Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 07, 1896, Image 11

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V
X
Ct cetera.
Cint (tinnnnng oen Vubroifl (angdoirr.
Ob ich nun allein diese Gewohnheit
habe? Wenn mich irgend eine Berufs
oder Vergnügungsreise nach Gegenden
führt, in denen ich früher gelebt und ge
Kilt, so mustere ich mit großem In
ttreße den Jnseraientheil der dortigen
Zeitungen, besonders die Geburts
anzeigen und Todesnachrichten. Und
immer freut und betrübt es mich, wenn
ich einen mir bekannten Namen finde,
der neue Wurzeln im Leben schlug oder
dessen Träger den Weg alles Fleisches
ging.
Einen solchen Namen las ich dieser
Tage. Da geben, dom tiefsten Schmerze
gebeugt, die Unterzeichneten den theil
nehmenden Freunden Nachricht von dem
Hinscheiden des innigst geliebten Gat
ten, et cetera, Thomas Teißler, t.
Studienrictor in R "
Welch' eine Fülle don Erinnerungen
rief dieser Name in mir wach. Als ich
ihn kannte, war er freilich noch nicht k.
Studienrector, sondern noch sympler
GvmnasialLehrer. Was ich an latei
nischer Syntar und griechischer Formen
lehre mit einiger Mühe bis heute behal
ten habe, danke ich ihm. Und wie seit
sam mich jene Todesnachricht an sich
berührte sie las sich beinahe, als
hätte er sie, um seiner Frau eine herbe
Mühe zu ersparen, vor seinem Tode
selbst noch versaßt. Denn et cetera
war sein Lieblingswort, und so lautete
mich der Spitzname, den wir ihm gaben.
Da ist begreiflich, wie tragikomisch in
jener Nachricht der Paffus vom Hin
scheiden des geliebten Gatten et, cetera
mich anmuthen mußte.
Noch heute sehe ich ihn vor mir mit
seiner langen hageren Gestalt im unver
meidlich schwarzen Flügelrock, mit sei
nem freundlichernsten Gesichte, mit
den zerstreut blickenden Augen hinter
den scharfen Gläsern und dem wild jer
zausten Blondhaar. Er hing mit hei
ligem Feuer an seiner Wissenschaft und
seinem Berufe! wenn er uns eine (aller
dings mehr für ihn als für uns) deson
der? interessante Regel mit besonders
merkwürdigen Ausnahmen erklärte, be
kam er rothe, kreisrunde Flecken auf
den Wangen, seine Rede überhaspelte
sich, und wenn er, zum Vergleiche das
fische Mustersätze und andere Regeln
cttirte, die er als bekannt voraussetzte,
schlug er im Eifer nur die ersten Worte
an und ging mit einem ei cetera über
das Folgende hinweg. Manchmal
konnte er mitten in der Erklärung eines
Klassikers verstummen, lange Minuten
wie geistesabwesend vor sich hinstarren,
um dann plötzlich aus einem Sinnen
auszufahren und etwa zu murmeln:
Mir ist da gerade eine reizende Fein
heit aufgefallen bezüglich der BeHand
lung der Hülfszeitwörter im Eonditio
nalsatz t cetera aber das gehört
nicht hierher gehen wir weiter.
,Als Lehrer war er streng, aber auch
manchmal, meist aus Zerstreutheit,
nachsichtig bis zur Schwäche. Ein keckes
Wort konnte ihn verblüffen und verwir
n. Deshalb wurden auch keinem
Lehrer an der ganzen Schule so viele
Streiche von den, Schülern gespielt, wie
unserem Etcetera
Eines Tages hatten wir alle, es war
am ersten Schultage nach den Psingft
serien, schlechte Scription" gemacht.
