Ein Aprilscherz. '!'on Wciiu iulor. Irin Herr wünscht die gnädige Frau zu sprechen!" Frau Aüeze Römer wandte der vJeI dcndcn ein unwilliges Gesicht zu. , Aber Anna Sie sehen doch, ich bin noch nicht in Toilette! Außerdem müssen die Pantoffeln unter allen Um ständen fertig werden. Sie sind für meinen Mann bestimmt zur erstjährigen Feier unseres Hochzeitstages und dg sagen Sie, ich sei ausgegangen!" Anna lächelte, Verzeihung, gnäd'ge Frau, aber ich vcirieth ihm schon, daß " Wie ungeschickt! Wer ist' denn?" Ich leime ihn nicht! Hier ist seine Karte!" Anna lächelte wieder, mährend Jrau Mieze las, um dann verwirrt aufzu springen. Professor von Bertuch? Warum sagten Sie das nicht gleich, Anna? Der Akademicdirektor! Der Vorgesetzte meines Mannes! Schnell! Helfen Sie! Das Schwarzseidene! Lachen Sie doch nicht immer! Als Frau Mieze nach einer Viertel stunde in den Salon eintrat, zuckte sie zurück. Voll Empörung. Hans! Tu?" Mieze! Ich!" Aber,,,," Welch' ein Unsinn, nicht wahr? Sich unter falschem Namen einzu schleichen und die gnädige Frau in das Staatskleid zu jagen, wo ich sie jeden Morgen im Hauslleide doch viel hübscher und 'niedlicher sehen kann! Ja, ja, wozu das?" Das möchte ich auch " Huh, welch' ein Gesicht! Bitt sieh mal nach dem Abreißkalender, Frnu Mieze!" Frau Mieze sah hin. Der 25. März?" sagte sie erstaunt. Natürlich, echt frauenhaft! Kaien der sind nicht dazu da, um das Datum anzuzeigen. Der 25. März war ein Mittwoch, heute ist wieder Mittwoch, also der,.,," In fliegender Hast riß Frau Mieze die Blätter ab. Dann plötzlich jubelte sie auf. Der erste April! Hans! Mann! Maler! Der erste April!" Ja, der erste April! Heut' ist's ein Jahr, daß.,.,". Sie lachte aus, dann wurde sie roth und eilte zu ihm hin, ihm den Mund zu schließe. Er wehrte ihr neckend. Du schliefst heut' Morgen, als ich in's Atelier ging. Mieze, Du schliefst! Am ersten April! Du hast es also ganz vergessen, was " .Mi'll, Böser! Oder ich gehe Dir durch!" Mir? Mit mir! Wie damals! ir haschte nach ihr und zog sie trotz des Schmarzseidenen auf seine Kniee. Weißt Du noch? Heute vor einem Jahre bestieg eine lustige Gesellschaft einen Zug, um eine Landparthie zu machen!" Sie seufzte komisch. Eine Landparthie oh!" Warum sollte sie auch nicht? Es war ja der erste April, ein Tag, so frühlingssonnig, so knospenplatzend, so blauhimmlisch-neckisch, daß man ja nicht anders konnte, man mußte durch gehen!" ' Tu!" Durchgehen, ja! Unter der ge wissen Gesellschaft befand sich auch das gewisse Töchterlein eines gewissen Generalkonsuls und Millionärs, so ein Mägdelein, schalkhaft, blitzäugig,. her zig wie weiland Dornröschen gewesen sein muß. ehe es einschlief. Es ging ihr auch fast gerade so wie dem Dorn röschen. Denn seine Herren Eltern be wachten es mit so scharfen Argusaugen, daß das Töchterlein vierzehn Tage vor her sich nur nach Ueberwindung furcht barster Schmierigkeiten von einem ge wissen armen verhungerten Ritter von der Palette hinter einer gewissen Taxus hecke des generalkonsularischen Gartens einen gewissen märchenhaften, den ersten Kuß hatte rauben lassen können!" Hans! Mein StaatZkleid!" Unbesorgt, es sieht's Niemand! Wie hinter der Tazushccke! Na, diese beiden