Fechtmeisters Codjtcr. )li (MO. Pfui. Konrad, schämt (iucb, !" Tie blonde Wioviiima wandte sich vo,n tfeu strr zurück und schaute den jungen Mann entrüstet an. Schämt (Such, sag' ich! SUifet ihr nicht, dass ich die Braut Jrnsrieds bin? Wie könnt Ihr so zu mir sprechen? Ich hielt Euch für treu bis heute. Es thut mir weh, das; Ahr Euch zum Judas macht." Tas ehrliche, blonddartige Gesicht ihres Gegenüber überzog sich mit duntlk, Roth. Er rang mühsam nach Worten. Tann sprudelte er heraus : ,.y.) bin nicht mehr sein Freund :.., er verräth Euch. Da, lest!" Er !'; cinen Brief aus der Tasche, entsal- U:t il;n und zeigte aufgeregt aus eine Stelle, Hier steht es. Meine Mutter schreibt mir. Lest selbst!" Und wah rcnd sich das Mädchen todtenbleich über das schreiben beugte und mit brennen den Augen dem hastigen Finger folgte, der den Zeilen der großen, verschnörkelt ien Schrift folgte, las er ihr vor : Und denke Tir, unsere Schönheit, die 'schwarze Anna von Mohr, verlässt uns. JeKt wissen wir, warum sie so viele Körbe ertheilt hat. Sie ist seit Iah ren mit dem Junker Jrufried v. Marr leben heimlich versprochen. Ter kehrt jcht als Toctor juris heiin und nun giebt s Hochzeit." Giovanna V. Wusterode riß den Brief an sich, wandte sich zum geilster und las die bösen Worte noch einmal. Tann kehrte sie sich um, sah Konrad fest in die Augen und sagte langsam : Judas ! der Brief ist gefälscht !" Konrad fäh sie bekümmert an : Wahrhastig ! Eures Kummers wegen wollt' ich beinahe, er wäre gefälscht. Aber Ihr thut mir Unrecht ! Ter Brief ist echt." Ta trat sie dicht an ihn heran und bohrte ihre Blicke fest in die seinen. Schwört mir, daß Ihr die Wahrheit sag,." Er hob die Schmurhand. Ich schwöre es Euch !" sagte er feierlich. Taun dank' ich Euch." Sie reichte ihm die Hand. Keht jetzt. Laßt mir Zeit !" Konrad ging. Sie blieb auf derlei "den Stelle, bis sich die Thür hinter ihm geschlossen hatte, Sie schrie nicht und weinte nicht : Giovanna Wusterode war kein weichliches Weib, iüber das schwere Feusterlrenz, das ihre kräftige Singer umkrallten, bebte mit dein Krampfe, der ihren ganze Körper schüttelte. Da bei waren ihre Lippen so fest zusam menqepreßt, daß sie fast weiß erschienen. Nichts lebte in dem starren Antlitz, als die herrlichen, schwarzen Augen, die slollao. auf welche die berufenen und unberufenen Poeten Bologna's mehr Sonette gedichtet habe, als Sterne am Himmel stehen. Sie glühten in einen: unheimlichen Lichte, wie die Augen des Lnchses, wenn er sich rings umstellt sieht und sich zum letzten milde Rettungs sprunge zusammenkauert. Giovanna von Wusterode hatte das. was man heute Race" nennen würde. Sie war einer jener selten vollkomme nen Menschen, die aus der Mischung zweier sehr verschiedener Bolkssiämme entsprösse,! sind, Menschen, bei deren Schöpfung Mutter Natur ihr Füllhorn am verschwenderischsten ausgeschüttet hat. Ihr Vater war der jüngste Sohn eines alten Edelaeschlechts, dessen bau- fälliger Stammsitz auf einer waldigen Höhe im Selkethal gelegen war. Als Offizier der päpstlichen Garde war er vor etwa zwanzig Jahren in die alte Musenstadt gekommen. Tort hielt ihn zuerst das Fieber der Maremma, und, als dies unter sorgsamer Pflege ver schwunden war, das ärgere Fieber fest, das die Wunden von Eros Gefchofsen im Gefolge haben. Seine geduldige ''Krankenpflegen war Ursache ünd ward Arzt dieser Krankheit, Jnes. die schwarz haarige Tochter eines kleine spanifchen Adligen, der als Regierungsbeamter in Bologna hauste. So kam es denn, daß unser Junker