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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (July 23, 1896)
Die junge IPitttiw Po Adele i it b 1 1 m a u it. Nein, so lann daS nicht länger fort flehn !" Traute Amberg stillt nachdenklich beide Ellenbogen auf den Tisch, den reizenden schwarzen Kopf auf die Hände -tiiib (töfjt einen tiefen seuszer aus. Vor ilir liegt da schwere, eben ge ' öffnete BUcherpacket dieser entsetz, liebe aelehrte Kram" und das Be aleitschreiben ffritz Urlmn'S, daS in einem freundschaftlich innigen Ton zu ihr spricht, etwa wie ein zartfühlender Freund zu einer wunden Seele Ein weiterer Seufzer I Wie soll sie dem nur abhelsen? Und wie ist sie überhaupt in diese wunder liche Lage gekommen? Sie weiß es nicht. So viel steht fest: sein Brief paßt nicht aus sie. Durchaus nicht. Sie ist leine wunde Seele mehr, keine arme, tief unglückliche Wittwe, deren Schmerz man zu ehren hat, der man nur mit Borsicht und zarter Schonung nahen dars ! Si: hat überwunden, das Leben lacht sie wieder an. Ja mehr noch. Sie glaubt sogar, es könne noch einmal schöre, sehr schön werden Ob sie sich dessen wohl schämen muß? Aber schließlich sie ist doch noch so jung ! Und hat so Vieles nachzuholen nach all dem Kummer der letzten drei Jahre! Sie denkt zurück. Als halbes Kind mit kaum siebzehn Jahren war sie Albrecht Amberg's Braut geworden, mit achtzehn folgte sie ihm als seine Frau in die kleine Stadt, wo der junge Arzt ; schon eine ganz ansehnliche Praxis hatte, und als kaum Neunzehnjährige stand sie an seinem Sarge. Einer heftigen Lungenentzündung hatte seine ohnehin nicht sehr widerstandsfähige Natur in kurzer Zeit erliegen müssen. Tief unglücklich kehrte die junge Wittwe in ihr Elternhaus zurück und bezog dasselbe Stllbchen, das sie als Mädchen bewohnt hatte. Alles war wieder wenigstens nach außen hin wie früher ; nur daß man sie Frau Doctor anstatt Fräulein Lenz anredete. In den ersten Monaten floh sie die Menschen ; nach etwa einem Jahr fing sie an, ihre alten Freundinnen wieder zu besuchen, nach ein paar weiteren Monaten zeigte sie Interesse an hüb schen Halbtrauersachen, und als zwei Jahre über ihrem schweren Berlust dahingegangen waren, hatte sie sich öl lig davon erholt und war in jeder Minute bereit, ein neue? schönes, gro ßes Glück aus der Hand des Schicksals freudig in Empfang zu nehmen. Mit einer fast zärtlichen Bewegung greift sie nach dem gelben Postabschnitt als ihre Gedanken halb unbewußt bis zu diesem Punkt gelangt stnd. Absender : Assessor Fritz Urban." Sie sagt es leise vor sich hin, dann wird fle ein wenig roth und legt die bei den schmalen Hände über das Gesicht. Welch treuer Freund er ihr geworden War ! Natürlich hatte man viel von dem storbenen gesprochen. Traute's Augen waren feucht geworden sie bekam überhaupt sehr leicht feuchte Augen, die kleine Frau und mit tie fern Ernst auf seinem für gewöhnlich so sonnigen Gesicht hatte Fritz Urban die Hand der jungen Frau an feine Lippen geführt. Kein Mensch kann, ie ich ermes sen, was Sie verloren haben, gnädige Frau! Einen Menschen wie Albrecht Amberg findet man nicht zum zweiten Mal. Aber Sie dürfen sich dein Leben nicht ganz verschließen, dazu sind Sie ja viel zu jung! Sie müssen im Gegen theil Zerstreuung suchen und mir ge statten, daß ich Ihnen mit meinen