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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (April 9, 1896)
23oicldieu und die schwarze Dame. Als Ndrian Boicldic, der nachmalige berühmte Komponist der schönen Cl)r Die weiße Dame", 1795, als nenn zehnjähriger Jüngling von Üiouen, sei ner Vaterstadt, nach Paris tarn mit der Partitur einer Ileincn lomischcn Oper, ans deren Ersolg er alle seine Hoffnun gen sehte, da sagten ihm einige miisi Mische Autoritäten, an weiche er sich wandte, darunter vhernbini und Krcujicr, daß seine Oper gar nichts tauge, und er mußte zu der traurigen Ueberzeugung gelangen, daß dos Ur theil dieser Sachkenner richtig sei. Uin seine Existenz nur nothdiirstig fristen zu können, sah er sich genöthigt, Klavier stimmcr zu Iverdcn, denn als Musik lehrn vermochte er nicht sogleich Be schasiigung zu finden. Sonst herrschte damals ein reges musitalisches Treiben in Paris. Es war ei Jahr nach dem Sturze der Schreckcnsrcgieruiig. Man athmete in der Hauptstadt erleichtert aus nach so vielen blutigen Greueln und wandte sich wieder der heiteren Kunst zu. Boieldieu wurde eines Vormittags, als er gerade mit Beklemmung darüber nachdachte, wo er Geld hernehmen solle, um ein Mittagessen zu bezahle, denn Kredit hatte er schon längst nicht mehr, in seinem Mansardenstiibchen ausgesucht von einer schwarzgekleideten Zofe, die ihn bat, er möge gleich mitkommen, um in der Nachbarschaft ein Klavier zu stimmen bei ihrer Herrin. Fräulein RosaRrgnauld. Aeufjerst froh darüber, eine Kleinigkeit verdienen zu können, folgte er sogleich der Zofe und wurde von ihr in ein stattliches Haus geführt, dessen Besitzerin sehr reich sein mußte, wie die prachttille Einrichtung der Zim mcr bewies. Doch sah Alles düster und ' traurig aus. Die Möbeliiderzllge und Portieren waren dunkel, ja sogar alle Ge niälde an den Wänden waren mit schwarzem Krepp dicht verhangen. In einem kleinen Salon stand das Piano, ein kostbares Instrument, aber sehr verstimmt. Es war jedenfalls lange nicht darauf gespielt worden. Boieldieu machte sich sogleich eifrig an die Arbeit, Die Zofe hatte ihn verlassen. Auch sonst war Niemand im Salon. Das konnte ja auch nicht weiter auffällig erscheinen, denn es ist bekanntlich durchaus nicht angenehm, es mit anzuhören, wenn ein Klavier gestimmt wird. Um sich zu überzeugen, ob seine Arbeit wohl gelungen, als er mit dem Stimmen fertig geworden, begann Boieldieu zu spielen. .Er war ein trefflicher Virtuose. Die herrliche Klangsülle des Instrumentes entzückte ihn. Zuerst spielte er etwas Heiteres, dann eine einfache schmermllthige Weife. Plötzlich vernahm er leises Schluch zen. Schnell endete er sein Spiel, wandte sich m und erblickte eine bleiche, in tiefschwarzc Trauerkleidung ' gehüllte Dame. Etwas verlegen stand der junge Musiker vom Tabouret auf und er neigte sich. Mein Herr," sprach die Dame ich hörte zuerst Ihr heiteres Klavierfpiel und eilte herbei, um Ihnen zu sagen, daß in diesem Hause der Trauer keine heiteren Klänge ertönen dürfen. Aber da veränderten Sie Ihr Spiel und die schmermllthige Weise ertönte, die einst meine unglückliche Schwester so sehr liebte und oft spielte. Dadurch er schlitterten Sie mein Gemüth aus's Tiefste.' Boieldieu murmelte einige verlegene Entschuldigungen. Sie haben doch wohl bemerkt, mein Herr," suhr die Dame fort, daß Alles in diesem