Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 28, 1896, Image 11

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    uililiinjsfu'k'r
(int btiittf (niMiiii ''.'iiuit ilnlil.
03 wollte Frühling irtriitn draußen
im Land, und über die 'Mauern utiD
Dächer 6er Stadt wehten die ersten,
scuchte Westwinde, die einen (ernch
von leimender Erbe und sprießendem
Grün bis in it cnzsten Straßen
triiticn.
Aber ttobern die Sonne ihre golde
neu Banner und Wimpel von allen
Finnen nnd Thürmen wehen liefe, gab
f viele Schlupswinlel in der großen
Stadt, m welchen der Winter noa) reeni
lest sasz und sein Regiment behauptete.
Herr Tr, Ewald Iliettig legle nach
ie vor alle Tage den Weg zwischen sei-:
tt Jungqesellenwohnug, ' seiner Re- j
ie
net
daktion und den tammlokaltn im
wärmsten Winlerbalelot juriitf. In
dem dunllen, gaserleuchtelen Privat
labinet, das er aus der Redaktion eines
großen, politischen Tageblattes inne
hatte, schien die Sonne das ganze Jahr
über nicht und bis in das Münchner
Brauhaus", wo er sei tagliches Mit
tngsmahl verzehrte, oder bis in die
Traube", dem Tchauplai) des all
abendlichen Skats, waren och leine
Frühlingsboten gedrungen.
Herr Ewald Rettig hatte keine
Ahnung, dak draußen bereits Gänse
bliimchen und erstes Grün sproßten, er
lebte sein wohlgeordnetes, geregeltes,
Winterlebcn ruhig weiter. Nichts bc
eiiitrachligte seine Ärbcitslrast, er schrieb
seine Leitartikel und Berichte mit gan
zcr Hingabe, bewältigte täglich ganze
Stöße Eorrespondenzen und Eorrektu
reu, die Speisekarte im Bräuhaus war
von ausschlaggebender Wichtigkeit für
sein Gcmüthsleben, eine gute Eigarrc
schien ihm die Quintessenz des Lebens
genusses und der abendliche Skat die
einzige würdige Krönung männlichen
Tagewerks.
Ta kam eines Tages der Frühling
zu ihm. in einer Gestalt, in der cr ihnmd von hebzehn Jahren! da er
am wenigsten erwarte, hatte, j Freund Berger fast die Freundschaft
Er schrieb gerade an einem gehar- kündigte,
nischten Artikel gegen die städtisch Ka- Ueber den Autor des W. T.-Hn,nuS
nalisations-Berwaltung, als es an seine I hatte sich nur Ungenügendes ermitteln
Thür klopfte, wie es noch nie bei ihm j lagen.
geklopft hatte, denn es klang eigentlich, in ,unger Mann sollte das Inserat
als würse Jemand etwas Weiches gegen : aus die Redaltion gebracht haben, aber
dic Thür, z, B. einen Blumenstrauß. i n Drang der täglichen (eschäste hatte
Er rief ..herein" otrne iffl iinini eben
und als er endlich aufblielle, Nel ihm
die Feder aus der Hand,
Ein rosiges Mädchengesicht lächelte
ibn an. wie es die alte, verräucherte
Redaktion noch nie zu sehen bekommen j er seine Redakt,cnsgeschä,te. um ,a
hatte. Er wußte im ersten Augenblick . nicht unpünktlich zu sein, sonst , achte
nicht, ob er ein Kind oder eine Tarne j h Fräulein Ton, ein ungnädiges Ge
vor sich habe, es war ein reizendes Zwi-,
schending, das da vor ihm stand mi, ! ,n ganzes Leben war ,eß, Hast und
einem dicken Busch Veilchen in das Mbernde Ee, denn es gab allerlei
Jäckchen gcsleckl. Schwierigkeiten und Eonflikte. und es
.crr Tr. Rettig," sagte die Kleine, ' war durchaus nicht leicht, seine neuen
indem sie mi, großer Würde das seine I Pflichten mi, den allen zu vereinen,
linschen hob und doch vor Verlegenheit M,t der Ruhe und dem Behagen war
glühend ro,h wurde, tonnen ie mir
sagen, wer das Gedieh, an T. W." in
Ihre Zeitung seilen ließ?"
Tr. Rcttig wußte cs nalürlich nicht,
denn er hatte nichts mi, dem Inseraten
theil seiner Zeitung zu Ihun.
