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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (March 12, 1896)
JQtaLlAk tkf IWm Schlangen 2lbcntcucr. Bon einem fni!jdmi in .luflrnlini. Meine Frau huc mir einen prächti gen Spzicrstock geschenkt. Tiefer Stock vereinigte Stärke und Eleganz. 5r war hübsch genug, um im H,dePark Kon Sdney getragen zu werden, und stark genug, um einen Ochsen damit todtzu schlagen. Bei meinen Kreuz und Onerzilgen durch den australischen Busch" kam der Stock nie au meinen Händen. 1 bildete eine solide Stiipe, im Nothfälle eine surchtbare Vertheidi gungSwaffc, und wenn jemals eine Schlange vor mir emporgeschnellt wäre ei wuchtiger Hieb na, ich will nicht weiter prahlen. ' Im Gegentheil, ich hatte eine Ad scheu vor den Schlangen, dieser Pest Australiens und kaum im Lande ange langt, unterrichtete ich mich sorgsam Über die zu beobachtenden Vorsichts maßregeln, niii sich gegen die gcsühr lichen Reptilien zu schützen. Ziehen Sie nur tüchtige Leder gamaschen iiber die Beine", hatte man mir gesagt, und sithren Sie einen soli den Stock mit sich, so haben Sie nichts zu befürchten." Dann belehrte man mich über die un schlbare Art und Weise, Schlangen zu todten, ohne sich dabei einer Gcsahr aus zusetzen. Man habe nur zu vermeiden, vor oder hinter dem Thiere vorzüg lich hinter ihm Stellung z nehmen; man solle vielmehr seitlich stehen, ihm einen kurzen Stockschlag aus den Rücken verscöen: Pang !" sagten sie, das ist alles, da haben Sie ihr das Rückgrat zerbrochen und die Schlange ist abge thun." Perlassen Sie sich darauf", vcr sicherten die Leute, Sie werden nicht nach der Heimath zurückkehren, ohne Ihren Freunden berichten zu können: Dort, in Australien, hab' ich so manche Schlange gelödtet, und das ging so und so zu." Alle Europäer, die entfernte Länder bereisen, stehen ja in dem Rufe, es mit einer TakarenGeschichte nicht so genau zu nehmen." Ich bin aber klug und weise. Das ist ja alles ganz hübsch, sagte ich mir, doch wenn ich im kritischen Augenblick einen Fehlschlag thue, dann wird, statt daß ein Europäer seinen Freunden er zählt, wie man eine Schlange um dringt, vielleicht nur eine Schlange da von schleichen, um ihren Freunden zu erzählen, wie nmn einem Europäer den Garaus macht. Und das entspräche doch nicht ganz meinen Wünschen. So ost ich indeß, mit dem neuen Stock bewaffnet, durch den Busch wan dcrte, übte ich auch die Rolle, die ich ja einmal zu spiele genöthigt sein könnte, und mordete dutzendweise Schlangen, die nicht da waren. Da wurde keine gefehlt. Ich bedeckte die Erde mit Schlangen mit gebrochenem Rückgrat. Pang I auf den Rücken, wie man mir's gelehrt hatte, und damit war die Sache abgethan. Bon zwei einander suchenden Feinden ist der, der von dem anderen zuerst ent deckt wird, schon halb geschlagen. Am meisten fürchtete ich deshalb auch die Schlange, die im Grase oder unter dem Reisig, das im Busch so vielsach ver (freut lag, verborgen war, aus die man unversehens tritt und die dagegen encr gisch protestirt, indem sie einem in die Wade beißt, ehe man dazu kommt, sich zu wehren oder auch nur zu wissen, was vorgeht. Die Schlange aber, die ich am aller leisten sürchtete, war die, die des Abends