Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 30, 1896, Image 3
NKBRASKA STAATS - ANZEIQER, Lincoln, Neh. Dtt-z 43i'sjrininffi uon 3Jir i s.rnrirh. l 9Iomn:i bau ctnrl ("o. Klupfer. 1. x i t e l. Die crftrn 3rfnittcn der fommer lidic Nacht breiteten sich über die v Hügeltanbschist, fiin;:t ein ii'iiiMjiuul) yf starte den tiefen VUicubfricbcn ; die .( Glocken in Italien Stüdtrticn mrci; eben crUingen. Xic bleiche Mond scheibe, bic hingst schon hinter ben fauftgcuvlltr'.t Archc-Hcn auiflftnufiit war, l(ud;t:;c mit immer zunermicuber '' straft, (lügcniifd) nnitc bic düstere Masse, betf alten jnerrfrijiiftütriilofir Birtntricb innitUm&iTuuniMu'sth'1-11''' nen Thalmulde empor, einen bunllcn Hintergrund für ben lidstumfloffcncn Biiumfchlug bildend, beut cS feinen Namen verdankte, Diese Wirfeit tiiit ihren fchliinlni, silberweißen Slämmen Ilielten treue Sticht um dies steinerne Dettfimil laugst verflossener Reiten, und es war, lö flechte ihr seine, biegsames, melancholisch gesenkte Ge Äst einen losen ranz um den alten Jtfau. Jetzt Imirbc Pferdegetrappel unb Nädergeräufch auf bcrfdrmalcn Strafte, die vom t,ibtd,cn I)öl)er gegen da Sdiloß zulief, vernehmbar. Zwei Vidit pünktchen die beiden internen eines leichten Wägelchens näherten sid' rasch, anfangs kam von bein P1)os--phoresziren ber taichtkiifcrchcn zu Unterscheiben, die aber dem duuklen Rasengriin ihr anmulhigeS Spiel tric ben. Line alte, bald bauerisch, halb stiib V tifc A r C-,1, tisd, gekleidete Frau trat aus betn chloile auf den Borpla heraus und sah nad) deut heranrallenben Fuhrwerk aus, das sie wohl erwartet haben wußte. Als cS in ben Schloßplatz ein fuhr, winkte sie den beiden Männern graizeud zu, die aus dem Topuc'l't'e saßen. Taö Pserd stand noch nicht, ba sprang ber Eine schon herab, Guten Abend, Mutter!" rief er und umarmte bie Frau mit einer fair schikosen Bewegung. (Sr lachte, als er gewahrte, wie der Alten bie hellen Thränen über die gefurchten Wangen perlten. Wahrhaslig Freudenthränen? Tu wirst niich noch stol; machen. Mutter, Ich hab' mir nicht eingebildet, daß Tu nad Deinem Zungen noch so 'nmS wie Sehnsucht empfinden sonntest." Aber, Hermann!" sagte bie Frau vorwurfsvoll, erschrocken, und wischte sid die Augen hastig mit der Schürze. Wie kannst Tu nur " Na ja. Ich hab's dod auch nidst verdient. Zhr habt nod wenig Freube an mir erlebt das weiß Niemand des fer, als ich selber." Tic Mutter wollte etwas erwidern, kam aber nicht dazu ; der ohn wandle fid wieber zum Wagen, um ba dem Bater, der ihn vom Bahnhöfe abgehoii hatte, beim Abladen des kleinen ifnf fers bebilslich zu fein. Tie Frau sah i ihm mit einem leisen Kopfschiitleln zu. i Die Art und Weise Hermanns, seine -.Heiterkeit, die nur zu sehr nach Gal genhnntor schmeckte, berührten sie nn heimlich. Jedenfalls halte sie sich das Wiedersehen mit ihrem einzigen Siinbe, das und) neunjähriger Abwesenheit in'ö Elternhaus zurücklehne, ganz anderes vorgestellt. ,asz nur, laß!" wehrte indessen der granbiirtige ü?ntcr die Hilfeleistung des jungen Mannes ab. Wär' nickt fdilecht, lveint ich so ein Ding nimmer allein zwingen konnt'!" Mit cinem Nuck fchivanz er sich dabei den Söffet auf den breiten Nucken und trug ihn in die Thoreinfahrt, als wäre das nur Kinderspiel. Seine Frau blickte ihm ernst nach. Ihr Mann hatte sie gar nicht begrüßt, und sie begriff, daß dieses itraftftiicMjen mit dem Mör ser nur ein Lorwand war, die Verlegen heit zu verbergen, in welche ihn ihre Bestürzung über das Wesen des Heiin kehrenden versetzte ; er, der den Sohn auf der Bahnstation in Empfang ge nomnien, halte diesen Eindruck wohl vorausgesehen. Komm' doch, Mutter!" sagte Her mann, die alle Frau am Arnie eh niend, als jetzt ein Knedt aus dem Thore trat, um das Pferd in den Siall zu führen. Ich setze voraus, daß zu Ehren des verlorenen Sohnes das bib lifdic flalb geschlachtet worden ist, und sollst sehen, daß ick) dem Mahle Mc Ehre anzuthun entschlossen bin! Ich konnte schon in Breslau kaum nod den Hunger bezwingen, und das war vor zwei Slunben." Ehe er jedod, in den dunklen Thor weg trat, warf er noch einen Blies über die langgestreckte Front des einstöckigen SchloßgeviubeS, als wollte er sich beim Wiederanblick der gewohnten Um gebuug fragen : .Stehst Du nun wirk jich wieder vor diesem Hause, von dein Tu jeden Stein kennst und dessen Du in der Feme so oft gedenken mußlest?" Da der hohe Thorbogen mit dem Portikus von vier Säulen davor, die den steinernen Balkon trugen, der oben im Stockwerk vom Festsaale und dem Speisesaale aus zugänglich war! Die zwölf romanischen Bogenfenster i.n einer Reihe, darüber das blaulickischim merndc Schieferdach, und dort, zur Linke, mit dem Hauptbau verbunden, der vorspringende jiapellendau, den ein