Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 07, 1896, Image 11
Y V X Ct cetera. Cint (tinnnnng oen Vubroifl (angdoirr. Ob ich nun allein diese Gewohnheit habe? Wenn mich irgend eine Berufs oder Vergnügungsreise nach Gegenden führt, in denen ich früher gelebt und ge Kilt, so mustere ich mit großem In ttreße den Jnseraientheil der dortigen Zeitungen, besonders die Geburts anzeigen und Todesnachrichten. Und immer freut und betrübt es mich, wenn ich einen mir bekannten Namen finde, der neue Wurzeln im Leben schlug oder dessen Träger den Weg alles Fleisches ging. Einen solchen Namen las ich dieser Tage. Da geben, dom tiefsten Schmerze gebeugt, die Unterzeichneten den theil nehmenden Freunden Nachricht von dem Hinscheiden des innigst geliebten Gat ten, et cetera, Thomas Teißler, t. Studienrictor in R " Welch' eine Fülle don Erinnerungen rief dieser Name in mir wach. Als ich ihn kannte, war er freilich noch nicht k. Studienrector, sondern noch sympler GvmnasialLehrer. Was ich an latei nischer Syntar und griechischer Formen lehre mit einiger Mühe bis heute behal ten habe, danke ich ihm. Und wie seit sam mich jene Todesnachricht an sich berührte sie las sich beinahe, als hätte er sie, um seiner Frau eine herbe Mühe zu ersparen, vor seinem Tode selbst noch versaßt. Denn et cetera war sein Lieblingswort, und so lautete mich der Spitzname, den wir ihm gaben. Da ist begreiflich, wie tragikomisch in jener Nachricht der Paffus vom Hin scheiden des geliebten Gatten et, cetera mich anmuthen mußte. Noch heute sehe ich ihn vor mir mit seiner langen hageren Gestalt im unver meidlich schwarzen Flügelrock, mit sei nem freundlichernsten Gesichte, mit den zerstreut blickenden Augen hinter den scharfen Gläsern und dem wild jer zausten Blondhaar. Er hing mit hei ligem Feuer an seiner Wissenschaft und seinem Berufe! wenn er uns eine (aller dings mehr für ihn als für uns) deson der? interessante Regel mit besonders merkwürdigen Ausnahmen erklärte, be kam er rothe, kreisrunde Flecken auf den Wangen, seine Rede überhaspelte sich, und wenn er, zum Vergleiche das fische Mustersätze und andere Regeln cttirte, die er als bekannt voraussetzte, schlug er im Eifer nur die ersten Worte an und ging mit einem ei cetera über das Folgende hinweg. Manchmal konnte er mitten in der Erklärung eines Klassikers verstummen, lange Minuten wie geistesabwesend vor sich hinstarren, um dann plötzlich aus einem Sinnen auszufahren und etwa zu murmeln: Mir ist da gerade eine reizende Fein heit aufgefallen bezüglich der BeHand lung der Hülfszeitwörter im Eonditio nalsatz t cetera aber das gehört nicht hierher gehen wir weiter. ,Als Lehrer war er streng, aber auch manchmal, meist aus Zerstreutheit, nachsichtig bis zur Schwäche. Ein keckes Wort konnte ihn verblüffen und verwir n. Deshalb wurden auch keinem Lehrer an der ganzen Schule so viele Streiche von den, Schülern gespielt, wie unserem Etcetera Eines Tages hatten wir alle, es war am ersten Schultage nach den Psingft serien, schlechte Scription" gemacht. Eteetera sammelte am Schluß der Schulstunde die Heste und sperrte sie ein: da er noch in einer anderen Klasse Geschichtsunterricht zu geben hatte, so wurde großer Rath gehalten. Die schlechten Censuren, die da herausschau ten, mußten unter allen Umständen der hindert werden. Wodurch aber? Wohl nur durch Vernichtung der unsere Grammatikschwäche documentirenden Heste. Und da machte ein findiger Odysseus einen Vorschlag, der