Er ließ sich den T. W, -Hymnus"
vorzeigen, es war ein sehr zarter, seuri
ger Glückwunsch zum Geburtstag, und
die Kleine enöthete noch viel heftiger,
als sie gestand, daß die Initialen und
das Gedurtstagsdatum aus sie paßten,
sie hieße Toni Westermann."
,, Westermann?" sragte Tr. Rctlig,
in meinem Hause, eine Treppe tieser,
wohn, eine vcrwittwete Frau Gutsbe
sitzet Westermann."
Ja. das ist meine Mutter. Wir
kennen Tie schon lange. Wenn Sie
Morgens auf die Redaktion gehen,
deißt's bei den Kindern : schnell in die
Schule, Herr Dr. Rettig ist schon fort."
Und wenn Sie einen Schirm rnitneh
men, fagt Mutter- heute regnet eS
noch, Tr. Rettig nimmt den Schirm
mit."
Ter (?hkfRfdaIteur lachte recht herz
lich. E: entdeckte, daß Fräulein Toni zwei
reizende Grübchen in dcn Wangen hatte,
wenn sie lächelte, und er fand eine aus
fallende Aehnlichkei, zwischen ihr und der
Thumannschen Psvche.
Mit dem liebenswürdigsten Eifer gab
er sich der Nachforschung hin, den Aulor
der T. W.-Lnri!" zu ermitteln, nach
dem die von Neuem erglühende Toni
ihm versichert, daß sie euch nicht die lci
scfte Ahnung habe, wer sich !o etwas
herausnehmen könne,"
Für s Erste blieb die ?!ach'rage tv
folglos, der für den Jnleratentheil ver
nntmnrtliifct Beamte war n'rfit Mtkr uns :
der Redaktion. j
Da ich in Ihrer Familie bereits eine!
ausschlaggebende Rolle spiele, muß ich,
mich doch pcri'o.ilich vorstellen." sagte er j
mit großer Verbindlichkeit, als er Frau-!
Irin Joni i,is an die .auSIdur dealei. i
jtlf- j
3 glaube, es will Frühling wer-i
den" bemerkte Doktor Reitig für sich. I
als er spater von der Redaktion nach dem
Bräuhaus ging. i
Er schnupperte mit der Nake in der ,
Luft, denn eS mußte beut etwa? eigen
ihüinlicdes in der Lutt lugen, was lassig
zur Arbeit machte und ein undestirnin
tes Verlangen weckte, er wukte nicht
recht wonach, jedenfalls hatte es Nichts
mit -kat. Bier und :gcrren zu thun.
Und dann tarnte et sich c:nen Bu'ch
Veilchen, cls ihm eine Blumenhändlerin
aus der Straße entgegenkam.
Er war !chrn acht Tage an dci'clbcn
Stelle an ibr verbiigel'anki ebne ne zu
sehen.
Tie Veilchen steckte er in den Paletot,
gerade wie er es bei der rosigen Zoni
gesehen hatte,
Seit jenem Zage ging eine große
Veränderung in Ewald Rettigs Leben
vor, er wurde Hausfreund bei Wester
manus.
Schon bei dem ersten Besuch stellle es
sich heraus, daß man ihn nothwendig
brauchte,
Tie Wittwe brauchte einen Berather
und eine iminiilickie Stütze in der Ber
maltung ihrer BermögenSangelegen
heilen und bei der Erziehung der
Knaben.
Alex und Jclix. genannt Ler und
Lir, die beiden Tertianer, die eine ge -
wisse Teelenverwandlschast mit den klas-
s'Ichcn Knaben War und Mor,? nie
ganz verleugnen tonnten, brauchten
mehr als nothwendig eine männliche
Autorität über sich, und die reizende
Toni hatte gar nichts gegen einen vüter
lichen Freund einzuwenden, der ihr
Blumen, Bonbons und niedliche Ge
schenke brachte, Theater, und Eonzert
BilletS besorgte, und während er mit
der Mutter pädagogische Weisheit über
den letzten Tchliss ihrer Erziehung aus
tauschte, sich die größte Mühe gab, sie
in Grund und Boden zu verziehen.
Wenn Ewald Rettig von seinen Be
kannten wegen der Revolution in seinem
Dasein, dem häufigen Fernbleiben vom
Brauhaus und der Traube, neugierig
und fast besorgt interpellirt wurde,
rechtfertigte er sich mit einem Opfer der
aUereinsachsten Menschenliebe.
Eine bedrängte Wittwe väterliches
Interesse sllr die Kinder er selbst
glaubte sest an dieses väterliche Interesse
und als sein bester Freund einmal
warnend den Zeigefinger hob, nachdem
er ihn täglich mit Toni auf der Prome
nade und einmal in einem Eafe bei
Windbeutel und Schlagsahne getroffen,
entrüstete er sich dermaßen über die Zu
niuthnng, er und ein halbes icknil-
i i1 j"'l,lul ":lu uuhuui
Kennzeichen vergessen.