das Kriegshandwerk an den Nagel hing und daß er als wohl bestallter Fechtmeister der Universität, zu dem er ernannt war, weil feine mei sterliche Fechtkunst alle Mitbewerber aus dem Felde geschlagen hatte, seine Jnes zum Altar suhlte. Das zarte Kind überlebte die Geburt ihrer ersten Tochter nur weniae Monate. Und ,'o wuchs die kleine Giovanna recht , ilieii zwischen all dem harten, silberi als Batertochter auf. Sie hatte doni gen Olivmaemächs und den schwarzen ihm den hohen Wuchs, die Kraft und Evpressen. Und Giovanna zierte sich Kühnheit feines alten Kneaergeschlechts! nicht. All der andulusiiche Brennstoff geerbt, wie auch das roth funkelnde , ihres mütterlichen Erdthcils war mit Blondhaar, das wie Sonnenschimmer seinem Male in Heller Glnth aus um ihren stolzen Kopf leuchtete. Bon geflammt und sie hatte schon gemeint.' der sanften Mutter aber hatte sie die, sterben zu müssen, wenn sie nicht Jrn fammktschmarzen Auge, Augen, wie sie ' srieds Freifrau werden könne. nur Murillo seinen heilige Katharinen Darüber war fast ein halbes Jahr! verlieh und von ihr hatte sie die Ergangen. Ter Junker hatte sich rast heiße, stürmische Leidenschast der echten s mit Eorpus und Hausaklen herum-! Kinder Andalusiens. ! geschlagen und war vor einer Woche Das schone, schlanke Kind gehörte ' feierlich mairiia cinn lauslc zum 2.1a ' bald zum Zubehör des akademischen' gifter und Toctor juris ulriusque et Fcchlboden. wie die Floretts. Säbel : nannt morde. Nun wollte er heim und TrahtmaSlen. Ta war lein Tchu , reiten, fein Haus zu rüsten und d ler ihres Batcrs, der ihr nicht lieb- Kaste zu laden und schon war der Tag koiend Über den Krauslovf gestreichelt der Hochzeit feftzeicp. Keine Wolke halle. Keiner, der ihr nicht mit einer stand am Himmel der Zukunft. Ter Blume, einer Frucht, einem Spielzeug Bräutigam trug TroI und Launen sei-: eine Freude balle machen wollen. Sie ner Schonen mit Liede und Heiterkeit, war aber scheu ui storrig gegei die und nichts schien dem Zchifflein seiner Meisten, Nur von Wenigen lies; iie sich Liede Geiahr zu drohen. ! galicheln und das waren stets die Und jetzt, unvorbereitet, traf das beste Fechter. ' heißblütige Madchen die Nachricht von Tie mutterlose Waise war von einer dem schwarze Verrath des Verlobten, felt'amen Leidenschaft für die edle Kunst Ein Svielball war sie gewesen alle Zei! der Wae beseelt. Schon als vierjah-, in den Handen eines Frevlers, der da-! rigeö Kind stand sie stundenlang, re giirnislos, bei Seite, wenn die Stuben ten ihre Klingen kreuzten. Die kleinen Aermchen auf dem Rucken gelegt, stand sie du, mit blitzschnellen Blicken Angriff und Abwehr verfolgend und klatschte nur in die Hände, wenn ein besonders schneller und fester Stosj, eine schwierige Finte, den Gang be endete und der Getroffene mit seinem! Toccato! den Degen senkte. Wenn sie allein war, übte sie unermüdlich mit einem Stöckchen Stellung und Stoß, bis ihr der Bater, besten Stolz und Ab gott sie war, beim Meister Schmertfeger eine zierlichen kleinen Stoßdegen ferti gen ließ. So wuchs sie unter Männern und Wäffen auf, und es war kein Wun der, daß sie schon als schlanker, magerer Backsisch selbst den beste Schüler ihres Paters rühmlich Widerpartie halten tonnte, Ei Gang mit Fräulein 0io vaiina wurde zuletzt zur förmlichen Aus Zeichnung, zu einer Art von Abgangs Prüfung für die Schüler des Alten ; denn nur mit den besten Klinge ließ er sie die ihre kreuzen. Dann stand er als Kampfrichter dabei und schalt und mäkelte über jede Stoß; aber seine