Das DiamantenRreuz. Amkritanische gfizie von Ioskxh Herrmann, Eines Tages betrat eine schöne und reichgellcidete Daine den Laden der ?!uwelcnbändler Stephens & Martley am oberen BroadwZy in New York, Sie war in einer eleganten Kutsche vor gefahren, die vor der ThUre auf sie wartete, und bat, man möge ihr ma manten-Kreuu ciaen. Der Verkäufer legte ihr eine Anzahl sehr werthvoller Kreuze vor, welche Edelsteine von großer Reinheit und Schönheit enthielten. Nach längerem Bedenken wählte sie endlich eines derselben und fragte nach dem Preise. DreizehnhundertDollarS," erwiderte der verkaufn. Tie Dame entnahm ihrem Porw monnaie zwei knisternde neue Bank' noten i ie tausend Dollars und über, reichte sie dem jungen Aianne, welcher sie zu dem Kassierer trug. Der Letztere prüfte die Scheine sehr sorgfältig, um zu sehen, ob sie echt sein; dann öffnete er die Geldschublade, um den überschießenden Rest herauszu- mblen. Da er aber sah, daß er nur einen geringen Vorrath an kleineren Noten hatte,' und er sich nicht gänzlich von denselben entblößen wollte, sandte er die beiden Scheine der Dame zurück und ließ fragen, ob sie nicht in minder hochwerthigen Noten zahlen könne. Der Verkäufer entledigte sich seines Auftrages, indem er gteichzettig die bn den Scheine vor der Dame auf den Ladentisch hinlegte. Lächelnd nahm sie dieselben in die vand und fragte, ob ie nicht gut feien, und als ihr der Sachverhalt erklärt wurde, öffnete sie das Portemonnaie und zeigte, daß daffelbe außer weiteren drei Tausenddollar Banknoten nur einen ganz geringen Betrag in Hin gender Münze enthielt. Der Kassirer warf nun die ihm neuerdings llbergebenen Scheine ärger lich in die Schublade, zahlte den über schießenden Betrag von siebenhundert Dollars aus und'wandte sich verdrieß lich einer anderen Arbeit zu. Die Dame aber schwebte mit ihrem Diamanten kreuz lächelnd aus dem Laden, bestieg ihre Kutkche und fuhr davon. Eine Stunde später sah sich der Kas sirer gezwungen, wieder die Geldschud lade zu öffnen; dabei siel sein Blick auf die Tausenddollarnoten und eine eigen thümliche blaue Linie sprang ihm in die Augen. Er untersuchte dieselben ge nauer und fand, daß beide Scheine falsch waren. Er zweifelte nun keinen Moment, daß die Dame, als er ihr die beiden Banknoten zurückgeschickt hatte, dieselben zurückbehalten und statt deffen Falsisicgte hergegeben hatte. Es war zu sfttt, um die schöne Schwindlerin selbst zu versolgen, und die Firma ließ einen n& stofÄirft flpfsltttltim TWprtih rufen. Derselbe kam sofort. Der Verkäufer war zwar sicher, das Gesicht der Dame sosort wieder zu er kennen, er erinnerte sich auch, daß sie in blaue Seide gekleidet gewesen war und einen SviKensHaml getragen hatte; aber ihr AntliK zu beschreiben, war er außer Stande. Er berichtete nur noch, daß die Kutsche Rüder mit bronzirten Spei chen hatie. Mr. Martin, der Detecti, notirte sich Alles und verließ den Laden mit nur geringer Hoffnung auf Erfolg: er war aber trotzdem entschlossen, die An gelegenheit ernstlich zu erfolgen. Meh rere Tage hindurch sah er sich in den Straßen nach einer Kutsche mit bronze farbigen Rädern um Anfangs ver geblich; endlich, nach fast einer Woche, erblickte er ein rasch dahin rollendes Fuhrwerk, das völlig der ihm gege denen Beschreibung entsprach. Er ließ den Roffelenker halten und fragte ihn aus. Das Gespann war ein öffentliches, und der Kutscher erinnerte sich, daß er vor niehreren Tagen eine