Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 14, 1896, Image 12

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Die kiratijsfäbiac Codner.
HumonSIe oon ,V Belikllieim,
Fein sah eS heute au bei den Reh
bein's. Selbst ein kritisches Haus
frauenauge hätte weder auf der Diele
noch auf irgend einem Möbel das ge
ringste Ständchen entdecken können,
grau Rchbein half ihrem Mann in
seinen schwarzen Rock hinein, zupfte
seine Kravatte zurecht und gab ihm da
bei einige Perhaltungsmaßregeln:
Tu darfst nicht etwa mit der Thiir
in's Haus fallen, lieber Melchior," er.
mahnte sie ihn, der Herr soll nicht
glauben, daß wir ihm unsere Elise par
lr.:t an den Kopf werfen wollen!"
,Bist Tu denn so sicher, liebe Emma,
dui; der Mann ernste Absichten hat?"
fragte Herr Rehbein zweifelnd! sieh,
es 'ist nicht das erste Mal, daß Du
mich, einen so pflichttreuen Magi
stratsbeamten, veranlassest, auf einen
Tag beurlauben zu lassen, um einen
Bewerber um die Hand unserer Tochter
,n Augenschein zu nehmen. Wenns
nur endlich der Rechte mitr'l" seufzte er.
Ja, lieber Melchior, der scheint sich
festgebissen zu haben," erwiderte ihm
keine Ebehalfte. während sie das Tisch
tuch auslegte und einen buntgestickten
Lau er in die Mitte breitete: ledesmai,
wenn wir die Eisbahn betraten, schien
er schon auf Elise zu warten, und dann
ging er ihr gar nicht wieder von der
Seite. Gestern bat er um die kriauv-
niß, uns nach Haufe begleiten zu dur
fen, und als er am Hausthor in b
scheidener Weise von uns Abschied nahm,
hielt ich es an der Zeit, ihn zu uns
zu laden."
Herr Rehbein hatte indessen aus sei
nem Schranke ein Kistchen Cigarren
herausgeholt und es auf eine Etagere
gestellt, auf welcher sich auch eine
Flasche Cognac und Gläschen in den
verschiedensten Facons befanden.
Konntest Du oder Elise denn von
ihm gar nichts über feine Familien
Verhältnisse erfahren?" fragte er seine
Gattin.
Mit mir hat er nur wenig ge
sprochen," versetzte Frau Rehbein, und
unsere Tochter sitrchtete, indiskret zu
sein, wenn sie ihn zu sehr mit derlei
Sragen belästigt hätte. Er stellte sich
uns als der Privatbeamte Eduard
Grenzler vor, scheint eine gute Er
ziehung genossen zu haben, trägt feine
Wasche und war stets modern gekleidet.
Das Uebrige mußt Du aus ihm heraus
zukriegen versuchen."
Herr Rehbein verzog bei diesem Hin
weis auf die ihm zufallende Mission
den Mund, kraute sich den Hinterkopf
und begann' dann unruhig auf und ab
zu gehen.
Siehst Du, Emma, das wäre alles
nicht nöthig, wenn mein Vorschlag, daß
der Beamtenverein sich um die Berhei
rathungen unserer Töchter zu bekitm
mein Hütte, in unseren Sitzungen
durchgedrungen wäre. Ich hatte den
Antrag schon vor fünf Jahren abge
faßt. Alle Kollegen stimmten mir bei,
hatten aber nicht den Muth, das
Schriftstück zu unterzeichnen. Wer hat
denn eine Ahnung von den Tantalus
quälen eines Magistrats-Beamten, der
eine vierundzwanzigjährige unverhei
rathete Tochter besitzt und täglich vier
mal mit Ausnahme der Sonn und
Festtage natürlich im Thorflur sei
nes Amtsgebäudes die Heirathsaufge
böte des ganzen Bezirkes ausgehängt
sieht! Und wenn man sich noch so sehr
vornimmt, diese Zettel viit Gleichmuth
zu betrachten, ich sage Dir, es packt
Einen doch immer wieder der Aerger,
wenn man sein eigenes Kind von Tag
zu Tag öltcr werden sieht, ohne daß
man die Freude erlebt, seinen Namen
auch endlich unter den Aufgeboten zu
finden."
Ja. ja, lieber Melchior," besänftigte
ihn seine Gattin, ich kann Dir das
wohl nachfühlen: ich fing ja auch schon
an, für unser Kind Angst zu bekommen.
