L i Der 2uibctuik,r. Po ii fl au 0 t) (i n n ( 0 s r 0 u ji. In einem zu ebener (hde" liegenden nenstcr der nicht allzu breiten und nicht allzu sauberen Vorftiiblgiisse borkte ein großer Vogel mit Dick chnabel nd n,p Pigen schmarien ledern. (r warinte ; sich in der Sonne, die ifsst zwischen halb zwois und zrools in vieles seniler schien, blinzelte mit den großen Augen, blies sein Gefieder kugelig auf und äugte die traue hinunter nach einem nenn. Der war in silns Minuten fällig" und er Joaele wukte das aus alter Ge, wohnheit, wenn er es auch nicht so nobel ausdrucken konnte. Der Herr war das ins und Alles des Raben und dieser wieder das Eins und Alles seine Herrn. Sogar den PiKnainen danlte der Eine dem An deren. Den schwarzen Vogel hatte der schallhasle Hausmeister von vis-a-vis das BriefträgcrHendeI" getaust, weil sein Herr der vensionirte Vostosficial Willibald Müller war, und dieser hiess der Rabenvater, denn der Iockele war das einzige Geschöpf, das der sonderbare alte Mensch liebte und hegte. Die bei den Namen waren dein ganzen Grund" geläufig, ebenso wie Herr Mittler nd sei Rabe ledein Rinde bekannt war vom Sehen, denn mit dem Einen oder dem anderen gesprochen zu haben, konnte kein Mensch sich ruhinen. Der Official i. P. lebte als Einsied ler von der schmalen Pension, die er be zog. Man wußte genau, wie wenig sie monatlich ausmachte; der Hausmeister mußte ja die Quittung gegenzeichne, znr Erhärtung, daß der oben benannte Willibald Miiller noch lebe. Er halte wohl sehr wenig Dienstjahre, als er in den Ruhestand gehen mußte. Die alte Weiber beiderlei Geschlechts, die in der ngen Gane wohnten, waren dann Übereingekommen, daß er habe gehen müssen wezen einer Schweinerei", wie s geheunnißvoll hieß. Er lebte sehr kärglich. Des Morgens um sechs Uhr war er schon aS den Federn, hatte alle Fensterflügel offen und jagte als sei eigenes Stubenmad chen den Staub aus seinem Zimmer. Der Bäcker Jranzl, der um diese Zeit mit dem Korb voll warmer Frühstück semmeln vorüberging, knii&tt die Ge legcnheit, in die Stube zu gucken. Der Franzl erzählte, daß er bisweilen das Staubtuch in's Gesicht bekomme von dem über den Späher erbosten Alten, daß es aber im Uebrigen sehr nnterhal tend sei, zu sehen, wie der lange, hagere, granköpfige Mann, in den verblichenen Kattunschlafrock gewickelt, mit Besen, Tuch und Kehrichtschansel Hantire. wo bei der Rabe Jockele einen gar aufmcrk samcn Zuschauer spiele. Des Weiteren wußte man von eben demselben Franzl, daß die Einrichtung des alten Herrn ebenso armselig war wie die Kleider, in denen er sich auf der Straße zeigte. Ein schlechtes Bett, ein gestrichener Kasten, ein alter Divan mit entfärbtem löcherigen Ueberzug, davor "ein bejahrter Tisch, am Fenster ein Sessel das war Alles. Einen Spie gcl hatte der scharfsinnige Späher nie mals entdecken können, ebensoivenig eine Wanduhr; es war also anzunehmen, daß beide Einrichtungsgegenstände in der Müller'schen Wohnung fehlten. Nur ein einziges Bild hing an der Wand, dasselbe aber war ein Prunkstück. Es hatte einen goldenen Rahmen und stellte eine wunderliebliche junge Dame dar, deren Gesicht und knospenhaste junge Büste aus dem dunklen Hinter gründ Plastisch hervortrat. Der Franzl, ein Sprachpurist aus gänzlicher Unkennt niß aller Fremdwörter, bezeichnete diese liesartige Wirkung des Bildes, indem er sagte : zum