Eteetera sammelte am Schluß der
Schulstunde die Heste und sperrte sie
ein: da er noch in einer anderen Klasse
Geschichtsunterricht zu geben hatte, so
wurde großer Rath gehalten. Die
schlechten Censuren, die da herausschau
ten, mußten unter allen Umständen der
hindert werden. Wodurch aber? Wohl
nur durch Vernichtung der unsere
Grammatikschwäche documentirenden
Heste. Und da machte ein findiger
Odysseus einen Vorschlag, der mit
Stimmencinheit angenommen wurde
man nsäuste die Hefte, d. h. man
sammelte aus allen Bänken die Tinten
fasset und goß ihren Inhalt durch die
Rinsen deS Pultdeckels in das Innere
deS Katheders. Nach unserer Bercch
nung mußte die schwarze Sündfluth
wenigste fingerhvch über die Hefte
steigen. Wir hatten richtig gerechnet,
und zum Lohn für diese Probe unseres
mathematischen Genies wurden wir am
ersten freien Nachmittag insgesammt
unter schwerer Strafarbeit in den Pferch
gesperrt. Natürlich dachte keiner von
uns an die Erledigung dieser Arbeit;
wir spielten römische Volksversammlung
und ein stimmgewaltiges Tribunenta
lent stieg auf den breiten Kachelofen,
um wider öetilinaEtcetera eine Rede,
frei nach Eieero, zu halten. ''Quous-
que tsnäem." begann er, doch weiter
kam er nicht jählings verstummend
sank er in den schwarzen Orkus. Unter
kini itiiien trat die Ofendecke bra
che, und aus dem eröffneten Krater !
wirbelten über den Kopf deS Einge ;
funkenen ganze Schwaden von Ruß und
Asche. j mit Euch fort, ch habe Euch gegeben.
Besonder; lebhaft in Erinnerung j was ich nur geben konnte und nun
steht mir eine Geschichte: Die Geschichte geht Ihr dahin Andere folgen Euch
vom herrenlosen Stiesel. I nach et cetera "
ES war inmitten der Winterscmc Da schwankte ihm die stimme und
fterS. Einer der -chüler hatte während j seine Augen wurden feucht,
der lateinischen Stunde aus Langeweile Lange Jabre find feit jener Stunde
so lange mit seinen Füßen umgegaukelt , verlassen. Nun ist er selbst dahin
und scheuert, dai ihm der linke Stiesel ; gegangen". Andere werden ihm folgen.
vom Fuße schlüpfte. Das gewahrte sein !
Nachbar, hurtig versetzte er dem ledigen
Stiefel einen heimtückischen Tritt, und
rutsch, surrte das lederne Mchoß unter
den Balten hindurch und schlug mit
.Tonnergepeller". wie der bekannte
armer im Herameter, gegen den An-
tritt deS Katheders. Gekicher und Hälse-
recken in allen Blinken. Eteetera, der
just das schwierige Brückcmapitel" aus
Cäsars: "De bello jrallico" erklärte,
erhob sich langsam, blickte über den
Rand des Pultes, und als er sah, was
dort unten in staubiger Tiefe lag,
furchte er die Stirn und üdeflog uns
Alle mit einem zürnenden Blick.
Du, Primus, nimm diesen Stiesel
und stelle ihn unter meinen Stuhl."
Das geschah.
Am Ende der Stunde wird sich ja
zeigen et cetera und fahren wir
weitet!"
Ueber diese unklare Aussicht herrschte
natürlich große Aufregung beim Eigen
thüme? des confiszirten Stiefels. Ader
sein nachbarlicher Uebelthäter mußte
Rettung schaffen; unter leicht zu er
rathendem Vorwande wußte er sich Er
laubniß zum Austritte aus der Klasse
zu erwirken und nach wenigen Minuten
kam er mit einem wohlverborgencn
Stiefel zurück, den er aus dem an das
Gymnasium angebauten Seminar her
übergeholt hatte. Aber, o Schrecken
es war ein rechter Stiefel! Doch ging
es nun, wie es wollte, in den rechten
Stiefel mußte der linke Fuß.
Draußen läutete die Glocke, Eteetera
schloß seinen Eäsar und erhob sich. Mit
einer Miene von inquisitorischer Strenge
trat er an die erste Bank heran: Nun
geht Ihr langsam aus den Bänken und
stellt Euch hinter mich, der Erste, dann
der Zweite und et cetera bis zum
Letzten." Mit flüchtigen Blicken hatte
der weise Richter" jeden Fuß geprüft
und jeden schmarzbeschuht und richtig
befunden. Als der Vorletzte pasfirt
war, nickte Eteetera bereits mit finste
rer Miene dem Letzten entgegen: Na
türlich wieder Du!" Staunend aber
zog sich sein Gesicht in die Länge, als er
auch diesen Sündenbock mit zwei wahr
hastigen Stiefeln bewaffnet fand.
Stumm schüttelte er den Kops und
schielte nach dem Katheder zurück, ob
nicht etwa während der Prozession das
eorpus delicti" escamotirt worden
wäre; doch immer noch stand der der
hängnißvolle Stiefel unter dem Stuhle.
