Försterfranz. i'on lt, t um t r - V cm bete. Lieschen!" Franz!" Ein hochgewachsener junger Man in schmucker Förstrnmisorm schloß ein glückselig lächelndes Mädchen von eiwa neunzehn Jahren in seine Arme. Aber so spät. Franz. sp spät!" klagte die Kleine, ich habe schon fast eine Stunde au? xicd gewartet!" Die eben noch strahlenden Züge dcS jungen Mannes verfinsterten sich, und fast rauh stufe er heraus: Abgetanzelt hat er mich, wie einen Schulbuben! Und das in Gegenwart der Leute I !" Wer?" Nun, glaubst Du, dafe ich's mir von einem Anderen gefallen ließe? Wer Der Batet!" Lieschen schlang ihren Arm in den seinen. Franz! schmeichelte sie, warum denn gleich so hcstig? Sieh, in Ruhe und Gute kommt man viel weiter!" Da soll der Teufel ruhig bleiben! polterte er heraus. Aber Franz! !" Nun ja!" brummte er, es ist aber auch s! Ich schinde mich tagsüber und die halbe Nacht obendrein, so dafe ich oft vor Müdigkeit umfallen möcht' und dann IS Dank noch Borwürse ! Das fehlte mir gerade!" Es ist doch Dein Vater " Mein Vater ist mein Vorgesetzter, dem ich zur Ausbildung", wie man'S nennt, übergeben bin, bis ich selbst eine .feste Anstellung bekomme! Ich hab! gar nicht gewollt, aber der Alte hat's durchgesetzt! Na, und jetzt ist's richtig gekommen, wie ich gedacht!" Aber was denn nur, Franz?" Der Alte hat mir Vorwürfe gemacht wegen der Wilddiebereien, die in letzter Am überHand nehmen dabei schien derte er mir einige seiner beliebten Kraftausdrucke an den Kopf und als ich mich dann, erst ganz bescheiden, rechtfertigen wollte, da schrie er mich an. ob ich junger Bursch' nicht misse, was Subordination Heifee? Und ob ich mir einbilde, dafe er diese Wirthschaft mit ansehen werd , nur grad deswegen. weil ich sein Herr Sohn sei diese . Lotterwirthschaft? Hör'. Liese, da stieg mir's heife auf im Kopf ich trat an den Alten heran: Was sagst Du das" Um Gottes willen. Franz!?" Im ersten Moment mufe es ihm doch verblüfft haben, meinen Alten, dafe ich so entschlossen dastand! Dann aber n'mn'i In8! .ftcilinpr Rnnisncins! SsaV ich lemals so schelten hören!?" Ueber stürzen thaten sich die Worte und das fCX' fern OiaK. Hl. (Ill.tm C mi. VHIU Will lUl IVUli 44,'Ulll lllli innerhalb acht Tagen nicht den Schurken stellst, der uns die besten Böcke ab chiefet, so schwör' ich Dir, daß Tu fiir's Erste leine Anstellung stieg 1!" DaS sagte er im Zorn ! Er ist doch Dein Vater !" Schön ! Mag'S im Zorn gesagt sein ! Aber vor den Leuten, Luise, vor den Leuten ! Das siehst Du, hat mich so wild gemacht !" Und was willst Du jetzt thun?" Hinaus will ich das Revier ab' pllrschen diese Nacht morgen sriih und so weiter, bis ich den Burschen er wisch'! Behüt' Dich Gott. Luise!" Franz ! Franz ! So hör' doch !" Aber schon war der junge Mann mit weiten Sprüngen über die Lichtung ge eilt und drüben im Unterholze ver schwunden Wohl eine halbe Stunde mochte Franz so Plan und ziellos fortgerannt sein. Vom raschen Steigen erschöpft, stand er nun einen Augenblick, schwer athem holend. Ringsum ist'S still und friedlich. nur daS schwindende Licht des Tages kämpft verzweifelt gegen die immer weiter vordringenden breiten Schatten. Da schlügt ein kurzer scharfer Knall an daS Ohr deS jungen Mannes. Wie electrisirt springt er empor. Ein schneller Ueberblick rientirt