Täglich holte Ewald Rettig jetzt die
Westermann Ichen Kinder zum spazier,
i gang an, in ncvcruaiier ine veenoeie
es zu Enoe,
Der Speisekarte im Brauhaus wurde
nur ein flüchtiges Interesse geschenkt,
mit der guten Cigarre und der Nach
mittags-Tiesta wurde cs nichts. Frän
lein Toni's Gesundheit brauchte tägliche
Spaziergänge und er hatte die Mutter
überzeugt, daß es durchaus unstatthaft
sei, ein junges Mädchen ohne Schutz
ausgehen zu lassen! Frau Westermann
war aber schlecht zu Fuß, so forderte
sein väterliches" Interesse das Opfer
der Begleitung,
Zum allabendlichen Skat kam er nur
noch selten.
Wenn er die Damen nicht selbst aus
führte Frau Westermann fand es so
sehr bildend für ein junges Mädchen,
gute Musik und moderne Bühnenlitcra
tur kennen zu lernen und er hatte zu
vielen großen Bergnügungs-Etablisse-ments
Freibillets so mußte er sie
aus Pflichten der Nächstenliebe" von
Gesellschasten und allerlei Kränzchen ab
holen. Zuweilen, wenn er in nächtlicher
Stunde bei Wind und Wetter die,
Straßen abtrabte, kam ihm ein weh!
müthiges Gedanken des traulichen !
Stammlokals und seiner Skatbrüder.
aber die Erfahrung schlafloser, ziemlich
unruhiger Nächte, wenn er die holde i
Toni aus einem Tanzkränzchcn, im Ge j
songverein oder in Gesellschaft und aus
dem Hcimweg der Obhut irgend eines ,
fragwürdigen Ritters anvertraut wußte, j
trieb ihn immer wieder in Nacht und
Graus hinein.
i Seit einiger Zeit begegnete man käg-'
i lich auf der Promenade an derselben ;
' Stelle einen iunaen Radfahrer, im
schneidigen, dunkelblauen Sport Eo-
stUM.
Tr. Rettig siel an demselben weiter
"cks unangenehm auf. als daß er,;
cts einen Büschel Bcilchen in, Knopf
loch trug.
2" trug auch immer Veilchen, und
zig wegen dik'er Uebereinftinimung
nannte der alle Ehefrcdakteur den harm-
lo'en Fremden, der ihn eigentlich nichts
anging, einen Lassen",
einen heiligen Eor.fl'.kt Mit seiner
be'ieren Ueberzeugung gcrielh Tr. Ret-
el!K gt-. ai er o,e voivieiige
Toni in Thränen, m'.t Migräne und
Ohnmachtsanwandlungen 'and und er
dcn Grund dieses Be'en'niß erregenden
Zustandes erfuhr.
Ler und Lir halten Fahrrader zum
Geburtstag bekommen und huldigten
seitdem diesem angknednitn Sport mit
Leiden'chaI und Gesch'ck.
Teni. d:c einst a.n dem Land bei
Verwandten das Rad'abrcn erlernt
hatte, suhlte nun ter, brennenden
Wunich, auch ein Rad zu betzen.
Dir Mutter wollte sich die große Aus
' gäbe nicht machen, und Dr. Rettig war
j iebhast gegen das Radsahren der Da
! ien eigeno,ii,iieii d, h, er hatte
j früher in feinern Blatt Propaganda
für diesen gesunden Sport machen Ins
sen aber der Mensch ändert zuweilen
seine Ansichten, wenn es gilt, die Theo
; tie in's Praktische zu übersetzen und er
war nun hestig dagegen.
Was hals es ihii,? Toni wurde erst
! schwerniüthig nd dann sehr unartig
gegen ihn. Sie wollte nicht mehr mit
! ihm spazieren gehen und schloß sich e,
j wen er kam.
Das Resultat war lange Beraihun-
gen und Auseinandersetzungen mit der
; F
B
! fl
Frau Mama, die von padaqogi ch:r
Weisheit strotzten und eines Tages ein
ganz allerliebstes, funkelnagelneues
Fahrrad als Geschenk siir Fräulein
Toni.