Merkwürdig!" brummte Eteetera
und fragte darauf mit scharfer Stimme:
Wie mir scheint, hat der Bube, der so
unverzeihlich den Unterricht störte, meine
Kurzsichtigkeit mißbraucht und mit Tinte
seinen Strumpf schwarz angestrichen?
Alle noch einmal zurück in die Bank und
von vorne angefangen!"
Bon Neuem begann die Prozesston,
und mit wahren Luchsaugen musterte
Eteetera jetzt die Füße eines jeden
Schülers. Endlich stand der Uedelthäter
vor ihm, und da stutzte er und knurrte:
Du, was hat das zu bedeuten? Tu
hast zwei rechte Stiefel an!"
Jawohl, Herr Professor," stotterte
der Sünder, ich habe zwei rechts ge
wachsen? Füße."
Hm? So?" staunte Eteetera.
Tann ja allerdings also weiter
der Nächste."
Einen um den Anderen ließ er an
sich vorllbermarfchiren, aber er war
zerstreut, die Geschichte von den zwei
rechts gewachsenen Füßen mochte ihm
zu denken geben. Und plötzlich schien
ihm eme kleine Gasbeleuchtung aufzu
gehen.
Du, he, Tu mit den zwei rechten
Füßen, komm' noch einmal her zu mir!"
Ein Kreuzverhör entsvann sich, und
da half nun wohl kein Läugnen mehr.
Bald lag der ganze Perlauf der Misse
that vor ihm aufgedeckt. Da war aber
auch sein ganzer Zorn verraucht. Er
mußte über sich selbst und seine eigene
Zerstreutheit lächeln, und das entwan
nete ihn. Gelinde kniff er die beiden
Verbrecher in die Ohrläppchen, puffte
ihre Köpfe mit den Stirnen zusammen
und dann ließ er uns gehen. Natürlich
wurde der überzählige Stiefel ,m Tr
umphe davongetragen.
Fast allwöchentlich setzte es einen Shn
lichen, mehr oder minder lustigen
Streich. Wenn wir auch dabei unse
rem Lehrer manchmal recht unüberlegt
und übel mitspielten, so tonnte doch
Eteetera niemals recht langt döie mit
uns sein. Keine Schwer waren ihm
eben kein gleichgültiges Unterrichts
Material, sondern werdende Menschen
mit jungen Herzen und thörichten
Köpfen.
Als er am Ende des Schuljahres die
letzte Stunde gegeben, hielt er uns eine
herzliche Abschiedsrede, in der er jedem
Einzelnen ein paar freundliche und
väterlich mahnende Worte zu sagen
wußte. I
Ihr habt mir vielen Kummer und
Aerger bereitet,' so schloß er, aber in
dieser Stunde soll Euch Alles verziehen
fein, Ihr habt mir ja auch, wenn Ihr
fleißig und aufmerksam war't, wieder
Freude gemacht. Und so sag' ich Euch
ein herzliche? Lebewohl für's ganze
reden. Auch trennen wir unS nicht
ganz in dieser Stunde.
denn ich behalte
die Erinnerung an Euch und Ihr nehmt
ein Stück meines Herzens und Geistes
nach dem Lehrer kommen die Schüler
an die Reihe, et cetera das ist Der
raus der Welt.
Ein ITatffTfftnl.
Privatier Bierhuber: Was, scho
wieder a neuer Brunna für München?
Beim nächsten wand'r i au."
Eine Hochzeit in Indien.
Bon einer Hochzeit in SlldJndicn
giebt Herr Missionar Richard Heimcr,
Trannuedar, in der L. Z." eine sar
bige Schilderung. Es war an einem
schönen milden Abend im Februar so
erzählt er als ich, in Sprachstudie
vertieft, durch ein Geknatter in der Lust
gestört wurde. Als ich durch das wegen
der Schwüle immer geöffnete Fenster
schaute, sah ich seurige Raketcngarben
in kurzen Zwischenräumen zum Abend
Himmel emporsteigen. Bald erfüllte
auch Heller Lichterglanz die Straße, und
Musik drang an mein Ohr. Ich trat
in das Freie und fay dichtgedrängte
Menschenschaaren, von Hunderten von
Pechfackeln beleuchtet, heranziehen. Es
war ein indischer Hochzeitszug. Diesen
Zug eröffnete eine aus weißem Tuch
hergestellte riesengroße Schlange, mit
welcher Kulis durch die Menschenmenge
hindurcheilten. Diesem heiligen Thier
der Inder folgte ein anderes, ein
weißer Elephant, doch leider auch nur
in Nachbildung, Mit Stricken wurde
dieser auf Rädern laufende Holzkoloß
gezogen. Eine Musikkapelle schloß sich
an und blies auf Blechinstrumenten
Hochzeitsweisen, für deutsche Ohren
keineswegs liebliche Musik. In diese
Musik mischte sich der dumpfe Klang der
Holztrommeln, das Geknatter der Rate
ten und ein hundertstimmigcs Stim
mengewirr der Menschenmenge. Fackel
tröger und Kulis mit bunten Wedeln
liefen zu beiden Seiten. Ein grauer
mächtig großer Elephant schritt gravi
tätijch mit seiner rothseidenen Decke ein
her. Indische Tanzmädchen in bunten,
reichgeschmückten Gewändern mit gelben
Blumen im schwarzen Haar folgten.
