1 Y )' L S f ebnuitms Kriegslist. flfiliiäiljumnK'Jte mm ilieo. ii'eliminn. Tas wurde eiitftinimia, zugegeben: er war der grüszte Esser in der ganzen Compagnie. Er, der höchstens alle zeli Tage einen Nickel für einen Zipfel Wurst übrig hatte, dessen gewöhnliches Zubrot Salz bildete, der leinen Pfennig on zu Hause erhielt, er war von der Mutter Natur wie aus Ironie mit einem un glaublichen Appetit, mit einer Kau niusliilatur von unermüdlicher Aus dauer und mit einein Magen von einem fabelhaften Fassiiiigsvermdgen ausge stattet worden. Sein Commislirot hatte er regeliniiszig schon deik zweiten Tag bis auf die letzte Krume ausgezehrt, ganze Berge von Pellkartoffeln ließ er Mischen seinen kreideweißen Zahnrcihen spurlos verschwinde und die sonst so verschmähte braune ßonservensupve lös felte er mit dem sichtbarsten Behagen nnpfweise in seinen stets nahrungsbe dürftigen inneren Menschen ein. Ja, er war der größte Esser in der Compagnie. Und als hatte die all gütige Mutter Natur weiterhin ihre boshafte Laune an ihm bethätigen wol len, hatte sie ihm ganz im Gegensatz zu seinen spärlichen Mitteln ein Antlitz verliehen, das die Rundung des Voll monds zeigte, das von Wohlgcnahrtheit strotzte und das stets von einem feisten Schimmer glänzte, als würde es Tag für Tag aus reinem Veldüderfluß mit Speck eingerieben. Lehman ., genannt Specklebmann, war nach keiner Seite hin ein Genie, das brauchte er Niemandem erst zu de theuern, Jedermann glaubte es ihm gutwillig, aber am wenigsten beschlagen war er in der kopfzerbrecherischen Rechen kunst. Und doch mußte er, seit er des Königs Rock zu tragen die Ehre hatte, rechnen rechnen, daß ihm die dicken Schweißtropfen von der niedrigen, ecki gen Stirn perlten. Zwei Mark zmeiundzwanziq Reichs Pfennige empfing er alle zehn Tage als Löhnung aus der kräftigen yand des scharfblickenden Herrn Feldwebels. Von diesen zwei Mark zweiundzwanzig Rcichspfeniiiqen waren vorerst unbe dingt gewisse Ausgaben zu destreiten. Eine zweimalige Bearbeitung durch das schartige Messer des rothsingerigen Bar- bierlehrungs kostete einen ganzen Nickel. Für die Pflege seines vorläusig nur fühlbaren Schnurrbartes und desto reicheren Haupthaares denöthigte Leh mann ti. ferner stets einer daumenstar len Stange der steifsten Wachspomade, die weitere zehn Rcichspfennige erfor dcrte. Denn die sorgfaltigste Glattung seines widerspänstigen Haarwuchses war der vornehmste Gegenstand seiner be rcchtigten Eitelkeit. .Aber Lehmann war außerdem eine Persönlichkeit, die auf großem Fuße lebte. Daß der Sockel seiner Gehmerk zeuge etwas länger als erlaubt gerathen war, war Lehmann allmählich klar ge worden, denn eS verging kein Dienst, wo nicht der lungenkräftige Herr Feld webel ihm beim Ausrichten der Eom pagnie die unliebsame Mittheilung ge macht hätte, daß seine Latschen, wie er sich auszudrücken gestattete, eine Meile über die Front hervorsähen. Dazu waren die unsalonmäßigcn Füße des Mußketiers Lehmann 0. nicht nur lang, sondern auch bereit, so daß er bei seinem Erdenwallen auf Flur und Feld die eindrucksvollste Spur zurückließ. Dieses mannhafte Auftreten kostete aber Soh , lcnnägel. Und so mußte denn wie herum alle zehn Tage ein Nickel für die scs UnterstGungsmittel der militari schen Marschtüchtigkeit