Das einsame ftaus. Hiiif (lljnino tfidiai(. l'on l'oniillf Ji a 19 ii. Wir schrieben März, das bedeutet zwar besonders i unseren Bogesen, wo die schone Jahreszeit ihr Nahen durch eisige Stürme ankündigt, noch lange leine Frühling! aber man durfte doch als sicher amiehmen, daß die trüben Wintertuge und der Januarschnee'meit zurücklagen. So begrühte man die , Sonnenstrahlen, welche blifcahnlich den grauen Wollenhimmel durchbrachen, schon als Bvrdoten der liinstigen Tom merherrlichleiten. Ich zahlte damals zwanzig Jahre, und noch waren keine achtundoierzig Stunden verstrichen seit meiner Hochzeit und unserem Einzug i'3 eigene Heim, der zudem wenig Vorbereitungen er forderte, denn unser Reichthum bestand einzig in ttiiserer Zugend und viel gutem Willen, aber was kümmerte uns dies ! Unser Häuschen lag entfernt von jeder , menschlichen Wohnstatte unter Bäumen versteckt. An jenem Tage hatte mein Mann in seiner Stellung als Kassirer der Fabrik Iacquet in der Stadt Geschäfte und er hob auf der Bank den Lohn für die Ar beiter, eine schwere Tasche mit zehntau- . send Francs in Gold und Silber, Die Tasche kam in eine Kommodenschublade, und mein Mann streckte sich aus das große dovha im Eßzimmer, um sich einmal gründlich auszuruhen, da ihn der weile Weg über schlecht gepflasterte Straßen sehr ermüdet hatte. Gleich .anderen berechtigten Wünschen, die nicht in Erfüllung zu gehen pftegen, wurde .auch nichts aus diesem Ruhestündchen mit Zeitungsqenuß, denn Georg saß kaum fünf Minuten, als ein junger Bursche erschien und ausrichtete: ob Herr Hubert vielleicht die Freundlichkeit haben wolle, sofort iii'S Geschäft zu kommen? Man benöthigte seiner als Dolmetscher. Die Gebrüder Iacguet waren und sind noch heute die Höflichkeit selbst im Verkehr mit ihren Untergebenen, doch galten ihre Wünsche selbstverständlich als Befehle, und so machte sich Georg unter kräftigen Verwünschungen zum Ausgehen bereit. Die Fabrik lag un gefahr eine Viertelstunde weit entfernt. Nach Georg'S Weggang fühlte ich mich recht einsam. Die Küchenthüre steht offen und Auguste, unser Mädchen, bittet mich in den einschmeichelndsten Tonen: Kom men Sie doch ein wenig zu mir her ein !" Ich leistete der Aufforderug Folge, setzte mich neben den wärmespendenden Kachelherd, in dem es gemüthlich kni sterte, und beginne das Geshrach mit der Frage: Giebt es gefährliche Landstreicher hier in der Gegend?" 'Ader gar keineT" erwiderte Auguste sehr gekränkt, hier giebt es nur recht schaffe? Leute." Auguste ist gerade damit beschäftigt, Kartoffeln zu schälen. Sie hat eine ganz ursprüngliche Art, sich der Scha len zu entledigen, die darin bestand, daß sie einfach den Inhalt ihrer Schürze zum Fenster hinauswarf. HSute. wo der Herr den Lohn für die Arbeiter mitgebracht hat," bemerkte ' sie gemiitllsruhig, während die Schalen händevoUweis h nansflogen, könnte Einer, der es wüßte, einen guten Streich ftldren." Auguste schlägt das Fenster wieder zu und geht an den Herd, um das Feuer zu schüren. Mir ist es in der Küche nicht behag licher als im Garten oder Salon, die geheime Unruhe will nicht weichen. Wie ich mich plofelich erhebe, bemerke ich noch gerade eine menschliche Gestalt, die sich wider das Küchenfenster gedrückt hat. Ich stoße einen Schrei des Entsetzens aus, den Auguste, die mit dem Rücken gegen daS Fenster