Hause in Trauer gehüllt ist! Die Porträts meiner Familie und aller meiner Verwandten sind verhau gen. Ader ich will Ihnen doch das Bildniß Derjenigen zeigen, die einst eben so schön und ergreisend, wie Sie, die schmermüthige Weise zu spielen der stand. Sie zog den Krcppvorhang von dem Bilde, welches über dem Piano an der Wand hing. ' Und der junge Musiker erblickte das trefflich gemalte Porträt eines jungen, schönen und etwas schwär merisch aussehenden Mädchens. ES ist meine Schwester," sagte die schwarzgekleidete Dame, ja. es ist die unglückliche Cäcilie Rcgnauld, die eine Märtgrerin werden wollte, wie ßhar lotte Eorday, und eS auch wirklich ge worden ist." Der Name Rcgnauld war und ist ja in Pari? ein sehr gewöhnlicher. Doch nach dem. was das bleiche Fräulein ihm eben gesagt hatte, begriff Boieldieu so gleich den Zusammenhang, denn natür lich Hütte er Kenntniß von der Sache, wie damals Jedermann in Paris und in garz Frankreich. Als Roderpierre auf dem höchsten Kipfel seiner Macht stand, wurden zwei Mordversuche gegen ihn unternommen. Das erste Mal von einem Manne, ?!a men? L'Amiral, dcffcn Anschlag öllig mißlang. Natürlich wurde er guilloti nirt. Das zweite Attentat wollte ein junge Mädchen Rcgnauld ver üben: aber sie kam nicht dazu. Denn durch die Dringlichkeit, mit welcher sie begehrte, Rodespierre in feiner Woh nung zu sprechen, machte sie sich der dachtig. Man verhaftete sie und fand bei ihr zwei Dolche. Im Verhör mochte sie gar kein Hedl aus ihrer Absicht. .Ich bin Rovalistin," sagte sie, .und ich will nicht, daß Frankreich noch Irin qer beherrscht werde von ZiobeSpierre und seinen dlutdürftige JalodinernI' Sie starb Nlit ungewöhnlichem Muthe unter dem Fallbeil. Aber in ihr blu tiges Berhangniß wurden sast ihre sämmtlichen Verwandten mit verwickelt. Einige davon dienten mit Auszeichnung in dcn republikanischen Heeren. Man nahm aber an, daß sie von dem Mord Plan des Mädchens Kenntniß gehabt hätten, mnu ergriff und guillotiuirte sie Alle! So berichten übereinstimmend Thicrs, Lacretellc, Miguel und andere Historiker der französischen Revolution in ihren großen Gefchichtsmerken dar über. Nur Cäciliens Schwester Rosa, wclchc sich glücklicherweise im Ausland befun dcn hatte, war der Vcrfolgungswuth und dem Tode entgangen. Nach Ro bespicrrc's Sturz und Hinrichtung kam sie zurück nach Frankreich als alleinige Erbin aller ihrer Verwandten. Ich habe den Entschluß gefaßt, mich wieder mit Musik zu beschäftigen, um wo möglich dadurch meinen Kummer ein wenig zu beschwichtigen," sagte sie weiter zu Boieldieu. Lange war Eäcilicus Piono der stuinmt; auch darf niemals wieder eine heitere Weise darauf ertönen. Ich habe nachdem ich ihr Spiel gehört, von ihrem musikalischcn Talente eine gute Meinung gefaßt. Sie sind kein ge wöhnlicher Klavicr-Stimmer, sondern ein echter Künstler. Wollen Sie mein Lehrer sein?" Auch müssen Sie mir zuweilen schivicrige Kompositionen vor spielen." Boieldieu nahm selbstverständlich dcn vorthcilhaften Antrag an. Und nun erhielt er auch bald noch mehr Schü lcrinnen und Schüler. Man wurde auf ihn aufmerksam und verschaffte ihm eine Anstellung als Lebrcr am Konscr vatorium. Im Jahre 1803 folgte er als Ka pcllmeister einem Rufe nach St. Peters bürg und verweilte neun Jahre in Rußland. Dann kehrte er nach Paris zurück und schuf seine schönen Opern, darunter Die weißc