aufgewandt wer den. Lehmann der 6. war jedoch nicht nur Soldat, er war auch Mensch. Als sol chcr besaß er menschliche Schwachen. Wie oft hatte er es sich nicht schon zu geschworen, eS nicht zu thun, und doch, so ost er am Löhnungsabend die unge heure Summe von zwei Mark zweiund zwanzig Reichspfennigen in die Hand gezahlt erhielt, war nach dem Wegtre icn sein erster Gang in die Eantine. So, nun konnte er auch einmal, wie der Eompagnieausdruck lautete, Fett lebe machen. Mit einem unVergleich lichen Wohlbehagen setzte er sich auf einen der handfesten Stühle an den von Bierreften klebrigen Tisch und ließ von seiner Cigarre den grauen Dampf wol Ungleich emporsteigen. Drei Cigarren zu drei Psennig das tun uns zwei : Glas Bier für zwei Nickel, diese de trächtliche Ausgabe leistete sich Lehmann 0. alle zehn age trotz leiner crupel regelmäßig. Ein jeder Mensch hat hin und wieder den Drang, aus dem Vollen zu leben. Lehmann war kein Genußmensch und er war auch kein Vergnügungsmensch. Ader alle vier bis sechs Wochen wagte er es doch, am Sonntagnachmittag der Kaserne den Rucken zu kehren. Und traf er auf dem Tanziaal die dicke Minna, die ihn mit ihren kleinen run den Augen immer so zutraulich andlin zelte und mit ibrem breiten rothen Ge ficht ermuthiqend anlachte, dann, run dann ließ auch Lehmann i. ein paar ' Groschen springen, um sich mit dem ' anschmiegsamen Mädchen straff und ge wichtig im Tanz durch den Saal zu drehen. Ader der Montag oncnbarte ihm dann seinen Leichtsinn mit Schrecken. So war es auch deut ! Am Sonnabend war LöhnungStaq geweien. am onn tag hatte er mit der freundlichen Minna seiner Zanzlust gcfrobnt. und wie er jetzt bei dem trüben Schein der schmuck-, Äcr ällmtagsgast. Jahrgang 17. losen Hängelampe in der Mannschafts stube seine Baarschast gezählt hatte, war er zu der niederschmetternden Entdeckung gekommen, daß er für die nächsten sieben Tage noch über ganze dreißig Reichs Pfennige verfügte. Die Znstruktionsstunde war vorüber, und nun saß Lehmann 0. auf dem Holzschemel vor seinem schmalen Klei derspind und grübelte über die Ver gänglichkeit des unentbehrlichen Mam mon und die Deckung seiner nöthigste Leidesbedürfnisse nach. Die Ellenbogen aus die Kniee ge stemmt, barg er vornübergebeugt das Gesicht in den breiten Händen. Geld! Geld! Geld! Dieser einzige Gedanke zermarterte sein armes, gequältes Hirn. Nun, Lehmann, denkst Du wieder über die Erschaffung der Welt nach?" erscholl plötzlich eine rasselnde Stimme neben ihm und eine kräftige Männer faust faßte ihn an der Schulter an. Wie vom Blitz getroffen, schnellte Lehmann . von seinem Sitz auf. Zu Befehl, Herr Schersant !" Wenn Lehmann auf eine Frage keine Antwort wußte, so erwiderte er mit Vorlieben Zu Befehl!" Der Sergeant, der schnauzbärtige Corporalschaftsführer Lehmanns, drehte sich schnnnzelnd den Bart. So," sagte er wohlwollend, wie weit bist Du denn in Deiner Untersuchung gekom men?" Lehmann 6. richtete die Augen starr zur Decke empor, wie wenn er dort Hülfe suche, bewegte die Lippen, als wolle er sprechen, und schwieg. Na, da scheinst Du also noch nich' gerade viel rausgetüfftelt zu haben." bemerkte der Sergeant spöttelnd, Die Sacke is eben so leicht nich', wie sie aus sieht." Zu Befehl. Herr Schersant!" schnurrte Lehmann. Oder," fuhr