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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (April 30, 1896)
iittle Ixnry. Cm Orlcbiiiii uoii rttirtrid) ), Raieten. Eines Tages führte mich mein Weg in einer der Vorstädte ?!ew Ar!s an einem wandernden Einus vorüber, dessen Mitglieder sich soeben anschickten, in phantastische Gewänder gehüllt, -mit Paulen und Trompeten einen Umzug durch die benachbarten Straßen zu hat ten, wobei sie durch ein Mitglied ihrer Gesellschaft unter die in Schaaren her beiströmende Menge große, bunte Zet tel vertheilen ließen, auf denen die großartigen Leistungen, welche in der am Abend , stattfindenden Porstellung gezeigt werden sollten, angepriesen wurden. Der Zettelvertheiler war ein kleiner, vierschrötiger Mann mit lächerlich kiir zen Beinen, die ihn jedoch nicht hiiider ten, mit der Behendigkeit eines Wiesels von einer Seite der Straße zur anderen zu laufe. Erhöht wurde die komische Erscheinung des Mannes noch durch ein weites, buntes ölownkostüm, sowie durch sein weiß gefärbtes Gesicht mit dem darin durch rothe Schminke ver größerten Munde. Alles lachte, und wenn er gar bisweilen, seine Zettel krampfhaft unter einem Arm, wie ein Igel zusammengerollt über das Pflaster kugelte, wollte der Jubel kein Ende nehmen. Mir kam der Mann trotz seiner Per klcidung bekannt vor. Diese merlwür dig kurzen Beine mit dem stämmigen Körper darauf hatte ich schon irgendwo einmal gesehen; doch vergeblich sann ich nach, wo es gewesen sein könne. Abends besuchte ich die Vorstellung, welche nicht übel war. Einige gut dres sirte Pferde wurden vorgesührt, Gym astiker zeigten ihre Gewandtheit und Kraft ; aber alles das interessirte mich wenig, bis in der fünften Nummer Little Henrrj, der beste Clown der Welt," auftrat. Da war mein Mann wieder, und fester noch wuchs in mir die Ueberzeugung, daß ich ihm schon einmal im Leben begegnet sein müsse. Dieser Gedanke und der Aerger über mein schlechtes Gedächtniß trieben mich am nächsten Morgen abermals zum Cirkus. Derselbe lag wie ausgestorben da, die Mitglieder mochten sich nach der reichen Einnahme am Abend irgendwo in einer Kneipe gütlich thun oder nach einer froh durchzechten Nacht ihren Rausch ausschlafen. Schon wollte ich mich wieder entfer nen, als aus einem hinten an dem Cir kus durch Wohn und Geräthewagen abgegrenzten Raume das pfeifende Ge ränsch eines Hobels an mein Ohr drang. Neugierig, wie es hinter den Koulissen der fahrenden Leute aussehen mochte, trat ich in den Cirkus ein und stand gleich darauf in dem an denselben stoßenden Raume dem Manne gegen über, mit dem sich meine Gedanken seit dem vorhergehenden Tage so eifrig be schaftigt hatten. Little Henry, der beste Clown der Welt, stand jetzt in wollenem Hemd, leinenen Beinkleidern und einem Paar einst bunt gestickt gewesenen Pantoffeln da und war emsig bemüht, ein Sprung brett abzuhobeln. Von kundiger Hand geführt das ließ sich auf den ersten Blick erkennen, sauste der Hobel über die zum größten Theil bereits glatte Holzfläche. Mit einfachem Kopfnicken erwiderte der Mann, ohne sich in seiner Arbeit stören zu lassen, meinen Gruß. An Euch ging ein Tischler ver loren," begann ich, um ein Gesprach anzuknüpfen. Little Henry schielte mich, eifrig wei ter hobelnd, mit einem Auge an. Meint Ihr? Möglich!" versetzte er kurz. Gewiß! Ihr handhabt den Hobel wie einer vom Fach. Ihr wart vielleicht früher Tischler?" Ihr