Angreifen." Um sotbanes Bild wob sich ein anmu thiger Sagenkranz. Die Frau Wett! vom Dreier-Haus und die Frau Wadi von Numero fünf hatten nach reislichem Erwägen aller Möglichkeiten dahin ent schieden, daß das Porträt eine Gräfin der Schalspielerin oder Kunstreiterin darstelle, in welche der Herr Official früher einmal närrisch verliebt gewesen sei. In dieser Liebesraserei habe er über seine Kräste Aufwand gemacht, sei in Schulden gerathen und habe schließ lich die Unregelmäßigkeit begangen, die ihn auf der Sandbank seines vorzeitigen Ruhestandes habe stranden lassen. Hatte der Herr Müller aufgeräumt, so schloß er die inneren Fensterflügel, und was er weiter trieb, war ein Ge heimniß selbst für die Frauen Wetti und Wadi. Die unteren Fensterscheiben hatten eben geblümte ,Poihangerln." durch die man nicht durchsah, und dar über wegzusehen war leider Niemand groß genug. Kurz vor zehn Uhr wurde das Fenster wieder ein wenig aufgethan und der Rabe herausgelassen, um auf der Brü ftung Luft ,u schöpfen. Gleich darauf sah man Herrn Müller aus dem Thore treten und die Gage hinunterwandeln, gebeugt mit müden Schritten, einen starken Gehftock in der Hand, auf den er sich stützte. Angezogen war er wie ein R,ttln. Einen langen, braunen Rock trug er, der von der Bürste schon ganz adgeneden war, miiieiocurgkii schwarz Hosen, schwere häßliche Schuh und einen Hut. der ebenso alt zu sein schien, wie die grauen Haarsträhne, die sich unter ihm heroorschlichen und da welke, runzlige Gesicht mit den waiser blauen, in sich gekehrten Augen. Der wunderlich Mann war übrigens noch gar nicht s, alt. trotz seiner Runzeln und seines gebeugten Rückens, erst neun- Der Sonntagsgast. Jahrgang I. uudvicrzig, wie man aus dem Meldzet tel wußte. Anfangs hatte der eine und der an dcre muthige Bub' die Abwesenheit des Herr Müller bcnützen wollen, mit dem Naben zu spielen, der außen auf dem Feiisterbrette hockte. Aber da hatte och Jeder ci tiefgcsühlteS Auweh!" aus gestoßen und die Hand mit dem gekneip ten Finger in die Luft geschleudert. Der Jockele war auch ein Eremit. Kam ih,n ein Anderer als sei Herr i die Nähe, so nahm tx'i übel und wußte das mit seinem kräftigen Schnabel deut lich genug auszudrücken oder vielmehr einzudrücken, in die zu täppische Hand ämlich. Kurz nd gut, mit den Ziveien war nichts zu machen. Höchstens beobachten konnte man sie, und das that man auch gründlich. Man sah aber immer dasselbe. Genau zehn Minuten vor zwölf kam Herr Müller die Gasse wieder heraus; da hatte er zwei Päckchen, ein rundes unter dem Arm. ein längliches in der Hand, und der Jockel begrüßte ihn schon von Weitem mit aufgeregtem Krächzen. Man wußte allgemein, daß es ein Brod und ein Ende Wurst, was der Rabenvater da nach Hause brachte, aber kein Bäcker nd kein Selcher in der Runde wußtc sich zu erinnern, jemals an Herrn Miil ler etwas von seiner Waare abgesetzt zu haben. Er mußte in einem ganz an deren Stadtviertel einkaufen. Herr Müller ging in's Haus und gleich darauf that sich der Fensterflügel ein wenig auf, um den Raben einzu lassen. Die Herrschaften gingen essen. Der Himniclbauer-Ferdel, ein gemitz tcs zehnjähriges Bürschlein, hatte an zivei Tagen nacheinander sich unter das Fenster geduckt, um die Mahlzeit zu be lauschen' Da hörte er die heisere, un- geölte Thürangclstiiniue des Alten fra gc; Jockele, wer war s