L Y i J iinchen's 2i. Vuftistc "cchichie oh W, I o r st. Aber Linchen, Tu mußt doch Per nft annehmen! Es geht doch nun 'mal nicht!" Warum den nicht, Mamachen? EU Sirius ist zu Ostern auch ganz allein nach Stettin gefahren, und Frieda Peters, ,," Wenn ihre Eltern es gestatten! Aber Papa will Tich nicht allein reisen lassen; und, offen gestanden, ich sinde es auch nicht schicklich, db junge Vcädchen so ohne jede Begleitung in die Welt Hineinsahren. Zu meiner Zeit...." Fräulein Karoline Brandt warf bei diesen Worten ihrer Mutter triumphi rend den Blondkopf mit den krausen Stirnlöckchen in den Nacken und spöttelte ein wenig naseweiß: Zu Deiner Zeit!.. .. Ja, Mamache, das ist schon etwas lange her! Jetzt sind wir ein bischen mehr vorgeschritten mehr sin de siocle .... mehr " Mehr eingebildet!" ergänzte Frau Brandt in mütterlichem Strastone, der einen merkwürdig schnellen Erfolg bei der jungen Tame des fin de siecle hatte. Fräulein Karoline brach plö lich in einen heftigen Thränenstrom aus und begann in kläglichster Weise in das vorgehaltene Taschentuch hineinzu schluchzen: Einem solchen Thränenvergusse der mag kein Mutterherz zu widerstehen. Frau Brand streichelte ihrem einzigen Töchterchen das blonde Haar und suchte eszube:uhigen: Kind, Kind!! Warte, bis Papa kommt! Ja.,,, ja, Du sollst zur Tante Lottchen fahren! Höre blos auf zu weinen!" Diese letzte Mahnung war eigentlich überflüssig. Fräulein Linchen, die so eben noch ganz Niobe, ganz Thränen" gewesen, sprang wie elektrisirt auf und drohte die abwehrende Mutter mit ihren heftigen Umarmungen zu ersticken, als glücklicherweise der Hausherr eintrat und die Gattin von, den gefährlichen Umstrickungen seines ausgeregten Töch terchens desreite. Gleich darauf fand ein Familienrath statt und Fräulein Linchen hatte wieder einmal ihren Willen durchgefekt! Die Familie des Ingenieurs Brandt zählte zu den angesehendsten der abat legenen Provinzialstadt. Aber seit dem Anschluß an die Bahn machte sich namentlich bei der lungeren Lienera tion der Stadt ein krankhaft auf tretendes Streben nach dem Höheren" geltend. Auch das einzige Töchterchen Brandt's, das bis dahin zu einem einfachen, lie den, hübschen Mädchen sich entwickelt, verspürte auf einmal den unwidersteh lichen Drang, die modernen Bildungs Extravaganzen nachzuahmen. Am mei sten störend wurde für das kleine, eman eipationslustige Damchen ihr Name. Karoline!! Das klang fo schrecklich hausbacken und altjüngferlich!! Dem Rathe ihrer Freundinnen gemäß nannte sich die Tochter des fin de siecle jetzt stets Kara, waö ihr, trotz des gutmüthi gen Spottes der nachsichtigen Eltern, furchtbar interessant" vorkam. Heute endlich hatte das mitleidige Elternherz sich zu der Erlaubniß er standen, daß ihr Töchterchen den ersten Ausflug in die Welt ganz allein, wie eine den Kontinent bereisende englische Lady oder amerikanische Miß zu Tante Lottchen wagen durfte. Karolinens Gesicht erglühte von stol zer Freude, als sie den Brief, in wel chem ihr Vater diese neueste Wendung der Dinge seiner Schwester in der Hauptstadt kurz mittheilte, zur Post brachte. Unterwegs mußte sie natür lich erst die beiden Busensreundinnen von ihrem Glücke bmachrichtigen. Da Elly und Frida übereinstimmend es überaus chic fanden, wenn Kara" Tante Lottchen diesmal überraschte, so ließ sich bis unüberlegte, abenteuerliche Karolilie schließlich dahin bestimmen, daß sie das väterliche Schreiben nicht zur Post ausgab, sondern bei sich be hielt. Endlich war der