Ab.'r diesmal mir sagt eine Ahnung
ist der Rechte gefunden. Der Mann
steht zwar nicht mehr in der Blüthe sei
ner Jahre, Elise schätzt ihn auf achtund
dreißig , aber er besitzt eine hübsche
Figur, einnehmende Manieren und
weiß sich sehr gut auszudrücken. Na,
Tu wirst ja sehen, es ist elf Uhr, er
muß bald erscheinen."
Im nächsten Augenblick trat Elise
in's Zimmer. Ihre Mutter eilte auf
sie zu, ordnete Verschiedenes an 'ihrer
Toilette und steckte ihr eine einer Blu
menvase entnommene künstliche Rose ins
Haar.
Hat Dir der junge Mann, den wir
heute erwarten, zu verstehen gegeben,
daß Tu ihm nicht gleichgiltig bist, liebe
Elise?" fragte sie ihr Pater, den die
Ausklarungen seiner Frau nicht genüg
sam befriedigt zu haben schienen.
Ach, Papa, er war immer so nett
zu mir, küßte mir auch öfter die Hand,
gestern sogar die Riemen an meinen
Schlittschuhen, die er bis an unser
Haus getragen."
So, so. so!. Hm! Nun ja.
und sonst gefiel n Dir also?" fragte er.
Mein Gott, Papa, er entspricht
zwar nicht meinem Ideal, aber mit
vierundzwanzig Jahren darf man nicht
mehr wählerisch sein, sagst Tu ja im
mer."
Allerdings, allerdings, mein Kind!"
gab er beifällig zur Antwort, wahrend
Frau Rchbein rasch hinzusetzte: j
Ein aam prächtiger Vann ist er.
sage ich Dir, Melchior: er bat auch mir!
gestern, alz wir uns verabschiedeten, die ,
Hand geküßt. Am Ende sogar ein Bus-
länder, denn von einem Hiesigen ist mir
das noch nicht passirt."
Ein Ruck an der Klingel machte der
Unterredung ein Ende. Herr Rehbein
stellte sich an seinem Schreibtisch in
Positur. Elise nahm aus einem Arbeits
kordchen eine Stickerei zur Hand, Frau
Rrhdein eilte nach dem Korridor, um
den Gast zu empfangen.
Er war es auch richtig, der erwartete
Herr Eduard Grenzler.
Nachdem ihn Frau Rehbein ihrem
Gatten vorgestellt hatte, entspann sich
eine lener in den Geleisen des Alltags
lebens sich bewegenden Unterhaltungen,
die dem Leser wenig des Interessanten
bieten dürfte. Pom strengen Winter
kam man auf die Annehmlichkeiten eines
durchwärmten Heinis und von diesem
war nur ei Schritt zu dem Lobliede
aus einen wohlorganisirten Hausstand,
in welchem eine tüchtige grau das !Ke
giinent führt.
Ich habe alle 'Hoffnung, daß meine
Tochter darin vollständig ihrer Miitter
nachgerathen wird," schloß Herr Reh
dein seine Ausführungen mit einem
dankbaren Blick auf seine Gattin, die
als das Muster einer guten, umsichtigen
Hausfrau allgemein bekannt ist."
Frau Rehbein hielt ihrem Mann den
Mund zu naturlich erst, als er aus
geredet hatte.
Wirklich, Melchior, Du machst mich
schamroth, wie kannst Tu nur in ma
ner Gegenwart so von mir sprechen
Aber bitte, bedienen Sie ,sich, Herr
Grenzler!"
Elise hatte einen Teller mit Auf
schnitt hereingebracht, Herr Rehbein
stellte den Cognac und die Cigarren an
den Tisch, und der Gast ließ sich nicht
lange bitten, sondern räumte unter den
Semmelschnitten mit allerlei. Belag
wacker auf.
Sie haben da einen vorzüglichen
Cognac", unterbrach er die eingetretene
Pause, indem er mit der Zunge
schnalzte.
Herr Rehbein lächelte, von de.
Gastes Lobspruch offenbar sehr defrie-
digt.
Sie scheinen ein Kenner zu sein.
Herr Grenzler, es ist ein Cognac, den
mir mein Bureau-Ches zu meinem Ge
burtstaq geschenkt hat. Eine feine
Marke!"
Als er dem Gaste von seinen Cigar-
ren anbot, fanden es die Damen an der
Zeit, sich zurückzuziehen.