Die Hauptperson des Zuges war aber
der Bräutigam. Die Leser wenden mir
wohl ein, . das sei die Braut. Doch es
war erst der Abend vor der Hochzeit.
Nach indischer Sitte darf die Braut erst
am Tage der Hochzeit mit dem Bräu
tigam zusammenkommen. Oft lernt
die Braut erst an diesem Tage ihren
künstigen Eheherrn kennen. Für die
selige Maienzeit des Brautstandes fehlt
den Indern das Verständniß. Ueber-
Haupt steht die Frau in Indien auf bt
deutend tieferer Stufe, als der Mann
Sie darf nicht in Gesellschaft von Män
nern weilen, muß nach dem Mann
essen, ja sich erheben, wenn ein münn-
liches Ween herantritt,
Doch wir eilen zurück zu dem aus
stattlichem Roß reitenden Bräutigam,
Ein blauer SammetAnzug nach euro
päischem Schnitt kleidet ihn. Mit Gold
und Silberstickereien ist das Kleid be
setzt. Ein Dreimaster schmückt sein
Haupt. Gar stolz schaut er auf die
Menge herab. Ein Diener eilt hinter
ihm her und fächelt ihm Kühlung zu
Prunkwaqen, mit Flittertand iib
laden, folgen und eine Reihe einfacher
Ochsenkarren mit den Verwandten des
Bräutigams machen den Schluß. Da
uns vom Bräutigam eine in Gold ab-
gefaßte Einladung, an deren Spitze ein
dem o ähnlicher Buchstabe als Zeichen
des Bauchgottes prangte, zugesandt
worden war, wollten mir auch das
Treiben im Hochzeitshause kennen ler-
nen.
Ein hoher thurmähnlicher Bau war
aus Holz zum Empfang der Gäste
neben dem Hause erbaut worden. Schon
aus der Ferne winkten die Fahnen und
die vergoldeten Wände. Mit Mühe
bahnten wir uns den Weg in den Hos.
Götzensigurcn prangten als Gemälde
an den Seiten des Kiosk. Ueber dem
Eingange hingen Kokosnllffe, Plata
nen, Palmenzweige. Der Bräutigam
begrüßte seine europäischen Gäste am
Eingang der Halle und geleitete uns
aus unsere Plätze. Die Halle war dicht
gedrängt von braunen Hochzeitsgüsten.
Aus dem Boden saßen mit untergeschla
genen Beinen die Freunde und Ber
wandten, während aus einem veraitter-
ten Fenster die Frauen neugierig in den !
eanl hineinschauten. Die Musik spielte j der Abqeschloi?enheit, in der das izröu
ununterbrochen ihre Weisen. Nachdem lein lebte, konnte man über das Per
wir unS niedergelassen hatten, schmückte I hältniß nichts Bestimmtes erfahren,
uns der Bräutigam mit duftenden ' nur böse Zungen setzten skrupellose
Guirlanden und Sträußchen. Aus , Kombinationen in Umlauf. Vor un
einer vergoldeten Schüflel wurden uns j gesähr einem Jahre ließ sich der junge
Platanen, brauner Zucker und die mit i Mann, der inzwischen die Universität
einer indischen Festseier unzertrennlich ! besucht und den Doktor gemacht hatte,
verbundenen Betelblätter und Areka j als Arzt nieder und Fräulein v. B. be
nüffe gereicht. zog mit ihm eine neue und elegante
Sobald wir unsere Finger noch in ' Wohnung. TieS war den Geschichten
ftarkdustendes Sandelholzwaffer gesteckt Wägern und Geberdenspähern" gerade
und einen Strom von Reaenwasser über willkommen; wollten fie doch darin die
uns hatte ergehen lassen müffen. hatten i
wir Muße, uns Alles näber tu beirock- i
ten. Starker Weihrauchduft erfüllte i
die Halle, welche von einem mächtigen I
Glaskronleuchter und vielen Ampeln
beleuchtet wurde. Die Halle war aus-1
geschmückt mit Bildern. Teppichen, bun '
tem Glas und allerlei glittertand. Der '
Lichterglanz. die leidenschaftliche Musik, j
die bunten Gestalten der Inder, die
pbantasievolle Bau der - Halle, der
schwarzen uns mit einem Fächer üh-
lung zuwedelnden Diener, der reich ge.
