Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, April 16, 1896, Image 11

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    VO'it ich einen Vären fing.
Daß ich ein ausgezeichncler Jäger bin
und schier uncrschöpstiches Jagdglück
habe, meine Herren, das ist Ihnen
langst znr Geniige Mannt, sagte Assessor
von Münchhausen an dem behagli.
chen Stammtisch in der Traube,", nach
dem er soeben sein Seidel Echtes bis zur
Halste mit einem Zu geleert Kalte.
Aus die Hasenjagd gehe ich schon seit
Jahren nicht mehr, denn ich musste
immer ein paar zweispännige Leiterwa
gen mitnehmen, um meine Jagdbeute
heimbringen zu können und seit ich an
einem Tage auf der Entdijagti genau
einhundert und eine Doublette machte,
ist mir auch diese Jagd verleidet. Nein,
sagte ich mir, in diesen Sommerfcrien
laßt Du Genickfänger und Büchse hübsch
zu Hause, nimmst dasür einen Ama.
teurapparat und gehst in die Berge,
g dir wenig Jagdbeute in die Nahe
lommt.
Gesagt, gethan! Ich wählte die Pyre
näen und dampfte eines schönen Tages,
nur mit einem Zouristenkostüm, meinem
Amateur-Photographen und einem tiich
tigen Bergstock versehen, nach den Pyre
nüen ab.
Aber meine Herren seinem Schicksal
kann bekanntlich Niemand entgehen.
Das ward mir schon in Bordeaux klar,
wo ich einen Tag Rast machte, um ein
mal den echten Rothspohn an der Quelle
zu trinken. Ich kam Abends mit einem
gewaltigen Assen nach Hause, und am
andern Morgen vernichtete ich einen
NIesenkater mit vieler Müh: eine
Jagdbeute, die ich nicht in meinem Jagd
buche verzeichnete, meine Herren!
Ich kam also glücklich in den Pyre
nüen an, miethete mich im hübschen
Thale bei einem Basken ein, der eine
kleine Wirthschast besaß, in der er ab
wechselnd, Touauicrs und die Schmugg
lcr bewirthete, und zog tagsüber auf
den nächsten Bergen und Abhängen um
her, um für meine Sammlung von
Amateurphotographien möglichst viele
und schöne Objekte zu gewinnen. Rings
um mich herum war alles ode und men
schenleer. Soviel ich auch meinen
Krimstccher herumwandcrn lieb, nir-'
.3 ...iw-jii- : J. (-1 v-3 (m.r.
aeiio cnivcaie in; ein irvknoes weitn.
So näherte ich mich am Fuße einer
himmclanstkigknden Bergspijie einem
mit wenigen verkrüppelten Tannen be
ätzten AbHange, als ich durch den Krim
ftecher dortselbst eine unbewegliche braune
Maffe sah. Aha, denke ich, da haben
sich wieder solch ein paar verdächtige
Pyrenäcnbewohner gelagert. Mit die
sen braunhüutigen und braunröckigen
Burschen ist nicht gut Kirschen essen. Wo
sie ein volles Portemonnaie vermuthen,
sind sie wie die Kinder, sie wollen alles
haben und giebt nian's ihnen nicht, so
haben sie eine ganz fatale Mode, einen
gesügig zu machen, indem sie mit ihren
spitzen Messern dafür sorgen, daß man
für einige Zeit mundtodt und willenlos
, ist. Aber da die Tannengruppe dort
, inmitten des Abhanges mit der umwölk
ten hohen Bergluppe dahinter ein hüb
sches Gesammtbild gewahrte, dachte ich:
Wartet, ihr Jungens dahinten! Mir
sollt ihr nichts abnehmen, dafür will
ich euch abnehmen! und richtete
meinen Amateurapparat auf, um dem
Entschluß mit gewohnter Schnelligkeit
zur That werden zu lassen.
Wie ich durch Die Linse sehe, gewahr'
ich, daß das braune Etwas sich bewegt.
Jetzt kollcrts im Grase herum.
Na nu! denk' ich, balgen sich die
Kerle miteinander oder was ist das?
In dem Augenblicke aber richtet sich
das braune Etwas auch schon auf und
lauft auf zwei Füßen' herum. Und
jetzt beim St. Huberws und seinem
weißen Hirsch hatt' ich's heraus: Das da
hinten war ein Bar, ein veritabler orau
ner Pnrenäendür!
Donnerwetter, meine Herren! Tie
Geschichte kitzelte mich. Mein altes
Jlgdfiedcr erwachte, aber zur rechten
Zeit überlegte ich, daß ich keinerlei Was
fen bei mir habe. Ader eins konnte ich:
den Bären in Freiheit Photographiren,
und sofort traf ich meine Anstalten dazu!
