f Gogol! Noorllme von Hermann Heibeig, Nun waren es gerade zehn Jahre, seit dem Ponrad Gogol in das Bankhaus Von Palacios & Comp. als erster Buch Halter eingetreten, und gerade fünf Iah seitdem ihm on dem phes dieser , Weltfirmai Subprocura für die Esset senadlheilung ertheilt worden war. f Ja Palacioi K Comp., das war eine Firma! Sie besaß einen unbegrenzten Credit, besaß Niederlassungen an allen rohen überseeischen Plätzen, und wenn' sein mußte, vermochte sie an einem Tage in wenigen Stunden aus eigenen Be ständen eine Million Psund Sterling flüssig zu machen. In der Stadt am RathhauSmarkt befand sich der Bankpalast, da waren die Comptoir, in denen zweihundert undfünfzig Angestellte an Pulten arbei teten. Und am Alsterdam lag der andere Palast, in dem Cäsar Palacios wohnte und fürstliche Feste gab, von denen nicht nur Hamburg sprach. Welche Räume! Welche Einrichtung, welche gediegene Pracht! Wie funkelte die Equipage von Sena tor Cäsar Palacios, die jeden Morgen vor dem Hause hielt, um den Ches in's Buchcomptoir zu bringen, wie ties der beugte sich die in eiergelber Livree ge kleidete Dienerschast, wenn die Wagen thlir zuschlug und das Gefährt davon flog. Und oben guckte Felicita Palacios aus dem Fenster, ein Mädchen, wie eine Maurin mit ihrem weichen, etwas läng lich geschuittenen Gesicht, ein Geschöpf, das Männer, aber auch Frauen bezau berte. Aus schwarzer Nacht strahlten zwei feurig blitzende Sonnen. Und da sie die einzige Tochter des millionenreichen Herrn Palacios, war , sie umschwärmt von Denen, die meinen, daß sie ein Anrecht besitzen auf jeden LebenSerfolg, und ward beneidet und sehnsüchtig bewundert von Denen, welchen eine größere Rolle in der Welt zu spielen nicht einmal der Gedanke kommt. Conrad Gogol gehörte nicht zu den letzteren. Nachdem ihm in diesem Jahre zweimal der Vorzug geworden war, zu den Bällen und Maskeraden im Palacios'schen Hause eingeladen zu werden, hatte er sich mit Mienen und Worten an Felicita herangemacht, als habe chm nur die Gelegenheit gefehlt. ihr zu zeigen, daß sie schon lange der Mittelpunkt aller seiner Gedanken ge Wesen. Es hinderte ihn durchaus nicht, daß ihm iunae Militärs mit stolzem Namen und alten Wappenschildern, daß ihm die Söhne der großen Kaufmanns familien, und daß ihm Mitglieder der Gesandtschaften und Konsulate den Rang streitig zu machen suchten, oder schon mit Aussichten auf die Gunst dieses schönen und klugen !vcadcyens ncy ihr näherten. Er trat auf, als ob er ihresgleichen fei, und da Felicita natür l lich einem, ganz anderen Herrn als Tischdame zuertheilt war. wußte Gogol sich für Quadrille und Cotillon" neben ihr einen Platz als Herr zu erobern! Beim ersten Mal legte sich der schöne, schwarze Kopf etwas steif zurück; ein Anhauch von sprödem Zögern machte sich in ihren Zügen bemerkbar. Aber als er dann den Mund öffnete, in dem zwei Reihen schneeweißer Zähne unter .dem dunkeln Schnurrbart blitzten, als ' sprach mit der wohlklingenden Stimme, als er seine entschlossen blicken den, bezwingenden Augen auf sie rich tete. da neigte sie dasselbe stolze Haupt und bejahte nicht nur mit der Miene der Wohlerzogenheit, sondern mit der selben Zuvorkommenheit, die sie gleich darauf dem Rittmeister Grafen von Fürstenberg