der Sergeant nach einer Pause fort, handelt sich's viel leicht um die Monneten, daß Du so tiefsinnig bist? Bist Du mit Deiner Löhnung schon fertig, und is nun bei Dir Holland in Noth?" Zu Befehl. Herr Schersant !" stieß Lehmann dieses Mal im Tone der voll sten Ueberzeugung hervor. Aha, da steckt's!" lachte der Ser geant hell aus. So, so. Na, kannst Du denn nich mal nach Hause schreiben? Dein Bater soll doch wohl Ritterguts besitz sein?" Ich habe blos noch 'ne Mutter," versetzte der Musketier zögernd, und die sammelt im Sommer Pilze im Busch." Die wird Dir dann allerdings keinen Tausendmarkschein schicken können. Hast Du denn keinen Verwandten nich'? So 'nen alten Erbonkel?" Zu Befebl. Herr Schersant !" Was ist er denn?" Der bat 'n Haus in Berlin und lebt von seine Gelder!" Na, siehst Tu Mensch, da bist Tu ja schöne raus. Denn schreib doch mal hin: Lieder Onkel, nimm 'ne neue Hypothek auf und schicke mir die Hälfte !" Lehmann 6. zuckte entsazungsvoll mit den Schultern. Tu meinst," versetzte der Sergeant, mit den Augen zwinkernd, das nützt nichts. Wenn er gutwillig nichts raus rückt und so knauserig is, dann mußt Tu eben 'n bischen Dampf dahinter machen. Mensch, Lehmann, Tu bist 'n Kerl, der sieben Pferde umreißen könnte! Schüttle das Stroh in Tei nem Kopf 'mal ordentlich aus! Wozu bist Tu denn Soldat? Ersinne 'ne Kriegslist, wie Tu den alten Gauner j faffen kannst, und dann setze Dich hin und schreib 'ne gediegene Epistel, daß er Dir schleunigst 'n Sack voll blanker Goldstücke schickt. Wenn Tu Papier orauqn, oann tomm zu mir, ta werd Dir 'n Briesbogen und 'n Couvert ge den, mein Sohn. Damit wandte sich der Sergeant um und schritt dem Verschlag zu, durch den sein Gelaß von der übrigen Mann schaftsstube getrennt wurde. Lehmann hatte sich wieder auf seinen Schemel gesetzt. In ihm gahrte es ge- maliig. Der Rath des ernennten, eine Kriegslist zu eisinnen, durch die er ! nch einen eldzu'ckus verichanen konnte, I war bei ibm aus fruchtbaren Boden ge fallen. Ader wie sollte er zu. Werke geben? Das war die Frage. 2'it1 Mutter.. .. der Onkel 3?nf schrei i den ... Kriegslist .... Geld .... Alles ! das wogte in icmem Kopt wild durch- einander, Seine Brust hob und senkte sich stürmisch und ein tiefer Seufzer ent rang Nch leinen Vippen. Plötzlich richtete er sich auf. Ein bald ungläubiges, bald schalkhaftes Lackeln spielte aus seinem gutmüthigen Ge'ickt. Für einen Augenblick neigte er den Kop', als ob er die Richtigkeit , feines Einfalles noch einmal prüfen wollte, dann ftapite er entichlonen nach dem Veifchlage des Sergeanten. Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. Wenige Minuten später kehrte er mit einem Briefdogen und Couvert in der Hand zurück. Er langte das verstaubte Tintenfaß und den abgebrochenen Fe derhalter mit der verrosteten Schreib feder aus seinem Spind hervor, breitete ein Zeitungsblatt auf dem großen Stu bentisch als Schreibunterlage aus, rückte den Schemel heran und begann mit hochgezogenen Augenbrauen zu schreiben: Meine sehr liebe Muhder. Du wirst Dich wundern, daß ich schreibe, und ich mich auch. Denn ich möchte Dich oft schreiben, aber ich habe kein Geld nich sür die Briefe an Dich, liebe Muhder. Ich habe auch jetzt kein Geld nich und deshalb schreibe ich Dich, ob Tu