Dame in blauem Seidenileide nach Stephens & Martley's Geschäft gefahren habe. Die Lady habe seinen Wagen am Union Square, wo er zu jener Zeit gehalten, auf unbestimmte Zeit engagirt; nach dem Besuche in der Juwelcnhandlung habe er sie nach einem Modewaarenge schüft in der Sechsten Avenue gefahren, wo sie ihn entlaffen. Seitdem hatte er sie nicht wieder gesehen. Der Tetectiv notirte sich die Nummer des Kutschers und entließ ihn. Für jetzt war nichts weiter zu thun; er sandte je doch eine allgemeine Beschreibung des Frauenzimmers und des Diamanten kreuzcs nach den größeren Städten des Landes. Nach Verlaufe einiger Monate er hielt Mr. Martin von einem Collegen in Boston die Nachricht, daß ein berüch rigter Spieler, mit dem Spitznamen Jumping Johnny", der bereits zwei mal wegen Falschmünzerei im Zucht Hause gcsesien habe, in jener Stadt kürzlich in vertrautem Verkehr mit einer Frau gesehen worden sei, welche in der Eolumbus Avenue wohne und Mar tin's Beschreibung jenes Frauenzim mers, das bei Stephens & Martley den Schwindel verübt, so ziemlich ent spracht. Gerade weil die Frau in der ßolumbus Avenue wohne und ihre Er scheinung für eine so enge Verbindung mit Jumping Johnny" zu respectabet erscheine, müff dieser Verkehr Verdacht erregen. Der Benachrichtigte hatte nicht das Vergnügen, Jumping Jahnny' zu kennen, allein er reiste noch an demsel ben Abend nach Boston ab, um sich nach der Frau umzusehen, und nahm den Verlaus von Stephens & Martley mit. damit auch dieser sich dieselbe an sehe. Tort angekommen, begab er sich auf das Polizei Amt und ließ sich ein vaar Polizisten mitgeben: darauf ver fügte er sich nach dem bezeichneten Hause in der Eolumvus-Avenue. Er postirte einen Polizisten auf dem Trottoir vor dem Hause und einen zweiten in der Gaffe hinter dem Hause und wies sie an, aus die Hinterpforte und das Dach ihr Auge zu richten. Ich will Jumvina Johnny" nicht haben," erklärte er den Beamten; ich bin hinter einer Frau her, welche Diamanten tx schwindelt und Falschgeld verausgabt hat. Wenn Sie eine Frauensperson sich aus dem Hause entfernen sehen, so halten Sie sie fest !" Der Name auf der an der Thür ht festigten Porzellanglocke lautete einfach: Lorrison". Martin zog die Klingel, und nach einigem Verzüge, während deffen er be merkte, daß ein Paar Augen hinter den Fensterläden des Kellergeschoffes ihn und seinen Begleiter scharf betrachteten, wurde die Thür durch eine sehr ordinär aussehende Magd mit wirrem, brand rothem Haar geöffnet. Diiselbe stellte sich in die entstandene Oeffnung und fragte nach dem Begehr der beiden Fremden. Ich möchte gern Mrs. Lorrison sprechen; ist sie zu Hause?" begann der Detektive. Weiß nicht!" kam es unfreundlich zurück. Haben Sie die Güte, dies gefälligst zu ermitteln," fuhr er fort; unser w schaft ist sehr dringender Art." Was ist eS?" Martin legte seinen Finger geheim nißvoll auf die Lippen, während er ihr zuflüsterte: Es geht nicht an, dies hier auf der Straße zu erklären; ich bemerkte soeben auf dem Trottoir ein paar ist sichter, die Spürhunden der Polizei sehr ähnlich sehen. Das Mädchen blickte ihn an, als vev stände sie ihn ohne Weiteres, und indem sie ihm zublinzelte, kam es über die Lippen: O, Sie gehören auch zu uns. nicht wahr? Bitte, treten Sie ein!" Sie führte die beiden Herren nach einem rüumigen, hübsch möblirten Parlor und ließ sie dort allein. Wenige Minuten später sahen sie durch die offene Thür eine elegant at kleidete Dame die Treppe herab kom- men. Wahrhaftig!" raunte der erstaunte Verkäufer dem neben ihm Sitzenden zu, das ist die Dame, welche das Kreuz ge kauft hat !" 