bei dessen Bitte um den Walzer spendete. Frauen find Blumen, die man wegen ihrer simpeln Gewöhnlichkeit un beachtet läßt, zu denen man sich hinab neigt, um ihren süßen Duft einzuath nun, oder nach denen man, berauscht on ihrer Schönheit, die Hand aus reckt. Sie gehören zu den letzteren, Fräu ' lein Palacios " Das hatte er gewagt, ihr zu sagen. Und von den Kaufleuten sagte er: 'Y Es ist ein Stand, der die Kunst be I sitzt, da sein Gewissen schon eingeschlä V fert zu haben, wo das Anderer laut und zagend zu pochen beginnt. .Und wohin registriren Sie die Be amten und Militärpersonen?" warf Felicita, die nach dem unbescheidenen Compliment eigentlich gesonnen ge esen, eine straff abweisende Miene auf zuziehen und doch ledhaft angezogen, hin. Die Art, wie dieser Prokurist ihres Paters sprach, gefiel ihr. Er stand klug lächelnd über den Tin gen, er besaß Urtheil und ein Seldftge fühl, daS er sogleich in die Ecke zu ftel len verstand, sobald ihm seine Klugheit Beschränkung anrieth. .Militärs gleichen in Friedenszeiten Zinnsoldaten, und Staatsbeamte stellt man an, weil sonst die 'armen Pulte in der Welt verhungern müßten." Felicita spitzte den Mund; sie läcbelte, schien aber doch nicht ganz befriedigt. .DaS klingt, als ob beide überflüssig seien. Herr Gogel.'- .Herr Gogol." betonte Koniad mit lustig verschmitzter Miene. .Einziger Sohn des Justizraths Gogol in Gör y li, wenn Sie es gnädig gestatten." A fügte er. sich grazi verneigend, hinzu. Der Jahrgang 16. Um so besser, Herr Gogol. Der Name, wie ich ihn bisher erstand, war mir nicht sympathisch! Aber nun zu meiner Frage zurück. Ich bitte, ant warten Sie. Herr Gogol I" Niemand ist überflüssig und jeder mann kann entbehrt werden, gnadiges Fräulein! Fern sei es on mir, diese Stände zu mißachten! Aber wenn man Veraleiche anstellt, kommt'S weniger auf das absolut Zutreffende an, als auf die Fähigkeit etwas unzweifelhaft Wesend lickes in die rechte Beleuchtung zu stellen, Man sagt z. B., der Mann sieht aus wie ein Bär! Daß er nicht wirklich wie ein Bär aussieht, ist ausgemacht, obschon er wie jener auf den Hinterbein nen spaziert!" Ja, Sie haben recht ich erstand auch, daß e durai piffle iiyaraiieri n. rung der Beamtenmelt den vorhandenen Ueberfluß ironrnren wollten! Da in diesem Augenblick beide von neuem zum Tanzen an die Reibe kamen, wurden sie unterbrochen, und nach dem Cottillon begegneten sie sich nur mit den Auaen., Die aber traten na, ob schon Felicita umschwärmt wurde wie eine Königin. Beim zweiten Mal, als Gogol eine Ge ellscda t bei Palacios be ucyle, ge langte das eingetretene stille Einver standniß zwischen ihnen schon zu einem aam anderen Ausdruck. Felicita hatte Gogol inzwischen ein mal auf dem Eise getroffen und auch Erkundigungen bei ihrem Vater über ihn eingezogen. Er sei ein ungewöhnlich befähigter Mensch. Wenn er sich ebenso unterzu ordnen verstände wie er tüchtig sei, so würde er ihn auch gehalten haben. Nun aber wünsche er in ein Londoner Geschäft einzutreten, und er, Palacios, dielte ibn nicht, da er arund atzllch mt mand zum Bleiben auffordere, der gehen wolle. Diese Einschränkung mißfiel jedoch Felicita durchaus nicht. Ihr Vater war herrsch süchtiger und dem Widerspruch abgeneigter als ein abessinischer