Es gab nur eine Bedingung dabei,
Toni sollte nur in Begleitung Dr, Ret
tigs radeln. Da aber der t'hefredak
teur nicht nebenher lausen konnte, so
wollte er sie im Wagen begleiten, bis er
selbst das Radsahren erlernt hatte, zu
welchem Zweck er sich einem Kursus im
terwerfen wollte.
Toni war sofort wieder gesund und
ging scheinbar leichten Herzens auf alle
Bedingungen ein.
An einem schönen Nachmittag ging
die erste Ercursion vor sich.
Toni im höchst kleidsamen Eostüme
zwischen Le? und Lix, und Dr. Rettig
mit wohlwollendem Lächeln und etwas
gemischten Gefühlen in einer Droschke
nebenher.
Es ging glles ganz glatt. Nur auf
der Ehaussee flitzte plötzlich der bekannte,
dunkelblaue Radfahrer mit den Veilchen
an der schönen Gruppe vorbei.
Er gewann einen Vorsprung, ver
änderte sein Tempo bis man ihn einge
holt hatte, legte dann wieder aus und
wartete von Neuern.
Tr. Rettig winde etwas nervös in
seiner Droschke und wäre gern vom
Weg abgebogen, aber es gab hier siir
, Radfahrer keine andere Straße.
Ehe er es sich versah, hatte sich ein
Wettsahren zwischen dem Lassen" und
seinen Schützlingen entsponnen.
Was halfen alle Zurufe? Sie ver
: hallten im Wind.
I Die vier Räder sausten die ihaussce
: hinunter, den guten Troschlengaul mit
seinem Treiachlelakt weit hinter sich zu
! rücklassend.
j Tr. Rettig versprach Trinkgeld über
Trinkgeld, die arme Troschken-Rosinanle
!, nichte sich in Galopp setzen, schweiß
; gebadet und röchelnd erreichte sie die
Waldmühle, ein beliebtes Restaurant
; am Waldsaume, wo man den Kaffee
trinken wollte ja, da standen vier
j leere Räder friedlich und freundschast
! lich bei einander die jungen Herr
schasien, hiey es, seien in den Wald ge
gangen. Zornbebend folgte Tr. Rettig ihren
Spuren.
Der Weg war naß und schmutzig, er
lief sich heiß und außer Athem uiid fand
Niemand.
Und als er wie eine Bombe mit Groll
und gerechter Entrüstung geladen, in
die Waldmühle zurückkehrte da war
Alles leer !
Kein Rad, kein Radler zu sehen!
Tie jungen Herrschaften ließen ihn grü-
en, le leien Ichnell nach der tdt zu
rückgefahren, weil ein Unwetter drohte.
tas Unwetter benand in einigen
harniloskn Wöllchen am heileren Him
mel. Tr. Rettig ahnte Verrath.
Wie ein Donnergott, mit der Abficht,
alles zu zerschmettern, stürmte er da
heim in die Westermann'sche Wohnung,
nachdem die erschöpfte Troschkcn-Rosi-nantc
seine gereizten Nerven noch an
derthalb Stunden auf die Folter ge
spannt hatte.
Aber wie eine Salzsäule blieb er auf
der Schwelle erstarrt stehen.
Ta in Frau Westermanns Aller
heiligstem da stand der dunkelblaue
Laffe mitten im Zimmer, an seiner
Brust lag etwas schlankes, dunkevocki
ges, und Frau Westermann saß aus
dem Renaiffance - StaatSsopha, unter
dem Bilde ihres Seligen und wischte
sich die Augen.
.Lieber Freund." rief sie dem Ju
piter tonans" mit bewegter Stimme
entgegen, Sie fehlen noch zu unserer
Freude! Tenken Sie sich. Toni ist
Braut! Mit Frank Bindewahd, dem
Sohn einer alten Jugendfreundin von
mir, verlobt und er war es. der das
reizende Gedicht in Ihre Zeitung setzen
ließ wir hatten ja keine Ahnung
er hat Toni immer auf der Straße ge
fehen und er ist eine brillante
Partie!" flüsterte sie der regungslclen
Salzsäule in 's Ohr.
Ta durste Onkel Rettig nun aratu-
liren.
Am folgenden Tage ließ Dr. Ewald
Rettig den Arzt an sein Schmerzenslagcr
rufen. ' ;
Dieser fühlte ihm au'merk'am den'
Puls
gruhlingssieber,'
sagte er achi'el-
zuckend und verschrieb kublende, nieder-
ichlagende Mittel.
Einige Wochen daraus hatten das
Bräuhaus und die Traube ihren unzc
treuen Stammgast wieder.
in 'Zcilung au grünem ol.