ge ringen Kräften dabei dehülflich bin. Wollen Sie lesen? Plaudern? Ich bin in jeder freien Minute zu Ihrer Ver fügung. Wollte Gott, ich könnte der Gattin meines Albrecht einen größeren Dienst erweisen !" Der liebe Mensch ! Und wieder mit Thränen in den Augen hatte Traute ihm gedankt. Da Fritz Urban zu den Leuten ge hörte, bei denen dem Wort so sicher die That folgt, wie der Tonner dem Blitz, so fühlte sich Traute von diesem Tage an stets von seiner fast brüderlichen Fürsorge umgeben ; einer Fürsorge, die bei aller Herzlichkeit aber keinen Augen ffÄ die Grenzen respektvollster Zurück Haltung überschritt. Wenn er wirklich einmal, wie ihre Freundinnen bemerkt haben wollten, vor Jahren für sie ge schwärmt hatte heute war davon auch nicht die leiseste Spur mehr zu merken. Und wenn sie feine Briefe auch immer wieder aufmerksam las Hochachtung, Ehrfurcht, Ritterlichkeit, zarte Schonung ihres Schmerzes, das fand sie ! weiter aber Nichts. Lauter schöne, edle Dinge, für die sie dankbar sein mußte. Sie war eS auch, nur daß sich mit der Zeit eine leise Ungeduld bei ihr einschlich. die sie mit all ihrer besseren Einsicht nicht zu bekämpfen r mochte. Das half nun ab nichts. Der Ton zwischen ihnen Beiden war einmal auf Moll gestimmt, und keiner hatte den Muth gehabt, den ersten Anstoß ,u einer Aenderung zu geben. Sa konnte ti kommen, daß diese beiden lebensfreu digen Menschenkinder sich manchmal eis und ledern gegenübersaßen, tief nnfte Gespräche weiterschleppten und jedes Anlaß zu fröhlichem Lachen üngft lich Hit dem Wege gingen. .Wal würd er von mir denken !" 'iVfe sich Traute. .Er müßte mich ja Ver Jahrgang 17. verachten, daß ich lachen könnte, nach dem ich einen Mann, wie Albrecht, ver loren habe !" Wie würde eS sie verletzen, wenn ich so wenig Zartgefühlt an den Tag legte für ihr belümmerte Herz!" dachte er drüben. Traute's wahrhaftiger Sinn sträubt sich mit Energie gegen diese unwahre Beleuchtung! da muß Etwas geschehen. Aber was? Sich seine Achtung ver scherzen, indem sie offen bekennt: Ich habe überwunden" Nein, unmöglich! Er würde eS ja nicht aussprechen, aber sie wurde es in seinen blauen Augen lesen: Schämen Sie sich nicht, einen solchen Mann zu vergessen? Sie weiß sich keinen Ruth und stößt einstweilen wieder einen langen Seufzer aus; eS ist der dritte seit einer halben stunde. Uebrigens um elf will er sie zu einem Spaziergang abholen; sie muß sich bald fertig machen, es ist schon über zehn Traute. Traute, das mußt Du sehen, komm 'mal rasch mit herauf in mein Zimmer. Das ist zum Todt lachen! Ella. Traute'S sechzehnjährige Schwe- ster, hat die Thür aufgeriffen und wirft sich, bald erstickt vor Lachen, in einen Seffel. Traute steht mißbilligend auf. Was hast Du denn? Sag's erst." Ach, das laßt ich gar nicht erzay- len, so Etwas muß man eben sehen!" entringt es sich mühsam Ella's Lippen, während ihre kleinen, lachenden Augen in dem runden Genchtchen fast ver- schwinden. Na." meint Traute wegwerfend, eS wird schon 'was Rechtes sein; Du lachst ja über das albernste Zeug, Ella." Ella'S Blicke sind inzwischen auf das Packet gefallen, neugierig schlägt sie den obersten Buchdeckel auf, prallt aber dann entsetzt zurück. Schauderhatt! Mußt Du das lesen. Traute?" Traute beißt sich auf die Lippen. Müssen? Lächerlich! Natürlich werde ich es lesen, es