seht, daß ich es noch bin," klang wieder kurz, fast mürrisch, die Antwort. Aber Ihr seid doch der Clown die ses Cirkus?" Auch!" Noch einige Male flog sein Hobel leicht iiber die Flüche; dann strich er mit der Hand prüfend über das nun gänzlich glatte Brett, nahm es auf die Schulter, seinen Hobel unter den Arm und verschwand hinter einem der Wa gen. Vergeblich wartete ich auf seine Rück kehr. Statt seiner erschien der Direk tor der Gesellschaft und fragte nach mei nem Begehr. , Ich antwortete ihm, daß ich soeben leinen Clown als Tischler be wundert habe. Little Henry!" rief er schmunzelnd und klopfte, seinen Schnurrbart drehend, mit einer stark verbrauchten Reitgerte an der Schäste seiner saube ren, aber arg geflickten Stiefel. Ja., der kann Alles. Sir. Außer Clown ist er ein vortrefflicher Reiter trotz seiner kurzen Beine: auch als Jongleur und Gymnastik leistet n Vorzügiiches, und endlich ist er im Schneiderhandwerk Meister. Seine Hände fertigen sammt liche neueren Kostüme meiner Gesell schuft an." Das nenne ich vielseitig," erwiderte ich lachend. ,Ja, Geld verdienen um jeden Preis, das ist sein Bestreben von Morgen bis jurn Abend," fuhr der Kunstreiter Häuptling mit spöttischem Ausdrucke in seinem hageren Gesichte fort. Wenn es ihm seine Zeit erlaubt, betreibt er , ein Landsmann mag dieser Little Henry nebenbei noch einen Handel mit Früch j sein?" ten, Tabak und Cigarren. Fernerbe-! Ter Tirektor zuckte die Achseln, schlägt er Pferde so gut wie ein Huf!, Weiß ich nicht, Sir! Habe nie dar schmied. und wo cs etwa? zu schlossern j nach gefragt. Ader nach der Aus gibt, stellt er gleichfalls seinen Mann." j spräche ist er ein Teutscher der Hol- Kaum glaublich!" Aber wahr! Mir ist er ein unersetz liches Mitglied meiner Gesellschaft, nur könnte er weniger wortkarg und ver schlössen sein. Es ist, als spräche er nicht, weil es ihm nichts einbringt. Heilte Abend wird er den weltberühmten Riesensprung durch sechs brennende Rei sen ausführen eine bei seinen kurzen Beinen sabelhaste Leistung, die Ihr, Sir, der Ihr Euch so lebhaft für ihn zu interessiren scheint, nicht werdet ver fehlen wollen, mit Euren Angehörigen und Freunden zu sehen." Der Direktor zog. geschäftig eine Handvoll Einlaßkarten aus der Tasche seiner fadenscheinigen Sammetjacke, und das Ende vom Liede war, daß ich ungeachtet meiner Widerstandsfähigkeit bei solchen Gelegenheiten mit sechs für drei Dollars eingelösten Karten zum ersten Platz feiner staunenswerten Ueberredungskunft entfloh. Den Riesensprung meines Freundes zu bewundern, war ich verhindert; die Zeit drängte, und schon am nächsten Tage befand ich mich auf der Reife nach dem Westen. Etwa nach einem Jahre ich weilte wieder im Osten wurde ich abermal an Little Henry erinnert, und zwar traf ich in einem kleineren Orte bei Balti more, wo ein Volksfest abgehalten wurde, den Direktor des Cirkus, bei dem Little Henry als Clown engagirt war. Umgeben von einem Kreise Zu schauer hatte jener soeben zwei kleine Pferde vorgeführt und zahlte nun, mah rend die Menge sich erlief, die Peitsche unter den einen Arm geklemmt, die Zügel der beiden wohlgenährten Thiere über den anderen gehängt, die aus klei- ner Münze bestehende Einnahme, welche ihm von dem einsammelnden Knaben eingehändigt worden war. Hatte der Direktor früher schon, kei nen sehr wohlthuenden Eindruck ge- macht, so ja er jetzt mehr als ärmlich aus. Kaum war noch