Mareiele k Taun hörte er den Raben mit den Fittichen schlagen und fauchen und krächzen, was der Stimme eines Herrn ganz merkwürdig ähnlich klang: Mareiele war ein sch schönes Mädel, schönes Mädel !" Und wieder fragte der Alte: Und der, der's Mareiele umgebracht hat?" Da krächzte der Rabe wuthend: Schuft! Schuft! Schuf,.,.." Man lobte den Buben allgemein, als er erzählte, wie der Rabe sein Futter edesmal verdienen müsse. Jedesmal; denn man wußte, wenn da drüben' etwas zweimal geschah, so geschah es täglich. Hatte der Vogel seine Lection aufge- sagt, so erschien er wieder im Fenster, diesmal mit einem großen Stück Wurst im Schnabel. Er verzehrte es sehr pos sirlich, indem er mit einem Fuße darauf stand und die schnabelgercchten Stückchen hernnterbiß, die er dann unter bestigem Vorwärtsschleudcrn des Kopfes hinab- würgte. Nach dem Mahle sah der schwarze Kerl seelenvergniigt drein, putzte sich die Federn und bedauerte offenbar, leine weiche, schmiegsame Hundezunge zu haben, wie des Greißlers Earo, mit der er sich den Wurstgeschmack hätte von der Schnabelspitze lecken können. Mit dieser komischen Scene war das Schauspiel zu Ende, das die Wohnung des Einsiedlers der aufmerksamen Gasse" bot. Um ein Uhr wurde Jockele von einer dürren braunen Hand hineingeholt in den Raum hinter den geblümten Porhangerln", und dann gab's nichts mehr zu erspähen und zu erlauschen. Herr Müller ging wohl noch einmal aus. um vier Uhr, und spazierte an der Lände des nahen Do nanarmes von der Sophiendrncke bis zum Karlskettenfteg und zurück, aber nach Hause brachte er da nichts. Er und sein gefiederter Freund aßen nur einmal des TageS. In diese nun schon manches Jahr sich taglich gleich abspielende Komödie kam auf einmal eine neue handelnde Person. An einem schönen Septembertage um ein Viertel nach zwölf, also gerade zur Essenszeit Jockele's. kamen etliche hoff nungsvolle Jünglinge im Alter von zehn bis zwölf Jahren lärmend und Püffe lauschend die Straße herauf, Gomnafialschüler. Der Obmann, der am meisten puffte, war ein sein angezo gener Junge. Die wadenlosen Stecken deine, aus denen er einherftapste, ftie gen schmarzbestrumpft aus den lackirten Stiefelschästen empor, um gleich darauf unter den Kniehosen aus gutem Tuch zu verschwinden, die vorne offene ele gante Joppe ließ das silberne Uhrkett chen sehen, das auf der kleinen Weste baumelte, der Hut war trotz mancher Beulen neu. Der schauderhaste Zu stand dieser guten Kleider im Verein mit dem frechen und bösartigen Aus druck, den der Junge in seinem an sich hübschen Gesichte hatte, und den tinten- j fleckigen Händen mit dem Schmußrand i Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. unter den Fingernägeln errieth guter Leute erzogenes Kind. Als die Gesellschaft den speisenden Raben gewahr wurde, hörte sie auf. sich die Bücherpäcke um die Ohren zu schla gen und sah dem komischen Gehaben des Thieres zu. Nun aber war Jockele niemals ei ärgerer Menschenfeind, als gerade wenn er seine Wurst im Fang hatte. Buben waren überdies sein besonderer Abscheu. Er hörte also sofort zu fressen auf und legte sich in seine Fechterparade, indem er die Flügel ein wenig spreizte, sich zum Sprung duckte und dabei mit dem spitzen Schnabel nach dem nächsten Ge ficht visirte. Das war dos Geficht des Oomannes, des eleganten Schinutzsinken. Als der sich so' bedroht sah, schnitt