in die menschlichen Wohnstätten kindringt, sich in die Schlafräume kcklcickt. die in Australien alle zu edener Erde liegen, und die siebS dann in unscrem Bette ganz ungenirt bequem macht. Eine Schlanae greift Niemand an. wenn man nicht den Fuß auf sie setzt oder sie verhindert. in ihr Loch zurück uNieben. und wer je eine in seinem Bette vorfindet, der merke sich, daß er sie nicht stört, dann wird auq er nicht belästigt werden. So bösartig ist das Thier gar nicht. Dis erklärten mir zwar alle Leute, die sich auf Schlangen verstanden,, ohne mich jedoch von etwas Anderem zii überzeugen, als daß ich. obwohl ein Mann, wenn ich einmal eine Schlange in meinem Bette fände, doch ebenso erschreckt ausschreicn würde, wie eine ehrbare Frau, die sich im Bade überrascht sähe. Eines Abends traf ich in einem Städtchen im Norden von NeuSüd Wales ein in der Jahreszeit, die die Landesbewohner Frühling" nennen, mit 40 Grad Warme von Mittag an bis vier Uhr und mit 35 bis 3 Grad am Abend: das reine Schlangenwetter. Kein Blattchen rührte sich, man konnte ! in dieser Atmosphäre von geschmolzenem Blei kaum athmen. Die kleine Stadt lag mitten im Busch. Hinter dem Hotel, wo ich abgestiegen war, schlän gelte sich ein Flüßchen hin, das dem Etadlisfement Musl,tos von unübcr troffener Wuth und Gefräßigkeit lieferte. Man aß schlecht in diesem Hotel, desto besser wurde man aber aufgefreffen. Bor dem Niederlegen plauderte ich och ein wenig mit dem Besitzer, einem deutschen Lanbsmann. der mir mit theilte, daß dieser Ort sehr viel von Schlangen zu leiden bade. Die Nähe deS Busch und des Flüßchens in Zier, dindung mit der argen Hitze, macdte die Stadt zum wahre Schlangenmfte. Erst am Nachmittage hatte mein Wirth auf einem Blumenbeete seines Gartens ein acht Fuß langes Eremplar erlegt, j .Und rein zum toll werden,' sagte! er mir, ist es, daß die Bestien des Abends in die Häuser schlüpfen und sich in den Schlasstuben eine Ruheplatz suchen. Mir lief ein eisiger Schauer durch den Körper. Etwa eine Stunde lang schwatzten wir so über Schlangen, jedenfalls lange genug, um meinem Schlas mit den be ängstigendstcn Tiäumen zu erfüllen, und als ich den Gastwirth endlich er ließ, wiederholte ich mir öfters feine letzten Worte: Ich empfehle den Rci senden stets, in allen Ecken ihres ftim mers sorgsam Umschau zu halten und das Fenstcr zu schließen, ehe sie sich zu Bette legen." In meinem Zimmer angelangt, suchte ich natürlich überall ach. in den Ecken und Winkeln, untcr den Möbeln, unter und in meinem Bette. Ich wendete die Decken und Kopfkissen. Ich glaube so gar, Gott verzeih' es mir, ich sah auch in den Schubkasten der Kommode nach. Nirgends eine Schlange. Böllig beruhigt, schloß ich das Fen ster, entkleidete mich, löschte das Licht aus und kroch, doch wieder etwas ängst lich, in mein Lager. Die Hitze war zum Ersticken, zum Schlagrühren. Die Mnskitos begannen mir um den Kopf zu summen und den Kriegsrus zu trompeten, der einen heißen Kampf ohne Pardongeden angekündigt. Mein Bett umspannte zwar ein Mustitonctz, doch es hatte mehrere Löcher, wie man das in den meisten Hotels Australiens an trifft. Gar kein Netz wäre fast noch besser gewesen. Das Insekt, das sich einmal darin gefangen