mit Stimmencinheit angenommen wurde man nsäuste die Hefte, d. h. man sammelte aus allen Bänken die Tinten fasset und goß ihren Inhalt durch die Rinsen deS Pultdeckels in das Innere deS Katheders. Nach unserer Bercch nung mußte die schwarze Sündfluth wenigste fingerhvch über die Hefte steigen. Wir hatten richtig gerechnet, und zum Lohn für diese Probe unseres mathematischen Genies wurden wir am ersten freien Nachmittag insgesammt unter schwerer Strafarbeit in den Pferch gesperrt. Natürlich dachte keiner von uns an die Erledigung dieser Arbeit; wir spielten römische Volksversammlung und ein stimmgewaltiges Tribunenta lent stieg auf den breiten Kachelofen, um wider öetilinaEtcetera eine Rede, frei nach Eieero, zu halten. ''Quous- que tsnäem." begann er, doch weiter kam er nicht jählings verstummend sank er in den schwarzen Orkus. Unter kini itiiien trat die Ofendecke bra che, und aus dem eröffneten Krater ! wirbelten über den Kopf deS Einge ; funkenen ganze Schwaden von Ruß und Asche. j mit Euch fort, ch habe Euch gegeben. Besonder; lebhaft in Erinnerung j was ich nur geben konnte und nun steht mir eine Geschichte: Die Geschichte geht Ihr dahin Andere folgen Euch vom herrenlosen Stiesel. I nach et cetera " ES war inmitten der Winterscmc Da schwankte ihm die stimme und fterS. Einer der -chüler hatte während j seine Augen wurden feucht, der lateinischen Stunde aus Langeweile Lange Jabre find feit jener Stunde so lange mit seinen Füßen umgegaukelt , verlassen. Nun ist er selbst dahin und scheuert, dai ihm der linke Stiesel ; gegangen". Andere werden ihm folgen. vom Fuße schlüpfte. Das gewahrte sein ! Nachbar, hurtig versetzte er dem ledigen Stiefel einen heimtückischen Tritt, und rutsch, surrte das lederne Mchoß unter den Balten hindurch und schlug mit .Tonnergepeller". wie der bekannte armer im Herameter, gegen den An- tritt deS Katheders. Gekicher und Hälse- recken in allen Blinken. Eteetera, der just das schwierige Brückcmapitel" aus Cäsars: "De bello jrallico" erklärte, erhob sich langsam, blickte über den Rand des Pultes, und als er sah, was dort unten in staubiger Tiefe lag, furchte er die Stirn und üdeflog uns Alle mit einem zürnenden Blick. Du, Primus, nimm diesen Stiesel und stelle ihn unter meinen Stuhl." Das geschah. Am Ende der Stunde wird sich ja zeigen et cetera und fahren wir weitet!" Ueber diese unklare Aussicht herrschte natürlich große Aufregung beim Eigen thüme? des confiszirten Stiefels. Ader sein nachbarlicher Uebelthäter mußte Rettung schaffen; unter leicht zu er rathendem Vorwande wußte er sich Er laubniß zum Austritte aus der Klasse zu erwirken und nach wenigen Minuten kam er mit einem wohlverborgencn Stiefel zurück, den er aus dem an das Gymnasium angebauten Seminar her übergeholt hatte. Aber, o Schrecken es war ein rechter Stiefel! Doch ging es nun, wie es wollte, in den rechten Stiefel mußte der linke Fuß. Draußen läutete die Glocke, Eteetera schloß seinen Eäsar und erhob sich. Mit einer Miene von inquisitorischer Strenge trat er an die erste Bank heran: Nun geht Ihr langsam aus den Bänken und stellt Euch hinter mich, der Erste, dann der Zweite und et cetera bis zum Letzten." Mit flüchtigen Blicken hatte der weise Richter" jeden Fuß geprüft und jeden schmarzbeschuht und richtig befunden. Als der Vorletzte pasfirt war, nickte Eteetera bereits mit finste rer Miene dem Letzten entgegen: Na türlich wieder Du!" Staunend aber zog sich sein Gesicht in die Länge, als