Fürst, und sie begriff, daß ein so gebildeter, kluger und tüchtiger Mensch wie Gogot nur vis zu einem Grade den Nacken beugen wolle. Und es war auch geschehen. Dieser junge Mensch hatte Felicita Palacios, dieses Wunderwerk der Statur, so bezaubert, daß sie nicht nur über rascht, sondern glückselig aufjubelte, als er sie in einer der verschwiegenen Ecken der weitläufigen Prachträume des Pa lacios'schen Palastes fragte,, ob sie ihm die Ehre und das Vergnügen er weisen wolle, seine Frau zu werden!" Genau so hatte er sich ausgedrückt. Unglaublich frech war er, aber gerade deshalb so gefährlich. Also, sie hatte genickt, und er war der erste, auer der Amme und den Eltern, der den Mund dieses berauschend schönen Kindes geküßt hatte. Aber sie hatte ihm auch in einem ver zagenden Tone gesagt, daß ihre Liebe hoffnungslos fei. Nie werde ihr Vater die Partie zugeben! Ende der nächsten Woche frage ich ibn. ffelicita! Sagt er nein, dann da ben wir Zeit. Schwöre mir, daß Du zu mir halten willst, wie's auch kommen mag!" , Ja, ich schwöre es Dir, Gogel " .Warum nennst Du mich Gogel?" Weil ich Dich unter diesem Namen lieben lernte " Da küßte er sie abermals und so lange und übermüthig, daß sie ihm angstvoll wehrte und dann auch rasch in die belebten Raume zurückflog, ' Ich hätte gewünscht, daß Sie zum Schluß denselben guten Eindruck bei mir hinterlassen hatten, wie durchweg bisher, Herr Gogol! Ich sage: durch weg, denn ein störend ausgeprägtes Selbstgefühl war allezeit vorhanden, und gerade von diesem haben Sie eben eine Probe abgelegt, die mich fast glau ben machen muß, Sie feien nicht mehr recht mit den Füßen auf fester Erde. Sie halten um meine Tochter an? Machen Sie sich den Umfang und die Bedeutung einer solchen Anfrage klar!? Ja, wenn Sie einmal Socius von Rothschild oder John William Parker in London geworden sind, dann fragen Sie nach der Tochter von Caesar Pala cios. Sie thörichter Habenichts. So, das ist meine Antwort! Und nun muß ich auf die Börse! Noch eins! Sie reiken morgen früh? Hm Stecken Sie nur ich meine es gut mit Jh nen fortan alle Süffisance und alle solche Woltenluckucksheim-Gedanken ein für allemal hinter den Spiegel! Tann können Sie noch einmal tüchtig weiter kommen, gar seldftftandig werden und ein eigenes Geschäft aufmachen!" .Za. ja, i können an William Parker einen Gruß bestellen Wie. was? Eine besondere Empfehlung? Nein, die gebe ich nie. Sie haben das , Sonntagsgast Beilage zum Nebratta Ttaat-nzeigr. Zeugniß meiner Firma, damit haben sie schon einen Orden auf der Brust " Nach diesen Worten wandte sich Pa lacios, kurz das Haupt bewegend, ab. Neun Monate sind verstrichen, da steht Konrad Gogol in dem Londoner Privat'Comptoir on William Parker, der 'größten Geldfirma Englands und Indiens, und spricht: Mr. Parker! Ich habe Ihnen etwas vorzutragen! Ich bitte, mich an zuhören! Da Mr. Ruffell, Ihr Theil haber, gestorben ist, brauchen Sie einen zuverlässigen Mann, auf den Sie sich verlassen können, wie auf sich selbst! Ich bin ein solcher! Machen Sie mich gütigst zu ihrem Socius. Es soll Sie nicht gereuen.. Nein, nein! Ich bitte. Ich komme durchaus nicht mit leeren Händen, im Gegentheil ich werde innerhalb acht Tagen der Ver lobte der einzigen Tochter und der