Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 25, 1896, Image 12

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    Flockch.',,,
(Sitie iiull ieid)icl)ie uon ,uiir v, 3 tcutll i .
Wer im Grunewald bei Berlin den
Weg Don Hundeleine nach -childhorn
geht, kann bawweas zur unten einen
großen, von Adlersarn umgebenen
Feldstein bemerken, der einer Riesen
schUMröte ähnlich sieh!. Mit diesem
Steine Hai die folgende Geschichte einen
qcwilscn Zniammenhang,
ES war eines Morgens im Friih
ling. In ihrem Schlafzimmer lag
eine .junge bleiche grau, soeben aus dem
Schlnmner erwacht.
da bist Du ja schon wieder,
nlo. ,rn!" sagte sie milde. Hopp!"
T war der kleine Hund auch schon
auf dem Bett uiid ließ sich von seiner
Herrin streicheln.
,;Bo ist'S Herrchen?" fragte sie und
nun sprang fflockchen wieder hinab,
eilte in's Ankleidezimmer nebenan,
fragte dort an der Flurthür, kam dann
wieder vor das Bett der jungen Frau
gelaufen und bellte sie an. Fort ist
er? Schon fort? Wie viel Uhr ist's
denn?"
Wahrend sie sich aufrichtete, um nach
der Uhr auf dem Nachttische zu sehen,
gab sich auch Flockchen alle Mühe, das
selbe zu thun. Er stellte sich aufrecht
hin, blickte auf das Tischchen und min
feite, wahrscheinlich weil er es trotz
des besten Willens noch nicht so weit
gebracht hatte, die Zeit zu erkennen.
Schon acht Uhr!" sagte die junge
Frau. Ja, da muß ich wohl auf
stehen. Nur noch fünf Minuten"
Als aber die fünf Minuten vorüber
waren, war Flockchens Herrin wieder
eingeschlafen.
Jetzt begann der Hund sich zu lang
weilen, Er ging im Schritt durch die
beiden Zimmer, beschnupperte Stühle,
, Schranke, Kleidungsstücke und wendete
knurrend den Kopf ad, wenn er in dem
großen Stehspiegel fein Abbild er
blickte. Und doch war Flockchen gar
nicht so häßlich. Er gehörte zu der
Klasse der Affenpiutscher und durfte
sich reinster Abstammung rühmen. End
lich kratzte er mehrmals an der Flur
thür und diesmal that sie ihm den Ge
fallen, sich zu öffnen. Tie Thür zum
Salon war, da dort reingemacht war
den war, offen, und Flockchen schritt,
das Hausmädchen nur mit schwacher
Bewegung seines Schwanzes begrüßend,
auf den Balkon. Nebenan ward ge
sprochen, und der Duft von frischem
Kaffee drang herüber. Bemerkte Flock
chen es nicht, oder wollte er es nicht de
merken? Er legte sich gerade in die
Sonne, blinzelte mit den Augen und
ließ sich's wohl sein.
Nun? Ist es nicht herrlich, hier zu
sitzen?" sagte nebenan eine Frauen
stimme. Ja, mein liebes Frauchen, Du hast
Recht wie immer." Und der junge Of
fizier küßte seine Gattin zärtlich. Aber
gleich fuhren sie wieder auseinander.
Ein Knabe stürzte in's Balkonzimmer
und warf die Thür hinter sich zu, daß
die Wand: wackelten.
Papa! Mama! Was ich gemacht
i habe!" Er reichte dem Bater seine
' Schiefertafel hin und ließ seine strah
lenden Blicke von der Tasel auf den
Pater, von diesem aus die Mutter schwei
fen. Was ist das?"
Das sind doch die sieben Zwerge,"
Ach so, das sollen die sieben Zwerge
sein, ja, ja, man muß eS nur wissen,
dann erkennt mau's sofort. Aber nun
wollen wir Kaffee trinken,"
Hans setzte sich bin und begann nun
inunter in der Tasse zu löffeln, wäh
rend die junge Mutter ihm liebkosend
über das Haar suhr.
Sage 'mal, Hans," begann der Of
fizier wieder, nach Deinen zeichnerischen
Leistungen willst Du wob! Maler wer
den?" Hans besann sich einen Augenblick.
Ja," erwiderte er dann, oder auch
Troschkenkntscher. Das ist auch sehr
schon."
Und ob! Weißt Du. Frauchen,
der Mann bat uns gestern Nach! ent
schieden zu viel abgenommen,"
Meinst Tu? Na. laß ibn. Wir
baden uns dafür so gut unterhalten.