in dem überall ausgebesserten, farblosen, seinen Ober körpcr bedeckenden Kleidungsstücke die braune Sammetjacke zu erkennen, in der ich mich erinnerte, ihn vor Jahres frist gesehen zu haben. Auch die Bein- Ileider wiesen manchen Flecken auf, und die Stiefel hingen kaum noch in den Nähten; an einer Seite schaute bereits der nackte Fuß hindurch. Mein Interesse für Little Henry war bedeutend herabgestimmt, nachdem ich damals gehört hatte, daß er die mir wenig sympathische Eigenschaft der Jankees, das Hasten um jeden Preis nach Geld, in so hohem Grade besaß. Mehr interessirte mich jetzt der Direktor, und trotz der Aussicht, seiner Ueber redungskunst in irgend einer Weise wie der zum Opfer zu fallen, trat ich grüßend an ihn heran und fragte ihn, wo sein Cirkus geblieben sei, Ueberrascht musterte er mich, und meinen Gruß sehr höflich erwidernd sagte er, indem er das Geld in die Tasche gleiten ließ und dem Knaben schmunzelnd zunickte: Auf's Neue ein Beweis, daß ich doch nicht vergessen bin. Auch Ihr, Sir, gedenkt gewiß der vor züglichen Leistungen, welche ich stets dem Publikum für geringe Bezahlung bot; kein Schwindel also im Lande des Schwindels daher das Interesse," Er seufzte, und mit wehleidiger Miene fuhr er fort: Mein Cirkus, Sir? Der ging nebst meiner sämmtlichen Habe in Flammen auf; sogar zwei Pferde v?r brannten, werthvolle Thiere. Ein har ter Schlag, Sir, von dem ich mich wohl nie erholt haben würde, wenn mir nicht Einer geholfen, Einer, Sir, von dem ich solches nie erwartet hätte. Jedem theile ich es mit, denn hinausposaunen in die Welt möchte ich die edle That des vorher von mir so verkannten Mannes? Ich hatte einen Clown " Little Henry?" fiel ich ihm in's Wort. Ihr kanntet ihn, sahet ihn bei mir, Sir? Um so mehr freut es mich, von ihm erzählen zu können. Ja, Little Henry! Er war mein Retter in der höchsten Noth. Perzweifelt, arm wie ein Betteler saß ich zwischen den rauchen den Trümmerhaufen meiner Habe, da trat er zu mir, drückte mir stumm etwas in die Hand zweihundert Dollars waren es, Sir! und bevor ich mich von meinem Erstaunen erholen konnte, war er fort. Ich habe ihn bis heute mcht wiedergesehen. Er gab mir nicht allein die Mittel nein, Sir! durch sie auch den Muth, noch einmal von vorn wieder anzufangen. Das that ich. und seit gestern liegen die mir geliehenen zweibundert Tollars mit Zinsen auf der Bank bereit für den gütigen Geber; ich habe außerdem gute Aussicht, in kurzer Zeit wieder einen Cirkus zu besitzen." Das freut mich von Herzen. Sir!" entgegnete ich. Und habt Ihr von Little Henry nichts wieder gehört?" Doch, Sir! Durch Zufall erfuhr ich. daß er im Westen zwei Engländern ein größeres Blockhaus baut, sowie zu gleich deren Koch und Stallmeister ist. Der Mann kann Alles; in New Vor! war er Bäcker, bevor er zu mir kam. Aber nun lebt wohl, Sr! Ich möchte mir beute noch so viel erübrigen, um mir nebenbei ein Paar neue Stiesel lausen z können." Lächelnd zeigte er auf die klaffende Wund seines Fuß zuges. Ihr seht, die alten haben ausgedient Noch eine Frage, Sir! Was für Es war mir sehr angenehm, Den breitrandigen Hut lüftend, klatschte er mit der Peitsche und for derte dann laut die sich, ansammelnde Menge auf, einer Vorführung seiner vorzüglich dressirteu beiden Pferde bei zuwohnen. Zwei Jahre spater suchte ich, nach Deutschland zurückgekehrt, eines Tages in meiner Vaterstadt dasjenige Viertel aus welches mir