er auch diesen Sündenbock mit zwei wahr hastigen Stiefeln bewaffnet fand. Stumm schüttelte er den Kops und schielte nach dem Katheder zurück, ob nicht etwa während der Prozession das eorpus delicti" escamotirt worden wäre; doch immer noch stand der der hängnißvolle Stiefel unter dem Stuhle. Merkwürdig!" brummte Eteetera und fragte darauf mit scharfer Stimme: Wie mir scheint, hat der Bube, der so unverzeihlich den Unterricht störte, meine Kurzsichtigkeit mißbraucht und mit Tinte seinen Strumpf schwarz angestrichen? Alle noch einmal zurück in die Bank und von vorne angefangen!" Bon Neuem begann die Prozesston, und mit wahren Luchsaugen musterte Eteetera jetzt die Füße eines jeden Schülers. Endlich stand der Uedelthäter vor ihm, und da stutzte er und knurrte: Du, was hat das zu bedeuten? Tu hast zwei rechte Stiefel an!" Jawohl, Herr Professor," stotterte der Sünder, ich habe zwei rechts ge wachsen? Füße." Hm? So?" staunte Eteetera. Tann ja allerdings also weiter der Nächste." Einen um den Anderen ließ er an sich vorllbermarfchiren, aber er war zerstreut, die Geschichte von den zwei rechts gewachsenen Füßen mochte ihm zu denken geben. Und plötzlich schien ihm eme kleine Gasbeleuchtung aufzu gehen. Du, he, Tu mit den zwei rechten Füßen, komm' noch einmal her zu mir!" Ein Kreuzverhör entsvann sich, und da half nun wohl kein Läugnen mehr. Bald lag der ganze Perlauf der Misse that vor ihm aufgedeckt. Da war aber auch sein ganzer Zorn verraucht. Er mußte über sich selbst und seine eigene Zerstreutheit lächeln, und das entwan nete ihn. Gelinde kniff er die beiden Verbrecher in die Ohrläppchen, puffte ihre Köpfe mit den Stirnen zusammen und dann ließ er uns gehen. Natürlich wurde der überzählige Stiefel ,m Tr umphe davongetragen. Fast allwöchentlich setzte es einen Shn lichen, mehr oder minder lustigen Streich. Wenn wir auch dabei unse rem Lehrer manchmal recht unüberlegt und übel mitspielten, so tonnte doch Eteetera niemals recht langt döie mit uns sein. Keine Schwer waren ihm eben kein gleichgültiges Unterrichts Material, sondern werdende Menschen mit jungen Herzen und thörichten Köpfen. Als er am Ende des Schuljahres die letzte Stunde gegeben, hielt er uns eine herzliche Abschiedsrede, in der er jedem Einzelnen ein paar freundliche und väterlich mahnende Worte zu sagen wußte. I Ihr habt mir vielen Kummer und Aerger bereitet,' so schloß er, aber in dieser Stunde soll Euch Alles verziehen fein, Ihr habt mir ja auch, wenn Ihr fleißig und aufmerksam war't, wieder Freude gemacht. Und so sag' ich Euch ein herzliche? Lebewohl für's ganze reden. Auch trennen wir unS nicht ganz in dieser Stunde. denn ich behalte die Erinnerung an Euch und Ihr nehmt ein Stück meines Herzens und Geistes nach dem Lehrer kommen die Schüler an die Reihe, et cetera das ist Der raus der Welt. Ein ITatffTfftnl. Privatier Bierhuber: Was, scho wieder a neuer Brunna für München? Beim nächsten wand'r i au." Eine Hochzeit in Indien. Bon einer Hochzeit in SlldJndicn giebt Herr Missionar Richard Heimcr, Trannuedar, in der L. Z." eine sar bige Schilderung. Es war an einem schönen milden Abend im Februar so erzählt er als ich, in Sprachstudie vertieft, durch ein Geknatter in der Lust gestört wurde. Als ich durch das wegen der Schwüle immer geöffnete Fenster schaute, sah ich seurige Raketcngarben in kurzen Zwischenräumen zum Abend Himmel emporsteigen. Bald erfüllte auch Heller Lichterglanz die Straße, und Musik drang an mein