schmückte Bräutigam : Alles dies war !
- . .
geeignet, uns in ein Aiarcyen von Tau-! ,,en jtuu in Ai,u gk,,oioei,
send und eine Nacht zu versetzen. j waren, habe fie deren einziges Kind.
Und die Brau,? Sie befand sich mit 1 2cfn' j genommen s Er
ihren Frauen in einem kleinen Zimmer. !'"""ung an ihre erste und einzige
chen und empfand wohl wenig n Auch der ,unge Arzt ersubr erst
ihrem Glück. Wir besuchten fie dort den Zusammenhang der Dinge,
und fanden ein hübsches, ebenfalls mit ? ."". ""
kostbaren Gewändern und Juwelen afattt n 'm lern Sterbenswörtchen aw
r ,. . , , v. . . " I hjrlmttf
icrrniüfftra iw.iniin him 1.:
Jahren, der Bräutigam zahlte wohl
etwa gegen 2 Jahre. Schüchtern reichte
sie uns die Hand. Ein Onkel erzählte
UNS mit Stolz, daß sie lesen und schrei
den könnte, allerdings für ein indisches
Mädchen etwas BemerkeiiSwerthes,
Bald lehrten wir oll des interessante
stcn Erlebnisses mit unserem Ochsen
wagen nach Haus zurück.
Gegen 10 Uhr des Abends kündeten
uns emporzischende Raketen, heller Licht
schein und die Klänge der Musik, daß
der Hochzeitszug sich nahe. Er verlief
ebenso wie der schon oben beschriebene,
nur daß jetzt noch mehr Fackeln und
eine größere Menschenmenge ihn bcglei
tetcn. Die braunen energischen Poli
zisten verstanden jedoch die Menge gut in
Zucht zu halten.
Bon dem Dach unseres Hauses aus
konnte man Alles prächtig genießen.
Hinter dem feierlich einhertrabenden
grauen Elephanten fuhren Braut und
Bräutigam. Sie saßen in einem aus
Glas und' Gold und SilberFlitter
gefertigten Kahn, der auf einem Gestell
von Ochsen gezogen wurde. Im Schein
der Fackeln sah man ihr Goldge
schmeide funkeln. Bon dem schwarzen
Haar der Braut konnte man vor lauter
Geschmeide nichts sehen. Doch nicht
froh schaute sie in die Menge hinein.
Wie ein Marmorbild saß sie an der
Seite ihres Bräutigams, unverwandt
den Blick zu Boden gerichtet, wie es die
indische Sitte verlangt. Nachdem sie
im Götzentempel einen längeren Besuch
gemacht hatten, entwickelte sich das
Schauspiel vor unserem Haus. Hun
derte von Raieten durchführen zischend
die Lust, bald laut knallend, bald einen
Regen Leuchtkugeln ausschüttend. Bunt
feuer, Fcuerregen wechselten in bunter
Folge ab. Auch den Anblick eines
chinesischen Feuerwerks hatten wir, in
dem aus einer Trommel seurige Men
schenfiguren herausfuhren. Und in die
indische Musik und das Geknatter der
Feuermcrkskörper mischte sich das Brau
sen des nahen Meeres. Gegen 1 Uhr
des Nachts war Alles ruhig, nur aus
der Ferne klangen die Hochzeitsweisen
noch herüber. Sie sangen mir, der
müde von dem Gesehenen war, vereint
mit dem Brausen des indischen Ozeans
das Schlummerlied.
Romantik in ce roßftadt.
