Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 07, 1896, Image 12

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    Der Husarenritt meines Gnkels,
Bo Pelkr ritt,
Ich wäre die Wette nicht eingegan
gen, Onlel. Mir kommt nämlich die
ganze Geschichte höchst brenzlich vor."
Kann ich mir ledhaft denken, lieber
Junge. Ihr jungen Leute wollt näm
lich manchmal iiberschlau sein und tappt
insolge dessen mitten in die schönste
Dummheit hinein. Höre noch einmal.
Die Sache, um die ti sich handelt, ist
verblüffend einfach. Ich kaufte vor
einiaen Monaten eines der Dienstpferde,
die das X-HusareN'Regiment alljährlich
ausrangirt. Frage Numero Eins: Ist
tw-sfta?"
Sebr klar. Onkel, aber wie kam
....?"
Papperlapapp! Nicht vorgreifen
Das Andere kommt sofort. Als er,
niinftiger Mann nehme ich mir vorher
den Wachtmeister in's Gebet und frage
ibn. natürlich mit einem Händedruck,
auk Eta und Gewissen, welches der
Tbiere er mir empfehlen könne. Ohne
mit der Wimper zu zucken, zeigt der
Mann sofort auf den Braunen, der mir
schon vorher in die Augen gestochen, und
ich gehe sosort
Hin, und kaufe ihn. Aber,. ..'
Nein, Bruder Naseweis, ich gehe so
fort zu Rittmeister Schwede, aus
dessen Schwadron stammt nämlich der
Gaul werde aus 3 Mündlich te ein
fangen und zum Sitzen genöthigt! eine
Flasche Rothspohn, eine y igarre, eine
gemüthliche Unterhaltung, und mitten
d'rin so von ungefähr die Frage, ob
nicht heute der vom Regiment an,
gesetzte Verkauf der ausrangirten
Dientvferde sei., Merkst Tu was.
Junge? Du wärest natürlich sofort
beim Emtritte mit Deinem Anliegen
losgeplatzt und loärest ebenso natürlich
mörderlich eingeseist morden; denn vei
Pferdeverküufen muß man das Terrain
ffilk für mb auskundichasten, kalt blei
ben, wie ein Eiszapfen, aber doch die
Ohren spitzen, wie ein Jagdhund. Na
gut. Der Rittmeister bqaht meine
Frage und meint so nebenher, ob ich
etwa kausen wolle. In diesem Falle
wolle er mir na was?"
Mit Arm und Bein behlllflich sein
zu einem ordentlichen Reinsall."
Na, dazu gehören Zwei. Nein, er
könne mir den Braunen aus seiner
Schwadron empfehlen. Das sei ein
Thier, wie geschaffen für mich. Ohne
jede Vorbereitung, ohne eine Ahnung
davon, daß mir gerade das Pferd ge
siel, empfiehlt er mir just den Gaul.
Dazu kommt, daß der Vater des Ritt
' meisterS ein guter Freund von mir ist
von der Universität her und daß mein
Gegenüber absolut kein Interesse daran
hatte, ob der Verkauf viel oder wenig
einbrachte."
In den Pierdhandel gilt kein
Jründschast," sagt Onkel Bräfig."
Ob Freundschaft oder nicht, jeden
falls bin ich mit dem Braunen sehr zu
frieden. Das Thier hat alle Gangarten
vorzüglich, ist nicht bissig, bockig usw.,
u. s. w. Glaubst Du etwa, ich hatte
erwartet, der Gaul solle nebenbei die
Mandoline spielen? Warum sollte ich
mit einem so beschaffenen Thiere nicht
die Wette eingehen, daß ich morgen bei
dem Mannöver alle Bewegungen des
Regiments, bei dem mein braver Brau
ner gestanden, mitmachen werde? Haben
doch die Militärpferde für derartigen
Drill bekanntlich ein merkwürdiges Ge
dächtniß. Ich lege also dem Thier
ruhig die Zügel um den Hals und lasse
es den Korb Seit gewinnen, um den
wir gewettet haben. Der Husarenritt
wird gemacht. Basta !"
So lag die Geschichte. Mein Onkel,
ein Herr von beiläufig 56 Jahren, bei
dem ich, wie alliahrlich, meine Ferien
verlebte, hatte sich die Marotte beiqe-
legt, er sei ein guter Reiter, und zwar
lediglich deshalb, weil, er von seinem
vor einiger Zeit erstandenen Husaren
gaul noch nicht heruntergefallen war.