Am 17. April 15",! wurde in der
Papierfabrik Elienibd bei ''Ira'cnau
der Versuch gemacht, aus Holz, noch au'
der Würze! ftebend. in moq!:chil kurzer
Zeit Papier und im Anschlüsse daran
eine versandtfertige Zeitung herstellen.
Der Nolariatsverwefer Bott in (!ra
senau hat über den Vorgang eine nota
rielle Bestätigung abgefaßt, in der es
i heißt: Mit den Fabrikanten Aithnr
und Kurt Wenzel bcgab ich mich zunächst
in den der abni ahe gelegenen
SlaatSwald Frauenbcrg. Daselbst
wurden, um 7 hx'M Min. Vormittag?
beginnend, drei Bäuinc gesallt und diese
nach der Papierfabrik befördert. Hier
wurden die Bäume auf der Zirkularsage
in ."i( Ecntimeter lange Stücke geschnit
ten, hieraus auf der Schälmaschine cnt
rindet und auf der Spaltmaschinc ge
spaltet. Das fo vorbereitete Holz wurde
nunmehr mittels eines Aufzuges der
Holzschleiferei zugeführt und die vor-
jhaiidenen fünf chleifappnratc mit
, toem Holze beschickt. Der durch dic
! Holzschleiferei gewonnene Holzstoff wurde
einem Holländer zugeführt und in die
scm durch Zutheilung verschiedener an
derer Materialien siir die Papierina
schine präparirt. Nachdem dieser Pro
zeß vollendet, wurde der im Holländer
bcsindliche flüssige Stoff in einen eiser
neu Bottich abgelassen und die Papier
Maschine in Gang gesetzt. Um !i Uhr
34 Min. Vormittags wnrde mir der
erste Bogen des fertigen Papiers über
geben und hat somit der ganze Prozeß
vom Fällen im Walde angefangen bis
zur Vollendung des ersten fertigen Bo
gcnS I Stunde Minuten gedauert.
Mit einigen Bogen dieses Papiers
begab ich mich in Begleitung der Herren
Menzel mit Ehaife in die 3 Kilometer
von der Papierfabrik Eisenthal entfernte
Buchdruckerei des Herrn Karl Morsak in
Grasenau und übergab die Bogen zum
Drucke. Um ,10 Uhr Vormittags hatte
ich ein Eremplar der Nr. 32 des Gra
senauer Anz." vorn 18. April 1890 in
der Hand. Es hat somit eine Zeit von
2 Stunden 2.', Minuten bedurft, um
aus dein Holz, welches um 7 Uhr 35
Minuten Vormittags noch auf der
Wurzel stand, eine Zeitung herzustellen.
Wcr's tfilärf Uai, führt die Braut
heim.
Man schreibt aus Madrid unterin 22.
April: Jose Maria Martincz, ein Iräs-
tigcr, 2!jähriger Baucrnbursch, Ein
; wohner des Torses Sabas in Galizien.
!wnr sterblich verliebt in Earmen, ein
dralles, scsches Mädel, Tochter einer
reichen ZLittwe, Besitzerin eines flotten
I Tpezereiwaarcn - Geschäfts im selben
j Torse, und er beschloß in seinem Her
! zen, Earmen müsse fein Weib werden.
1Z dem Ende betrat Jose Maria zu
nächst den normalen Weg und stellte
I einen regelrechten .Hcirathsantrag: gegen
! diesen hätte zwar Earmen nichts einzu-
wenden gehabt, ihre Mutter aber lehnte
j ihn rundweg ab, unter dem Borgeben,
!Jose Maria sei nicht in dein von ihr ge
i wünschten Maße mit Gliicksgütern ge-
segnet, Tas ist, wie man iveiß, eine
! alte Geschichte, nd bleibt doch ewig neu.
Tem Jose Maria aber brach d, bei
! keineswegs das Herz entzwei. Aller
i dings empsand er die mütterliche Wei
gerung schmerzlich, ließ aber deshalb die
Ohren nicht hängen, sondern beschloß
vielmehr, die Sache an einem anderen
j (5nbe anzufassen nd mit mächtiger
j Faust in des Schicksalsrades Speichen
i zugreifen. Kurz, er faßte den kühnen
Plan, die Geliebte gewaltsam zu ent
I führen. AIS es Nacht geworden, brach
Jose Maria, wie ein Wols in die Schas
heerde, in die Wohnung Earmen's ein,
schlich sich in's Schlafzimmer, riß eine
Frauensperson aus dem Bett und trug
sie davon, liedetrunken, in freudebeben
den Armen, hinaus in die dunkle Nacht.