Ohr. Ich trat in das Freie und fay dichtgedrängte Menschenschaaren, von Hunderten von Pechfackeln beleuchtet, heranziehen. Es war ein indischer Hochzeitszug. Diesen Zug eröffnete eine aus weißem Tuch hergestellte riesengroße Schlange, mit welcher Kulis durch die Menschenmenge hindurcheilten. Diesem heiligen Thier der Inder folgte ein anderes, ein weißer Elephant, doch leider auch nur in Nachbildung, Mit Stricken wurde dieser auf Rädern laufende Holzkoloß gezogen. Eine Musikkapelle schloß sich an und blies auf Blechinstrumenten Hochzeitsweisen, für deutsche Ohren keineswegs liebliche Musik. In diese Musik mischte sich der dumpfe Klang der Holztrommeln, das Geknatter der Rate ten und ein hundertstimmigcs Stim mengewirr der Menschenmenge. Fackel tröger und Kulis mit bunten Wedeln liefen zu beiden Seiten. Ein grauer mächtig großer Elephant schritt gravi tätijch mit seiner rothseidenen Decke ein her. Indische Tanzmädchen in bunten, reichgeschmückten Gewändern mit gelben Blumen im schwarzen Haar folgten. Die Hauptperson des Zuges war aber der Bräutigam. Die Leser wenden mir wohl ein, . das sei die Braut. Doch es war erst der Abend vor der Hochzeit. Nach indischer Sitte darf die Braut erst am Tage der Hochzeit mit dem Bräu tigam zusammenkommen. Oft lernt die Braut erst an diesem Tage ihren künstigen Eheherrn kennen. Für die selige Maienzeit des Brautstandes fehlt den Indern das Verständniß. Ueber- Haupt steht die Frau in Indien auf bt deutend tieferer Stufe, als der Mann Sie darf nicht in Gesellschaft von Män nern weilen, muß nach dem Mann essen, ja sich erheben, wenn ein münn- liches Ween herantritt, Doch wir eilen zurück zu dem aus stattlichem Roß reitenden Bräutigam, Ein blauer SammetAnzug nach euro päischem Schnitt kleidet ihn. Mit Gold und Silberstickereien ist das Kleid be setzt. Ein Dreimaster schmückt sein Haupt. Gar stolz schaut er auf die Menge herab. Ein Diener eilt hinter ihm her und fächelt ihm Kühlung zu Prunkwaqen, mit Flittertand iib laden, folgen und eine Reihe einfacher Ochsenkarren mit den Verwandten des Bräutigams machen den Schluß. Da uns vom Bräutigam eine in Gold ab- gefaßte Einladung, an deren Spitze ein dem o ähnlicher Buchstabe als Zeichen des Bauchgottes prangte, zugesandt worden war, wollten mir auch das Treiben im Hochzeitshause kennen ler- nen. Ein hoher thurmähnlicher Bau war aus Holz zum Empfang der Gäste neben dem Hause erbaut worden. Schon aus der Ferne winkten die Fahnen und die vergoldeten Wände. Mit Mühe bahnten wir uns den Weg in den Hos. Götzensigurcn prangten als Gemälde an den Seiten des Kiosk. Ueber dem Eingange hingen Kokosnllffe, Plata nen, Palmenzweige. Der Bräutigam begrüßte seine europäischen Gäste am Eingang der Halle und geleitete uns aus unsere Plätze. Die Halle war dicht gedrängt von braunen Hochzeitsgüsten. Aus dem Boden saßen mit untergeschla genen Beinen die Freunde und Ber wandten, während aus einem veraitter- ten Fenster die Frauen neugierig in den ! eanl hineinschauten. Die Musik spielte j der Abqeschloi?enheit, in der das izröu ununterbrochen ihre Weisen. Nachdem lein lebte, konnte man über das Per wir unS niedergelassen hatten, schmückte I hältniß nichts Bestimmtes erfahren, uns der Bräutigam mit duftenden ' nur böse Zungen setzten skrupellose Guirlanden und Sträußchen. Aus , Kombinationen in Umlauf. Vor un einer vergoldeten Schüflel wurden uns j gesähr einem Jahre ließ sich der junge Platanen, brauner Zucker und die mit i