scharfen, blauen Augen lachten doch glückselig, wenn er sein Mädel" als Meisterin auf der Mensur sah. Aber aus dem Backfische ward in wenigen Jahren ein Weid, eine könig liche Schönheit, ein so strahlendes Licht, daß sich die armen Motten zu Dußenden ihre Flügel darin verbrannten. Tie Landsmannschaften schlugen sich zu ihrem Preise die Köpfe blutig und machten mit scharfen Degenstichen rothe Punkte hinter die Sonetts und Stanzen ihrer Gegner. Der Einzige, für den sie immer Kind blieb, war ihr Bater. Bäter sind nicht anders. Auch unser braver Meister kam gar nicht auf den Gedanken, daß es gefährlich sein könnte, ein Weib, wie seine Giovanna, den jungen Brause windeil noch immer als Kameradin gegenüberzustellen. Und so konnte es denn nicht ausbleiben, daß eines Tages die schöne Fechterin, deren spöttische Zprödigkeit die Verzweiflung einer akademischen Generation gewesen war, an ihren Opser gerächt wuide, Ter Funke war einem Paar deutsch-blaucr Augen entsprüht, die dem Junker Jrn fried von Marzleben gehörten. Tas war ei junger Recke aus thü ringischem Adel, der nach einem ersolg reichen Studium an einer deutschen Universität in Bologna die Rechte weiter studirte, ein fröhlicher Bursch, fest beim Corpus juris. fest beim Becher und sest mit der Klinge. Er war einer der seltenen Begabten, deren Blick und Arm gleich schnell und unfehlbar sind, der Wenigen, die so eigentlich zum Fechten geboren sind, daß sie kaum der ersten Anweisung bedürfen und die Stufen der Lehrzeit und der Meisterschaft gleichsam mit einem Sprunge über schreiten. Ter Alte schwärmte förmlich für diesen Jünger; und so trat denn Kio vanna, als der große Tag der Prüfung gekommen war, schon mit einer Erregung zum Waffengang a, die ihr bisher! gänzlich fremd war. TrolZdem halte sie, als sie mit heißen Wangen ach dem zwanzigste Gange das Florett im Salut senkte, wie ge wöhnlich, den Sieg davongetragen. Denn der junge Ritter war noch ver wirrter als sie. Er gestand es nur sei em alten Freund, der mit ihm zugleich nach Bologna gezogen war, Konrad Bärenreither, daß ihm die schwarzen Sammetauqen der schonen Gegnerin Auge und Arm gelähmt hatten, so daß ; . fnst iit tni im cii.md a.tüM I ti ui imi ivit im -,iuuiu( utii iiui geführt habe. Als der Junker wenige Tage später wieder auf den Fechtboden kam, empfing ihn der Meister wetternd, schalt ihn einen Bönhasen und Stümper. Jrnsried aber ahm ihn in eine Ecke und trug ihm kurz und klar die Bitte vor, sich um die Gunst seiner Tochter bewerbe zu dürfen. Bon gutem Ber j mögen und Waise, brauche er nur seine I Promotion abzuwarten, um die ichöne Giovanna zu seiner Eheliebsten zui machen ; und für den Herrn Bater sei auf Burg Marrleben Platz und Will j komm bereitet, und der Bergmaldl ringsherum habe Hirsche und Schwarz, mild in Fülle. j Der Alte hatte nicht viel einzuwen ! den, zumal ihn das Heimweh nach einem winterlichen Buchenwalde nicht beim gebunden war an eine Andere. Wie sie sie haßte, diese Andere ! Und er! Es brauste ihr vor den Ohren, wenn sie an ihn dachte, an daZ lreuber zige Auge dieses Betrügers, an seine fröhliche Offenheit, die das verderbteste Gemüth verbarg. Schmerz um ihre zertretene Liebe. Zorn, Haß und Ekel warfen sich, wie Sturmwinde gleichzei tig von allen Richtungen her auf den Ocean, auf dieses stürmische Herz und regten es bis in die tiefsten Tiefen auf, wo die Dämonen der Leidenschaft im 'Verborgenen schlafen. So starrte sie mit irren Augen auf den Tomplaö hinaus. Durch ihre Adern toste nur ein einziges Gefühl: Rache! Jeßt zuckt sie zusammen, die weiße Stirn furcht sich und ihre Augen neh me eine bestimmte Richtung an. Dort koniint er, wie täglich um diese Räch Mittagsstunde, eiligen Schrittes. Von Weitem schon lacht sie sein fröhliches Gesicht an. Er nickt ihr zu. Blitzschnell kreisen die Gedankci! durch ihr Gehirn. Sie streicht mit der Hand über das Ge ficht und ihre starren Züge glätten sich. üie winkt mit der Hand und nickt ihm zu, zärtlich wie immer. Tann tritt sie in ihr Gemach zurück und sagt laut: Ruhe!" Sporenklirren, schnelle Sprunge über stufen, er tritt herein und schließt sie in die Arme, Sie duldet seine Liebko sunge. Er plaudert. Morgen tritt er die Heimreise an. Ob sie an ihn denken wird? Gewiß! lind nun sagt sie langsam, gleich gültig, und meint doch, er müsse im Bebe ihrer Stimme den rasenden Puls schlag hören, der sie zu ersticken droht: Konrad war liier," äo? Ich sah ihn nicht seit gestern. Er wollte mich geleiten." Jrnfried, ist Konrad treu?" Er sieht sie erstaunt an: Konrad? Tie Treue selbst! Für jedes Wort, das er spricht, lege ich meine Hand in's Feuer." Tas freut mich," Sie holt tief Athem. Es Hingt wie ein Seufzer. Was hast Du?" Nichts. Die Schwüle! Komm, un seren Gang Florett." Sie fechten jeden Rachmittag miteinander auf italienische Art mit Dolch und Florett, das ist ihre größte Freude, ihre Kunst aneinander wieder und wieder zu messen. Und es ist Giovanna's Stolz gewesen, der besten Klinge Bologna's immer noch gewachsen zu sein. So folgt er ihr auch heute ohne Arg und nimmt unbesehen die Waffen, die sie ihm bietet. Sein Auge sucht zärtlich das ihre, wie er ihr gegenubertritt. Sie salutire und nun kreuze.: sich die schlan ien Stahlnadeln. Ader Giovanna ist beute nicht aus der Höhe ihrer Kunst. -ie tot matt und langiam, als halte , etwas ihren Arm zurück, Was hast Du heute?" sagte Jrn fried verwundert, Du giebst Dir lau! ter Blößen." Er fallt leicht aus und stoßt Terz. Ta sitzt sie," Das Mädchen zuckt leicht zusammen. Toccata", sagte sie höhnisch und salu tirt. Er aber wird kalkblcich. Denn auf dem weißen Seidenstoff auf ihrer linken Schulter wird ein rother Fleck sichtbar, der sich langsam ausbreitet. Er will auf sie los. Aber sie schreit ihm zu mit so straffem Stoß der Stimme, daß er unwillkürlich gehorcht: Bleib, wo Du stehst. Es ist nur ei Ritz." Giovanna ! Bist Du yon Sinnen?" Sehr bei Sinnen, mein lieber Freund." Tie Stimme ist mit schnei dendem Hohn getränkt. Aber sage mir doch, kennst Tu die schöne schwarze Anna v. Mohr?" Er stutzt. Was soll das?" Tu kennst sie. Und weißt Tu viel leicht auch, daß die schöne schwarze Anna v. Mohr die Braut des Toctor juris Jrnsried v. Marrleben ist?" Er antwortet nicht, sondern sieht sie an mit einem Blick, erst oll Trauer, der dann einem kalten Hohn Platz macht. Seine Mundwinkel zucken. Tas ist zu viel für Giovanna's mühsam behaup tete Ruhe. Mit sprühenden Augen stampft sie auf den Estrich: Ist es wahr?" Ja, es ist wahr!" Die Antwort kommt mit einer kalken Ruhe, die den letzten Rest der Besinnung aus dem Kopfe der Betrogenen fortbläst. Sie hebt wuthend das Florett, ,,-churke !" und greift ihn mit Ra'erei an. Er steht bleich, aber ruhig und wehrt sich mit blitzschnellen Paraden, Aber er wehrt sich nur. Er verzichtet auf den Angriff, der bekanntlich die beste Abwehr ist und übt tti: schwerste Kunst des Fechters, der entfchlonen ist, den Gegner zu schonen. Es wäre ihm ein! leichtes, die schöne Kampfmüthige kampfunfähig zu machen, da sie. nurj darauf erpicht, den Todfeind