Aus ein Mal sing die Entführte, die an
sänglich in Ohnmacht gesunken, an zu
zappeln und ein Zetergeschrei zu erheben.
Jose Maria trug sie an eine Stelle, wo
der Mond hinstrahlte und was sah er?
Tie Mutter seiner Angebeteten, im
Nachtgewande. Er eilte davon wie be
sessen, wurde aber bald von der Gendar
mcrie eingeholt nnd in's Loch gesteckt.
Nun wird Jose Maria sich wegcn dieses
Fehlgriffs" vor Gericht zu verantwor
ten baden und höchstwahrscheinlich als
Strafe einige Jahre Zuchthaus bekam
men. Wenn das nicht Pech ist, dann
möchte ich gerne wiffcn, was überhaupt
Pech ist!
Theure espinfte.
Tie trauliche Tpinnstube mit ihren
schnurrenden Rädern ist dem größten
Theile des heranwachsenden Geschlechtes
kaum noch dem Namen nach bekannt:
die prosaische Spinnmaschine hat Frickas
Erbe verschlungen. Aber ganz und gar
ließ sich das Spinnrad nicht verdrängen.
Die !arne zu den allcrscinsien Batisten
und Spitzen können nur aus dcm Rade
gesponnen werden, und wahrend die
Maschine Leinengarn nur etwa bis zur
Fkinheitsniimmer :!, von unten ange
fangen, liefert, bringt es die menschliche
Hand bis zur Feinbcitsnummer '00.
Derartige Garne fertig! man auf dem
Spinnrad in Belgien. In Brabant
soll das Pfund des feinsten Leincngar-
ncs bis zu 4', Francs bczadtt werden
ein fabelhaft klingender Preis! Bel
i
gliche Lcinenzwirnc. d. h. gciwirnic
inu, wie sie zu dcn feinsten Bruücler
Spitzen vcrwcndet werden, kommen je
nach der Gute deS Rohmaterials und
der Feinheit des 'icipinites bis zu
Aar! für das Pfund zu stehen. Machst
Belgien liefern der Reibe nach Frank
reich, England. Scbottland. Böhmen
dic feinsten und theuersten Leinengarne
und Leincnzwirne. alle werden aber von
Indien in Fkingcfpiiiilen übertreffen.
Tort sollen allcrdings aus Scidc
lwedc. groß genug zur Bekleidung
eines erwachsenen Menschen, von solche:
Feinheit hergestellt werde, daß man ein
solches Kunstwerk in einer Nußschale
nnieroringen lann.
(in sondcrvarcr Poacl.
Bon einem merkwürdigen Vogel be
richtet die neueste Nummer von Sport
im Bild". ES ist dies der Z)alamik,
welcher einer Kranichnrt angehört, die
in den großen und dichten Wäldern im
Norden von Südamerika, nördlich vom
Ainazonenstrom, wild vorkommt. Der
Vogel verlaß! seine Wälder nie, außer,
wenn er in Gefangenschaft qeralh, dann
! aber läßt er sich sehr leicht zähmen und
eiiepi ven -ciuoijiieni ver oonigen ve
gend einen Schäferhund, denn er eignet
sich außerordentlich mit zum Bewachen
von Schasheerden. Auch als Hüter des
GfliigclS ist er sehr brauchbar und
treibt jeden Morgen dic Hühner und
Enten zum Futtersuchen ans 's Feld,
Abends bringt cr fic sicher wieder heim,
nachdem cr alles, was sich ctwa verlau
sen haben sollte, sorgsältig zur Heerde
zurückgebracht hat, Ter Z)akamik kennt
sehr bald die Stimme seines Herrn, ge
horcht ihm aus's Wort und solgt ihm,
wenn er darf, überall hin. Er freut
sich über Liebkosungen und ist ungeheuer
eisersüchtig ans andere Hnusthicre, vo,i
denen er glaubt, daß sie ihm dic Gunst
seines Herrn streitig machen könnten.
Auf Hunde oder Katzen stürzt er sich voll
Wuth, attackirt sie mit den Flügel und
dem Schnabel und schlägt sie in die
Flucht. In der Abwcscnheit des Herrn
ist er traurig und zeigt große Freude
bei dessen Rückkehr.
Tic englische Zunge.