mich was schicken kannst. Liebe Muhder. Es gefällt mir sonst sehr gut dei's Militär und mein Hauptmann is sehr mit mich zufrieden und sagt, daß ich sogar vielleicht noch Gefreiter werden werde. Mein Feldwedel sagt, daß ich der strammste Kerl von die ganze Com pagnie bin. Liebe Muhder. Aber Geld habe ich niemals nich. Auch an den lieben Onkel in Berlin will ich nach her gleich noch schreiben, aber von Geld ich; denn sonst denkt er, ich schreibe blos on wegen Geldschicke, Liede Muhder. Ich habe den lieben Onkel sehr? lieb und denke immer an ihm. Und weil er Rennthier in Berlin is, strenge ich mich auch schrecklich an, damit ich seinem Namen Ehre machen thue. Wenn er mich sehn konnte, würde er sich sehre freuen und ich mich auch, Liebe Muhder. Wenn der liebe Onkel miffen thäte, daß ich nie kein Geld nich habe, würde er mich gewiß was schicken. Denn er is ein sehre guter Mann, den ich sehre liebe. Aber ehe ich an ihn um das Geld schreibe, hungere ich lieber. Denn er könnte sich dadrüber argern und er soll sich nur über mir freuen, denn ich habe ihn sehre lieb. Doch ich will jetzt schließen, weil ich noch an den lieben Ontel schreiben will, aber von Geld nicht. Es grüßt Dich Dein lieber ohn Lehmann 6." Lehmann legte aufathmend die Feder auf den Tisch und überlas noch einmal seine kunstvolle Ausarbeitung. Dann fetzte er die Nummer feiner Compagnie und seines Regimentes unter seinen Namen, steckte den Brief in das Couvert und schrieb nun mit den schönsten ihm möglichen Schnörkeln die Adresse. Nachdem er sich in der Cantine eine Briefmarke gekauft hatte, trug er das gewichtige Schreiben hinab zum Brief kästen des Kasernenhofes. Vier Tage waren veraangen. Es war dies eine Zeit voll bangen Zweifels sur Lehmann t. Wenn seine Kriegs list geglückt war, dann mußte sich der Erfolg heute oder morgen zeige. Mit gespannter Erwartung sah er daher der abendlichen Befehlsaüsgabe entgegen, wo die Briefschaften den Mannschaften übergeben wurden. Endlich nahte die Stunde, wo die Compagnie zur Bekanntmachung des Dienstes antrat. Mit unbeirrbarer Sicherheit hatte der beleibte Herr Feld- webel die dienstlichen Angelegenheiten i erledigt und nun begann er die einge-; lausenen Postsachen an die Musketiere ' i aiiszutheilen. Ein, zwei, drei, vier Namen rief er auf, noch einen einzigen Brief hielt e in den Handen, da : Lehmann (.!" Hierrr!" antwortete Lehmann, daß die Wände dröhnten. Wahr und wahrhaftig, der Brief war ! an ihn adreinrt. Wegtreten!" kommandirte der Feld-! webel. Klappend machten die Mann- schatten Kehrt und zerstreuten sich auf ihre Stuben, Lehmanns Finger zitterten, als er das Couvert aufriß, und seine Augen wurden größer als er zu lesen anfing : Mein lieber Neffe ! Ick habe von Dir einen Brief ge kriecht, den von Rechtswegen Deine Butter kriechen sollte. Das schadet ein -tellmagen von Karlsbad nach dem aber nichts. Denn ick habe durch ihm schwarzen See, an denen Ufer die Rui jeschen. daß Tu ein Mensch von Conde ! nen eines alten Klosters lagen; am Witte bist. Das freit mir. denn ick bin ' rothen Hahn wurden die Pferde umqe' stolz auf meinem Namen. Tu wirst wohl die Briete an mir und an Deiner ; viuiui oerwecoieii aoen. :cr oave l aber auch keinen Stein nich, sondern ein Herze im Leide. Damit es Teine