Das Thier schien, soweit man es bis
jetzt beobachtet hatte, lammfromm und
sehr ausdauernd zu sein, aber eine
Ahnung sagte mir. daß aus dem
Husarenritt" keine Lorbeeren für den
ölten Herrn sprießen würden. Abends
gestand er mir in seiner gutmütig-
jovialen Art. daß er beim Inspektor
eines benachbarten Gutes, der Unter
ossizier bei den Dragonern gewesen
war. Reitunterricht genossen oder viel
mehr den früher genommen nochmals
durchprodirt habe. Ader das beruhigte
mich nur theilweise. Mir schien die Ge
schichte nach wie vor nicht geheuer.
Am anderen Morgen in der Frühe
weckte mich mein Gastgeber, der in der
übermüthigste Laune war, und dessen
Antlitz in Sieaesfreude strahlte. Er
saß schon im Sattel, sobald mir nur
Zeit blieb, eilends eine Tasse Thee zu
genießen. Wir könnten einntal aus
nahmsweise und nach Art der Hunnen
auf dem Pferdcrücken frühstucken,"
meinte er, und wies mir ein großes
Pack Schinkenstullen, die er seiner Sat
teltaschk entnahm.
Mein Roß. ein Kärrner, der einst
bessere Zeiten gesehen, der jetzt aber in
des Lebens Jammer alle fröhlichen Ge
danken verloren und sichere Garantie
gegen schnellere Gangart, als Hunde
trab, bot. stand und starrte gleichgültig
den unruhig scharrenden Braunen an.
Ist'S nicht, als ob das Thier wüßte,
um was ti sich bandelt und uns feine
Zuversicht auf einen guten Ausgang
der Wette darthun wolle?" fragte mich
der äußerst rosig gelaunte Onkel, als,
ich im Sattel saß und nun eine der mir
überreichten Schinkenschnitten in Arbeit
nahm.
Dein Brauner ist eine alte Kokette
und reiiommirt bloß vor meinem Ar
beitsgaule," antwortete ich bissig, denn
mich ' wurmte eS, daß ich statt des vor
ziiglichen Frühstücks, das unser wartete,
mich mit einem Schinken abplagen
mußte, der die Eigenthümlichkeit besaß,
daß das Stück, das man in Angriff
nahm, immer größer wurde im Munde.
Der reine Gummi!
Lab nur." tröstete mein Onkel,
desto herzhafter wird'S Dir nachher
schmecken."
Nach etwa einer Viertelstunde gelang
ten wir in die Nahe der Truppen
Man rüstete zum Aufbruch und
schenkte unS wenig oder gar keine Auf
merkfamkeit. Laute Kommandomorte
erfchallteu hüben und drüben und lang,
sam kamen Menschen, Thiere und Ge
räth in Fluß, in der Richtung aus den
Feind zu, bei welchem un ere Husaren
waren. Weit vor uns auf der Höbe
wogten dunkle Massen, und im Borden
gründe hatten sich schon Schützen
schwärme eingenistet, die hier und da
die Vorposten beschossen. Da konnten
wir nicht durch. Wie ich aus Ersah
rung wußte, Iprühte aus der ganzen
Linie bald jeder Baum und Strauch
Feuer. Wir ritten also seitwärts ab
und suchten vor einem Infanterie
Regiment vorbeizukommen, das soeben
in die Gefechtsstellung einrückte.
Mein Pferd blieb trotz des uns um
gebenden Getöses ruhig und Irichaüt
tig. Anders der Braune. Schon als
die Kommandoworte ertönten, war er
lebhafter geworden. Er spitzte die
Ohren und betrachtete, wie es schien,
mit großem Interesse die glitzernden
und schimmernden Uniformen. Aus
der Ferne dröhnt der erste Kanonen
schuß, die Signalklänge verdoppeln sich
und regeres Leben beseelt das Ganze.
Schon knattert es lebhafter auf Seiten
des Feindes, aber bei uns erwidert man
das Feuer nur mäßig im Vordertreffen.
Nun ist es Zeit, im Trabe vor den In-
santmsten vorbeizueilen, eine Wendung
nach rechts zu machen und dann auf die
Husaren zuzustreben, die soeben in der
Ferne sichtbar werden. Da! Aus
nächster Nähe ein Artilleriefeuer, daß
die Erde dröhnt, und gleich hinterher
eine volle Salve des Bataillons, das
wir zuerst erreicht hatten. Selbst mein
Karrenpferd stutzte. Des Onkels Brau-
ner aber war plötzlich wie elektristrt.