Menschenkinder, Dornröschen Mic und Palettenritter HanS warf der Kobold vom ersten April abseits der Gesellschaft in einen und denselben Waggon zusammen. Und dann setzte er sich in die beiden Köpfe fest und spuckte darin umher, bis er ihnen die geniale Idee eingab, die Ziel-Station zu überhören und weiter zu fahren. Bis sie's merkten. Da ging' April weiter los. Erst regnete es aus Dornröschens Augen, dann Brrr! als die beiden Ausreißer mit dem näch sten Zuge zurückkehrten Papa Gene ralkonfiil hatte es in seinem Zorn schon überall herumgebracht, daß Maler Hans Römer seine Mieze entführt habe da gab's ein " .Ein Hagelwetter!" seufzte Frau Mieze melancholisch. Und dann " Tann ja, was wollten sie machen! Tann kam die Hochzeit und seitdem Mai, nichts als wolkenloser, blaui ger, lachender Mai!" Wieder seufzte Frau Mieze. .Mai? Nichts als Mai" .Nicht?" .Ach Gott. Hans.... es ist... ich bin aber wenn Tu doch nicht Maler wärest! Oder wenigstens nicht Portratmaler! Es ist so ärgerlich! Ich fitze hier zu Hause und ur ja und denke an nichts, als an Dich, während Du , . , in Deinem Atelier , , , es lasten sich so viele Tamen von Dir malen viele und hübsche und Tu mußt sie ansehen. Hans, ansehen, fortwährend! Gebt es wirtlich nicht ohne das? Und dann sehen sie Dich auch an ... , weißt Du, so recht freund lich, so , , , , so abscheulich! Wenn ich dann ein fertiges Bild von Dir sehe, Hans, ist mir's, ikls müsse ich alle Pin felstriche zählen: da hat er sie angesehen und da wieder und da, da, da! Es ist dumm, lächerlich, gewiß Hans, aber es ist wahr!" Sie legte ihr Köpfchen an seine Schul ter und auch sie sah ihn an. Und in jedem ihrer großen, sonst so lustigen Augen stand eine Thräne .Wieder eifersüchtig. Schatz? Muß ich Dir's schwören, daß keine Frau einen treueren Mann hat, als Mieze Römer?" Ach schwören! Das thust Du jeden Morgen und jeden Abend! SLenn ich Dich nur einmal ertappen könnte!" Mach keine Aprilscherze, Kind!" ' Aprilscherze?" Sie richtete sich mit einem gelinden Ruck ans und in ihren Augen blitzte es. Dann plötzlich lachte sie hell, nahm sei nen Kopf zwischen ihre Hände und küßte seine Lippen. Richtiges Aprilwetter, nicht vans Mal Regen, mal Sonnenschein!" Auch er lachte wieder. Nur kein Hagelwetter, Mieze!" Hm!" Nachmittags um drei Uhr ging der Maler Hans Römer wieder in sein Ate lier. Er hatte eine Sitzung. Aber ,,rau Mieze nahm es äugen cheinlich nicht übel. Sie lächelte sogar. Sie lächelte auch nachher noch, wah- rend sie sich abmühte, ein Billet auf rofa Papier mit möglichst verstellter Hand zu schreiben. Nur den langen Haken am H" vermochte sie sich nicht abzugewöhnen. Aber Hans würde nicht darauf achten. Darin waren alle Män ner blind. Frau Mieze sah dem Dienstmann nach, bis er um die nächste Ecke der Straße verschwunden war. Dann wollte sie sich zu ihrer Stickerei zurückziehen, als sie sich plötzlich weit aus dem Fenster beugte. Wer stieg dort unten aus der Troschke? Papa! Mama! Bella!" Sie stürmte die Treppe hinab. Sie waren es wirklich. Und mit seltsam feierlichen Gesichtern. Nur Schwester Bella's Gesicht war nicht feier lich. Ein Aprilgesicht. Bald lachend, bald weinerlich, bald spöttisch. Aber immer trotzig. Papa und Mama wa ren gekommen, um