Kameraden nich merken und es lein, Porto kostet, schicke ich Tir in diesem Briete " , sich bin. i spornstreichs aus der Thür, dem Wagen Lehmann schlug das Blatt um. , Bereits am nächsten Tage nahm! nach. ES ging bergauf; die Straße be Ein Schrei entfuhr seinem Mund. j Wenzel den Kut'cker des Ttellmagens , schrieb einen weiten Bogen, aber der Im Augenblick war die ganze Corpg- bei Seite. Cbristovb. wenn Tu mor- j Wirth wußte nähere Fußwege und ral'chaft einfchließlich des Sergeanten ' gen eine Viertelstunde spater kommst, ! kerchend und schweißtriciend holt er den um ihn versammelt. wie gewöhnlich, dann kriegst Tu von ! Wagen endlich auf der Höbe ein. Kreideweiß und bewegungslos saß mir ein Zwanzigtreuzerstück; aber Punkt- j Halt ! Halt!" Christoph dielt und Ledmann ti. aus seinem Schemel. lich abfahren mußt Tu trotzdem, ver-i horte zu seinem Erstaune, daß er wie Donnerwetter, Lehmann." redete idn der Sergeant an. was ist denn los? Hat Tich der Schlag gerührt?" Nein. Herr Sckersant," drackle er, stoßwei'e hervor, indem er sich ftraii ai:'- ncktele. .Meine Mutter mein On- kel. .. ,e Kriegslist " ! Aha, Deine Kriegslist! Jetzt wird's Licht. Na, was hast Du denn zusam mcngedeichfelt?" Ich habe 'n Bries um Geld an meine Mutter geschrieben Weiter!" Und habe dabei meinen Onkel recht gelobt und geschrieben, daß ich ihn sehre iiebe und daß ich auch an ihn noch schrei den wollte " Weiter, nur weiter!" Und dann habe ich so gethan, als ob ich den Bries verwechselte und , , , , " Und?" Und habe ihn an meinen Onkel adressirt." Ah!" ging es durch die Zuhörer schaft. Na, und ist er darauf reingefallen?" fragte der Sergeant gespannt. Statt aller Antwort öffnete Lehmann 0. die zusammengeballte rechte Faust und auf seiner Hand lagen vier fun kelnagelneue Fünfmarkscheine. Hurrah! Hurrah! Hurrah!" jubelte die ganze Corporalschaft. In demselben Moment war auch Lehmann auf die Schultern gehoben und wurde unter brausendem Halloh durch die Stube ge- tragen. Als sich der Freudenrausch gelegt hatte, ließ der glückliche Reffe für die Musketiere aus der Cantine eine Bat terie anfahren und erlaubte sich auch. dem Herrn Sergeanten ein GlaS Lager bier anzubieten, das anfänglich ernstlich abgelehnt, dann aber dankbar anat nommen wurde. Lehmann ti. selbst ge stattete sich, an diesem Abend Fettlebe zu machen. Den übrigen Betrag der Geldsendung übergab er am nächsten Tage dem Herrn Feldwedel zur Ber Wahrung, damit er ihn hier nach Bedarf abheben konnte. Die Kunde von Lehmanns Einfall durcheilte im Fluge das Regiment. In den nächsten Tagen begann auf allen Mannschaftsstuben eine eifrige schrift stellerei, und eine ganze Reihe von On kein und Tanten erhielten alsbald in haltsschmere Briese, die insgesammt an gefertigt waren nach dem Recept von Lehmanns Kriegslist. Der schlaue Wenzel. 