Man ist in unserer skeptisch veranlag
ten Zeit schreibt ein Berliner Blatt
stets geneigt, wenn von seltener Treue
und Liebe gesprochen wird, kühl zu
lächeln; man ist gern bereit, der schönen
Tugend ein Jntereffe unterzuschieben,
und wo thatsächlich ein Zweifel nicht
möglich ist, das Faktum wie etwas Ad
normes anzustaunen. So ersahren wir
von einem in seiner Art seltenen Bei
spiele einer selbstlosen Neigung, die
weder durch die Untreue des einen Thei
les noch druck, die Alles auslöschende
Zeit getödtet werden konnte.
Bor einigen Tagen starb nämlich ein
Fräulein Evcline v. B., das über
zwanzig Jahre in einer kleinen Woh-
nung in Berlin SO. gelebt hatte. Nur
selten verließ sie ihr Zimmen, so daß sie
von der Nachbarschaft nur fehr wenig
gekannt war. Bis vor etwa 10 Jahren
lebte sie ganz allein und die Hausleute
fabelten von ihr die kuriosesten Singe
Denn die Phantasie der Unbeteiligten
und Neugierigen bemächtigt sich immer
der Sachen, in denen sie ein Geheimniß
vermuthet, und ziert tte mit merkmurdl
gen Blumen. So behauptete man von
der Dame, daß sie in ihrer frühesten
Jugend irgend einem Duodezfürsten an
die linke Hand angetraut gewesen war
und daß diese Ehe später ausgelöst wor-
den sei. Niemand wußte etwas Bc
stimmtes, bis vor etwa 10 Jahren der
Schlüffel zu dem Geheimnisse gegeben
schien. Um diese Zeit wurde von dem
Fräulein ein junger Mann von etwa
16 Jahren als Pensionär aufgenommen
und sie behandelte denselben mit der
Zärtlichkeit einer Mutter. Es liegt nur
zu nahe, daß die Nachbarschaft gleich
mit einer Erklärung bei der Hand war
und den jungen Mann, der ein hiesiges
Gymnasium besuchte, für den Sohn des
ältlichen Fräuleins ausgab. Vermöge
onenkundige Bestätigung ihrer Ber
muthngen sehen. Nun bat der Tod
des Fräuleins Alles aufgeklärt,
3n ihrem Testamente, in welchem sie
dem jungen Arzte ihr ganzes, wenn
auch bescheidenes Vermögen vermachte,
"klärte sie, daß der Bater ihres Erben
einst ihr Verlobter gewesen sei. Sie
dde diesen ungemein geiievi. trotzdem
habe er fie aber verlaffen. um eine so
genannte gute Parthie" zu machen.
Diele Zreulofigkeit habe sie sehr gekränkt,
aber ihre Neigung nicht gemindert, und
fll später ihr ehemaliger Bräutigam j
V-ff 5 Q. -.sl l
w.
tU Wetterku.
Eine reitende Evifode eiblt man
fich seit des Wetterpropheten Falb le-!
tem Ausenthalt in Over-Odenritz. Der!
Herr Profcffor hatte vor seinem Bor
trage noch mehrere Stunden- für sich
zur Verfügung. Es war so ganz und
gar kein Falb-Wetler", und um die
schöne Frühlingssonne zu genießen,
miethete er eine Droschke und suhr die
schöne Landstraße hinaus bis zu einem
Gasthos. Hier ließ er sich ein GlaS
Bier an den Wagen dringen. Wäh
rcnd der Trinkpauscn unterhielt er sich
mit der am Wagen harrenden Wirthen.
Recht schöner Tag heute."
Na, 's wird andersch o no."
Ich glaube nicht; woher wiffen Sie
das so bestimmt?"
Nu, ich weiß."
Steht'S etwa im Kalender?"
Nee."
Hat's in der Zeitung gestanden?"
Ooch nee."
Hat es etwa Falb prophezeit?"
Ach, dar Karle, dar wccß glei goar
nischt."
Nun, da möcht' ich doch wiffen, wes
halb sie so bestimmt behaupten können,
daß es heute noch regnen solle. "
Na. ich möcht's eegentlich e soin,
aber wenn Sie's emol groade wissen
wull'n: Ich habe Se nämlich ane
Kuhe, wenn die sich an der Wand reibt,
do raint's no."
Sovo? Hier ist Geld für's Bier.
Adieu !"
Und in der That ! Der Wagen hat
die Rückfahrt noch nie vollendet, da
fängt's an zu tröppeln". Da dreht
sich denn auch der Kutscher zu seinem
Passagier um und sagt: Nu hürt all's
uff, die Kuh Hot Raicht behalten, und
dar Professor Falb ne !"