Glockcntburmdien krönte ! So halte der Ahnherr des hodiadeligen Gefdilech tc Derer . Eber-everg auf Birkenried das Sd'loß zu Ende des fünfzehnten Arlzundertscrrid'tel. und feine Nach lolaer Kalten nie das Bedürfniß ge ' fuhlt, et? irgendwie zu nwdernijiren! Z'X hrcnd Hern,a::n mit der Mutter die t-reitc (iin'ahrt durchschritt, um zu der NM!tcrsii?nung zu gelangen, in die der Vater s,j? den fioffer ge Ureigen, fclilug er lachend mit der fla c3 H:.:d gegen eine der mächtige Wende, dß es in dem Bogengemride widerhallte. Js. man erteilt erst einen richtigen Begriff via der aediegene Seßdailig Icit t alter (eldilcriitcr, wenn man ihre Stammburgen sieht. So wa ' : " ' - gär das fiiirt mir aber jonderKire. Weise erst jetzt ein, da id diese Steine wieber mit meinen Handen betaste. Wahrhaftig., id glaube, ba ist in den neun Jahren noch lein Sanolorncheii abgebröckelt!" ißt sie Dich bd, wieber, die schlesische Heimaih?" slüstcrlc die Äluller gerührt dem Sohne zu, indem sie sidi über diese eiüihsregung freute. Hat Dii die Erinnerung daran leine Nuhe gelassen und Dich wieder zurückgezogen?" Er antwortete nicht gfeid,. Er fall, am inneren Thore angelangt, in den mondhellen Sriiienhi'f hinaus, gegen den Part zu, dessen dunkle Wipfel sid sduirr von dem magischen Blau des Naditltimmels abhoben, Ja, freilich," versicherte erbaun. Wir haben allerdings kein Recht, bies ehrwürdige Nest wie ein wiiklid,es Heim anzuseilen hm, hm! Unb ein Gedanke hat mir die Erinnerung daran auch immer ein biochen vergällt : daß Du uud der Batcr es räume müßtet, wenn es der erlauchten Schlvßsrau oder etwa ihrem Erben so gefiele. Was gälten zumal so einem bahergesdinei teil Nachsulger bie vieljähngcn Dienste bes Verwalters Plock unb seine Be rusiing darauf, daß fdjon Kiter und Großvater in derselbe Stellung der Herrschaft gedient haben?" Aber geh' buch, Hermann, wer wird daran denken? Gottlob ist Pater nod rüstig genug, und überdies ist Ihre Erlaudii, nserc gnädige Frau Gräsin, denn dack) zu fürsorglich gegenüber ihren Renten, ats baß sie nicht für alle Fälle-" Nun, wo bleibt Ihr beim?" unter brach sie hier bic Stimme ihres Man nes, ber eben auf ber obersten ber ad)t Stufen erschien, bic rechts vom Flur zu der PerivalterSivohnung cmporsühr ten, Es ist sdion aufgetragen und ich habe einen gewaltigen Hunger." Sie traten alle Drei in einen geräu misten Porsaal, dessen Fußboden mit Backsteinen belegt war; bie Wänbe trugen nur einen altersgrauen Üalk anstrich. Gleid, neben ber Äüchenthür führte eine offene Wendeltreppe in den Kellerraum hinab. Hier in diesem Gelasse, das mit feiner gewölbten Decke und dem ein fachen Hausrath einigermaßen an ein lofterrefekiorium erinnerte, hatten schon mehrere Generationen ber Schloß verwaltersfainilic Plock ihr tägliches Brob verzehrt; hier staub auch heute der gedeckte runde Tisch, und derselbe eiserne iieonleuchter, ben schon Her maiiuö Urgroßvater allabenblich ange steckt halte, warf jetzt feilN'ampcnlidit ans bas feine binnen, bas bie Mutter zu Ehren ihres Einzigen aus einem besonderen Fache ihres Wäscheschrcins genommen hatte. Ja, wahrhaftig auch hier noch Alles beim Alten!" rief Hermann, rückte ben Eid)estuhl au seinen ge wohnten Platz und griss, um ben Eltern zu beweisen, wie sehr cr sid, ,;n Hause fühle, sofort nach seiner Ser iette und dem Suppenlosfcl. Erst allmälig kam das Gespräch in Gang. Plock richtete eine Reihe von Fragen an den Sohu, der bic ganzen neun Jahre hindurch in seinen mige mein seltenen Briefen nicht nur nie inals davon gesprochen, was cr eigen! lid trieb, sondern die Eltern bis zur Stunde and, nicht einmal darüber ans geklärt, was ihn von Amerika wieder zurückgebracht hatte. Und sie schienen es auch jetzt nicht Erfahren zu sollen. Hermann sprach allerlei, beriditete flüchtig lachend und wegwerfenden Tones nur so viel, daß er da drüben" bald unten," bald oben" gewesen sei, ließ durchblicken, daß er ÄiandieS versucht und gelernt habe, aber aus eigentliche Thatsachen ließ er sich nicht ein. Man sollte nur errathen, daß er sich um feine nächste Zukunft keine Sorge mache. Die Eltern vermieden cs während feiner Erzählung, sich wieder anzn sehen, Sie wußten ja nur zu gut, daß sich ihre Gedanken längst in der Mei nung begegneten, Hermann sei keines falls rcid,cr heimgekehrt, als cr damals fortgegangen war, vom Pater mit gro ßcn Opsern zn jener Amerikasahrt aus gerüstet, von der sie allein nod gehofft hatten, daß sie den Zahn auf einen ersprießlichen Weg führen werde. Damals war er schon sechsundzwan zig Jahre alt gewesen und hatte bereits eine erkleckliche Anzahl von Wander jähren hinter sich gehabt: Gytnna siums und Hochschuljahre im nahen Breslau. Studien in Jena und Bonn, sann in Genf, schließlich sogar in