Wie fandest Tu denn unsere Nachbarin
in rosa Seide?"
Prachtig. Und Dir schien ja der
Mann außerordentlich zu gefallen."
Tu, das ist ein netter Mensch und
so unterrichtet."
Freilich. Hat wohl mehr gelernt
als ich. Ast ja auch auf der Kriegs
akadamie gewesen, und von Adel, und
Kavallerist, und ich bin einfach der Ka
merad von der hoben Nummer und nur
zur Turnanstalt kommandirt."
Ter jungen grau stieg das Blut in's
Gesicht.
Sei doch nicht gleich so mißtrauisch
ftaxl."
Ach was, Anni. mir ist die Gesell
schaft angenehm. Tie gnadige Frau
grüßt ja kaum. Schlaft in den Tag
hinein und spielt die groß: Tame; ich
kann nun 'mal solche Nichtsthuer nicht
ausstehen."
Ich glaube, er leidet darunter.
Seine Frau ist"
Ach. was weißt Tu davon! Hat er
Dich zu seiner Bertrauten gemach! !" I
Nein," sagte Anni. in idre Taffe!
blickend. Ader er hat ss einen Zug!
von Melancholie und suhlt sich, wie es ,
scheint, lehr einkam. Mir nzx es, als '
ob er nach Menschen suche, die ihn Der-!
ftanden." i
Warum Amii nur so leicht roth wurde.
Sie hatte es doch wirklich gar nicht nö
thig.
Auch ihm stieg jel.it die Rothe in s Ge
ficht, er ärgerte sich über seine Frau.
Toch das Geplauder des Kindes zog
ihn von seinem Aerger ab.
Ich möchte eine Schwalbe sein",
sagte Hans ganz ruhig, wahrend er sich
das Weißbrod in die Milch brockte.
Tann würde ich lauter Junge brüten.
Ich würde ein ganz großes Nest bauen
und das ganz voll brüten. Und dann
würde ich nach Afrika fliegen oder nach
Italien und alle mitnehmen und Papa
und Mama auch,"
Die beiden Gatten sahen sich lächelnd
an.
Plöl)lich fuhren sie Alle erschreckt zu
samme. Ein paar Blumentöpfe, die
der den großen Balkon in zwci Theile
theilenden Holzwand am nächsten stan
den, sielen auf die Straße hinab und
Flockchen tauchte an ihrer Stelle auf.
Zornia sprang der Offizier in die
Willst Tu wohl, infamer Köter!"
rief er und suchte nach einem Gegen
stand, den er nach dem Hunde werfen
könne, fo daß Flockchen es für das Beste
hielt, schleunigst seinen vorgeschobenen
Posten, aus dem Nachbarbalkon zu ver
lassen und sich in die Wohnung seiner
Herrschaft zurückzuziehen.
Dieschönen Töpfe!" jammerte Hans.
Gewiß war es die Rose."
Anni sah besorgt aus ihren Gatten,
der sich vor Zorn nicht zu lassen wußte,
Sie folgte ihm in's Zimmer, wo er hef
tig auf und ab rannte.
'Das war das letzte Mal!" rief er
laut. Nie haben wir Ruhe vor diesem
Köter! Neulich erst hat er uns die Aza
lie heruntergeworfen, immer schnüffelt
er hier auf unserem Balkon herum
Natürlich, wenn die gnädige Frau bis
zehn llhr im Bett liegt, und der Mann
leine Macht , über eine Frau hat o,
der wünschte ich einen Denkzettel, einen
gehörigen aber! Das würde sie viel
leicht noch kuriren. Na, einen Brief
bekommt er von mir, der soll sich gewa
scheu haben."
Karl, ich bitte Dich, sei doch nur
ruhig "
Laß mich zufrieden! Ich weiß, was
ich zu thun habe!" '
Um drei Uhr kam Lieutenant v. Vließ
heim mit seiner Frau von einem Spa
ziergange zurück.
He, Flockchen, ich habe nur einen
Handschuh", sagte die Frau zu ihrem
Hündchen. Das rannte, ohne sich zu
besinnen, die Treppe wieder herunter
und kam nach kurzer Zeit richtig mit
dem fehlenden Handschuh, den seine
Herrin mit Absicht unten hatte fallen
lasten, herauf.
Im Zimmer wurde dann eine weitere
Lektion mit Flockchen vorgenommen.
Er mußte niesen, bellen und ausrecht
durch's Zimmer gehen.
Kurt, hast Du gesehen?" rief die
Dame sreudig. Beinahe durch's ganze
Zimmer ist er gegangen! Was hast
Du denn da?"