Mein Jagerblut war in Wallung
gerathen. Und, das Tuch über dem Kopse,
schaute ich durch die Kammer des
Apparats Meister Petz zu, wie er in rnti
ter Ferne langsam naher kam. Ich
.weidete mein Jagerauge an dem statt
f Ii4en braunen Burschen dort, der- bald
nu! NnNirn nik?r n? rsltitrnttrt hnth
sich auf den Hinterfüßen emporhob und
nach ollen Seiten äugte. Hatte er mich
und meinen Apparat entdeckt? Biet
leicht, denn er trollte sich genau in der
Richtung auf mich heran. Aber immer
noch zeigte ihn mir mein Apparat in
solcher Ferne, daß ich vollauf Zeit zn ,
baden glaubte, das Photogramm von j
Meister Petz zu nehmen, meinen Appa
rat wieder aufzusatteln und ihm dann !
hurtig, ohne Waffen wie ich war, aus I
dem Wege zu gehen.
Ich muß Ihnen gestehen, meine Her j
ren. die Situation hatte einen unge i
meinen Reiz, und ich versäumte noch
ein paar Minuten, in das Betrachten
des Thieres versunken. Meine seltsa-1
men Abenteuer, das wissen Tie am (
besten, meine Herren, begegnen man
' ehern üblem Zweifel, weil Niemand !
gleich mir Über ein s kolossales Jagd j
glück zu berichten hat. Wie sollten aber j
alle meine Neider staunen, wie alle mich ,
bewundern und mich beglückivünschen. I
zeigte ich ihnen mir photographiicher
Treue die prickelnde Situation, in der
j ich mich im jetzigen Momente befand,
i Allmählich schien mir die Zeit getom
men zu sein, die zur Aufnahme fertige
Platte einzusetzen und die Aufnehme
des Bären selbst zu vollziehen und ich
strecke meinen Kops hinter dem Tuche
hcrvor, um zugleich mit einem qewalti
gen Schreck zurückzufahren. Tonner
wetttc, ich hatte ganz vergessen, daß die
Linse imApparat alles in weitaus größc
rer Entfernung zeigt und jetzt sah ich,
daß der Bär in Wirklichkeit keine zwan
zig Meter von mir entfernt ist und mit
Bummelzugcile aus mich loseilt. Einen
Augenblick starr' ich, meine volle
Geistesgegenwart wiedergewinnend, in
die grünen Lichter des Bären, dann
aber, als er sich ausrichtet und mit dräu
end ausgestreckten Tatzen auf mich zugeht,
mach ich ihm nieine tiefe Referenz und
springe zurück, meinen schönen Ama-
tcur-Apparat ihm zurücklassend.
Aber noch keine zehn Schritte bin ich
gelaufen, da zwingt mich die Neugierde,
mich umzuwenden, und sogleich steh' ich
auch und seh' mir ein Schauspiel an,
wie mein Auge noch nie es gesehen hat.
Bor dem Stativ mit dem Apparat
steht hoch aufgerichtet auf den Hinter
deinen Freund Petz und schnopert mit
einein ziemlich bedenklichen Gesichte an
dem Apparat heruni, den er für eine Art
Gebirgskanone halten mochte. Wenig
stens drückte er sich ziemlich scheu an den
messing'nen Objektträger vorbei und
hielt si'ch mithin aus der vermuthlichen
Schußlinie.
Aber das Ding intcressirte ihn augcn
scheinlich, denn niit gespitzten Ohren und
schnüffelnder Nase umging er wieder
und wieder, bald sich auf seine Vorder
Pranken niederlassend, bald sich auf den
Hinterbeinen ausrichtend und hier und
da mit der Tatze das sonderbare Ding
da vor ihm leicht berührend, um den
Apparat herum und schien sür nichts an
deres als für diesen Interesse zu haben.
Mich hatte Meister Petz augenscheinlich
ganz vergessen.
Langst schon hatte ich jeden Gedanken
an Flucht aufgegeben. Ich zermarterte
mir das Gehirn, wie ich den prachtigen
braunen Burschen dort in meine Gewalt
bringen könnte. Ich verwünschte mei-
ncn Eniiqiui!, leine Jagowassc au?
meine Reise mitgenommen zu haben.
Hütte ich nur meinen Nickfanger bei mir
gehabt. Tie Jagdlust hatte mich so toll
gepackt, daß ich mit demselben dem Bä
ren zu Fell gegangen wäre, kostete es,
was es wolle!