macht mir Ver gnügen!" Ella drückt ihr die Hand. ,;mtm innigstes Beileid. Aber nun komm, schleunigst." Halb widerstrebend, aber doch etwas neugierig, läßt sich Traute aus dem Zimmer ziehen. Auf der Treppe zu Ella's Giebel stübchen erfährt sie. daß es sich um kleine weiße Papierdüten handle, die Ella mit Sand oder Kanoneliqaien gefüllt, auf's Trottoir werfe, um die Neugier der Vorübergehenden auf die Probe zu stellen. Und dreie haben tcc,on angebisten. raunt sie mit verhaltenem Entzücken der Schwester in'S Ohr. Sie raunte, denn die Mama ging gerad' vorüber und Ella sollte jetzt eigentlich mit dem Staubtuch im Wohnzimmer beschäftigt sein, anstatt solche Dumniheiten aus zuHecken. Traute hemmt ihren umritt und macht ein gelangweiltes Gesicht. Das , t Alles? Deshatv brauchte I Du mich wirklich nicht zu rufen, Ella. Solch ein alter Witz!" Alt, ja, aber ewig schön. Außer dem ist heute der erste April," sagt Ella überzeugungsvoll. Komin doch nur ein einziges Mal an'S Fenster, und sieh Dir die Gesichter an, wenn sie wüthend die Tüte wegwerfen und merken, daß sie reingefallen find." Nun. Traute t kein llnmentch. fcte thut der Kleinen den Gefallen, etwas gönnerhaft zwar, aber sie tritt doch an'S Fenster und sieht sich den Scherz an. Und als thatiachlich wieder ein urner in die Falle gegangen war und hoch roth vor Aerger über den Witz an den Häusern herauf spähte, da brach auch bei ihr der Uebermuth durch. War'S der sonnige, goldige Früh lingstag, der seinen lauen Athem in das Stübchen sandte? Waren'S die zwitschernden Poqelstimmen rings um- her? Woher eS auch kommen mochte sie fühlte sich in diesem Augenblick ganz wieder als Traute Lenz, die als Kino und Mädchen so manchesmal die dicken Knospen der alten Kastanie unter die lern Fenster hatte ausspringen sehen. Die schweren Jahre seit ihrer Perhei rathung find momentan ausgelöscht aus ihrem Denken, und sie fühlt eS mit Beschämung zwar aber mit voller Bestimmtheit, daß diese kindische Spie lerei. zu der Ella sie herbeigeholt, ihr irklich Vergnügen macht! Nun. eS sieht'S wenigstens kein Mensch. Von unten schon gar nicht, denn die verschlungenen Aefte der Ki ftanie verhüllen das Fenster so sehr, daß man wohl bequem herunter, aber kaum herauf sehen kann. Außerdem ist die Straße an dieser Seite bei Hauses, da? eine Ecke bildet, wenig belebt. Tu, dahinten kommt der dicke Busch, rasch 'ne Tüte herunter!' Sonntagsgast Beilage zum Nebraska Staats-Anzeig. Ach, der bückt sich nicht, der ist viel zu faul." Faul ja, aber neugierig, wie 'ne Waschfrau. Wenn, daß er " Starr vor Spannung drücken sich die beiden hübschen Köpfe hinter der Gardine. Jetzt steht er's er geht vorüber aber Bufchchen, meine Wette! Er bückt sich wahrhaftig er nimmt'S auf juchhe!" Ein ersticktes Gelächter, mit dem sich aber die beiden übermüthigen Geschöpfe, damit es Jener nicht etwa hört, ein wenig mehr in's Zimmer zurückziehen. Und nun geschieht das Schreckliche, von dem Traute später behauptete, daß sie drei weiße Haare davon bekommen habe: Auf der Treppe, von der au? man durch die offene Thür das ganze Znn mer überblicken kann, steht lächelnd. allerdings etwas überrascht, Asseffor Fritz Urban. Zunächst sieht man nur seinen hübschen Kopf und den hohen weißen Kragen, dann aber lüftet er seinen Hut und steigt die letzten Stufen