ihn n, ist im alten Steinbruch. Der Weg, der nach oben in die Tan nen, w, der Schuß gefallen, führt, schlangelt sich fast um den ganzen Berg herum. Wenn er den einschlägt, ist der Wild schütz längst mit der Beute auf und da von. Er mißt prüfend die vor ihm liegende Felswand. Tann wirft er mit kurzem Ruck die Flinte auf den Rücken und klimmt, vorsichtig jedes Geräusch vermeidend, auswärts. Immer tastend und sühlend, damit n nicht auf Gerölle trete, klettert er Schritt vor Schritt höher. Jetzt hat er den Kamm erreicht. Seine Hand klammert sich um einen jungen Baum, noch ein Ruck Donnernd stürzt ein mächtiger Block, den er im Halbdunkel übersehen, unter ihm in die Tiefe. Nun gieb,' kein Zaudern mehr. Tn dröhnend widerhallende Schlag hat ihn dem Wilderer verratden. Die Büchse schufegerecht im Arm wirft er sich in die Tannen und eilt halb krie dnb der Lichtung zu. Mit pochendem Herzen hält er Um! schau. Nicht ist zu sehen nichts ! Schon will n mit leisem Fluche. daS Vergebliche dies Jagd im Finstern tinschend. den Rückweg antreten. Da bricht der Mond durch die Wol kc. ' Kaum hundert Schritte rechts glänzt der Lauf eines Gewehres. Seine eigene Flinte an die Wange richten, scharf zielen und schießen, ist sür Franz das Werk weniger Secunden. Er nimmt sich keine Zeit zum Laden. Der andere Lauf enthält ja groben Schrot. Der genügt auch, wenn ihm Wider stand begegnen sollte. Die hundert Schritt sind schnell zu rückgelegt. Halt! Steh!" Der Anruf ist kaum nöthig. Hinter dem Baum erhebt sich mühsam eine schwerfällige Gestalt, die verstllm melte blutige rechte Hand ihm entgegen streckend. Hab' keine Furcht, daß ich Dir ent wische!" stöhnte der Verwundete, hast mich ja brav gezeichnet." Das volle Licht des Mondes fällt auf den Redenden. Franz starrt ihn mit weit ausgeriffe nen Augen entsetzt an: Ihr?" Sein herumirrender Blick auf den feisten Bock, der hinter dem Wilderer liegt. Das erinnert ihn an seine Pflicht. Geht voran!" Aber der Angeredete rührt sich nicht. Nur sein 'geblümtes Taschentuch schlingt er um die Wunde. Vorwärts!" miederholt Franz. Da kommt Leben in die starre Ge stalt des Wilderers! ein halb spöttischer Zug spielt um seinen Mund, als er fragt: Und wohin willst mich denn führen, Franzel?" Zum Vater der mag entschei den " Die Entscheidung kenn' ich schon!" er lacht wild auf. da geht'S aus 's Ge richt ! Wird 'n rechtschaffnes Aussehen machen, Franzel, wenn ich ich dort' hin komm' und grad' durch Dich!" , Es ist meine Pflicht !" Ja so Pflicht?! Schön! Dann komm!" Nach wenigen Schritten bleibt der Alte wieder stehen. Kannst mir etwas zu Gefallen thun!" Wenn ich darf!?" Darfst schon! Ist auch nur für den Fall, daß mich Dein Alter gleich einbei hält ! Willst dann nicht der Luis' Be, scheid geben, daß Du ihren Vater eiw gebracht und daß er auf's Gericht ge führt ist?" Ein dumpfes Stöhnen antwortete ihm. Eine Weile wartet der Alte: Magst nicht? Auch gut ! Also weiter!" Er wendet sich zum Gehen. Halt. Großbauer!" Was willst noch?" Ein gewaltiger Kampf geht im In nein des jungen Mannes vor sich ein Kampf zwischen Pflicht und Liebe. Endlich kommt er zu einem Ent schlufe. Gute Nacht, Grofebauer!" Er dreht sich kurz um. Aber ?" Ich habe Euch nicht gesehen, diese Nacht! Das da" er zeigte in die ich