große Moment ge kommen. Das schrille Abfahrtssignal ertönte; Karoline lehnte sich aus dem Coupeefenster und erwiderte die zart lichen Abschiedsgrllße der Eltern und Freundinnen,' die sie zur Bahn geleitet, mit dem unermüdlichen Wehen ihres Taschentuches. Eine warme Friihlingsluft drang durch die heruntergelassenen Fenster in die einzelnen Abtheile des Zuges, der nach einer einstündigen Fahrt in den Bahnhof einlief, welcher einen Knoten Punkt für die nach allen Himmels richtungen sich kreuzenden Zuge bildete. Hier sollte die junge Reisende die erste Probe ihrer Selbstftandigkeit liefern, da sie den heimathlichen Zug verlassen und nach einem halbstündigen Ausent halt in den nach der Hauptstadt ab dampfenden Schnellzug umsteigen mußte. Der Perron wimmelte von großen und kleinen BergnügungS reisenden. garoline erreichte endlich, nachdem sie einige Mal von der Brandung beinahe verschlungen worden und nur mit Mühe die zahlreichen kleinen Gepäckstücke ge rettet, die Wartehalle, woselbst sie er schöpft auf einen Stuhl niedersank. Inzwischen fuhren vorn in der glas bedeckten Halle immer neue Züge vor. und Karoline erinnerte sich plötzlich mit Schreiten daran, daß sie noch schnell ein Billet zur Weiterfahrt zu lösen hatte. S Kürzte aus dem Laneiaa in den langen tzoriidor hinaus. Tie dieleu Seitengäiige mit den laiinigsachen Schaltern und Expeditione machten einen solch' vermirrenden Eindruck aus sie, daß sie erst nach vielem vergeblichen Suche, und nachdem sie beinahe von einem hochbeladenen Gepäckwagen über fahren worden, den richtigen Schalter aussindig machte und das Billet er kämpfte. Mit hochglühendem Gesicht und flie gendem Athem lief Karoline in den Wartesanl zurück. Aber,.., mein Gott! hatte sich denn der große Raum inzwischen so verändert, daß in ihm rechter und linker Hand alles ver tauscht" war?!.,,. Wo war denn ihr Tisch mit den vielen Gepäckstücken, die sie sorglos zurückgelassen?! Karoline die nur durch eine andere Psorte eingetreten verlor vollständig das Orientirungsvermögen und den Kopf. Der Schaffner rief zum letzten Male, das Pfeifchen schrillte, der Schnellzug brauste ab. Wie vernichtet sank Caroline auf einen Stuhl zusam men und brach in Thränen aus. Was sing sie jetzt hier im wildfremden Lande" ani Der nächste Zug ging erst in vier Stunden ab und war zudem ein Bummelzug, der sich reichlich Zeit ließ und erst gegen eis Uhr in der Hauptstadt einlief. Nun, das war a scyttesziicy lein so großes Unglück; Tante Lottchen erwar tete sie auf dem Bahnhof ! In diesem Augenblicke wurde es der kühnen Psingstreisenden siedendheiß. Zum er sten Male erinnert sie sich wieder daran, daß sie Tante Lottchen so chic" hatte überraschen" wollen, und der väterliche Brief noch immer der rechtmäßigen Ab sendung entgegenharrte Jetzt traf die Sünderin die gerechte Strafe des Himmels ! O, . o I Endlich bestellte sich die Kleine bei dem Kellner, der sie fort während in dienstbeflissener Neugier um- kreiste, eine Tasse Kaffee und schöpfte aus dem belebenden Tränke der Levante wieder Muth und Lebenslust Ja, nach einer kleinen Weile kam sich die noch kurz zuvor verzweifelnde Provinzdame wieder höchst interessant vor. Es fehlte zur Vervollständigung der Situation nur noch der Held. Aber, da nahte er schon ! Tie Pforte öffnete sich, ein elegant gekleideter, jun' er Herr, der sehr fin de siecle aus sah, trat hinein, musterte die wenigen Paffagiere des Wartesaals mit größter Unbesangenheit, die der dreistesten Un Verschämtheit