Franenlist, Von 3)1 an in 'i1 clji tub. Kein Mensch hatte geglaubt, daß die schöne Fra . Brockdorff bereits eine erwachsene Nichte habe, wenn sie es nicht selbst so entschieden versichert Hütte. Und die Sache war ja auch so einfach! Her mine v. Giescnbach war die Tochter einer zwöls Jahre älteren Schwagerin der grau v. Brockdorss, die, seit längerer Zeit schon Wittwe, vor einem halben Jahre verstorben war und ihr Kind im Schutze ihrer Schwägerin, ihrer einzigen Verwandten, zurückgelassen hatte. Fmii v. Brockdorss machte ein großes H Sie liebte den geselligen Per U und ihre Abende ersreuten sich : sehr guten Rufes. Man war gut ,. gehoben bei ihr, wo Alles, waö An svruch daraus machen dürfte, zur großen Welt zu gehöre, einmal wöchentlich zusammenlam. Dieses schon genügte, die Abende der Frau v. Brockdorss zu den besuchtesten zu machen, selbst, wenn diese nicht eine so grosze Anziehungslrast, soweit es wenigstens die Herrenwelt betraf, in ihrer' eigenen Person besessen hätte. Frau v. Brockdorss war schön, geistvoll und reich. Daher war es denn auch kein Wunder, daß so Mancher von ihren Gästen diese Frau begehrenswerth fand. Und doch war es bisher Niemand gelungen, ein größeres Interesse siir sich bei Frau v. Brockdorss zu errege. Sie behandelte Alle gleich liebenswür- dia. gleich zuvorkommend, ohne , auch nur den geringsten Anschein zu geben, als sei ihr der Eine lieber als die Anderen. Und das war auch wirklich nicht der Fall! Die junge Wittwe hatte ein kurzes, aber seltenes Ehegluck genossen: Ihr Gatte war einer jener Menschen gewesen, die von der Natur mit guten Eigenschaften verschwenderisch ausqe stattet sind. Zwei Jahre nur währte diese Ehe, dann raffte ein jäher Tod den blühen den Mann dahin. Seine Wittwe trauerte tief um ihn, bis die Zeit, die Alles heilende, auch diese,: Schmerz in eine sanfte Trauer verwandelte. All mählich begann die junge Frau sich wie der dem Leben hinzugeben, und als jhre Schwägerin starb, nahm sie sich treulich ihrer elternlosen Nichte an. Durch den Eintritt ihrer Nichte i ihr Haus sühlte Frau v. Brockdorss die Pflicht, sich mieder mehr, als sie es nach dem Tode ihres Gatte gethan, der Gesellschaft zu widmen; und bald war ihr Haus der Sammelplatz der eleganten und tonangebenden Welt der Stadt. Man fand es selbstverständlich, da man von den beiden Damen des Hauses der älteren, Frau v. Brockdorff, den Hof machte, während man der jüngeren, der Nichte der Herrin des Hauses, weniger Aufmerksamkeit entgegenbrachte. Seit einiger Zeit indeß schien sich die Sache geändert zu haben. Der junge Assessor, der seit Kurzem im Hause der Frau v. Brockdorss verkehrte, schien das Interesse der schönen Frau zu erregen. Ueberall wurde er von ihr bevorzugt: in der Kunstausstellung, im Theater, bei einigen Schlittenfahrten war der Assessor der ständige Begleiter der Frau v. Brock dorff und deren Nichte, Natürlich war dieses nicht unbemerkt geblieben, so daß man sich in den Be ianntenkreiscn der jungen Wittwe auf eine baldige Verlobung gefaßt machte, mit der man im Grunde genommen auch einverstanden war. Doch, so sehr man allgemein annahm, daß sich das, was heute noch Projekt schien, in naher Zeit verwirklichen werde, so wenig dachten Frau v. Brock dorff und der Assessor daran, das sie be treffende Gerücht wahr zu machen. Die junge Wittwe intercssirte sich wohl für Kurt v. Ahlcnfels, jedoch aus einem anderen Grunde, als man allgemein annahm. Sie