hatte, fand ja den Ausgang nicht wieder. Es war ein Duell auf Tod und Leben; du oder ich. , , Einer muß sterben. Dieses Summen der Muskitos ist eben so aufregend, wie das Pfeifen der Kugeln auf dem Schlachtfelde, doch mit dem einen Unterschied, daß einem die Kugel, die am Ohr vorllberfaucht, nichts mehr zu Leide thut, während das Summen der Muskitos anzeigt, daß die Gefahr näher kommt und daß die Schlacht beginnen soll. Um mir den Kopf zu schützen, zog ich, auf die tijefahr des Erstickens hin, die Decke übers Gesicht und vor Schweiß triefend und kaum athmend suchte ich im Schlafe die wirklichen Muskitos und die eingebildeten Schlangen zu ver gessen. Eine ganz kurze Zeit mag ich gc schlummert huben. Die Hitze war aber so arg, daß ich keuchend und glühend wie in einem Bade von Schweiß lag. Da entschloß ich mich. Arme und Hände den Muskitos preiszugeben. Die Decke über dem Gesicht behaltend, streckte ich die Arme heraus und legte die Hände auf das Bett. Wahrhaftig ich bin kein Hasenfu und habe schon als Lljähriger auf den französischen Schlachtfeldern die Kugeln pfeifen gehört und doch gefror mir trotz der Höllenhitze jetzt das Blut in den Adern. Ich hatte die rechte Hand auf eine Schlange gelegt, die ausgestreckt quer über der Decke ruhte. Ich hätte sie beinahe gepackt. 3a eine Schlange, wie eine solche nur sein kann, kalt und regungslos wie der Tod. Die Schlangen haben einen festen Schlaf. Diese hier schlief wie ein Bär. Sie rührte sich nicht. Vorsichtig zog ich die Hände zurück und verbarg sie wieder unter der Decke. Das war eine schlimme Situation. Eine Schlange in pechsinsterer Nacht ant mir und ich ohne jede Waste, ohne ein Mittel der Vertheidigung od?r zur Flucht ohne Hoffnung auf Hilfe fast nackt das war selbst für den muthigsten Mann etwas zu viel. Die Lage erschien mir entsetzlich. Ich empfinde von jeher ein Abscheu vor Thieren, die da kriechen, vor allem vor denen, die kalt und feucht sind. Ich habe auch z, B. niemals einen Fisch angreifen können. Wäre ich der erste Mann gewesen, ich allein hätte das Menschengeschlecht gerettet, hätte nie ei ncn Apfel neben einer Schlange, auch in Gesellschaft des schönsten Weibes nicht, verzehren können. Ich wüide lieber einem halbverhungerten Wolfe im tiefen Walde begegnen, als in mei nem Zimmer einen Tausendfuß, eine Skorpion, eine große Spinne oder nur einen unichuldiaen Käser zu wiffen, Schon vor einer Eidechse wäre ich über Hals und Kopf davon gelaufen, und nun gar eine Schlange Von oben bis unten rieselte mir ein kalter Schweiß herab. Ich war, von Schrecken gelähmt, wie an das Bett festgenagelt. WaS war hier zu thun?" Sollte ich aufstehen und mich zu retten suchen? Ja, natürlich; doch ich erweckte dabei vielleicht die Schlange und diese versperrte mir möglicher Weise die Thür. Am rathsamftcn erschien es mir, bis zum Andruch des Tages zu warten. Leider konnte eS jetzt kaum Mitternacht sein, und mit diesem Alp auf mir konnte ich sieben lange, tödtliche Stunden doch kaum noch aushalten. Die Schlange rührte sich nicht, ich natürlich mich auch nicht. Ich fühlte sie in ihrer ganzen Länge aus mir lie ,,; . v ki iivicii um um, uuf, sie in ganz ausgestreckter Haltung schlief, statt zusammengerollt