Lieutenant v. Vließheim reichte seiner
Frau einen Bries, und sie las:
Euer Hochmohlgeboren theile ich er
gebenst mit, daß Ihr Hund uns schon
wieder in unangenehmer Weise belästigt
hat. Sollte er sich noch einmal aus un
serem Balkon blicken lassen, so werde
ich ihn auf die Straße hinunterwerfen.
Erker. Lieutenant.
Das ist eine Unverschämtheit!" rief
Frau v. Bließheim. glockchen auf
die Straße werfen!" Und sie beugte sich
zu dem Hunde nieder. Mein Flock
chen! Armes Thier! Dich auf die
Straße! Solche Rohheit!" Sie richtete
sich auf. Du schreibst ihm einen Brief,
Kurt"
Gewiß. Das ist selbstverständlich."
Aber einen gepfefferten! Tas ver
lange ich. Es ist eine Beschimpfung
für'mich, und die dulde ich nicht, vor
Allem nicht von solchen Leuten."
Erlaube"
Ihr Bater war Holzhandler."
Nun, daschat doch hiermit nichts zu
thun."
Frau V, Bließheim fuhr auf. Kurt!
Tu verweigerst mir Deinen echutz?"
Nein doch! Einen solchen Brief lasse
auch ich mir nicht bieten."
Und je mehr er darüber nachdachte,
je mehr seine Frau aus ihn einsprach,
desto erregter wurde er.
Teine Ehre ist beleidigt!" sagte
Frau . Bließheim. Tieser Herr muß
ein- für allemal in seine Schranken zu
riickgewiesen werden!"
Schon nach einer Stunde enipsing
Lieutenant Erker folgenden Brief:
Euer Hochmohlgeboren haben mich
durch Ihre Zeilen in die unangenehme
Lage versetzt, Ihren anmaßenden Ton
zurückweisen zu müssen. Ich bemerke
Ihnen, daß ich Ihre Aeußerung, wo
nach Sie unseren Hnnd aus die Straße
zu werfen gedenken, für unwürdig
halte, und weiß im Uedrigen, daß Sie
es nicht wagen würden, ihre Trohung
wahr zu mache. Eine Entschuldigung
über das Verhalten unseres Hundes
halte ich unter diesen Umstanden nicht
für angebracht.
v, Bließheim, Premierlieutenant.
Lieutenant v. Bließheim saß in sei
nem Zimmer bei einer Takkikaukgade,
als Lieutenant Erker ihm meldet
wurde. Eine Minute spater standen
sich Beide gegenüber,
Was verschafft mir die Ehre?"
kragte Bließheim mit einer förmlichen j
Verbeugung. i
Ein haßerfüllter Blick des Anderen
traf ihn, Ich komme," stieß er hef
tig hervor, um Ihnen zu sagen, daß
Sie absolut kein Recht haben, mich zu
rechtzuweisen," Lies Recht nehme ich mir," erwi
zerte Bließheim mit kühler Ruhe.
Da wurde Erker noch heftiger.
Freilich!" sagte er, Sie nehmen sich
manches Recht, das Ihnen nicht zu
kommt, auch das mich als Prahler hin
zustellen." Ich bin mir nicht bewußt "
Sie erlaubten sich die briefliche
Aeußerung, ich würde es nicht wagen,
Ihren Huno "
Das würden Sie auch nicht."
Und weshalb nicht?"
Weil Sie missen, daß ich mir das
nicht gefallen lassen würde."
So glauben Sie, daß ich Furcht
davor habe?"
Ich hoffe!"
Sie irren sich! Ihre Meinung ist
mir ganzlich gleichgültig!"
Ich darf wohl verlangen, daß Sie
das begründen."
Sehr gern. Einfach weil ich Sie
nicht achte!"
Bließheim prallte zurück. Die ver
haltene Empörung brach jetzt um so
heftiger hervor, Berlassen &te sofort
meine Wohnung!" rief er, seiner selbst
nicht mächtig, wahrend das Blut ihm
in's Gesicht schoß.
Umgekehrt war Erker jetzt ruhiger,
nachdem er seinem Groll Luft gemacht
hatte. Ich gehe, da mein Zweck er
reicht ist." Dann verließ er das Zim
mer. Unmittelbar daraus stürzte Frau v.
Bließheim herein, , Fast unheimlich
glänzten ihre großen Augen in dem
blaffen, schmalen Gesicht. Nun?"
fragte sie gespannt. Hast Du's ihm
gehörig gegeben? Was sagte er?"