Tie Buren erzählen in folgender dos
haften Weise, wie die Engländer zu
ihrer Sprache kamen: Mutter Natur
wolle jedem Volke eine eigene Zunge
und Sprache geben. Mit einem Messer
und einer Scheere stand sie an einem
Tische, aus dem ein großes Stück Fleisch
lag. Mit diesem Messer schnitt sie siir
alle diejenigen, dic sie um eine Sprache
baten, Zungen ans dem Fleische und
mit der Scheere gab sie den Zungen ihre
Eigenthümlichkeiten. Alle Völker kamen
zu ihr: der Franzose, der Teutsche, der
Niederländer, ja selbst der Buschmann
und siir Alle wurde gesorgt. Nur der
Engländer kam nicht. Er war, um
seinen Turst zu stillen, in eine Kantine
gegangen und blieb da so lange, bis er
sein ganzes Geld vertrauten hatte.
Endlich ging er schweren Hauptes und
vollständig heiser zu Mutter Natur. Es
war jedoch nichts mehr für ihn übrig
geblieben und konnte ?r auch keine
Zunge, mithin auch kcinc Sprache mehr
bekommen. Jedoch die gutc Mutter
Natur wußte zu helfen. 'Weißt Tu
was," sagte sie, auf dem Fußboden
liegen so viclc Absallc, nimm davon ein
halbes Dutzend und mach Dir davon
selbst cine Zungc." So geschah es
auch, und so bekam der Engländer seine
Sprache,
Zchncll geholfen.
Ein Kaufmann in Liverpool wendete
sich fingst an seinen Buchhalter mit den miiticr- tclcnd, dcn tic vor zwanzig
Worten: John, ich schulde I,0MJahrcn vcrgcblich in ihrcn Netzen zu
Pfund und besitze nur 4000 Pfund, die ' fangen suchte): Großer Gott, da wäre
hier im Gkldschrankc licgcn. Mich ich also beinahe Wittwe gcmor.
dunkt, es ist jetzt die beste Zeit zu einem den!"
Konkurse, nur weiß ich nicht, welchen! :
plausiblen Grund dafür ich meinen1 i,l,ir-
Gläubigern angeben soll. Sie sind ja ! Miether: Hier in diesem Zimmer
ein heller Kops, überlegen Sie sich dic! raucht es ja!"
i:ache. und ta ien -,e mir morgen!
Ihren Porschlag wissen." Der Buch
Halter versprach die Erfüllung dieses
Wunsches. Als der Prinzipal am
nächsten Morgen das Komptoir betrat,
fand er den Panzerschrank geöffnet, das
Geld verschwunden, und an dessen Stelle
einen rief soigenoen nyans: I
habe mir die 4000 Pfund genommen,
und bin damit nach Südamerika durch
gegangen. Ta haben Sie die beste
Entschuldigung, die Sie Ihren Gläu
bigern gegenüber ansühren können." 1
- j
lie Rache des Basfiften.
Ter Bassist Ticfcndach bittet aus !
vielen Gründen seinen Direktor um fo-!
sortige Entlaffung er wird abschlägig
beschicken. j
Heißblütig und grob, wie alle Baffi 1
ften. finnt er auf teuflische Rache. ,
Am folgenden Abend: Freischütz! I
Tiesenbach als Easpar in der WoliS-!
schlucht gießt Freikngcln und die wilde
Jagd rasselt und saust unheimlich über !
die Bretter. AIs -chluxlablcau voll!
girt eine wilde, feuerspeiende San über
die Bühne und kan.n erblickt dcr Rachc
sinnende Bassist die wilde -au, als er
ihr sofort nachspringt mit den Worten:
Guten Abend, liebe Frau Tireltorin!
Wo wollen Sie denn so spät Abends
noch hin?" Er wurde sofort cnllas
fc.
L,n koib, in'k, Magcn,
Nun, haben -ie die Medizin gc
nommcn?
Meine Frau hat f.c genommen, Herr
Doktor."
Was. Ihre Frau?! Was hat Jhrc
Frau damit u tlrnn
,,a. Hcrr Toklor. Mann und Frau
sind doch ein Leib und cinc -eele, und
h, k,? 'lfl.'hriirt jut Tni,i,r."rt ''Vn
en ''.an
genommen werden muß. '0
ball' ich tie
ihr gegeben, ich hatte gerade keinen!"
.uttMner tlir-ct
Was. Kinkebkii. Du drilnl Dich
noch einmal aus dic ankere Seite !"
Äamachen. ich hab' eben im :
:::.i
meine Schularbeiten gemacht : j,tzt rr.ü
ich ordentlich eimchla'en."
:rit''i,'rlm' jnwt .
Sohn: Vater, aS was ist denn daZ
Bi r gemacht?"
Vater: Was weiß ich, ich bin doch
kein Apotheker!"
1'N'tr in h'tnee'MCu.