Bella in Sicherheit zu bringen. Vor wem? Vor einem Maler, ' dessen Bekanntschaft sie im letzten Winter in Rom gemacht hatten. Obgleich Papa und Mama die Maler verabscheuten. In Rom war's jedoch unmöglich gewesen, auszuweichen. Ganz Rom war nichts, als ein einziger, großer Malkasten. Und Bella hatte mit ihm kokettirt, wahr und wahrhaftig! Mama hatte es wohl gemerkt. Mama verstand das. Ja, zweisellos hatte Bella auch hinter Mamas und Papas Rücken mit dem Maler korrespondirt. Woher hätte Je ner es stets verstanden, mit ihnen zu sammenzutreffen? Sie waren nach München zurückge flohen und hatten sich bereits in Sicher heit geglaubt, bis vorgestern. Gerade unter Mamas Fenster hatte der Freche gestanden und herausiiegrüßt. Sogar mit einer Kußhand. Er hatte sie wohl für Bella gehalten und war erschreckt zurückgesahren, als Mama ihm ihr wüthendes Gesicht, noch von einer Nacht Haube umrahmt, klar und deutlich ge zeigt hatte. Bella war natürlich bei ihrem Leug nen geblieben. Aber es hatte ihr nichts geholfen. München hatte ja so wie so ein ziemlich ungesundes Klima und Berlin war im Sommer auch ganz nett. Bella würde also in Berlin blei den, wenn Römers nichts dagegen ein wendeten. Frau Mieze Römer hatte nichts ein zuwenden. Doch Dein Mann?" fragte Mama zweifelnd. Hans wird ungeheuer erfreut sein !" beeilte sich Mieze zu erklären und eine Idee schoß ihr dabei durch das Kops chen. Er ist in feinem Atelier. Wie wär's. Mama, wenn Bella und ich gegen Abend hingingen, ihn abzuholen, wahrend Ihr Euch ein wenig ausruht?" .Bella?" fuhr Mama auf. Bella kommt mir nicht von der Seite! Ich bin überzeugt, sowie Bella allein ist. taucht der zudringliche Malermensch an der nächsten Straßenecke neben ihr auf !" Bella zuckte die Achseln, Frau Mieze lachte. .Ader Mamachen. Berlin ist groß, Und" fügte sie leise hinzu .ich konnte Bella dann gleich tüchtig in's Gewiiien reden !" Mama sah pruiend zu ihr auf. .Tu? Na. meinetwegen, Aber das versprichst Tu mir. Mieze : sobald Tu einen fremden Menichen stehst. kehrst Tu mit Bella sofort um, horst Tu? Und halte ne Test am Arm!" Frau Mieze versprach es. obwohl ihr nicht alle Berliner naher bekannt waren. Hans Romer war nach beendeter Sikuna im Begriff, noch für eine Stunde in seinen Klub zu aeben, als er in der Thür seines Ateliers auf einen fremden stieß. .Linoeck!" rief er erstaunt. .Menkch. iwo kommst Tu her?" Direkt ans Rom, via München! Mein erster Gang ist zu Dir, alter Freund! Mußte doch sehen, ob Tu unter dem Ehejoch die alte Freundschast nicht vergaßest ! Na. sehe es Dir an, bist glücklich! Wie?" Sehr! Ungeheuer! Und Du? Jm mer noch der alte Weiberfeind ?" , Weiberfeind? War ich nie !" Na. na !" Im Ernst! Gehe sogar mit dem Gedanken um, Dir'S nachzuthun! Es will nur nicht so recht vom Stapel ! Verblendete Eltern, halten nichts von uns Malern, jagen mich mit meinem Mädel immer wieder auf und davon, wenn ich glaubte, sie endlich einmal festgemacht zu haben. Aber bring's doch zu Wege, bei Apoll und den neun Musen! Wenn nicht mit Güte, dann mit Gewalt !" Oder mit Lift l4. lachte Hans Römer. List? Widerstrebt niir im Allgemei nen! Fehlt auch d Gelegenheit !" Die sindet sich,-Bruderherz! Wie ich sie fand! Ach, Du weißt