Mann, der inzwischen die Universität einer indischen Festseier unzertrennlich ! besucht und den Doktor gemacht hatte, verbundenen Betelblätter und Areka j als Arzt nieder und Fräulein v. B. be nüffe gereicht. zog mit ihm eine neue und elegante Sobald wir unsere Finger noch in ' Wohnung. TieS war den Geschichten ftarkdustendes Sandelholzwaffer gesteckt Wägern und Geberdenspähern" gerade und einen Strom von Reaenwasser über willkommen; wollten fie doch darin die uns hatte ergehen lassen müffen. hatten i wir Muße, uns Alles näber tu beirock- i ten. Starker Weihrauchduft erfüllte i die Halle, welche von einem mächtigen I Glaskronleuchter und vielen Ampeln beleuchtet wurde. Die Halle war aus-1 geschmückt mit Bildern. Teppichen, bun ' tem Glas und allerlei glittertand. Der ' Lichterglanz. die leidenschaftliche Musik, j die bunten Gestalten der Inder, die pbantasievolle Bau der - Halle, der schwarzen uns mit einem Fächer üh- lung zuwedelnden Diener, der reich ge. schmückte Bräutigam : Alles dies war ! - . . geeignet, uns in ein Aiarcyen von Tau-! ,,en jtuu in Ai,u gk,,oioei, send und eine Nacht zu versetzen. j waren, habe fie deren einziges Kind. Und die Brau,? Sie befand sich mit 1 2cfn' j genommen s Er ihren Frauen in einem kleinen Zimmer. !'"""ung an ihre erste und einzige chen und empfand wohl wenig n Auch der ,unge Arzt ersubr erst ihrem Glück. Wir besuchten fie dort den Zusammenhang der Dinge, und fanden ein hübsches, ebenfalls mit ? ."". "" kostbaren Gewändern und Juwelen afattt n 'm lern Sterbenswörtchen aw r ,. . , , v. . . " I hjrlmttf icrrniüfftra iw.iniin him 1.: Jahren, der Bräutigam zahlte wohl etwa gegen 2 Jahre. Schüchtern reichte sie uns die Hand. Ein Onkel erzählte UNS mit Stolz, daß sie lesen und schrei den könnte, allerdings für ein indisches Mädchen etwas BemerkeiiSwerthes, Bald lehrten wir oll des interessante stcn Erlebnisses mit unserem Ochsen wagen nach Haus zurück. Gegen 10 Uhr des Abends kündeten uns emporzischende Raketen, heller Licht schein und die Klänge der Musik, daß der Hochzeitszug sich nahe. Er verlief ebenso wie der schon oben beschriebene, nur daß jetzt noch mehr Fackeln und eine größere Menschenmenge ihn bcglei tetcn. Die braunen energischen Poli zisten verstanden jedoch die Menge gut in Zucht zu halten. Bon dem Dach unseres Hauses aus konnte man Alles prächtig genießen. Hinter dem feierlich einhertrabenden grauen Elephanten fuhren Braut und Bräutigam. Sie saßen in einem aus Glas und' Gold und SilberFlitter gefertigten Kahn, der auf einem Gestell von Ochsen gezogen wurde. Im Schein der Fackeln sah man ihr Goldge schmeide funkeln. Bon dem schwarzen Haar der Braut konnte man vor lauter Geschmeide nichts sehen. Doch nicht froh schaute sie in die Menge hinein. Wie ein Marmorbild saß sie an der Seite ihres Bräutigams, unverwandt den Blick zu Boden gerichtet, wie es die indische Sitte verlangt. Nachdem sie im Götzentempel einen längeren Besuch gemacht hatten, entwickelte sich das Schauspiel vor unserem Haus. Hun derte von Raieten durchführen zischend die Lust, bald laut knallend, bald einen Regen Leuchtkugeln ausschüttend. Bunt feuer, Fcuerregen wechselten in bunter Folge ab. Auch den Anblick eines chinesischen Feuerwerks hatten wir, in dem aus einer Trommel seurige Men schenfiguren herausfuhren. Und in die indische Musik und das Geknatter der Feuermcrkskörper mischte sich das Brau sen des nahen Meeres. Gegen 1 Uhr des Nachts war Alles ruhig, nur aus