Frankreich und England; alle Welt saud ihn interessant, bewunderte sei cn Geist, gab sid seiner zwingenden Rednergabe gefangen, staunte itbcr feine Fertigkeit in allen moglidien Wänsten, nannte ihn einen Mann von scharfem Berstande. schier unalaublidier Belesenheit und genialer Weltgewandt Heil, und titulirte il,n selbstverfländlid Herr Doktor," obwohl er keinen wirk lid,en Ansprud, darauf hatte. Wie oft schon hatte sich der Bater in den letzten zwölf bis fünfzehn Iah ien Borwiliie darüber gemacht, daß er sich vom Hochmuihsteusel," wie er's nannte, haue hinreißen lassen, den Sohn zu einem Siudirten" zu machen. Aber wer hätte auch voraussehen kon nen. daß dieser Mensch, der in frühester Ziinbhät schon die verblüffendste Be gabuniz gezeigt hatt', cs trotz feiner allernrts bewunderten außerordent liehen Anlagen zu nichts Rechtem drin gen werde? Und cS war auch nidit allein der Ehrgeiz für feinen Sohn ge wefcn, der Plock bewcgcn hatte, ihn ftudiren zu lassen, foudcr damals, als er den nahen auf das Grminaiium gab, hatten sich die FainilicnvcrHält nisfe des Gra'cn odegar v. Eberspcrg auf Birkenried in einer Art gcftaltci, die Plock berimhlen ließ, es werde der Berirallerspofie auf dem Sdiloffe nicht lange mehr eine feste Perforgunz bilden, die der Bater dem Sehne, wie bisher seit Generationen, als ein unser druckiliides Erbe Hinterlassen konnte. Graf teedegar . Ebersxerg Hatte nur ein einziges Kind, eine Tochter Adclaunde die iekiae Herrin auf Jahre mit einein Grasen Aiorawmsli in Russisch. Polen verheiratet war, Bon den Vi'itten ans Birtenried und in der Umgebung halle Niemand diese polnischen Schwiegersohn je gesehen; Comtesse Abelgunde hatte ihn in Breslau keimen gelernt, wo ihr Pater während der Wimersaison damals noch ein großes Haus führte. Als Plock fei nen Äiiaben auf die VeiteinidKile zu schicken sich entschloß, halle (ras Ebers perg feineu prächtige Sladtpalasi aber bereits verlauft, und mehrere sili.T.e Gitter nech biini. ES ging mit dem Reichthum der Familie bergab, und alle Welt wußte, daß eben jener pol nische Eidam die Ursache davon war. Gras Vendciznr zog sich auf die Birken rieder Besitzung zurück, ein von S!m wer gebeugter Greis, in Meufdieuliiiß verbittert ; er unterhielt nicht einmal mit ber nächsten Nachbarfdiaft Be Ziehungen, und Niemand horte ihn je feiner Tochter Erwähnung thun. Trotz dem wußte man, baß cr in Verkehr mit ihr staub durch bic fortgesetzten Geld senduugen. liS waren mitunter sehr große Summen, und die Briefe aus Rußland rissen den allen Herrn jedes mal zu entsetzlichen Wnlhansbrüche hin. Dic Schwarzseher, die da prophe zeite, daß Graf Morawinski schließ lid) auch och das alle Stammgut Bir keuried verzehren" werde, fanden immer mehr Glaube, Sie hätten wahrscheinlich and) Recht bekommen, ivenn nicht einige Jahre später das Sdiicksal ciue Wendung herbeigeführt hätte. Es war im Frühling 1865, als Graf Lcodcgar eines Tages den iiberrasdien den Besehl gab, dic Zimmer im süb liden Theile bes Zd)Iosses zum Empfang seiner Tochler in Bereit schuft zu setzen. Und bald darauf kam die Gräfin Morawinski and) richtig an allein, in tiefer Traner. Sie fei Wittwe geworben, hieß es; hinterher aber munkelte man bavon, daß Graf Bvgumil Morawinski noch lebe, daß sid? die Gattin jedoch von ihm getrennt habe, Geivisses war darüber nie zu erfahren. Auf Birkenried galt die nn glückliche Frau jedenfalls als verwitt wet. lleberdies wurde sie nie Frau v. Morawinski, sondern stets Gräfin Adelgunde genannt ; sie schien an ihre Ehe nicht mehr erinnert werden zu wollen, Sie legte auch dic sdivarzen jileider niemals ab. Drei Jahre nach ihrer Ankunft auf Birkenried konnten bic düsteren Ge wänder der Traner um den Bater gel ten. Der letzte Eberspcrg starb in den Annen seiner Todltcr, vorzeitig von seinem Gram dahingerafft, wie Jeder mann sagte. Gräfin Adclgunbe war die einzige Erbin ihres Vaters. Der ihr verbliebene Rest des cinst fürst lichcn Familienvcrinegens wäre immer noch statttich genug geivesen, ihr ciucu durchaus standesgemäßen Haushalt in Breslau zu erlauben. Aber ne zog es vor, Birkenried, dic Burg ihrer Väter," in Stand zu halle, so kost spielig das, ber daburd? bedingte zahl reichen Dienerschaft wegen, auch war. Die Güter, die nod;nr Stamuidoinäe Birkenried gehörten, wurden verpach tet, aber das Zchloß selber mit seinen öciesengemächcrn, seinen Rebengebau den und dem ausgedehnten Parke, des scn Instandhaltung allein Tausende verschlang, blieb unangetastet in sei ner allmodisthcn feudal gediegenen Pracht ; so wollte es dic Gräfin, der letzte Sproß Derer v, Eberspcrg. Hermann Plock, der ewige Slu dcnt," hatte die Sdiloßhcnin mir wenig gesehen zum ersten Md i:i jenem Sommcr, einige Mrnrnte nach dein Tode des Grasen