1011 Bruno Wazn, In der guten alten Zeit soll bekannt lich Alles bester und billiger gewesen sein als heutzutage, und die Menschen viel ehrlicher und zuverlässiger; aber schlaue Gastwirthe, welche die Leute tüchtig rupften und ausbeutelten, hat's trotz dem früher auch schon gegeben. Wen zel Holzhau, der Wirth vom rothen Hahn, war auch so einer, aber einmal ist er an den Unrechten gekommen und wurde zur Strafe tüchtig ausgelacht. Das Wirthshaus Zum rothen Hahn" lag an der Landstraße, die von Eger nach Karlsbad führte und erfreute sich Jahr aus, Jahr ein lebhafte Zu spruchs. Jeder Fuhrmann, der Kauf mannsgüter nach Eger fuhr, hielt beim rothen Huhn an, um feine Pferde mit Waner und tch mit -cknaps zu er- guicken, und die fremden, die in das berühmte Karlsbad wollten, stieaen aus ihrer feinen Kutsche oder Erttapost aus und tranken Wein oder aßen, was Frau Cordula Holzbau gekocht hatte. Be sonders in den Sommermonaten mußte das Ehepaar im Schmeiße seines Auge- sichtes tüchtig arbeiten; saßen sie dann Abends allein in ihrer Stube, dann zählte sie ihre Einnahme und freuten sich über die Silberftücke und die Kassen- scheine, die ihnen nieder, zugestoßen waren, aber Wenzel sagte jedesmal: Es ist viel, aber noch nicht genug! Wir müssen mehr verdienen!" Da kam ihm einst in einer schlaflosen Nacht ein sehr schlauer Einsall, wie er seine Einnahmen vergrößern könnte. Jeden Pormittag fuhr nämlich damals spannt, und die Reisenden benutzten die i Gelegenheit, zu Mittag zu effen. Für einen uioen oeiamen ne im roinen Hahn: Suppe. Braten mit Zuspeise. Eierkuchen und eine halbe Flasche La"d- wein. Sie duiien n:cht so viel Zeit mm Esten baden!" flüsterte Wenzel vor ! ftebn Tu mick? -onn habe sie nicht , genug Zeit, um den sckwarzcn See und die Klcslerri:inen aründlick zu besehen!" uno Cdristovd nickte. Tann nabm der Wenzel auch den Stallduricke Andreas bei Seite. Wenn Tu die Vor'rann-! p'erde eine Viertelstunde früher dringst, i o. 3. kriegst Du von mir ein Zehnkreuzer stück. AIs der StcUioagen eintras, stiegen 24 Reifende aus und verlangten Mit tagessen. Wenzel sührte sie höflich in das Gastzimmer, wo bereits eine ge deckte Tafel stand und kassirte im Vor aus von jedem Gast einen Gulden ein. Erwartungsvoll saßen Alle da, aber die Suppe kam immer noch nicht. Nur einen Augenblick Geduld!" bat Wenzel, und dann machte er die Gaste aus das silberne Salzfaß aufmerksam, das mit te auf der Tafel stand, und erzählte weitläufig, er hätte es von einer russi scheu Gräfin geschenkt bekommen, aus Dankbarkeit, weil sie im rothen Hahn so vorzügliche Pflege gefunden, als sie bei einem UnMe mit der Extrapost den Arm gebrochen hatte. Wie die Geschichte endlich zu Ende war, kam die Suppe. Donnerwetter! War die aber heiß! Als die Gaste sie endlich ausgelöffelt hatten, wurden draußen bereits die frischen Pferde an gespannt und als der Braten aufgetra gen war und herumgereicht werden sollte, blies der Postillion: Trara! Trara! Einsteigen! Aber, Schwager, mir haben ja noch gar nicht richtig gegeflen! Thut mir leid! Ich kann das nicht ändern! Ich muß abfahren, sowie die Pferde da sind!" Es half nichts; seufzend und raio- nirend kletterten die 24 Reisenden wie der in den alten Rumpelkasten und fuhren fort. Wenzel rieb sich die Hände. Das war aber ein Geschäft gewesen! 