ja noch gar nicht, wie " Und Hans Römer erzählte seinem Freunde die Geschichte des ersten April vorigen Jahres. Lindeck seufzte, als jener geendet. Es hat nicht jeder solch einen ersten April ! Da könnte ich vielleicht warten, bis ich alt bin wie Methusalem. Offen gestanden, Hans, ich bin deshalb gerade zu Dir gekommen. Du mußt mir hel fen!" Ich? Ja wie soll ich....?" Du allein kannst es, denn " Er vollendete nicht. Ein Dienstmann brachte für Haus ein Billet, in rosa Pa Pier, mit einer seltsamen, verschnörkel ten Handschrift geschrieben. Hans las es, dann stutzte er und be sah es noch einmal genau. Diesen langen Haken am H" sollte ich doch kennen!" murmelte er, um plötzlich aufzulachen. Deshalb also sagte sie hm!" vor hin, als ich von Hagelwetter sprach, O Mieze, Frau Mieze!" Lindeck betrachtete ihn mit einein sar kastischen Lächeln. Ich denke, Du bist glücklich, sehr, ungeheuer glücklich, Hans Römer! Und das da?" Hans Römer lachte noch immer. Da!" sagte er endlich, dem Freunde das Billet hinhaltend. Lies!" Und Lindeck las. Berlin, am 3l. März 1803. Hochverehrtester, gottbegnadeterMeister! Ihre Schöpfungen haben mich mit Begeisterung für ihr herrliches Talent erfüllt, und mein Herz drängt mich, taub für die Stimme der Vernunft, Ihre persönliche Bekanntschast zu machen. Leider stehen wir uns gesell schaftlich fern und ist es mir nur auf 'diesem Wege möglich, an Ihre bekannte Liebenswürdigkeit zu appelliren und Sie um ein Zusammentreffen anzuflehen. Ich habe erfahren, daß Aehnliches so gefeierten Künstlern oft begegnet; doch wollen Sie aus meinem gewagten Schritte kein ungünstiges Urtheil iiber mich ziehen. Bitte, gewähren Sie mir mein ergebenes Gesuch und kommen Sie morgen Abend um Uj Uhr auf den Bahnhof Friedrich-Straße. Es erwar tet Sie sehnlichst Ihre N. P. P. S. Ich meine den Perron für Fernverkehr, man ist dort weniger beod achtet. Ich werde als Erkennungs zeichen ein Veilchenbouquct in der Hand tragen. P. S. P. S. Um zu demselben Zutritt zu haben, muß man eine Bahn steigkarte lösen. Für 1 Pfennige. Werden Sie soviel für mich übrig haben? D. O. Die alte Geschichte!" brummte Lin deck, nachdem er gelesen. Du gehst doch nicht hin?" Natürlich!" Wie?" Aber so sieh doch! Ta, die Haken an Hochverehrtester" und Herz". Es ist ganz klar!" Klar?" Ah, ich vergaß! Tas hat Niemand Anders geschrieben als meine Frau. Sie ist ein wenig eifersüchtig und will mich versuchen!" Und dennoch?" Und dennoch! Ich werde sie am Arm nehmen und weidlich auslachen!" Sie wird Tir nicht glauben, daß Tu es merktest !" Bist Tu nicht mein Zeuge? Oder halt ! Eine Idee! Mieze Römer soll für ihr Mißtrauen bestraft werden! Tu wirst für mich hingehen, Lindeck!" Run mußte Lindeck selbst lachen. Sie wird mir zürnen!" suchte er zu widerstreben. Und gerade sie " Unsinn!" schnitt ihm Römer das Weitere ab. Aprilwetter! Tas lacht und weint und lacht gleich wieder! Nach her gehen wir zu Siechen" und erträn ken Gram. Topp?" Lindeck zögerte iminer noch. Erst als Römer ihm einen heiligen Eid zu Schutz und Hilfe in seiner eigenen, allerdings noch geheimnißumhüilten Herzenssache schmar, willigte er ein. .Ich fürchte micki, Mieze!" Aber es ist doch nur mein Man, Bella! Wie werden wir