zum Verwechseln ähnlich sah, und nahm schließlich mit einem schnarrenden Gnädigste gestatten !" an Karolinens Ti che Platz. Diese begann sich ganz als Kara" im Sinne ihrer emancipationslustigen Busenfreundinnen zu fühlen und be fand sich bald darauf in einer hoch interessanten Conversation" mit ihrem Tischnachbar, dessen Ziel auch die Haupt- stadt war. Der vornehme Gentleman der selbst für den oberflächlichen Mew schenken den ausgeprägten Typus eines Reisenden in Wein und Cigarren trug lmponirte der Gnädigsten un gemein durch seine genauen Kenntnisse der Züge, der Stationen und einzelnen stadte, deren Pinne er förmlich aus' wendig wußte. Als der Zug vorfuhr. besorgte er in zuvorkommendster Weise das Gepäck, half der entzückten Reifa geführtin in das Coupee und stieg schließlich selbst ein. Tie Lokomotive dampfte ab, und Karoline befand sich zum ersten Male in ihrem Leben mit einem ganz fremden Herrn allein; eine unheimliche Angst verursachte ihr Herzbeklemmungen und schnürte ihr die Kehle zu, daß sie nur mühsam die vielen Fragen und Reden ihres immer gesprächiger und vertrau licher werdendenReisegefährten zu beant warten vermochte. Wenn doch nur noch ein einziger Passagier einsteigen wollte !" Das war das fortwährende Stoßgebet der zu Tode geang tiqten, kleinen Tame, Endlich, endlich auf einer der letzten Stationen erfüllte sich dieser Wunsch. Ein hochgewachsener Mann, Anfang der dreißiger, stieg rasch ein, kurzen Guten Abend !" wünschend und machte es sich in einer Eck bequem. Raroline detrach tete hinter ihrem Schleier das von einem langen, dunkelblonden Pollbart einge rahmte, mannliche Gesicht, dessen Züge ihr mit dem ihres lieben Papas etwas Ähnlichkeit zu haben schienen, und ihr war zu Muthe, als wäre sie einer drohenden Gefahr entronnen, die frei lich nur in ihrem übertriebenen Angst gesühl bestand. Gottlob! An diesen Herrn wollte sie sich wenden, falls ihr eine neue Unannehmlichkeit auf der Reise zustoßen sollte ! Sicherlich besorgte ihr dieser Herr eine Nachtdroschke und begleitete sie zu Tante Lottchen. wo ! dann die gefahrliche Reise überstanden l und sie in den rettenden Hafen finge' , laufen war. I Eben rollte der Zug in die von elek' j irischem Lichte erleuchtete Halle. Der i elegante Tandy, der nach Eintritt des ! neuen kliege'ahrten gänzlich verstummt : war, wollte Karoline beim Ausfteiqen ! behilflich sein. Karoline warf einen ' bittenden Blick auf den blonden Riesen, ; den dieser sotort verftand. Er bemächtigte sich deS Gepäcks und hob die hübsche Reisegesahrtin so leicht 1 und sorgsam aus dem Wagen, als wäre sie ein kleines, der Mutterpflege noch dedurniges Xind. Eden wollte Karoline ihren Ritter , um seinen weiteren Schutz bitten, als ein frohlockendes .Gottlob. Linchen. da bist Tu endlich." ertönte. Es war Tante Lottchen. die glückselig ihr Nichd , chen in die Arme schloß. Tie überaus sorgsame Mutter hatte nach Abgang des Zuges zur vermehrten Sicherheit an Tante Lotichen noch telegraphirt: Lin chen soeben mit dem Schnellzuge abge fahren," so daß die kleine, reumüthigc Sünderin mit der ausgestandenen nan auf der Reise noch gnädig davonkam. Der blonde Lerr. der ich den Xslmen als Hütteningenieur Wolfert vorstellte, zeigte sich als echter Vavalier vom Scheitel bis zur Sohle. Er wich nicht eher von der Seite der dankbaren Damen als bis sie alücklich in einer be qikmm Droschle saßen und er selbst die Erlaubniß erhalten hatte; sich morgen nach dem Besinden der Damen erkundi gen zu dürfen. Ein Jahr später befand sich Karoline wieder in dem Schnellzuge, der in der Richtung nach der Hauptstadt, zu rouie. Sie war nicht allein. Neben ihr saß blonder, stattlicher Herr, der ste zärtlich um den Leib gefaßt hielt, wäh- rend Karoline sich an lerne ru,i schmiegte.