Hoch auf die Hinterbeine stieg er auf,
stürzte mit wüthenden Sätzen nach vorn
und schlug dann mit beiden Hinter
fllßen zugleich aus. Sein Reiter suchte
den Hut fester auf den Kopf zu drücken,
aber vergeblich. Hut und Perrücke
schienen Leben bekommen zu haben und
sich voll teuflischen Frohsinnes an dem
Hexensabdath zu betheiligen, der auf
dem Pferderücken vor sich ging. Wie
ein Gmmiball hopste mein guter Dater
bruder auf und ad, als lebender Be-
weis dafür, daß die Wiederholungen
in der Reitkunst, die er mit dem Guts
Inspektor angestellt hatte, doch wohl
nicht gründlich genug gewesen waren.
Ich suchte der rasenden Bestie in die
Zügel zu greisen, aber mein Thier
wandte sich nicht schnell genug, um die
Ausführung dieses Planes zu ermög
lichen. Der Braune war eben überall
und nirgends; wie der alte Mann oben
blieb, ist mir unerfindlich. Jetzt wieder
eine Minute Pause, als wolle die Bestie
etwas überlegen. Hat sie das wirklich
gethan, so war der Plan, den sie aus-
brütete, ein höllischer. Vorwärts ging s
nämlich jetzt in sausender Carriere in
die staunenden Menschenhaufen hinaus.
AIS wolle das Thier seine Verachtung
ausdrücken gegen alles, was hinter ihm
lag, feuerte es ab und zu aber in immer
rascherer Folge mit den Hinterbeinen
aus. Entsetzt stob man zur Seite. Im
Nu waren Roß und Reiter entschmun
den wie eine Erscheinung und nur der
Hut und die Perrücke, sowie einige
Schinkenstullen zeigten dem erstaunten
Kriegsvolk, welchen Weg die wilde Jagd
genommen hatte.
Mein Karrengaul hatte ugenschein
lich eine ganz pferdemäßig schlaue Auf
fassung von der Sache: Wozu der
Radau?" wird er gedacht haben, denn
er gab s:in Mißfallen dadurch kund,
daß er Kehrt machte und trotz meines
Protestes ruhig dem heimathlichen Stalle
zuschritt. So kommt es, daß ich den
weiteren Verlauf der Jagd nur aus dem
Munde des Nächstbetheiligten. meines
Onkels, weiß.
Bei jedem Rucke," so erzählte die
ser. den das mit allen Gebeinen nach
hinten ausschlagende Thier verursachte,
flog ich senkrecht in die Höhe, wie eine
Rakete. Kaum saß ich wieder, so gab
ein neues Ausschlagen mir Gelegenheit,
meine aronautischen Ausflüge, mein
Schweben im Weltall nochmals zu be
innen, sodak ick drei bebauvten dar?. I
ich habe den größten Theil des Weges! daß Tu mir jetzt, mitten im Winter,
in der Lust zugebracht. Ueber Gräben. I bei diesem Schneegestöber einen Mai
Hecken und Mauern ging es weg. nie j kam. und zwar einen der lebt, vorzei
sind die preußischen Infanteristen so ; 8 kannst?"
ausgerissen, wie vor dieser wüthenden! Lieber Onkel, das ist freilich un
Mahre. möglich, und da es Deiner Aussage
Der Erfolg scheint die Bestie, die in-, nach ebenso unmöglich ist, Vharlotte zu
folge des von allen Seiten knatternden ! meiner Gattin zu erhalten," erwiderte
und dröhnenden FeuerZ stets rillender i ich traurig, fo muß ich nun zebroche
sich geberdete, tollkühn gemacht zu ha nen Herzens in die Fremde ziehen."
den. denn nachdem sie die nächst gelege Schon hatte ich meinen Hut in die
nen Schützenschmarme unter Millionen !