'Martin s Augen leuchteten aus; er befand sich also endlich auf dem rich- tigen Wege. Inzwischen betrat MrS. Lorrison in stolzer Haltung das Zimmer, die beiden Besucher mit forschenden Blicken be trachtend; sie war ein bildhübsches Weib. Augenscheinlich erinnerte sie sich des jungen Verkäufers nicht, oder wenn dies der Fall war, so beherrschte sie sich vollkommen. Dieser Herr hier," began Martin, auf seinen Begleiter weisend, ist ein Angestellter der Firma Stephens & Martley in New York. Sie wurde ganz bleich und qrist nach einer Stuhllehne, um sich zu stützen. Ich, Madame," fuhr er fort, bin ein Mitglied der New Jorker Kriminal Polizei. Wir kamen hierher wegen eines Diamanten-Kreuzes, das Sie vor einigen Monaten von Stephens & Martley kauften und mit falschen Bank noten bezahlten." Sie sank auf einen Stuhl und zit terte am ganzen Körper. Welche Strafe steht darauf?" fragte sie nach einer Weile. Darüber wollen wir später sprechen. Ist das Kreuz noch in Ihrem Besitze?" Ihre Gesichtszüge erhellten sich, und sie sah den Geheimpolizisten leuchtenden Auges an. Ich habe es noch!" rief sie: wollen Sie mich straffrei ausgehen lassen, wenn ich das Kreuz und das Geld zurückgebe? Ihnen ist es doch sicherlich nur darum zu thun, daß Ihre Auftraggeber keinen Verlust erleiden! Ich gebe Ihnen Alles zurück und noch niehr dazu, wenn Sie mich nicht ver haften!" Sie saß da, die Hände ringend, ihre schönen Augen voll Thränen, ein Bild oll Verzweiflung, das ein Herz von 4tein rühren mußte. Sie wissen nicht," fuhr sie fort, was es heißt, zu einem Leben, wie dem meinigen, ver dämmt zu sein; Sie ahnen nicht die Pein, von Jemandem, der Einen ganz in seiner Gemalt hat, zu allen mög- lichen rbrechen gezwungen zu werden! Gott weiß' es, ich würde besser sein, wenn ich könnte!" Unier Zweck ist vornehmlich, das Eigenthum der Herren Stephens & Martley wieder zu erlangen: doch kann ich Ihnen vor der Hand Straffreiheit noch nicht versprechen. Geben Sie das Kreuz und die siebenhundert Tollars zurück, und wir wollen Ihren Fall wei tcr erwägen." Mrs. Larrison erhob sich, um das Gemach zu verlassen, und jetzt erst siel es den Herren auf, wie klein sie selbst für eine Frau war: ihre stolze Haltung hatte sie vorher großer erscheinen lassen: sie ging in das anstoßende Zimmer und schloß die Thür. Martin sandte seinen Begleiter in den Flur und beaustragte ihn, die andere Thür nicht aus den Augen zu lassen, wahrend er selbst im Parlor blieb. Er fürchtete nicht, daß ihm der Vogel ent fliehen könne, denn er wußte, daß sie das HauS nicht zu verlassen vermochte, ohne von den draußen aufgestellten Polizisten bemerkt zu werden. MrS. Larrison blieb lange Zeit fort, während deren man ein lebhaftes Gespräch im Neben zimmer vernahm, besonders waren die kreischenden Töne einer Knabenstimme deutlich zu unterscheiden, ohne daß in, dessen die einzelnen Worte verstanden werden konnten. Endlich war der Detectiv des Wartens überdrüssig, und er stand schon n Be griffe, in das Nebengemach einzudrin gen, als die Thür aufging und ein miß' gestalteter nabe heraustrat, der an einer Krücke hinkte. Derselbe mochte höchstens vierzehn Jahre alt sein, war bucklig, und eine ab dienliche Ikrovbu löse Narbe entstellte die eine Hälft des .ficht. Während