hatte bemerkt, daß der Assessor für ihre Nichte eine Neigung gefaßt hebe, und daß diese Neigung nicht unerwidert geblieben war. Aber so sehr sie auch für diese Perbindung war, so war sie doch geneigt, den Be werder erst auf seine Beständigkeit zu prüfen. Bor dem Schicksal einer unglücklichen Ehe wollt? Frau von Brockdorff Her- mine bewahrt wissen, und sie beschloß j daher zu untersuchen, ov urt vieles Mal eine ernste Neigung gefaßt habe, oder ob, wie sonst, nur ein Strohseuer in ihm glühte. Es wurde ihr leicht, ein Alleinsein der jungen Leute dadurch zu verhindern, daß sie stets zugegen war, wenn der Assessor mit Hermine verkehrte. Allerdings weckte sie hierdurch bei den Liebenden Meinungen, die zwar verkehrt und auch nicht beabsichtigt wa ren, die sie aber trotzdem in ihrem Un ternehmen unterstützten: Kurt glaubte, daß er bei seiner Werbung um Hermine bei Frau von Brockdorff aus ernstlichen Widerstand stoße, und Hermine ge langte nach und nach zu der Ucderzeu gung, daß diese die Bewerbung Kurts als ihrer Person geltend ansehe und sich gern gefallen ließe. Diese Ansichten der jungen Leute wurden der klugen Frau bald klar, und , sie beschloß, die dadurch geschaffene i j tuation auszunutzen. Sie balle wohl : bemerkt, daß Hermine sich resignirt zu rückzog und Kurts Bewerbung um sie ' dadurch erschwerte. TaS war ihr, jedoch reckt, denn aus dieser sich geftal-, tenden Schwierigkeit ergab sich die 0 legenheit. die Festigkeit Kurt? um'o- mehr erforschen zu können. i So standen die Sachen, als ein Er eigniß eintrat, das sür Kurt von großer Wichtigkeit war: Es wurde ihm von seiner vorgesetzten Behörde die Mitthei lung gemacht, daß seine Persetzung nahe bevorstehe, und zwar nach einem kleinen Orte unweit der Grenze. Kurt nahm diese Mittheilung mit gemischten Gefühlen aus. Einesteils freute er sich uder seine Versetzung, die zugleich eine Besörde rung in sich schloß, anderntheils aber war ihm diese nicht willkommen. Er sollte fort aus der Residenz, die so viel Angenehmes sür ihn hatte, nach einem kleinen Städtchen, das ihm wenig oder gar nichts bieten konnte. Das größte Hinderniß sür ihn war jedoch der llm stand, atz er sict, noch nicht mit yer mine ausgesprochen hatte. Würde sie leine Werbung annehmen? Er m sich gestehen, daß er bei Hermine bis heute nicht weit gekommen war, denn och hatte er keine Gelegenheit gehabt ihr zu sagen, was sein Inneres so tief bewegte! daß er sie liebte mit der gan zen Gluth seines Herzens! Jetzt erst, wo er vor einer Wendung seines Schick sals stand, wurde es ihm klar, daß er ohne Hermine nicht leben könne. Noch heute, das nahm er sich fest vor, wollte er mit ihr reden, und schnell entschlossen machte er sich aus den Weg zu Frau v. Brockdorff. Als er auf die Straße trat, begeg mte ihm sein Schulsreund. der Doctor Meinhardt, der es trotz seiner Jugend, Dank seiner Tüchtigkeit und seinen an genehmen Umgangsformen, verstanden hatte, sich als Arzt eine ausgebreitete Praxis in den ersten Häusern der Stadt zu erwerben. Freudig eilte Kurt auf den Jugendgenossen zu, um diesem, als dem Ersten, seine Beförderung zu er zählen. Da gratulire ich Dir von ganzem Herzen," erwiderte der Angeredete, und was sagt die schöne Frau v. Brockdorff dazu?" setzte er in scherzhaft ironischer Weise hinzu, Frau v, Brockdorff? Wie kommst Du zu dieser Frage?" Weil Dein Glück diese Dame doch in erster Linie interessirt." Wieso denn?" Weil Du ihr nach allen Regeln der