Donnerwetter von Militär mit und ohne
Charge aufgelöst, iah sie ftch ein in ,
Carree formirtes Infanterie-Regiment '
als Objekt ihres Angriffes aus. Was
keinem französischen Reiter Regiment
gelungen, das brachte dieser Satin zu
wege. j
Die helle Verzweiflung, die auf mei
nem Gesichte zu lesen war," sagte mein
Onlel, erregte anfangs das Gelächter
der Soldaten, als aber mein Pferde
teufel ohne mit der Wimper zu zucken
geradezu schnurstracks im Galopp auf
die Linie losfuhr, da öffnete sich der
Frechheit eine Gasse", denn niemand
mochte ohne Noth dem verrückten Gaul
Stand halten. Der war bald mitten
im Carree und begann dort die eingangs
beschrievenen Borstellungen von neuem,
Munter hämmerte er nach allen Rich
tungen, bis er unter negativen Segens
wünschen, die er sich und mir von allen
leiten eindrachte.alles durcheinander ge,
wühlt hatte. Zum Abschiede schlug er
noch mit dröhnendem Bum ! ein Loch in
die große Trommel, drehte sich auf den
Hinterfüßen im Kreise, als ob er nach
allen Richtungen hin das Feld seines
Wirkens überschauen wollte und jagte
davon. Wohin? Es war wirklich und
wahrhaftig Plan in dem Gehade des
Satans! Schnurstracks ging's nunmehr
aus den Generalstab los.
Dort lachte man schon nicht mehr über
uns, denn man hatte, obgleich nur von
weitem, meinen Braunen bei der
Arbeit gesehen. Ehrerbietigst machten
uns die Generalität und alle Offiziere
Platz und suchten eine Stelle aus. wo
sie vor dem Teufel in Pferdegestalt
sicher wären. Da kommt er, da kommt
er, da kommt er!" hörte ich rufen
wenn ich vorbeischoß. Inmitten der hin
und her goloppirenden Pferde des 5ta,
des erfaßte meinen Gaul von neuem die
sucht, seinen Cancan zu produziren.
Ein blutjunger Adjutant schien die Ge
legenheit günstig zu finden, um sich für
das Vaterland zu opfern. Todesmuthig
jagte er auf uns zu und ließ die Klinge
flach, mir dicht an meinem kahlen Hin
terkopfe vorbei, auf des Pferdes Rücken
sausen. Ein furchtbarer Ruck, ich
fliege einige Meter höher, als vorher,
und als ich wieder herniedersteige aus
höheren Regionen, da finde ich keinen
Gaul mehr. Dumpf dröhnend schlage
ich auf, glücklicherweise mit dem richti
gen Körpertheil, und dazu auf einer
Stelle, die durch des rasenden Gaules
Hufe fo gelockert war, daß ich eine ge
nllgend weiche Unterlage fand. Trotz
dem betastete ich mich nach allen Seiten,
denn mir schien es undenkbar, daß ein
Mensch solchen Ritt mit heilen Gliedern
zu Ende bringe. Dank meinem guten
Sterne war mir dies gelungen."
,,ast Du die Husaren lletroffen.
Onkel?" fragte ich.
Na, Junge," rief der biedere Herr
fröhlich, frage lieber, ob sie mich ae
troffen oder gesehen haben. Gesehen
worden, das wette ich, bin ich überall,
denn ich habe wohl zweimal das Manö
verfelb abgejagt, aber gesehen habe ich
selbst blutwenig, da ich mit mir und
meinem Vierfüßer gerade genug zu thuu
gehabt habe. Die Wette ist verloren:
aber habe ich auch gerade nicht einen
Husarenritt voll Schneid mitgemacht, so
macht doch, das wette ich. der schneidigste
Husar nicht den Ritt nach, den ich ge,
macht habe."
Der Sekt wurde mit )em Offiziers
corps der X-schen Husaren getrunken,
und selten ist soviel gelacht worden bei
einem Frühstück, als damals, wo jeder
ein neues Bravourstuik meines reitkun
digen Onkels und seines Braunen zum
eflen geven tonnte.
Der Alaikäfer,
Humorezke von W, H ü g e l.
Mein Büschen Charlotte liebte mich.
und ich liebte sie. Ihr Papa war sehr
reich, der meinige sehr arm, und schon
glaubte ich, auf das Glück, sie je die
meinige nennen zu dürfen, verzichten zu
müssen denn das stand sest, mein
Onkel hatte die Absicht, seine Tochter
nur einem reichen Manne als Gattin zu
geben als ein Zufall die Sache zu
meinen Gunsten änderte.
An einem Wintertage, als dicke Wol
kenmassen am Himmel dahin jagten
und die Erde mit einer solchen Last von
Schnee überschütteten, daß alles in
ihrem Bereiche weiß aussah, faßte ich
mir ein Herz und klopfte an des
Onkels Thür, um bei ihm um die
Hand Charlottens anzuhalten. Ob
gleich ich, wie bereits bemerkt, nur sehr
wenig Aussicht hatte, dieselbe zu erhal
ten, wollte ich doch nicht unterlassen,
wenigstens den Versuch zu wagen.