aus meinen ffnaben jähren deutlich in der Erinnerung stand, und mit eigenartigen Gedanken wanderte ich hauptsächlich durch eine breite Straße, die mich einst tagaus tagein mit dem Schulränzel auf dem Rücken gesehen hatte. Wenig hatte sie sich verändert, und klar zogen alte, bunte Bilder aus der frohen Jugend zeit an meinem Geiste vorüber. Auch manche tolle, stets von Glück begünstigte Streiche hatte ich damals allein und in Gemeinschaft mit Anderen ausgeübt; nur einmal es war in derselben Straße wäre es uns, einem Schul kameraden und mir, beinahe schlecht er- gangen. Wir halten die Geduld eines jungen Handwerkers aus eine harte Probe gestellt, und nur mit knapper Noth entkamen wir seinen drohenden Fäusten; wir waren rascher als er, denn die Natur hatte ihn mit ungewöhnlich kurzen Beinen versehen. Ich stand wie angenagelt. Little Henry ! Kein Anderer war es ! Unmill kürlich richtete sich mein Auge nach dem Hause, a-us welchem damals unser Ver? folger hervor, und uns nachgestürzt war. In großen, weit sichtbaren Buch staben, die ich mich nicht entsann früher bemerkt zu haben, las ich: Möbel und Kunsttischlerei von Heinrich Stig litz" über, der breiten Eingangsthür, und in diese trat soeben in blauer Schürze und Hemdsärmeln ich traute meinen Augen kaum Little Henry selbst. Gleich darauf stand ich vor ihm, und als ich ihm sagte, daß ich ihn vor Iah ren in New Aork als Clown in einem Cirkus gesehen haite, schien er sich mei nt zu erinnern. Sein Antlitz verzog sich zu einem Schmunzeln, während er mir stumm die Hand reichte. Ich er- zahlte ihm dann, daß ich spater seinen Direktor wiederqetroffen und durch die- sen von seiner großmüthigen That gehört hatte. Er errothete wie ein lunaei Mädchen, und abwehrend den Kop Ichutieind, brummte er etwas von Alles wieder in Ordnung; war ein ehrlicher Kerl vor sich bin. Augen cheinlich war ihm die B nung mit mir nicht angenehm; aber ich ließ nicht locker, und schließlich saß ich mn ihm und seiner Gattin, einer hüb icyen, kleinen, runden Frau, in einem sauberen Stiibchen seines Hauses bei einer Flasche Wein, und mühevoll durch fortwährende Fragen erfuhr ich nach und nach, daß er sich einst in demselben Hause in die Tochter seines Meisters verliebt, doch als armer Geselle es nicht habe wagen dürsen, um sie anzuhal ten. Kurz entschlossen war er nach Amerika ausgewandert, in der Hoff- nung, dort bald ein kleines Vermögen zu erwerben. Die es Ziel beständig im Auge, hatte er Alles und Jedes erfaßt, und was er sich vorgenommen hatte, war ihm geglückt. Schon nach fünf Jahren kehrte er mit einer hübschen Summe zurück, und diese sowohl, wie die nicht vergessene frühere Tüchtigkeit des einsti gen Gesellen in seinem Handwerk stimmten den Meister gnädig. Seit kurzer Zeit hatte derselbe sich von der Tischlerei ganz zurückgezogen und diese dem Schwiegersohn allein übergeben. Mit großen Augen lauschte Little Henry's Frau den durch meine Fragen veranlaßten Eröffnungen von der viel seitigen Thätigkeit ihres Mannes in der Neuen Welt. Wie sie mir später ge stand, hatte sie von ihrem, auch ihr ge genüber leider stets schweigsamen Gat ten noch kein Wort davon erfahren. Ja, Herr!" schloß Little Henry, dem der Wein zuletzt doch etwas die Zunge gelost hatte. Wer glaubt, in Amerika sein Fortkommen allein in sei nem Handwerk zu sinden, ist meistens verloren, denn andere Länder, andere Sitten: dort drüben wird Alles an ders