- Das junge Paar befand sich auf der Hochzeitsreise. Aus dem etwas phantastischen Fräulein Kara" war eine vernünstige, kleine Frau Hüt tendirektor Karoline Wolfert geworden. Weint Du noch. Linchen? lachte der glückliche Ehemann, als der Zug auf der letzten Station hielt. Das Vermöge des dritte Rapo leon. Als die Exkaiserin Eugenie ihre Dia manten an einen Londoner Juwelier erkaufte, glaubte man vielerorts die Bonapartes seien unbemittelt und der Perkauf geschehe aus Noth. Die sache verhielt sich jedoch anders. Die Kaiserin entäußerte sich der Schmucksachen, weil sie ihrer nicht mehr benöthigt war. So außerordentlich kostbar und reich waren die Ketten, Diadenie) Brochen und Ringe ausgestattet, daß eben nur eine Kaiserin sie tragen konnte. Für Chislehurft nd jedes andere Asyl waren sie nicht mehr zu erwerthen. Es kommt hinzu, daß die Exkaiserin von jeher eine Frau war, die zu rechnen verstand und ihr Bermö- gen zu vergrößern wußte. Die 80,000 Pfund Sterling, die der Juwelier at zahlt hat, bringen eine ansehnliche Summe von Zinsen ein. Sie vermehr ren die Ersparnisse" der Vorjahre. ' Worin diese bestehen, weiß man aus den geheimen Papieren, die in st. Cloud gefunden wurden, als deutsche Porposten das Schloß besetzten. In des Kaisers Schreibpult lag ein Verzeichniß über die Effekten, die er, vorsichtig wie er war, beim Londoner Bankhause Ba ring Bros, deponirt hatte. Der Werth dieses einen Depots in Amsterdam ot fand sich ein zweites und in Brüssel ein drittes belies ich aus 124 Millionen Francs. Es setzt sich zusammen aus amerikanischen bprozentigen onds von 1882, aus dprozentiger russischer 51 leihe Stieglitz, 3prozentiger russische englischer Anleihe, preußischer 4prozen tiger Anleihe, englischen Eonsols, aus Aktien englischer und belgischer Bahnen. aus 5prozentiger türkischer Anleihe von 1805, aus Eriedaynaltien und uej' kanal'Aktiien. Merkwürdiger oder vorsichtiger Weise hielt sich der Kaiser nicht mit Prozent,, ger französischer Rente, überhaupt nicht mit französischen Werthen auf, und wohlweislich lag sein Vermögen bei aus' ländischen Bankhäusern. 400 Millionen in baarem Geld bewahrte die Londoner Bank. Hiernach brauchte nirgends das Mitleid sich zu regen bei der Nachricht, die Exkaiserin verkaufe ihre Diamanten und Perlen, las erkannte Glasauge. Im Echo de Paris" erzählte Aure lien Scholl folgende Anekdote: Einige Tage nach der schweren Augenoperation, welcher sich Gambetta unterwerfen mußte, Kat bei Brebant von einigen seiner Freunde ein gemeinschaftliches Essen verabredet worden. Sarcey, Adout, Chavette und Scholl bildeten die Tafelrunde. Gambetta wurde erwar tet, er sollte zum ersten Male mit seinem künstlichen Glasauge ausgehen. Es wurde verabredet, vor ihm seiner Krankheit nicht Erwähnung zu thun. Es könnte ihn traurig stimmen," meinte About. Wir müssen thun, als bemerkten wir überhaupt keine Berände rung." Gambetta tritt ein. Er wirst mit haftiger Ungeduld seinen Ueberrock ab und schleudert den Freunden die Frage entgegen: Nun. was sagt Ihr dazu? Ist es gelungen?" Wasdenn?" Mein künstliches Auge." Alle suchen sich gegenseitig an Bewunderung zu überbieten. Wie? Tu haft Dich also entschlossen? Wunderbar! Es ist un- möglich, einen