Herr (zum Schuster): Sie, die Stic
sein, die Sie mir gemacht haben, passen
ja ganz gut, aber die Forin hatte ich
mir doch anders vorgestellt."
Schuster: In, das is alleweil a so.
Mach' i die Stieseln den Leute nach
die Fuß', nachher sind' net mich eahnern
Kopi': und mach' i 's ihner ach 'n Kops,
nachher passen'S net an die Fiis;'!"
.RciiiiV iMnini.
Ter Zipflschwnb: Na Jolele, ischt's
wahr, daß Du mich Amerika 'über
willschi?"
Jokele: Ja. Vetter, dös ischt an
ausgemachte Tach'!"
Der Zipslschwab: Jokele, Jokelc !
Wie willscht Du dort unter die gescheidle
Lei! Tei Lebe mache ."
Jokele: Warum denn nit? Der
Purzier Hanncslr hat au sein Glück ge
macht und der iseht no viel dümincr,
wie i!"
Der Zipflschwab: Ja. sell ischt'S
ebe !"
Sie fcrnit ihn.
Hausfrau (die einer armen Micthcrin
für ihren kranken Mann das Mittag
essen giebt): Na, wenn Ihr Man,, jetzt
noch vier Wochen das kräftige Essen be
kommt, da wird er wohl wieber arbeiten
können!"
O, glauben S' das nur ja nicht,
gnä' Frau, je besser 's dem schmeckt,
desto weniger denkt der nn's Gesund
werden!" Ileh'rtni
51.: Und überhaupt, was man sich
von Jhncn blos crzählt, neulich hieß es
sogar, Sie söffen heimlich!"
B,: Aber nicht unhcimlich, wie Sie!"
krklchiipft.
Onkel: Immer und immer hast Tu
Geld nothig! Weißt Tu, mir sind sechs
Nichten lieber, als ein Neffe,"
Neffe (Student): Mir auch, lieber
Onkel!"
Der M.ijillab,
Frau (die den Geliebten ihrer neu
eingetretenen Köchin, welcher spindel
dürr ist, sieht): Na, mit der ihrer
Kochkunst muß es nicht weit her sein!"
j (Ein (Erfolg.
! Herr (zum Schmieren-Schauspielcr,
dcr vor Kurzcm noch Artist war):
: Nun, hattcn Sie bei Ihrem ersten Tc
büt Erfolg?"
l Schanspiclcr: Einen großartigen!
!Jch bin als Ritter ausgetreten. Das
Publikum wars Aep'el nach mir, und
ich png ne mit dein Schwerte auf!"
einabe.
Alte Jungfer (die Todesanzeige eines
-umn: nun, oann ivnncn Sie es
dann als Rauchzimmer beniitzen!"
?cr höuslicke Krieg,
Nun. wie lebst Du mit Deiner
jungen Frau?"
Es ist noch unentschieden wer
siegt!"
Sclt's,rers,i!!,ch.
Gigerl (in einer Gesellschaft seine Er
lebnin erzählend) : ,.. . Kaum komme
ich also in die Abruzzcn alle Taschen
voll Gold und Bankiirtcn sturtzt Horde
von 10, I.', Bandiicn, bis an dic Zähne
bewaffnet, auf mich ein!"
Dame: Entsetzlich!..,. Und Sie
wurdcn natürlich bis aus den letzten
icnnig nusgepiunoerl l"
Gigerl: Keine Ahnung nur um
Photographie gebeten!"
fad
Baron: Aber, Johann. Tu bist ja
furchtbar dctrunkcn! Wenn Tu so
aut der ;
wärest ! !"
Bedienter:
'raßc zusammengestürzt
,O, ich bad' ja immer
eine alte Visittarle
Herrn bei mir!"
vom gnädigen
Nur sckmcU.
Tochter: Schau, Mama, jencrHerr,
welcher soeben den Saat betritt, ist der
neue, noch ledige Toklor."
Ruiter: Tann beeile Dich beute mit
dem
dninachligwerdkn. lonil komnil
Tir eine Andere zuvor."
Tn uiann:ciifnde.
Hören S k denn nicht. :cki will keine
Eigarrcn haben. Das Rauch.n ist mir
verboten!
Ader, r.eiri Herr, ich de:i!e, von
dic'er to:s:ü!iri. b:!!vi Sorte iriri
die Frau '.imßM:n .'.:w:ß ein 9;han
erlaubn "
.Rfr.!ltM;.1
Richter: ,A:l,:e!la!er. sind
in:! e::irs!,:nde:i, wenn wir
;:e k,!
Handlung aus udc:ir:;n rr:-n'"
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