zu liegen, wie ihresgleichen fast stets zu ruhen, Pflegen. Durch zwei kaum merkbare langsame Bewegungen der Kniee üder zeugten mich, daß meine Schlange ge gen drei Fuß lang sein mochte. Tas ist die Turchichnilislange der auftrali schen "Dcath-addor'. Ta wurde es mir schwindelig bei dem Gedanken, daß dieses Ungeheuer, dessen Biß den Wen scheu sast augenblicklich tödtct, hier de reit lag, mich beim Erwachen umzu bringe. Ich überdachte einen andere Plan, Ich wollte die Decke vorsichtig jusam meiirollcn, das Reptil darin eimoickcln und dann würgen oder ersticken. Ja, das schien zunächst sehr einfach; leider war eS nur gar zu finster und ich setzte mich dabei der größten Gesahr aus. Die Schlange konnte doch leise aus der Umhüllung gleiten und mir am Arme einen, tödllichcn Biß versetzen. Nein, noch einmal etwas Anderes doch zu erst Licht, auf das Risiko hin, Alles auf's Spiel zu setze. Fiebernd, vcr stört, schweißtriefend erschien ich mir wie Laokoon mit seinen Löhnen; die Tu kelheit vermehrte meine Angst und ließ mir meine Lage nur schrecklicher und hoffnungsloser vorkomme. Ich sllhlte, daß nur das Licht mich wieder zur Vernunst bringe könnte. Ich wollte die Ungewißheit nicht länger ertragen, wollte meinem Feinde Auge in Äuge gegenüberstehen nein, eigentlich an seiner Seite, wie mir immer empfohlen worden war. Noch lag meine Schlange immer da, unbeweglich in tiefem Schlafe, und ahnte wohl nicht, daß ein gesunder, kraststrotzender Mann von sast 0 Fuß Länge unter ihr zitterte, unter einem Geschöpf, das bei drei Fuß Länge kaum einen Zoll dick war. Ich streckte den rechten Arm aus und tastete nach den Streichhölzchen, die aus dem Nachttische neben meinem Bette standen. Fünf Minuten dauerte wohl das Manöver, bis ich sie niit zitternden Fingern faßte. Ohne mich zu rühren gelang es mir nach unerhörten Bc mühungen, die Kerze anzuzünden. Zu erst erschreckte mich das Licht. Höchst wahrscheinlich erweckte ich dadurch die Schlange und der ungleiche Kampf nahm seinen Anfang. Die Schlange hielt sich noch immer unbeweglich. Ich wagte es vorsichtig, den halben Kopf aus der Decke hervorzudringen und ließ einen ängstlichenBlick über mein Bett gleiten. Meine Schlange lag dar auf, in tiefem Schlafe, gerade gestreckt wie ein i. Jetzt wurde ich noch kühner, und es gelang mir auch, verstohlen aus dem Bette zu schlüpfen. Natürlich suchte ich zunächst nach meinem Stocke aus gutem Spanischem Rohr. Pang, damit ist's abgeniacht !" dachte ich und war im schlimmsten Falle bereit, mein Leben nur theuer zu verkaufen. Ich f'ih auf den Kamin, starrte nach allen Ecken, , , . kein Stock zu finden. Das war ein schwerer Schlag. Wo konnte er sein? Hatte ich ihn im Ge sprüch mit dem Wirthe aus Unglück lichem Versehen stehen lasten? Da näherte ich mich wieder dem Bette. Ich ergriff die Kerze und da ich mich jetzt völlig wach und in Besitz meiner Sinne fühlte, trat ich heran, und be trachtete mir den feindlichen Gast. Da lag er, der Stock, das Ge schenk meiner Frau! t Bom aisex Paul. Wie Kaiser Paul I. von Rußland einmal seinen eigenen Ukas widerrief, davon handelt eine sehr bezeichnende Geschichte, die nach der russischen Zeit schrist Ruskaja Starina" (Russisches Alterthum) die