ins Leben j zu treffen, jede Vorsicht von sich gewor i fen Hai. Kein anderer Mann der Welt hatte' diese Ausgabe durchiubren könn'n. als 1 er, der die Kunst seiner Gegnerin aus langer Uebung bis in ibre tiefsten Ge heimniffe kennt, und auch er konnte es nicht, wenn ibr nicht die Leidenschaft; völlig geraubt hatte, was des Fechters Bestes ist. das kalte Blut. j Wie die Brandung, wieder und wie der zurückgeworfen, den reifen rastlos bestürmt, so gleiten ibre wüthenden An grine von seiner steinernen Rüde ad. Noch stebt er uuverwundet. von ei Paar Hautritzen abgesehen. Sie gönnt sich kaum eine Secunde Zeit, der keuchenden Brust wieder Athem zu geben, und stürmt wieder auf ihn ein. kein Laut, als das feine Klirren des Stähls, als das gepreßte Athmen aus der Brust des Madchens. Und jetzt sprüht ein Blitz äS Jrn frieds Augen. Er hat die Gelegenheit erspäht, auf die er seit langen Minuten gelauert hat. Wie eine Schlange windet sich seine Klinge um die seiner Gegnerin: ein kraftvoller Ruck und das Florett fliegt im hohen Bogen seitwärts in den Saal. Mit riesigem Satze ist er hin terher und stellt mit einem tiesen Seus zer den linken Fuß auf die tödtliche Waffe. Mit dem Wirthgeschrei der Wildkatze wirst sich Giovanna mit dem Dolch auf ihn. Er hat Degen und Dolch nieder geworfen und erwartet sie, den Rücken gekrümmt, den Kopf weit vorgebogen, die Hände ausgestreckt. Die kurze Klinge beißt in seine Schul ter: aber ehe sie in's Leben dringen kann, hat er die Handgelenke der Wüthenden umklammert und drückt sie mit ungeheurer Kraft zu Boden nieder. Und während sie schluchzend, keuchend, thränenübergossen in die Hände beißt, die sie bändigen, schüttelt er sie grimmig und stößt hervor: Es ist nicht wahr!" Die krampshafte Anspannung, mit der sich Giovanna zu befreien sucht, löst sich. Sie blickt ihn wie irrsinnig an. Es ist mein Vetter Jrnsried. Er kommt aus Paris. Wir ältesten Marr leben heißen alle Jrnsried, Ich schwöre es Dir bei Allem, was mir heilig ist." Da umklammert sie seine Kniee und bittet leidenichaftlich, Verzeih mir, verzeih' mir! Heiland, Du bist ver mundet !" Er wehrt sie gütig ab. Nichts. Ein Hautriß! Gieb mir den Wunddalsam von Deinen rothen Lippen." Und lachend küßt er sie, daß ihr die Sinne vergehen, Sie duldet es glückselig, Und warum sagest Du nicht gleich,...?" Da lacht er tieftönig in hellem Ueber muth, Schien mir besser, meiner zulünfti gen Frau Eheliebstcn zu beweisen, dufc ich doch der beffere Fechter und der stärkere Arm bin. ES ist nicht gut, wenn die Frau sich was einbilden kann, " Da beugte sich die stolze Giovanna herab und küßte demüthig die starke Hand ihres Bezwingers. Stiident'.'nstreichc, Wer da glaubt, daß in unseren nüch lernen Tagen die lustigen Studenten streiche ausgestorben seien, der lasse sich durch folgende Geschichte, die in den Burschenschaftlichcn Blättern" erzählt wird, eines Besseren belehren. Tas sind jetzt bald dreizehn Jahre her. da kam ein Jenenser Studio i seinem neunte Semester zu Besuch nach der alten Musenstadt und zwar hegte er die löbliche Absicht, eine Schaar Bären abzubinden. Zu dem Zwecke hatte er eine größere Summe Geldes daheim losgeeist. Tas Schuldenbezah Ien ist immerhin eine schmerzliche Thä tigkeit und mit reuiger Wehmulh sieht man die blanken Goldfüchse in den weitgeöffneten Handen der Philister" verschwinden. Was lag daher naber, als daß sich das bemooste Haupt diesen Schmerz versüßen und den Wermuths becher mit einem Tröpfchen Humor würzen wollte ! Er ging daher nicht ohne Weiteres