Ich hatte vollauf Muße, den putzigen
Gesellen genau zu betrachten. Es war
ein voll ausgewachsenes Thier, eines der
stattlichsten, die mir je zu Gesichte gckom
men waren.
Aber wie sollte ich ihn in meine Ge-
walk bringen? Einen Kampf mit ihm
auszunehmen, so ganz ohne Waffen,
wäre mehr als lächerlich gewesen. Ei
nen Augenblick dachte ich daran, gegen
den Wind an ihn heranzuschleichen, bis
dorthin, wo mein ' machtiger Bergstock
lag, um ihm alsdann mit demselben zu
Leibe zu gehen. Ader ich verwarf diesen
Gedanken wieder. Ich hätte ihm mit
der scharfen Spitze des Stockes zu sehr
das braune Fell verletzt, und das war
mir leid.
Leise schleiche ich mich im Kreise zurück,
bis zu ein Paar Baumstämmen, die da
ein Dutzend Schritte von dem Apparat
und dem Bären entfernt stehen. Jetzt
geht der Bär wieder um den Apparat
herum und sieht das Tuch hinten ans der
Eammera liegen. Er beschnüffelt es erst,
richtet sich dann hoch aus und jetzt, wahr
hastig, prüst er auch mit den Vorder
Pranken das grüne Tuch.
Aha, denk ich nun adieu, Apparat!
jetzt ist's um dich geschehen. Jetzt
wird er dich wittern, entdecken, daß du
nicht da bist und, nachdem er seine Wuth
an dem unschuldigen Apparate ausze
lassen, dich selbst aus Korn nehmen.
Aber da legt plötzlich der Bär sinnend
seine rechte Vordcrpranke an die Stirn,
wie wir es thun, wenn wir irgend einen
entfliehenden Gedanken zurückrufen wol
len und wahrhaftig, reibt sich mit
dem Rücken der Pranke ganz nachdenklich
die breite Stirn und die kurzen muschel
artig abstehenden Ohren, gleich, als
wolle er sein Bärcnhirn zwingen, irgend
eine verloren gegangene Erinnerung
wieder hervorzubringen! Und dann
meine Herren, Sie kennen meine Wahr
heitsliebe! Nie würde meinen Lippen
eine Schilderung entkeimen, die sich
nicht auf das ÄUergenaueste mit der
wirklichen Thatsache deckt dann stößt
der Bar ein freudig brummendes Ge
knurr aus ich will keinen Eulmbachcr
mehr trinken, wenn es nicht einem ju
delnden Heureka. (Ich hab's ge'un
den!) täuschend ahnlich klang, und
dann gciaiag das Allerlelttamite
Der Assessor von Münchhausen machte ;
eine kleine Pause und leerte dos Glas. ruhen Ew. Mikadosigkeit. mich dero
das der Traubenwirth ihm frisch füllt Gemahlin vorzustellen?"
hingesetzt hatte, mit einem langen,! Anna, zu Dir ist mein liebster
durstigen Zuge. Ah!" fuhr er dann Gang." trillerte er und hüpfte in ein
fort, das schmeckt! Aber immer, wenn Teitengcmach. aus welchem er mit
ich jenes seltsamen Augenblicks gedenke, : der tiefverfchleierten Frau Mikado wie
bekomme ich auis Neue Durft: einen derlehrte. Kaum hatte sie rnirfi TMirft
ivlchk gewaltigen Lachreiz empfand ich
diimiil. '.MIsn Ivnffrt mm ftr.
damals. Aiio oenten tie. meine er
ren. in jenem Augenblicke hob der Br , Vater
das Tuch und ein Barenhaupt unlerdier!"
dasielbe. genau die Po'ition einneh Verzeihen Tie. gnädigste Mika
mend, in der er beim Näherkommen, döi'e." warf ich ein. ich bin nicht der
mich gesehen hatte. Das war idm aus ! Mann mit den Coks. oder hegen Tie
dem Gedächtnisse enlwichen. das datle gerade für Coks solche Tzmpalhie "
et sich in die Erinnerung zurückgerufen Aber sogleich unterbrach m:ch der
und mit vergnügtem Grunzen iah er Mikado, indem er sang:
jetzt an meiner Ttelle durch den Appa-1 .Nur für Natur hegte sie Tzmpa
rat auf den Abhang hin. von dem er sich thie."
rixrgnrolli hatte. X Ge'ch:chie,
schien ihn zu sehr ,u inkeresnien. denn
er and eine ganze Weile fast underng-
q umn oem uche.
la zerr, vor meinem H:rn der Ir'e .