empor. Verzeihung, meine Damen, daS Mädchen wies mich hier herauf aber um GotteS willen, was ist Ihnen denn?" Traute ist vor Schreck und tiefster Beschämung blaß geworden, wie ihre weiße Schürze, sie sinkt vernichtet auf das kleine, geblümte Sopha und schlägt die Hand vor's Gesicht. Das plötzliche Erscheinen des jungen Mannes, dessen Kommen man nicht hatte bemerken können, weil der Ein gang auf der anderen Seite des Hauses sich befindet, hat sie berührt wie etwas Entsetzliches, das sie in diesem Augen blick noch kaum überschauen kann. Sie weiß nur, daß die Situation nun ge klärt ist, daß er ihr zwar keine schwung vollen Briefe mehr schreiben wird, die sie ungeduldig machen, aber auch, daß sie sich seine Hochachtung verscherzt hat für alle Zeiten. Der Preis ist hoch. Sie hätte Lust in Thränen auszu brechen; aber sie fühlt doch, daß sie irgend etwas sagen muß. Ich wollte ja nicht Ella aber ließ, nicht nach und da ich weiß selbst, daß ich Ihnen verächtlich erscheinen muß " Fritz Urban ist nahe an sie herange treten. Traute, gnädige Frau, welch ein Gedanke, um Gottes willen! Ich ja, wie soll ich's Ihnen nur ausdrücken? Dem Himmel sei Dank, das Leben hat Sie wieder! Das war das Erste, was ich empfand, als ich die Situation er faßte und mein Zweites Herr Gott, was habe ich geleistet an Stillschweigen! Nun kann, brauch' und will ich's nicht mehr, nun darf ich's Ihnen endlich sagen." Er unterbricht seine stürmische Rede und sieht sich nach Ella um, deren Er steiiz er in den letzten Minuten beinahe vergessen hätte. Die junge Dame hat auch mit einer starken Verlegenheit zu kämpfen; sie rankt in nicht grade sehr graziöser Stel lung an der Wand in die Höhe und trommelt mit den Fingern auf der Ta pete herum. Fräulein Ella. Ihre Mama rief eben nach Ihnen." Ella sieht ihm mißtrauisch an. Da von habe ich nichts gehört." Aber ich, ganz deutlich. Sie sollten, glaube ich, abstauben, oher so etwas." DaS gab ihm sein guter Geist ein! Das muß Ella wohl glauben und sie geht. Allerdings etwas langsam, denn grade jetzt sing die Sache an, interessant zu werden Leider ist eS nicht festzustellen, ob Ella'S Pflichtbewußtfein sie nun endlich an die vernachlässigte Arbeit sührte. Thatsache ist. daß die Mama eine halbe Stunde später, als ein glückliches, junges Brautpaar am Tisch saß. de hauptete. so miieradel sei im Wohnum mer noch niemals abgestaubt gewesen; eS genire sie geradezu vor ihrem Schwie gersohn. Dieser aber lächelte nur still, ging zum ( lavier und schrieb mit dem Fin ger auf den bestaubten Teckel: Traute". Fritz", und ein großes un geschicktes Herz ringS herum. Zeichnen hatte er nun einmal nie gekonnt. Das Blockbaus am vaal. 3fi;; aui dem Iranäaaal von Friedrich Mkiii, Ein jeder Menkck, bat keine Kekckickte. der eine merkwürdige, der eine alltilg liche, oel ine traurige, jener eine, über die man lächeln, vielleicht gar lachen muß. Wer viel in der Welt herum kommt, lernt manches Menschen Geschichte kennen, und seine eigene bleibt auch keine alltägliche. Heute fiel mir ein, was mir jenseits des Oceans einft ein Ausgewandnter erzählte, und das , soll nun auch der Leser erfahren. I Wenn man die Welt voll Menschen wie einen Kessel auf's Feuer setzen und aufkochen lasten könnte, so würden wir Goldgräber als Abschaum oben zu Tage kommen," mit diesen Worten sing