zu den Philistern, zählte das Geld auf den Tisch und ließ sich eine ge wohnliche Quittung darüber ausstellen, sonder er schrieb diese Quittungen selbst und legte sie dann zur Kenntniß nähme vor. So bescheinigte der Schnei dermeister G. Folgendes: Für ein Paar ertrafeine Sonntagshosen, welche ich für den Herrn Kandidaten X. ange fertigt habe, empffng ich soeben mit vielem Tanke den Preis von 24 Mark, obgleich ich dieselben hatte billiger her steilen können." Der Drechslermeifter H. unterschrieb mit Vergnügen nachstehende Bescheini gung: Ich, der Drechslermeifter H., bekenne hiermit äußerst geknickt, daß mir die Freude, den Herrn Kandidaten zu meinem Schuldner zu haben, durch dessen mir unbegreifliche Zahlungseil fertigkeit vereitelt worden ist. Obgleich ich überzeugt bin, daß derselbe sein Geld praktischer hätte anlegen können, als in solchen Dingen, wie ich sie verkaufe, so bade ich ihm diese Dummheit doch nie übn genommen, und auittire, weh mülhig schluchzend, über ',0 Mark." Und so unterschrieben sie Alle, der Post Halter, Schuhmacher und andere ehren werthe Philister. Den Haupttrumpf aber sollte sich die alte treue Philine Wirths!ochter Frau lein H. leisten. Bei ihrer seligen Mut ter hatte der nunmehrige Kandidat als kra'ser Fuchs ein Semester lang ge mobni. aus aller Anhänglichkeit aber immer noch einen Rest seiner Wirths schuld anstehen lasten. Nun wohnte! das junge oder eigentlich nicht mehr ganz junge Madchen im dritten Stock des ichmaien faules am Markt: der , alte Fuchs hatte ibr angekündigt, daß er am Pormittag heraufkommen und! den Rest seiner Schuld dezablen wurde, l Tas gute alte Madchen war hoch erfreut und versprach, eine Kanne Bier bereit ! zu halten. Als der -chnappbans an der Rathhausudr ettmal vergeblich nach dem Apsel geschnappt batte, bewegte sich von dem am -mam gelegenen Heroin-1 dungsbause ein kleiner Zug tchrag Über! den Platz, voran der alte -ludent. , hinter ihm acht weißdemutzte Fuchse. Er betrat mit ihnen das Haus, ließ sich das im ersten Stockwerk belegen? Zimmer von den, Inhaber öffnen und stellte an jedes Fenster das ganze Hau hatte immer nur drei in der Front einen Fuchs, Im zweiten Stock wohnte ein Schuster, auch er mußte seine drei Fenster für je einen Fuchs hergeben. Dann ging es hinauf in den Stock, wo Fräulein H., bereits ängstlich über die seltsamen Vorberei tungen, den Rest der Deputation ein psing. Der alte Student hielt eine feierliche Anrede, sprach von der christ liehen Nächstenliebe, von der Bedeutung des akademischen Studiums im Allge meinen, und von dem sittlichen Werth des Schuldcnbezahleiis im Besonderen, trank dann nebst seine Begleiter von dem dargebotene Bier und trat mit ihnen a die Fenster, Mit weit schal lender, den Anwohnern des Marktes wohl bekannten Stimme hielt er nun mehr an die gesammte Bürgerschaft Jena's und das sich allmählich ankam- melnde Volk eine zündende Rede, worin er den Anlaß zu dieser Feierlichkeit kund gab. Er pries die Tugenden der beiden Plnlisterinnen, Mutter g Tochter, er gedachte ihrer liebevollen Pflege, wobei er so gerührt wurde, daß er zum Taschen tuch greifen mußte: seinem Beispiel folgten die aus den Fenstern sehenden acht Füchse, welche ihre Schnupftücher gleichfalls zum Zeichen ihrer Ergriffen heit rangen. Nunmehr verlas das alte Hans mit lauter Stimme folgende Ouittuug vor versammelter Zuhörerschaft : Jena, 20 Tage vor Weihnachten 1383. Ich, die Jungfrau Karoline Frederika Anna H., geboren an, 29, April 1848 in der großherzoglichsächsischen