Unterschied herauszusin den. Welches ist es denn eigentlich ?" Und jedes Mal, wenn Gambetta im Berlause des Essens sich an einen seiner Freunde mit einer Frage wandte, er solgte von Neuem ein Ausbruch des Entzückens über die Vollkommenheit sei nes Glasauges. Um 10 Uhr verließ die Gesellschaft in bester Laune das Restaurant und begab sich auf den Boulevard. Gambetta. dessen leicht er regbare Natur auch in seiner ftürmi sehen Gangart ihren Ausdruck fand, hatte nach kaum zwei Minuten eine vor übergehende Zeitungsausträgcrin mit seinen gewaltigen Ellbogen ziemlich un sanft angestoßen. .Holla! mein Lie der!" schallte ihm eine heisere Stimme entgegen. .Können Sie nicht besser Acht geben!" .Meine gute Frau," sagte Gambetta sa sanft als er nrn konnte, .es wir doch mindestens ebenso sehr Ihre Schuld, wie die meinige.. ." Worauf die Megäre ihn verächtlich vom Kopf bis zu den Zehen mustert und ihm wuthschiiaubend in die Ohren brüllt: Du! Ich hätte nicht übel Lust, Dir auch das andere Guckloch ein zuschlagen!" Tableau! Der unerwartete Schuß. Man schreibt aus Shanghai, Ende April: Für einen chinesischen Empor kömmling gibt es kein größeres Ver gniigen, als in kostbarer Kleidung auf öffentlichen Plätzen einherzustolzircn oder umherzlilutschiren. Tie schönen breiten Straßen in Singapore und in Hongkong, sowie in den Fremdciivicr teln der Vertragshäfen sind deshalb sehr beliebt bei derartigen Leuten. Als nun Li'Hung-Tschang kürzlich in Singapore erwartet wurde, so erzählt die dortige "Free Press", machte sich ein chinesi scher Stutzer in der Nähe einer Batterie breit, die Salut zu schießen begann. Nach jedem Schuß schwenkte er, während er sich Kühlung zusüchelte, die langen Aermel seines schwerseidnen Gewandes, gerade als ob die ganze Sache ihm gelte. Als die Geschütze schwiegen, blieb er noch eine Weile stehen, um Li'Hung-Tschung zu begrüßen, der nach seiner Meinung nun gleich an's Land steigen mußte. Aber kein Li kam, weil der Salut überhaupt nicht ihm, son dein einem durchfahrenden russischen Kriegsschiff gegolten hatte. Dagegen ging plötzlich unmittelbar über unserm Chinesen, ihm völlig unerwartet, ein donnernder Schuß aus einer Kanone los, aus der bis dahin noch nicht ge seuert worden war. Die Wirkung hier- von war außerordentlich komisch: der Geck, der sich soeben noch wie ein Psau gespreizt hatte, kollerte in panischem Schrecken etwa achtzehn Fuß den Ab Hand hinunter in den Festunasgraben hinein, zum größten Vergnügen der zahlreichen chinesischen und einer Anzahl europäischer Augenzeugen. Mit einigen Beulen am Kopf und mit argem Schmutz auf seiner schönen seidnen Kleidung ging der Stutzer sehr still nach Haus Der plötzliche laute Schuß war das Signal dasllr gewesen, daß der französische Postdampser mit Li-Hung, Tschan an Bord in Sicht wäre. Post' schiffe zu signalisiren, nimmt man immer eine besonders starke Ladung Pulver. Falsch verstanden. Ein ergötzliches Intermezzo spielte sich unlängst aus der Berliner Gewerbe Ausstellung in dem Badcpavillon des Vereins für Volksbüder" ab, wo zu meist ein sehr starker Verkehr herrscht und die billigen Brausen häufig benutzt werden. Zwei etwas kümmerlich deutsch sprechende Schwarze aus dem nahen Kairo" beehrten, wie die offiziellen Ausstellungsnachrichten mittheilen, den Pavillon ebenfalls mit ihrem Besuche und betrachteten neugierig die hübschen Badekojen, wo besonders die an Stelle der Thüren angebrachten Portieren aus weißem Handtuchstoff ihre Aufmerksam keit