der Ferne klangen die Hochzeitsweisen noch herüber. Sie sangen mir, der müde von dem Gesehenen war, vereint mit dem Brausen des indischen Ozeans das Schlummerlied. Romantik in ce roßftadt. Man ist in unserer skeptisch veranlag ten Zeit schreibt ein Berliner Blatt stets geneigt, wenn von seltener Treue und Liebe gesprochen wird, kühl zu lächeln; man ist gern bereit, der schönen Tugend ein Jntereffe unterzuschieben, und wo thatsächlich ein Zweifel nicht möglich ist, das Faktum wie etwas Ad normes anzustaunen. So ersahren wir von einem in seiner Art seltenen Bei spiele einer selbstlosen Neigung, die weder durch die Untreue des einen Thei les noch druck, die Alles auslöschende Zeit getödtet werden konnte. Bor einigen Tagen starb nämlich ein Fräulein Evcline v. B., das über zwanzig Jahre in einer kleinen Woh- nung in Berlin SO. gelebt hatte. Nur selten verließ sie ihr Zimmen, so daß sie von der Nachbarschaft nur fehr wenig gekannt war. Bis vor etwa 10 Jahren lebte sie ganz allein und die Hausleute fabelten von ihr die kuriosesten Singe Denn die Phantasie der Unbeteiligten und Neugierigen bemächtigt sich immer der Sachen, in denen sie ein Geheimniß vermuthet, und ziert tte mit merkmurdl gen Blumen. So behauptete man von der Dame, daß sie in ihrer frühesten Jugend irgend einem Duodezfürsten an die linke Hand angetraut gewesen war und daß diese Ehe später ausgelöst wor- den sei. Niemand wußte etwas Bc stimmtes, bis vor etwa 10 Jahren der Schlüffel zu dem Geheimnisse gegeben schien. Um diese Zeit wurde von dem Fräulein ein junger Mann von etwa 16 Jahren als Pensionär aufgenommen und sie behandelte denselben mit der Zärtlichkeit einer Mutter. Es liegt nur zu nahe, daß die Nachbarschaft gleich mit einer Erklärung bei der Hand war und den jungen Mann, der ein hiesiges Gymnasium besuchte, für den Sohn des ältlichen Fräuleins ausgab. Vermöge onenkundige Bestätigung ihrer Ber muthngen sehen. Nun bat der Tod des Fräuleins Alles aufgeklärt, 3n ihrem Testamente, in welchem sie dem jungen Arzte ihr ganzes, wenn auch bescheidenes Vermögen vermachte, "klärte sie, daß der Bater ihres Erben einst ihr Verlobter gewesen sei. Sie dde diesen ungemein geiievi. trotzdem habe er fie aber verlaffen. um eine so genannte gute Parthie" zu machen. Diele Zreulofigkeit habe sie sehr gekränkt, aber ihre Neigung nicht gemindert, und fll später ihr ehemaliger Bräutigam j V-ff 5 Q. -.sl l w. tU Wetterku. Eine reitende Evifode eiblt man fich seit des Wetterpropheten Falb le-! tem Ausenthalt in Over-Odenritz. Der! Herr Profcffor hatte vor seinem Bor trage noch mehrere Stunden- für sich zur Verfügung. Es war so ganz und gar kein Falb-Wetler", und um die schöne Frühlingssonne zu genießen, miethete er eine Droschke und suhr die schöne Landstraße hinaus bis zu einem Gasthos. Hier ließ er sich ein GlaS Bier an den Wagen dringen. Wäh rcnd der Trinkpauscn unterhielt er sich mit der am Wagen harrenden Wirthen. Recht schöner Tag heute." Na, 's wird andersch o no." Ich glaube nicht; woher wiffen Sie das so bestimmt?" Nu, ich weiß." Steht'S etwa im Kalender?" Nee." Hat's in der Zeitung gestanden?" Ooch nee." Hat es etwa Falb prophezeit?" Ach, dar Karle, dar wccß glei goar nischt." Nun, da möcht' ich doch wiffen, wes halb sie so bestimmt behaupten können, daß es heute noch regnen solle. " Na. ich möcht's eegentlich e soin, aber wenn Sie's emol groade wissen wull'n: Ich habe Se nämlich ane Kuhe, wenn die sich an der Wand reibt, do