Residenz- und Universitätsstadt Jena bei (Himsdmrf, bezeuge hiermit unter häusig vergösse nen aufrichtigen, eigens dazu mitge brachten Thränen, daß ich von 'dem äußerst liebenswürdigen, von mir äußerst hochverehrten Herrn X., Kandi daten der Philologie und sonstiger Dinge, soeben ganz wider Erwarten den Rest seiner in S. S. 188 bei mei- ner seligen Mutter lontrabirten Schul den erhalten habe. Niemals werde ich ihm diese edle That vergessen ; noch in meinen letzten Jahren, welche hoffentlich noch recht fern und. werde ich mit mon iiigem Entzücken daran denken, wie Herr X. als fideler Fuchs auf unserer Bude wohnte, Waldborn blies, Klavier spielte, sang, aus dem Fenster die Beine heraushing und Reden an das versam melte Volk hielt. Ich schließe tiefge knickt mit dein frommen Wunsche, daß einmal ein großer Mann aus ihm wer den möge, welches ihm mein Mütterchen ja jedesmal versprach, so oft er Geld bezahlt hatte." Mit einem donnernden Hoch auf das liebliche spate Mädchen schloß die Feierlichkeit, für deren Ver anstaltung Frl. H. tiefgcrührt dankte. Freilich hatte sie entsetzt aufgeschrieen. als ihr etwas fernab liegender Gedurts tag urbi et orbi verkündet ward. Auch sie lebt längst nicht mehr, sie ward jählings dahin gerafft in der Blüthe ihrer Jahre, eine Zierde der Jenenser Jungfrauen. Napoleon III, im Karzer. Bekanntlich wohnte die Königin Hör tense mit ihrem Sohne, dem späteren Kaiser Napoleon den Tritten, eine Zeit lang in Augsburg. Der junge Prinz besuchte das dortige Gllmnasium, dessen Vorstand der Hofrath Wagner war. Mit einem von desten Söhnen stand der Prinz auf besonders freundschaftlichem Fuße. Eines Tages äußerten die üdri ge Mitschüler der Beide Zweifel dar über, ob der Prinz und sein Freund denn wob! auch bestraft würden, wenn sie einen Streich begingen. Beide wa ren so liebenswürdig, ihre Mitschüler darüber nicht lange im Zweifel zu lauen, kauften Zündhütchen und zerschlugen dieselben wahrend des Unterrichts. Na türlich ward nun eine Untersuchung über diese geräuschvolle und muthwillige Störung angestellt und der Prinz und sein Freund Rudolph Wagner als die Schuldigen erkannt und zu einer Kur zerstrafc über Mittag bei Master und Brod verurtheilt. Die Königin Hör teufe, welche davon gebührendermaßen unterrichtet wurde, verordnete, daß der Missethäter nicht nur sein Mittagesten, sonder auch Wasser und Brod entbeh ren solle, Tas war für das mitleidige Herz der' Gattin des Hofraths denn doch zu hart, -je sandte den Gefange neu heimlich ein mächtiges Stück Bui terbrod. Frau Hofratdin," sagte der Prinz, spater seinen Dank abstattend, nie hat mir etwas so vortrefflich geschmeckt, als dieses Butterdroo im Karzer!" Iie desten Handschuke. Als George Stephenson. der Eisinder der Eisenbahnen, sich in Brüssel auf hielt, sollte er auch dem König der Bel gier vorgestellt werden. Kurz vor der Audienz erhielt er den Besuch eines Kammcrberrn. der ihn über das zu be obachtende Eeremoniell unterrichiete und itjnt av.co die arve seiner andichude ! angab. Ich will Ihnen einmal was sagen, Herr," versetzte -tepdenwn: meine , Mutter bat mir bei meiner Geburt ein 1 Paar Handschude mit aus die Welt mit-1 gegeben, und andere bade ich in meinem . ganzen Leben noch nicht angezogen, und! wenn der König von Belgien George - repven'on mn oen reingewaiozenen Handtchuoen. die idm seine Mutter mir gab. nicht haben will, so soll er's bUi den lauen." In der Tda! ging er in bloßen Hau den zur Audienz. Iic richtige KluiiF. Frau (in eine Klinik tretend): Ach