Ent chuldigen E?e uns nur ein
Viertelstünbchen," sagt die Hausfrau,
indem sie ihrem Manne zuwinkte, daß
sie ihm nun das Feld für seine diplo-
matische Thätigkeit offen lasse, wir ha
den nur etwas in der Wirthschaft nach-
zusehen."
Die Frauen hatten sich entfernt, und
beide Herren saßen mit brennendem
Glimmstengel einander gegenüber. Es
entstand erst eine peinliche, Minuten-
lange Pause. Endlich ergriff Herr
Grenzler das Wort:
bie sind wirklich recht hub ch emge-
richtet, Herr Rehbein: aber, wie ich
durch ihr Fräulein Tochter erfuhr, ha
ben sie es bisher unterlassen, Ihr Mo
biliar zu versichern."
Herr Rehbein gab zu, daß er seine
Feuerversicherung seit Jahren unter
lassen habe. Zwanzig Jahre lang
waren wir versichert," erklärte er dem
Gaste, ohne daß ein einziges Mal ein
Brand bei uns entstanden wäre, da
habe ich mir seit vier Jahren das Geld
sür die VersicherungsPrämie erspart."
Herr Grenzler stellte ihm nun unter
Ansührung von Beispielen das Unbe
dachte seines Thuns vor Augen.
Sie sind es sich und Ihrer Familie
schuldig, das Versäumte sofort wieder
gut zu machen, Herr Rehbein, und Sie
können eS als eine glückliche Fügung
des Himmels betrachten, daß Sie einen
Ober-Jnspektor des Phönix" vor sich
haben, der Sie bittet, ihm das Jnven
tar Ihrer Einrichtungsstücke sofort auf
zugeben, damit ich Ihnen schon in den
nächsten Tagen Ihre Police zugehen
lassen kann."
Herr Rehbein, den seine Frau in der
letzten Zeit auch öfter auf die Gefahren
des Unversichertseins aufmerksam ge
macht hatte, dachte nun mit einem
Klaps zwei Fliegen zu schlagen, wenn
er auf die Offerte des Herrn Ober
inspektors eingehe. Er konnte sich sei
ner Frau nachgiebig, dem eventuellen
Schwiegersöhne entgegenkommend zci
gen, und so unterzeichnete er ohne Be
denken eine Art gedruckten Präliminar
Vertrages, den ihm Herr Grenzler un
terbeitete. Nach der Erledigung dieser Angele
genheit wurde abermals ein Cognac
gläschcn geleert, und nun faßte sich
Herr Rehdein ein Herz und rückte fei
nem Gaste näher.
Meine Frau und meine Tochter ha
ben mir von Ihnen recht viel Gutes
mitgetheilt, Herr Grenzler" Vernei
gung seitens deS Angeredeten wir
werden hoffentlich gute Freunde wer
den", abermalige bejahende Pernei
gung zunächst erlaube ich mir, Sie
im Namen meiner Familie, zu dem in
acht Tagen stattfindenden Kränzchen
einzuladen, da unser Beamtenverein
alljährlich um diese Zeit zu geben
pflegt.'
Ich werde nicht ermangeln, von
Ihrer Freundlichkeit ßiebrauch zu
machen', replizirte Herr Grenzler.
Indessen waren seine Frau und
Tochter wieder unhördar eingetreten.!
Herr Rehdein holte aus seinem Porte
feuille eine Eintrittskarte hervor und!
überreichte sie dem Gage, der sie erst;
pruste, dann mit verbindlichstem Lächeln!
bemerkte : Das ist ja nur eine Herren
karte !"
Ja wohl, Herr Grenzler, sie ist sür
Sie bestimmt. Wir werden Ihnen
gern an unserem Tische ein Platzchen
reserviren."
Sehr verbunden ! Sehr verbunden,
Herr Rehbein !" versetzte nun der Ober
Inspektor. Aber ich muß Sie auch
noch um ein Damendillet bitten."
Etwa für Ihre Frau Mama oder
sür ein Fräulein Schwester?" fragte
ihn Frau Rehbein.
Weder für die eine noch für die
andere", versetzte Herr Grenzler, meine
Eltern sind längst gestorben, und ich
war deren einziges Kind."