24 Gul- den eingenommen und der größte Theil des Mahles noch vorhanden! Von nun an ging das alle Tage so zu. Der Christoph kam zu spät, der Andreas zu früh, die Suppe war furcht bar heiß und der Wirth erzählte die alte Geschichte von der russischen Eröffn und, dem Salzfaß, Aber der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht! Der Herr Hauptmann Dogen, ein etwas streit barer Mann, der in Karlsbad wegen seiner kranken Leber Sprudel trinken sollte, hatte ebenfalls aus der Fahrt nach dem schwarzen See für einen Gulden nur einen Teller sehr heiße Suppe ge geffen und gebratene Hühner von Wei iem gesehen. Als es wenige Tage spä ter einem seiner Bekannten gleichfalls so gegangen war, schöpfte er Berdacht, daß das nicht Zufall, sondern ein Gast mirthskniff sein könnte und beschloß, den Wirth zum rothen Hahn zu fangen und abzustrafen. Kommt! Dem Spitz buden wollen mir das Handwerk legen!" mit diesen Worten begab er sich mit sei nem Freunde am nächsten Tage zur Post und fuhr mit dem Stellwagen ab, zunächst bis zum rothen Hahn. Es war Alles so wie das erste Mal. Aber als der Postillion zum Einsteigen blies, blieb der Hauptmann mit sei nein Freunde ruhig am Tische sitzen, Es geht fort, meine Herren!" mahnte der Wirth. mmer zu! Erst wollen wir effen!" Es wurde dem Wirth ganz bänglich zu Muthe, wie die Beiden sich über Braten und Gemüse hermachten si aßen für die ganze Gesellschaft ! Dann verlangten sie die versprochene Mehl- speise, und Frau Cordula. die sich gar nicht darauf eingerichtet hatte, mußte rasch m it Hilfe der Küchenmagd Tchmar reu backen. Wenzel lief immer ab und zu und trocknete sich den chmeiß von der Stirn. Daß Reisende die Fahrt zum schwarzen wee im tich gelassen, um sich bei ihm satt zu essen, war ihm noch nicht vorgekommen. Als er wieder in'S Gastzimmer trat, siel ihm eine Lücke auf seinem Tische auf, und wie er genau hinsah, da mußte er, was ihm fehlte: das berühmte silberne Salzfaß! Nur mit Mühe brachte er die Frage vor, ob die Herren vielleicht wüßten, wo das Salzfaß hingerathen fei?" Ter Hauplmann zuckte mit den Achseln. Unter den Fremden war Einer, der mir etwas verdächtig aus- sah ! Um mit ihm nicht zusammen zu sein, gab ich die Fahrt zum schwarzen e auf ! Möglich, daß er das silberne Salzfaß bei Seite gebracht hat !" Da war s mit der Wirtbes vorüber. Da Mästung des , mug icd wie- der haben !" mit diesen Worten !N er, der umwenden und u:m rotben Xv.hn zur!:ck!,dren sollte. Ter Haugtmann l und sein Freund waren gerade mit dem Ci'eu fertig, als der Mlni,-! wieder ankam. Meine Herren! Wel- cker von der. Rei'eiidcn derjenige den Sie sur den Tieb meines Salz- faffes halte?" fragte athemlos der Wirth. Da zuckte der Hauptmann abermals die Schultern: Kein Einziger! AIS Sie fort waren. Herr Wirth, entdeck tcn wir das silberne Salzfaß in der leeren Suppenterrine! So jetzt haben wir uns satt gegessen, nun wollen ivir ebenfalls nach dem schwarzen See fahren!" Damit stieg er mit seinem Freunde in den Stellwagen und ließ den Wirth ganz verblüfft vor der Thüre stehen. Wenzel Holzhau soll nie wieder ver sucht haben, gar zu schnell reich zu wer den, und hat das Salzfaß in eine Schrank geschloffen, weil Jeder, der es ansah, an die Geschichte denken mußte und ihn auslachte. Auch naiv. Daß neben der sprichwörtlichen Ur wüchsigkeit der Berliner Droschkenkut scher auch noch Naivetät zu finden ist, beweist folgender, der Berl. Ztg." als wahr verbürgter Fall, den eine Frau aus der Hohenzollernstraße selbst er zählt: Ich engagirte in der Thiergar' teiistraße eine Droschke erster Klaffe, um mich nach Hotel Bristol", Unter den Linden, fahren zu lassen. Der Kutscher, ein junger, überaus höflicher Mann, machte ein sehr