des Oeffnens der Thür sah Martin, daß die Herrin des Hauses in einem Armstuhle saß, ein Taschentuch vor die Augen hielt und aw scheinend weinte. Meine Mutter hat mich beauftragt, Ihnen dies zu überreichen," sagte der Krüppel mit derselben krähenden Stimme, die vorhin hereingedrungen war; in wenigen Minuten wird' sie selbst wieder hier fein. Sie werden sie doch nicht verhaften, mein Herr?" Ich weiß eS noch nicht," antwortete der Detectiv, indem er ihm das Dia mantenkreuz abnahm und in die Tasche steckte. Wo sind die siebenhundert Dollars?" Ich bin aus dem Wege, das Geld zu holen," sagte der Knabe, indem er einen ausgefüllten Check zeigte; warten Sie nur kurze Zeit, und Sie sollen besrie digt werden." Er hinkte aus der Thür, die Straße hinab, seinen Klumpfuß be schwerlich nachschleppend. Martin war froh, den abscheulichen Anblick nicht mehr vor Augen zu haben. Er wartete länger als eine Viertelstunde, aber weder Mrs. Lorrison noch der Knabe ließ sich sehen. Zuletzt war seine Geduld erschöpft; er öffnete die in'S Ne benzimmer führende Thür, und auf den ersten Blick sah er, daß die Dame des Hauses noch immer in der vorigen Stel lung saß. Kommen Sie!" rief er ihr zu; Sie haben später noch genug Zeit zum Weinen. Kleiden Sie sich zum Ausgehen an und folgen Sie mir!" Die Angeredete rührte sich jedoch nicht, und als er sie an der Schulter berührte, erfolgte ein rohes Auflachen der Da sitzenden. Das Taschentuch siel herab, und die ordinären Züge der Dienstmagd wurden sichtbar; sie steckte in den Klei dem ihrer Herrin, und ihr wirres, ro thes Haar war durch eine blonde Per rücke bedeckt, die ihrer Herrin Haar voll kommen glich. Sie dachten, ich sei die Dame des Hauses, nicht wahr?" rief sie aufspringend. Dank Ihrer Höflich keit, daß Sie so lange warteten, ist Madame jetzt vollständig außer Ihrem Bereiche, wenn ihre Krücke und der schöne Klumpfuß ihre Eile nicht beein trächtigt haben." Zehntausend Teusel!" schrie der De tecti, sie heftig am Arm packend und schüttelnd, Sie sagen, daß " Ja, das sage ich!" rief sie ihm grin send in's Wort. Das konnten Sie nicht vermuthen, daß die schöne Lady sich so häßlich machen könne, nicht wahr? Herr Detectiv, Sie sind hübsch ange sührt!" Martin ließ ihren Arm fahren ; er lief in den Flur, riß den Verkäufer mit sich fort, und als er aus der Hausthür auf die Vortreppe trat, blickte er die Straße entlang. Aber keine Spur des angeblichen Krüppels mar mehr zu ent- decken. Der Vogel ist ausqefloqen," sagte er, grimmig auflachend : Mrs. Lorrison ist uns entwischt, jedenfalls aber haben wir das Kreuz!" Er holte daffelbe aus der Tasche hervor und reichte es seinem Begleiter. Dieser nahm es und wandte es im Sonnenlichte hin und her. Es ist sehr schön." versetzte der De teitiv, ihm über die Schulter blickend. Ja," erwiderte der junge Mann, traurig lächelnd, es ist sehr schön." Diese Diamanten find ungewöhnlich yell strahlend." Ja, ungewöhnlich strahlend für falsche Steine. Es ist die beste Nach- ahmung, die ich emals gesehen habe!" Ist denn das nicht Ihr Kreuz?" fragte der Detectiv verwundert. Die Einfassung ist die unselige," antwortete sein Begleiter; die Dia manten sind nichts als geschliffenes Glas oder anderes werthloses Mate rial." Es war nichts weiter zu thu. Tie verschlagene Frauensperson war, wahr schcinlich mit dem erschwindelten Gut in der Tasche, unbehelligt an ihren Per folgern vorbei gegangen und befand sich nunmehr