tung, werde ich bei Seite schaffen!" Franzel! Franzel! Das vergeß ich Dir mein Lebtag nicht!" Die Starrheit, der Trotz des Alten ist gebrochen schluchzend ersucht er die Hand des jungen Mannes zu fassen. Der aber richtet sich hoch auf. Geht!" befiehlt er in rauhem Tone, geht, dafe mir mein Entschluß nicht leid wird!" Lange blickte er dem Alten noch. Dann bricht seine kräftige, sehnige Gestalt in sich zusammen und wild ent ringt es sich seiner gequälten Brust: Meine Ehre! Meine Ehre!" Doch er darf nicht zögern, er muß ja die Beweise bei Seite schaffen, die gegen den Wilderer zeugen könnten nnd ge gen ihn selbst. Schwankenden Schrittes geht er zu rück zur Lichtung. Er bückt sich, nach dem zerschossenen Gewehr zu suchen. Da lacht eS spöttisch neben ihm auf. Guten Abend. Förster!" Er schrickt zusammen. War ein Meisterschuß. Förster! Gerade aus'S Blatt!" Er erkennt den Scheibenwaftl, den verrufensten Strolch des Torfes. seinem ersten Impuls folgend, reifet er die Flinte von der Schulter sein Laus ist ja noch geladen. Aber das höhnische Lachen deS Ande ren bringt ihn wieder zu sich. Ist la schon mausetodt, der Boa! Wozu noch Pulver verschwenden?" RathloS ftöt Franz heraus: .Was thut Ihr hier?" Kuriose Frag'! Es ist doch nicht verboten, im Walde zu spazieren? Ich bin halt ein Naturfreund!" Er lachte froh und spöttisch. Tem jungen Mann schießt daS Blut zu Kovf. Er ist in den Händen dieses Elenden. der ihm grinsend daS z,':schofjene Ge wehr entgegenhält. .Ja, ja. die Ileinen Diebe hängt man, die Großen " Er kommt nicht weiter. Tie volle Schrotladimg streckt ihn laut loS in'S Gras neben den todten Bock. Franz erstattete seinem Vater noch in derselben Nacht Bericht, dafe er den Scheibenwaftl beim Wilderern betrof fen und genöthigt gewesen sei. ihn, als er ihm Widerstand entgegciisctzte, nie derzuschießen. ' Ter Alte, der seinen Jähzorn schon längst bereute, Uberhäuste ihn nun mit Lobworten, ihm immer auf's Neue ver sprechend, daß in wenigen Wochen seine Anstellung erfolgen solle. Tie einaeleitete gerichtliche Unter suchung des Falles wurde sehr schnell beendet. Ter junge Mann habe unbedingt in der Nothwehr gehandelt! Er sei nicht nur freizusprechen, sondern verdiene der bewiesenen Energie wegen die vollste Anerkennung seiner vorgesetzten Be hörde. Sechs Wochen später erhielt Franz ein in der Nachbarschaft gelegenes Revier. Festlich sollte die Hochzeit begangen werden, die Hochzeit des Förstersranz mit des reichen Großbauern Tochter Liesel. Vor der kirchlichen Einsegnung ist der junge Mann noch einmal hinauf gegan gen in's Holz. Nur seinem Vater hat er davon ge sagt. Der hat gelacht: Brav, Franzel, brav! Immer pünktlich und pflichtgetrcu ! Bleib' nur nicht zu lang !" Aber schon sind Stunden vergangen und die Gäste warten längst. Da macht sich der Alte selbst auf, den Säumigen zu holen. Er weiß es, wo der Franzel steckt. Auf seinem Lieblingsplatz, oberhalb des Ktembruas, wo er oft chon halbe Nächte gesessen. He. Franzel !" Keine Antwort. Der Alte lachte still vor sich hin: Ist wohl eingeschlafen, der Faul lenzer! Richtig? Da liegt er! He, Du I" Aber der Schlafende rührt sich nicht. Und als die Hand des Alten ihn an rührt, fährt er entsetzt zurück. An der Hand klebt ein rothes Tröpf lein ! Laut um Hülfe rufend, sinkt