er eine tückische Grimasse und begann leise den Riemen an seinem Bücherpack loszu schnüren. Klatsch! Der arme Jockele hatte einen Hieb über den Rücken, von dem er fast auf die Seite fiel, und der Lärm ging los. Die Buben tanzten in sicherer Et fernung einen Jndianertanz mit stil gerechter Kricgsgeheulbegleitung, der Rabe schlug mit den Flügeln und krächzte, aus dem wcitaufgeriffencn Fenster aber fuhr der häßliche Greisen köpf des Herrn Müller und sein langer Arm, den er gegen die feindliche Schaar schwenkte, wie einen Windmühlflügcl, der in einem katunenen Aermel steckt. Ihr Hunde!" zeterte der Alte und seine Augen rollten. Ihr Hunde! Mein Mareiele ist todt, jetzt wollt ihr's meinem Raben? Beiß', beiß', beiß, Jockele, beiß'!" Der Jockele biß zwar nicht, aber er sprang hin und her und krächzte wie be sessen vor Wuth: die Buben jauchzten und in allen Fenstern und Hausthüren erschienen die freudig bewegten Gesichter der Nachbarinnen. Der Obmann kam von da an täglich mit seinen Getreuen auf dem Heimwege aus der Schule vorüber, um den Raben und den komischen Alten zu ärgern, und wurde dadurch schnell berühmt in der Gaffe, um so mehr, als man'erfuhr, daß er der Sohn eines wohlhabenden Fabrikanten m der inneren Stadt sei. Er ging in das Vorstadt-Gymnasium, weil er im heimathlichen Bezirke schon überall gewesen war und von allen An stalten seiner schlechten Streiche wegen hatte abgehen müssen. Der Sport, den er nun in jener Vorstadtgasie ausübte, errang ihm zum ersten Male in seinem Leben den Beifall erwachsener Leute, die nicht seine Eltern waren; freilich waren diese erwachsene Leute nur die Damen Wetti und Wabi. Diese beiden wackeren Frauen hatten ihre helle Freude d'ran, den z'widern alten Spatzenschrecker" dahinsiechen zn sehen an dem ewigen Aerger. Es war ein kleiner Streit unter ihnen über den Ausgang, den die Sache nehmen sollte. Die Frau Wetti behauptete, der Alte würde zur Strafe für seine Sünden" nun ganz verrückt werden; dagegen der focht Frau Wabi die Ansicht, er würde in's Wasser gehen. Dasselbe scheine ihn ohnehin mächtig anzuziehen, da er nur an der Donaulande sich Bewegung mache. Die Wetti weinte vor Zorn und die Wabi jauchzte, als eines Abends ein Wagen vor dem Hause vorfuhr, wo Herr Müller wohnte, und der Einsiedet demselben entstieg, tropsnaß, klappernd vor Kälte. Die Wabi hatte Recht be halten. Er" war in's Waffer gegangen. Eine halbe Stunde später aber jubelte die Wetti und Frau Wabi mußte sich niederlegen; ihr war übel vor Zorn. Der Müller war allerdings in's Waffcr gesprungen, aber nur, um den jungen Herrn, den Fabrikantensohn, seinen Todfeind, heranszuziehen! So was thut nur ein Verrückter, also hatte Wetti Recht behalten. Das Unwohlsein der Frau Wabi war zwar bald vorbei, aber sie blieb ein paar! Tage im Bett. Sie wollte durch ihre Krankheit etwas von der öffentlichen Ausmerksamkeit an sich feffeln, die sich sonst ganz und gar der dummen Gans, ihrer glücklicheren Rivalin, im Wahrfa gen, zugewandt hätte. Sie organifirte sich aber einen vollständigen Nachrichten I dienst, der ihr alles Neueste an ihr, Schmerzenslaqer brachte. Vor Allem! mußte natürlich die Hausbesorgerin! des Herrn Müller rapportiren. die den fiebernden alten Herrn pflegte und in! der bis nun so geheimnißvollen Woh nung schaltete. Die Arme war ganz heiser, wenn sie kam, bei so viel Anderen