Kunst, und wie es scheint, mit großem Glück den Hof machst. Die ganze Stadt wartet ja mit größtem Interesse aus Eure demnächstige ofsicielle Ber lobuiig." Das ist ein Irrthum!" Das glaube ich Dir nicht!" Aber es ist dennoch o." Wenn Tu allerdings so fest behaup test, daß die ganze Stadt in diesem Falle sich irrt, dann bleibt mir schließ lich nichts Anderes übrig, als Dir Glauben zu schenken. Aber, aufrichtig gesagt, schwer wird es mir." Mit die sen Worten verabschiedete sich der Arzt, um in ein Hau, zu treten, wo er einen Besuch zu machen hatte, und ließ seinen freund in Gedanken zurück. Dieser setzt? seinen Weg in heftiger Gemüths erregung fort. Wenn es sich so der- melt, wie Tocior Meinhardt ihm qe- sagt, dann war Frau v. Brockdorff durch ihn compromittirt. Allerdings würde das Gerede in sich selbst zerfallen, wenn er sich mit Hermine der lobte. Aber wenn ihn diese nun nicht wollte?! Das wäre im hohen Grade satal für ihn und doch, da siel ihm ein, daß heute der erste April war und daß Doctor Meinhardt sich wahr scheinlich einen Scherz mit ihm erlaubt hatte, als er ihm erzählte, daß man all gemein annehme, seine Verlobung mit ,rau v. Brockdorff stehe nabe bevor. Aber gleich darauf kam es ihm zum Be wußtsein, daß sein Benehmen durchaus zu der von Doctor Meinhardt ausgc sprochenen Annahme Veranlassung ge geben haben konnte. Er war ja in den letzten Wochen der stete Begleiter der jungen Wittwe und deren Nichte gewe sen; und daß seine Werbung der Letzte ren galt, konnte doch Niemand wissen. Ader dieser allgemeinen Zlnnahme, wie sein Freund sie dargestellt hatte, mußte ein Ende gemacht werden, und mit encr gischen Schritten näherte er sich der Wohnung der Frau, die, wie er jetzt sehr wohl einsah, durch ihn so arg in Gerede gekommen war. Sein Gcrech tigkeitssinn empörte sich über die Situa tion, in die eine Tai.,e. die er verehrte, durch ihn gebracht worden war, und mit dem festen Vorsatz, die Sache, so weit es an ihm lag, wieder gut zu ma chen, stieg er jetzt die stufen zu der Wohnung der grau v. Brockdorff hin aus. Diele hatte ihn kommen sehen, und die Erregung, die aus dem Gesicht Kurts lag, und die ungewohnte Stunde feines Besuches gab der klugen Frau die Ueberzeugung, daß eine t: nstc Angele genheit heute den Assessor in ihr Haus sübre. Gleich darauf meldete ein Diener, daß der Herr Assessor Kurt v, Ahlen- sels der Dame des Hauses seine Aus- Wartung zu machen müniche. Lautlos erhob sich Hermine, die in dem Zimmer mit einer Handarbeit be schaftigt war, um sich zu entfernen. .Willst Tu fort?" fragte Frau v. Brockdorff ihre Nichle. Ja," antwortete diese. Wie ich höre, wünich! Herr . AdlenselS Tir fein Auswarlung zu machen, und da will ich nicht stören. Zndcm laßt mich der Umstand, daß Herr v. Ahlensels etzt. wo nicht Besuchszeit ist, seine Aus- Wartung macht, vermutden. da ihn , etwas ganz BeignScres hierher fuhrt; und dürste ich dann doch ubgu!sig iein." Ueber da? Besicht der jungen Wittwe huschte ein Lächeln. Wenn sie nicht be rcits aus verschiedenen Anzeichen ent nommen hätte, daß Hermine sich lebhast sür Kurt interessire. so wäre es ihr jetzt klar geworden. Wenn Du Dich so lange nach dem Warmhaus verfügen wolltest, liebe Her mine, so würde es mir angenehm sein. Auch ich bin, aus denselben Gründen wie D, der Meinung, daß den Assessor etwas Wichtige? hierher führt. Ich möchte daher, daß Du in der Nähe bleibst, damit Dir, wenn es gestattet ist, woran ich