Dame", welche ihn weltberühmt machte. Die schwarze Dame" aber, welche ihn zuerst auf den Weg des Glückes brachte, hat er in sei nein ganzen Leben nicht vergessen, son der sich ihrcr stcts dankbar erinnert. Nach der Hochzeitsreise. So, da wären wir ja in unserm mol ligcn Nest. O, wie bin ich glücklich, Schatz! Glücklich vor Allem auch, daß noch Niemand von unserer Rückkehr weiß, so daß wir die nächsten Stunden noch ganz in trauter Zweisamkeit genie ßcn können." Ach ja, Max. Nun unsere Hoch zcitsreise beendet und es wieder in's All tagslebcn geht, laß uns noch einmal die schönen Reisecindrllcke durchkosten." Wie immer hast Du Recht, Rosel. Stammte nicht der Vorschlag, das schöne Ouellknthal im Schwarzwald zum Ziel unserer Hochzeitsreise zu machen, von Dir? Hat man uns nicht nach den be geisterten Karten, die wir am Ziel los ließen, von allen Seiten beneidet? O, was habe ich für ein kluges kleines Weib! Komm, rasch einen Kuß und nun komm her und laß Tjick) hier zur Seite nieder. Sieh, da habe ich alle die Ho telrcchnungen " Puh, wie prosaisch!" Und dann einige getrocknete Blu men. Siehst Du, hier gleich die Rech nung des ersten Hotels, wo wir abstie gen." Ach ja, ich entsinne mich, in Lauer ftädt. Die Leute waren so bieder. Als der Wirth am nächsten Morgen die Rech nung brachte, war er ganz verwirrt; er schämte sich wohl, überhaupt Geld an zunehmen. Und Du selbst sahst kaum aus die Rechnung, schlangst Deinen Arm um mich und aber was machst Du plötzlich für ein Gesicht, Männchen?" Kind, sicbenuiiddreißiq vierund dierzig der Hallunke fünfzig der Hallunke hat ja oben die Jahreszahl mitaddirt, d. h. also 9,50 zu viel ange schrieben. Aber, wo hatte ich nur ach so, ja." Kann das nicht auch ein Irrthum sein?" Weiter, die Rechnung vom goldenen Hirsch in Ranzleben." Ranzlcben? Hahaha, Tu Max, weißt Du noch, als wir an jenem Mor gen weiter wollten, hattest Tu Dir noch schnell beim Barbier den Vollbart spitzen laffcn, sodaß ich nicht aus dem Lachen herauskam; und dafür küßtest Tu mich dann. Doch pst!" Und dafür sehe ich auch hier, daß ich darüber vergaß, auch diese Rechnungen nachznaddiren. Natürlich auch wieder ein AoditionSfehlcr von einer Mark. Und wahrhaftig zwei Timr! Und wir haben gar nicht dinirt." Ach, der dumme Spitzbart nein, nein, ich meine nur, Schatz, ich hätte nicht so " Na, laß gut sein. Tie nächsten Rechnungen scheinen ja zu stimmen. Waren doch herrliche Tage in dem schö nen Schwabenlaild." Siehst Tu. jetzt küßt Tu wieder Gott sei Tank, hier zu Hause besteht keine Gefahr sür die Folgen, wie falsche Rechnungen. Ja, weißt Tu noch, Max, die Schwarzwaldbahn nicht wahr entzückend? Der Tridcrger Waffer fall jüß, nicht? " Tas will ich meinen. Liebling, UcbrigenZ wir haben ja alles das in Photographien mitgebracht in der Mappe.' Ja. sage mal, Mar Tu Max!" .Schatz?" Mir ist so vorgestern, an Teinem Geburtstag hast Tu da nicht die Mappe zur Ansicht an Deinen 'fable d'hoUv Nachbarn verliehen?" Himmel, wie ist mir denn? O, hatte ich denn gar kein Gedächtniß? Eincm jrcmden Menschen, und nicht zurllckge fordert aber daran warst Du nur Schuld, Rosel, es war ja unerhört, wie reizend T in Teinein hcllgeblüm tcn Foulardlleid aussahst." Schweige Tu, schweig' doch!" Nein, ich schweige nicht. Konnte es denn da anders kommen, daß ich Photo graphicc und Mappe und alles um mich vergaß? Du machtest