stand und nicht sehen konnte, was draußen vorging, erschreckt erwiderte. Ich stürzte nach der Haus tbüre, um den Schlüssel umzudrehen. Unglücklicher Weise ist es hierzu schon zu spät. Ein starker Stoß schleudert mich an die Wand und ein Mann dringt in 's Haus. Sekundenlang stehen mir uns ortlos gegenüber, der Eindringling und ich. Trotzdem oder vielleicht weil ich so hestig erschreckt bin. fallt mir seine breitschulterige Gestalt auf, der große Mund und der wenig Vertrauen er weckende Ausdruck seiner sinfteren grauen Augen. In der Hand hält er einen schweren Knüttel. Verzeihung, entschuldigen Sie, kleine Dame, wenn ich störe," sagt er schließ lich, aber ich brauche das Geld, das Sie hier haben und zwar etwas schnell. Da es nicht Ihnen gehört," fügte der angenehme Besuch auflachend hinzu, so dürfen Sie sich auch keinen Kummer darüber machen." Ich will es holen, warten Sie hier auf mich," antwortete ich. Es ist eine schon oft ermähnte That sache, mit welcher Schnelligkeit in der Gefahr die Gedanken kommen und gehen. Während ich die Treppe hinauf eilte, hatte ich Georgs Verzweiflung vor Äugen, wenn er bei seiner Ankunft das Geld nicht mehr vorfinden würde. Beide besaßen wir keinen Pfennig eigenes Vermögen, wovon sollten wir dem Eigenthümer die Summe wiedergeben? Es war um so schlimmer, da das Miß trauen der Gebrüder Jacauet bei jeder Velegenheit zu Tage trat. f Ich schritt zur Kommode und hob die "ewiaiqe yerau,. mir war ein jnop licher Einfall gekommen. Ich wußte Der ämmlagsgast. Jahrgang 17. ja nicht, ob er Erfolg haben würde, nichtsdesloweniger enipsand ich ein so heißes Dankgefnhl gegen Gott, wie wohl noch nie in meinem Leben. Ich öffnrte die Tasche und schüttete den Inhalt behutsam aus die Wäsche in der Schieblade, dann ersetzte ich das Geld durch ein schweres Broncetinten faß, das auf meinem Schreibtisch steht. Die spitzen Ecken zeichnen sich außen auf der Tasche ab, zudem ist das Gewicht noch lange nicht erreicht. Meine Blicke wandern suchend im Zimmer umher nach einem rettenden Gegenstand. Da fallen meine Augen auf ein gefülltes Säckchen mit Bleistiicken für saltige Taillen. Gefunden. Die Tasche hat jetzt ein stattliches Ansehen und ich steige die Treppe mit bedeutend größerer Si- cherheit herunter wie vorhin hinauf, ob- gleich die Knie noch unter mir zittern. Der Einbrecher hatte sich nicht vom Fleck berührt. Ich hielt ihm die Tasche hin und es kommt mir vor, als be trachte er sie mit argwöhnischen Blicken. Das Geld ist im Rollen," sagte ich zu ihm, um einer etwaigen Frage zu- vorzukommen, wenn Ihr nicht wollt, daß Euch mein Mann überrascht, so geht jetzt, er kann jeden Augenblick nach Haus kommen." Wirtlich vernahm man in der Allee Jemand kommen, Ich fürchte mich bor Niemanden," bruninite der Dieb, seinen Knüttel erhe dend, daraus stieß er ihn polternd auf die Fliesen. Nachdem er durch die feindselige De monstration seinem Selbstgefühl Genüge gethan hatte, entriß er mir die Tasche und verbarg sie unter seiner Bluse. Im Nu war er dann verschwunden, Vierzehn Tage später war mein Mann und ich in Havre, um eine kleine Erd schuft zu erheben. Dank der Güte einer alten Verwandten sollten unsere Zu kunftsforgen nun zu Ende sein. Georg wollte mich gern mit sich nehmen unter dem Vorwand, ich bedürfe einer kleinen Zerstreuung und auf meine