Bald ist man angelangt. Bei der
Ablöhnung des Kutschers spricht der
Paffagier: Gestatten Sie noch, daß
ich mich Ihnen als Professor Falb vor
stelle."
Wie lang jetzt das Gesicht des Kut
schers geworden, und was er an Ent
schuldigungen gestammelt, weiß blos
Falb, der sich lächelnd verabschiedete,
um seinen Vortrag zu halten. Vielleicht
thäte er gut daran, die Wetterkuh zu
engagieren.
Das erlösend Wort.
Regelmäßig, wenn Fräulein Marietta
Werner ihr Frühstück auf der Terraffe
des Badehotels einnahm, saß dort an
einem benachbarten Tische ein stattlicher.
offenbar den besten Kreisen angehöriger
Badegast, welcher eine Flasche Bier
trank und eine Wurst dazu aß. Seine
imponirende, männliche Gestalt, seine
regelmäßigen, energischen Züge und
sein ruhiges, gebildetes Benehmen hat
ten Marietta bald für ihn gewonnen
und sie beobachtete ihn unablässig mit
dem Jntereffe, welches eine längst hei
rathssühige, gereifte Dame für einen
schönen Man in gesetzteren Jahren
immer besitzt. Aber leider schien ihre
Aufmerksamkeit ihm bis jetzt entgangen
zu sein.
Da endlich heute als ihn eben
wieder ein Blick aus ihren braunen
Augen streifte, sprach er mit sonorer
Stimme zu ihr : Mein Früulem. ich
habe schon seit längerer Zeit da Ver-
gnügen, Sie hier zu sehen! Lieben
Sie Wurst mit Kraut?"
Ihre Seele jauchzte auf. Wohl war
die Anknüpfung etwas' seltsam gewählt;
aber er knüpfte doch wenigstens an. O,
nun kommt es, bald das erlösende
Wort! Traumtrunken ahnte fie schon
trandpromenade, Gestündniß, Staw
besamt, Hochzeitsreise !
Ach ja!" seufzte sie daher hold errö
thend.
Nun", versetzte er mit seinem tiefen
Bariton und steckte sich ein neues Stück
Wurst an die Gabel, dann stören Sie
doch Ihre Nebenmenschen nicht immer
mit Ihrer Hungermiene, und beste!
len Sie sich eben um's Him
melwillen auch einmal so
eine Wurst!"
(sine Antwort Friedrich s des
roßen.
Im vorigen Jahrhundert war es in
Preußen üblich, daß nicht nur das Mi
litär, sondern auch der Adel bei Ehe
schließungen sich einen Konsens vom
Könige erbitten mußte. Ein Edel
mann, der Herr von Hagen aus Rakel.
wollte sich nach dem Tode seiner vierten
Gattin wieder vermahlen, und kam da
her bei Friedrich dem Großen zum fünf
ten Male um die Erlaubniß zum Hei
rathen ein. Der König ertheilte ihm
seine Antwort, indem er auf den Rand
seiner Eingabe die sarkastische Be
merkung schrieb: Er braucht bei so
großem Verbrauch künftig nicht mehr
einzukommen.
Ute eschäft.
Als General Ney, der nachmalige
Herzog von Elchingen, eines Tages die
Kavallerie in Verlailles kommandirte,
ließ fich ein vircusdirektor bei ihm mel
den, der ihn um Ueberlaffung von
zwölf Kürassieren bat. die in einer
Eircuspantomime als Statisten auftre
n
Sie sollen die Leute haben", sagte
der tieneral, was bezahlen Sie denn ("
Dem Mann drei Franken."
Drei Franken", rief der Herzog,
der in Mldlacben ledr amau war,
aber Freundchen, da'ür mach'
selbst mit."
ich ja
truHi Juristen,
, Glauben Sie denn. Herr
Doktor, daß Frauen das Amt eines
RettsanwaiteZ bekleiden können "
O ia jedenfalls aber nur. wenn
fie Männer zu vertheidigen haben!
ckntgkgrnkvmmkiid,
Student (zuin Hausirer): Was,
alle diese Kleider wollen Sie mir
Mark geben?,.,. Da schenk' ich
sur
SO
sie
lieber her!
Hausirer: Bitte sehr, ich nehm' sie
auch gcschenlt!"
INalicc,
Dichter: Ich habe eine fünf
aktige Tragödie geschrieben!"
Kritiker: Ra, Sie treiben aber den
Scherz zu w e i t I"
Zlbffchtlichks inigrcrsnliiiiiiB.