betrieben wie hier. Nicht allein, was man in der Heimath erlernt Hut, soll man dort verwenden und aus nutzen, sondern auch ohne Zaudern er greifen, was sich bietet. Der Mensch kann Alles, was er ernstlich will dann nur macht man sein Glück." buchstäblich. Buchstäblich wollte der Herr Rittmeister a, D. von Plattenstein erstanden werden. B u ch st ä b l i ch, und als Antwort wollte er ein kurzes Zu befehlen, ja !" oder Zu befehlen, nein, Herr Rittmeister!" hören, weiter nichts. Basta. Am besten hatte es der alte Kutscher Grupe raus, den Herrn Rittmeister buchstäblich zu erstehen und in der ge wünschten Weise ihm zu antworten. Er war deshalb auch zu einer Art Facto tum bei ihm emporgestiegen, trotz man eher sonderbaren Zusalligkeiten, welche dieses buchstäbliche Verstehen mit sich brachte. Einmal z, B. wollte der Herr Ritt meister auf der Fahrt durch den Wald an einem Zügel etwas ändern, hatte kein Messer bei sich. Haft Tu ein Messer in der Tasche?" fragte er deshalb den alten Kutscher. lünder. Sir!- Zu befehlen nein, Herr Rittmei ster !" lautete die Antwort. Als eine Viertelstunde später die Aenderung bei einem Forsthause vorge nommen wurde, aß Grupe sein Früh stück und bediente sich dabei eines Tafchenmessers. Hast ja doch ein Messer alter Esel !" ries der Herr Rittmeister. Zu befehlen, ja, Herr Rittmeister!" Warum sagtest Du denn vorhin. Du hättest keinS in der Tasche?" Ja, das hatte ich nicht in der Tasche, sondern in meinem linken Stiefelschacht stecken, Herr Rittmeister zu befehlen!" antwortete der Bursche mit der größten Seelenruhen und der Herr Ritt meister war's zufrieden. Ein andermal sollte er die gnädigen Fräuleins" von der Bahnstation ab holen. Der Zug kommt um neun Uhr, da bist Du zu Mittag wieder zu Hause.' Zu befehlen. Herr Rittmeister!" Unterwegs erfährt Freund Grupe in dessen, daß die jungen Damen schon mit einem früheren Zuge eingetroffen wa ren und inzwischen der befreundeten Paflorenfamilie int Nachbardorse einen Besuch gemacht haben. Von dort soll er sie etzt abholen, wird ihm bestellt. Ach was," erwidert er aber, der Herr Rittmeister hat befohlen, daß ich zu Mittag Mieder zu Haufe bin. Wen die gnä' Fräuleins nicht um neun Uhr au der Bahn sind, dann kann ich nichts dafür." Die jungen Damen mußten wirklich per peile apostoloruin nach Hause spazieren, denn der alte Grupe kam nicht, um sie abzuholen. Zur Jagd auf einem Nachbargute war es am Morgen wunderbar schönes Welter, zu kostbar, um einen Pelz an zuziehen. Aber zur Nacht durste man um so bittere Kälte erwarten, und da bei solchen Jagden dem Weine ziemlich wacker zugesprochen wird und die Jagd essen sich ziemlich in die Nacht hinein auszudehnen pflegen, hatte Frau Ritt meister dem Herrn Gemahl vor- und fürsorglich empfohlen, den Pelz wenig stens mitzunehmen. Aber das hatte dieser abgelehnt. Und nun war sie selbst mit dem betreffenden Kleldunqs stuck nach der Wagendiele hinabgestie gen und hatte den alten Grupe ange- wie en, den Pelz im lsitzlasten zu vev stauen, damit Herr Rittmeister ihn nicht entdeckte. Zu befehlen, Frau Rittmeister!" Als man sich spät in der Nacht von dem Jagdeffen zurück auf dem Heim Wege befand, war es in der That eisig kalt auf dem offenen Pürschwagen, und den Herrn Rittmeister fror in feiner Jagdjoppe bis in die Knochen hinein. Jetzt wäre ihm der Pelz bochwillkom men gewesen, und als die Kälte immer empfindlicher wurde, wurde die Hoff