ja den ganzen Zag so fuße Augen," Luft, Luft, Mar, Du erdrückst mich ja. Also nun sind meine Robe und meine Augen schuld an dem Verlust der Bildermappe." Ebenso schuld wie mein neuer Spitz bart an der salschen Rechnung. Doch nun, Schatz, kein Streit. Hier sind die letzten Rechnungen. Hier die allerletzte vom herrlichen Oukllenthal, dem Ziel unserer Reise, das geschcn zu haben nun auch wir uns rühmen dürfen." Nanu Max Mar, was machst Du denn sür ein Gesicht? Tu bist ja ganz blaß?" Wir wir sind ja gar nicht im Quel lcnthal gewesen!,, Aber das ist ja nicht möglich. Der Führer " Ja, dieser faule Hallunke hat uns gar nicht bis an's Ziel gebracht. Hier, iieS anf der Rcchnungl Wirthshaus zur schwarzen Tanne. Eine Stunde von dem herrlichen Oucllenthal. Was sagst Du nun?" Unglaublich. Und wir beide waren so-" ' Leider wieder zu froh und zärtlich, sonst hätten wir uns doch erkundigt." , Mar! Eine verunglückte Hoch zeitsrcise, falsche Rechnungen, verlorene Bildermappe, gar nicht an's Ziel gekom men." Da siehst Du, Schatz, was ich Dir immer gesagt habe und Du nicht glau den wolltest: Amor ist ein schlechter Rcisemarschall. Engagiren wir ihn jetzt lieber als Hausgeist, paß auf, da passirt nichts Schlimmes." Vom alte Blücher. Warum trägt Feldmarschall Blücher auf seinem Tcntmal am Berliner Opcrnplatz kein Portepee an seinem Säbel? Das Volk hat sich eine ganze Geschichte zusammengereimt, daß und warum der König dem alten Blücher das Portepee genommen habe. Darnach habe der alte Blücher bei seinem ersten Einzüge in Paris drei Tage lang pllln dein lassen wollen, weil er dies seinen Leuten versprochen hatte. Als jedoch der König Friedrich Wilhelm III. sich dem widersetzte, da habe Blücher das Portepee von seinem Säbel gelöst und es dem Könige mit den Worten vor die Füße geworfen: Dann will ich kenn Ofsicier mehr sind!" Als Strafe dafür sei ihm das Portepee genommen wor den. So ist die Erzählung im Volke. An der ganzen Geschichte ist aber, wie der Berl.'L.-Anz." ausführt, nur das wahr, daß Blücher, unzufrieden mit den Capitulationsbedingungen, die den Franzofen von den Verbündeten gemacht waren, sich grollend auf die verfluchten Federfuchser" von dem Einzüge in Paris ausschloß und Abends in aller Stille sein Quartier bezog, und daß er sich ferner bei der zweiten Einnahme von Paris nachdrücklich dem zuerst be liebten Schonungsprincip widersetzte und damals, gegen Lord Castelreagh, den englischen Minister des Auswär tigen, gewandt, den berühmt gewor denen Toast ausbrachte: Was die Schwerter uns erwerben, laßt die Feder nicht verderben!" Der eigentliche Grund sür das Fehlen der Degenquaste dürste folgender fein: Meister Rauch, der das Denkmal schuf, das am Schlachttage von Belle-Alliance, am 18. Juni 182, enthüllt wurde, stellte den Biarschall Vorwärts mit einem Husarensäbel dar. mit der ersten Waffe, die Blücher überhaupt trug. Bekanntlich stand dieser anfänglich als Junker bei einem schwedischen Husaren Regiment, wurde gefangen und trat dann in das von Belling geführte preußische Husaren-Regiment ein. Der erste Säbel aber, den der spätere preußi sche Feldmarschall trug, war der eines Junkers ohne Portepee", und mit diesem ist der Warschau dargestellt. Daß aber der alle Marschall einst als junger Husarcnrittmeister vom alten Fritz wirklich zum Teufel gejagt" wor den ist, dürften Viele wohl nicht