Morgen, Fräulein Louise,
reise ich aus einen Monat nach dem
Süden. Werden Sie mir bis dahin
auch ein schönes Andenken bewahren?"
Gewiß, Herr Baron geben Sie
es nur her!"
Zawl,
Was für eine sonderbare Mütze haben
Sie denn heute aus?"
Donnerwetter, hab' ich die Mütze
von meinem Ausgeher erwischt!
Hat der S ch a f s k o p f denselben Kopf
wie ich!"
!?ei,n Examen,
Profeffor der Ehemie: Wie hat man
sich bei der Priisung eines Weines auf
Glycerin zu verhalten?"
öandidat: Man versichert sich gegen
Unfall, verdampft hierauf den Wein
zur Trockene und setzt Salpetersäure zu,
wodurch sich Nitroglycerin bildet, und
nähert sich nun diesem mit einer
Flamme. Erfolgt eine Explosion, so
ist der Wein gefälscht und der Ehemiker
in's Spital zu dringen!"
Sicheres Erkennungszeichen,
Köchin: Du, der schöne Korporal
dort ist schauerlich in mich verliebt!"
Stubenmädchen: Woraus schließ't
Tu das?"
Köchin: Siehst Tu nicht,
immer die Hand auf den
legt, wenn er vorübergeht!"
wie er
Magen
n viel erlangt,
(alte Eoquette): Vergiß nicht,
übermorgen ist mein Geburts-
Jawohl, Deinen Geburtstag
mir merken, dabei aber ver
wie alt Tu bist!"
?ie
Emil,
tag!"
Er:
soll id
gcssen,
Unerwartet,
Wirth: Wenn Sie nicht zahlen,
werden Sie an die frische Luft gesetzt!"
Gast: Bei der Hitze? Tausend
Tan! !"
vorsichtig,
Weinhändlcr (der in einem Restau
rant einen sehr schlechten Wein be
lommt): Wenn ich jetzt sicher wüßte,
daß der Wein nicht von mir ist,
dem Wirth würde ich meine Meinung
sagen!"
Sächsisch Aperkü,
Da sagt mcr nu immer, daß zwee
Verneinungen cne Bejahung bilden;
aber nee, nee!" is doch nich dasselbe wie
Ei ja!"
Ei Schmrrenöthcr.
Den Abschiedsdrief an Minna muß
ich recommandiren, sonst lriegt sie ihn
nicht, und liebt mich am End'
weiter!"
Unvorsichtig, -
Levy (der soeben von der Jagd heim
gelehrt ist): Sarah, bin ich erschrocken;
im Wald geht beim Bücken mei' Ge
wehr los!"
Sarah: Was gehst Te amer auch
mit 'em Gewehr aus die Jagd?!"
In einem Torfwirthshaus gerathen
der Bürgermeister und der Todtengrü
der in Streit, wobei Letzterer den Erste
ren unter den Tisch wirst.
Tees sag' i' Dir," ruft in dieser ver
zweifelten Situation der Bürgermeister
dem Todtengräber zu. so lang i' in der
Gemeind' 'waS z'sag'n hab', gräbst mi'
Tu nöt ein!"
?oxxelsinniae Rkensarten,
Taraus mache ich mir nickls!" saaie
der Schneider, als der übrioacdliebene
Stoff nicht zu einer Jacke reichte.
Das beoreife ich nicbt!" faule iräti.
lein Jda. als ihr ein Lanbsrolck aiVs
Kleid sprang.
.Das ist ein Drilling!" sagte Meier,
als .er einen Unteroffizier fad.
Ich fühle mich in gehobener Stim
mnng!" sagte der Neger, da hing er am
Baum.
Heil mir!" sagte ein Berliner Rad
sahrer zu einem Arzt, als er sich ein
Bein gebrochen hatte.
Ernst ist mein Leben!" sagte Anna
Werten, aber Fritz ist mir lieber!"
mo!ick.
Ach, Mama, schenke mir doch eine
Trommel!"
Tas fehlte noch, dann hätte ich den
ganzen Zag keine Rnbe mehr."
Nein, Aamacden. ich werde nur
trommeln, wenn Tu schlosst!"
l?öick. -
Arzt der gerufen worden ist): .Na.
was macht denn Ihr Mann. Huber
bäuerin?"
Frau: .Ach. er läßt fich tausendmal
entschuldigen, Herr Doktor, daß Sie
vergeblich haben kommen münen
aber er ist vor einer Biertelstunde qc-
störten.
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