nachher lachen!" .Und was soll ich thun?" .Vor allen Tinqen zieh' den Schleier fester vor's Geficht, damit er Dich nicht gleich erkennt. Hier ist das Veilchen douguet und hier die Bahnsteigkarte. Ich gehe auf den Perron für Borort verkehr, von der Friedrichstraße aus, von wo ich Euch beobachten kann. Nach her hole ich Euch ad!" Mieze! Was wird Mama sagen?" Mama wird mitlachen! Ein April scherz! Borwärts!" Bella stieg zum Fernverkehr empor und Mieze zum Vorortverkehr. Bon der Friedrichstraße aus. Aber der Ueberzieher sitzt vermaledeit kuapp, Hans!" - Bah, die paar Augenblicke! Hier setz' noch meinen Cylinder auf und schlag' den Kragen in die Höhe, daß sie es nicht gleich merkt, daß ich es nicht bin. Und ängstige sie recht hübsch, hörst Du? Hier ist die Bahnsteigkarte!" Hans!Sie wird böse werden!" Unsinn! Mitlachen wird sie! Ein Aprilscherz! Vorwärts!" Lindeck stieg zum Fernverkehr empor und Römer zum Vorortverkehr. Vom Eentralhotel aus. Hans und Mieze standen auf den beiden entgegengesetzten Seiten des menschengefüllten Perrons. Beide sahen es deutlich. Sie sahen wie drüben auf den Fern Perron der Herr im hellen Ueberzieher und Cylinder an die verschleierte Dame mit-dem Veilchenbouquet herantrat. Er ist's wirklich!" schluchzte Frau Mieze auf. Haha! Wie sie erschrickt!" lachte Hans Römer. Und nun sprechen jene miteinander. Leidenschaftlich, Hand in Hand, Kopf an Kopf. Bella! Bella!" rief Frau Mieze er staunt. Herrgott! der Lindeck! Sollte der mit Mieze ohne daß ich es geahnt hätte,,,," Nun sah der Herr drüben auf die Uhr. Eine Frage an einen Bahnbe diensteten. Gleich darauf flog er mehr, als er ging, vom Perron hinab. Doch da war er schon wieder zurück.. Da fuhr auch ein Fernzug ein. Sie bestiegen ihn? Hand in Hand? Mieze! Mieze!" schrie Hans, über den Perron stürmend. Hans! Hans!" schluchzte Mieze, dem entsausenden Zuge nacheilend. In der Mitte des Perrons trafen sie aufeinander. Hans!" Mieze!" Ja, und,, ,,?" Es dauerte eine volle Stunde, bis Frau Mieze sich von ihrem Entsetzen er holt hatte. Hans recherchirte nach allen Richtungen hin. Vergebens! Lindeck und Bella blieben verschwunden. Dann gingen sie langsam nach Haus, wo das Hagelwetter bereits losgebro chen war. Sogar ein Blitz hatte einge schlagen. In Gestalt eines Telegramms, das Mama General Konsul in der Hand hielt. Herrn Maler Hans Römer, Berlin, Hagelsbergerstraße. Bin mit Bella zu meiner Mutter ge fahren. Erbitte Einwilligung der Ver lobung. Tausend Dank für freundliche Hilfe. Lindeck." Ja, theuerste Mama," stammelten Hans und Mieze saffungslos, wir ver stehen nicht, wie " Mama richtete sich zu ihrer vollen, niederschmetternden Größe auf. Ihr ersteht nicht? Lindeck ist der Mensch aus Rom und oh, sie ha bens wirklich durchgesetzt. Was bleibt uns nun noch übrig ? Welch ein Tag!" Trotz ihrer Bestürzung huschte sowohl über Miezes wie Hans' Gesicht ein La cheln, da ihre Blicke erst nach dem Ab reißkalender schweiften und sich dann be gegneten. Der erste April! Ein Ruhraub. Sie hat die schönsten braunen Augen, das niedlichste Stumpfnäschen und die frischesten, zum Küssen förmlich gespitz ten Lippen, ist achtzehn Jahre alt und die Tochter eines Rentiers aus Berlin W. Mit ihrem beiden