Neugierig sahen jetzt drei Paar Augen
auf Grenzler, der dann ganz harmlos
antwortete :
In drei Tagen kehrt nämlich meine
Frau von einem längeren Aufenthalt
bei ihren Verwandten in Beuthen zu
rück: die möchte ich gern auf das Kränz
chen mitführen, wenn sie gestatten." ,
Die Gesichter der Familie Rehbein
nach dieser Eröffnung durch eine Mo
mentaufnahme festzuhalten, wäre eine
lohnende Aufgabe für einen Karika
turenzeichner gewesen. Herr Rehbein
drückte seine Wuth durch das eilige
Wegschließen des Cognacs und der
Cigarren aus, und Frau Rehbein ver
abschiedet den ihr plötzlich sehr anti
pathifch gewordenen Herrn mit der im
eisigsten Tone gesprochenen Bemerkung,
daß er wegen der Damenkarte sich an
den Vorstand des Bereins zu wenden
hätte, der aber in der Zulassung von
Ga ten ehr streng vorzugehen Pflege.
Erst jetzt schien Herr Grenzler das
Verständniß für die Situation, in die
er sich und die Familie Rehbein ge-
vracvl, auszugehen. Er empfahl 1
und überließ die beiden Damen der
Strafpredigt, zu der sich Herr Rehbein
einstweilen den Text zurecht gelegt hatte.
ZNadame Bonaparte.
2 e x Roman einer Amerikanerin,
Ich kenne das schönste Mädchen der
ganzen Welt, und Sie müssen es hei
rathen," sagte 1803 eine Dame in Bal
timore zu Hieronymus Bonaparte, dem
Bruder dessen, der bestimmt war. ein
Zerstörer und Erricht von Thronen zu
werden. Hieronymus hatte in San
Domingo unter General Leclerc gedient
und sich, nachdem er Depeschen nach
Frankreich gebracht, nach Martinique
begeben um das Commando eines Fre-
gatten-Kapitäns zu übernehmen. Auf
jener Insel bekam er eine Einladung
nach Baltimore, wo er im Hause
samuel L Haie s, eines Kämpfers für
die Unabhängigkeit, zum ersten Male
die damals achtzehnjährige Patterfon
sah. Dies mit geistigen Gaben reich
beschenkte, von einer liedreichen, hochge
bildeten Mutter sorgfältig erzogene bild
schöne Mädchen besaß einen scharfen.
glänzenden Verstand, ein unbefangenes
Wesen, eine unwiderstehliche Koquetterie
und eine mahrhast blendende Schönheit,
Ihr ater tobert Patterson, war ein
sparsamer Geschäftsmann, mit vielen
Glücksgütern gesegnet, streng und ernst
in Handelsangelegenheiten, streng, sogar
oeipoiicy gegen feine Familie.
Hieronymus erglühte in Liebe für
Elisabeth und sie ihrerseits zeigte sich
geneigt, sich erobern zu lassen, um so
meyr, da ,e in dieser Liebe die Erful,
lung einer verhängnißvollen Provbe
zeiung aus ihrer Kindheit sah, infolge
deren ein verkleideter Prinz um ihre
Hand werden würde.
Die Ehe wurde am Weihnachtsabend
1803 vollzogen. Napoleon, welcher
ganz andere Aussichten für des Bruders
Karriere hatte, war entrüstet über diese
Verbindung und befahl am 20. April
13U4 durch seinen Marmemiiilster dem
französischen Konsul in NewVorI, dem
Bürger Hieronymus keinen Sou aus
zuzahlen und ihn zu veranlassen, mit
der ersten nach Frankreich abgehenden
Fregatte zurückzukehren. Dies war der
Besehl des Mannes, der noch den Titel
des ersten Konsuls trug, aber im Be-
griffe war, den eines Kaisers anzuneh
men. Erst im März 1805 schiffte
Hieronymus sich mit seiner Gattin in
Baltimore auf der Eriiniyen" ein,
welche ihren Kurs nach Spanien nahm.
In jenem Lande angelanat, verließ er
seine junge Gattin und begab sich nun
allein nach Paris.
Auf Napoleons Befehl wurde die
Ehe von dem französischen Gerichtshof
sehr bald für ungültig erklärt. Madame
Patterson-Bonaparte hatte sich inzwi
schen nach London begeben, wo sie am
7. Juli 1805 einen Sohn gebar, wel
chcm sie dem Namen Hieronymus Na
poleon Bonaparte gab.
Ihr Gemahl, dessen Hand Marie
Luise von Bourbon ausgeschlagen hatte,
vermählte sich am 12. August 1807 mit
der Prinzessin Friederike Katharina von
Württemberg. Tie getrennten Gatten
sahen sich , nur ein einziges Mal in
ihrem Leben wieder, und zwar geschah
dies 1821 im Palazzo Pitti in Florenz.