nung immer reger in seiner Brust, daß seine sorgliche Gemahlin denselben trotz seines Verbotes dem Kutscher mitqe- geben habe und dieser nur des Befehls harrte, ihm den Pelz hervorzuholen. Ein paar Minuten kämpfte er noch mit dem Entweder" standhaft zu bleiben, Oder" den Pelz zu verlangen, dann siezte 'das Oder". Hat die gnädige Frau den Pelz nicht in den Wagen gelegt, Grupe?" fragte er zitternd vor Kälte. Zu befehlen, nein, Herr Rittmei ster," antwortete er alte Kutscher prompt. Nun war es aus. Der arme Herr mußte aushalten. Dann fahr' nur zu, damit wir end- lich nach Haufe kommen !" Zu befehlen, Herr Rittmeister." Zu Hause angelangt, wunderte sich Frau Rittmeister nicht wenig, daß ihr Herr Gemahl so unwirsch war. Sie hatte gemeint, sür ihre Aufmerksamkeit ein Tankesmort einzuheimsen, und nun war er gar unzufrieden. Ist Dir s nicht gut gegangen, mein Lieber?" Ach halbtodt gefroren bin ich !" Aber hast Tu denn den Pelz nicht umgethan?" Hatte ich ihn denn? Lieber Mann, ich habe ihn ja selbst hinabgetragen, und Eruve hat ihn in den Sitzkasten Deines Wagens legen müssen." Waaas?" Aber ganz gewiß " He, Grupe !" Der Herr Rittmeister riß das erntet auf und rief nach dem Hose hinab, wo der Alte noch mit der Beseitigung des Wagens beschäftig! war. Herr Rittmeister?" Komm' mal 'raus !" Zu befehlen." Wenige Secunden später stand Grupe oben. Hast Tu meinen Pelz im Wagen gehabt?" Zu befehlen, a, Herr Rittmeister. .Alter Esel, warum cabft Tu ihn mir denn nicht?" Besehlen, Herr Rittmeister, gnädige rau hatten besohlen, ich sollte den Pelz so in den Wagenkasten einpacken, daß Herr Rittmeister ihn nicht entdeckte Schasskops. Warum sagst Tu mir denn nicht, daß Tu ihn im Wagen hast. alS ich danach frage?" Besehlen, Herr Rittmeister. Herr Rittmeister haben nur gefragt, ob gnü dige Frau den Pelz nicht in den Wagen gelegt haben. Da hab' ich nein" ge antwortet, weil ich ihn selbst habe in den Kasten packen müssen." Ta war es denn mit der vielgepriesen nen Bravour des wackern Grupe vorbei. Er wurde ziemlich ungnädig entlassen und mußte machen, daß er fortkam. Phänomenales Rindvieh !" knurrte Herr Rittmeister hinter ihm drein. Als er aber die folgenden Tage diese Buch stäblichkeit" mit einem eremplarischen Schnupsen büße mußte, hat er sie doch abgelobt und auch andere Menschen zu Worte kommen lassen. eine Erinnerung an Kra, Schubert. Aus Wien berichtet die N. Fr. Pr.": Die rege Bauthätigkeit, welche gegen wärtig die letzten Reste von Alt-Wahring in oer sruyeren yerrengalle (jetzt Geutz gasse) verschwinden läßt, hat eine Potiv tafel zum Andenken Schubert'S, die ur sprünglich versteckt und sast unaussind bar an einem der ältesten Häuser, im Engpasse an der Kreuzung der Kutsch kergasse, angebracht war, an's Licht ge bracht, in dem sie sich nun an der Front des dort neuerbauten Eckhauses befindet. Diese Tafel erregt jetzt erst die allqe meine Aufmerksamkeit des Publikums. Die Inschrift lautet: Franz Schubert componirte im Garten dieses Hauses (damals Zum Biersack" genannt) im Juli 182(5, an einem Sonntagabend im Kreise einiger Freunde, inmitten des lärmenden Wirthshaus-Kctriebes, das Lied Ständchen", (Horch', horch' die Lerch' im Aetherblau".) In pietät voller Erinnerung an den unsterblichen Meister Der Geselligkeilsverein Die Wilden von Wah-Ring". 