ein zigen Erbin von Caesar Palacios in Hamburg sein. Sie sagen, Mr. Gogol, Sie werden das sein. Sie sind' aber nicht! Das sind also taube NUffel Wenn Sie etwas sind, und haben und viel haben, so können wir vielleicht reden " Wollen Sie mich zu Ihrem Partner machen, wenn ich Ihnen schriftlich dar lege, daß ich der Eidam von Cäsar Pa- lacios werde. Mr. Parker?" Darüber läßt sich reden! Ich bin dazu nicht abgeneigt, Mr. Gogol. Ich erwarte also die ücachweise. aen Sie solche bei!" Mit Vergnügen, Mr. Parker. Ich bitte, mir nur einige Tage llriauv zu gewähren, damit ich herbeischaffe, was Sie erlangen. Gut denn, wann wollen Sie reisen?" In einer Stunde ' : Gut! Abgemacht!" . Wie haft Du's begonnen, Du Zau berer? Ja! Du bist ein Mann. Du weißt Menschen und Verhältnisse nach Deinem Willen zu lenken. Rasch, rasch, erzähle! Wie war Papa? Wie haft Du'S begonnen?" Ich ließ mich bei ihm melden und hielt abermals bei ihm an. Ich erin nerte ihn an seine Worte und erklärte, ich werde innerhalb acht Tagen Socius von William Parker in London sein. Er guckte mich erst an, als ob ich den Verstand verloren habe. Dann reckte er den Kopf, sal mir forschend, aber durchaus nicht ohne Wohlwollen in's Auge und forderte die Beweise. Es könne Jeder kommen und etwas behaupten! stieß er heraus. Herr Senator," rief ich. Kann ich unredlich sein, gar Betrug begehen, wenn ich fünf Jahre Prokurist bei Cäsar Palacios war ? Der sieht seinen Leuten wie Gott in's Herz. Aber trotzdem bitte ich: depeschiren Sie an William Parker, ob ich sein Partner werde?" Schön! Es soll geschehen." Und Dein Vater telegraphirte: Gogol hier. Wünscht meine Toch ter! Wird er Ihr Partner?!" Und William Parker drahtete nach dreißig Minuten in lakonischer Kürze zurück: Gogol sofort mein Partner, wenn Gogol Schmiegersohn! William Par ker." Und mein Vater?" Er schüttelte den Kopf, trat mir näher und erfaßte einen meiner Ohr läppen, er riß daran, guckte mir schmun zelnd und diesmal mit unverhehlter Be wunderung in's Auge und sagte: Wahrhaftig, Sie find ein Teufels kerl ! Und gut denn, da mir Die drüben ja doch keine Ruhe geben wird." ' Und dann schickte er mich mit einer Depesche an Dich und die Mama voraus. Er kommt sofort nach. Ah ah! Da höre ich schon den Wagen. Er ist da! Laß uns ihm entgegen eilen, zu seinen Füßen stürzen und ihm dan ken. Vorher aber rasch noch einen süßen Kuß kleine, schöne, unver gleichliche Palacios da Tu nun eiti mal mehr kur die Zunamen bin Gewiß, gewiß! Hier! Und noch einen! Einen langen, zärtlichen, mein einziger, mein lieber, mein kluger Gogol. fjans im Glück. Es giebt Menschen, denen jede Dumm heit. die sie im Leben begehen, ohne ihr Zuthun in einen lücksfall umschlägt, sodaß die Welt sich bald darüber klar ift, es mit einem heimlichen Schlaukopf zu thun zu haben. Man behandelt sie dem gemäß mit einer gewissen scheuen Hoch achtung. giebt ihnen Ehrenamter der pflegt ihr bäufigeS Schweigen bei wichti gen Beschaffen nach dem Sprichwort zu deuten: Reden ift Silber. . . . Auch mein Freund Han? Fröhlich gehörte in diese Kategorie. Schon on der Lateinschule an. wo die Mitschüler ihn als Philosophen respektirtm, weil er zu wenig ruhmredig war, seinen Man gel an Weisheit zu offenbaren, und lieber, wenn