sonnten Sie mit nicht einen D.'llor in s Haus schicken?" Arzt: Wer ist den Iran!?" Frau: Mein kleiner Polin!" Arzt: Ihr Sohn?" Frau: Rein, mein Papagei!" Arzt: Hinaus mit Ihnen! Sie misten doch, daß hier nur Menschen dc handelt werden!" Frau: Ja, aber auf Jbrem Schilde steht doch Polluklinik!" chil'ieeig'l cfel'I. Feldwebel: Unteroffizier, wie viel Mann haben Sie da oben?" Unteroffizier: Sieben Mann, Herr Feldwebel," Feldwebel: Gut, schicken Sie mir die Hälfte herunter!" llnl'cm'iflich! Frau des Dichters (zu ihrem Gatten) : Tu hast das friedliche Zusammenleben zweier Ehelcnle, die Seelenharmonie, so ergreifend geschildert und das häusliche j Glück so innig dargestellt, daß ich beim Wien ganz gcruyrl war:, , , . ag mir, wo hast Tu denn da eigentlich h e r?!" S ftreiu. Paukenschläger zur zweite Posaune): Sie, der neue Kapellmeister ist ei schärfer! Wein, man nicht auf die M i n u t e zuhaut, wird er gleich un angenehm!" Annonce. Für ein Schweizer Alpenhotel werden Münchener Kellnerinnen im T iroler-Kostüm gesucht, welche französisch sprechen können. llm'crbesserlich, Gefängnißoireltor (ui dem entlassene Sträflingj: Ihr erster Gang wird wohl z Ihrer Familie sein?" Sträfling: Natürlich! Vorher muß ich aber noch einige Kleinigkeiten stehlen, damit ich den Kindern wenig' stens 'was mitbringen kann!" 5i.'bolfen. Sie: Wenn nur recht bald ein großer Unglücksfall pasfiren möchte, damit mir wieder 'mal einen rech! amüsanten WohlthätigkeitSoall geben könnten." Er: Da kann ich Dir helsen. das Unglück ist schon da, ich bin pleite!" Trost, Alte Jungfer (schluchzend): 01 Jahre bin ich nun alt wie rosig er schien mir dagegen die Welt, als ich in's sechzehnte Lebensjahr trat: ich er innere mich noch deutlich an meinen da maligen Geburtstag." Gratulant: Lieber Gott. 10 und 01 sind ja ganz dieselben Zahlen nur ein Bischen anders gruppirt!" Die vermabriing, Richter: Schämen Tie sich, daß Sie schon so oft mit dem Gericht zu thun hatten." Angeklagter: Na, warum denn schä men? Ist denn das Gericht vielleicht kein ehrenwerther Stand?" Kindliche rii,k, Mutter: Na, Gretchen. bist Du denn gestern gut ohne Mama einge schlafen?" Gretchen: Ach ja, Papa wollte mir das Lied vorsingen, mit dem Du mich immer einschläferst, da bin ich aber recht schnell eingeschlafen, um es blos nicht zu hören." Lin Hottti Geschäft, Sagen Sie 'mal, wie ist es denn mit ihrem Geschart?" Hm, das geht neun Monate gar nicht, und drei Monate ist stille Sai fon." tu! Einheimischer: Wir baden hier immer Westwind!" Fremder: Aber der Wind, der jetzt webt, kommt doch von Osten!" Einheimischer: O nein, das ist nur der Westwind, der wieder zurückkommt. " CCriftucr (Brunj. Warum hast Tu denn den Dienst bei Doktor's so plötzlich vertanen?" Aus Gesundheitsrücksichten , . , , die Gnädige fing selbst an zu lochen." Unter m Pantoffel. Darf ich Tir eine Eizarre anbieten, alter Freund?" Tanke Tir, ich habe mir das Rauchen adgewobnt. schon seit rwölf Jahren!" Merkwürdig, wie die Zeit vergeht! Mir ist's, als sei Deine Hochzeit erst sr einem halben Jabre gewesen!" bedenklich. A.: Ich bade mir eine Streik- Maschine angeschafft, aber ich werde sie morgen wieder zuruckichicken." B. : Warum denn?" A.: Sie schreibt nicht orthographisch richtig." IIjMct tVr'i Madam', find Sie doch so gut und borgen Sie mir fünf Mark: ich werde sie Ihnen gewissenhaft wieder zurück- geoen: Ader -,e belitze a nicht das ge ringfte Vermögen! Wie wollen Sie m:r da das liield wieder zurückerstatten?" O. ich bettle es Ihnen raten weise ad!"