1885." Frau, Schubert liebte bekanntlich die Spazier gänge in die Wiener Umgebung, und Weinbaus gehörte nicht blos seiner land schaftlichen Reize wegen zu den Zielen, die er besonders gern und häufig auf suchte. Der Zusammenhang dieser Be suche in Weinhaus mit dem Liederzyklus üie schöne Müllerin" ist bekannt. Auf der Ruckkehr von den Ausflügen nach! Weiuyaus pflegte oer Tondichter im Gasthausgarten, den der Wirth Biersack i'.'l eröffnet hatte, zum Nachttrunk einzukehren. Die gute Laune, die er an fenem Juli-Sonntage des Jahres lk2ii wahrscheinlich mitgebracht hatte, insvirirte ihn zu dem vielbewunderten sogen. Shakespeare'schen Ständchen, dem man seine Abstammung vom Bier tische ohne diese Tradition 'kaum nach weisen könnte. Das alte Gasthaus Zum Biersack" hat sich nun im neuen Hause unter dem Namen Zum Schu-bert-Garten" etablirt und weist eine ehrwürdige, im Stamme schon heute stark ausgehöhlte Kastanie aus. von der es hieß, daß unter ihr Schubert's Ständchen" entstanden sei. Der Esel i er Posse. Im Theater zu Glasgow gelangte eine Posse: Sasan Hepley", zur Auf- fuyrung. sasan Hepley ist eine Köchin, in deren Herzen das Heimweh lebt. Die Herrschaft ist fort, die Köchin allein. Da erschallt auf der Straße plötzlich der Ruf: KUchenkräuter! Kuchenkräuter!" Diese Stimme! Sie stürzt an's Fenster. Ja, er ist's; John Dufflin, der flotte John" aus ihrem Heimathsdorfe. Sie ruft ihn, er kommt, sieht sie, erkennt sie. Natür lich muß er zum Essen bleiben, Ich kann nicht, Spriggins ist unten und wartet auf mich." Spriggins? Hol' ihn heraus, er kann ja auch mitessen." Gesagt, gethan. Dufflin geht und holt Spriggins herauf Spriggins aber ist der Esel, der den Gemüse kram tragt. Die Köchin ist erst entfett. dann aber siegt ihr Herz, und der Esel darf sich hinlegen und zusehen, wie die Beiden eisen und wie sich Herz zum rzen findet. Die Posse ist an sich lustig genug und machte volle Häuser, da wurde der Esel krank. Was thun? Einsach einen Esel als Gast miethen! Gesagt, gethan. Der neue Esel that feine Schuldigkeit, kam höchst manierlich auf die Bühne und legte sich ebenso manierlich bin; dann aber zum Schluß kam es anders. Wenn Tuff lin geht, soll auch der Esel mit. Die Köchin und Dufflin bemühen sich um sonst, ihn auf die Beine zu bringen. Sie heben ihn empor, so weit es geht, aber sehr weit geht's eben nicht, und unser Esel setzt allen Versuchen eine Halsstarrigkeit entgegen, die eines Esels würdig ist. Das Publikum johlt, schreit, walzt sich vor Lachen. Bravo Spriggins! Bravo! Zeig's ihnen. was ein liiei iit, uns nun, nun offenbar vom Beifall berauscht, sängt der Eiel gar an, zu schreien: Z)ah! Bah!" Das Publikum tobt, rast und jubelt, Ta ein Gedanke: Dufflin setzt sich aus den Esel wie ein Reiter. Da aber springt der Esel auf, schlägt aus und wirft unseren Dufflin ad. daß es dröhnt. Das Publikum ist außer sich vor Entzücken, und Spriggins ist der Held des Tages, ist der derühm teste Esel, den Glasgow je sein Eigen genannt. schrecklich. Sie sehen ja so furchtbar erregt au. Herr Toctm?" B. (Arzt): Ich habe auch allen Grund dazu. Denken Sie, ich gehe ei nen Monat auf Urlaub, überlasse meine Patienten einem jungen Kollegen, und als ich zurückkomme, ist meine Praxis vollttansig rumirt." A. : Wieso, verstand er nichts?" B. : .Im Gegentheil, er bat sie alle geinnd gemacht!" Ieitcmgbe, Sie: .Wirft Tu sehr spat heimkom- men. Hans" Er: .Nein, spit." A. : Das Ohrenleiden meiner Frau hat sich geHoden; sie versteht nun wieder Alles ganz gut!" B, : O, die