wissen. Die Geschichte trug sich folgendermaßen zu: Nach Beendigung des siebenjühri gen Krieges stand Blücher als Stabs rittmeister an der polnischen Grenze, als ihm auf Antrag des Generals von Loffom ein Herr von Jägersfeld im Avancement vorgezogen wurde. Blücher, in seinem sehr empfindlichen Ehrgesühl dadurch verletzt, schrieb an Friedrich den Großen: Ter von Jägers selb, der kein anderes Verdienst hat. als der Sohn des Markgrafen von Schmedt zu sein, ist mir vorgezogen; ich bitte Ew. Majestät um meinen Abschied." Ter alte Fritz, der weder seinen Ritt meifter verlieren, noch sich von ihm Trotz bieten lasten wollte, verfügte, Blücher solle so lange in Hast genom men werden, bis er sich eines Besseren besinne. Dies trat aber nicht ein, und als der Rittmeister v. Blücher nach neunmonatlicher Hast noch immer auf seinem Abschied beharrie, wurde ihm dieser durch folgende Ordre bewilligt: .Tn Rittmeister von Blücher ist aus dem Dienft entlasten und kann sich zum Teufel schccren. Friedrich." Blücher ging und erwarb sich ein kleines Landgut in Pommern, aus dem ihn der König, wenn er zur Revue kam, alles vergessend, zu besuchen pflegte. Jedoch z einer Wicderanstelluug kam es nicht. Aber Blücher trat 1787 in das damals schwarze, später rothe Husa ren-Rcgiinent ein, nachdem König Friedrich gestorben war, und bereits 17!0 wurde er dcffcn Oberst und Eom-rnandeur. Im ledernen Gesangnisj. Man schreibt dem Amb. Tagebl.": In einem größeren Orte unfern der mittelfrönkischcn Grenze lebt ein Wirth, der nebenbei die Metzgerei betreibt. Ter besagte Wirth und Metzger ist in höchst angenehme Verhältnisse versetzt. Essen und Trinken schmecken ihm; Sorgen kennt er nicht; seine Frau ist ein Muster der fürsorgendcn Liebe; uin es kurz zu sagen, unserem Wirth und Metzger geht es ausgezeichnet gut. Das mag die Ursache sein, daß sein Körper umfang in ungewöhnlichem Maße zu nimmt. Außerordentlich groß sind an unserem Wirthe und Metzger jedoch die Stiefel. , Hansel, sein Jüngster, der zu Ende seines ersten Lebensjahres die bei' allen seinen Altersgenossen üblichen Uebungen im Kriechen macht, unternahm jüngst eine Entdeckungsreise unter die Ösen dank. Unbeweglich lag da ein schwar zes Ungcthllm : der väterliche Waden stiefel war umgefallen, aus deffen Oeff nung dem staunenden Hansel raben schwärze Finsterniß entgegenstarrte. Furchtlos und ohne Grausen unter nahm es Hansel, die Höhle zu crfor schcn. Wie der selige Kolumbus sich versichert hielt, daß über dem großen Meer Land anzutreffen sein muffe, so zweifelte Hansel nicht daran, daß er durch Finsterniß wieder zum Licht ge lange. Hoffnungsvoll wanderte Hansel auf allen Vieren in den ihm unbekannten Raum. Aber nur zu bald gebietet ihm die Sohle des Stiefels Halt. Da, o Verlegenheit, Hansel kann nimmer vor wärts, aber auch das Rückwärtsmar schiren will nicht gehen. In dem Augen blick betritt die Mutter das Zimmer, um nach ihrem kleinsten Sprößling zu sehen. Sie vernimmt ein schwaches Weinen wie aus fernen Wellen. Er schreckt hält sie Umschau unter Tischen und Bänken, auf Fenstern, Stühlen, auf dem Fußboden, unter dem Ofen stein ; vom Hansel war keine Spur zu bemerken. Und doch drang ununter Krochen Hansels Stimme an ihr Ohr, Hansels Stimme, die ihr so ferne und doch auch wieder so nahe dünkte, die immer kräftiger sich gestaltete und schließlich in ein Heulen