Den Kopf gesenkt, stand Bließheim
unbeweglich an seinem Schreibtisch.
Er hat mich beschimpft," erwiderte er
dumpf.
Und Du?"
Ich werde ihn morgen fordern las
fen." Es war die zweite Nacht nach diesen
Vorgängen. Frau v. Bließheim schlum
inerte. Ihr Mann aber konnte nicht
schlafen. Er stand am Fenster des An
kleidezimmers und blickte hinaus. Plötz
lich sah er drüben Licht. Es war daS
Kinderzimmer. Und nun erkannte er
die Frau seines Nachbars. Sie stellte
die Lampe auf den Tisch und trat an
das Bett ihres Knaben. Sie beugte
sich über ihn, küßte ihn, und er erwi
derte ihre Liebkosungen. Als sie nach
einer Weile aufstand, führte sie das Ta
schentuch an die Augen, sie hatte wohl
geweint. Dann ergriff sie die Lampe
und ging hinaus.
Der Lichtschein war fort, das Bild
verschwunden. War's nur eine Erfchei
nuiig seiner Einbildungskraft gewesen?
Und' wenn auch. Die Erscheinung ent
sprach der Wahrheit. Morgen in der
Frühe sollte er dem Vater dieses Knaben
gegenüberstehen. So hatten sie's aus
gemacht. Dem Ofsizier, der da aus dem Fen
ster in die Nacht blickte, wollte die nacht
liche Erscheinung nicht aus dem Sinn.
Bis zu diesem Augenblick war er noch
sehr von Aerger und verletztem Stolz i
erfüllt gewesen, daß er nicht zu unbe-!
sangeuem Nachdenken gekommen war.
Und die Ueberzeugung, seine Ehre sei
beschimpft worden, hatte ihn mit einem
Panzer gegen jedes weichere Gefühl um
geben. Hier in der Stille der Nacht, allein
mit sich und dem Sternenhinimel. war
er wieder Mensch, und tief bewegte ihn
das Bild der Mutter, die 'am Bette ihres
Knaben geweint hatte.
Wie waren denn die Aussichten für
morgen Früh? Er, Bließheim, war ein
vortrefflicher Schütze, nie außer Uebung
gekommen. Wie sland's in dieser Hin
sieht mit seinem Gegner? Absichtlich
vorbeischießen nein, das hielt er für
läppisch. Wurde die suche unternom- j
inen, so mußte sie mit Ernst zu Ende ge- i
führt werden. Er konnte nach dem Arm j
zielen; aber in solchem Moment verliert
auch der sicherste Schütze etwas von sei-'
ner Sicherheit, und nahe dem Arm saß j
das Herz des Gegners. Wie lebenslustig
war die junge Frau noch vor wenigen
Tagen auf dem Ball gewesen, und wie
freundlich hatte ihn noch gestern der!
Knabe mit den strahlenden Augen ge- j
grüßt! Und warum sollte jetzt das Gluck
dieser Familie vernichtet werden! We-'
gen' eines Hundes! Was war denn
eigentlich vorgefallen? Ein Hund hatte
ein paar Blumentöpfe umgeworfen.
Man hatte sie ersetzen und um Entschul-'
digung bitten können. Anstatt denen j
war aus diesem alltäglichen Borgange ;
das tragische Verhältniß emporgewach-'
seil, das zwei Familien unglücklich
machen mußte. j
Plötzlich wallte etwa? wie Scham in ;
dem Ofsizier auf. Wegen eines Hun
des! Nein, das war unmenschlich, das ;
durfte nickt gesehenen! Es mußte verhin-;
dert werden. Ader wie? Sollte er
hinübergeben, gleich jetzt die junge j
Frau war ja noch aus sollte er ihr '
sagen: Ich nehme meine Forderung zu-,
rück, berudigen Sie sich, trösten Sie ;
sich. Ihnen bleibt Zbr Mann. Ihrem ;
Kinde der Pater erdalten! Wie gerührt, ,
wie dankbar sie wohl sein würde! Aber I
dann kam vielleicht er, der Gegner, mit j
seinem haßerfüllten Blick und schrie: j
Sie fürchten sich wohl, und deshalb j
kommen Sie." i
Rein, es ging nicht! Sein Geschick!
und das Geschick des Gegners Hißte sich
ganz erfüllen.
Es war ein frischer, herrlicher Mor
gen im Walde. Auf einer Lichtung
zwischen Kiesern und Farnkraut standen
sie sich gegenüber.