Nachdem ich dem Alten meine Absicht
zu erkennen gegeben, lachte er mir
geradezu ins Geficht. Armer Junge,"
meinte er, sag 'mal. bei Dir scheint es
nicht richtig im Oberstübchen zu sein?
Tu, ohne Stellung in der Welt, ohne
einen Pfennig Vermögen, willst meine
v yariotte geiratgen? Nein, mein Junge.
Mau. das ist gerade so unmöglich, wie
Hand genommen und wollte zur ThUr
oinaus.
als mich plötzlich ein Gedanke ;
durchzuckte, der mir den Wea leiste,
wie ich am Ende doch noch mein Baschen
als Gattin heimfuhren konnte,
Onkel, wenn es mir aber nun doch
gelänge. Dir mitten im Winter einen
lebenden Maikäfer zu zeigen, würdest
Du mir die Hand Charlottens dann zu
sagen?"
Ja. mein Junge," erwiderte der
Gefragte und schüttelte sich dabei vor
Lachen, wenn Dir diese Unmöglichkeit
gelingt, dann soll auch die andere Un
Möglichkeit, daß Du Charlotte zur
Frau bekommst, aus der Welt geschafft
ein.
Adieu, Onkel," rief ich freudig beim
Abschied aus, in acht Tagen soll Dir
der Maikäfer aus' der Hand herum,
krabbeln !"
Narr," rief der Onkel mir nach und
schüttelte den Kopf darüber, daß ich so
thöricht sein könnte zu glauben. jetzt im
Winter einen Maikäfer herbeischaffen zn
können.
Dieses Kunststück brachte ich aber doch
fertig. Nachdem ich die Villa, in der
mein angebetetes Büschen schaltete und
waltete, verla en. eilte ich nach Hause,
holte daselbst eine große Schaufel und
ging dann mit dieser in den Garten,
der ich hinter meiner Wohnung be
fand. Dort kehrte ich mit einem Besen
ein großes Stück Erde von betn Schnee
rein und fing dann mit einer Emsigkeit
an zu graben, als gelte es, den größten
Schatz zu heben. Ich hatte Glück, denn
schon nach den ersten fünf Minuten
fand ich, was ich da unter der Erde
suchte, einen Prachtkerl von einem
Engerling. Rasch steckte ich ihn in die
Hosentasche, eilte hinaus in meine wob-
nung. legte ihn in eine mit Watte aus-
gepolsterte Schachtel, stellte ihn hinter
den Ofen, den ich einheizte und dessen
Feuer ich Tag und Nacht nicht eher aus
gehen ließ, bis das Wunder vollbracht
war. Sieben Tage welche bangen,
qualvollen Tage waren es für mich !
brauchte der Käfer dazu, bis er sich ent
schloß, ftch meinen Blicken darzubieten.
Er mag sich schön gewundert haben, als
ich ihn zur beeren Besichtigung an das
Fenster brachte und er draußen die
Dächer mit Schnee bedeckt sah, er, der
glaubte durch die Wärme der Sonnen
strahlen und nicht durch diejenige mei
nes OfenS zur Auferstehung erweckt
worden zu sein.
Ich legte ihn wieder in die Schachtel,
barg dieselbe in der inneren Tasche mei
nes Rockes und sprang dann nach der
Villa meines Onkels. Dieser saß auf
dem Kanapee und hörte mein Kommen
nicht, da er gerade sein Mittagsschläf
chen hielt. Auf den Zehen schlich ich zu
ihm, nahm den Maikäfer aus der
Schachtel und setzte ihm denselben auf
feine Hand.
Brr, Teufel noch 'mal, was ist
denn das?" Mit diesen Worten fuhr
er, durch das Krabbeln des Maikäfers
dazu veranlaßt, aus feinem Schlummer
auf.
Onkelchen," sagte ich, das ist ein
Maikäfer, ja. schau ihn nur recht groß
an. ein wirklicher, ein lebender Mai-
läset ! Gefällt er Dir?"
Teufelskerl," murmelte der Alte in
Bart, hat der wirklich diese Unmög-
lichkeit fertig gebracht! Na, Junge,"
rief er dann laut, ich will Dir an Ge
schicklichkeit nicht nachstehen. Du hast
Unmögliches fertig gebracht, ich will s
auch können. Charlotte soll Deine Frau
werden !"