durchaus nicht zweifle, sosort Mittheilung werden kann, um was es sich handelt." Ich gehe und erwarte Deinen Be scheid." Mit diesen bervorgepreßtcn Worten eilte Hermine nach dein Warm- haus, um. dort angelangt, auf einen Stuhl zu sinken und bitterlich zu wei en. Sie wußte ja. daß es so kommen mußte! Der Mann, den sie so heiß liebte, hielt jetzt um die Hand einer Anderen an. Wührenddcß saß Kurt der Frau v. Brockdorff gegenüber. Gnädige Frau", begann er, ich bin heute Morgen von einer freudigen Nachricht überrascht worden, meine Beförderung ist eingc troffen." Da gratulire ich von ganzem Her- zen." Ich danke Ihnen, gnädige Frau. Ich wußte, daß ich mit meiner Nach richt hier auf Interesse stoßen würde. Deshalb eilte ich, nachdem ich sie erhal ten, zu Ihnen, um Ihnen und Ihrer Fräulein Nichte dieselbe zu Uberbrin gen. Unterwegs traf ich jedoch meinen Freund, den Doctor Meinhardt, der mir eine Mittheilung machte, die mich in hohem Grade erregte. Mein Freund erzählte mir nämlich, daß meine häuft gen Besuche bei Ihnen, gnädige Frau, und mein öfteres Beisammensein mit Ihnen und Ihrer Fräulein Nichle in den uns bekannten Kreisen die Mei- nung geweckt habe, als bewerbe ich mich um Sie, und als sei Ihnen diese meine Werbung nicht unangenehm. Sie wis sen ja am besten gnädige Frau, daß das nur müßiges Gerede ist. Immer hin fühle ich als ehrlicher Mann die Verpflichtung in mir, Ihnen von die sein Gerede Mittheilung zu machen und " Halt", unterbrach hier Frau v. Brockdorff den Redenden. Was Sie mir da sagen, Herr von Ahlenfels, überrascht mich. Ich weiß, daß Ihnen nichts ferner lag, als mich in das Ge rede der Leute zu bringen, und eine jede Entschuldigung Ihrerseits ist daher überflüssig. Trag' ich doch an diesem Gerede die Hauptschuld, denn ich hätte vor allen Dingen vorsichtiger sein müs sen. Jedoch, das ist nicht mehr zu ändern, Ist durch unsere Schuld die ses Gerede entstanden, so müssen wir auch versuchen die Angelegenheit so schnell wie möglich zu ändern. Des halb bitte ich Sie. mir etwas Zeit zur Ueberlegung zu lassen, denn Frauen list, missen Sie doch, Herr Prosessor, hat schon Manches zu Wege gebracht. Ich glaube sogar, schon etwas gefunden zu haben, unsere Sache zu ordnen. Ich brauche nur ein wenig Zeit, um Kar heit zu schaffen. Haben Sie daher die Güte, mich für kurze Zeit zu verlassen. Gehen Sie, bitte, so lange in 's Warm haus, Herr Assessor. Wenn es so weit ist, werde ich mich melden !" Ein eigenthümliches Lächeln überzog das schöne Gesicht der Frau v. Brock dorff, als Kurt ausgestanden war, um sich ihrer Weisung gemäß in das Warmhaus zu begeben. Hermine schreckte auf, als sie die Thur öffnen hörte. Schnell fuhr sie mit dem Taschentuch über ihr Gesicht, um die Thranenspuren zu verwischen. Jhre Tante sollte nicht sehen, daß sie geweint hatte. Doch, das war flj nicht ihre Tante ! Vor ihr stand der, um dcssentwillen sie so unsagbar litt. Aber weshalb kam er allein? Warum, kam er nicht in Begleitung seiner! Braut? Ahnte diese vielleicht I Aber gleichviel, ihr sollte man nichts anmerken! Und alle Energie zusam mennehmend, stand sie auf, reichte ihrem Gegenüber die Hand, und ich gratulire", kam es aus ihrem Munde. Sie gratuliren mir. Fräulein Her mine? Aber wober wissen Sie denn t" Daß Sie sich soeben mit meiner Tante verlobt haben?" Ich mich mit Ihrer Frau Tante verlobt?" Ja, oder ist dem nicht so?" Nein, durchaus nicbl." .Nicht, wirklich nicht? Aoer wozu