Hieronymus führte die Prinzessin Fr.e
derike Katharina am Arm, als er plötz
lich zusammenfuhr und rief: Meine
erste Frau!" Er verließ sofort den
Palast und Florenz.
Ter alte Robert Patterson bebau
delte seine Tochter sehr hart : er hinter
ließ ihr im Testament nur einige Hau
sei und seinen WeiiiIler, Hieronvmus
hatte ibr nur VtQO Guineen in Veran
lassung der Geburt des Sohnes ge'chickt :
spater, nach seiner zweiten Vermahlung
und nachdem er Konig von Wfftplialen;
geworden war. bot er der verlassenen
Frau das gürslenthum Schmallalden
mit einer jahrlichen Rente von 40,000
Tollars an, ein Anerbieten, welches sie
mit folgenden Worten zurückwies:
Westfalen niag wohl ein großes Kö
nigreich sein, ist aber nicht groß genug
um Platz für zwei Königinnen zu
haben."
Kaiser Napoleon, sehr befriedigt von
dieser Antwort, zeigte sich geneigt, sich
mit der Amerikanerin zu versöhnen,
selbige benutzte die Gelegenheil und
bat, zur Herzogin erhoben zu werden,
erhielt auch das bezügliche Versprechen,
welches ihr indeß nicht erfüllt wnrde.
Aber der Kaiser ließ ihr 20.000 Dollars
auszahlen und setzte ihr während seiner
ganzen Regierungszeit eine jährliche
Pension von 12,000 Dollars aus mit
der Erlaubniß, den Empfang derselben
mit Elisabeth Bonaparte unterzeichnen
zu dllrsen.
Hieronymus sandte ihr einen schrist
lichen Porwurf, dies Geschenk angenom
men zu haben, erhielt aber folgende
Antwort: Ich ziehe es vor mich unter
die Flügel eines Adlers, anstatt unter
die einer Gans zu fluchten.
Nach der Restauration begab Elisa
beth sich nach Paris und glänzte an
Hofe Ludwigs XVIII. durch ihre
Schönheit und ihren Geist. Ein
Schriftsteller jener Zeit beschreibt sie mit
folgenden Worten: außergewöhnlich
ausdrucksvoller Kops, umgeben von
welligem, kastanienbraunem Haar:
Gazellenaugen! griechische Nase; Mund
und rundes, weiches Kinn bildeten
gleichsam ein Cupidonest: wie vom
Meißel geformte Schultern und Arme,"
Talleyrand sagte von ihr: wenn sie
ene Königin wäre, mit welcher An
muth würde sie die Krone tragen !"
, Napoleon gewährte ihrem Sohne eine
lährllche Pension von 14,000 Dollars,
was indeß aufhörte, als sie das Testa-
ment ihres Gatten angriff, aus dem
Grunde, weil der Exkönig von West
phalen nicht des ihm von ihr qeschenk-
ten Sohnes gedacht. Deß ungeachtet
empfing Napoleon III. ihren Sohn an
seinem Hose, behandelte ihn als Vetter
und gewährte einem seiner Söhne, also
dem Enkel der Madame Patterson
Bonaparte, eine jährliche Pension von
6W0 Tollais, welche ihm bis an's
Ende des zweiten Kaiserreiches bezahlt
wurde.
Hieronymus, der Sohn der Patter
sou, bestand 1826 zu Harvard sein
juristisches Examen, ohne je die Advo
katur auszuüben. Er heirathete die
Tochter eines begüterten Einwohners
von Rorbury in Massachusetts und hatte
zwei Söhne: Hieronymus und Napo-
teon, geboren 18.32, und Karl Jo es,
geboren 1852: der Erstere trat in die
französische Armee und zeichnete sich im
Krimkriege aus.
Während ihrer letzten Lebcnsiahre
führte Madame Patterson Bonaparte
ein sehr zurückgezogenes Leben, Als
de.r Tod sie am 14. April 1879 er
löste, hatte sie schon das 94. Jahr er
reicht. Der pierrot und sein Sohn,
Einer der beliebtesten und populärsten
Bühnenkünstler in Paris war in den
dreißiger Jahren der Pierrot Debnreau.
Wenn er in der berühmten Pantomime
Ter tolle Ochse", welche mehrere hun
dert Aufführungen erlebte, austrat, so
wälzte sich das liebe Publikum vor
Lachen.