Diese hatte die Thüre soeben geöffnet
und die letzt gesprochenen Worte noch
vernommen. Mit einem Freudenschrei
sprang sie mir an den Hals, dann eilten
wir beide auf den Onkel zu, umarmten
diesen, und der Maikäfer flog von des
Onkels Hand weg, schwirrte um unsere
Köpfe herum, gleichsam als wollte er
mit seinem Gesumme die Freude bezeu
gen, die er darüber empfinden mochte,
dazu beigetragen zu haben, daß wir
zwei uns liebenden Menschenkinder uns
jetzt zu den Glücklichsten der Sterblichen
zählen durften.
kändlich schändlich.
Karl von Stangen erzählt in seiner
Reife- und Verkehrszeitung" von einem
Abend in einem Drusendorf auf der
Höhe des Libanon u. a. Folgendes: In
dem Hause, in dem ich die Brautaus-
stattung eines Drusenmädchens besichtigt
hatte, wurde ich zum Essen eingeladen,
In dem Jimmer wenn man eine
Wohnung mit kahlen Lehmwänden, in
die das Licht durch eine niedrige Thür
und einige einfache, in der Wand an,
gebrachte Löcher dringt, als Zimmer
bezeichnen will würd ein Strohteppich
ausgelegt, und man forderte mich auf,
mich vor: niederzulassen.. An meiner
linken Seite saß die Braut, an meiner
rechten eine andere Trusenfrau und
weiterhin im Kreise, selbstredend sammt
lich mit untergeschlagenen Beinen, vev
schiedene Männer und Frauen, bunt
durcheinander. Nacheiner kleinenWeile
erschien ein junges Trusenmüdchcn und
brachte eine grosze hölzerne Schüffei, in
der sich eine Art Eierkuchen bekund, und
fetzte diese Schüssel in die Mitte des
Kreises. Ich muß hier bemerken, daß
die Trufknfrauen und Madchen sich nicht,
wie die Mohamcdanerinnen, verschleiern.
Sie tragen zwar ein weißes Tuch über
dem Kops, das sie auf der Sttaße,
wenn man ihnen begegnet, etwas vor den
Mund halten, aber im Hause legen
sie die Hülle, auch wenn Männer zu
gegen find, vollständig ab. So hatte ich
auch hier Gelegenheit, die nicht unschö
nen Züge der sämmtlichen Frauen und
Mädchen bewundern zu können. Die
Braut griff zuerst nach der in der Hölzer
nen Schüssel befindlichen Speise, indem
sie ein Stück don dem Eierkuchen ad
brach, dieses in einen Napf saurer
Milch tauchte und zum Munde führte.
Ihrem Beispiele folgte die ganze Gesell-
schast, und so mußte auch ich mich be,
qlieme,.in derselben Weise das mir ge,
botene Gericht einzunehmkii. Die Un,
terhaltung wurde in arabischer Sprache
geführt und ich konnte ihr nicht in
allen Theilen folgen. Aber das, was
ich don all den naiven Bemerkungen
über die Braut und deren zukünftige
Ehe verstand, war doch erheiternd für
mich und versetzte mich in die beste
Laune.
Als Alles lachte und scherzte, bemerkte
i leoocg. van heb die neben mir bennd
liche Braut mit ihren Händen in meiner
Uebenocktasche zr schaffen machte. Ich
yane meinen llederrock fest zugeknöpft;
dies war aus Vorsicht geschehen, weil
ich damit auch meinen Geldbeutel und
meine Uhr in Sicherheit gebracht haben
wouie.
Als ich nun die feine Hand der Braut
in meiner Ueberzieherta che bemerkte.
mußte ich erst wahrnehmen, wie wohl
ich daran gethan hatte, die bei mir be
findliche Habe etwas sicher zu stellen.
Bei der feindlichen Gesinnung, die die
prüfen gegen die Christen ieder Zeit a
ben, hielt ich es für zweckmäßig, die
Braut in meiner Tasche nach ßenenS
lust wühlen zu lassen, umsomehr, als ich
nur ein Sacktuch und meinen Kneifer
hineingesteckt hatte. Es wäre auch schade
gewesen, der angenehmen Unterhaltung
dadurch Abbruch zu thun, daß ich vor
allen Gasten die Braut eines Diebstahl
beschuldigt hätte. Ich wartete daher
nur noch den geeigneten Zeitpunkt ab,
um mich aus dem gastfreundlichen
Hause entfernen zu können. Selbst
dend hatte ich vorher, wie es im Orient
bei solchen Gelegenheiten immer üblich
ist, für die Hausfrau einen entsprechen
den Backschisch, bestehend in einem Gold
stücke zurückgelassen.