der Alte ln'S Moos: Franz! Franz! Um Gotteswih len!" Mit Windeseile verbreitete sich in der Umgegend die Trauerkunde: Der Försterfranz ist im Wald ver unglllckt !" Radlerinnen. In der Wiener Presse" veröffentlicht Eisbeth Meyer For ter einen Brief an die Frauen, der das Wesen des Rad- sahrens so anmuthig auseinandersetzt, daß wir die Hauptstellen daraus gern wiedergeben. Frau Meyer Förster schreibt. A.: Kommt doch, Frauen und Jräw lein, fliegt ein einziges Mal mit ! Und Ihr sollt sehen, wenn Ihr nach Haus kommt und vor den Spiegel steht wie Ihr blutjung geworden seid ! Nach der ersten Woche neunzehn Jahre, nach der zweiten achtzehn. Wenn s so fort geht, denkt doch nur, langt Ihr wieder beim unvergeßlichen Backsischalter an Wie die Leute am Wege stehen und nachschauen ! Tie möchten auch mit hin auf. Und gleich mit ihren Bündeln, Harken und Kartoffclsäcken was sie gerade an dem warmen Sommertage bei sich haben. Torfbauern mit ihren riefigen Fuhren kommen daher. Die sehen ein wenig giftig" aus. Die Sonne sticht, ihre Stirnen find naß, die hohen, schweren Stiefel fitzen an den Füßen wie Lehm. Und da rechts, da links huscht's vorbei wie ein Licht streif, ein kurzes, rasches Blenden am Boden fliegende Menschen. Blöd er schrockcn blicken sich die Fuhrknechte um und schmitzen ein wenig mit der Peitsche nach. Aber es trifft nur einen Statt terling. Das Blitzen ist längst da von Ich habe mich überzeugt, wie das Radeln Wunder wirkt, wi es ein Ver jüngungsbad ist, ein Naturheilverfah ren sondergleichen für Pessimisten und Melancholiker. Menschen, die wie Rau pen in der Verpuppung steckten, kriechen aus und werden Schmetterlinge. Ich kenne genug Frauen, welchen das Radeln Segen brachte; eZ gibt Frauen, deren Leben wie das der Eintagsfliege hingeht hinter Glasscheiben, gegen die I sie ihre dünnen Flügel drücken. Sie wiffen nichts vom herrlichen Luftzug draußen und vergehen und sterben ab traurige Stubenfliegen. Aber wenn sie einmal ein solcher Wirbel er greift, der sie hinausreifet aus den trüben Wänden ! Wenn fie die Flügel Proben und ausspannen dürfen und sich ausflattern im weiten Freien ! Man denke sich einen Maientag. klar wie die Sonne, und eine Anzahl von diesen in der Studenluft bleich geworde nen Frauen und Mädchen, die ihre Räder zu zaghaftem Versuch hinaus auf die Landstraße führen ! Ta gibt'S zuerst eine Kinderfreude mit den unzähligen Erperimenten des Aussitzens. des UmkippenS, des Herab fallens. Lange, ach, wie lange hat man so nicht gejubelt und gelacht, sich aeaen seitig getröstet, angefeuert, ausgesöhnt ! I ES ist, als wären Pensionsmädchen aus der Haft entlassen und stürzten sich nun j auf die erste beste Gelegenheit, ihr Müthchen zu kühlen. Was hat man aber auch Jahre lang j sür ein Leben geführt, man hat nicht! springen, lausen, jagen dürfen, man! ist Tame, Fräulein. Frau gewesen, ein I Ting ohne bewegliche Glikdmasscn, ans recht, gemessen und gezirkelt, in einen Tchlcpprock verpuppt, höchstens zu Kniren abgerichtet. Man hat gesuhlt, wie daS Blut ruhig und langsam worden ist, nicht mchr hüpfte, nur noch fchrittweiS durch die Adern spazieren ging ! Und mitunter ist eS heiß zu Kopse gestiegen in (einer unverdünnten, gestauten Schwere dann kamen die Launen, die trüben Gedanken, die chn