bereits in Sicherheit. Eine verhängnisvolle Nachricht Eine iürkische Anekdole von Ada v, Hlrich, Im Jahre 1329. nach dem Falle Parnas, getraute sich kein Würdentra ger am kaiserlichen Hofe in Konstant! nopel, dem Sultan Mahmud diese er hängnißvolle Nachricht zu bringen. Ta indessen die Thatfach nicht gar lange verheimlicht werden konnte, so mußte sich der in der türkiichen lyeichichte wohl bekannte Scraskier (Kriegsminister) Khosrew Pascha dazu entschließen, dies gesahrliche Geschäft auf sich zu nehmen. Er begab sich zu diesem Zwecke nach dem prächtigen Palast Beglerdeg. am schönen Bosporus gelegen, wo der Sultan sich zumeist aufhielt. Der wahrhaft roman tisch schöne Palast ist hatt am Meere, auf der kleinafiatischen Küste erbaut. Dazu gehtrt ein herrlicher, großer Park, dessen Baumanlagen und eine ziemlich große Menagerie och heutigen Tage? sehensmerth sind. Wie es im Orient Sitte ist, so wird das Lieblingsschloß eines verstorbenen Sultans nach dessen Tode nicht be wohnt, weil man fürchtet, die Seele des Verblichenen dadurch zu belästigen. So auch ist seit dem Tode Mahmuds das schöne Schloß Beglerbeg verlassen und unbewohnt, dem Verfalle der Zeit über lassen. Also Khosrew Pascha wurde von dem Beherrscher aller Gläubigen empfangen, aber dieser war an jenem Tage so übel gelaunt, daß der Seraskier es nicht wagte, die Mittheiluug zu machen, son dern sie auf eine spätere Stunde ver schob, wo der kaiserliche Kef (Wohlbe Hagen) besser dazu geeignet sein würde. Der türkische Kef besteht in süßem Nichtsthun; auf einem weichen Divan mit untergeschlagenen Beinen zu ruhen, ab und zu einen Zug aus der brennen den Wasserpfeife zu thun und endlich einen Schluck des dicken, schwarzen, so aromatisch duftenden Kaffees zu neh- men, das ist das Wohlbehagen der !vcu selmänner, vom Sultan bis zu dem ge ringsten Mann im Reiche. Als Khosrew den Sultan verließ, begegnete er dem kaiserlichen Arzte Ad- dulah Effendi, der im Begriff war, in den Palast zu gehen. Dieser würdige Sohn Aeskulaps war berühmt wegen seiner verschiedenen Kunstgriffe, die er anwendete, umguteNachrichtenzu ersah- ren und diese weiter zu überbringen. Besonders war es ihm öfters gelungen, von dem Seraskier interessante Neuig leiten zu erfahren, weshalb er ihm allerlei Schmeicheleien über sein gefun des Ausfehen sagte. Abdulah erkun digte sich auch, wie es einem guten Hos manne und Oberarzt ziemte, nach des Sultans Kef und nach der Art, wie der erhabene Herrscher die traurige Nachricht von Varna aufgenommen hatte. Gelobt fei Gott !" rief Khosrew mit erzwungener Salbung und verdrehten Augen. Gelobt sei Gott ! Unser Pa dischah hat die verhängnißvolle Nach richt mit mehr Fassung aufgenommen, als sich erwarten ließ. Er, der Schat ten Allahs, fügte sich mit Ergebung in die Rathschlüsse des Allweisen !" Allah albar" (Gott ist groß), ver setzte nun Abdulah in dem nämlichen frommen Ton. Der Mittelpunkt der Welt, unser Sultan, trägt in seiner Taubenbrust die Seele eines Löwen. Ich habe ihm eine Nachricht mitzuthei len, die vielleicht im Stande ist, den Schmerz über Varna zu tilgen." Jnschallah inschallah!" (Wie Gott es will!) erwiderte der listige Khosrew, indem er sich entfernte und still lächelnd sein Kalk (kleines Boot) bestieg, um nach der europäischen Küste hinüber zu fahren. In wenigen Augenblicken stand der Oberarzt vor dem Sultan. Er warf sich ihm zu Füßen, küßte mehrmals den Saum seines Kaftans und