Erst am anderen Morgen ließ ich mir
durch einen meiner Diener den Scheich
des Dorfes kommen, und, theilte ihm
mit, was mir begegnet war, indem ich
ihn aufforderte, mir die von der liebens
würdigen Braut gestohlenen Gegenstände
sofort wieder zu verschaffen, widrigen
falls ich dem Pascha in Damaskus von
dem Vorfalle Meldung machen würde.
Obwohl der Werth der Gegenstände sehr
gering war, mußte ich dies doch aus dem
Grunde thun, weil die Bewohner des
Dorfes sonst in dem Geschehenen in der
That eine erlaubte Sache gesehen haben
und leicht zu Wiederholungen bei ande
ren Reisenden geneigt gewesen sein wllr
den. Da die Drusen die Einmischnng
des Paschas wenig lieben, aus Furcht
vor roher Behandlung durch Polizeifol-
daten, so verstand sich auch der Scheich
dazu, mir die Sachen sofort wieder zu
verschaffen. Für mein Quartier und
die mir vom Scheich erwiesene Gast
freundschaft wurde von mir ebenfalls
reichlicher Backschisch verabfolgt. Ich
hatte noch die Freude, daß gerade, als
ich mich auf meinen Gaul schwang, die
Sonne durch die Wolken brach und die
ganze Gegend freundlich beleuchtete.
Mit einem Ma assalame" begrüßte
ich die Bewohner des Dorfes, die sich
bei meiner Weiterreise zahlreich anqesam
melt hatten und selbst die freundliche
Braut, die in dem Verfahren, wie es
scheint, nichts Ungewöhnliches erkannt
hatte, fand sich zum Abschiede noch ein
und reichte mir ebensaUS ihr mit mei,
ner Tasche wohl vertraute Hand.
Russisch igarrcnraucherinncn.
Die Czarin scheint dem Nikotin sehr
abhold zu sein. Hieraus deutet wenig,
ftens ein Ukas, den sie jüngst erlassen
hat und dem zufolge die Hof und
Palastdamen nicht mehr öffentlich rau
chen dürfen. ' Natürlich erscheint dieser
Befehl nur Denen, welche wissen, daß
in Rußland das Rauchen bei den Da
men ebenso verbreitet ist wie bei den
Herren. Und wer da glaubt, unter
Rauchen sei nur das Jndieluftpuffen
irgend eines aromatischen Erzeugnisses
der Compagnie Laferme oder höchstens
einer winzigen Senorita" zu verstehen,
der ist gar gewaltig auf dem Holzwege.
Die Firma Upman, Herr Henry Clan
oder Herr Julian Alvarez in Havana
erpediren -einen nicht unbedeutenden
Theil ihrer herrlichen Produkte nach
dem heiligen Rußland, und es sind
nicht die Herren, die den ganzen Import
an Cigarren consumiren. Die Fürstin
Mellin ist bekannt dasür, daß sie die
besten Regalias in ganz Rußland
raucht, und Bockey Co. fabriciren für
die Gräfin Dimitri Woronzoff eine
eigene Sorte, die sonst kein Lebender
erhält, als besagte Dame. Doch das
Cigarren- und Cigarrettenrauchen ist
nicht nur ein Vorrecht der Damen höch
ster Aristokratie: die Frau des Js
woschtschik raucht, die Tochter der Muzsik
raucht, die Kaufmannsfrau, die Be
amtengattin, die Frau des Arztes und
des Advokaten sie Alle rauchen luftig
darauf los. Man mag es unter solchen
Umständen für begreiflich finden, daß
die Kaiserin, die vor noch nicht allzu
langer Zeit an einem deutschen Fürsten
Hose lebte. daS Rauchen der Tainen
ihrer nächsten Umgebung mit nicht allzu
großem Wohlwollen ansah und endlich
mittels des in Rede stehenden ErlaifeS
den nikotinfreundlichen Hosdamen gro
ßes Herzleid verursachte und eine harte
Entbehrung auferlegte.
Fein Ankxiklung,
Gattin: Tu weißt gar nicht, was
Tu an mir haft. Edmund! Ich bin
wirklich eine Seltenheit!"
Gatte: .Tu eine Seltenheit?"
Gattin: .Jawohl, ich war gestern
auf dem Balle die einzige Tame. die
keine Tiamant-Ohrringe trug!"
ioliiiende 1'illiafcit.
Kunde: Was. Sie verlausen diese
Uhren zu sechs Mark das Stück, dabei
können Sie doch nichts verdienen?"
Uhrmacher: Ich verdiene auch nichts
dabei!"