süchtigen Träume, oder die Oede und Leere des GesühlS. Man ist nie völlig unbefangen ge Wesen bei dieser Art des Hinlebens, nie frisch, nie gesund bis zum Jauchzen. Man zog etwas mit sich herum das war die liebe, sonnige, verlorene Ju gend! Man fühlte die Schwere des un ersetzlichen Verlustes eine Sehnsucht nach dem Umhertollen und im athem losen Tanz, bei hetzender Musik brach sich dieser Rest Kinderluft mitunter krankhaft Bahn! Aber an dem klaren, hellen Maien tage, auf dem Sitze des blitzenden Rades kehrt der ganze, lang angestaute Lebens muth zurück. Jeder Mißerfolg ist eine Note zum lauten Lachen jedes kleine Gelingen ein Anlaß zu einem Jubelrus. Und das erste, selbstständige Hin- und Hertorkeln des wie betrunken schwan kenden Rades wird mit glühendem Eifer als Fortschritt" constatirt. Da ist kein Funken Zimperlichkeit mehr. Eine steckt die Andere an mit sorcirten Muth' äufeerungen, die blauen Flecken an den Armen werden als Kuriosum" gegen' seitig vorgezeigt. Und noch ein paar solche Uebungstage die fesche Rodlerin ist fertig. Da steht sie im kurzen Rock, der eng wie ein Reitkleid ist (und zu dem sie ihre zurück gesetzten englischen Futterale gebrauchen kann), in der Jockeymütze und langen dänischen Handschuhen wie eine echte Amazone da, zum staunen der Bor übergehenden. Geschickt und mit einer ganz kleinen Bewegung, als setze fie sich auf einen etwas hohen Stuhl, schwingt sie sich unauffällig in den Sattel nun ein Druck auf das rechte Pedal, als spiele sie fortissimo die Lenkstange leicht und waqrccht gehalten und federleicht rollt sie davon. Mit vollen Zügen athmet sie die weiche Luft, die sie durchschneidet; auf den Waldpfaden, die sie erreicht, in der Einsamkeit der Chausseen nimmt ihr Muth und ihre Wagelust zu, sie tritt in verschnellertem Tempo und die Pedale fliegen unter ihr. Tie Raschheit der Bewegungen erwärmt, beschleunigt ihr Blut, sie fühlt, wie ihre Muskeln Ne' lend erstarken, von Tag zu Tag größere Leistungsfähigkeit erreichen. Und ihr Blick badet sich im wohlthuenden Grün der Straucher, Wipfel und WiesenräN' der, und ihr Herz, das von den Unruhen geräuschvollen Lebens ermattet war, schlägt rascher und weitet sich, um huN' dert friedliche Eindrücke aufzunehmen tfin erschwindelt Diner. Eine Schwindelei, die ebenso origi nell wie frivol ist, wurde dieser Tage von einem jungen Mann in Odessa, der zwar eine elegante Kleidung, aber kein Geld besaß, zu dem Zwecke verübt, sich ein gutes Mittagsmahl zu verschaffen. Der Schwindler nahm sich einen elegan' ten Landauer uni fuhr vor einem der vornehmsten Restaurants Odessa S vor. Der Kutscher erhielt den Befehl, zu war- ten; der junge Herr betrat die gastlichen Hallen. Er verlangte ein Kabinet und bestellte sich ein gewähltes Diner. Selbst' verständlich ließ er sich auch edle Weine geben, kurz, er dinirte höchst anständig. Darauf verlangte er Papier und Feder und schrieb in gröfeter Seelenruhe dem Wirth des Restaurants und seiner Mut ter, das Leben sei ein wüster Traum. er fahre von hinnen. Nachdem legte er sich auf eine Ottomane und gab alle Anzeichen einer natürlich fingirten Per giftung zum Besten. Der erschreckte Wirth schien gleich nach dem Empfang der Epistel bei dem unheimlichen Gast, dieser stöhnte erbärmlich und bat, man möge