i war sie schon gewesen. Sie bestätigte zunächst, was man schon wußte. Tr Osficial war einae ! richtet wie ein Werkelmann, bis auf das schöne, schone Bild. Ueber dieses aber hatte sie, die HauSmeifterin. den Ueber than des ärmlichen Bettes hangen müs- sen .daß mer 's nöt anschaut, der alte Narr eifert damit." Am Tage nach dem Ereigniß war ein eleganter Herr dagewesen, hatte der Hausmeisterin Geld gegeben für den alten Mann, sich um sein Befinden er kündigt und gesagt, er würde ihn be suchen. Er sei der Vater des geretteten Buben. Und er kam wirklich. Die Ehre für den verrückte Alten! Der noble, schöne Mann mit der goldenen Uhrkctte und der Brillantnadel in der Cravatte saß auf dem schlechten Seffel neben dem schlechten Bett, erfaßte mit seinen weißen, wohlgepflcgten Herrcnhändcn die gicht gekrümmte braune Faust des Bettläge rigen und dankte ihm in so schön gestell ten Worten, daß Einem das Herz auf gehen konnte dabei. Der Alte aber war nicht einmal dank bar. Er hörte mit finsterem Gesichte zu, dann zog er seine Hand zurück und setzte sich im Bette auf. Herr von Wolfin ger," sagte er mühsam, ich hab' dort ein' Bild hängen. Das Tuch ist d'rüber; schau'n Sie 's an! Ich möcht', daß Sie 's auschau'n sollen." Der Herr trat willig aufund trat zu dem Bilde. Er zog an dem Tuch Da glänzte der goldene Rahmen, das schöne Mädchengesicht lächelte hernieder, aber der Fremde schlug sich entsetzt vor die Stirn urfb zitterte. Hinter ihm aber begann der Rabe wüthend zu krächzen: Schuft! Schuft! Schuft!" und eine magere Hand faßte ihn am Arm und eine von Haß entstellte Greisenstimme schrie ihm mißtönig in's Ohr: Hascht mi nit kennt, du Schust? 's Mareile isch g'storb'n damals und mich hat der Schlag troff'n, und ich hab' fort müff'n aus'n Dienst. Daher bin ich 'zog'n, weil mich 'Herzlad nit hat g'lit ten in Jnnschbruck. Und weißt, warum ich dein' jung'n Tuifl 'rauszog'n hab'n aus's Waffer? Daß du durch's Leben von dein Balg, dein'm grauslichen, so viel Jammer haben sollst, wie ich vom Tod von mein'm gut'n Kind. So, und jetzt hinaus, du Schust, und das Geld nimm mit, was du der Hausmeischterin geb'n hast für mi!" Der Fremde wankte hinaus, bleich wie der Tod, verfolgt von dem wüthen den Raben, der immerfort schrie: Schuft, Schuft, Schuft!" In der Thür traf er die Hausmeisterin, die zu fällig in der Nähe war. Er schickte sie hinein, dem Alten ins Bett zu helfen der keuchend und wirres Zeug murmelnd auf der nackten Diele hockte Per alte Gberst. Pn Joses 919. Unser Oberst war ein wahres Pracht eremplar eines sogenannten Kommiß knopfes. 'Er war von Pik auf vom ge meinen Grenzer, Offizier, Stabsoffizier und schließlich Regimentskommandant geworden. Dies alles verdankte er außer seiner Tapferkeit auf dem Schlacht felde, welche er in verschiedenen Feld- zugen bewiesen hatte, feiner riesigen Gestalt und seinem schwarzen marta lischen Schnurrbart, welcher nicht allein seinen Untergebenen, sondern auch seinen Vorgesetzten ederzelt imponirt hat. Im Grunde war er ein guter Kerl, aber gab sich das Ansehen eines Wütherichs und zeichnete sich durch jene Grobheit aus, wie man sie wohl in dieser Vollendung nur in der österreichischen Armee vor der Februar-Verfaffung fand. Das Reg lement war sein Evangelium, der Dienst etwas heiliges, , jeder Verstoß dagegen ein schweres Verbrechen in seinen Augen. Wie pedantisch