Tchleier. Klar wie Trnnenl.cht flutdeie!
in mein Haupt der schönste und Herr,
lichste Gedanke. Hatte ich in meinen
Taschen nicht mein starkes hänfenes
Bergseil, das ich aus Borsicht bei mir
trug, wenn ich mich in diesen verwünsch
ten Bergen und Graten einmal verstei
gen sollte? Raus damit im nächsten
Moment glitt das Hanfseil durch meine
Hände, im übernächsten hatte ich eine
Schlinge gkknttpst, wie ich's einmal
von einem mexikanischen Gaucho gesehen
hatte und im wiedernächsten wirbelte
die Schlinge in kunstvollen Kreisen durch
die Lust und gerade auf das Haupt des
neugierigen Baren nieder.
Um den Baum herumspringen und
das andcre Ende des Hanfseiles um den
selbe schlingen war das Werk eines
Augenblickes. Ter Bar grunzte furch
terlich und versuchte tanzend mit den
Vorderpranken die unbegueme Hülle
Mio oie noaz nnoeuuemerc aiiin von
einem Kopfe hinweazustrcifen. Aber
das Hanfseil hielt, darauf konnte ich
mich verlassen. Ohne deshalb dem ge
sangenen Bären auch nur noch einen Blick
zu schenken, packte ich den Apparat in
den Tornister, schnallte das Stativ dar
aus und nahm dann die Leine mit dem
Bären daran in die Hand.
Mein Baske machte große Augen,
als ich so herankam. Im Nu waren
ein paar Dutzend Neugierige da, die
mich gewaltig anstaunten. Während
mir den Bären anbanden, wurde aus
dem nahen Grcnzstüdtchen ein Käsig ge
holt. Jetzt hat ihn Hagenbeck, meine Her
ren. Ich aber heiße in den Pyrenäen
nur noch : Pepc, der große Bärenfün
ger, o erlebt man Jagdgeschichten,
meinen Herren, und so mach! man
Jagdbeute !"
btxx Rentier Zwiebel beim Ifti
5ado in Japan,
In Hamburg habe ich bei den Eng
landein den Mikado" gesehen, und,
weil ich die englische Sprache nicht gauz
beherrsche, habe ich während der ganzen
Ausführung unaufhörlich gelacht. So
war ich sicher, alle witzigen Stellen ge
lacht zu haben,
AIs aber die Porstellung zu Ende
war, dachte ich bei mir: Nein, so kann
es in Japan unmöglich zugehen, Tu
mußt einmal hinreisen und Dich selbst
Überzeugen.
Nun bin ich dort gewesen, und ich
vcrichere Ihnen, geehrtes Publikum,
daß es dort so hergeht, wie in der Opc-
rette.
Im Hafen von Titipu stieg ich aus,
und das erste, was ich iah, waren
Fächer, mit welchen eine Compagnie
zapanilcher Soldaten exercirte, wie bei
uns mit Gewehren. Natürlich prüfen-
tirten sie, als ich an Land stieg und
sangen eine öulllvansche Melodie.
Dasselbe Bild auf den Straßen. Zu
beiden Seiten des Trottoirs standen
lange Reihen fächcrnder und singender
Per onen
Endlich sah ich einen Japaner auf der
Straße stehen, welcher weder fächerte
noch lang,
Entschuldigen Tie." fragte ich ihn,
wo kommt man hier zu Mikados?"
Ich werde Sie führen," entgegnete
er, denn ich bin königlicher offizieller
vremdenfuhrcr."
Aber so kann ich doch nicht hinaehen
wie ich hier stehe, ich bin von der Reise
noch sehr bestäubt "
Ich werde tie abbürsten." entgeg
nete der Gesallige, denn ich bin ofli
zieller Hausknecht Sr. Majestät."
Auch das noch? Aber wird der Mi
kado mich auch empfangen, er soll ja
auf Europäer nicht gut zu sprechen
sein."
O fürchten Sie gar nichts, der
Mikado hat mit auswärtigen Angelegen
beiten nichts zu thun, dafür bin ich da.
fein Minister des Acußeren."
Aber Sie scheinen ja alles in allem
zu sein?"
Bin ich auch," erwiderte er, ich bc
kleide allein sämmtliche Hoschargcn vom
Küchenjungen bis zum Premier
minister." Merkwürdig ! dachte ich, ganz wie in
der Operette. Es dauerte nicht lange
und ich stand vor dem Mikado.