Nerven, de nen das schreckliche Ereigniß arg mitge spielt hatte, werde die Reise sehr günstig wirken. Ich ließ mich leicht überreden und verlebte köstliche Tage. Als wir uns wieder nach dem Bahnhof begaben, sagte mein Mann plötzlich: Warte hier eine Minute, ich habe vergessen, unserem Notar, der die Gefälligkeit selbst gegen uns war. Adieu zu sagen, Eden wie ich da- Schild las, ist mirs erst einge fallen." Um das langweilige Warten abzukür zen, schlenderte ich langsam die Straße hinunter, bis wo sie aufhört, da blieb ich auf einmal wie festgewurzelt stehen. Ein Mann, ein schmutziger Vagabund, lehnt sichtlich erschöpft, mit dem Rucken wider eine Hausmauer: mein Dieb! Er sieht mich nicht, seine tiefliegenden Augen blicken starr ins Weite; es ist ein Bild des Elends und der Verzweiflung. Ich berühre leicht seinen Arm, er erbebt und wie er sich nach mir umwendet, liegt ein seltsamer Ausdruck von Schreck, Wuth und Trotz auf seinen hageren Zügen. Warum arbeiten Sie nicht?" fragte ich schüchtern. Er stieß ein kurzes Lachen aus, das mir durch die Seele schnitt. Ah. Sie wiffen doch, kleine Dame, die satten und geputzten Leute machen sich nichts aus Lumpen. Niemand will mich nehmen. Wenn ich nur sort könnte aus diesem elenden Land!" Er fiel wieder in seine frühere Hol tung zurück und versenkte die Hände tief in seine Hosentaschen, Am Morgen hatte mir Georg zwei hundert Francs gegeben. Für Dich ganz allein, mein Weibchen," bemerkte er dabei. Tu hast es reichlich erdient durch die Rettung des Jacguet'schen Geldes." Nun zog ich meinen Schaß aus der Tasche und hielt ihn dem Un glücklichen bin, der mich in faffungslo fern Erstaunen anstarrte. Kauft Euch anständige Kleider und wandert aus, Ihr sindct gewiß Arbeit, und versucht, ein ordentlicher Mensch zu werden. Ich wollte forteilen, aber seine rauhen Hände umspannten meinen Arm. so daß ich die Thränen sehen mußte, die langsam über seine eingefallenen Wan gen rollten. Gott segne Sie dasür, daß Sie so gut gegen mich schlechten Kerl sind!" stieß er abgerissen mit heiserer Stimme hervor. Georg datte wenig Geschmack an un überlegten Handlungen, deshalb hütete ich mich wohl, ihm die Sache mitzuthei len. Auf eine Frage, ob ich mir Schmuck gekaurt habe, antwortete ich. daß ich das Geld lieber vortheilhaft an legen werde, damit war es überstanden. Kürzlich ist jedoch ein Ereigniß eingetrc ten. das mich zum vollständigen Ge ftandmß zwang. Wir erhielten nämlich aus Amerika einen Käsig mit einem prächtigen Kakadu. Die Sendung hat Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. uns eine Woche lang sehr beschäftigt, jetzt glaube ich die Lösung des Rätbsels gefunden zu haben. Während der ersten ieme fiifc hir Siiinel rniirrifA stuf seiner Stange und öffnete den Schnabel nur zum qceikii vvcr itqeu: er iuac einfach unausstehlich. Dann begann laut aufzulachen und erklärte mir mit großem Ernst zu wiederholten Malen, daß er ein tüchtige. Mensch, ein braver Mensch geworden sei!" Sehr befriedigt von der Wirkung seiner unerwarteten Kenntnisse, fügte er mit einer Stimme wie Trompetenklang hinzu : Es giebt noch ordentliche Menschen aus der Welt!" Des Kakadus Philosophie hat etwas ungemein Tröstliches! Der ylorgenkuß. Novellktte von Marimilian chmidi. Die Lokoinotive pustete ganz erschöpft durch dichtes Schneegestöber in