rief : O König der Könige! Wenn es rühmlich ist zu siegen, so ist es auch ehrenvoll, das Unglück mit Ergebenheit und Fassung zu ertragen. Was Allah befiehlt, kann kein Sterblicher ändern !" Was giebt's, Abdulah Effendi, was fehlt Dir? Ha, ha, haft Du wieder durch eines Deiner Heilmittel einen neuen Mord begangen? Sprich!" sagte der Sultan erstaunt über des Oberarztes hochtrabende Einleitung. Ein Haar aus der Mähne des Löwen gerissen, ist nur eine jämmerliche Er oberung in den Händen unwürdiger Feinde; Maschallah" (Was Gott will) verletz Avouiay. Was ist Dir denn begegnet?" rief Mahmud ihn unterbrechend. Zur Sache, erkläre Dich deutlicher !" Was der gerechte Finger des berich tenden Engels niederschreibt, steht un wandelbar und ist vorher bestimmt." Bei meinem Bart und Kopf," sprach der Sultan mit erhöhter Stimme, entweder haft Du mit den fränkischen Herren getrunken oder Du willst mich. Deinen Herrn, zum Besten haben ! Ich sage Dir nochmals, rede deutlicher, oder Wallah (bei Gott), es geht Dir schlimm !" Mittelpunkt des Weltalls! Das Hupt Deines Sklaven liegt hier zu Deinen Füßen. Aber ich bringe Dir gute Nachrichten, die ohne Zweifel die düsteren Wollen des gerechten Kummers vertreiben werden, welche Deine kaiser liche Stirn heute umdüstcrt haben. Wenn auch diese ungläubigen Mnsko witen durch Perrath Deine Stadt Varna erobert haben " Varna, Varna !" brüllte d:r Sul tan. Varna erobert ! Das ist erlogen ! Das tann nicht sein!" Mit diesen Worten sprang er von seinem Divan auf, warf den Oberarzt hinter sich zu Boden und stürzte in seine Privatge mächer. Tort soll er sich einen ganzen Tag eingeschlossen haben, um sich dem Schmerze und Kummer über den so unglücklichen Fall hinzugeben. Abdu lah Effendi schlich wie ein begossener Pudel hinweg und schmor, sich an dem falschen Khosrew Pascha gelegentlich zu rächen. Nachdem dem Sultan sich wieder ge faßt hatte, fragte er am folgenden Tage den Seraskier, weshalb er die fatale Nachricht nicht selb aebracbt hätte und warum er dem würdigen Oberarzte, einen solchen streich gelpielt. Ter kluge Khosrew Pascha antwor tete dem Sultan mit den Worten deS lichter; Saadi: Sei die Nachtigall die Uederbringerin guter Nachrichten: schlimme Botschaften überlasse der Eule !" Vin praktischer r,t. Herr Doktor Foalia bat ein Sanato rium für Nervenkranke, das Welruft genießt, denn die Erfolge, welche er oorr erzielt, nitd, obwohl er nur wenig Medikamente anweydet, ganz i o l o 1 1 0 1 e. Anstrengend freilich ist die Kur sehr anstrengend. Das sagen Alle, die herauskommen. Denn die Leidenden müssen ausnahmslos täglich, ja, fast stündlich am Ergostaten arbeiten bis zur Ermiiduiig. Darin aber liegt gerade die emi nente Heilwirkung. Der Ergostat ist nämlich eine Maschine, an der durch Umdrehung einer Kurbel der Patient eine an der lZontroluhr genau abmeß bare Arbeitsleistung verrichten muß und diese Arbeit stählt seine Sehnen, stärkt seine 'Kernen, dringt seine Säfte in frische Cirkulation kurzum, sie macht einen ganz neuen Menschen aus ihm. Und dann ist der Doktor Foglia nicht etwa, wie man hie und da bei ärztlichen Größen finden 'soll, ein derber, mürri scher Mann im Gegentheil, er schmunzelt und lächelt immer und feuert seine Patienten unermüdlich durch freundliche Worte zur Arbeit an. Wenn allerdings die Patienten wüßten, was für ein entsetzlicher E g o i st er insgeheim ist, sie würden sein Schmun zeln ost für ein satanisches