ihn nach Hause bringen. Wer war froher als der Wirth, wurde er doch auf diese Weise den Selbstmörder los. Der Tandy" seinerseits hatte nur dar auf gerechnet, da er keine Kopeke in der Tasche hatte, um Diner und Kutscher zu bezahlen, schon sollte er hinausqc führt werden, da tauchte die röchende Nemesis auf. Im Restaurant speisten gerade Mitglieder der im Cirkus Suhr beschäftigten Texas-Truppe. Von dem Selbstmord hören und gleich zu Hülfe eilen, war für die braunen Söhne der Prairie das Werk unes Augenblicks. Es wurde Milch geholt und aus der Apotheke eine ganze Kollektion von Gegengiften gebracht. Trotz des Pro testes des Selbstmörders pumpten die Texaner alle diese Flüssigkeiten in den Unglücklichen hinein, und mit ihren nervigen Fäusten packten, rieben, dreh ten sie ihn, bis ihm Hören und Sehen erging und er seekrank wurde. Tann erst ließen die menschen freundlichen Tera- j ncr von ihrem gelungenen Rettungs werk ab und begaben sich tiefbesriedigt an ihr unterbrochenes Mahl. Ter ge riebene Selbstmörder wurde aber noch in'S Krankenhaus geschleppt, wo man ihn wieder mit verschiedenen Medika menten trattirte. Auf sein Flehen ließ man ihn auch bald vollständig ge nesen. Tas Nachspiel findet vor dem Friedensrichter statt, da Wirth und Kutscher um 22 resp. 2 Rubel geprellt sind. So kommt dem jungen Manne das erschwindelte Tiner doch noch theuer genug zu stehen. Falb' Vorläufer. An Teitenstücken zur Falb'schen Pro phczciung vom Weltuntergang hat es nie gefehlt, besonders im Mittelalter und in der Uebergangszeit, wo jeder auch noch so kleine Hof feinen eigenen Astrologen hatte. Außerdem gab es viele bürgerliche Sterngucker und Kalen dermacher, die sich durch die gewagtesten Prophezeiungen in die Mäuler der Leute brachten, im entscheidenden Moment aber verduftete. Eine der merkwiir digsten Astroliigcn" war jedenfalls die von dem Tübinger Professor Stöfler im Jahre 1513 angekündigte Sintfluth für das Jahr 1524, weil sich Saturn, Ju piter und Mars in diesem Jahre dem Zeichen der Fische näherten. Der Hof des Kaiser Carl V. gerieth darod in großen Schrecken und Generul Rango verlangte sogar, daß der Kaiser die höch ften Berge aufsuchen und auf ihnen Magazine anlegen lassen möge. Der Präsident Auriot in Toulouse ließ sich eine große Arche bauen und sie mit al len möglichen Vorräthen versehen, darin sein Schicksal den Wellen, wie Noah, anzuvertrauen. Ter Bürgermeister Hendorf in Wittenberg dagegen richtete den Oberboden seines Hauses zur Woh nung ein und sorgte für ein Viertel gu ten Kukuk Bier), um doch einen Labe trunk zu haben. Endlich war der in ganz Europa gefürchtet 'Februar 1524 da und fast überall war er so heiter und bell, dafe kaum ein einzelner Tag Regen brachte. Trotzdem wurde die Astrologie nicht ausgelacht, denn die Gelehrten er klärten, daß die schreckliche Planetencon junction nur falsch gedeutet worden sei, sie hätte dem Bauernkriege gegol ten, welcher bald nachher (vom 24. Au gust 1524 an) Deutschland über schwemmte. So blieben die Sterndeu terei, sowie Magister Stöfler immerfort in Ehren. Der Degen er Akademie. In geradezu drastischer Weise trat Jules Simon für den Staatsdegen ein, der zu der Palmenuniform der Unsterb lichen der französischen Akademie gehört. Was?" äußerte er einmal einem