der Ausgewanderte seine Geschichte an. Und doch hatten wir im Mondschein kamp am Vaalflusse einmal einen wirk lich anständigen, ja vornehmen Mann unter uns. Wie der dort hinkam, ich weiß es nicht, genug, er war da, und eines TageS war auch sogar noch seine Tochter da. Sie wohnten in einem kleinen Blockhause, das entfernt von dem Kamp der anderen Digger, in einem Gehölze stand. Fehlan, so nannte sich der Mann, arbeitete härter und unermüdlicher, als wir alle; in seinein Benehmen gegen uns war er ruhig und höflich, sonst aber kalt, hart und verschlossen. Mit gegenüber zeigte er sich mit der Zeit ein klein wenig zu günglicher, vielleicht weil ich nicht ganz I wUst und verwildert wie die andern und nebenbei auch sein Landsmann war. Als seine Tochter mir zum ersten Mal entgegentrat, da meinte ich einen Engel, mindestens aber ein überirdisches Wesen zu sehen. Ich hatte ihn eines Abends bis an sein Blockhaus begleitet, und sie kam aus der Thür, den Vater zu begrüßen. Wie schön sie mir er schien, das kann ich nicht beschreiben, so viel aber ist gewiß, daß ich nie ein schöneres Weib gesehen habe, noch je mals sehen werde Seit jenem Moment war das kleine Häuschen für mich der Mittelpunkt der Welt, , zu dem es mich unwiderstehlich hinzog. Bald hatte ich das unaus sprechljche Glück, mich dem Fräulein Helenes hieß sie nützlich machen zu dllrsen; ich holte Waffer für sie, machte Brennholz klein, kurz, that alle Arbeit, die sich für sie nicht schickte. Zuerst mochte sie das nicht leiden, dann aber ließ sie mich gewähren und zuletzt wur den wir gute Freunde, wenn dieser Ausdruck bei dem himmelweiten Unter schiede zwischen ihr und mir, überhaupt anwendbar ist. Franz," sagte sie an einem regen schwülen Abend zu mir im ganzen Camp hieß ich nur Franz, und ich glaube nicht, daß sie meinen Familien namen jemals gehört hat in der letzten Nacht habe ich einen Traum ge habt, der mich recht ängstigt. Mir träumte, ich sähe meinen Vater drüben in der Schlucht im hohen Grase liegen, fest schlafend, so fest, daß ich ihn trotz aller Mühe nicht aufwecke konnte. Und während ich ihn rüttelte und rief, wuchsen ringsum die Blumen immer höher, bis er darunter ganz verborgen war. Da mußte ich weinen, und wei nend wachte ich auch auf." Sie sind zuviel allein, Fräulein," antwortete ich, da kommen allerlei Ge danken." Möglich," versetzte sie. Auch äng stigt es mich, daß der Vater morgen nach Potscheffstroom reisen und so viel Gelb mit sich nehmen will." Potscheffstroom ist der JCrt, wo die Goldgräber von Transvaal ihre Funde verkaufen oder auf die Bank bringen. Mein Vater hat in letzter Zeit viel Glück gehabt, nicht wahr?" fuhr sie fart. Ja, Fräulein," sagte ich. Erst beute fand er zwei besonders große Stücke." DaS freut mich. Aber da ist er ja selber!" Mit einem jauchzenden Ruf sprang sie zur Thür. Ihr Vater war's jedoch nicht, der dort draußen stand. 