Hohnlächeln halten müssen. Doktor Foglia hat nämlich eine sehr sinnreiche, mohlverdeckte maschinelle Construktion erfunden, wodurch er die durch die Kur bedingten Arbeits leistungen seiner Pfleglinge in der ein fachsten Weise für seinen Hausbedarf und seine Bequemlichkeit ausnützt. Der nervenleidende Professor Con fusius, der in seiner Zelle schon seit ei ner Stunde wie ein Wilder arbeitet, und alle fünf Minuten erschöpft einen Blick auf die Controluhr wirft, hat zum Beispiel keine Ahnung, daß er durch seine Thätigkeit das Pumpwerk bewegt, mittelst dessen der Gärtner unten im Garten vergnügt und mühelos unten den Rasen spritzt. Ebensowenig weiß der reiche Bankier Moses von Blümchenhain, der nach den Aufregungen desBörsengeschästs eine Kur durchmacht und sich am Ergostaten plagt, während ihm sein Diener die Stirne trocknet, daß er faktisch den Bratspieß in der Küche dreht, indessen die Köchin mit Behagen unthätig dabei steht. Auch die etwas überspannte Schrift stellen Fräulein Theodosie Mondflit ter, welche sich nur mehr niittels der von ihrer Gesellschafterin dargereichten Riech essenzen aufrecht erhalten und so weiter kurbeln kaun, wäre empört, wenn sie wüßte, daß sie den Schaukelstuhl des Arztes, in dem er schmauchend Siesta hält, und noch obendrein die Wiege sei nes Jüngsten in Schwung setzen muß. Und wie würde erst der vergötterte Klaviervirtuose Bodo von Klinger rasen, wenn er wüßte, daß er, der seine am brosischen Hände" dazu hergiebt, in Sturmeseile den Ergostaten zu bear beiten, thatsächlich die Waschmaschine und die Wäscheklätte der Frau Doktorin treibt! So arbeiten Alle für den Herrn Doktor und was das Gelungenste ist sie zahlen ihm noch schwer Geld dafür. (Flieg. Bl.) Ein kleiner Irrthum. Während seines Aufenthaltes in Son don machte der berühmte Professor Am pere einer Dame einen Besuch, an die er durch Empfehlungsschreiben gewiesen worden war. Als das Dienstmädchen ihm die Thür geöffnet und seine Karte entgegengenommen, führte sie ihn in das Boudoir, bot ihm einen Stuhl und sagte: Madame wird sofort kom men." In der That trat die Dame im Au genblick ein. . Sie war im Neglige, ihre Füße waren nackt und nur mit kleinen Pantöffelchen bedeckt. Sie be grüßte ihn nachlässig und sagte: Gu ten Morgen." Dann setzte sie sich auf einen Stuhl, ließ einen Pantoffel fallen und reichte dem Professor ihren Fuß. Er wunderte sich ein wenig, aber da es in Paris Mode war, den Damen die Hand zu küssen, so war es ja im nierhin möglich, daß man ihnen in London den Fuß küßte. Daher besann er sich keinen Augenblick, ergriff den Fuß und drückte einen herzhaften Kuß darauf. Empört sprang die Tarne auf und rief: Mein Herr, was erlauben Sie sich! Wer sind Sie, und was wollen Sie von mir?" Ampere nannte seinen Namen. Ja, sind Sie denn kein Hühner augenoperateur?" Nein, bis jetzt noch nicht." Aber Sie haben mir doch die Karte eines solchen geschickt," klärte die Haus frau und reichte dem Professor die erhal tene Karte. Sie hatte die Wahrheit gesprochen,, der Proses?or hatte, als er diesen Mor gen ausging, die Karte eines Hühner augenoverateurs von seinem Schreib tisch genommen und zu sich gesteckt. hatte sie dann mit seiner sprichmort lichen Zerstreutheit nicht weiter ange sehen, sondern sie in gutem Glauben. es wäre seine eigene, dem Tienftmadchen eingehändigt; und so war es gekommen, daß ihn die Frau des Hauses für einen Hühneraugenoperateur gehalten