die schwarze Nacht hinein. Jnimer lang samer wurden die schweren Athemzuge des Dampfrosses, sowie die Vorwärts bewegung des Zuges. Mit einemmale hörte diese ganz auf, zum Glück nicht allzu fern von einer Station. Eine be deutende Schneewehe, die das Schienen geleise bedeckt hatte, heischte ein gebiete risches Halt. Die wenigen Reisenden, die sich im Zuge befanden, blickten schlaftrunken durch die Fenster und ver mischten ihre unwilligen Bemerkungen mit dem Fluchen des Dienstpersonals. Nur der Zugführer bewahrte seine Ruhe. Er traf die nöthigen Anord nungen und schickte zur Station, von der allerdings erst nach geraumer Zeit Schneeschaufler mit Fackeln kamen, um den Zug wieder flott zu machen. Der schon ältliche, pflichtgetreue Mann scheute weder Frost noch Schnee gestöber, und doch hätte seine Kraft nachgelassen, wenn nicht ihn, gleichwie das übrige Personal, ein Passagier mit mehreren Flaschen südländischen Weines gestärkt hätte. Dieser mildthätige Spen der war der Sohn eines wohlhabenden Weinhändlers aus einer Provinzstadt und denk Zugführer durch öftere Ein kehr in seinem Hause wohl bekannt. Er hatte die Flaschen in seinem Hand koffer verpackt gehabt, da sie als Muster für einen Geschäftsabschluß in der Hauptstadt bestimmt waren, Bernhard Obermaier, so hieß der junge Weinhändler, war ein hübscher Mann von sehr heiterem Temperament, dem es eine wirkliche Freude machte, mit seinem Vorrath an Wein die ge sunkenen Lebensgeister der engestreng ten Leute wieder zu heben. Nach einigen Stunden Verzögerung setzte sich der Ziig endlich wieder in Be megung und kam erst lange nach Mit ternacht am Bahnhofe der Hauptstadt an, K um diese Zeit kein einziger Wagen mehr zu haben war. Bernhard fragte den Zugführer um Rath, wo er wohl um diese Zeit noch Nachtguartier finden würde. Dieser war ein praktischer Mann und meinte, ti märe am besten, er ginge mit ihm in seine ganz nahe dem Bahnhöfe gelegene Wohnung, da sinde er eine warme Stube und brauche bei dem Hundewet ter in der Nacht nicht lange herum zu suchen. Der Weinhändler war damit einver stansten. Auf dem Heimwege-erinnerte er sich unwillkürlich lebhaft an die Handlung des Fliegenden Hollän ders", welche Oper er erst am Abend vor seiner Abreise im Theater seiner Paterstadt angehört hatte, da der Zug führer zu erzäblen begann, daß er ein einziges Kind, eine brave Tochter, habe, welche die Freude seines Lebens sei, und daß es dem Gaste sicherlich in seinem einfachen Heim gefallen werde. In der Wohnung angekommen, wies er Bern hard sein heute ganz frisch überzogenes Bett an, wahrend er selbst mit dem Sopha orlieb nahm. Beide waren von der Reife erschöpft und fanden es nicht mehr an der Zeit, noch viel zu plaudern. Alsbald schliefen sie ein, und Bernhard machte erst wieder auf. als er zwei weiche, schwellende Lippen auf den seinen verspürte und die Worte hörte: .. Guten Morgen, Vaterl ! Viel Glück zu Dein Geburtstag ! Die Tante kocht Dir schon zu Mittag Deine Leibspeis. und ich dring' auch schon etwas heim j zum Geburtstag. Schlas nur wieder: weiter. Guten Morgen!" Damit fühlte er sich nochmals herz haft geküßt. I Ter junge Mann mußte sich, aus so i eigenthümliche Art aus seinem Schlum mer geweckt, erst zurecht sinden und sah trotz der herrschenden Tunkelheit eine weibliche Gestalt durch das Zimmer auf die