raint's no." Sovo? Hier ist Geld für's Bier. Adieu !" Und in der That ! Der Wagen hat die Rückfahrt noch nie vollendet, da fängt's an zu tröppeln". Da dreht sich denn auch der Kutscher zu seinem Passagier um und sagt: Nu hürt all's uff, die Kuh Hot Raicht behalten, und dar Professor Falb ne !" Bald ist man angelangt. Bei der Ablöhnung des Kutschers spricht der Paffagier: Gestatten Sie noch, daß ich mich Ihnen als Professor Falb vor stelle." Wie lang jetzt das Gesicht des Kut schers geworden, und was er an Ent schuldigungen gestammelt, weiß blos Falb, der sich lächelnd verabschiedete, um seinen Vortrag zu halten. Vielleicht thäte er gut daran, die Wetterkuh zu engagieren. Das erlösend Wort. Regelmäßig, wenn Fräulein Marietta Werner ihr Frühstück auf der Terraffe des Badehotels einnahm, saß dort an einem benachbarten Tische ein stattlicher. offenbar den besten Kreisen angehöriger Badegast, welcher eine Flasche Bier trank und eine Wurst dazu aß. Seine imponirende, männliche Gestalt, seine regelmäßigen, energischen Züge und sein ruhiges, gebildetes Benehmen hat ten Marietta bald für ihn gewonnen und sie beobachtete ihn unablässig mit dem Jntereffe, welches eine längst hei rathssühige, gereifte Dame für einen schönen Man in gesetzteren Jahren immer besitzt. Aber leider schien ihre Aufmerksamkeit ihm bis jetzt entgangen zu sein. Da endlich heute als ihn eben wieder ein Blick aus ihren braunen Augen streifte, sprach er mit sonorer Stimme zu ihr : Mein Früulem. ich habe schon seit längerer Zeit da Ver- gnügen, Sie hier zu sehen! Lieben Sie Wurst mit Kraut?" Ihre Seele jauchzte auf. Wohl war die Anknüpfung etwas' seltsam gewählt; aber er knüpfte doch wenigstens an. O, nun kommt es, bald das erlösende Wort! Traumtrunken ahnte fie schon trandpromenade, Gestündniß, Staw besamt, Hochzeitsreise ! Ach ja!" seufzte sie daher hold errö thend. Nun", versetzte er mit seinem tiefen Bariton und steckte sich ein neues Stück Wurst an die Gabel, dann stören Sie doch Ihre Nebenmenschen nicht immer mit Ihrer Hungermiene, und beste! len Sie sich eben um's Him melwillen auch einmal so eine Wurst!" (sine Antwort Friedrich s des roßen. Im vorigen Jahrhundert war es in Preußen üblich, daß nicht nur das Mi litär, sondern auch der Adel bei Ehe schließungen sich einen Konsens vom Könige erbitten mußte. Ein Edel mann, der Herr von Hagen aus Rakel. wollte sich nach dem Tode seiner vierten Gattin wieder vermahlen, und kam da her bei Friedrich dem Großen zum fünf ten Male um die Erlaubniß zum Hei rathen ein. Der König ertheilte ihm seine Antwort, indem er auf den Rand seiner Eingabe die sarkastische Be merkung schrieb: Er braucht bei so großem Verbrauch künftig nicht mehr einzukommen. Ute eschäft. Als General Ney, der nachmalige Herzog von Elchingen, eines Tages die Kavallerie in Verlailles kommandirte, ließ fich ein vircusdirektor bei ihm mel den, der ihn um Ueberlaffung von zwölf Kürassieren bat. die in einer Eircuspantomime als Statisten auftre n Sie sollen die Leute haben", sagte der tieneral, was bezahlen Sie denn (" Dem Mann drei Franken." Drei Franken", rief der Herzog, der in Mldlacben ledr amau war, aber Freundchen, da'ür mach' selbst mit." ich ja truHi Juristen, , Glauben Sie denn. Herr Doktor, daß Frauen das Amt eines RettsanwaiteZ bekleiden können " O ia jedenfalls aber nur. wenn fie Männer zu vertheidigen haben! ckntgkgrnkvmmkiid, Student (zuin Hausirer): Was, alle diese Kleider wollen Sie mir Mark