überging. Die besorgte Mutter konnte des Räth sels Lösung nicht flnden; endlich sah ihr scharfes Auge ein schwaches Bewegen des liegenden Stiefels. Hinstürzen und diesen hervorziehen war eins ; Hansels Fiißlein zappelten in der Oeffnung des Gefängniffes; bald war der kleine Wicht wieder an das Tageslicht be fördert. Strahle und Briefgeheimnib. Neuerdings angestellte Versuche sollen ergeben haben, daß vor den Röntgen schen Strahlen auch das Bricfgeheim niß nicht besteht, indem sie vom Papier durchgelaffen werden und von den Schriftzeichen, je nach der Zusammen setzung der benutzten Tinte, ein mehr oder minder deutliches Bild geben. Eigenthümlich allerdings steht dieses Bild aus, denn es reproduzirt in einer Ebene alle Schriftlichen, welche der ein geschlossene Brief enthält, demnach bei einem vierseitigen, einmal zusanimenge faltenen Briefe achtföltige Schriftzeichen durcheinander und überdies die Adresse und den Poststempel. Tie Entzifferung solcher Hieroglyphen würde allerdings kaum gelingen, doch ist nicht jeder Brief vierseitig, und man beschäftigt sich seit her bereits ernstlich mit der Frage, wie das Briefgeheimniß vor den allwiffen den Strahlen geschützt werden könnte. Mit der Herstellung einer für die Strahlen durchlässigen Tinte oder für die Strahlen undurchlässiger Couverts wäre diese Frage gelöst. Besonders in letzterer Hinsicht werden viele Versuche gemacht, denn man ist überzeugt, daß ein Jinprägnirungsstosf gegen Röntgen sche Strahlen in der Industrie eine große Rolle spielen müßte. Und wenn das Alles nichts hilst, so würden eben einfache Briefbogenhüllen, aber mit Arabesken dicht bedruckt, Mode werden ! Dcn neugierigen Strahlen mehr zu rathen auszugeben, als sie bewältigen können, ist jedenfalls das beste Mittel, (Hnt Bcnesizhkirath. Zur Zeit als Kotzebue da Theater in Rcval leitete, war es dort Sitte, daß den Künstlern, welche sich vcrheirathe ten. eine Extra Benefizvorstellung be willigt wurde. Dieser Brauch rettete einstmals den mit Schulden deladenen bekannten Schauspieler Karl Zimmer mann. Verdrießlich kam er eines Tages nach Haufe; er besaß keinen Groschen mehr, und die Gläubigen drängten und drückten ihn unbeschreiblich. Ach, könnt' ich Ihnen nur helfen, für mein Leben gern wollt' ich es thun !" rief Iheilnehmcnd seine efthländifche Wirthschaften. Da durchzuckte ein rettender Gedanke das Hirn des Mimen. .Wirklich. Marietta?" erwiderte tx .dann mußt Tu mich heiralben; ich erhalte auf die Weise ein Bencsiz und kann meine Cchuldcn bczahlcn !" Tie Einwendungen der lrruen Tienc rin halfen edcnsowcnig. wie die War niingen Kotzebue's, die Trauung wurde vollzogen, und Zimmermann tilgte mit dem Ertrage seiner Bcncfizvorstcllung die drückendsten Verbindlichkeiten. Das Merkwürdigste aber war, daß diese Ehe sich äußerst glücklich gestaltctc. Marietta wußte ihren Gatten von feincm leicht sinnigen Lebenswandel abzubringen, und als sein Tod nahte, sagte Zim rnerrnann: Die Benefizheirath hat mein Glück gcmacht; die Jahre meiner Ehe waren dicschönstcn mcincs Lebens," Wo ist der Balrrk Folgendes Abenteuer, so schreibt ein i Landeshut i. Schi, erscheinendes Blatt, erlebten die Bewohner unscrcr Nicderstadt. Ein junger Bursche leitet ein hoch mit Heu beladenes Fuhrwerk zu nahe an den Rinnstein, so daß es umkippte. Wo ist der Vater?" fragte der Bursche, der ihm noch vor Kurzem an