er an allen Vorschrif ten hing, mag der folgende humoristische Vorfall aus seiner Lieutenantszeit be weisen. Der damals noch jugendliche, aber thatkräftige und soldatenliedende aiser erschien eines Tages unerwartet in einer kleinen Provinziak-Hauptstadt, um die Garnison zu inspiziren. Das Regiment, in dem unser Oberst damals als Lieutenant stand, stellte sich im Ka serneuhofe auf und der Kaiser musterte daffelbe mit einer Genauigkeit, wie sie damals bei den Monarchen noch nicht üblich war. Plötzlich fiel sein Blick auf unseren spateren Obersten. Aber saezen Sie mir doch, Herr Lieutenant," begann der jugendliche Kriegsherr, .was haben Sie denn für einen Waffenrock an? Derselbe ist ja viel zu lang!" , Zu Bcsehl, Majestät,' erwiderte un ser Oberst in strammer Haltung. Der Waffenrock ist vorschriftsmäßig." Der Kaiser besaht einen Zollstab her beizubringen und wirklich bei der vorge nommenen Meffung erwies sich der Waffenrock des zur Rede gestellten als der einzige, welcher die richtige Länge hatte, während alle andern, selbst jener Sein Majestät, viel zn kurz waren. Der Kaiser lachte, gab dem gemaßregel ten Lieutenant die Hand und lud ihn zum Diner in. Als Teffert erhielt unser Oberst an jenem Tage sein Patent als Oberlieutenant. No. 42. Als Major kam derselbe mit seinem Regiment? nach Wien und wurde zu einem Hofball befohlen. Unser Oberst hatte selbstverständlich keine Ahnung davon, daß man auf einem Hosball von den hohen und allerhöchsten Damen zum Tanze entboten wird. Er stand mitten in einer Gruppe von Offizieren und vcr schlang mit seinen Blicken die Kaiserin, damals zu gleicher Zeit das Ideal einer schönen Frau und einer durch Würde und Anmuth lmponirendcn Monarchin. Es bedrückte sein loyales Unterthans- herz, daß er die Kaiserin unausgesetzt auf ihrem Platze weilen und nicht tan zen sah und hielt es sür seine Offiziers Pflicht, 'den Fehler der Anderen endlich durch seine entschloffene That gut zu mache. Energisch schnallte er seine Säbel ab, trat auf die Kaiserin zu und machte sein Kompliment, nannte seine Namen und bat um eine Tour. Im nächsten Augenblick ging ein Flüstern und Murmeln durch den Saal. Hnn- den reizende Gesichter verbargen hinter ihren Fächern und der Kaiser biß sich auf die Lippen, um nicht laut auf lachen zu müffen, aber alle zusammen hatten ihre Rechnung ohne das gütige Herz der Kaiserin gemacht. Ehe sie m- gab, daß ein tapferer Offizier öffentlich zum Gc Pötte werde, that sie das lln- erhörte; sie erhob sich lächelnd, stieg die Stufen der Estrade, aus der sie gesessen hatte, hinab und tanzte eine Tour mit dem Glücklichen, der letzt von der ganzen Herrenwelt beneidet wurde. Vielleicht war es dieser Neid, der sich in Gestalt eines Spitznamens an seine Person hef- tetc, denn un er Odern hieß seither in der Armee nur noch der Tänzer der Kaiserin. Als er unser Regiment kommandirte, besaß er neben seinen anderen guten Eigenschaften noch eine Tochter, welche das Ideal aller jungen Lieutenants war. Die schöne Stephanie, wie man sie von der Adria bis an die User der Moldau und von der russischen Grenze bis in die Salzburg Berge hinein nannte, verdiente es auch in der That umworben und angebetet zu werden. Sie war eine reizende schlanke Brünette mit südlichem Typus, lebhaft, stets guter Laune, herzensgut, verständig. Wenn sie einen Fehler hatte, so war es der, daß