verlegenes Gesicht. IS das rechts oder links in die Linden? fragte er. Sie kennen das Hotel Bristol" nicht? Ich werde eS Ihnen schon zeigen." Ein Strahl der Freude huschte über fein Gesicht: Danke. Gnä digste, danke. Habe erst vor Kurzem den Fahrschein erhalten, komme aus Posen, jung verheirathet " Dabei öffnete er den Wagenschlag und ich stieg ein. An der Bellevuestraße sehe ich eine junge Frau stehen, die mit einem Ta schentuche dem Kutscher zuwinkt; es war ein frisches, dralles Weibchen, Ter Kutscher hält und steigt vom Bock, dann öffnet er die Thür und sagt zu mir : Sehen Sie: Gnädigste, das ist meine Frau, Sehen Sie, seit vierzehn Tagen sind wir verheirathet und schen Sie, den ganzen Tag über haben mir keine Stunde Zeit für einander. Sehen Sie, da wollt' ich nur 'mal bitten, daß Sie meine Frau mitnehmen, dann fahr' ich wieder nach dem Halteplatz wiffen Sie wenn man so jung verheirathet ist " Und dem armen Kerl standen fast die Thränen in den Augen, und das Frau chen schaute mich so bittend an. Da habe ist sie mit einsteigen lassen, worüber ich mich heute noch freue. Die junge Frau erzählte mir aus der Fahrt von dein- Glück ihrer-- juzizen Ehe, so daß die Fahrt eigentlich recht interessant ver lies." Alles wiederhott sich. Die geschmacklosen Schnabelschuhe mit aufwärts gebogenen Spitzen, mit denen man gegenwärtig die Gigerln" herum spazieren sieht, haben schon verschiedent lich in der Geschichte der Mode eine Rolle gespielt. In England trug man unter dem König Richard II. die Spitzen so lang, daß sie am Strumpfe angebunden werden mußten. Die Reicheren be- festigten sie mit goldenen Kettchen oder Agraffen, bis unter Eduard IV, endlich ein Gesetz gegen diese Ncodenarrheit er- lasten wurde. Unter Philipp dem Schö nen verlängerten auch die französischen Stutzer die Spitzen ihrer Schuhe der artig, daß ein königliches Tetret erschien, welches einzig und allein den Prinzen von Geblüt gestattete, ihre Schuhspißen so lang machen zu laffen. daß sie, wenn der Trüger solcher Schuhe sich bückte, ihm bis zur Nasenspitze reichten. Die Schuhspitzen der Herren vom Adel durs ten nur zwei Fuß und die der bürgerli chen nur einen Fuß lang sein. 21ffcnlicbc. ., . . Nun hast Tu's für Deinen Hoch mnth! Auf Jedermann hast Du her abgesehen. Niemand war Dir als Ge scllschaft für Deinen Sohn gut genug jetzt ist er im Examen durch gefallen!" Allerdings aber in b e st e r G e sellschaft!" 3" (SciunF. Professorsgattin (zu ihrem Manne): Hast Du dem Herrn Huber schon zu seinem Namenstage gratulirt?" Profeffor: Nein! . . , . Warum?, . . Ist denn heute Huber?" iu:o. Mutter: ., ,,Nun weiß ich nicht, ob der Dichter Lammermeier. den mir für morgen Mittag eingeladen, gern Knödel ißt!?" Backntch: O. das werden mir aleick baden! Ich schaue in der Literatur- geschickte nach!" Zm Iw,!;.tiurcm. Vermittler: Mein Fräulein. Sie sind entzückend! . . Wenn mich nicht um die ich käme. die Provipon. reuen wurde, ich wurde :ie selbst h e i r a t b e n !" lv.trö Z.'r'irkinl'eit, Herr Pro'effor. da ist ein (!Idbrief gekommen!" Ach. der ist gewiß von m'ineni Neffen, der auf der II n i v c r s i t a I st u d i r I ! Aas Herr Doktor?"' ii', darf ich deute esicn, Jnfreltor, was Sie ich gerne effen. g e"r r. t enen'" !' ' a darf tikdeEuIa'.-.a "