Wie so mancher hervorragende Komi
ker, war auch Debnreau im täglichen
Leben ein stiller, hvpochondrischer Mann,
der am liebsten dann ganz unbeachtet
sein mochte. Er besaß ein Häuschen
mit einem hübschen Garten dabei; in
dem letzteren fleißig zu gärtnern, war
seine angenehmste Erholung. Seine
Frau liebte er sehr, und er hatte einen
zum Jüngling herangewachsenen Sohn,
der am liebsten auch ein berühmter
Pierrot werden wollte.
Damit war der Vater aber nicht ein
verstanden. Fliehe die Bühne mit
ihren Aufregungen und Enttänschun
gen !" sprach er grämlich. Hoffe nicht,
auf ihr das wahre Gluck zu finden!
Werde ein tüchtiger Handwerker, so
wird's am besten für Tich sein !"
Und er gab ihn in der That zu einem
Buchbinder in die Lehre.
Berühmtheit ist ein Gekanntsein von
vielen Menschen, die man selbst nicht
kennt. Besonders aber sind beliebte
Bühnenkünstler häufig der belästigenden
Bewunderung ihrer zahlreichen Perehrer
und Perehrerinnen ausgesetzt. Man
chem ersten Liebhaber" ist das ja auch
im Grunde gar nicht unangenehm.
Nicht so Tebureau. Hatte er sein
Pierrotkostüm abgeworfen, so wünschte
er nichts weiter zu sein, als ein anstän
diger Privatmann, um dessen Treiben
sich Niemand zu kümmern hat. Es
machte ihn stets ausgeregt, wenn hinter
ibm geflüstert wurde von Leuten, die
ihn erkannten, wenn sie ihm nachgafften
und mit Fingern auf ihn zeigten.
Eines TageS promenirte er mit seiner
Frau im Boulogner Wäldchen. Zwei
junge elegante Herren gingen dicht hin
ter ihnen.
Einer von diesen sagte plötzlich:
Sieh doch, davor uns geht Tebureau !"
Wie, der da mit der hübschen
Frau ? fragte der Andere.
.Jawohl."
Tu mußt Tich täuschen. Tiefer
spießbürgerlich aussehende Mann kann
unmöglich der berühmte Pierrot sein."
Er ist es doch !"
Ich glaub ; nicht."
Wetten wir?" i
Einverstanden."
Nun müssen wir uS aber direkt an
den Herrn wenden, um die Entscheidung
herbeiführen zu können."
Das versteht sich ! Ich werde ihn an
sprechen."
Der Erste rief: Herr Tebureau !"
Unwillig hatte der Künstler daS
Flüstergespräch der Beiden gehört. Es
war für ihn belästigend. Er antwortete
nicht.
Adermals rief der junge Mann
Herr Tebureau !"
Wieder keine Antwort.
Er ist es also nicht." meinte der
Zweite. Du hast die Wette ver.
loren."
Und ich sage, es ist es doch ! Warte
nur. He, Sie da ! Sie sind doch
Herr Debureau, der vortreffliche
Pierrot r
Jetzt wandte der Künstler erzürnt
sich um und rief: Was geht das Sie
an. wer ich bin? Lassen Sie mich in
Riiye !"
Sie könnten uns doch Auskunft
geben. Es handelt sich nämlich um
eine Wette "
Packen Sie sich fort!"
Sie sind ein Grobian!"
Sie sind ein Unverschämter!"
Der robuste junge Herr hob seinen
Spazierstock und wollte den Künstler
schlagen. Aber Debureau kam ihm zu
vor, er parirte mit seinem Stock den
Hieb und versetzte dann im Uebermaß
des Zornes dem Zudringlichen einen
so heftigen Schlag an die Schläfe, daß
der Getroffene todt niederstürzte.
Das hatte der Künstler denn doch
nicht gewollt. Er bebte vor Entsetzen.
Die Polizei mischte sich ein. Ein Verhör
fand an Ort und Stelle statt. Einige
Zeit darauf mußte Debureau we
gen dieses Todtschlags sich vor Gericht
verantworten.
Man sprach ihn frei, da man an
nahm, daß er sich im Zustande der
Nothwehr befunden habe. Der Freund
des Getödteten sagte wahrheitsgemäß
vor Gericht aus, daß Debureau von
seinem Gegner gereizt und auch von
ihm zuerst thätlich angegriffen wor
den sei.