Kunde: Aber wobon leben Sie
denn?"
Uhrmacher: Ich verdiene mein Geld
bei den Reparaturen!"
Naiv.
Cigarre
Aber
Ihre
brennt nur
halb."
Ja, absichtlich. Ich kann nämlich
nicht mehr vertragen."
Ein Unentbehrlichn.
A. : Also der Löwenwirth hat sei
nem leichtsinnigen Sohn nochmals er
ziehen; wer hat denn dies Wunder be
wirkt?" B. : Die Stammgäste; seit der
Junge fort ist. fehlt nämlich an allen
Ecken der dritte Mann zum Skat!"
MigverstänoniK,
.Knabe: Ein halbes Pfun Shrup
meine Mutter wird es am Sonnabrnt,
bezahlen."
Kaufmann: "Sage nur Deiner Mut
tcr, wir geben keinen Kredit."
Knabe: Kredit will ich nicht, Syrup
soll ich bringen."
Aus einer I?ertlieidigngsre)e.
Mein Klient hat sich ja zu der
That bekannt, gewiß, aber ich bitte
Sie, dem Angeklagten nicht zu glau
ben, meine Herren, er ist frühsr''mal
Forstgehilfe gewesen!"
Nur langsam,
A. : Ich habe gehört, Sie wolle
sich verheirathen, ich gratulire ."
B. : Ja, wissen Sie eine passende
puiut ui uuur?
Belehrung.
A. ! Ich möchte nur wissen, was'
man eigentlich unter .gezogenen' Kano',
nen versteht?"
B. : Na, glauben Sie dummer Kerl
denn, daß sich 'ne Kanone alleine vom
Platze bewegen kann?"
Gemüthlich,
Hausfrau (zum Betler):
Wollen
sie Suppe oder Geld?"
Bettler: Bitt' schön! Lassen S'
mich die Suppe kosten nachher sag'
ich's, was ich will!"
Stimmt.
Erste Nachbarin: WaS macht denn
Ihr lieber Sohn, der Student?"
Zweite: schulden!"
Einer wie der Andere.
Professor (bei strömendem Reaen mit
geschlossenem Schirm seinen Kollegen
begegnend, welcher keinen Schirm hat:
Ihre Zerstreutheit geht aber zu weit.
Herr Kollege, bei solchem Wetter geht
man doch nicht ohne Schirm aus!"
Bedenklich kob.
Gimpel: Ich sage Dir, meine Braut
ist ein reizendes Geschöpf und von einer
so sansten Gemüthsart, daß sie kein
Wässerchen trübt!"
Tümpel: Wäscht sie sich denn nie!"
Perplappert.
Hausherr: Warum weinen
Sie
denn?"
Köchin: Mein Bräutigam hat mir
aufgesagt."
Nun, nun, weshalb denn? Gefal
len Sie ihm nicht mehr?"
Ich schon; aber daS Essen hier im
Hause, sagt er, wird alle Tage schlech
ter."
Zwangslage,
Student A. : Du führst ja seit eini
ger Zeit ein kostspieliges Leben: er
kehrst in Weinkneipen "
Student B.: Was soll ich machen,,
in den Bierkneipen kriege ich nicht mehr
gepumpt!"
Verbrecher (zu seinem Vertheidiger):
Unter Discretion, Herr Doctor, ich
ab' die Sachen wirklich gestohlen!"
Vertheidiger: Das ist doch selbst-
verständlich!"
Ver Zxortsma.
Ich ersichere, eher Baron, daß die
ses Fräulein Eglantine ein Engel ist!"
Hm. bm 500,000 Thaler
Vollblut-Engel soaar!"
Zweifellos,
Lehrer: Was ist denn Dein Vater?"
Schüler: Todt."
Lehrer: Nun, was ist er denn ge
wesen. ebe er starb?"
Schüler: Lebendig."
in Zukunslsb,
Aber warum beiratben Sie die
Haustochter nicht, Kamerad sieht ja
entzückend aus wie der Stern des
Abends!"
Mich erschreckt idre Mutter an ihr
sieht man den Abend des Sternes!"
Eine zum Perznreiteln.
Besucher: Ist Jbre Herrin
Hauie "
I"
Dienstmädchen: Haben Sie sie nicht
am Fenster ge'eben, als Sie in's HauS
traten?"
Besucher: .Rein."
Tienftmadcken: Ra, sie meinte, wenn
Sie sie nicdt gesehen hatten, dann sollte
ich sagen, sie wäre ausgegangen."