lcodcgar, i welchem cr daheim einen Fcricnbesuch machte, ehe er sein erstes Univer sitälsseniester antrat, dann ab und zu bei ähnlichen Gelegenheiten, denn cr ließ sich iinmcr erst ach mehrjährigen Pausen im Elternhause blicken. Er hatte stckS eine verbissenen (''roll i,egen bie erlai!dIc Herrschaft" ge nährt. In seine Flegeljabreu schrieb sid) baS daher, daß ihm der Enn'chluß beS Grasen Veobcgai", seinen ständigen Wohnsitz auf Birkenried aufzuschlagen, viel von der zügellosen Freiheit raubte, die er vordem genossen hatte. Früher, wo die Herrschaft kaum einmal im Jahr auf ein paar Wodien erschien, war ja der Perwalter so gut wie un ümschränkier Herr ans dem Gute ge Wesen, und Hermann hatte das ganze schloß zum -chauplatz seiner spiele gemacht, später spöttelte er über die blaffe Wittwe," die 13 die Herrin von Birkenried da einen ihm Innerlich :rfcheinenben ÄhnenkultuS trieb, und fand die Stellung des BnterS unter dieser 'rlauchken Weiberherrschait" ungemein armselig. Freilich, er steckte immer voller, hochsliegender Pläne und verfidlettc sehr bestimmt, daß er späte ftenö in ein paar Jährchcn die Wclt erobern und den Eltern dann ganz was AndcreS" bictcn werde. Und jclzt faß cr wieder in der Per walterswohmmg volle fiinfunddreißig Jahre alt; feine ganze Habe haue der Vater auf den Zdiultern trage lonnen, und dic alte Mutter ging sicher nicht fehl, wenn sie heirnlid) der Meinung war, Hermann, der Viclverfprc chcnde," habe fdio geraume Weile idit mehr so gut und reichlich gegessen wie heute. Euch ist'S dock) immer gut geg'n gen, wie?" sagte er. nachdem cr sich zu Ende der Mahlzeit den kurzen, fchivarzcn Pollbart gewinnt hatte, und nah, mit grvßhenlicherHera!laif'.i",i, Nienngleich mit etwas mintrauiiche Mäd);ln die Cigarre, dic ihm der Pater darbot. Dir, Vater, ist ja die Ein formigkcit ?eincrBcrufs:l,,!t,gleii auf dieser -chollc das wahre Velcns elcment. Warum auch nicht? Einem Jeden scheint der Heri zout sein Fleck dkn.Äk adzuschiikn. und w.r sich damit unten im enaen Thsl bean.:,it, der kann sich freilich das Erklettern der himmelanfirebendcn Bergfpiizc cr fvaren, Hahaha! Ich versiehe Eure Blicke! Ihr meint, ich hatte hesser gclwn. es ehensz zu iadcn? Ra darüber können wir vcch spater eiunüil mit einander sprechen. Jekt laßt uns auf das Thema kommen, das mich ;i hällnisse hier ans 'Birkenried. Stiles och beim Alten, die erlauchte Gnädige och immer in Traner, ciusai dem Schmerze i.Lvr deu S:crfiilt ihres stolzen Haies anhangend?" Da !r,ai :;n bie Eltern gleichzeitig eine Bcnv;,::ng.. Ach ia, das weiß er ja noch nicht!" sagte der Alte, seiner Frau zunickend. Unser dauüligcr Brief nach A'cw Orleans bat ihn ja nicht erreicht und ging verleccu, wie wir später horten. Ich glaube, das ioar schon der eoiletzle denn Tu, nimm mir S nicht übel, Hermann, Du hast uns mit Deinem PrienrecMci niriii gerade verwohnt. " Hermann zuckte die Achseln, Du lieber Geil, mir blieb verwünscht wenig Zeit zur Privaliorrespoiibenz! Aber was wolltest Du sagen? Du schriebest mir damals nach New Orleans das war also vor ungesähr vier Jahre?" Ganz richtig. Damals kam Frön lein v. Merkenselb hier an, wovon ich Dir berichten wollle, und was ich Dir also jetzt nrd) als eine Neuigkeit mit theilen kann." Merkcnfcld?" fragte Hermann, sich nad)denklich die hohe Slirn reibend, dic unter feinem rabenschwarzen Haar wic aus Elfenbein gemeißelt erschien und sein stark niarkirtes Gcsidst ganz eigenartig diarakierisirte, Der Nanic klingt mir nidst unbekannt, Ist das eine Verwandte Eurer oder meinet wegen : unserer Gräfin?" Ihre Nidile, nnmlich Tochter der Base Ihrer Erlaucht. Fräulein Eglan tine v, Plerkenseld hat seitdem das Sdjloß nicht mehr verlassen, sie lebt bei ihrer Tante." Der Verwalter deutete zur Decke empor. Sie wohnt da oben, in benselben Zimmer, bie damals ber Gräsin Adelgunde einge räumt wurden, als sie zu ihrem Paler, dem Grasen Veobegar Galt hab' ihn selig! zurückkehrte." Was lausenb!" machte Hermann betreten, während sidi seine buschigen Augenbrauen über der kühnen Nase finster zusammenschoben, Die alte Dame hat jich also wohl so etwas wie eine Gesellschasterin zugelegt, Ist Fräulein v. Merkcnfcld och jung?" Neunzehn Jahre," anlwvrtclc die Mütter. Mcrkcnfcld, Merkcnfcld!" wieder holte Hermann nochmals. Der Name ist schon in früheren Zeiten hier ge nannt worden! Fräulein Eglautines Aiiitter sei die Base der Gräfin Adel gunbe, sagtest Du?" . Sie ist sdion lange Waise, das arme Äind." Ihre Großmnttcr," erklärte der Verwalter, bedächtig an seiner Pfeisc ziehend, ebenfalls Eglanliiie gehei ßen, war die Sdiwefter des Grafen ieodegar; sie hat ihrerseits gegen den Willen ihres Bruders einen Herrn v, Fcrnwald geheiralhct und sich baburch uit ihrer Familie cntzwcit. Ich