blonden Freun binnen geht sie täglich zur Musikschule und die drei lieblichen Geschöpschen, die immer in heiterster Unterhaltung sind, zwingen manchen Paffanten zu vergnüg ter Betrachtung. Dieser Tage kam nun die oben näher beschriebene Schönste von den Dreien mit verweinten Augen, ver wirrt und bestürzt, nach Hause. Dem Papa, der sein hübsches Töchterchen sehr lieb hat, siel die an seiner Tochter so ungewöhnliche Gemüthsstimmung auf und er fragte sie nach dem Grunde ihrer Verstimmung. . Tas Trotzkövfchen ver weigerte aber jede Auskunft und erst nach vielem Zureden erzählte sie, daß sie wie gewöhnlich mit ihren beiden Freun binnen von der Musikschule nach Hause gegangen sei. Als sie an einer Kondi torei vorbeikamen, habe die eine Freundin ein plötzliches Perlangem nach einem Stückchen Kuchen ergriffen und nach langem Zögern feien sie alle Drei in die Konditorei eingetreten, um um, nun, sie brauchte sich ja vor dem Papa nicht zu schämen, um zu naschen. Nie mand sei in der Konditorei gewesen, als ein junger, eleganter Herr, der an scheinend eben forigehen wollte. Mit dem Eulinderhute in der Hand sei er, wie er sie erblickt hatte, stehen geblieben, habe sie lange angesehen und plotz lich. wie ein Blitz, Papa, war er auf mich zugegangen, nahm meinen Kopf zwischen beide Hände und küßte mich. Ich und meine Freundinnen schrien auf, die Verkäuferin ließ ein Tellerchen fal len, und, als sei gar nichts geschehen, grüßte er lächelnd und ging fort." Der Papa hatte während der Erzählung sei ner Tochter mächtig die Stirne gerun zelt, dann fragte er, rasch Stock und Hut nehmend, ob sie gar keine Ahnung habe, wer der Herr sei. Das wußten nun weder sie. noch ihre Freundinnen, und so schrieb er sich nur die Nummer des Hauses auf, in welchem sich die Konditorei besindet. Den Burschen muß ich herausbekommen und wenn" rief er nnd eilte fort. Heftig, fast un höflich verlangte er von der Perkäuferin in der Konditorei nähere Angaben über den Verlauf des ganzen Vorfalles und aus allen Ausflüchten hörte er so viel heraus, daß die Verkäuferin Namen und Stand des jungen Mannes kenne, und schließlich gestand sie auch, daß der junge Herr ein gutsituirter Beamter und von Hause aus vermögend sei, aber nodeln Passionen huldige. Nun, diese Passionen werde ich ihm schon versalzen!" rief der alte Herr und eilte nach der Wohnung des unverschäm ten KußräuberS, um diesen zur Rechen schuft zu ziehen. Er traf ihn, wie er gerade im Begriff war, seine Wohnung zu erlassen. Mein Name ist so und so !" Was steht zu Diensten, mein Herr?" Sie haben vor zwei Stunden meine Tochter in einer Konditorei auf die nn verschämteste Weise " Ah Sie sind der Papa des FräU lein? Ach, das freut mich !" Und als sei die Sache abgethan, reichte er mit liebenswürdigem Lächeln dem alten Herrn die Hand. . Sie scheinen sich einen Spaß aus der Sache zu machen?" rief dieser doch werde ich Sie eines Anderen belehren! Sie Sie " er suchte nach einem Substantiv. Aber mein Bester Sie fassen die Sache nicht gut auf! Ihre Tochter ist eben einfach berückend, ich versichere Jh nen, ich kann nichts dafür " Nebenan wohnt mein Rechtsanwalt, und ich gehe von hier direkt zu diesem mehr habe ich Ihnen nicht zu ja gen, alles