0 Franz!" stieß sie erschrocken her vor, denn vor sich sah sie einen schwarz bärtigen, banditenbaften Menschen, den schlimmsten Gesellen des ganzen Eamps, einen ehemaligen Matrosen. Und hinter dem stand noch einer, ein falscher un heimlicher Kerl, der sich Philipp nennen ließ. Beide waren zufällig in der Nähe gewesen, als Fehlan heute den großen Fund machte. Helene fragte mit bebender Stimme nach ihrem Begehr, die Kerle aber grin ften sie nur unverschämt an, machten ei nige hämische Bemerkungen über meine Anwesenheit und schlenderten in das Gehölz zurück. Sind das die Leute, mit denen mein Vater arbeitet?" sagte Helene, die tod tenbleich geworden war. Tann stehe Gott uns bei!" Ich bemühte mich, sie auf andere Ge danken zu bringen; ich schürte das Feuer zu hellem Brand und that geschäftig bald dies und bald das, nur um bei ihr bleiben zu können, denn ich hatte das Gefühl, daß die Kerle noch immer drau ßen herumstreichen. Nach einer Weile fragte sie mich, ob ich nicht ihrem Vater entgegengehen wollte. Aber Sie" wandte ich ein. Oh, ich fürchte mich nicht hier im Hause." versetzte sie mit gezwungenem Lächeln; bin ich denn nicht täglich Vom Morgen biZ zum Abend allein?" Ich rieth ihr noch, die Thür nur auf No. 10. meinen oder deS Vaters Pfiff zu öffnen, dann ging ich. Ich traf Fehlan sehr bald und berichtete ihm kurz daS Vor gefallene. Danke," sagte er gleichgültig. Ich will Ihnen übrigens eine Neuigkeit mit theilen, Franz," fügte er hinzu. Mit dem Mondscheincamp bin ich fertig; ich habe Glück gehabt und bin nun in der Lage, wieder in die Welt zurückkehren zu können. Meine Tochter weiß noch nichts davon. Morgen nehme ich sie mit nach Potscheffstroom; von dort geht's nach Natal und dann nach Eu ropa." Ich stand wie vom Donner gerührt. Fehlan aber fuhr ruhig fort: Wenn Sie uns morgen früh noch ein Abschieds wort sagen wollen, so sollen Sie will kommen sein. Aber wie sehen Sie aus, Franz? Also die Trennung von mir geht Ihnen nahe? Sie sind ein treuer Bur sche. Es wäre mir lieb, wenn Sie uns bis zu der Stelle, wo die Wagen halten, begleiten wollten; man kann nicht wif sen, ob die Hallunken nicht im Hinter halt liegen werden. Die Miethe für mein Häuschen habe ich dem Gastwirth Johnson bereits bezahlt. Vielleicht sind Sie so freundlich, ihm hernach den Schlüssel zu bringen. Aber Mensch, Franz!" schloß er lachend, hat die Neuigkeit Sie denn sprachlos gemacht?" Das hatte sie, und mehr als das. Mir war, als hätte ich einen Schuß durch und durch erhalten. Die Erde schien unter mir zu schwanken und nur mit Gewalt vermochte ich mich zu fassen.... Um das Morgengrauen suchte ich den Ort auf, wo das Häuschen stand, unter dessen Dach sie zum letzten Mal ruhte. Ich kam in die Schlucht, wo die Blu men so üppig wucherten. Und unter diesen Blumen sah ich etwas, das mein Blut erstarren sieß das bleiche Antlitz eines todten Mannes. Fehlan, He lene's Vater, lag dort auf dem feuchten Moose, als wenn er schliefe. Ich hob fein Haupt; ein Schlag, von himen hatte ibn niedergestreckt. Seine Taschen waren ausgeteert. Ich raffte seine Picke auf und rannte zum Blockhause; wußte ich doch, wen ich da sinden würde. Die Thür der Küche stand offen. Die Mör der lachten und johlten in Fehlan's Schlafkammer, wo sich, wie ich wußte, Branntwein und auch das Gold befand. Wo aber war Helene? Ich fand sie im Wohngemach, gefes seit auf ihrem Stuhl sitzend. Es sind drei," flüsterte sie mir zu, die beiden von gestern und noch einer. Sie haben dem Vater aufgelauert und ihn ermordet sie haben mir alles Hohn lachend erzählt. Horch! Sie kommen! Sie schießen auch Sie todt, wenn sie Sie sehen! Fliehen Sie, Franz aber tödten Sie mich zuvor, ich beschwöre Sie !" Sie erhob das Kinn und bot mir den weißen Hals