weiß mich an biese Thatsache sehr wohl zu erinnern; ich war bainalö ja bereits ein neunzehnjähriger Bursche und ging meinem Pater in allen Gesdiäften schon tüchtig zur Hanb, Frau v. Fern walb kam nie mehr mit ihrem Bruder zustimmen, aber gesprochen wurde noch oft von ihr, Sie hatte, glaub' ich, auch nur eine einzige Tochter, so wie ihr Bruder, und diese war dann später mit einem Offizier, eben jenem Herrn , Merkcnfeld, verheirathct, dessen Name damals bei uns genannt wurde, !raf lcodcgar, den die unglückliche Ehe feines eigenen ,iinbes schwer be drückte, ging uämlid ernstlich mit bem Gedanken in, jich mit seiner Nidile zu veilohnen Eglaniiiic, bie Aellerc, seine Sdnvestcr. war ba längst tobt, z'lbcr es kam nicht bazu; Gras icodegar erhielt bald daraus seine Tochter zurück, und Gräsin Adelgunde mochte in ihrcr Menschenscheu ach ber vierzehnjäh rigen unglücklichen Ehe wohl keinen Verkehr mit irgend Jcniand in der Welt wünschen. ' Jetzt hat sie sich aber doch diese cnlfcrnle Nichte ausgehalst?" warf Hermann ein. 0, sie liebt sie sehr! Sie ist ihr eine zweite Mutter geworden. Es ist ja auch nicht mehr als nalüilich, daß sich die Erlaucht endlich der einzigen Perwandten nähert, die ihr geblieben ist, Fräulein Eglanline ist ihre nächste Erbin, wenn 'S einmal was Golt nod lange ausschieden möge ! zum Ster ben kommt." Die dunklen Augen des jungen Mannes wurden für einen Moment großer, und die Unteilippe zog sid? zwischen die Zähne. Er schien elwaS zn überlegen. Dann lächelt: er wieder auf seine eigene Weise. ES ist aber dock, recht bezeichnend, daß sich dic erlauchte Gräfin erst dann der armen Nichte erinnerte, als diese bereits Waise geworden. Ich begreife, man betradtete schon die Verbindung ihrer Großmutter mit einem einfachen , Herrn von' als eine Mißheirath und halte nicht Lust, so einen bloßen Herrn v. Fernwald eder v. Mcrfenfcld als Vetter im Stammhaasc von Birlcnricd zu mvfangen ; das Mabdien, das doch vom Blute Derer v. Ebeisvcrg ist, läßt man sid, schließlich gefallen, und aud das wäre nicht geschehen, wenn nod) ein würdigerer Sproß vom Eberspcrg' fdien Stammbauiiie vorhanden geivesen wäre, Geht mir mit Eurer Groß Herzigkeit beim Aristokratenvolkc! Es ist AtleS nur Jntcrefsenvolitik." Dic MuH schmteltc bekümmert de ,'iepf und streckte sdion die Hand aus. den Solm am Acriucl zu zupfen. Da nahm der Vater die Pfeifenfpive aus dem Munde und heb sie mit einer leichten Warnungogcberdc emror. .Thu' mir die einzige Viebe, Her mann, und lasse Dich nicht etwa vor ben Nuten hier oder fiwtcr drüben im Orte auf fold,e Weise aus! Ich will Dich nicht daran erinnern, daß wir unserer Heirsü'aft zu ewigem Dank verp'lidilet sind, uns daß Tu unsere Anidiaunngen rerleizest es mag ja tfin Svii? T!t rilt l'iit rtiit hn ...., . u Vl.t 7.t4 ., , , tl., Vbll i Deinigen ; beharren: aber idl,cßl:d, I wirit 4. ii nicht vergeiiei d irien, dß wir das Brs der gnislichen Familie essen, rorlä' ' fz , i c ch Du!" Die Mutter zuckte fast zusammen bei btm lernen Nachsätze. Sie mußte nun wohl eine hechfahl ende Antwort Hermanns erwarte, wie eine solche bei früheren Gelegenheiten schon zu hesiigei Aufeinanderstoße von Pater und Sohn gefuiirt hatte, Sie kannte ihren Mimi und den Punkt, aus we chein sein sonst so gulnunhigeS Tempe rameul zum Aufbrausen Im. Aber sie haue sich getäuiül. Es brauchte nicht einmal ihrer bej,!!l0"ien den Geberbe, Hermann schien i'.eluch minbesieuS Eines gelerni zu haben: sich zu behei, scheu. Er verzog keine Miene und erwiderte sehr gelassen: Aber ich bitte Dich, lieber Paler, ich denke ja nicht daran, esberErlandt gegenüber am erwünschten NVipetl fehlen zu lassen. Du sollst Dich bavcu überzeugen, daß ich mich mit unserer Gräsin sogar ans einen recht sreirnd schastlidicu Fuß stellen werbe. Nein, nein, ich spotte nicht, ich rebe in vol lein Ernste! Ja, was windet Ihr bazu sagen, wcim ich mich bei ber Er taucht um eine Anstellung bewerben wollte?" Jetzt erstarrte das alte Ehepaar geradezu in Verwunderung. Und bie Gesinnungen, von benen Du srühcr immer gerebet hast?" platzlc der Mann dann heraus ; Deine Ver achtung des AristolralenvolkeS, die Du soeben noch ausgesprochen hast?" Was thut das?" erwiderte Her man mit Ruhe. Sotreibsauch id) Jntei-csscnpolitik." ' Da sank bic Faust bes PatcrS schwer aus den Tiscki nieder, er lehnte sidi seinem Stuhl zurück und sah den jnu gen Acann mit lveit geossncten Augen an, Dic Frau, dic von dein Allen nur begriff, daß Hermann clwaö Uuge heuerliches voigebradlt haben liiiißlc, blickte in zitternder Herzensangst bald auf den Sohn, bald auf dc Vetter. Ah, ich sehe, id werde nicht recht verstanden!" meinte Hermann mit einer Handbewegung, dic Alles, was er soeben gesagt hatte, wie von eiucr Tasct vor