In terviewer gegenüber, man spottet über unseren Degen. Nun, da will ich Ihnen eine Geschichte erzählen, die Ihnen be weisen soll, wie mächtig und nothwen- dig dieser Degen i t. Es ist schon lange her. Ich war damals ein junger Mensch, und Cousin (der berühmte Philosoph und Lehrer an der Sorbonne! protcgirte mich aus' nehmend. Eines Tages hatte ich kein Geld, dafür aber einen, Appetit, der nicht mehr einzudämmen, war; Kredit hatte ich um nicht einen Heller. Was thun? Zu Cousin gehen. Vielleicht lud er mich ein. Ich ging und roch sofort den Braten. Augenblicklich kam ich Cousin ungelegen. Er sprach und sprach, aber er lud mich nicht ein. Dagegen wurde er immer nervöser, je näher die Essenszeit kam. Endlich gab er mir einen deutlichen Wink, ich möchte gehen. Ich ging. Mit welchen Gefühlen, das läßt sich denken. Ich öffne die Thür, da schlägt mir der Bratenduft wieder entgegen. Dieser Duft ist stärker als ich: Geben sie mir zu essen, sonst sterbe ich, ich habe seit gestern nichts gegessen." Um Gotteswillen, warum sagen Sie das nicht gleich," ruft Cousin, kommen Sie, kommen Sie," faßt mich am Arm und zieht mich wohin? In die Küche, in welcher auf glimmendem Feuer ein herrlicher Braten sich am Bratspieß dreht. Am Bratspieße? Nein, am Degen der Akademie, an jenem Degen, dem man jeden Sinn und jede Berechtigung absprechen will." Da streitbar Schwein. In einem Krugc zu Pillmiszken in Oftpreußen übernachtete, wie der Kö- nigsbcrger Allgem. Jig. geichrieven wird, kürzlich ein Bärentreiber. Seinem Bären wurde der noch TagS vorher von einem fetten Schweine bewohnte Stall zur Schlafstätte angewiesen. In der Nacht wurden die Bewohner und auch der Bärenführer durch ein furchtbares Geschrei aus dem Schlafe geweckt. Man fand den Stall erbrochen und darin ei nen Menschen, der von Meister Petz in fester Umarmung gehalten wurde. Auf den Zuruf des BärensührerS wurde er loscielanen und gestand nun zitternd und wehtlagend dem Gastmirthe ein, daß er das Schwein habe stehlen wollen: als er ihm aber den Strick um den Hals ge morsen, sei er von dem Schwein gefaßt und so gedrückt worden, daß ihm alle Knochen knackten. Ta der Mann auch noch einen Arm bei dem Zusammenstoß gebrochen hatte und über grpfee Schmer zen in der Brust klagte, so mußte die Polizeibehörde ihn gleich in ärztliche Behandlung geben. Sin scharfe Urtheil. Alerander v. Humboldt wurde viel von jungen Gelehrten belästigt, die ihm ihre Arbeiten vorlegten und ihn um sein Urtheil baten. Eines Tages wurde ihm auch wieder ein recht ödes Machmerk gebracht, und der Verfasser desselben er bat sich die Erlaubniß, ihn gelegentlich um seine Meinung fragen zu dürfen. Als er nun nach Verlauf von einigen Tagen wiederkam, kragte ihn Hum boldt: Können Sie dichten?" Jawohl." lautete die Antwort. Tann bringen Sie die Arbeit in Reime." Diese Arbeit? ein .ein wissen schaitlicheZ Werk?" fragte der Andere erstaunt, warum denn?" Weil sie in vorlicacndc: Form ganz ungereimt ist," antwortete Humboldt kaltblütig. Ans der Znstriiktioiisstiindc, Der inspizirende General: Nun, mein Sohn, was machst T, wen Tu einen schwachen Magen hast, und Du kannst das Kommißbrot absolut nicht vertragen?" Rekrut: Ich esse nur wenig Brot!" Der inspizirende General: Aber, denke Dir. T kannst auch wenig