Aus die übliche Frage des Unpar
teiischen, ob man sich versöhnen wolle,
hatte Lieutenant Erker schroff ablehnend
geantwortet. Nebensächlich, nur der
Form wegen, fragte man auch den an
deren der beiden Gegner.
Lieutenant , Bließheim schwieg
einen Augenblick, dann sagte er: Ja!"
Unerwartet kam es ihm selbst.
Sie erstaunen," suhr er fort, doch
hören Sie mich an und lassen Sie meine
Vorschlage an meinen Gegner gelangen.
Er konnte nicht nachgeben, ich kann es,
denn ich habe am wenigsten z ver,
lieren. Ich bin als Pistolenschütze
geübt, ich habe keine Kinder. Fragen
Sie meinen Gegner, ob er sich
klar gemacht hat, weshalb wir uns hier
als Todfeinde gegenüberstehen. Wegen
der Unart eines Hundes. Er möge an
seine Frau und sein Kind denken. Ich
m,ü igm um Enllchuidigung bitten, er
möge das Gleiche thun."
Lieutenant Erker war überrascht, er
schüttelt. Sein leidenschaftlicher Groll
ließ nach. Aber er vermochte seinen
Stolz nicht ganz zu bezwingen. Er
verlange eine ellakante Genugthuung,
erklärte er.
Bließheim konnte kaum ein Lächeln
unterdrücken. Jener verlangte eine
eklatante Genugthuung. Doch er blieb
ruhig, und während Alle gespannt auf
ihn blickten, wandte er sich wie in plötz-
lichem Entschluß zur fceite und feuerte
seine Pistole ad. Ein thierischer Schrei !
Tlnnn Mieder ?til1t itlnrMiitt hen I
sein Herr an einen Baum festgebunden
halte, lag todt da. Es war 'ein Mei
sterschuß. Als Vließheim sich umwandte, stand
Erker vor ihm. Bließheim sagte ruhig :
Sie wollten ihn auf die Straße wer
fen, ich habe mehr gethan."
Sie haben ein Opfer gebracht",
stieß Erker mit vor Bewegung heiserer
Stimme hervor.
Jet) that's für einen Kameraden."
eie gaben sich die Hand und sahen
sich in die Augen. Zum ersten Male
entdeckten sie die Sympathie zu ein
ander, die sie im späteren Leben der
einigte. Neben dem großen Stein m Walde,
der aussieht, wie eine Riesenfchildkröte
und von den Wedeln des Adlerfarns
fast bedeckt wird, liegt Flockchen be
graben. 2las der vocelwelt.
Eine fesselnde Slizze aus dein Vogel
leben theilt der Köln. Bolksztg." ein
Leser aus Gymnich mit. Der Winter
189495 führte ein recht strenges Re-
giment, namentlich blieb der hart ge-
frorene Schnee andauernd liegen, o
daß die armen Vögel, denen es am
Nothwendigsten gebrach, dichter um die
Wohnungen der Menichen sich ansam
melten. Wir hatten im Spätherbst die
zur Reise gelangten Sonnenblume ab
geschnitten und sie an einem, luftigen
Ort zum Trocknen autgehangt. Tiefe
wurden jetzt hervorgeholt und an den
Bäumen unseres Gartens befestigt. Es
wahrte nicht lange, so kamen die Mer
sen herbei und pickten mit hurtiger Ge- j Ku - l'ul . 1 " H,BtHU
schicklichkeit die schwarzen Samenkörner Sagende, berichtet:
aus ihrem Versteck heraus. Ta. eines, 3m 25. Tezember früh erhielt ich
Tages gesellte sich ein dicker Bnchsink zu !m Oberst Loe den Auftrag, mit mei
der kleineren Vogelschaar. Ohne An-!nemZuge (3. Eskadron)zurAiitklarung
sehen der Person hackte er rechts und i des feindlichen Abmarsches aus Brav
links um sich und treibt alle in die ! vorzugehen. Nachdem ich theils ,n den
Flucht, bis er sich selbst gesättigt hat., Dörfern mehrfach vereinzelte Nachzügler
Damit die anderen nicht zu kurz kamen, ! angetroffen, um die ich mich nicht einge
hingen wir noch mehrere Snnenblu-!dender kümmern konnte ich nahm
meii auf. streuten außerdem Brotkrumen ' 'Wn nur tue Waffen bemerkte ich,
und verschiedene Samen auf die Fenster, j rasch weitertrabend, plötzlich in einer
dank. Aber auch hier behauptete der Entfernung von etwa 000 schritten in
Ticke bald feinen Platz als Alleinherr-! '"einer linken Flanke eine stärkere Ad
?.w fliiä ä hmiiMn in nn'inon imK t&eiluna irarnoten. welche IN derselben
!,i knolven deaann. stellten wir das
Füttern ein. !