mehlige versieht sogar Alles besser!" Per pasj. Herr Hasenbalg, Fabrikant in einer kleinen sächsischen Stadt, wünscht eine Geschäftsreise nach England zu uuter nehmen und meldet sich bei dem Bür germeister zur Ausfertigung eines Pas ses." Wo wollen Se denn hinreise, Herr Hasenbalg?" Nach Oueensborough," 'Wohin wollen Se?" Noch Oueensborough." Heren Se, mei gutester Herr Hase balg, da weeß ich se gar nicht, wie sich das schreibt Könnten Se ich viel leicht wo annersch hinreisen?" Zweideutiges verspreche , Patient: Ich habe letzthin so lange vergeblich aus Sie gewartet, daß in zwischen meine Schmerzen von selbst vergangen sind!" Arzt: Bedaure unendlich doch das wird in Zulauft nimmer pafsiren!" ?ruckfel,lertefel. Ten Wilddieb erblicken und an lügen war sür den Obersorster ein Mo ment. Dreierlei. Mein Fräulein! Ich traue Ihnen; trauen Sie mir wieder, und bald traut uns ein Dritter!" 2Im Stammtisch. Sie, Cenzi, wie kommt es denn, z Sie mir heut' eine so schöne Vor- tion Gans bringen?,. Sonst ist sie immer so nein!" Ach, da hab' ich mich vergriffen die bat ja .für einen Frein den ae hört!" I? gefährlich. Herr (zum Direktor einer Dorf schmiere, während der Vorstellung): In dem Stücke kommt doch, eine Raiis scene vor warum wird die nicht ge geben?" Direktor: Das geht nicht! Wie wir aus der Bühne zu raufen anfangen, fangen s' im Publikum auch an!" Reservates Urtheil. Moderner Maler: Was sagen Sie zu meinem Bilde?" Herr: Seien Sie versichert, daß ich Sie als Mensch weiter achte!" Merkwürdig, Gigerl, (beim Diner, als eine Be merkung über Xonophon fällt) : , , Doch höchst merkwürdige Einrichtung, meine Gnädigste, bei den alten Griechen, das von" hinter dem Namen zu führen!" (Beiuiic Berechnung. ,.Mir fehlt ein Brief meines Bräu tigams?" Aber wie kannst Du bei dieser U n masse von Briefen wissen, daß Dir einer fehlt?" Ich hab' die Küsse immer gezählt, die es mir gesandt hat. ES sind setzt gerade 2 Millionen und nun fehlen mir 1000!" Refteris. Gauner (infolge des Überaus warmen Plaidoyers seines Vertheidigers frei- gesprochen): Die Lumperei- hat doch ihre guten Seiten! Hatt' man mied wohl je so gelobt wie heute, wenn ich ein ordentlicher Mensch wäre?!" Proportionen Reisender (im BahnhofSrestaurant): Tie belegten Brödchen sind aber surcht bar klein!" Wirth: Tie Züge halten hier auch meist nur eine Minute!" Voraussicht. Die Professoren der Universität hat ten ihr Stiftungsfest gefeiert; einer der selben wurde am andern Morgen neben einer Bank schlafend gefun den und von Schutzleuten nach 'seiner muthmaßlichen Wohnung getragen. Hier bringen wir Ihnen Ihren Herrn!" sagen diese zum Stubenmäd chen, welches auf das Schellen die Haus thüre geöffnet. Tas das ist der unsere nicht!" entgegnet diese der geHort in's Ne benhaus!.,.. Aber der unsere fehlt auch noch!" IImv. Anna, morgen früh wecken Sie mich um sieben Uhr." Ob. bitte nur zu Herr!" läuten, gnädiger tTObrenb i(s Dusels Vater: .Warum Idun Sie so fremd gegen meine Tochter. Sie baden sich doch gestern Abend mit ibr verlobt?" Gag: .Ja. wissen Sie, heute bin ich eben wieder nüchtern!" Aus erjlim Bauen .Annamarie. Anr.amarie. thue a Waffer unter d' Mili, es kommen Touristen, sie singen fcbon: Aus der Alm, da gibt's ta Sund'." Eutgkgcnkmmen) Herr: Kann ich diesen Stuhl viel leicht fortnehmen, mein Fräulein?" Fraulein: .Fortnehmen nicht, aber wenn Sie wollen, lonncn Sie sich ncden mich setzen!" V X.