hatte. Lein, Zlbschicd. Amtmann: Liebe Leute, ich weiß Euern Schmerz bei meinem Abschiede wohl zu würdigen, denn es heißt mit Recht: Es kommt selten etwas Besseres nach!" Bauer: Ja, ja, Herr Amtmann, dees maß wahr sei! So hat Uier Vorgänger au fl'saitl" in Glücklicher, Betrunkener: Wächter, Wächter, ich hab' was gefunden!" Wächter: Das müssen Sie abgeben. Was ist es denn?" Betrunkener: Das Schlüsselloch!' Mißtranische Antwort. He, Konrad, komm' einmal zu mir!" Der Lehrer spricht. Betrachte Dir Den Globus da denk' einmal tief: Warum steht wohl die Achse schief?" Das weiß ich nicht!" der Junge spricht Und macht ein weinerlich' Gesicht. Ich, hab' eS sicher nicht gemacht Sie ward schon schies hierhergebracht!" Abgemiinkcn, Förster: Meine Herren, ich hab' ein mal ein Eichkutz'l g'habt, das hab' ich dressirt und auf einmal hat's ein paar Wort' reden können." Doktor: Und ich hab' einen Förster gekannt, der ist in ein Dorf versetzt wor den und nach einem Jahr haben die Bauern alle Latein gesprochen." 3 der Rüche. Frau: Jetzt sind Sie schon vier Wochen bei uns!" Köchin: Ja; wer hätte das ge dacht!" Kein Crauni. Student: Ich hatte diese Nacht einen merkwürdigen Traum; denken Sie, ich war in's Wasser gefallen und nahe daran, zu ertrinken, da kamen Sie und haben mich an s Land gezogen!" Hauswirthin: Stimmt ganz genau. aber das war kein Traum; um zwei Uhr haben Sie nämlich hier vor der Thür in der Straßenrinne gelegen, und ich habe Sie herausgezogen und herauf gebracht!" Der Alte. A. (dem B. in einer fremden Stadt begegnend): So, Sie sind auch hier? Was machen Sie denn hier?" B.: Was ich auch in meiner Vater stadt mach'! Schulden!" Ermuntert. Richter: Wie alt, Zeugin?" Zeugin (schweigt verlegen). Richter: Geniren Sie sich nur nicht: ich habe auch eine Tochter, die schon dreißig Jahre alt ist!" Ver krfolg. Junger Arzt: Nun, hat die Bade reise für Ihre Fräulein Schwester den gewünschten Erfolg gehabt?" Natürlich, haben Sie denn noch nicht ihren Verlobungsring gesehen?" Erklärt Sie betteln und sind doch noch so jung?" Ja, wissen S'. a Arbeit hab' i' nit und da thu' i' nur betteln, damit i' nit ganz verbummle!" Doch noch etwas. Alle Ihre Waare haben Sie aus verkauft? Haben Sie denn gar nichts mehr aus Lager?" Doch, noch 'ne unverheirathete Toch ter von zmeiunddreißig Jahren?" Zm if. Ach, Fräulein Edie, beantworten Sie doch meinen Antrag schnell mit Ja oder Nein, und Sie machen mich zum Glücklichsten der Sterblichen!" Kindlich. Die kleine Magda: Ach, ich wollte, die ganze Welt wäre eine einzige große photoladentasel, und ich wohnte allein daraus!" Die gute Pausftau. Er (erregt): Bon Tag zu Tag wird das Essen schlechter; was soll das nur heißen?!" Sie (begütigend): Ich will Tir nur vor meiner ommerreiie ocn 'viqieo nicht schwer machen." INißrerstänoniß, Hausfrau: Na. wie gesällt's Ihnen denn bei uns, Badette " Neue Kochin: O, dem Husaren aan. gut, der Ulan war noch nicht hier!" Der praktiscbe. A: Was thäten Sie, wenn Sie in der Lotterie das große Loos gewönnen?" B: Nun, ich kaufte mir ein schloß am Rhein. Und Sie?" 8: Ich? Ein schloß an meinen Gelbkasten." verblüffenoe tojif. Wirth: Wie. Sie haben keinen Psennig Geld bei sich und lassen sich Gänsebraten vorsetzen?" Zechvrellcr: Ader. Herr Wirth, daS kommt doch nun aus ins heraus das einfachst Butterbrot hall ich Ihnen ja auch nicht bezahlen können!" Aus ir f It. Lehrer: Nenne mir das Wort Strom in der Mehrzahl Schüler: .Stromer.'