Thür zuschreiten. Diese: Morgen gruß. der dem vermeintlichen Vater galt, gefiel dem jungen Mann gar sehr, und er ward neugierig, die, wenig- stens ilirer herzigen Stimme nach, lieb liche Spenderin beim Tageslichte zu sehen. Beim Frühstück offenbarte ihm der j biedere Zugführer lofort seine ami- lienvcryaliniiie, inoem er imn mir theilte, daß, da ihm seine Frau längst gestorben, seine bejahrte Schwester das Hauswesen führe, und sein einziges Kind, seine Helene, ein Mädchen von zwanzig Jahren, Ladnerin in einem der größten Galanteriewaarengeschäfte der Stadt sei. Ter Zugführer wurde nicht müde, die Tugenden seiner Helene hervorzuheben und zeigte dem Gaste ihre Photographie, welche bewirkte, daß dieser nur um so neugieriger auf das Original wurde. Der Alte kam ihn in der That vor, wie der Seefahrer Daland, der ihn mit nach Haufe nahm, um ihm seine uielqerühmte Senta zu zeigen. Von dem Morgenkuß, den er an stelle des Vaters entgegengenom mommen, schwieg er: dagegen nahm er die Einladung des Zugführers zum Mittagessen gern an. Nachdem er dann seine Geschäftsgänge gemacht, suchte er die Galnnteriemaarenhandlung auf, in der Helene als Verkäuferin beschäftigt war. Sofort hatte Bernhard das Mädchen erkannt; doch dünkte es ihm in Wirklich keit viel schöner, als es die Photographie versprach. Helene hatte eine prachtvolle Gestalt und kirschrothe Lippen. Bern hards Blicke hingen mit Genugthuung an denselben, als sie ihn freundlich um seine Wünsche fragte. Weihnachten war vor der Thür, und der junge Mann suchte sich in sehr umständlicher, lang samer Weise verschiedene zu Geschenken passende Gegenstände aus, denn seine Augen waren mehr auf das Mädchen, als auf die Waaren gerichtet. Er plan derte mit ihr über dieses und jenes, und Helene ging stets zuvorkommend aufsein Thema ein. So erzählte er ibr auch, daß er aus einem Provinzstädtchen komme und daß er in dem schrecklichen Schneesturm auf der Eisenbahnfahrt hierher viel Ungemach zu ertragen ge habt, worauf Helene ihrerseits erwiderte, daß sie um ihren Vater, der ebenfalls als Bahnbeöiensketer täglich diesem Un gemach ausgesetzt sei, schon manche sor genvolle Stunde verlebt, Ach", versetzte Bernhard, ich habe auch für einen befreundeten Zugführer ein Ehristgeschenk zu kaufen. Da könn ten Sie mir wohl am Besten rathen. Was würde z, B. Ihrem Vater eine de sondere Freude machen?" Meinem Vater? Der hat nur einen Wunsch: eine silberdeschlagene Meer schaumpfeife: sehen Sie, wie diese hier !" Bernhard wählte unter den borge zeigten Pfeisen die schönste zum Kaufe aus. Wünschen Sie noch etwas?" fragte Helene, nachdem sie die von dem jun gen Manne ausgesuchten Gegenstände einem Bediensteten zum Verpacken übergab. Ich wünsche schon noch etwas," meinte Bernhard mit schelmischem Lächeln, aber das ist sicher in Ihrem Geschäfte nicht verzeichnet?" , O. sagen Sie nur ich kann Ihnen vielleicht doch dienen," Sie wohl, aber nicht das Geschäft. Ich möchte Ihnen etwas zurückgeben, was ich von Ihnen erhalten habe." Was wäre das?" Ein Kuß !" Bernhard sagte das in so anständi gem Tone, daß das erröthende- Mad chen nicht gleich wußte, ob es sich ver letzt oder belustigt zeigen sollte. Des halb fragte es in zweifelhaftem Tone: Was haben Sie gesagt ich hätte?" So wahr ich vor Ihnen stehe," betheuerte Bernhard. Helene sah den jungen