Kom mißbrot nicht einmal vertragen!" Rekrut (nach einigem Nachdenken): Tann übe ich eS so lange, bis ich eS vertragen kann." Gpterwillig, Fräulein: Wie sehe ich indem neuen Hut aus, Herr Assessor?" Assessor: Reizend; jetzt wuroe ,cy Sie nehmen, und wenn Sie statt fünf zig nur sünfundvierzigtausend Thaler hatten!" Das Schrecklichste. TiAtfI!iin: Wenn Sie mich nickt erhören, reizen Sie mich zum Aergsten, was ich zu thun im Stande bin." Fräulein: Sie werden doch nicht dichten?" Galgenhumor. Erster Stromer: Tu, ick will Dich 'n Räthsel uffjeben! Es hat zwee Beene, aber keenen Schnabel und ooch keene Flügel ich und is doch 'n Vogel?" Zweiter Stromer: Tet krieg ick nich raus!" Erster Stromer: Und bist 's doch selber, Du Galgenvogel!" Enfant terrible. Herrn Rostau, welcher sich häufig als Gast im Hause seines Kollegen Salzbach einfindet, fällt dabei stets die außer ordentliche Unart von Salzbachs Kin dern auf. Schon auf der Treppe hört , er durchdringendes, mehrstimmiges Heu len, Schreien und Plärren, welches während seines ganzen Besuches an dauert Und zu seinem größten Erstau nen Väter- und mütterlicherseits gedul det wird. Na, ich will meine Rangen 'mal an ders ziehen," spricht Rostau oft für sich, bis eines schönen Tages, als er seinen Besuch ungewöhnlich ausdehnt, der kleine Paul jammernd herausplatzt: Papa, wird Herr Roftau noch nicht bald gehen? Länger kann ich nicht mehr heulen!" letzte Zuflucht. Zose: Wo ist denn der Herr Baron?" Kammerdiener: Der hatmitderFrau Baronin wieder einen Zank gehabt, und jesit sitzt er in der Küche und läßt sich von der Köchin und dem Kutscher Trost zusprechen!" Individuell. Junge Dame (auf dem Ball): Ihr Onkel ist ein reizender alter Herr!" Studiosus: Hm! Wie viel hat er Ihnen denn gepumpt?" Line rücksichtsvolle Köchin. Warum zeigen Sie mir nicht Ihre sämmtlichen Dienstbücher?" Aber, gnädige Frau, ich kann doch nicht die Herrschaften blamiren, die alle vierzehn Tag' ihre Dienstboten wech sein!" ScschSfts-variante. Kleine Reparaturen erhalten die Kundschaft. Ausweg. Braut: ... ..Ach, ich befürchte, Ar thur, dafe Tu mich nur meines Rittergutes wegen liebst!" Bräutigam: Na, da können wir ja morgen das Ding versilbern!" Aus ocr Schule. Lehrer: Kann mir Jemand sagen. wer Ganymed war?" Pep, (Sohn des Löwenwirths): Ter ..der war Zahlkellner im Olymp!" grauen logik. A. : ,. Warum schimpfen denn die Frauen so über diese Dame?" B. : Weil fie ihr nichts Uebles nach sagen können!" Zmmcr lvaidmann. ..Woher kennen Sie denn, Herr Förster, den berühmten Ohrenarzt, den Sie soeben grüßten?" Ich war diesen Sommer in seiner Löffelklinit in Behandlung!" An einen Sonntagsrciter. IVananlk.) Vom lkrbabkNkn zum Pürfurlirfiirn ist oft nur ein Ritt. kin Unverbefferlicher. Der Schauspieler Schlemmer ist bei seinem Direktor sehr beliebt nur kann dieser ihm nicht verzeihen, dafe er immer Vorschüsse braucht. In einer Gesell schaft hänselt man Schlemmer damit und dieser wettet mit dem anwesenden Direktor um 20 Mark, daß er zwei Wochen lang keinen Vorschuß verlangen wird. .Herr Tireltor." bemerkt kurz nachher Schlemmer, wir haben um 20 Mark geweitet, da könnten Sie mir ja einen kleinen Vorschuß dar,.us ge den !" Des BarenwirtbS Bäuchlc IS fackcrisch dick. Mx den k fei Wirthshaus Ht Stärkefabrik.