Trotzdem übte der bedauerliche Vor-
fall eine so zermalmende Wirkung aus
das Gemüth des Künstlers aus, daß
er in eine schwere Nervenkrankheit fiel
und ?ur Heilung derselben in eine
Anstalt gebracht werden mußte.
seine grau und sonnigen Familien-
angehörigen qeriethm dadurch in
Sorge und Noth. Und für die Thea
ter und Pantomimendirektion ent
stand eine große Verlegenheit.
Da er chien der lunqe Debureau als
Helser. Er verließ seinen Buchbinder
meister und meldete sich bei der Di
rektion als Pierrot. ,
Der Direktor dachte hoffnungsvoll:
Der junge Mensch ist ja doch ein, Te
bureau. Als solcher übt er gewiß schon
Zugkraft aus's Publikum. Versuchen
wir's also mit ihm! Sehen wir, wie's
abläuft!"
So trat denn Tebureau der Jun-
gere als Pierrot in der Pantomime
Ter tolle Och e" am 20. Oktober
1337 zum ersten Male auf, und zwar
mit größtem Erfolge.
Der Beifall des Publikums war
außerordentlich. Allgemein erkannte
man es an, daß der Sohn des Vaters
erstaunliches Talent geerbt habe.
Einige Wochen vergingen. Da er
ließ der alte Tebureau die Anstalt und
kehrte in seine Häuslichkeit zurück.
Sein Zustand aber blieb doch so, daß
er nicht wieder auf der Bühne erscheinen
konnte. Man führte ihn in's Theater,
und er sah, wie sein Sohn den Pierrot"
mit größter Meisterschaft spielte. Da
ergoß er Thränen der Rührung und
sprach: Ich bin's nun zufrieden, daß
Du kein Buchbinder wirst! Tu bist
ein größerer Pierrot als ich. Möge es
Dir wohl ergehen besser als es mir
erging. Hüte Tich vor der Berühmt
heit!" Pierrot der Zweite entzückte während
langer Jahre die Pariser ebenso sehr,
als Pierrot der Erste.
Berekclt.
Ter erste Buchhalter eines großen
Comptoirs war ein arges Leckcrmaul.
Während seine Kollegen und Untergehe
nen in der Frühstückspause mit frugalen
Stullen sich begnügen mußten, delectirte
er sich an Kuchen, Torten und anderen
Süßigkeiten, wodurch er natürlich den
Neid der Anderen hervorrief. In sei
nem Schreibpult hatte er ansehnliche
Porräthe von derartigen Leckeibissen
aufgestapelt, die von Zeit zu Zeit immer
erneuert wurden. Auf diesen Schatz
hatten es die Comptoirgenossen abge
sehen: sie wollten ihn nicht rauben, aber
er sollte seinem Besitzer gründlich verekelt
werden, und Purzel, dem jüngsten Lehr
ling des Geschäfts, war es vorbehalten,
das richtige Mittel dazu zu ersinnen.
Er versah sich und das ganze Perfo
nal mit oben und unten abgestutzten
Federkielen, und in diesen wurden
frimmtliA li.7pn. hrn man finhfiiift
werden konnte, lebend gesammelt. battel
einer von den Verschworenen ein halbes . Hören Sie, wie können Sie mir die
Tutzend beisammen, so benutzte er einen i 'e Doktor N. als Arzt empfehlen! Dn
Augenblick der bmesendeit dcS ersten Uft ja die UnHöflichkeit selbst!"
Buchhalters, um den krabbelnden In-, .C6. doch nicht; tx ist sehr liebens
halt feiner Pose durch das Schlüsselloch würdig tx laßt es sich nur nickt mer
in das Sckirkiboult d4 infAmnftr len."
hineiuzupusien. Mit vereinten Kräften
gelang es auf diese Weise, die Bevolke
rung desPultfachks stets aus respektabler
Hol zu krdaltkn. und so oft der erste
Puchbalter Appetit aus ein Stück Torte!
oder Kuchen hatte, und lein Seiam auf-;
that, schwirrte ihm ein Schock Fliegen
um die Nase. Sei Staunen über
diese Erscheinung war maßlos und
sein Aerger darüber, daß er sich dieselbe
nicht erklären konnte. Endlich ci
war. gerade am 1. April gab ilirn
einer der College den Schlüssel zu dem
Räthsel: er erzählte mit der erusthaste
sten Miene von der Welt, daß er in der
Zeitung von der Entzündung eines
neuen Zuckek'BacciUiiS gelesen habe, def""J
sen giftige Zersetzungsprodukte die Stil '
benfliegen massenhaft anziehen sollen.