Ew. Mikadöfigkeit verzeihen," be
gann ich. vielleicht darf ich auf freund
lichen Empfang rechnen "
Ich liebe Tich so tief." sang der
Herricher, mdem er mich umarmte.
Tiefe große Güte hätte ich nickt er-
wartet," sagte ich rührt, .ielleicdt ae-
als sie freudig zum Mikado gewandt i
innn ' 5
ona
der Mann mit dem Coks ist
.Da beweist Ihre Frau emadlin
einen ausgezeichneten Geschmack," sagte j
ich höflich, .aber jetzt in meine Zeit ab-
laufen. Gestatten Tie. anadiafte ;
'lausen.
Miladvle
Und d
dabei erarikt ihrr ftntih
eiche ich außerf, ehrerbietigst küßte.!
Diese Sitte scheint aber wohl in Japan
nicht heimisch zu sein, denn Frau
Mikado schrie plötzlich auf und wandte
sich sehr verletzt ab.
Ach, cr hat Dich ja nur aus die
Patschen geküßt beruhigte sie der sin
gende Mikado.
Noch einmal gestatte ich mir, Ew.
Mikadösigkcii meinen herzlichen Dank
für Ew. Herablassung."
Komm herab, Madonna Theresa,"
unterbrach mich der Mikado.
Nochmals einige tiefe Verbeugungen,
und ich ging. Hinter mir her aber
schallte es zweistimmig:
Du bist verrückt, mein Kind !"
Das ärgerte mich natürlich, und ich
habe mir gelobt, dieses komische Operet
tenland nie wieder zu betreten, und es
werden mich auch keine zehn Pferde
mehr hinbringen, ,
stin guter alt Tropfe.
Das Bernauer Bier war vor 200
Jahren in Berlin das beliebteste Bräu.
Zwar wurden unter der Regierung
Friedrich's I, in der Mark und in Bei
lin mehr als 50 Sorten in märkischen
Städten gebrauter Biere getrunken
das Berliner Bier konnte damals nicht
zu Ruf und Ansehen kommen. Das
jenige, dem am meisten gehuldigt wurde,
was das Bernauer Bier. Ter alte Hi-
storiograph Beckmann widmet diesem
Trnnk folgende Bemerkungen:
Das dcrnauische Bier ist wegen sei
nes aromatischen Geschmackes von vie
len Jahren her in sonderlicher Achtung
gewesen und daher durch die ganze
Mark und Pommern häufig verführet
und bei großen Ausrichtungen zuin
Ehrentrunk gebraucht worden. An
jedem Brautage ward daselbst in einer
Schankstube folgende Probe dieses Bie
res veranstaltet. Es erschienen einige
zur Prüfung eingeladene Brauherrn in
ledernen Beinkleidern mit einer Kanne
ihres frisch gebrauten Bieres, von wel
chem einer dem anderen zu trinken gab.
Fand nun dasselbe gegenseitig Beifall,
so war dies noch lange nicht genug.
Tie Knechte bestrichen den Schemel der
Brauherren, welche in einem Kreise
standen, mit ihrem Bier, und nur der
jenige, welcher mit seinen Beinkleidern
an dem Schemel kleben blieb, konnte
sein Bier gut nennen. Gelang dies
nicht, so wurde' es für schlecht erkannt.
Von diesem Biere wird in der Mari
folgende Geschichte erzählt : Ein Lehr
ling sollte einmal für seinen Meister in
einer zinnernen Flasche Bernauer Bier
holen. Er wußte aber nicht, wie weit
der Ort von Berlin lag und meinte,
der Meister schicke ihn direkt nach
Bernau, wahrend er nur in ein Wirths
Haus in Berlin gehen sollte, um sich
dort das Bier geben zu lassen. Ter
Knabe lies auch richtig nach Bernau ;
allein als er dort angelangt war und
das Bier gekauft hatte, war es bereits
Abend geworden, und als er dann tief
in der Nacht nach Berlin zurückgekehrt
war, fiel ihm erst ein, wie dumm er
gewesen. Aus Furcht vor der Strafe
getraute er sich nicht nach Hause zurück
zukehren, sondern grub die Flasche
sammt dem Bim vor dem Thore in die
Erde, ging unter die Soldaten und
brachte es so weit, daß er Hauptmann
wurde. In dieser Würde wollte er flch
doch nun seinem vorigen Meister zeigen,
welcher an eine so große Veränderung
in dem Leben seines einstigen Lehrlings
nicht glauben mqllte, von diesem aber
durch die in seiner Gegenwart ausge
grabene Flasche überzeugt ward, in
welcher das Bier so wohl erhalten ge
wesen, daß es einem Oel ähnlich war
und so wohl geschmeckt hat, als wenn
es noch srisch gewesen.