nöthig, mit den ffäusten dreinschlug, sollte es sein Schicksal blei den, daß die Leute beflansig weit mehr hinter ihm suchten, als er selbst mit dem ehrlichsten Willen aik seiner Person zu finden im Stande war. Mit ver hältnißmäßig jungen Jahren tonnte er sich bereits als den Präsidenten erschie dener Bereine, als ersten Vergnügungs rath, als Tanzorduer und was es sonst noch für wichtige Stellungen auf dieser Erde gibt, begrüßen lassen. Welche Qualen man diesem .Glücklichen mit all diesen Ehrenbezeugungen anthat, das ahnte keiner. Ebensowenig, welch heillose Verwirrungen dieser Mann zu weilen anrichtete, die sich aber stets wie auf einen Fingerzeug des Himmels als gefälliges Etrempore zu lösen pflegten, für das man ihm nachträglich doppelt dankbar war. Oft saß er verzweiflungsvoll in seinem Zimmer und kaute wüthend an seiner Cigarre. Herr des Himmels, stöhnte er, da hat man mir schon wieder ein neues Aemtchen aufgepackt. Und ich könnts doch bei Gericht beschwören, daß ich keine Ahnung von der ganzen m schichte habe. Aber da kommt nun solch eine Abordnung strahlender Männer zu mir: Herr Fröhlich, Sie sind unsere Rettung.- Sie müffen es sein, Sie oder keiner. O widersprechen Sie nicht. Das ist Ihre allzugroße Bescheidenheit, die wir an Ihnen schätzen, aber gewohnt sind. Hast du gehört? Bescheidenheit ! Und nun. hagelts Anftuerungen und Liebenswürdigkeiten aus mich Wehr losen hernieder, den sie immer wieder an das Licht der Lampen zerren. Denn ich kann den Menschen doch nicht em gegenrufen: Ich danke Ihnen, meine Herren, aber ich bin, bei Licht besehen, noch bedeutend dummer als Sie! Das wäre doch die Dummheit wirklich zu weit getrieben. . Trafen wir uns einmal bei einer Veranstaltung, deren Leitung in seine vertrauenswürdige Hand gelegt war, so sandte er mir einen Blick zu, wie ihn wohl ein römischer Augur bei Opfer fest und Vogelschau dem in das Wesen der Dinge. Eingeweihten zuzusenden pflegte. Was halfs zuletzt, er mußte sich in seine Rolle fugen. Und stehe da sie sollte ihm das Glück seines Lebens bringen. Ein ihm befreundeter Landwirth trat nach reiflicher Ueberlequnq in den hei ligen Ehestand. Die Feier sollte auf einem Gute abgehalten werden, das bei prachtvoller landwirthschaftlicher Lage nur den einen Fehler hatte, daß es von mehreren Eisenbahn-Stationen gleich mäßig verschiedene Stunden entfernt war. Auch Hans Fröhlich war geladen und als Mustermensch pünktlich einge troffen. Gegen Mittag fehlte nur noch ein junges Brautpaar, das jedoch seine Ankunft fest zugesichert hatte. Nach seinem Wohnorte konnte man mit tim qer Gewißheit denjenigen der verschiede nen Bahnhöfe bestimmen, an dem es den Zug verlassen würde, und da ja der gewandte und dien tdefli sene Herr Fröh lich zur Hand war, so hätte man keinen bessern bitten können, mit dem Wagen nach der Station zu fahren, um die säumigen Herrschaften so schnell wie möglich heranzuholen. Nachdem man ihm zur Genüge den Sachverhalt erklärt hatte, entließ man ihn mit vielen genswünschen. Behaglich in die Lederpolster des Halbverdecks gedrückt, fuhr Hans in den schönsten Sommertag hinaus. Der Himmel zeigte nicht das kleinste Miß- muthswölkchen, die Sonne meinte es gut, blaue und gelbe Schmetterlinge tummelten sich auf den