geben?,.,. Da schenk' ich sur SO sie lieber her! Hausirer: Bitte sehr, ich nehm' sie auch gcschenlt!" INalicc, Dichter: Ich habe eine fünf aktige Tragödie geschrieben!" Kritiker: Ra, Sie treiben aber den Scherz zu w e i t I" Zlbffchtlichks inigrcrsnliiiiiiB. Morgen, Fräulein Louise, reise ich aus einen Monat nach dem Süden. Werden Sie mir bis dahin auch ein schönes Andenken bewahren?" Gewiß, Herr Baron geben Sie es nur her!" Zawl, Was für eine sonderbare Mütze haben Sie denn heute aus?" Donnerwetter, hab' ich die Mütze von meinem Ausgeher erwischt! Hat der S ch a f s k o p f denselben Kopf wie ich!" !?ei,n Examen, Profeffor der Ehemie: Wie hat man sich bei der Priisung eines Weines auf Glycerin zu verhalten?" öandidat: Man versichert sich gegen Unfall, verdampft hierauf den Wein zur Trockene und setzt Salpetersäure zu, wodurch sich Nitroglycerin bildet, und nähert sich nun diesem mit einer Flamme. Erfolgt eine Explosion, so ist der Wein gefälscht und der Ehemiker in's Spital zu dringen!" Sicheres Erkennungszeichen, Köchin: Du, der schöne Korporal dort ist schauerlich in mich verliebt!" Stubenmädchen: Woraus schließ't Tu das?" Köchin: Siehst Tu nicht, immer die Hand auf den legt, wenn er vorübergeht!" wie er Magen n viel erlangt, (alte Eoquette): Vergiß nicht, übermorgen ist mein Geburts- Jawohl, Deinen Geburtstag mir merken, dabei aber ver wie alt Tu bist!" ?ie Emil, tag!" Er: soll id gcssen, Unerwartet, Wirth: Wenn Sie nicht zahlen, werden Sie an die frische Luft gesetzt!" Gast: Bei der Hitze? Tausend Tan! !" vorsichtig, Weinhändlcr (der in einem Restau rant einen sehr schlechten Wein be lommt): Wenn ich jetzt sicher wüßte, daß der Wein nicht von mir ist, dem Wirth würde ich meine Meinung sagen!" Sächsisch Aperkü, Da sagt mcr nu immer, daß zwee Verneinungen cne Bejahung bilden; aber nee, nee!" is doch nich dasselbe wie Ei ja!" Ei Schmrrenöthcr. Den Abschiedsdrief an Minna muß ich recommandiren, sonst lriegt sie ihn nicht, und liebt mich am End' weiter!" Unvorsichtig, - Levy (der soeben von der Jagd heim gelehrt ist): Sarah, bin ich erschrocken; im Wald geht beim Bücken mei' Ge wehr los!" Sarah: Was gehst Te amer auch mit 'em Gewehr aus die Jagd?!" In einem Torfwirthshaus gerathen der Bürgermeister und der Todtengrü der in Streit, wobei Letzterer den Erste ren unter den Tisch wirst. Tees sag' i' Dir," ruft in dieser ver zweifelten Situation der Bürgermeister dem Todtengräber zu. so lang i' in der Gemeind' 'waS z'sag'n hab', gräbst mi' Tu nöt ein!" ?oxxelsinniae Rkensarten, Taraus mache ich mir nickls!" saaie der Schneider, als der übrioacdliebene Stoff nicht zu einer Jacke reichte. Das beoreife ich nicbt!" faule iräti. lein Jda. als ihr ein Lanbsrolck aiVs Kleid sprang. .Das ist ein Drilling!" sagte Meier, als .er einen Unteroffizier fad. Ich fühle mich in gehobener Stim mnng!" sagte der Neger, da hing er am Baum. Heil mir!" sagte ein Berliner Rad sahrer zu einem Arzt, als er sich ein Bein gebrochen hatte. Ernst ist mein Leben!" sagte Anna Werten, aber Fritz ist mir lieber!" mo!ick. Ach, Mama, schenke mir doch eine Trommel!" Tas fehlte noch, dann hätte ich den ganzen Zag keine Rnbe mehr." Nein, Aamacden. ich werde nur trommeln, wenn Tu schlosst!" l?öick. - Arzt der gerufen worden ist): .Na. was macht denn Ihr Mann. Huber bäuerin?" Frau: .Ach. er läßt fich tausendmal entschuldigen, Herr Doktor, daß Sie vergeblich haben kommen münen aber er ist vor einer Biertelstunde qc- störten. r