der Seite des Fuhrwerkes hatte gehen schcn. Er lag offenbar unter dem Heu begraben. Hilfsbereite Hände zerschnitten sofort die Stricke und di? Heublludel flogen nach allen Seiten, um dcn Verunglückten von dem Er stickungstode zu erretten. Doch kein Vater fand sich. Da hellte sich das Ge sicht des Burschen auf : Do werd a vielleicht ei am Werthshause sitza," meinte er und Heiterkeit malte sich aus dcn ebcn noch so ernsten Gesichtern. Borschlag zur ttiit. Andreas Romberg, der bekannte Komponist der Glocke," erhielt eines Tages von einem Musiker, über dessen Kunstleistungen er sich sehr abfällig ausgesprochen hatte, eine Forderung zum Duell; doch schickte er den Kartell träger mit den Worten zurück: Sagen Sie dem Herrn, daß ich im Gebrauch von Degen und Pistolen nicht geübt bin. Aber ich will ihm einen Vorschlag machen: Wir wollen Jeder eine Kantate kornponiren, und der, dessen Werk aus gepsiffen wird, muß sich selbst todt schießen." Der beleidigte Musiker hütete sich in deß, auf diesen Vorschlag zur Güte" einzugehen. Begründete Ehrlichkeit. Rentier Silberflein (dem sein ver lorener Stock von einem Manne wieder gebracht wird): Ihr seid ein ehrlicher Mann, und zur Belohnung will ich Euch den Stock schenken; der Stock sel der ist zwar nicht viel werth, aber den Knopf könnt Ihr bei einem Goldschmied verkaufen." Nein, bewahre, das habe ich schon versucht, mir wurde aber gesagt, der Knopf sei unecht!" Ein naiver Ehemann, Herr (zum Arzt): Ach, Herr Dok tor, kommen Sie nur rasch,. Meine Frau. sprach vor einer Viertelstunde noch ganz munter von einem neuen Kleid., und jetzt liegt sie in Ohn macht!" Arzt (für sich): Der muß noch nicht lang verhcirathet sein!" - Neue Besen kehren gut, Kunde: Wie halten Sie nur die vielen Hausirer von Ihrem Geschäft ab?" Chef: Ich habe an der Comptoir thllr einen Zettel angebracht mit der Aufschrist. Hausknecht auf Probe angestellt!" Die unterbrochene Trauer. Eine ehrsame Bauersfrau hat ihren Mann durch den Tod verloren. Ein paar Freundinnen gehen am gleichen Tage um die Mittagsstunde zu ihr, um ihr zu condoliren und finden sie am Tische sitzend, vor sich eine möchtige Schüssel mit Knödel, Na. wie geht es Dir denn?" fragen sie die rnitleidi gen Freundinnen. Ach, ich habe seit vier Uhr in der Früh geweint," entgegnetc die Trau ernde, und wenn ich gegessen hab', fang' ich wieder an!" Genaue Adresse. Postbeamter: Diese Adresse ist un genügend da muß auch die Straße und Nummer d'rauf!" Bauer: Ja, wie die Straß'n heißt, dös weiß i' net; aber wenn D' die breit' Gass'n abi kirnnist, bis zum Wurst laden, nach gehst rechts 'nein bis zum zold'na Ochs'n, und dös Haus daneb'n mit de grüne Läden, dös iö'ö!" Ungerechter vormurf. Mann (aus dem Sterbebette, bitter): Ehe ein halbes Jahr vergangen ist, wirft Tu wohl wieder veihcirathet sein!" Frau (vorwurssvoll): Wie schlecht kennst Tu mich, Karl das gesetz liche Trauerjahr warte ich doch sicher ab!" Vclcioigcnoe Zragk. Dame: .Werden Sie mich auch ewig lieben, Herr Lieutenant?" Lieutenant: Gnädigste, wie können Sie sragen? I ch liebe immer ewig!" Entschnldignnzszcttcl. .Ich bitte zu entschuldigen, daß die Anna die Weltgeschichte nicht machen konnte, ober sie hatte zu große Zahn-schmerzen.' Zcrflrcnt. Ciiki'I (betn sich ei ihm uiibelannter Neffe vorstellt): Also nie! Neffe sind Sie gesehen haben wir uns aber wohl noch