Andere wird sich sinden! Adieu !" Aber so warten Sie doch nur einen Moment " Und ob der Alte wollte oder nicht, er mußte den Disput fortsetzen, die Treppe hinab, bis auf die Straße. In erreg tem Gespräch standen Sie schließlich vor dem Hause des entrüsteten Vaters, der jede weitere Auseinandersetzung von vornherein ablehnte. Aber der junge Mann ließ nicht locker. Wenn Fräulein Tochter wirklich so entrüstet ist, so werde ich sie um Ver zeihung bitten! Der alte Herr verbat sich entschieden den Eintritt in sein Haus, aber dem energischen Wollen des jungen Mannes gegenüber, der ihm beinahe sympathisch wurde, war aller Wider stand vergeblich. In einigen Minuten waren sie in der Wohnung; als das kuß beraubte Fräulein des jungen Mannes ansichtig wurde, wollte sie in das Ne bcnzimmer, aber der kecke Eindringling vertrat ihr den Weg. Sind Sie mir wirklich böse?" Dabei faßte er ihr Händ chen, das sie ihm entriß. Ich kann thatsächlich nichts dafür. Fräulein, es überkam mich so plötzlich Sie sind ja doch so wunderschön!" Nun entstand eine erregte Debatte, in deren Verlauf der alte Herr nur der entrüstete Theil blieb; die beiden jungen Leutchen ließen kein Auge von einander. Nach einer Stunde saßen alle Drei beim Abendbrot. Als das servirende Stu benmädchen dem Fräulein meldete, daß ihre Freundinnen gerne mit ihr spre chen wollten, ließ sie diesen sagen, sie habe keine Zeit, aber gleich nachher ging sie auf einen Moment hinaus. Die zwei Blondinchen brannten vor Neu gierde., Nun, hat ihn Dein Papa schon?" Ist die Strafanzeige schon erstat tet?" Die niedliche Kußberaubte lächelte erröthend und die beiden Freundinnen rissen die Augen weit auf, als sie sagte: Nein, ich habe mich eben mit ihm verlobt." Nlebr als verlangt, Pater der Braut: Ihre Werbung ehrt mich, aber haben Sie auch Brot für meine Tochter?" Eonditor: Brot? Kuchen will ich ihr geben!" Rrden. Er: Denke Tir, zwei und eine Halde Stunde hat der Professor über ein ein ziges Thema gesprochen; das nenne ich doch ein Rcdnertalent." Sie: So, das haft Tu so ruhig an gehört, und wenn ich nur eine Viertel stunde über ein Thema spreche, laufst Du davon." (Erstaunlich. Herr: Giebt es in Afrika auch Heringe?" Asrilareisender: Nein, dort werden Erokodile und Haifische marinirt, von denen ein einziger für ein ganzes be trunkenes Negerdorf hinreicht." verblümt. Onkel: .'im Oktober babe ickl tau send Mark Zinsen zu empfangen." Neffe: .Wie praktjsch, daß auch gerade mein Geburtstag im Oktober ist!" Dn raittoffclMi. .Na, wie bist Tu mit Deinem Kat ten zufrieden?" O, der lieft mir alle Befehle von den Augen ad!" bedenklich. Mutter (zur Tochter an der Zahlt d'hote): Du, der Herr dir tisnti'i ist ein Professor der Ehemie, den solltest du heirathen, da kannst du kochen, wa du willst, er kriegt es doch heraus, wa? es sein soll!" vor Gericht. Richter: Sie behaupten also, Sie hätten den Schinken gestohlen, weil sie außer Arbeit waren und Ihre Familie' Hunger litt. Inzwischen hat sich aber herausgestellt, daß Sie sich zu Haufe vier Hunde hielten." Angeklagter: Allerdings, Herr Prä sidcnt, aber ich kann doch von meiner Familie nicht verlangen, daß sie Hunde essen soll." Sie kennt iljn. Frau (zu ihrem Mann, der im Be