Mit diesem Verhalten war jedoch der!
Buchfink keineswegs einverstanden.
Eines Tages sitzen mir beim Kaffee, da ;
fliegt ein Boqel außen an den Fenster-,
scheiden ans 'und ab. als begehrte er!
Einlaß. Wir öffnen das Fenster und!
streuen Samen auf den Blumentisch.
Ter Ticke eS war es bedenk! sich '
nickt lanae. sondern blinkt luma binein
und verzehrt Alles, was wir ihm hinge i
legt. Bon dem Augenblick an wurde!
er' taalich kühner und unternehmender.
Wenn er uns von außen bei Tiich er-zosen, aus ihrer augenscheinlichen Be-! gespannt worden!"
spähte, krallte er sich gegen eine Scheibe ! stürzuna es sielen höchstens sünf bis !
an und klopfte mit dein Schnabel an's 'sechs Schüffe aus uns geweckt, zu! u,e Lwdncllc,
Glas. Sobald wir ihm dann öffneten, ! energischem Feuer ermuthigt worden! Madame: Ihr fruhererBrautigam
kam er herein, sogar bis an den Eßtisch ! waren. Es blieb mir also nichts weiter' war ja gestern hier; haben Sie ihn wie
und holte sich die Brocken von unseren übrig, als meiner alten Biqoureuse" ! der in Gnaden aufgenommen?"
Tellern. Unser früherer narimm
gegen den srechen Gesellen verwandelte ! zu drücken, und dicht an den -omme-sich
so allmählich in Liebe und Anbang- lanal sprengend, rief ich der Abtheilung
lichkeit. Wir hatten uns mit der Zeit mit Entschiedenheit zu: "A bas ls
derart an den gefiederten Gast gewohnt, ' arnws". Und als in der That die
daß wir ihn recht schmerzlich entbehrten,
als er vergangenen Herbst plötzlich ganz
ausblieb. ' Ta auch Buchsinken bei uns
überwintern, so glaubten wir nick,
anders, als das Thierchen sei durch
einen Sperber oder eine Katze m'S
Leben gekommen oder in Folge z guter
Nahrung eingegangen, ' ' j
Tieses Fruhj'abr nun. vor mehreren
Wochen, als die Sonne so prachlig und
warm schien, hin ich einen Buchnnken
im Garten singen. Ter etwas derauS-
s,4,,l,!., i, ,;, h,f.mnt
Ich trete an's Fenster und rufe: .Ticker, ,
!ULUllllVt vtUlUniVII UUlUt llliu) viiui.ii,.
Dicker!" Siebe da, es wahrt nichl lange,
so sitzt unser Ticker auf den, Fenstersims,
hüpft gleich darauf geschäftig auf den
Blumentisch, zum Kanarienvogel, zum
Papagei, auf den Eßtisch als sei er
erst gestern och dort gewesen! Zm gau
zeu Hause herrschte Freude über die
Rückkehr des Todtgeglaubten. Er be
sucht uns nun Tag für Tag, Wo je-
rnand ,ch blicken laßt, sei es im Wohn
oder Eßzimmer, in der Küche oder den
Schlafräumen, sofort ist der liebe Dicke
da und klopsk und ruft, bis man ihm
aufmacht. Verspürt er besonders lüch
tigen Hunger oder hat er Eile, dann
setzt er sich auf den Kirschdauin vor dem
Hause und schreit aus Leibeskräften,
Tritt man an's Fenster, so fliegt er
Einern schon entgegen. Seine Kühnheit
nimmt stetig zu. Mehrere Male hat er
mir schon aus der Hand gefressen. Man
merkt jedoch seinem Wesen an, daß er
dieses Unternehmen selbst für ein großes
Wagniß halt; dagegen scheut er es gar
nicht, mir auf den Schooß zu fliegen
und dort gemüthlich zu speisen, während
ich arbeite und mit ihm spreche. In
der Küche hält er sich mit Borliebe auf:
dort giebt es so mancherlei auf der An
richte nnd vom Boden aufzupicken. Nie
versäumt er es, meiner Schwägerin, die
augenblicklich leidend ist, seinen lüg
lichen Krankenbesuch abzustatten; bei
der Gelegenheit fallen dann auch immer
einige gute Brocken ab, die er auf dem
Bette verzehrt. Ganz frei von Eigen
nutz sind also kiese Besuche wohl nicht.