nahmen Sie meine Gratulation denn an?" Zu meiner Beförderung." Zu Ihrer Beförderung? Und Sie baden sich ganz bestimmt nicht mit mei ner Tante verlobt?" Nein!" Gott sei Tank! Es war plötzlich still grmorden zmi- scheu den Beiden. Verschämt schlug ; Hermine die Alicen a Boden. Sie hatte sich verratben. Was mußte Kurt jetzt von ihr denken! Ter dachte jedoch durchaus nichts nt! n, ihr tfr sah sie an mit Blicken oll inniaer Liede. Tann aber brach es in jubelndem Tone von seinen ' Lippen: Henrine, geliebtes Madchen! Mein, mem für ewig!" Und seine Arme ausbreitend, umschloß er die zitternde Wettalt und druckte den erten u auf den rongen 2,'iur. des Iiedtico errdtdenden Madchens. ! nct hielten sie sich umschlungen, als wollten sie sich nie wieder verlassen, i Wie lange sie so verharrt, sie wußten es nicht. Da wurde leise die Thür geöffnet, Frau v. Brockdorff war es, die sich an dem Anblick des in seinein Glück ver sunkenen PaareS weidete. Dann hielt es sie nicht länger; und strahlend vor Gluck ries sie: Nun, Ihr liebe Kin der, habt Ihr Euch gefunden?" Mit einem Jubelschrei war Hermine aus Frau v. Brockdorss zugeflogen und hing jetzt an ihrem Halse, ihr schönes Gesicht mit Küssen bedeckend. Nur mühsam konnte sich die Ueber fallene aus den Armen des jubelnde Mädchens frei machen. Ich sehe," begann sie dann, nach Athem schöpsend, daß ich es recht gemacht habe. Aber jetzt will ich meinen Lohn: Sie, mein lieber Assessor, müssen dafür sorgen, daß Ihre Verlobung mit Hermine heute noch in den Abendblättern veröffent licht wird, Die ganze Stadt angeführt zu haben, das soll meine Genugthuung fein!" Ans alter Zeit. Ei Idyll aus entschwundener Zeit : wie vor fünfzig Jahren die Dorfpolizei im Pogtlande gehandhabt wurde, finden wir in dem letzten Heft der anregenden Halbmonatsschrift Unser Vogtland," begründet und herausgegeben von Dr. Gottsried Doehler. Dort erzählt Herr E. Parucker, der jetzt in Joinville (Brasilien) ansässig ist, aus seine Er innerunqen : Eine Schmarre am Kopfe, die nun schon über sechzig Jahre alt ist, erinnert mich uoch heute an die Einrichtung und Handhabung der Polizei, wie sie in da maliger Zeit in nieinem Heimathsdorfe und wohl auch in anderen Tönern zu Recht bestanden. Die Ausübung der Ortspolizei ging von Haus zu Haus. Jedes Haus hatte eine Woche lang die Polizei, am Sonntage wurde dann das Zeichen der Würde, eine alte Helle barde, m's Nachbarhaus getragen und so ging es das Jahr hindurch. Als Wächter der Sicherheit dienten alte Wei- der, arbeitsunfähige Greise, halbwüch sige verkrüppelte Burschen, überhaupt Personen, die in der Hauswirthschaft oder im Felde nicht zu gebrauchen wa ren. Da konnte man häusig ein altes Weib oder einen alten Mann, Strümpfe strickend, aus einem Steine am Ein gang des Dorfes oder vor dem Hause sitzend erblicken; die Hellebarde lag zur Seite am Boden, um das Bettelooik zu schrecken. Einige bissige Gänseriche pflegten die Polizei zu unterstützen, in dem sie mit lautem Geschrei auf jede ihnen unbekannte Persönlichkeit losfuh ren. In einem Bauernhofe befand sich damals ein blödsinniger etwa achtzehn jähriger Bursche, der auch zeitweilig als Sichcrheitswächter mit dem Spieße' amtirte. Wir Jungen pflegten ihn weidlich zu necken und stießen mit Boh nenstanaen nach ihm. Bei einer solchen Gelegenheit drehte er sich aber unver sehens um, ich war der nächste und er hielt von ihm einen wuchtigen Hieb mit der Hellebarde in den Kops, so