Mann mit besorgtem Blicke an: denn daß es bei dem Aermsten trotz seiner redlichen. VerKauen erweckenden Provinzaugen" im Kopfe nicht richtig sei, war gewiß. Ich weiß, was Sie sich jetzt denken, mein Fraulein daß ich verrückt bin? Aber Sie irren, Sie baden mich wirk- lich geküßt. j Ich. Sie? Wann? Ich sehe Sie iekt I zum ersten Male, habe überhaupt noch j nie einen Herrn geküßt das schwöre ! ich Ihnen auf Ebre Sie sind ent-! weder ein Kranker, oder ein Lügner." Wenn ich es Ihnen aber beweise, daß ich vor ganz kurzer Zeit von diesen schönen Lippen einen sesten, warmen, Kuß erhalten? Doch lassen mirs für! jetzt. Noch beute sollen Sie den Beweis I haben." i Wenn Sie das können, dann j dann " Tann beko-me ich noch einen Kuß. Adgernacht?" ! Abgemacht!" wiederholte Helene,! den Aerger niederkämpfend, nun wieder ; lachend. Nach seiner Entfernung mußte ie 9to. 2. fortwährend an diese sonderbare Unter redung denken. Der hübsche junge Mann that ihr recht leid, denn daß er krant sei, lag außer allem Zweifel, Um 1:! Uhr durste sie auf zwei Stunden aus dem Geschäfte. Sie laufte Vaters Geburtstag halber eine Flasche guten Schaumweins und eilte dann nach Hause, Ein AuSruf des Erstaunens entfuhr ihren Lippen, als sie dort neben ihrem Vater auf dem Sopha sitzend den frem den jungen Mann traf. Sprachlos stand sie auf der Schivelle. War das der leibhaftige Satan? Der Vater lachte. Er hatte von sei nem Gaste Alles erfahren, und die hüb sche Meerschaumpfeife in seiner Hand zeigte, daß sich jener bei ihm schon ge hörig eingeschmeichelt. Helene machte jetzt ihrem Bater ein Zeichen, daß er ihr folgen solle; sie wollte ihm mittheilen, öß der junge Mann geisteskrank sei und er sich vor ihm hüten solle. Aber der Väter merkte die Absicht der Tochter und löste mit wenigen Worten das Räthsel, denn auch über den Kuß war er aufgeklärt worden, den seine Tochter dem Fremden gegeben. Helene reichte nunmehr dem Gaste die Hand und hieß ihn willkommen. Dann sagte sie miNiefem Erröthen: Sie müsjen entschuldigen ich habe Sie heute Früh mit meinem Pater ver wechselt " Und mich geküßt?" ergänzte Bern hart. Däs vergebe ich Ihnen nur, wenn Sie Ihr gegebenes Wort ein lösen. Sie wissen doch abgemacht !" Aber " wollte Helene einwenden. Vorwärts, Mädel !" rief der Bater, Ein gegebenes Wort muß man ein lösen, da ist nichts mehr zu ändern." Der Kuß wurde saldirt und quittirt. . Der Vater lachte. Er sah etwas kommen, was er sich kaum zu träumen gewagt. Das Ergebniß des gestrigen Hundewetters war ein Schmiegersohn. Das liebe Hundewetter ! Nun gings zum Geburtstagsessen. Die Gläser gaben guten Klang, und die Herzen der beiden jungen Leute stimmten ebenfalls so schön zusammen, daß Bernhard bald des Hollanders-" Ausspruch wagte: Sie sei mein Weib !" Die Flasche Schaumwein wurde auf das Wohl des Brautpaares geleert und als Bernhard Abschied nahm, stürzte sich Helene nicht, wie Senta. in Was ser, sondern an die Brust des Ver lobten. Der Zugführer mischte sich gerührt die Thränen aus , den Augen und wünschte den beiden eine glückliche Fahrt I, Klasse durch ganze Leben. Die Seeschlacht in der Zukunft. Künftig wird ein entscheidender Kampf zur See nur noch nach Mi nuten zählen. Die Beschreibung des muthmaßlichen Verlaufes, die ein eng lischer Fachmann gegeben hat, lieft sich schrecklich genug: Die Tragödie be ginnt. Das ' letzte Manöver zur Schlachtordnung wird nur zweieinhalb bis drei Minuten dauern, je nach der Geschwindigkeit, mit der die beiden Flotten vorrücken. Wahrscheinlich mer den sie aus verschiedenen Gründen ihre äußerste Dampfkraft nicht verwenden: schon deshalb, weil sie für jeden Zufall Reservedamps aussparen müssen, ferner um Kesselbrüche zu vermeiden, die stets leicht bei forcirtem Dampf stattsinden; dann um die Heizer so wel wie möglich vor der Oual zu schützen, die sie bei ge schlossenen Schürlöchern zu erdulden haben, und endlich, um alteren und lansameren Schiffen das Ausrücken zu erleichtern. Höchst wahrscheinlich mer den sie mit einer Geschwindigkeit von vierzehn Knoten in der tunde gegen- einander Vorrücken. Die letzten zwei einhalb Minuten, die vor dem Zukam- menstog verstreichen, muffen voll unge heurer, köstlicher Spannung sein: denn schon in ihnen kann das Schicksal der schlackt entschieden werden. Tie vor- deren Partien werden unter dem Feuer stürm fortgeblasen der siebartig durch löchert merken. Wasserdichte Thuren werden zwecklos, wo es keine wasserdich len Wände mehr giebt. Ter Panzer wird zwar die empfindlichster: mittleren i Theile des Schisses schützen, aber ist es nicht schlimm genug, wenn es eines seiner Enden verliert? Tann wird es wahrscheinlich seine Fahrt nicht langer durchhalten können, hinter die Gefechts linie zurückfallen oder langsam in die See versinken. Was ist im Allgemeinen die Wirkung des aus ein Schiff gericdie ten Geschones? Tas ganze -chiff de deckt sied mit Trümmern, schnell ver ändert sich sein Aussehen durch den Ver lull der Schornsteine und die Zerstörung sämmtlicher Odergeruste und des Oder- decks. Ter Regen von Melinitranaten I aus Kanonen, die mit rauchlosem Pul ver schießen, reißt alle Theile des Schis fcs seitlich des Panzers in Stücke. Sechszöllige Kanonen können in drei Minuten zweiundsiedjig Geschosse wer sen. Wenn Zwanzig Prozent davon ihr Ziel erreichen, so muß die Wirkung er ichtend sein. Während dieses Momen tes sind mächtige Seitenladungen don der größten Wichligkeik, da sie den Kapi tün in den Stand setzen, das Möglichste aus seinem Schiffe herauszuholen. ES giebt Schiffe, in denen die Geschützbänke nicht kräftig genug gestützt sind: diese können durch eine unter ihnen platzende Granate aus ihrer Lage, und mit ihrein Gewichte von sieben- bis achthun dcrt Tonnen zum Sinken gebracht wer den. Kommen sie erst 'einmal in's Wanken, so werden sie aller Wahr scheinlichteit nach, da das Panzerdeck sie nicht mehr tragen kann, direkt den Boden des Schiffes dnrchscblagen und so Verderben und Untergang ' nach sich ziehen. Die Folge von der Zertrümmerung der Schornsteine scheint man gar nicht z beachten. Der Zug würde das Schiff bald mit Rauch anfüllen und das Deck möglicherweise Feuer fangen. Auch muß man bedeuten, daß das elektrische Licht gelöscht und dadurch das Schiff in Fin sterniß gehüllt werden kann. Die Arbeit des Kapitäns wird noch zehnmal schwie riger als sonst, wenn das Kartenhaus über ihm zerstört wird, oder der Steuer thurm Schaden leidet. Falls die Kano nen der Hlllssbatterie nicht sehr gut ge gen ein streichendes Feuer geschützt und durch Bombensplitterschutzwehren isolirt sind, so muß das Gemetzel unter der Maiinschaft dort entsetzlich werden. Eine einzige