Unsere anderen Hausthiere dulden den
Eindringling. Möpschen, der draußen
allen Bögeln nachstellt, betrachtet ihn
als zur Familie gehörig, und wenn ich
mich nur dem Fenster nähere, schreit
Lora schon aus voller Kehle: Dekahr".
Sie spricht das Dicker" wie ein Garde-
Lieutenant aus. Eben jetzt, wahrend ich
über ihn schreibe, sitzt er neben mir auf
dem Schreibtische und sieht mich mit
seinen schwarzen klaren Aeuglein fo klug
und zutraulich an. Ja, du kleiner
chelm, die Hauptsache darf ich doch
nicht von dir verschweigen: daß du nam-
lich ein sehr auimerklamer Gemahl bist
Sobald nämlich sein Weibchen einen
Ton von sich giebt, horcht er aus, beim
zweiten schon laßt er die feinsten Lecker
bissen im Stich und fliegt mit äugen
scheinlicher Hast zu ihm hin in den gro
ßen Kastanienbaum. Oder sollte er
am Ende trotz seines selbstbewußten
Auftretens doch nur ein Pantoffelheld
sein?
Cfin Reiterstückchen.
An das Duell Kotze-Schrader erinnert
eine Episode aus dem Kriege 180 il,
die jetzt veröffentlicht wird, offenbar um
von Herrn von Schrader nachträglich
den Verdacht zu nehmen, als ob er sich
in dem ihm so verhangnißvoll geworde
neu Zweikampfe nicht entschlossen genug
gezeigt habe. Herr v. Schrader, der
bis an sein Lebensende, wie bekannt,
ein passionirter Reiter war, gehörte im
französischen Feldzuge den Königshusa
reu an, die unter Besehl des damaligen
Obersten jetzigen Generaloberst Freiherr
v. Loe der 15. Jnfanterie-Division zu
getheilt waren. Nachdem das Königs-Hnsaren-Regiment
an der Spitze der 15,
Division in das Gelände östlich von
ArnienS, zwischen der Hallue und
Somme, zu Weihnachten 1870 vorgerückt
war, fand wie es in der Regiments
geschichte heißt, Lieutenant v. Schra
der Gelegenheit zu einem seltenen Streich.
Richtung marschirte wie ich. Ta ich !
viele, meinem nur neun Nouen fiarien
i jirnieu iuileil
Zuge anicheinenv überlegene Abtheilung
"cht wohl in meinem Rucken lassen
tonnte, lief? ich sofort au,mar,ch,ren und
attackirte. Erst zu ,pa! er.annte ich,
daß die vranzolen am ,ense,tigen User
des etwa L"tt breiten, für uns
unpa,roaren -ommeianais ,ianen,
welcher hier ziemlich verdeckt fließt und !
mir bei dem herrschenden Nebel erst 80,
bi 100 Schritte sichtbar wurde. '
An Halten oder Umkehren war nicht!
mehr zu denken, da hierdurch die Frau-!
die Sporen etwas tieser in die Flanken
Franzosen die Wanen senkten, genügte
'mir das natürlich nicht, da ich besorgen
mußte, daß. bevor meine durch den w,l-
den Ritt über Sturzacker etwas in Un -
Ordnung gerathenen ufaren auimar-,
lchiren und statt des Säbels den Kara-
biner aufnehmen konnten, oie seindliche l
Abtheilung zur Besinnung kommen
und unS sämmtlich über den Haufen,
schießen möchte. Ick forderte dader die ,
Franwken auf. die Wanen ms Wa?:
zu werfen, welchem Beiehle auch 3lll;j
nii 4ti!nnhnif nnitfiirnen. iz dieiel-;
v.ii. v, "
den ließen sich auch Herde,, uns eine .
Brücke über den Kanal zu zeige miti
herüberzukommen, so daß ich die Abthei
lung, welche aus ''. Mann bestand,
ohne Weitere durch eine Eskorte zum
Regimente zurückschicken und mit dem
Rest meines Zuges die Rekoguoszirung
fortsetzen konnte."
Diesem Berichte deS Lieutenant
4.,. V.., tii.-,i X.- !,,..k.'tt,, ((.,.. 4, i.4,t -
.UJIUUCI Ulti U(l HMUll Ul i vmuiuiu
des Königs-Husareii'RegimentS hinzu:
Dieses Reiterstückchen ' zeigt deutlich,
daß eine recht fatale Situation durch
Geistesgegenwart und Entschlossenheit
ausgeglichen werde kann,"
(Hit türkischer 2ilirno.