daß ich zusammenstürzte und für todt in's Haus getragen wurde. Der Bursche wars den Spieß weg und entfloh. Die Schmarre ist mir geblieben, und ich habe seit die ser Zeit die Polizei nicht wieder geneckt. Bei Nacht, die Polizei war zugleich Nachtwächter, war der Dienst viel leich ter, a!s bei Tage. In dem mit der Polizei betrauten Hause blies man aus einem alten Kuhdorne in beliebigen Zeiträumen zum Fenster der Schlas lammer heraus und gab damit dem schnarchenden Torse den Beweis, daß das Auge des Gesetzes wache. Mehr war auch nicht nöthig, denn bei Nacht wurde die Polizei besser als bei Tage besorgt, und zwar durch die Hunde. Bei einbrechender Dunkelheit wurden die Kettenhunde von ibren Fesseln be freit, sie schaarten sich auf der Straße zusammen und besetzten die Torfein gänge, jedes verdächtige Geräusch auf merisam belauschend und sich durch Bellen zur Wachsamkeit anreizend. Wehe dem Fremdling, der in der Nacht ein so bewachtes Torf passirte; wenn er nur mit zerrissenen Kleidern davon kam. konnte er von Glück saen. All wöchentlich erschien auch die größte Respektsperson, der Schandarm", im Torse und fahndete auf Raucher mit brennenden Pieifen ohne Teckel und solche in den Hosen und Scheunen. Die ertappten Sünder wurden mit 8 Gro schen Strafe und dem Verluste der Pseise bestraft. Trotz dieser urwüchsigen polizeilichen Zustande war die Sicherheil des Eigen khumS wenig gefährdet. Wir batten zwar eine professionelle Tiebsfamilik im Torfe, diese entwendete aber im Torfe selbst keine Stecknadel. Desto schlimmer aber mußten es ihre Glieder auswärts getrieben haben sie standen nämlich in dem woblbearundeten Aule. soa. Weißlauser d. b. Marktdiebe zu sein. denn in einer schonen Nacht erschien die landarmer,, umstellte das Saus und! i shrte sämmtliche Insassen geschlossen! ;ud. In den Prozeß wurden mehrere ' raoblbubende Bauern der Umgegend ! verwickelt, welche der meitoenwkiaten Bande als Hedler un Wicserverkauser ' der gestohlenen Waaren gedient batten und nun ihre Beihilfe mit Zuchthaus ftra'e büßten. Mehr Ilelegenbeit als Tiedftable. um stra'eno einzugleisen, ooter, oer ,nerech- rigleii oie Tanzvooenienerkier!. -eicoe. da man dabei mit Schlageiier: und llei- nen Messern arbeitete, oemodnlich blutig verlie'en. Namentlich wabrend der Kirbc (stirchnieih) gekörte dies znin Vergnügen, indem sich die Bursche verschiedener Dörscr dabei oft förmlich zum Kampfe herauszufordern pflegten. Da wurde denn nicht eher geruht,' als bis der Tanzboden völlig gc'raumt war und die siegende Partes noch allein auf dem Platze war. Eine solche Raumerei lies m meinem HeimathSdorse einmal sehr glücklich auS. Der Tanzboden besand sich über dem Kubstalle und zu ihm führte von außen eine hölzerne, schon etwas morsche Treppe. Die Keile rei begann, aber unter der Last der Fliehenden brach die Tveppc nieder, zum Ueberfluß lag unten ein großer Haufen gebrochener Steine. Durch den Wegfall der Treppe trat eine Stauung der Menschen am Ausgange ein, die die siegende Partei zu och größerer Krast- auszerung anspornte, bis endlich auch der Letzte in den Abgrnnd besördert war. Sieben bis acht Arm- und Bein drüche waren das Echlußergebiiiß, die tapferen Helden aber wurden zum Lohn hinter Schloß und Riegel gesetzt. Die Lobrede. Der MooSbauer stand, was Ehrlich keit betraf, in feiner Gemeinde nicht im besten Rufe, wenn man auch nicht gerade etwas Positives gegen ihn wußte. Als daher ein Diebstahl