sie mit Jedermann kokettirte und Niemandem ihre Gunst ernstlich schenkte. So Mancher, der einen Korb von ihr heimgetragen hatte, rächte sich durch die Bemerkung, daß sie ohne Zweifel ans einen Prinzen warte. Aber die Folge gab allen diesen durchgefalle nen Bewerbern Unrecht. Eines Morgens, als der Oberst die Zeitnng las und weidlich über alle Civilisten im Allgemeinen und die Journalisten im Besonderen loszog, kam die schöne Stephanie, ganz gegen ihre Art, sanft und leise, wie ein Kütz chen, hereingeschlichen, faß plötzlich auf den Knieen ihres gestrengen Herrn Papas, schlang die weichen Arme um deffen stocksteifen Nacken und küßte ihn wiederholt auf den grimmigen, schwar zen Schnauzbart. Nun, was willst Du denn eigent lich?" begann der Oberst, nachdem es ihm endlich gelungen war, sich der Schmeicheleien seines Lieblings zu er wehren. Soll ich Dir vielleicht wie derum ein neues Kleid kaufen?" Nein, Papa. Es ist etwas ganz Anoeres, was ich von icir yaven möchte. Was also ?" Rathe einmal." Du weißt, daß ich noch niemals ein Räthsel oder einen Rebus ausgelöst habe." Also. Papa Aber Du wirft gewiß nicht vöse sein?" Nein, sag' nur endlich was Du willst !" Die schöne Stephanie neigte sich zu dem Ohr des Baters und flüsterte: Ich möchte heirathen, Papa!" Heirathen? Meiler nichts? und wer ist dann allenfalls der Glückliche?" Stephanie nannte zögernd den Ramen des Adjutanten, eines jungen ritterlichen Polen, der ihr Herz aus dem Garni sonsball vollständig bezwungen hatte. .Teremtete!" fluchte der Oberst. Da wird nichts d'raus, schlage Dir die Geschichte aus dem Kopf und mit dem Herrn Lieutenant will ich ein ernstes Wort reden." Das wir Du richt," entaegnete Stephanie energisch, .denn ihn trifft nicht die mindeste Schuld. Ich habe mit ihm kokettirt, ich war es, die ihm deuilich zu verstehen gab. daß ich ihn lieb und ihn geradezu herausforderte, mir ei Geftändniß zu machen. Tu wirft wohl zugeben, Papa, daß es ge radezu ein Vergehen gegen die Sudordi Nation gewesen wäre, wenn er unter die sen Umständen der Tochter seines Oder ften und Rkgimevtslommandantkn kei nen HeirathSantrag gemacht hatte!" Wer giebt Euch denn die Kaution," brummte der Oberst bereits etwas be-sönftigt. Seine Eltern," erklärte Stephanie immer sicgcsgewiffcr. Sei Vater ist ein reicher Gutsbesitzer in Galizien und hat ihm bereits AeS zugesagt." Der Oberst erhob sich i seiner volle Höhe von sechs Fuß und berief durch die im Vorzimincr anwesende Ordonnanz den Adjutanten vor sich. Als dieser eintrat und in militärischer Haltung in der Nähe der Thüre stehen blieb, gab e erst ein heilloses Donnerwetter, ein gan zes Lexikon deutscher, ungarischer, kroa tischcr Flüche prasselte auf den unglöck lichen Lieutenant nieder, dann folgte eine väterliche Ermahnung und schließ lich der sriedenveiheißende Regenbogen über den Häuptern der Liebenden. Also es ist Ihr Ernst, meine Tochter zu heirathen?" Zu Befehl, Herr Oberst." Der Gewaltige trat einen Schritt zu rück, warf einen schrecklichen Blick zuerst auf den Adjutanten, sodann ans die schöne Stephanie und kommandirte : Habt Acht!" Aber Papa," rief jetzt Stephanie. Rnhig im Glied Marsch" und als die Liebenden einander gegenüber standen: Halt Zur Gcneraldecharge fertig Feuer." Dieses Kommando brauchte der Oberst nicht zu wiederholen. Schon hing die schöne Stephanie am Halse des