erregten und sie veranlaßten, ihre Hände daran abzuwischen. Tie Kassi rerin machte sie höflich darauf aufmerk sam, daß dies nicht gerade die Bestim mung dieser Portieren sei, und legte ihnen ein Handtuch vor, wie es zum Bade geliefert wird. Wieviel?" fragte einer der schwarzen Kolonialbrüder, und als er zur Antwort erhielt: Zehn Pfennige!" schössen beide mit der Ver ficherung: Gleich wieder da! Gleich wieder da!" spornstreichs davon. Nach wenigen Minuten erschienen sie richtig wieder auf der Bildfläche und verlang ten, die entsprechenden Betröge auf den Tisch legend, der eine smei", der andere sehn" Stück. Tie Kassirerin übergab ihnen in der Meinung, daß noch andere brauselüsterne Genossen der Beiden nachkommen würden, ein Dutzend Hand tücher und ebenso viel Stücke Seife, welche die Schwarzen freudig grinsend ergriffen und damit abermals in's Freie stürzten. Von einem Badediener verfolgt und nach dem Pavillon zurück gebracht, bedürfte es langen Parlamen tirens, bis sie endlich gegen Rllckstattung des gezahlten Geldes die mitgenomme nen Gegenstände wieder herausgaben. Tie guten Afrikaner hatten nämlich ge glaubt, daß die Handtücher und nicht das Brausebad ein ihnen gänz lich fremder Begriff zehn Pfennig kosteten. Thierische Belustigungen. Wer da glaubt, daß nur die Wen schen zu ihrer Belustigung tanzen, der irrt sich sehr, denn nach einem Berichte aus La Plata können dies auch die dor tigen Kibitze. Sie thun dies zu dreien, sowohl bei Tage als auch in hellen Nächten. Tiese gesiederten Sänger leben paarweise. Wenn man sie eine Zeit lang beobachtet, so sieht man. wie sich ein Kibitz erhebt und zu einem be nachbarten Paare fliegt. Tort wird er sehr freudig empfangen. Sie geben dem Besucher entgegen und stellen sich hinter ihm auf. hierauf beginnen alle drei in gleichem Schritt schnell dahin zu marschiren. indem sie dabei in richtigem Takt trommelnde Töne ausstoßen. Tann hört der Marsch auf, der Vor tänzer hebt seine Schwingen und bleibt laut singend stehen; die beiden anderen gruppiren sich mit gesträubtem Gesieder hinter ihm, bücken sich vor und ob wärts. bis ihre Schnadelfpitzen den Bo den berühren, und verharren eine Weile leise murmelnd in dieser Stellung. Tann ist der Tanz beendigt und der Gast kehrt in sein Heim zurück, um bald selbst einen solchen Besuch zu empsan gen. Viel lustigere Tänze führt ach dem berühmten Oruithologcn Nauman der Pfauenkranich auf. An ihnen könnte sich so mancher Ballbesucher ein Beispiel nehmen, denn sie huldigen sehr eifrig diesem Vergnügen. Wenn dieS bei den Kibitzen icnuettartig ist, so hat es hier mit einem Cancan Achnlichkeit. Tabei springt einer meterhoch in die Lust, breitet die Flügel ein wenig ans und bewegt die Beine rhythmisch. Im Gegensatz zu uns tanzen bei diesen Langschnäblern bloß die Männchen. Sie scheinen auch z wissen, daß die Musik dazu , gehört, denn die in den Thiergärten gehaltenen beginnen ihre Produktionen, sobald die Kapelle spielt. Rasfinirter Dicvstnbl. Ein äußerst rasfinirter Diebstahl ist in Berlin unter Benutzung des Telephons ausgeführt worden. Am 3. Juni, Vormittags, wurde der Kauf- mann D. in der Blumenstratze, welcyer ein Heringsgeschäft en gros betreibt, in feinem Comptoir durch den Fern fprecher nach Schöneberg gerufen, wo angeblich ein neuer Kunde Geschäfte mit ihm zu machen wün chte. Ais x. hierauf antwortete, daß es ihm nicht möglich sei, gleich zu er cyeinen, wurde er Nachmittags nochmals angerusen und bedeutet, daß er bis 5 Uhr erscheinen