vorkam, be zeichnete ihn die öffentliche Meiung als Thäter und er wurde da auch eine Reihe von Jndicien wider ihn sprachen deswegen vor Gericht gestellt. Aber der Anwalt, den er sich genommen, war ein ausgezeichneter Redner. Meine Herren!" sagte er in seinem Plaidoyer zu den Richtern. Mein Elient ist ein wackerer Familienvater, der unermüdlich für seine Frau und für seine zahlreichen Kinder sorgt! Er ist beliebt uud hochgeachtet in seiner Ge meinde! Er ist ein Mann von echtem Schrot und Kern, von festem Eharakter und edler Gesinnung ein treuer Sohn seines Vaterlandes, ein emsiger und ehrlicher Bebauer seiner Scholle! Ein solcher Ehrenmann, meine Herren, greift nicht nach fremdem Gut einem solchen braven Bürger dürfen Sie kein Verbrechen zutrauen den müssen Sie freisprechen!" Je länger der Anwalt in dieser Weise sprach, desto gerührter wurde der Moos bauer und, als mau ihn schließlich wirklich freisprach, ging er selbst fest davon überzeugt, daß er ein Ehrenmann sei stolz erhobenen Hauptes aus dem Gerichtssaal. Jahre waren vei flössen. Aber der Moosbaner hatte die Rede seines An malts nicht mehr vergessen. Das Lob, welches ihm öffentlich gespendet morden war, klang immer und immer in seinen Ohren und stachelte seinen Ehrgeiz, Er sorgte in der That fleißiger sür seine Familie, wurde zuverlässiger in seinen Geschäften und stieg so allgemach in der Gemeinde an Ansehen. Ja, als die telle des Ortsvorstehers neu zu besetzen war, nannten gar Manche seinen Na men als den des Berufenen. Das ließ ihn nicht mehr ruben und rasten er sann Tag und Nacht aus Mittel und Wege, um auch die Uedrigen für sich zu gewinnen. Hollah siel ihm das plötzlich ein wenn er diesen Trumpf noch ausspielte! Ja, ja, das mußte durchschlagen: Noch eine solche öffentliche Lobrede wie da mals und der Ortsvorsteher war ihm sicher So zog er denn seinen SonntagSrock nn ninii in n p innr nie npip um npi i ' dem Anmalt und bat diesen bescheiden, er möchte doch öffentlich noch einmal eine so schöne Lobrede aus ihn halten wie damals ein wenig mehr hatt' er sie ja seitdem zu verdienen gewcht ! Da lachte der Anmalt laut auf. Aber das ist doch lein Grund," rief er, j Euch vor den Leuten herauszustreichen! Ihr müßt mir doch erst die Veran lassung sagen, warum ich Euch öffent- lich loben soll ! Hm, Alter" sügte er mit einem mißtrauischen Blicke bei was habt Ihr Euch denn wieder zu Schulden kommen lassen?" Da machte der Moosbauer große Augen und stand eine Weile mit offenem Munde da. Ah. so." sagte er dann kleinlaut, kraute sich dinter'm Ohr uno griff nach seinem Hut. verzeiht ich, bd wn rauBi . d man immer p tim rtftMl ; n i Ithraiimnn rfl.irt! um u'ii"iuf v: un iiitiuuii i.uki. zu werden, muß !" vorder was angestellt haben 3 der Schule. j Lehrer: Wie nennt man Tenjeni- gen, welcher in einer Schlacht am mei-! sten zu sagen bat?" j Schüler: Schlachtermeister!" I S-'st"1, j schlechte Sängerin: .Denken Sie sich, neulich wurde wabrend meines Ge-! sangsvoitrages im Zuschauerraum ein Mann verhattet. Herr: So war doch einer e r g r i s- sen." j ist nüjürn. j Geben Sie mir nur einen Kuß, liebe Bertba!" , O nein, mein H.tt. ich küsse rnch .Na. dann lassen Sie sich wenigstens einmal küssen." l Abaelenk,, j , Also Sie wollen meine Tochter heirathen!" Können Sie denn aber auch eine Familie ernädren?" .Aber, Frau Inspektor, wer wird denn immer on'S Enen denken !" Tt neue ieir,z, Ehes: Hat Dir der Buchhalter ge sagt, was