dar. So mein Schatz," brüllte in diesem Augenblick einer der trunkenen Mordge seilen im Nebengemach, jetzt bringen wir Dir auch ein Glas, damit Du auf unser Wohl trinken kannst. Du hast Sehnsucht nach uns, ich weiß; laß uns nur erst das Gold einstecken, dann kom men wir zu Dir!" Ganz still!" raunte ich ihr zu. Ha stig zerschnitt ich ihre Fesseln, dann faßte ich ihre Hand und riß sie mit mir zur Thür hinaus. Fluchend und tobend folgte uns die trunkene Rotte, einige Kugeln pfiffen uns um die Köpfe, aber der Herrgott im Himmel stand uns bei, so daß wir glücklich durch das Gehölz kamen. Nun war eS bis zu Johnsons Gasthaus nicht mehr weit: wir erreich, ten dasselbe und Helene erzählte hier ihr furchtbares Erlebniß. Das Lynchgesetz arbeitet schnell und sicher. Noch ehe die Sonne im Mittag stand, war das geraubte Gold im Be sitz der Tochter Fehlan's und die Leich name der Gerichteten schaukelten im Winde an den Aeften einer Eiche... Als Helene in Natal an Bord des europäischen Dampfers ging, da trat ich an Deck desselben plötzlich vor sie hin. Ich war ihr heimlich gefolgt und hatte im Raum des Schiffes geholfen, ihr Gepäck sorgsam und sicher zu verstauen. War daS doch der letzte Dienst, den ich ihr leisten konnte. Franz!" rief sie erfreut. Lieber, guter, braver Franz!" damit streckte sie mir beide Hände entgegen. Wie schön, daß ich Sie noch einmal sehe! Sie, Franz. dem ich zu unauslöschlichem, zu lebenslangem Tank verpflichtet bin!" Und nun beugte sie ihren herrlichen Kopf über meine plumpen, braunen Fauste und schluchzte laut. ES gelang mir, mich zu bezwingen. .Fräulein." sagte'ich. ich wollte nur, ich märe ein anderer, einer von Ihres gleichen, ein Vornehmer, dann bätte ich Ihnen wohl noch besser dienen können." Sie sah mich mit ihren strahlen den Augen an. eine an Weile: dann hob sie meine harten Hände empor und drückte, ehe ich sie hindern konnte, ihre Lippen darauf. Jetzt war'S mit meiner Seldstbeherr schung vorbei. Unaufhaltsam, wie ein reißender Strom, brachen die Empfin düngen aus meines Herzen? Tiefen her vor und alles kam an den Tag all' meine heiße Liede, all' mein Leid, meine Luft und meine Anbetung ! Kein Flehen, kein Begehren ich kannte meine Stel lung; nicht mit einem Finger rührte ich auch nur ihr Kleid an. aber ich glaube wohl, daß sie mich verstunden hat. daß sie erkannte, daß bis an mein Ende sie allein nur meines Herzens Licht und Kleinod sein wird. Sie stand gluth übergössen, erstaunt, erschüttert; sie war nicht zornig, auch nicht beleidigt. Wieder reichte sie mir ihre kleinen Hände, dies mal ich erkannte es wohl um mich zu beruhigen und zum Schweigen zu bringen. Sie sagte kein Wort was hätte sie mir aucki erwidern sollen? Die Dampfpfeife ertönte, meine Zeit war um. Einen flüchtigen Moment noch lehnte sie ihr Haupt an meine Schulter, dann eilte sie unter strömen den Thränen hinunter in die Kajüte. Ich schaute dem Dampfer nach, so lange ich seinen schwarzen Rauch noch sehen konnte. Dann kehrte ich zum Vaalfluffe, zum Mondscheinkamp zu rück. Harte Arbeit ist der beste Trost, den das Leben unsereinem bieten kann. Ich habe Fräulein Helene nicht ver gessen, werde sie auch nie vergessen. Oft noch bin ich durch die Schlucht, wo die Blumen stehen, zu dem leeren Häus chen gewandert. Und wenn die Sonne in rothem Feuer hinter die