jetzt den Rest meiner Besinnung. Emma trat zur Gruppe der Damen und ich stützte den Kopf in meine Hände. Nichts, alle Nachforschungen sind vergebens", schreckte mich die Stimme des wieder eingetretenen Arztes auf. Der Augenblick des Handels war ge, kommen. Ich ließ die Hände sinken, mein Auge begegnete dem flehend auf mich gerichteten Blicke Emma's, und ich erhob mich. Ich bitte mit mir den Anfang zu machen, Herr Doctor", sagte ich laut. Nach wenigen Minuetn war die Procedur beendet und ein anderer der Herren trat an meine Stelle. Meiner Weisung gehorsam näherte ich mich Emma, die, als ich ganz dicht an ihrer Seite war, ihren Fächern senkte und mir mit der Schnelligkeit des Blitzes Etwas in die Hand drückte, das ich kaum weniger rasch in meiner Rocktasche verschwinden ließ. Dann wandte Emma sich mir mit der leisen, doch ein dringlichen Frage zu: Lieben Sie mich noch?" Leidenschaftlich." Sind Sie trotzdem entschlossen, mir am Traualtar die Hand zu reichen?" Auf der Stelle, wenn es sein konnte." Wie vorauszusehen, hatte auch die Untersuchung zu keinem Ergebnisse ge führt. Der Arzt, der nun einmal im Zuge war, hatte den Salon verlassen, um seine Nachforschungen fortzusetzen. Die Gesellschaft rüstete sich zum Auf bruche. Eben im Begriffe, mich von der Frau vom Hause zu verabschieden, hörte ich hinter mir den Doctor rufen : Victoria! Ein Zufall bat mich richtig geleitet. Da ist der Schmuck und hier die Diebin." Zum Tode erschrocken wandte ich mich um und sah Doctor Pattner, in der hocherhobenen Linken ein Lederetui, und mit festem Griff der Rechten eine der Dienerinnen am Arme haltend. Ich riß das Etui, welches mir Emma in die Hände gespielt, aus der Tasche und drückte an der Feder. Es enthielt zwei kleine' Parfumfläschchen. Auf Emma zueilend, wollte ich um eine Er klarung bitten. Sie legte den Finger auf den Mund, ergriff meinen Arm und zog mich, von den Uedrigen, welche den Arzt umdrängt yatlen, unbemerkt aus die Terra e hin, aus. Dort nahm sie meinen Kopf zwischen ihre beiden Hände, drückte einen innigen Kuß auf meine Lippen und jagte zärtlich : Wenn eS Dich glücklich macht, will ich Dir gestehen, daß ich Dich immer geliebt habe letzt bete ich Dich an, Die drei harten X. Ein sächsischer Musiklehrer pflegte sei, nen Schülern nachstehende Regel einzu, prägen: Die Hauptsache bei der Musik find die drei harten T., darum merken Sie sich besonders das Tömbo, den Takt und den Don!" vnxlaxxert, .Tu, Frauchen, ich hätte heute Ap, Petit auf Wildbraten. Das Mädchen könnte mal zum Wildhändler gehen und einen Hafen schießen." Seine Ansicht. In einem Torfe ist in einem kleinen Hause Feuer ausgebrochen. Tie Feuer wehr, welche bisher nur Lüscheimer be saß, hat seit einigen Wochen eine nette Feuerspritze. Als die Feuerwehr diese Feuerspritze zum Brande fahren will, meint der Commandant: Ach was. nehmt'S nur die Löscheimer, wir können doch net wegen dem kleinen Brand die neue putze ftrapaziren!" Val Gericht. Richter: .Haben Sie noch etwas zu Ihrer Vertheidigung anzuführen?" Angeklagter: .Ja woll, ick habe mir überhaupt blos geirrt, ick wollte in een janz anderes HauS inbrechen!" Feinste l'iltminj, , Unsere Martha, Herr Pro. feffor, muß bekomme die feinste Bit dung. gor de französische Sprache en