nicht!" Reffe: Doch: bei meiner Taufe sind Sie zugegen gewesen!" Onkel: Ach wirklich und haben Sie mich sofort wiedererkannt?" Neuer Ausdruck. ,,Herr Amtsrath essen jctzt mit Frau Gemahlin stets allein, und in der ersten Zeit ach der Hochzeit sahen sie so viele Käste bei sich zu Tisch!" O, mein Weiberl hat sie alle i die Flucht gekocht!" Die foldotciiköchiti. Dienstmädchen: Tu bist ja heute so vergnügt!" Köchiii: Ach, ich habe seit gestern einen Schatz! Jetzt weiß ich doch wenigstens, wofür ich koch'!" lzorch, kjansjöeg, horch I Horch, Hansjörg, horch," hat's Mädle N'sait. Tea Walzer, dcar ist schön!" Was, dcs a Walzer?!" Gang, so ist Sei' Lcbtag koincr gwca!"" Und i' sag', 's ist a Walzer, des!" Als ob i' 's glauba müaß'!"" ,,J' wcrd's wohl wissa, dummer Ba, I' spür's ja in dc Füaß!" Ein ehrgeiziger Dieb. Richter (zu einem alten Einbrecher): Ich freute mich schon, daß Sie Ihr schändliches Gewerbe aufgegeben, und nun haben Sie sich wieder an einem Dicbstahl betheiligt!" Dieb: Ach, Herr Richter, das war ein so schmieriger Fall, daß sie eine Kapacität dazu bcizichen mußten!" Seltener Trosk. Ich habe sechs Loose gekaust, Herr Professor aber alle zur Ver loosung angekauften Bilder finden nicht meinen Beifall!" Hm, vielleicht haben gnädiges Fräu lein das Glück, nichts zu ge winnen!" Ein Vorschlag. Zuchthausdirektor: Sie sind also früher Polsterer gewesen Hm, hm, da läßt sich nun schlecht eine entsprechende Beschäftigung für Sie finden." Sträfling: Ich könnte mir ja 'mal ein ordentliches Bett für meine Zelle anfertigen!" Deshalb, Kind, gehe doch nicht immer ein paar Schritte hinter mir, jctzt kommen gerade Herren!" Aber, Mama, das geht doch erst nächsten Sommer wieder, wenn die an dere Aermel- und Kleidermode auf kommt!" Eine Eramen-Antmort, Der Herr Professor fragt: Wie groß ist die Entfernung von der Sonne zur Erde?" Kandidat : Etwa siebeminddreißig Millionen Stunden." Professor: Wie finden Sie diese Zahl?" Kandidat: Kolossal, Herr Profcs sor." Ersatz. Frau A.: Vermissen Sie Ihren Gatten nicht sehr, jetzt da er verreist ist?" Frau B.: Durch,is nicht; schen Sie, er hat mir eine genügende Summe Geldes dagelassen, und beim Frühstück lege ich einfach, wo er sonst zu sitzen pflegt, eine Zeitung auf den Tisch: das ist ebcn so gut, als wenn er selbst da wäre." Der letzt Grund, Wenn ich Deine Frau werde," sagte Marie zärtlich zu Georg, dann sollen Deine Gedanken meine Gedanken sein und Deine Hoffnungen meine Hoffnun gen, und wenn Tu mit mir bis an das Ende der Welt gehen willst, so werde ich gern mit Tir gehen ich reise gar zu gern." Darum. Sohn : Papa, warum sagt nian denn Muttersprache" und nicht 'Vater spräche"?" Vater (seufzend): Weil die Mutter in der Regel immer mehr spricht, als der Vater." Ahnungsvoll. Frau : Lieber Karl, Tir hilft heute kein Sträuben, Tu mußt mit mir aus gehen !" Mann : Ach, wenn ich mit Tir aus gehe geht auch mein Geld aus !" Besonders günstig. Können Sie mir nicht hundert Mark borgen unter besonders günstigen Bedingungen?" Und die wären?" Taß Sie sie wiederkriegen?" Entgegenkommend. Gläubiger: .Noch immer kein Geld? Ich verschreibe mehr Rcchnungsormu lare, als die gan Geschichte werth ist!" Student: Wissen Sie was. Sie können die allen Rechnungen wieder mitnehmen und nochmal schicken!" Gedankensplitter. Viele Leute haben Anschauungen, aber die wenigsten ihre eigenen.