Neben dem Bernauer Bier wurde in
Berlin zur Zeit des ersten preußischen
Königs noch besonders das Franksur
ter, Spandauer und Fürstenmalder
Bier getrunken. Alle diese Sorten gab
es in den Wirthshäusern, deren Berlin
damals 14 hatte, außer den Stadtkel
lern, welche in jedem Rathhause vor
Handen waren. Die Wirthe durften
mit hoher obrigkeitlicher Erlaubniß
Gäste setzen". Bloße Kneipen moder
ner Art gab es damals in Berlin noch
nicht.
tie Wirkung eines modernen ttc
schösse.
In einer Titzung der Pariser Ata
demie der Medizin hielt Professor Te
lorme einen Vortrag über die Wirkun
gen des AchtmiUimeter-Lebel-Geschosfcs,
der die Aufmerksamkeit weiter Kreise zu
erregen geeignet ist. Telorme. jetzt
Proicyor der vhirurgie am Mililär
Hospital Val-de-Grace in Paris, war
seinerzeit zur Behandlung der bei jenem
unglücklichen Ereigniß von Fourmies
verwundeten herangezogen worden. Da
diese alle auf weniger als I0 Meter von ;
den Geschoben erreicht worden waren,
handelte es sich in dem Vortrage vor-'
,,ais. ,.. a:.... : i
zugsn?eife um die Wirkungen auf nahe
Entfernungen, die von denen ant mitt
lere und weite Enlfernnngen wohl zu
unterscheiden sind. In dieser Zone zer
reißt das Geschoß die Eingeweide, die
Flüssigkeiten enthalten, also Herz. Ma
gen. Darm u. I. w. völlig, ebenso zer
sprengt es die Tchadeldecke an kleine
Ttücke. Bei den acht Verwundeten, die
an diesen Tlellen getroffen wnrden, war
natürlich keine Hülse möglich, sie starben
aus der -teue. Alle übrigen vierund
dreißig konnten gerettet werden. Auf-!
fallig ist zunächst der ringe Tchmen :
und die rin Erfckiiiltmina. die die
! Gescho verursachen. Einer der Ber-
trurthtrn hri htm hnz (i!si)rr mri4i
beide Oberschenkel ging, hatte die i
Empfindung, als würde ihm ein kleines
Packet an s Bei geworfen, ein anderer
meinte einen Stcinwurf zu verspüren,
ein dritter verglich die Wirkung nur
mit der eines cinsachen Nadelstiches.
Sehr schwach war auch im Allgemeinen
der erste Bluterguß. Die Wundöffnun
gen sind etwas größer als das Kaliber
des Geschosses und außerdem ist die
Oeffnung beim Austritt des Geschosses
größer als die beim Eintritt in den
Körper. Tie bei großer Geschwindigkeit
des Geschosses also auf nahe Entfer
nungen von diesem in die Wunde mit
hineingerissenen Stofftheilchm der Klei
dung eitern ohne Schwierigkeit wieder
heraus. Tie Aussicht auf Heilung ist
also bei den nahen Entfernungen außer
ordentlich günstig, falls nicht der Schä
del oder die Eingeweide getroffen worden
sind. Viel schlimmer liegt die Sache
bei den weiten Entfernungen, da dann
das eigentliche Geschoß wie der Geschoß
mantel selbst, wenn sie nur geringen
Widerstand finden, in außerordentlich
scharfe Splitter auseinanderspringen.
Bei geringerer Entfernung geschieht
dies nur, wenn sie ans sehr harte Ge
genstände wie Steine austreffen. In
einem solchen Falle hatte der Berwun
dcte nicht weniger als zwanzig Spreng
stücke in einem einzigen Körpertheile
sitzen.
iHnt tapfere Frau.
Wenn unter alten Schiffskapitünen
die Unterhaltung bei der guten alten
Zeit" angelangt ist, dann Pflegen mit
Borliebe auch die alten schinuggler
Geschichten aus der Vergangenheit her
vorgeholt zu werden. So saßen un
längst vier alte Herren im Hintcrzimmer
zusammen und sprachen von den sriihe-
ren schonen Frachten und dergleichen
mehr, nd schließlich langte man dann
auch bei den Erkenntnissen all' der
Tricks an, die man den Zollbeamten in
aller Herren Länder gespielt. Was
vor Allem Frauen und ihre Findigkeit
im Schmuggeln betrifft," hub der Eine
an, so kann ich davon eine famose Ge
schichte erzähle. Als ich mit der Meer
maid" von Euba in London ankam,
fanden die Zollbeamten einige Kisten
feiner Cigarren in meiner Kammer, die
über die erlaubte Zahl hinausging!.