gagircn wir eine Gouvernante, und for de englische eine Miß!" Und wie halten Sie es mit dem Teutschen?" D a S l e r n e w i r s e !" (RtusdniNJ,. Herr (zu einem Studeulen): AIS ich gestern über den Marktplatz ging, sah ich Sie g'rad aus dem Wirthshaus kommen!" Studiosus: Das war ich nicht! Ich komm' nie g'rad aus dem Wirths Haus!" Äutc Ausrede, A. : Studirt denn Ihr Herr Sohn irnuer noch?" B. : Freilich!" Wissen Sie, er wird Mediziner, und da bleibt er lieber etwas länger auf der Univer sität. weil zu älteren Herren die Leute doch mehr Vertrauen haben!" LrklZrung, Sie, Kellner, warum ist denn die Wurst so klein?" Entschuldigen Sie die ist jeden falls zu früh zugebunden worden!" Etymologisches. Donnerwetter, Rieke, kann Dein Schatz aber essen!" Dafür steht er aber auch bei der ersten Eßcadron!" Heuchelei. Httr: Denken Sie sich, der Schnei der Zwirn ist nach Amerika durch gebrannt!" Studiosus: So eine Gemein h e i t ! Nun kann ich ihm die 100 Mark nicht mehr bezahlen, die ich ihm schuldig bin!" ScfZtrliche Drohung. Bettler (der ein Stück Braten be kommen): Vergelt's Gott! Sie, gna' Fraul'n, haben Sie den Braten selbst 'braten?" Fräulein: Gewiß!" Bettler: Nacha geb'n s' mir 10 Pfennig, sonst geh' ich zu Ihrem Herrn Bräutigam und laß ihn den Braten kosten!" Schlau, Professor (das Dienstzeugniß schrei bend): Als Entlassungsgrund muß ich leider schreiben: Große Unsauberleit!" Dienstmädchen: Könnten Sie nicht vielleicht einen lateinischen Aus druck dafür gebrauchen, Herr Pro fessor!" Zm Zorn. Er (in die Küche hinausrufend) Ist der Kaffee fertig?" Sie: Er locht noch nicht!" Er: Immer noch nicht?!". . Do:, Dritt nerwetter. Ihr seid doch zu in der Küche!" Reciprok, A.: Ich hab' kein Glück bei den Mädchen mich lachen alle aus, weil ich so schüchtern bm!" B.. Na, warum sind Sie denn so schüchtern?" .: Weil mich alle Mädchen aus lachen!" Doppelsinnige Anerkennung. Portrait-Maler: Wie finden Sie mein neuestes Bild?" Atelier-Besucher: Was Aehnliches wird man vergeblich suchen!" Selbstbewußt. Direktor: TaS Stück, in welchem Sie als Gast auftreten wollen, füllt eigentlich einen Abend nicht aus!" Schauspieler: Unbesorgt!..,. Die übrige Zeit wird app laü dirt!" Sensationelle Bonbons. Geschäftsreisender: , Tann ein Pfehle ich unsere patentirten Mund stiller.Bonbons. Dieselben enthalten, neben den wirksamsten Beruhigungs Mitteln, vielen klebrischen Zuckerstoff, und haben Würfelform im Umfang von 6 Centimeter. Sie werden der bösen Schwiegermutter in den Mund gesteckt, hemmen sosort jeden Wort schmall, und der Schwiegersohn hat dann bei jedem Bonbon zehn Minuten Ruhe." viel herumgekommen. A.: Der Radfahrer Tippler scheint viel herumgekommen zu sein." B.: Tas will ich meinen, der ist in Welt zu allen Chausseegräben der Haufe." MißverslZndniß. A.: Gestern war ich im Theater." Was baden sie denn gegeben?" Nichts!" .Und da waren Sie im Thea A, ter? A.: .Ja, wissen Sie. ich hatte ein Freibillet." Aus der Sommertrisct. Stadtfräulein: .Höre. Kleine, was find denn das für aelde Blumen hört auf der Wiese?" Landmädchen: TaS find Butterblu men." Stadtfräulein: Ganz recht, das find die Blumen, aus denen Jdr Bauers leute die Butter macht. Wie gut sie die Jahr gerathen find, und doch wird die Butter nicht dilliger!"