Menilitbombe könnte die ganze Batterie unhaltbar machen, da der Rauch, ganz abgesehen von der Wirkung der Erplosion, zum Ersticken ist. Doch, wenn dies Alles überstanden ist, so kom men jetzt die mächtigen Kanonen, die aus sieben- bis achthundert Meter abge schössen werden dürften. Die Wirkung deS Donners dieser Riesengeschütze auf das Schiff ist kaum zu beschreiben. Wahrscheinlich werden sie wie ein Pulver-Magazin, das in die Luft fliegt, das schon zum Wrack ge schossene Schiff in ein hoffnungsloses Ehaos verwandeln, jede Ordnung er Nichten, und die Leitungsdrahte, welche die Befehle des Eapitäns nach dem Ma schinenraum führen, zerstören. Auch wenn der Panzer den Geschossen wider steht, wird das Schiff doch eine schreck liche Erschütterung dadurch erleiden. Schlägt eines der Riesengeschosse auf einen Panzerthurm, fo wird es wahr scheinlich, falls es ihn selbst nicht über Bord reißt, die Mannschaft darin be täuben oder todten, und den ganzen complicirten Mechanismus in seinem Innern zerstören. Jetzt muß jeden Augenblick die Eollision erwartet wer den. Die zerschossenen, rauchenden, blutüberströmten Schiffe sind einander nahe. Schornsteine und Masten sind über Bord gefegt. Die Schiffe sind durch die Rauchwolken vorgerückt, die sich unter der Entladung der großen Geschütze um sie gelagert haben,' Der erste Alt des Treffens ist vorüber und die Ueberlebenden aus dem Gemetzel treiben auf zertrümmerten Schiffsrüm Pfen. Eine gute Lektion. Der österreichische General Gras Gyulai (gest. 1831) hatte eine Zeitlang die Gewohnheit, seinen im Vorzimmer besindlichen Adjutanten zu pfeifen, wenn er sie zu sich bescheiden wollte. Einmal wurde ihm ein neuer Adjutant zugetheilt, ein armer, aber sehr gebilde ter junger Offizier, dem einige' Kame raden von der Gewohnheit des Chefs Mittheilung machten. Er schwieg dar über. Am nächsten Morgen erschien er pünktlich im Vorsaale des Kommandi renden, unlkurz darauf hörte er in der That aus den inneren Gemächern einen schrillen Psiff ertönen. Darauf eilt der Offizier nach dem Gang, wo Gyulai's Lieblingshund sich behaglich auf dem Boden streckt, faßt ihn beim Halsband und schleppt ihn mit sich hinein zum Kommandirenden. Dieser zieht, als er den Adjutanten mit dem Hunde er blickt, seine struppigen Augenbrauen zusammen und fragt : Was ist das für eine Komödie? Was wollen Sie mit dem Hunde?" Ercellenz haben gepfiffen", sagte der Adjutant in durchaus ehrerbietigem Tone. Jamobl," erwiderte Eunlai, aber nicht dem Hunde." Nicht dem Hunde?" entgegnete der Adjutant, also wem denn?" Mit einem Satze stand Gqulai vor dem Adjutanten und starrte ihm in die Augen, als ob er ihn mit seinem Blicke durchbohren wolle. Ter Adjutant hielt tapfer Stand und schaute seinem Kom mandirenden ruhig in's Antlitz. liest stumme Scene mährte einige Sekunden, dann drehte sich Gvulai um, schritt langsam zum Fenster und sah eine Weile hinaus. Endlich sagte er, ohne sich um zuwenden, in ruhigem Tone: Herr Adjutant, fuhren Sie gefälligst den Hund hinaus und kommen Sie dann zu mir berein." Von dieser Stunde an war der Ad jutant Gvulai's Liebling, und der Kom -mandnende bat nie wieder einem Adju kanten gepfiffen. Kjt!v-tblutbf. Pro'effor (zu dem vor Angst stottern den Scküler: Sagen Sie doch nicht eocs Wo zweimal ,z wei ja sonn mch:. welches das ricktiae i!-