Fichten nie dersank und die Schatten länger und länger über das Gras hinkrochen, dann war mir's gar manchmal, als müsse sie wieder aus der Thür treten, wie einft, wenn sie den heimkommenden Vater er wartete. Blut ist er als Waffer". Die Redensart Blut ist dicker als Wasser", welche der deutsche Kaiser in jüngster Zeit zwei Mal gebraucht hat. ist nach dem Berl. Tagebl." im Jahre 1859 während deS chinesischen Krieges bei dem unglücklichen Angriff auf die Takuforls entstanden. Das engliiche Kanonenboot Opossum" mit Admiral Hope an Bord hatte schrecklich gelitten, und eine große Anzahl Leute der Be satzung, darunter der Kommandant, war gefallen. Plötzlich erscheint ein Boot mit dem Star Spangled" Banner an der Seite des Opossum", welches zu einem außerhalb der Barre liegenden amerikanischen Kreuzer ge hörte. Dieser war während des Kampfes ein zwar aufmerksamer, aber doch Pas siver Zuschauer gewesen. An Bord deS Bootes befand sich Kommodore Tatnal von der amerikanischen Flotte, der, ohne Rücksicht auf das chinesische Feuer, ge kommen war, um dem englischen Admi ral seine Hilfe anzubieten. Als Mid shipman hatte er im Jahre 1812 gegen die Briten gefochten, aber nun hatte sich das angelsächsische Blut in ihm geregt, und dieses Blut", so sagte er zu Admi ral Hope, ist dicker als Wasser". Da er als Neutraler nicht an dem Gefecht theilnehmen konnte, so bot er sich an, die Verwundeten aus der Gefahr zu entfernen, ein Anerbieten, welches dank bar angenommen wurde. Ehe er sich in sein Boot zurückbegab, hatte er eine kleine Weile auf seine Leute zu warten. Endlich kamen sie erhitzt und rauchge schwärzt. Was habt Ihr gethan?" donnerte Tatnal sie mit angenommenem Zorn an. Verzeihen Sie, Herr," sagte der Sprecher der Leute, eS schien, daß eS den Engländern für die Bug kanone etwas an Mannschaften fehlte, und da dachten wir uns nichts Böses dabei, ihnen ein wenig an die Hand zu gehen". U!er diesen Umständen soll die Redensart entstanden sein. Beschwindelt. Der Berliner Weingroßhändler Do minicus Klar fand, wie die Kreuz Ztg." berichtet, kürzlich auf der Stufen bahn in der GeWerbeausstellung eine Ledertafche, worin sich 20,000 Rubel in nifiiittVn Sviiifnnr! hnrfsirttifti 9114 Klar den Fund auf dem Fundbureau der Ausstellung abgeben wollte, trat ein Herr, anscheinend ein Russe, an ihn heran, erklärte, ein russischer Groß lausmann Namens !vcanichlom zu lein, und forderte die Tasche als sein Eigen tum. Ta er erklärte .im Krandkiotel zu wohnen, und ihn bat, dort den ge Ikgiiazen ginoerioyn in mptang zu nehmen, so wurde ihm die Tasche an rrandslris kkb,inkint. UnAfrnnMt im Grand-Hotel ergaben, daß Herr Klar an einen Betrüger gerathen war, denn ein Russe Namens Manschikow war dort unbekannt. fürsorglich. Sagen Sie, Stkffelbauer, warum tragen denn der ?!iedertupfersepp und seine Buben beim Dreschen immer Ey linder?" Weil der Toktor ,'viel 'kost' hat!. .. Wissen S'. seine Buben find erst An fänger beim Dreschen und da hauen sie sich, weil s' die richtige Schlagweit'n no' net 'rauslrieg'n, alleweil auf die Köpf'!" Emxnndlich. Erster Lieutenant (seinen krank ge meldeten Kameraden besuchend): Be daure Kamerad Rheumatismus, wie ich höre? Gestern scheußliches Wetter erkühlt, was?" Zweiter Lieutenant: .Fabelhaft r kältet! Zu lange neben Champagner Kübel jesessenl"