Gelieli ten und küßte ihn herzhast, bis der Oberst hinzutrat und beide umarmte. WachtfeurTchnurre. Daß Jeldherren-Titel mehrere Jahre nach dem Bürgerkriege so billig waren, wie Brombeeren, erläuterte jüngst der Kriegsveteran Gerstenstroh, ein biederer Farmer, als man sich bei einem Wacht scuer Schnurren erzählte. Gerstenstroh hatte bei seiner Heuernte eine ungewöhnlich große Anzahl Schnit ter beschäftigt, denen man auf den ersten Blick die ausgedienten Soldaten ansah. Ein neugieriger Städter srug ihn, d sich unter seinen Farmarbeitern auch Osfiziere befänden und die verblüffende Antwort lautete: Eine schwere Menge." Ein großer Theil sind Korporale," erklärte Gerstenstroh dem Frager, viele sind Hauptleute; Alle tüchtige Arbeiter." Sind nicht auch noch höhere Char gen vertreten?" Ja," antwortete der Landmann, sehen Sie den dort hinten, das ist ein Major." Auch ein flotter Arbeiter, wie ich vermuthe?" Gewiß mein Freund," Beschäftigen Sie etwa auch einen Oberst?" Ja," gab Gerstenstroh zögernd zur Antwort. Und wie steht es mit deffen Lei stungsfähigkeit, wenn man fragen darf?" Well, ich spreche nicht gern über einen Oberst, der das Vaterland der theidigen hals, aber soviel lassen Sie sich gesagt sein: Brigade-Generäle nehme ich auf keinen Fall in Dienst." Der Städter dankte für diesen Com mentar und empfahl sich mit einem be zeichnenden Kopfnicken. Barbarossa's fnoe. Jetzt, sechs Jahre ach dem in Mün chen erfolgten Tod des tüchtigen deut sehen Geschichtsprofeffors und Gefchichts schreibers Giesedrecht ist aus seinem Nachlaß der sechste Band seiner durch Gründlichkeit und geistvolle Darstellung sich auszeichnenden Geschichte der deut sehen Kaiserzeit" erschienen. Er geht bis zum Tode des großen Barbarossa. Am Schluß wird nachgewiesen, daß der achtundsechzigjährige Kaiser Fried- rich l. oder Barbaro ,a Rothbart) auf seinem Kreuzzuge, auf welchem er durch seine eherne Tapferkeit selbst den großen Saladin, den Herrscher Aegvptens und Syriens, erzittern machte,' im Flusse Saleph nicht in der bis jetzt am meisten geglanbten Art den Tod fand. Nicht beim Uebergange über den Saleph ist er nämlich ertrunken. Nach beglaubigten don Giesedrecht ermittelten Angaben hatte der Kaiser den Fluß auf seinem Pferde bereits glücklich gekreuzt. Er ertrank, als er hernach in diesem reißen den Bergftrom ein kaltes Bad nahm. Allerdings findet man letztere Angabe auch in anderen neuesten Werken; aber endgültig festgestellt ist sie durch die Forschungen Giesebrecht's. Vom britischen Museum. Das Lesezimmer des britischen Mu seums in London haben im letzten Jahr über 200,000 Personen besucht, den Zeitinigsranm 16.000. 5m kabr 10H war die Zahl der Bllcherlcser Ii4,102, e oer Zeuungsteser 14.747. Die Bibliothek, die im Jahr 18!3 um 45,. 942 Bücher UM Vamvblete verm'brt wurde, umfaßt jetzt rund zwei Willi. nen Bande; davon sind 60,000 im Lese zimmer aufgestellt, während der Rest aus Ständern, die. fln-inflntvrn-fMlt- 43 Kilometer lang wären, untergebracht find. Im letzten Jahr wurden i,W6,. 000 Bücher ausgegeben. Zn ba Menagen. Wärter: .Dieses bier i ein hrniiiir Bär. der nur in Eurova 11 riniwn iB In Amerika kommt er gar nicht vor. wesyald er dort auch äußerst selten ist." Vor Gericht. Richter: .Also der Annette,, ( eine Salami gestohlen wo ist denn dieselbe?" Gerichtsdiener: fHer frr Sir ist das corpus dolicati!"