werten Wiesen, die mit dem bunten Schmelz blühender Blumen überzogen schienen Hans fühlte sich frei und glücklich Er war froh, auf ein Stündchen oder zwei den lachenden und plappernden Menschen entflohen zu sein, die die unangenehme Angewohnheit hatten, ihn stets mehr zu fragen, als er beantworten konnte. Eine süße Trägheit überkam ihn. Nichts denken, nichts wollen, nur die Gottesnatur auf sich wirken lassen. Auch auf den pferdelenkenden Knecht schien das Gefühl übergesprungen zu sein, denn er senkte den Kopf und träumte von Liebe oder Trinkgeldern, und die wackeren Rößlein waren wohl erzogen genug, ihn nicht durch hitziges Ausgreifen in seinen köstlichen Betrach tungen zu stören, sondern verfielen in einen angemessenen Schritt. So ging es eine gute Strecke lang. Plötzlich saufte Hans Fröhlich auS seiner Wagen ecke empor und, den Reft seiner Upmann wie weiland Sehdlitz seinen Pfeifen stumpf hoch in die Luft schleudernd, schrie den jählings zusammenschrecken den Knecht an: Ter Zug, der Zug! Schockfchroerenoth, jetzt gehen auch noch die Lud durch." Und mit einer krei selförmigen Bewegung schlug er in den Wagen zurück, wahrend die Pferde, o. 5t. durch den ungeahnten Aufschrei Fröh lich's und durch das schreckhafte Zügel anreißen des Kutschers scheu geworden, dahinrasten. Links lag die Bahnhofshalle, die der Zug schon vor etlichen Minuten ver laffen hatte, und auf der Landstraße vor ihnen bewegte sich eilends ein jun qes Paar in entgegengesetzter Richtung des Gutes, die einzigen Passagiere, die an diesem weltverlorenen Nest ausge, stiegen waren. Und am Bahnhofs gebäude vorbei sauste der Wagen wie ein Gewitter, die Straße entlang, auf das Paar zu, das, ihn erblickend, schreiend zu flüchten begann. Mit ge- spreizten Beinen stand der Knecht auf dem Bocke, aus Leibeskräften die Zügel kurz ziehend und aus rauher Kehle ein Halt, halt!" donnernd, in das sich das Hülferufen Hans Fröhlich s kläglich hw einmischte. Endlich war es der Krast des Bauernburschen gelungen, der Thiere Herr zu werden. Zitternd und dampfend hielten sie dicht neben dem Paare, das am Gmdenrande mnetnge sunken war, als erwarte es sein Todes- urtheil. Hans Fröhlich sammelte sich. Er trat auf die jungen Leute zu und mit einer Stimme, aus der noch die leiden schaftliche Erregung herausklang, fragte er: Sie tote wollten zur Hochzeit?" Mit einem Klagelaut brach die junge Dame vollends in ich zu ammen, ma rend der in jüngster Jugend stehende Herr ihn hülflos anstarrte. . Hans Fröhlich rang noch immer nach Athem. Bitte in diesen Wagen, ein- zusteigen," stammelte er. Ich bin aus, geschickt, sie zu holen. . Ohne Widerrede kletterten die also Angeredeten in das Gefährt und kauer ten sich stumm und crgebungsvoll in die Eilen. Hans besprach sich kurz mit dem Kutscher, dem selbst am meisten daran gelegen schien, daß das Mißgeschick ver heimlicht blieb, setzte sich dann dem Paare gegenüber und hüllte sich, da er schlechterdings nichts passendes zu sagen wußte, ebenfalls in tiefes Schweigen. So wurde der Heimweg angetreten und zurückgelegt. Nach einer Stunde Fahrt bog der Wagen in den todtenftill da liegenden Gutshof ein. Eine herbei gelaufene Magd theilte ihnen mit, daß die Trauung gleich zu Ende sein müsse. Hans begab sich