griff ist, auf die Jagd zu gehen): Du, Fritz, ich habe so wenig Zeit könn test Du mir nicht heute gleich einen ge spickten Hasen schießen?" INerkmiirdige 23cac(icitb,eit, Studiosus Torkcl ist wieder einmal' stark bekneipt nach Hause gekommen, als ihn andern Tags ein paar Kom militionen besuchen, liegt er noch im tiefsten Schlafe. Sogleich beschließen sie einen Ulk mit ihm zu machen und tragen ihn mit der Bettstelle an den Ort, wo sonst der Diwan steht, diesen aber an die Stelle, wo das Bett gestan den hat; ähnlich verfahren Sie mit Waschtisch, Kleidcrkasten u. s. w. Endlich wacht Torkel auf. Aus gezeichnet," sagt er nach längerer Pause tiefsinniger Sammlung, ausgezeich net; wie ich gestern heimkam, habe ich, im Bette liegend, zu bemerken geglaubt, daß sich das ganze Zimmer dreht, dies aber für Sinnestäuschung gehalten und nun wache ich wirklich ans der an dern Seite auf!" Line Irolvng, Oberst: Herr Lieutenant, das geht so nicht weiter. Ulan spricht, daß sie sogar Sachen verschen? Wenn das noch einmal vorkommt, muß ich sie selbst versetzen." Unter Studenten, Erster Student: Du, ich bin heute in Geldverlegenheit, hoffentlich hast Du heute Deine Spendirhosen an, und giebst einen aus." Zweiter Student: Nee, Tu, ich habe heute auch die Pumphosen an." verrachen. Junger Arzt (der seine Patientin ge heirathet hat): Sag', Herz, Über kommt Dich an meiner Seite nicht ein Gefühl der Sicherheit, des Geborgen sein?" Gattin: Ja, ja aber wenn ich nun einmal wirklich krani werde?" Diplomatische Auskunft. Richter: Ihr Mann trinkt wohl 'n bischen?" Frau: Zuweilen fast immer." t vorgebeugt, Schwiegermutter : Nicht wahr, Georg, mein Retourbillet hat zehn Tage Gültigkeit?" Schmiegersohn: Allerdings, aber es gilt nicht für nobel, die Billette bis zu den letzten Tagen auSzuniitzen." Das erklärt alles! Mutter: Also der Assessor hat sich nur zehn Minuten ausgehalten; hast Du ihm denn nichts vorgesetzt?" Tochter: O ja, zwei neue Klavier stücke." Unterschätzt. Frau (die sich auf ihre Wohlkonser-, virtheit viel einbildet): Ich gebe Dir die heilige Versicherung, ich nehme es noch mit dem jüngsten Mädchen auf." Mann: Denkst Du etwa, ich nicht?" Kleine Veranstaltungen. Erster Student (auf der Straße stehend zu seinem Zimmerbruder fünf Treppen): Pst!! August, schmeiß 'mal meinen Papierkragen herunter. Zweiter Student (am Fenster): Wieso denn? Tu ziehst doch nicht etwa' aus?" Erblichkeit. Vater: Was macht denn mein Sohn für Fortschritte?" Lehrer: Er ist einer meiner besten Schüler und lernt ausgezeichnet." Vater: .Das dachte ich mir, das hat er von seinem Vater." Lehrer: Ader er ist sehr unpünktlich, und ich muß ihn häufig strafen, weil er sich mit den anderen Jungens herum prügelt." Vater: Sehen Sie. das hat er von seiner Mutter." INoderne ben. Mutter: Tu solltest nicht so eifer süchtig sein, meine Tochter." Frau: Wenn ich mir für 'ne Halde Million einen Mann kalise. dann will ich ihn ich ganz haben!" Malitis. Erster Jäger: Wie das nur kommt, der Herr Assistent hat früher gar nichts getroffen, und jetzt schießt er ganz gut." Zweiter Jäger: .Das ist sehr ein fach, früher hat er auf den Hasen gezielt und daneben getrogen, und jetzt zielt n daneben und trifft den Hasen."