Von einem Richter in Valisso (Insel
Ehios) wurden einem Manne, der durch
einen Eisendahnunfall einen Arm ver
loren hatte, 6000 Piaster, einer Frau,
die dabei ihren Mann einbüßte, aber
nur 2000 Piaster Entschädigung ziige
sprochen. Als im Gerichlssaale dar
über ein Murmeln der Ueberraschuug
begann, erllärte der Richter: Liebe
Leute, es muß bei meinem Ausfpruch
bleiben, denn Ihr werdet selbst einsehen,
daß er gerecht ist. Der arme Nikala
bat seinen Arm verloren nnd nichts in
der Welt vermag ihm dieses unfchätz
bare Glied zu ersetzen. Du aber er
wendete sich dabei an die trauernde
Wlitwe bist noch jung und hübsch.
Du hast jetzt einiges Vermögen und
wirst deshalb leich! einen anderen Ehe
mann finden, der ebenfe gut, vielleicht
noch besser ist, als der Verstorbene. Das
ist mein Urtheil in der Sache nnd dabei
hat es zu bleiben." Der Richter verließ
den Saal und die Anwesenden riefen
mm ein ruvu zu iino liefen oie Weis
heit ihres Kadis.
Zm lZofbräilkaus.
31.: Warum schwenken Sie denn
Ihren Krug nek aus, Herr Nachbar?"
B.: I trau mir et, öS Plempel is
ja so scho so dünn!
Abmech?lua muß sein.
Fritzchen: Du, Papa, die Mama
laßt Dir sagen, Du sollst essen komme,
das Essen wird sonst kalt!"
Papa: Sag' Du der Mama, es
schadet nichts, wenn's auch heute 'mal
anfriert; bisher war's ja immer ange
brannt, "
Auf ula.
Spanischer General (zu einem aus
landischen Kriegs - Eorrespondenten):
Gestern die Maeeo'sche Bande total in
die Psanne gehauen! Nicht eine Seele
entkommen!"
Eorrespondent: Und was ist Ihr
Programm für heute?
Spanischer General: Hau' Sie
heute noch 'mal in die Pfanne,
Lärambs,!"
Refleiisn,
Hausmagd (einen Hasen abbalgend):
Sacra, sitzt so a' Fell fest!,, .. ' Wie
das Vieh da nur h i n e i n g e l o m
m e n ist?!"
!obel,
Prinzipal (zum Eornmis): Herr
Müller, dem Beilchendlüh fei' Sohn
hat geheirathet! Telegraphiren Sie
meine herzlichsten Glückwunsch und
legen tee
Conto!"
ihm 's Telegramm aufs
Folgerichtig,
Die Ehen von heutzutage sind
mir ein Räthsel!"
Ganz richtig, Frau Räthin sie
werden aber auch hausig genug
aufgelöst!"
schlechter ?icst.
A.: Ich bin ein Reporter vom
Tagdlatt"! Vor zwei Tagen wurde
bei Ihnen eingebrochen und mir haben,
wie Ihnen bekannt sein wird, einen
sehr eingehenden Bericht darüber ge
bracht, der zur Ausfiudung des Thäters
sehr förderlich fein wiro. , . , !"
Hausherr: &,e glauben Wohl, Sie
haben mir hierdurch einen Dienst ev
" . wwuui vu iu
ch zum Kukuk!"
ie haben geschrieben: Der Dieb
ließ sonderbarer Weise im Schlafzim
mer eine goldene Uhr sammt Kette lie
gen" heute Nacht hat der
Kerl die Uhr nun auch a e
holt!" . 31.:
höchste Renenunage.
)li e? veini ivayr, oo.fi ii: iuieii
die Fiak.r so schnell fadrcn?"
Schauipieler: Weifj nicht. ,
sind mir dori immer
Vserde
a ii s-
Köchin: Ach ja; es bat mir da
Herz abgedruckt, wie der arme Mensch
ausiah, , , , denken Sie, er hat in vier
Wochen zwanzig Pfund abgenommen!"
:3mü.
31.: Lieber Freund, ich bade Tich
berausruten lassen,,, ich bin momeu-
,tan,
-!?.. ,,-irege a.ia man an, ich d,n
schon seit drei Wochen momenian !"
'" Jbjn'reifen.
Alo wieder ein Hanfirer! Tret
o'arer Kollegen bad' ich deute bereits die
Treppe bir.ur.rererpegir:! '
.,-ehr er'reut! Also hatten S:e die"
Gute, mir .bre Ivertben 3;i:!r:,' iu
referviren '. :
. -.i- i