deshalb mit seinen Schützlingen in's Empfangszinmer, in das sich die Neuvermählten nach dem feierlichen Akt auf kurze Minuten der Erholung zurückziehen wollten, um als dann Cour abzuhalten. Grade waren sie eingetreten, als sich eine Thür öffnete und das Hochzeitspaar erschien. Mit erstaunten Augen blickten sie auf die bereits Anwesenden. Die von ihnen Erwarteten waren längst von einem an dern Bahnhof aus eingetroffen. Hans Fröhlich trat vor. Meine Herrschaften," begann er, hier bringe ich Ihnen die Vermißten, welche " Weiter kam er nicht. Aufschluchzend hatte sich das junge Mädchen der Braut zu Fußen geworfen. Verzeihung, Verzeihung!" wimmerte sie. Ich hätts ,a auch nicht gethan Aber er sagte, es müßte so sein " Die junge Braut fragte: Warum haben sie Ihre Eltern verlassen?" Ich weiß es selbst nicht!" Wann sind Sie abgereist?" Heute früh," Und heißen?" Jda Liebling aus D." Ah.'' bemerkte Herr Fröhlich, die Tochter des Fabrikanten Liebling." ,;Wie alt sind Sie denn, meiu Kind?" fragte die Braut theilnehmend. .Siebenzehn." Und Sie?" fragte der Bräutigam den lungen Mann. Ich werde in sieben Monateu acht zehn " Der Bräutigam führte nun den v- zweifelten Jungling einstweilen in sein Zimmer: während die Braut das ver meinte Madchen in ihre Gemächer ge leime. Sagen Tie mal, Sie Tausendsassa," lachte der zurückkehrende Gutsbesitzer, wie haben Sie nur das Unglück wie der so schnell erspähen und vereiteln können?" O," erwiderte Hans erröthend. .Die beiden rasten vor uns her auf der Landstraße wie aufgescheuchte Hühner. Tas kam mir den verdächtig vor, ich setzte ihnen auf Tod und Leben nach und donnerte sie an. Sie gestanden auch gleich, daß sie zur Hochzeit woll ten, und da nahm ich sie vorläufig mit." Sie sind ein großartiger Mensch, Fröhlich." Man hatte dem alten Herrn Liebling telegraphirt. Gegen Abend schon traf er ein und saß im Beisein Fröhlich's in einem entlegenen Zimmer über die Uebelthäter zu Gericht. Wie immer ging das Weib straflos aui, während sich bald darauf der junge Herr, eine romantisch veranlagte Tanzstunden bekanntschaft, zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof machte, mit solch hochrothen Wangen, daß man sich zu der Annahme berechtigt fühlte, nicht allein die Scham habe sie also gefärbt. Fröhlich aber wurde feierlich als Lebensretter pro klamirt und als bevorzugter aus freund im Kreise der Liebling'S aufge nommen. Zwei Jahre später trat er mit der hübschen Jda eine Hochzeitsreise an, die aber diesmal ohne (Störung verlief. Ich kenne kein glücklicheres Paar un ter der' Sonne. Frau Jda hat eine unbegrenzte Hochachtung vor ihrem Gatten, dessen Blicken, ie sie aus Er fahrung weiß, nichts verborgen bleibt. Und Hans ist selig im Besitz einer Frau, bei der er niemals in den Verdacht der Dummheit gerathen kann. Die Mensch heit aber schließt sich dem Urtheil der Frau an. - ' ' ' , .' Nur mich mißt Hans beim Eintritt in sein Haus immer noch mit dem be wußten Augurnblick. Er hat mir in schwacher Stunde die Geschichte einmal erzählt. Aber ich plaudere sie ja nicht weiter. Di neue Frau!". Eben hatte ein Zug der Union Pa eific-Eisenbahn die Station Omaha, Nedr,, verlassen, als eine schöne, fein gekleidete Dame den Wagen für Raucher betrat und sich