Die Herren machten ein Pfiffiges Gesicht
und freuten sich über den guten Raub,
den sie zu machen hofften, als gerade
meine Frau in die Kajüte kam und die
Lage sofort Überblickte. Die Cigarren
sind sür mich tBimmt," erklärte ste mit
einer Sicherheit, die mir gewaltig im
ponirte, aber auf die Beamten wenig
Eindruck zu machen schien. Diese wa-
ren offenbar nicht gewillt, ihre Beute so
leichten Kaufes fahren zu la en: aber
meine Frau bestand darauf, daß die
Cigarren' für sie bestimmt seien.
Wohl," sagte schließlich einer der Hr
ren, wenn die Cigarren ihnen gehören,
so werden Sie wohl keinen Anstand
nehmen, sich eine davon anzustecken."
Ich muß gestehen, in dem Augenblick
war mir nicht ganz wohl zu Muthe.
Meine Frau, die stets behauptete, sie
könne den ekelhaften Tabaksdunst, der
an meinen Kleidern haste, aus eine
Schiffslänqe riechen, sollte nun gar
selbst sich eine der kräftigsten Havannas
anstecken? Aber ruhig, als ob sie es
schon von Jugend auf so geübt, nahm
sie eine der in Staniol gewickelten Bre
vas aus der Kiste und zündete sie an.
Ohne eine Miene zu verziehen, rauchte
sie sie auf. Damit war die Sache ent
schieden nd die Beamten zogen ab.
Meine Frau aber lies nach ihrem Bett.
Trei Tage ist sie d'ringeblieben."
edächtniszriksen.
Antonio Magliabechi in Florenz, der
Bibliothekar des Großherzogs von Tos
kana, war ein seltenes Beispiel von Ge
düchtnißtreue. Schon von Kindheit an
sachte er eisrig, seine Kenntnisse aus
Büchern z bereichern, nd bald wurde
er berühmt durch sein fabelhaftes Ge
dächtniß, das ihn nicht nur befähigte,
den Inhalt geistreicher Werke bis in das
Einzelne zu behalten, sondern auch die
Seiten und Abschnitte für alles genau
anzugeben. Eines Tages lieh ein Herr
dem Magliabechi das Manuskript eines
Buches, das er geschrieben hatte. Bald
darauf ging das Buch verloren. Mag
liadcchi erinnerte sich des Inhalts aber
so genau, daß er sich hinsetzte und das
Ganze ans dem Gedächtniß wieder nie
verschrieb. Tfls verlorene Manuskript
wurde später wiedergefunden, und eine
Vergleich!! ergab, daß die Kopie bis
auf's Wort mit dem Original übcrein-
stimmte. Der Historiker Riebuhr hatte
ebenfalls ein überaus treues Gedächtniß,
so daß er sich alles merkte, was cr nur
einmal gelesen hatte. In seiner Jugend
war er bei einer Behörde in Dänemark
angestellt. Da verschwand ein Faßikcl
mit Berichten und Rechnungen a un
erklärliche Weise. Riebuhr stellte es aus
x.. ik!.x4.t;& taAfins..x;A f.
dem Ciedächtmß vollständig wieder her,
Ebenso erzählt man, daß William
Morris, als die Urschrift der Pickwick
Papers" zerstört worden war, das Buch
Wort für Wort noch einmal nieder
schrieb. Dr. Johnson vergaß niemals
etwas, das er gesehen, gehört oder gele
sen hatte Blirker, Grotins und Pas
eal hatten alle ein überraschendes Ge
dächtniß. Leibnitz und Euler vermoch
ten die ganze .Aeneide" aus dem Kopfe
herzusagen. Ben Jonson konnte alles
wiederholen, was er je geschrieben und j
edenfo ganze Bücher, die er lesen
hatte. Ibemiflolle mar im Staub !
20.f) Büraer Idens bei idrenRamen
in nntin ln,ifirnh him (inriii aht h. !
richte, wird, daß er den Namen jedes!
Soldaten in seiner mehrere Hundert
tausend Mann zählenden Armee sicher
anzugeben wußtc.
Zncr derselbe.
Matrose (der bemerkt, wie ein Passa
gier in's Meer stürz: Mann über
Bord!"
Der Perunglückle laustauchcndj :
Wie heißt Mann über Bord? Der
C ommerziknrath von Feigl
stock ist über Bord!"
Ctin gliikklicker Freier.