ihm wegzuwischen schien, und jetzt schlug cr einen anderen Ton an, mit beut er Denen, bie an Bildung unter ihm standen, noch stets iinponiit hittic. Es wäre natürlich vergeblich, hier das philosophische Ihstem auscinan derzuscben, unter dem ich die Dinge dieser Welk betrachte. Beruhige Dich indessen, Baler, das mit einer Anstel lung im unmittelbaren Dienste der Gräfin Abelgnnbe ivar nichl so buch stablich gemeint, ich bachte nur, Euch ben Beweis zu liefern, baß ich ein schlössen bin, mid) nach einet Thälig feit umzusehen, wie sie iu Euren Augen allein als nützliche Arbeit gilt," Golt gebe, baß cs Dir damit Ernst ist!" cntgcgnetc ber Verwalter trocken, Apropos, wie steht cs beim hier zn Änbc?" incinte ber Sohn nach einer kleinen Pause, offenbar nur gewillt, die Unterhaltung wieder in glattcrc Bahnen zu lenken. Wic ich aus einem Gefpräd) nichrcrcr Rcisegenosscn von Breslau her zufällig erfuhr, hat sich in unserer Nachbarschaft Einiges vcr ändert. Da drüben aus Nebenstcin ist eine neue Herrschaft eingezogen?" Ja, dic BriinowS," gab die Mut ter lebhaft zur Antwort, fioh darüber, ben Zwischcnsall von vorhin verplan dcrn zu können. Das ist jetzt zwei Jahre her. Die.Erben des Bankiers üeubuschcr haben das R'itlergnl damals verlauft. Aber der alte Baron Brii now, ein pcnsioniitcr Gcneral, der es erworben, konnte sich nicht lange daran freuen; er ist schon zn Anfang des vorigen Jahres gestorben." Wahrhastig, ich hörte davon, und daß er außer der Wittwe zwei Äiubcr hinterlassen habe; nicht wahr?" Ganz lichtig. Der Sohn läßt das Gut aber durd) einen Verwalter bestel len, denn er selbst lebt in Breslau; er steht als ieutenaiit bei den Ulanen. Es heißt, er hänge mit ganzer Seele an dem Offizier berufe und würbe lie der das Gut als dicsen aufgeben, UcbrigcnS verfehlt cr nicht, so oft als möglich nach Rcbcnftcin zu kommen, um 'Mutter und Schwester zu besuchen und in der Wirthschaft nach dem Rech ten zu sehen. Jczzt ist er gerade seit vierzehn Tagen wieder aus Urlaub hier." Ja, auch das habe ich gehärl. Aber wie lammt cS, daß Du, wie es scheint, über die Faiiiilienvcrhällnisse der BriinowS so vortrcsslich unterrichtet bist, Mnltcr? Ich dachlc immer, hier aus Birkenried kümmere sich Nicmanb tun dic Nadibarfchast und was iibcr fic gesprochen wird?" Mit Rebenstein stehen wir jetzt in engem Verkehr," mischte sich da der Vater wieder ein. Der junge Baron Briinow kehrte in diesen zwei Wochen fast jeden Tag bei uns ein." Was?" lies Hermann, wic von cincm clcklrifdlen Strome berührt, Der rVieulenant v. Brimow verkehrt hier im Hausc?" Die Eltern waren ganz verdutzt vor diesem Ausdruck einer ungchcurcn Ucberraschung. Du wunderst Dich mit Recht, daß nnscrc Erlaucht die einst sz strenge Abgeschlosscnhcit von aller Welt cini germaßen aufgegeben hat" In der That, in der That," sagte Hermann, sid, rasch fassend. Ich konnte mir gar nickt denken, daß Gräfin Adelgunde ihre Menschenscheu jemals o weit überwinden wurde." Eö geschah ans Rücksicht aus Fräu lein l. Mcrkenseld," er! laue dic Mul ler. Natürlich, ein Mädchen von ihrem Altcr b'.aucht deck, Umgang, und da Baronin und Barcuesse Brunrw feit kein Tode des allen Ficii,eun ebenfalls verein:::',! iind. so inadite es sich leidn, daß zriüeien den Innern ein geselliger Perlehr angeknüpft wurde. Fräulein Eglanline und dic Baronesse .ca!he von iuh".i sind schon seit Jahr und Tag gute Freundinnen, und in neuester Zeit habe wir uns and, iit kem Baro H,,ns, dem Illa- enlicutcncnt. deireundet." Hier l'elic die alte Frau geheim ißvoll. Merkst Du. tu Mrnier Miene bedeuten soll?" fragte der Pcrwalicr mit guin,lhigem 2noit. Hermann that sich Gewalt an, um mit einiger Ruhe die Gcgenirage her oibrinaen n kennen: Vielleicht daß der junge Zl'imm schon der Anbeir, der Nidne unfair Gräfin ist, wie?" Mutter bildet sich's wenigstens ein." So weit will Ich och nicht gehen," wehrte die Fron ab. Aber die Sache ist in gutem Gange. Man müßtc keine Auge im icopse habe, um ich! zn sehen, daß der Baron bis über beide Ohre in Fräulein v, Merkeiifeld ver liebt ist. Seine Pintlci und die Sdiwe ster begünstige ei zartes Verhältniß zwischen ihm v.i Fräulein Eglatie ganz entschieden, uuo nscre Erlaucht hätte gegen ciuc solche Verbindung qe miß auch nichts einzuwenden," Na also," warf Hermann höhnisch hin, dann stände ja dem Zuge zweier edler Herzen nichts im Weze, Ick, gratulire." Mütterdicn vergißt mir ci:'.e Klei nigkeit," sagte ter Alte; iiämlicii, daß Fräulein Eglanline die Bewcr billigen des BarotiS bis jetzt nod, nidit erhört hat und incincrAnsicht ach auch niemals erhören wiid," Oho!" rief die Fin," wärmer werdend. Wir werde ja sehen! Ver laß Did) darauf, wir Weiber haben i foldie Sache .feinere Witterung, Fräulein Eglanline ist