ohne Weiteres auf einem Sitze niederließ. Ein hinter ihr sitzen der Herr tippte sie auf die Schulter und sagte: Verzeihen Sie, meine Dame' Es ift dies der Wagen für Raucher." -Ich danke Ihnen! Ich dachte es!" war die Antwort. Damit brachte unsere Schöne eine feine Schachtel Cigaretteir und ein Schächtelchen mit Wachszünd Hölzchen zum Vorschein, und gleich dar auf half sie die blauen Tabaksmölkche in dem Wagen vermehren. Man lä chelte, grinste, ließ gedämpfte Bemer kungen fallen und warf verstohlene Blicke nach der Raucherin, dieselbe ließ sich jedoch nicht stören, und bald hatte man die Sache über dem Studium der Morgenzeitungen und Journale, in die sich auch die Dame vertiefte, vergessen. Hinter South Omaha erschien der Zug führn im Wagen, und die Cigarrette zwischen den zarten Fingerchen der Dame nicht bemerkend, sagte er: Ma dame! Das ist nicht der Platz für Da men!" Wirklich?" erwiderte die An geredete. Ist das nicht der Rauchwa gen für die Passagiere des Zuges?" Ja, Madame!" war die Antwort. Nun gut!" sagte jetzt die Neue!" Ich rauche, und deshalb bin ich hin!" Hier werde schmerzlos Zckhn ' herausgenommen", las Herr Huber, als er die Stadt be suchte, an einem ganz neuen Schilde.' Da er schon längere Zeit einen brisen Zahn" hatte, trat er ein und fragte den entgegenkommenden Zahnkünstler miß trauisch: Thut's aber auch wirklich nicht weh?" Meine Methode, die Zähne herauszunehmen, schmerzt nicht, nehmen Sie nur Platz, ich werde sie Ihnen sogleich erklären." Damit nahm ex eine Zange und that an dem Zahne einen machtigen Ruck, so daß Herrn Huber Hören und Sehen verging. Sehen Sie," sagte er, so nahm man die Zähne früher heraus." Nun riß er nochmals an dem Zahn, so daß Herr Huder aufschrie. Nicht wahr, das schmerzt auch? Ja, das ist die Methode von meinem Concurrenten da drüben. Und jetzt paffen Sie auf," sagte er, den ganz losen Zahn mit den Finger her ausnehmend, sehen Sie, so mache ich es das thut doch gewiß nicht weh?" Schlagfertig. In einem Wohlthätigkeitsbazar zu Paris ward einst eine Sammlung für die Hinterbliebenen verunglückter See leute veranstaltet. Eine der sammeln den Damen, die Marquise Briffac, eine reizende junge Dame, tritt mit ihrem Teller an den Lord Lington her an. Danke! Ich habe schon gegeben!" tönt es ihr trocken entgegen. Sie der beugt sich lächelnd, wie nur eine Fran zösin lächeln kann. Da holt der Lord ein Goldstück heraus und legt es ihr auf den Teller mit den Worten: Hier! Das ift für ihr schönes Auge!" Ich hab' zwei, mein Herr!" entgcgnet die Marquise, und der Lord spendet unter dem beifälligen Lächeln der Um stehenden ein zweites Goldstück. Ein vnffikus. Du, Mama, gieb mir doch Geld!" Ja. wozu willst Tu denn schon wie der Geld." .Ich ich ich möchte Dir aerne etwas zu Deinem Geburtstag kaufen. wenn er kommt. Deshalb. Merkwürdig, daß der junge Doktor ts die aemnknlick f:fcn tilih.nhn stet Madchen zum Tanz auffordert." ,.. ! ein Wunder. Er ift Botani ker und interessirt sich deshalb für Mauer blümchen." Entgegenkommend. Onlel: .Tu mufct f.nn nti.4uftri. aen. lieber jPiu.io hui i k Munin 'coreioe, ver iu weißt, bei meinem Alter...." Neffe Student): Ach. Onkel, ich könnte Dir ja immer einige fertig ge schriebe Postanweisungen zuschicken!" r I