müsse, falls er den Kunden antreffen wolle, worauf D. sein Kommen zusagte. Als er etwa i Stunde fort war, wurde der im Comptoir allein anwesende Lehr ling angeklingelt, mit seinem Namen Plaehn angerufen und von dem Anru senden, der sich für den Prinzipal aus gab, angewiesen, sofort nach Moabit zur Mutter des Prinzipals zu gehen und dieser eine Bestellung zu überbrin gen. Vorher solle er jedoch das Comp toir verschließen, den Schlüssel aber im Flur unter das Faß legen, da der Pnn zipal seinen Schlüssel nicht bei sich habe. Der Lehrling befolgte ahnungslos die Anweisung. Während seiner Abwesen- heit haben Einbrecher den Geiblaiien des eisernen Geldspindes, dessen äußere Thüren offen stand, eingeschlagen nd ausgeraubt. Die Tonne als Desinfektionsmittel Die Sonnenstrahlen wirken auf ge wisse Bakterien tödtlich. Wenn man ein mit Typhus- oder Cholera oder Brandbakterien gefülltes Glasgesäß der Sonne aussetzt, beginnen diese Krank' heitserreger abzusterben. Man hat schon instinktiv dieser Erkenntniß gemäß gehandelt, indem man die von solchen Kranken benutzten Gegenßänd.ean die Sonne bringt. Wie weit nun reicht die desinsizirende Wirkung der Sonne strahlen? Professor von Esmarch in Kiel hat darüber Versuche angestellt und nachgewiesen, daß die Wirkung leider nur ganz aus der Oberfläche der tnmit' ten Gegenstände stattfindet. Er setzte ein Roßhaarkissen, das einem Kranken gedient hatte, der hellen Sonne aus. Im Innern des Kissens konnte er nach wie vor Bakterien nachweisen, in un verminderter Zahl. Taraus folgt, daß zur Tesinsizirnng einigermaßen dicker Gegenstände, wie Pelze, Kiffen, grobe Decken u. f. w., die Sonnengluth nicht ausreicht. Immerhin ist häusiges Luf' ten aller Gedrauchsgegenstände bei M lem Sonnenschein eine empfehlenswerte reiche. Das Mädchen mit der Maschine. Tie Wochenschrift Sport im Bild" schreibt: Folgende kleine Anekdote, die man sich in radsportlichen Kreisen Ko penhagens erzählt, ist bezeichnend für die allgemeine Verbreitung des Fahrra des. Ein Dienstmädchen hatte dort bei einer anderen Herrschaft Dienst genom men, und fragte brieflich bei dieser an, ob es ihr auch gestattet wäre ihre Ma schine" mitzubringen. Tie Herrschast dachte hierbei natürlich an eine Nähma schine, und gewährte die Bitte selbstver stündlich. Doch wie erstaunte die gnä dige Frau, als am festgesetzten Tage ihre neu engagirte Magd stolz auf dem Stahlroß daherkam, um ihre neue Stel lung anzutreten. Spinnen.Appetit. Un Folge einer Untersuchung über die Futtermenge, die eine Spinne im Lause von vierundzwanzig Stunden vertilgt, sagt I. Lubbock: Bei gleichem Verhältnisse des Nahrunasverbrauchs würde ein Mann von 140 Pfund Kör pergewicht zum Frühstück einen ganzen fetten Ochsen verzehren, zu Mittag einen Ochsen nebst fünf Schafen verspeisen, zum Abendbrod zwei junge Stiere, acht Schafe und vier Schweine vertilgen und kurz vor dem Schlafengehen noch vier Zentner frische Fische obendraussctzen." .Kindlich. Vater: .Was giebt's hier was bedeutet der Lärm?" Hans (verächtlich): .Ach. der Karl, :a ;n, v. I il vvm ujuuitiinciu atUUC!l . . . . VKl Sonntagsreiter!" Aus einem tiebtries. ...Ich kann nicht unterschreiben, geliebter Arthur, Thränen ersticken mir die Stimme...." Maliti, Frau (mit ihren Kindern in einer Menagerie): .Froh könnt Ihr sein. Kinder, daß Ihr in der Stadt wohnt. Ihr seht so einen Affen schon in Eurer Jugend aber ich bekam den ersten Gorilla zu Gesicht, als ich Euren Vater kennen lernte!" j Ein ZubilZ,. Mann: Alte, was soll der Blumen strauß auf', Tisch?" Fiau: Heut' sind's fünfundzwanzig Jahr', daß Du die ersten Prügel von mir 'kriegt hast." Itfelche Snrniittmiu. Richter: Nun, Fräulein Meier, wollen Sie sich denn nicht mit Ihrer Gegnerin vergleichen?" Klägerin: Nein, Herr Richter, ich bin unvergleichlich!" Selbstbewußt, Fräulein: Diese ganze Nacht habe ich an meinem Tagebuch geschrieben!" Lieutenant: Scheint also, daß ich gestern wieder ungeheiier vielseitig ge ivesen bin!" (Erster Gedanke. Hausfrau (der neuen Köchin die Küche zeigend! : Hier, Lina, ist die Küche; nicht wahr, sie ist hübsch groß?" Köchin (schmunzelnd): Gewiß hier hat ja eine ganze halbe Compagnie Platz, gnädige Frau!" Anspielung, Hauswirthin (zum Studenten) : Heute war ich auf der Reichsbank; ach, habe ich da Geld gesehen, Herr Spund damit hätten Sie Ihre rückständige Miethe tausend Mal be zahlen können!" wieder einmal zerstreut. Professor: Wann ist denn ihr Pa ter gestorben, mein Fräulein?" Fräulein: 1890." Professor: Vor oder nach Christi Geburt?" Moralpredigt. rnfp( sin keinen, Neffen: Tu fistst gar keinen Unternehmungsgeist; als ich in Deinem Alter war, hatte ich schon zweimal Bankerott gemacht!" Anders gemeint. Herr: Schon wieder etwas zer brochen? Johann, Johann! Ich glaube, Du wirst alt!". Johann: Ich glaube es auch, gnä diger Herr! Mein Vater wurde 80, mein Großvater &2 Jahre alt, das liegt in der Familie!" Ach so, 31.: Die Frau Kanzleiräthin Sen ger verliert jedesmal, wenn ste in's Bad geht. 100120 Pfund." B.: Allmächtiger Gott, wie ist denn das möglich?" A.: Sie verlobt jedes Jahr eine ihrer Töchter!" (Ein Unglücksmonat, A. : Lieber Freund, heirathen Sie nur nicht im Juli, das scheint mir ein Unglücksmonat zu sein!" B. : Was dringt Sie auf diese Idee?" A.: Ich habe auch im Juli ge heirathet." Zur kand-l?raris. Bauer (der den Arzt um zwei Uhr Nachts aus dem Schlase weckt): Tu, Tocta, mach', daß D' aufstehst mei ner Alt'n geht's schlecht. . . . Tu kannst glei' mitfahr'n!" Doctor: Ist es denn so dringend?" Bauer: Na aba beim Tag hab'n meine Roß kein' Zeit!" verdächtig, A.: cb alauke der ßirnf flnsFnm ist gar kein wirklicher Graf." B.: Warum denn nicht?" 21.: Er hat immer Geld!" Line eigenartige Braut. Wer von Euch kann mir sagen, was eine Windcsbraut ist? Nun?" Schülerin (sich vordrängend): Ich weiß es, Herr Lehrer. Meine Schwe ster ist eine Windsbraut, denn Papa sagte gestern erst: der Referendar, ihr Bräutigam, sei ein gewaltiger Sause wind." lNotwinmg, Psälzer ibeim Volkssest, in -inem anwesendeu Fremden): Na, wie ge sam s ynen de, uns?" Fremder: ..Es würde mir lehr e sollen, wenn die Leute nur nicht gar so laut wären!" Psälzer (nachdem er den Fremden einige Augenblicke geringschätzend ange sehen): So, das könne Se also nit vertrage, daß mer e bische kreische? Trinke Se emol vier Schoppe Teides heimer nachher wolle mer seh'n, ob Sie Ihr Maul halt könne?" Unerwartete Antwort. Arzt: Ich finde. Ihr Mann ist sehr angestrengt; ich werde ein Schlafmittel verschreiben, damit er etwas zur Ruhe kommt!" Gattin des Patienten: .Schön. Herr Toctor, wie soll ich ihm das eingeben?" Arzt: Gar nicht; es ist ja nicht für ihn. es ist für Sie!" Line gehorsame Satiiii. Er: .Ich habe bedeutende Verluste gehabt. Wir müssen uns von jetzt an viel mehr einschränken!" Sie: .Tebr gern. Männchen. Trü den bei der Modistin liegt ein reizender Sommerhut für dreißigMark imi,enster. der sonst mindestens sünfzig Mark kostet. Ten werde ich mir sofort kaufen!" I I