mir ein bisdien schüdilcrn wegen ihrer klösterlichen Er Ziehung, nb dic stuiniischc Art dcs jungen Offiziers mag ihr anfangs einen gewissen Schrecken eingejagt haben, aber das gibt sich; sie läßt sich seine Hnlbigungjn ja doch gefallen," Wie sich ihre weichliche, tranthait zarlc Natur schließlich Alles gefallen läßt," pellcrtc ber iVlami. Sie ist wie weiches Wachs in den Hände ihrer Umgebung und wagl nichts auch nur zu denke, was ich! im Sinne der ge strengen Frau Tante ist, lim so ge ividitiger muß man daher de sanfien Widerstand schätze, den sie den Siebes Werbungen Herrn v. BriinowS ent gegensetzt." Ach, ich habe eS längst ausgegcbc, mit Dir darüber zu streiten, lieber Alter! Aber Du, Hermann, sollst mein Zeuge sein, wenn ich über ikurz ober ang Recht bekomme. " Hermann zuckle bie Achseln, um anzudeuten, daß ihm baS eigenliid) sehr gleichgillig sein könne. Gleich wohl aber beherrschte ihn eine prickclnbe Ungeduld. Er halle schon mehrmals zu einer Frage angesetzt, sie aber immer wieder unterdrückt. Du siehst mit Deiner Meinung von der Sache doch ziemlich vereinzelt da," fuhr der Verwalter fort, Ich habe wohl gemerkt, wie dic kleine Baroneß bekümmert ist, daß ihr Bni der, den sie ja förmlich vcrgöllcrt, so wenig Erfolg bei ihrer Freundin hat. Und der Jan, der Bursch vom Herrn Baron Hans, der hat inir's gcstcrn aich bestätigt, daß sein Herr in großer Betrübniß" Der Bursche dcs Lieutenants?" fuhr da Hermann abermals mit einer Lebhaftigkeit dazwischen, die das Stau- neu der EÜcrn hätte erregen müssen, wenn sie nicht der Eiser in der seit mehreren Tagen zwischen ihnen sd;ivc bcnden Strcilsrage zu schr befangen gcmad)t halte,. Ja, der kann'S auch wohl wissen," antwortete der Pater aus die vermeint liche Frage Hermanns, Der ist j;i immer um ihn, ein prächtiger .Heil, treu wie Gold unb von seinem Herrn sichtl'cki auch nach Gebühr geschätzt " Osfiziersbursche vorn Regiment des Barons?" Natürlich; der Ulan hat feinen Herrn, der ihn nichl eulbehrcn mag, hierher auf den Urlaub begleitet." Und verkehrt am Ende auch ats gestützter Haussrcund . aus Birken rieb?" rief Hermann mit einem etwas gewa 1 1 famen Gelächter. Wenn auch nicht das. Du ewiger Spötter, so doch alg täglicher Bote dcs Gutshcrrn von Rebensteiu, bald mit einem Eiulabungs-, bald mit einem Dankbillelchen, beute mit einer wichtigtlnienbkit Nachricht unb morgen mit zwci gewaltigen Blumensträußen, als ob wir uns bergleidien nidit in Hülle unb Fülle selber in Park und Treibhaus holen konnten. Und das größere und schönere Bougnet ist mit seinem Respekt immer für bie Erlaucht bestimmt. Ja, ber Baron steck! sidi überhaupt jc!t mehr hinter die gnädige Tante, um die geliebte Nid?tc zu ge winncn. Wirb ihm abcr, wic gesagt, nichts nützen." Hermann staub auf und dengle sich mit gespannter Miene über den Tisch, zum Vater hinüber. Jan Slalidi erscheint also beinahe täglich vor der Gräfin Adelgunde?" Was, Du keimst den Burschen? Du weißt sogar seinen Familien uamen?" Hermann räuspcrtc sich und sagte etwas verwirrt : Haltest Du ihn nicht vorhin genannt?" Geu'ig nicht, beim ich kannte tiü zur Minute überhaupt nur den Taus nainen des Ulanen. Wie lc::m,st denn Du dazu" Ja, id) weiß nicht. Vielleicht habe ich zuiällig auch title Namen unter wcgs vernommen und cr ist mir plotz I : cli, unbewußt, im Gebucht! ß anfgc taucht. Das ist ja and, belanglos. Eigentlid, wirklich lächerlich, daß wir uns so eingehend mit einem Reillned t besck?ästigen. Aber Du hast den Polen ja als ein solches Juwel geschildert er ist doch Pole ich! wehr?" Ja, wie die meiste Vente in fei nem Reaiment, ad man hcrl'S auch foiert, ehr!;! c, das , rutsche s,.'r ,zu spricht. Er ist überhaupt ein sehr intel , genter Meush, dem man den r.i Nischen Bauernion wahiha'ttg nid't ansieht." , Ei ! Wie kemmt eS ahcr dann, daß dieser Herr Jan nech immer gemeiner Kavallerist und Olfiziersburfc isi?" Fiik's Erste lungt er sehr treu an ; leinen ,vcrrn, wie t 'it alle ilantdie-. Diener, jo daß er liijet f.ur Beferde rang verzichtet, cli den wcbl auch sehr einiragliihen Pesten bei einem h rcidien Offizier kzuaeden. Und tcr.n glaube ich. hat der Barsche sich fein i Avancement durch clleilci streiche ver i feberzl ; er soll schon als Rekrut mit I einem ameradcn Handel gehabt dabei. I in welchen er den Gegner bei einem Viuir mit Chiii .,, , .,iic. Er spricht nidit gerj davon, aber es scheint, da ihm cbeir damals der Ba o,i Brünoiv aus berPatche gehvlscn und ihn zn sich i Dienst genommen, hat," Aha, da sind Hcir und ,(!ed,t einander wohl wlirbig einer ein große rer Ransbold uud Weibersäger als der Andeic! Pian weiß ja, was Dic von der jkavalleiie ter einem stalten Bursche versiehe!" Nein, ba irrst Du Dich in Beiden, vor Allem heim Jan. Dem