Freier (der von seiner Angebeteten
eigenhändig zur Thüre hinauselpedirt
worden ist): Js d a s e' Glück! Wenn
die meinen Antrag angenommen
hätt'!! "
Iliij der Aindersinbc.
Mutter: Ter kleine Fritz vom Herrn
Major nimmt den Leberthran viel lieber
wie Tu! Er freut sich sogar immer
darauf!"
Ter kleine Hans (verächtlich): Ter
Streber!"
Aiihne Vermuthung,
Feldwebel (zum Rekruten, der sich
freiwillig zum Militär gemeldet): Was
sind Sie?"
Freiwilliger: Schlachtenmaler!"
Feldwedel: Aha, deßhalb kom
men Sie zu uns!, , , Sie meinen wohl,
wir sollten nun gleich Ihnen zulieb
c . ne n Krieg ansän gen?!"
ücberlvfiich.
Der Herr Geheimrath hat sich heule
um eine Treppe verstiegen und läutet
bei der über ihm wohnenden Herrschaft.
Es wird ihm jedoch nicht geöffnet, da
man das Läuten überhörte.
Aber ich muß mich doch entschuldi
gen. daß ich geläutet habe!" meint der
Herr Gcheimrath nd l ä u t e t z u in
zweiten Male.
Unmöglich,
In einer Torfschule erhält der Lehrer
als Geschenk einen Korb Eier. Er be
dient sich derselben, um seinen Schülern
die vier Species beizubringen. Hier
sind drei Eier, hier sind noch drei, das
macht zusaniinen?"
Na, Krause!"
Krause: Sechs Eier."
Lehrer: Nichtig. Und wenn ich noch
zwei hinzulege?"
Krause (lacht).
Lehrer: Warum lachst Tu denn?
Antworte doch ans meine Frage! Da
macht zusammen?"
Krause (schweigt und lacht weiter).
Lehrer: Warum lachst Du denn
fortmährend, dummer Junge?"
Krause: Aber Herr Lehrer, Sie
können doch gar keine Eier legen!"
Ein klassischer frinzipal,
Herr Rosenzweig wurde zum Com
rnerzicnrath ernannt. Sein Prokurist
Weher vergißt hänsig, diese Titnlation
anzuwenden. Als cr wieder einmal
mit den Worten: Herr Rosenzwcig!"
in's Privatcomptoir tritt, erhebt sich der
Chef entrüstet und ruft: Wissen Sie
nicht, was Jphigenie" sagt: Tu hast
ein großes Wort gelassen aus!"
niedern.
Wo haben Sie Ihr Dienstbuch?"
Bitte, hier ist der erste Band!"
kcicht Z helfen.
A. : Der Dichter Hacki ist bereits so
weit hcrabgckommen, daß er'sich nicht
einmal Papier mehr anschaffen kann!"
B. : Ta wird er wohl jetzt der Dicht
kunst ganz entsagen müssen?"
A.: I bewahre! Er schreibt nun
seine Gedichte aus die Rückseite seiner
nnbczahltin Rechnungen!"
jlbcndriib'.
Nu' ruhen alle Wälder:
Dem Tage folgt die Nacht.
Es wird dedeidend kälder,
Obwohl der Mondschein lacht.
Keen Käfer nee, weeß Knebdchen,
Keen Frosch huppt durch die Welt;
Ja, nich amol ä Trebbchen
Vom Appelboome fällt.
Ei ja, es war sehr heeße!
Nu' ruht rings das Gebrill.
Und wer dagsiber beese,
Js meeschdendeels nu' still!
Entgegkiikommcnd,
Gast: Gibt's Hasenbraten,
Herr
Willys
Wirth: Hasenbraten gibt's nur
Sonntaas: .... aber wir bakrn annht
ein Zimmer frei wenn Sie vielleicht
I lange Marien wollen?!"
luck.
Waidina: Kolossales Glück ge
habt! Tie Geschichte, die ich im WirthS
Haus immer erzähle, hab' ich jetzt
erlebt!"
IlnrkNroren.
A. : Apropos, wie ist's mit meinem
Tchirm. den ich Dir vor vier Wochen
geliehen habe: ich muß mich jeden Tag
naßregnen lassen!"
B. : Ach. entschuldige, ich dachte
aber. Tu hattest Tir schon langst einen
neuen gekauft!"
Vn ?rmd.
Lieutenant A. : Ihr Tchnrrbart will
gar nicht so recht gedeihen. Kam'rad!"
Lieutenant B.: Kein Wunder; wird
durch das ewige Küsten im Wachsthum
zurückgehalten!"