Du Nachmittags z thun hast?" Lehrling: Jawohl! Ich so ihn wecken, wenn ich Sie komme sehe!" IVriibmiii, Hauptmatt: Einjähriger, sichle Sie sich der schwierige Aufgabe gemach se, unbemerkt durch die' zahlreiche,,, scharf ausspähenden feindlichen Wachen und Patrouillen zu gelangen?" Einjähriger (ehemaliger Student): Zu Befehl, Herr Haiiptmann, meine Schuster und Schneider h.:ben mich auch nie abgefaßt." Durch die jjliime, Freund: Na, und Deine Frau ist wohl 'n Engel?" Pantoffelheld: Ja, das schon.,,, aber, unter uns gesagt, sie hat einen etwas kräftigen Flügel schlag!" Alte Jungfer (zu einem kleinen Jun gen): Wie alt bist Du denn, kleiner Man?" Fritzchen: Vier Jahr." Alte Juugfer: Und nun sei ein gu ter Junge, und sag' mir, wie alt ich bin?" Fritzchen: Das kann ich nicht ich kann bloß bis Dreißig zählen." Ver gute Man, Frau A. : Ach. wissen Sie, Sie ha den doch den besten Mann!" Frau B.: Ja, denken Sie, als ich jüngst in Ohnmacht fiel, kaufte er mir schnell eine neue Robe, und mein Ansall bezweckte doch nur einen neuen Sonnen schirm!" Unverdientes Ansehen, A. : Der Mann soll sehr viel für die Armen thun!" B. : Leeres Gerede! Mir wollte er ja nicht 'mal seine Tochter zur Frau geben!" Zsfenkeckheii, Zofe: Gnädige Frau, ich theile Jh nen mit, daß ich das große Loos gewon nen habe." Hausfrau: Das soll also heißen, Sie wollen fort von mir?" Zofe: Allerdings Falls Sie nicht in meine Dienste treten wollen." Richtige Diagnose, Patient: Nun, sagen Sie mir aus richtig. Herr Prosessor, wie steht es mit meiner Lunge?" Arzt: Etwas angegriffen, das ist nicht zu leugnen; aber so lange Sie leben reicht sie." Hjs ompJ4iiie Geschäft, Räuber (zum Dichter): Geld oder das Leben!" Dichter: Geld hab' ich kein's! Wenn Sie mir aber Jhre Erlebnisse erzählen, bring' ich dieselben zu Papier. Nächste Woche kommen Sie dann zu mir, und wir theilen das Honorar für den Ro man!" kebensweiskeii. Den wahren Werth von Diamanten und Menschen kann man erst ermitteln, wenn man sie auS der Fassung bringt. IVrjusfctjmu. Vagabund i der ein beschriebenes Blatt Papier sindet): Ein Frühlinasge- ?V', ' " Wo mag da die W u r st itt SücffiAtrlofet. Lehrer: ...Nun, Herr Oberförster, wollen Sie uns nicht noch einige fo hübsche Räthsel aufgeben ?" Oberförster leinen giitigen Blick auf den Jagdgehilfen werfend): Ach was da bat ja das Räthselaufaeden gar keinen Werth, wen so ein zuwiderer Kerl dabei ist, der s' immer gleich raus bringt!" Ans dem KiferaM. Feldwebel: Rekrut Mauer, wie stecken Sie denn heute wieder in der Unisorm!, . , An Ihnen ist wirklich ein (Zivilist verloren gegangen!" Unaü Lei, wer ist der Soldat, der so " ' ' ungenirt bei Tir in der Küche sitzt?" ,X. gnädige (trau, verzeihen c eS ist nur mein Landsmann!" So weiter Nichts! In Teine, Alter bade ich noch gar nicht gewußt, was ein Landsmann ist!" Ilnnotdize Sorge, So schon, daß Sie meine Vorschrist befolgen und. anstatt Bier. Wein trinken! Er ist doch bonentlich nicht zu stark ?!" Ganz gewiß nicht. Herr Doktor! ,ch habe ibn ja von meinen Verwand- ten geschenkt bekommen' Ilmlter, Braut (vor dem Traualte zu den Zeugeni: Stellt's Euch jetzt ein bisset vor die Thüre, damit Niemand hinaus kann!" e:eti4tf ,sfrj. ! Turne: Wie gebt es Ihnen jetzt. Herr Baron. Nnd -ie wieder woblaui" Baron: C ja, aber ich bade k'ne geradezu viebi'che Behanvlung durch- machen munen." Tame: .Nicht möglich! S:e sind doch nicht etwa ,n die Hanoe t?i Itier, arztes ge'allen