stellen umgekehrt dic Mibel nach, dic Magde, liier und erst drüben aus R'ebciiftein, und mit f toller, als sich der hübsche Kavallerist garnichtsaus ihnen macht." Zchau, scl,, das schein! ja ein wahre! Ausbund von einem Tngeb bold in Ulanruuuifori zu sein." ES gehl das Gerede unter unseren Ällägde, der schouc Jau leibe n einer unglückliche riebe," meinle bie Mut ter lächclnb, Das wäre schließlich nicht unmöglich. Vielleicht ist ihm schon in seinem polnischen Heiinaths dorfc ei Schätzche treulos geworden oder gestorben," Oder o ciue ähnliche blödsinnig romantische Geschichte!" sagte Her mann mit einer wegwerfenden Ge bcrde. Was den nicht och Alles? Steckt den biünmsten Jungen iit zweierlei Tuch mit blanken jiilöpfe, und dic Weiber laufen ihm fchaaren wcis nad, besonders, wenn sie sich verschmäht glauben," Nun, ärgere Dich nur nicht!" fliehte die Mutter z beschivichligen. Ich mich ärger? Haha ! Das habe ich mir längst abgewohnt, E ist ja Alles Unsinn, Thorheil, Posse! Wenn der Mensch selber nichl betrügen kann, jo ist ihm nur wohl, wen er betrogen wirb, Nein, ei, ich habe meine geistige Äindhcit sd)o hiiiler mir!" Der Paler zog die Augenbrauen in die Höhe und tiffnetc schon dic Kippen zu einer sich ihm ausdiäugenden Be mcrkuug, hielt es aber doch für besser, ' sie z verfdil uifeii. Bald darauf gab ihm der Schlag der alle Wanduhr Gelegenheit, au dic vvrgcrüdlcZeit zu mahnen. Du wcißl, wir gehen früh zn Bett, mein Sohn ; unb wenn auch baiin Deine Gewohnheiten nichl mit ben nnserigeu üi,crcistimicu werden, so wirst Du doch heute müdc gcnug sein, um ebenfalls nach Ruhe zu verlangen." Er zeigte auf dic zweite der beiden nebeneinander liegenden Thüren, die von dem Poisaalc in dic inneren Wohnräuinc führten ; ba hinein ging'ö in das Stäbchen, bas Hermann schon in feine ejiiuderjahren inue gehabt hatte. Schlaf wohl!" Die Äiuttcr solgle ihremMannc nur zögernb; sie hätte gerne ein paar herzliche Fragen an ben Sohn gerichtet, aber biescr schien das nick?! zn bcincr ten, erwiderte leichthin den Gntenacht grnß und zog sich in das ihm ange wiesene Gemach zurück, während ans der jiüdie die Magd erschien, den Tisch abzuräumen und bie 'ampe zu loschen. Erst als das Ellcrupaar die Sdilas stnbc cireidit Halle, zu der daö letzte Fenster in der Erdgcschoßfront dc Cchlosscs gchörtc und die von dcm c mach dcs Zohucö durck) ein großes Wohnzimmer getreunl war, fand Frau Plock dic Worte, das zwischen ihr und dein Galten herrschende Sdiwcigen zu brechen. Ich glaube, Tu thust ihm dock) Nn recht unserem Jungen," sagte sie mit unsicherer Stimme. Womit?" Nun, D scheinst nicht gerade waZ Gutes von ihm zu erwarten. " Da saßte sie der Mau derb an der Schulter, drehle sie herum und sah ihr in'S Gesicht, D etwa?" Die Frau wollte etwas sagen, brachte aber nur einen verrätherischen Seufzer hervor. Na, laß gut sein, ?Nar!e! Wir könnten eS doch schon verlern! haben, uns einander nech was von großen Hoffnungen auf unseren Einzigen vor zugankelii. Nehmen wir unser Geschick, wie's ist und wic'S komm! ! Jich will dem Burschen nichis in den Weg legen, cr so bei uns and) sein Bett und seinen Tisch finden, wie bisher, und wenn ich ihn iveiter nidit darnnd) frage, wie'S ihm die neu Jahre ge gangen ist, und wie er sidi die Zu kunft zu bestellen gedenkt, so glaube ich, baß ich ihm damit den willtom menften Ovfnlleii thue. Jetzt leg' Dich auf 's Ohr und gräme Didi nicht ! Wir haben uns schon seit vamicm daran gewöhnen müssen, de Hermann so halb und halb als einen Fremden anzu scheu, und :rir waren dock, Beide nicht so thöricht, auf diese Heimkehr scheue Erivnrtungc zu setzen." Das waren für heute die letzten Werte, welche die Alten miteinander wechselten. Hermann dachte indessen noch nicht daran, sidi zur Rulie zu legen. Er öffnete für s Erste seinen ,'cofser und kramte in beut wild durcheinander geworfene Jithall, bis er daraus eine mäßig große iederbriestasdie hervorzog, die cr eine Zelnndc unschlüssig in der Hand behielt einen Blick aus die issen seines Bettes werfend, als ob er daran dadite, sie dort zu verwahren um sie hierauf in bie innere Brust lasche seines Rockes zu stecken. Dann ging er aus die zweite Thür zu, dic in das bereits erwähnte Wohnzimmer führte, unb drehte den Sililiiiiel im Schlosse herum. AIs dies geiehehen, ahnte cr sid, dem hohen Bogen fenster, das ciien stand, und ichnie fid an die 2:abc des kunstvollen Eisen gitlers, das stinimllidie Fcniieröf'iiun gen im Erbgciehoffe verwahrte. Der Pollmend der wundervollen Maiennacht beschien fein Gejicht. Welch' ein lAiidit! War das sein wahres Antlitz und das. das er den Eltern gezeigt hatte. nur Zli'aske dann hatte daS MnlteiHer; Recht, als es i:.i Justin!! vor ihm zusarnmengesckuueri mit. (ijortsttjunj folgt.)