Diese Entdeckung verekelte dem für seine
Gesundheit ängstlich besorgten ersten
Buchhalter seine Liebhaberei für Siißig
leiten anf's gründlichsle, und heute ver
speist auch er anstatt der Windbeutel,
Mohrenöpfe,Lizer-Tortcn und Psanu
kuchen schlichtbürgerliche Stullen, gleich
den anderen Comptoirgenossen.
Anerkennung,
Stantsanwalt (zum Angeklagten):
O, ich durchschaue ihren Plan ganz
genau! Sie wollten durch die Garten
thüre eindringen, den Haushund ver
giften, hieraus das Kiichenfenster ein
drücken, den Hausbesitzer im Schlafe
Überfallen und sich dann des Geldes be
mächtigen!" Angeklagter (begeistert): Ach, Herr
Staatsanwalt, Sie kennen sich aber
aus."
Schnelles Avancement.
Dame: Herr Major, Sie find wirk
lich rasch avancirt!"
Major: Doch nicht' so schnell, wie
Sie, gnädige Frau!"
Dame: Wieso."
Major: Nun, vor acht Wochen
waren Sie noch Gefreite, nnd jetzt süh
ren Sie schon das Regiment!"
Unmöglich.
Er sin seine Hosentaschen greisend):
Wo ist denn mein Geldbeutel?"
Sie: Jch.habe ihn vorhin heraus
genommen." Er (ärgerlich): Du, nimm Dir nur
nicht zu viel heraus!"
Sie: Ach! 's ist ja nichts d'rin!"
Variante.
Buchbinder, (der einige Blätter ver
kehrt zusammengeklebt hat): Es irrt
der Mensch, so lang' er klebt."
Erkannt,
Sie: Komm', Männe, gieb mir
noch einen Kuß, ehe Du gehst."
Er: Du, ich komme aber nicht bei
Deiner Putzmacherin vorbei!"
rn Milderungsgriind.
:er (zum Angeklagten, welcher
leid
wegen Einbruchs verurtheilt wurde):
m Sie einen Milderunasarund
anzugeben?"
Angeklagter: I bitt , Herr Richter.
der Einbruch war mit Lebensgefahr
verbunden!" '.
Malitiös.
A. : Abends, wenn ich aus der
Kneipe komme, springt mir meine Frau
schon entgegen, nimmt mir Hut und
Stock ab,..."
B. : Donnerwctter, mit dem dicken
Knüppel möchte ich nicht geprügelt
sein."
Die Hauptsache,
Student (der sich eine neue Wohnung
gemiethet hat): Mein Velociped könnte
ich da unter den Schuppen stellen ....
der Platz ist doch sicher?"
Hauswirthin: Natürlich, da riecht
kein Gerichtsvollzieher Hin!"
Unbeabsichtigter Erfolg.
Junge Tame: Ich mache mir nichts
aus Herrengesellschaft "
Bewerber: Ganz mein Fall, ich
fühle mich auch am wohlsten in Damen
kreisen, da passen wir zusammen!"
Deutlich,
Schauspielerin: Aber, Herr Direk
tor, warum wollen Sie meine Kon
trakt nicht erneuern, fülle ich denn mei
nen Platz nicht aus?"
Direktor: Ja, wie mein Ofen; der
füllt auch seinen Platz, aber er zieht
nicht!"
Ein Realist,
Dame: Sind Sie ein Änbänaer der
unsk, wenn ich fragen baxU"
Herr: Gewiß der Kochkunst!"
l'itt'cii.
Herr Wirth, das Glas ist nicht rein,
daraus trinke ich nicht."
Nicht rein? Aber ich habe ja soeben
noch selbst daraus getrunken!"
Miteinaesckksion.
Ei. ei. Herr Zustizrath, Sie sind in
den letzten Ahren, seit ich Sie nicht ge
sehen, ordentlich jünger geworden." '
Na. w i r können 's auch gebrauchen,
gnädige Frau!"
Sem ekeimni.
Vmi üt iMurne.
Gläubiger: .Tie eckmuna ist aam
abgerissen, s oft habe ich sie Ihnen
vorgezeigt."
Schuldner: O, 'n halbes Jahr geht
sie immerhin noch mit!"
'1