Minchen. N. N." wie vergeben. Der Kaiser hatte den Ein- flusterungen des damaligen General Prokurators Fürsten Kurakin nachge- bend, in einer Erdschaftsangelcgenheit einen Ukas an den Senat erlassen, durch den die rechtmäßigen Erben von der Erb schaft ausgeschlossen wurden. Tie Ent erbten ließen aber die Sache nicht auf sich beruhen, sondcrn beauftragten ih ren Leibeigenen Maikoff. er solle den Versuch wagen, beim Kaiser einen des seren Bescheid zu erwirken. Maikoff sing die Sache sehr diplomatisch an. Er ging lange Zeit tagtäglich auf die Wachtparade. Denn dies war damals der Ort, an dem die Geschicke Rußlands entschieden wurden. Hier wurde unter Tromrnelschlag Krieg erklärt, hier wurde Friede geschlossen, hier wurden Traktate diktirt und gnädige und un gnadige Verordnungen erlösten. Von der Wachtparade weg wurden die Leute schaarenweise in die Verbannung, in ewiges Gefängniß, ins Kloster abge führt und ebendort wurden Orden, Rangerhöhungen, Ländereien und Leib eigene verschenkt. Alles kam dabei dar aus an, den richtigen Augenblick ab;u warten, d. h. den Moment, wo der Kai ser mit der Parade zufrieden war: in diesem Falle verordnete er dann mit lauter Stimme: Jedem Manne eine Schale Wein, ein Pfund Fleisch, einen Rudel!" Zuletzt stimmte er sein geift reiches Leiblied an: Tannenwald, mein Tannenwald, Mein dichter Birkenwald. Ljuschenki ljuli!" In diesen Momenten war Kaiser Paul gnadig und leutselig, horte Jeden ge duldig an und bandelte gütig und ge recht. Einen solchen Moment erhäschte auckl Maikoff. Als der Huifrr fiifi thut anschickte, fein Pserd zu besteigen, siel an - :t - :i . w- . . ' i'iu.iuii vor mm IN Bit nie, leglk Vor sctristsmaßig seine Bittschrist aus den opf und harrte mit Zittern und Beden der Tinae. die da kommen ürhrn. Tr gut gelaunte Kaiser nahm huldvoll die Bittschrift von Maikoff's Kopf und fragt,: Gegen wen fubrst Tu Klage?" .Gegen Tich. kaiserliche Majestät!" .Gut. wir wollen seben." rief der Kai ser. schwang sich auf sein Pferd und be fahl Maikoff, ihm zu folgen. In der Residenz angelangt, berief Paul I. zuerst de Obcrprokttrator, dann den Obersckrctar und zuletzt den Senatsschreiber, und von diesen erfuhr er, daß der von ihm erlassene Ukas sich mit den bestehenden Gesetzen in Wider- spruch befand. Zuletzt kam die Reihe an den Fürsten Kuralin, zu dessen Em pfang sich der Kaiser eigens in Positur setzte. Er bedeckte sein Haupt mit einem riesige goldbetreßten Hut, steckte feine Hände in Handschuhe mit großniächtigen Kragen, ergriff seinen Stock, stemmte sich aus seinen Schreibtisch und erwartete so das Erscheinen des Fürsten, Stimm hatte sich die Zhür des kaiserlichen Ge inaches halb geöffnet und kaum war der korpulente Fürst, der vielleicht eben aus dem Bett geholt worden war, trotzdem er alle Abzeichen seiner Würde trug, zaghast und mit schlotternden Knien eingetreten, als ihn der Kaiser wüthend anfuhr: Rmdvieh, was haft Du mir für einen Ukas zum Unterschreiben zu gesteckt? Kanaille, antworte, wie hast Du Dich unterstanden, niich auf eine Linie mit einem Maikoff zu stellen, und was das Schlimmste ist, hat Maikoff noch dazu recht." Der Fürst begann Eure Hoheit" er konnte aber dieses Wort nicht zu Ende sprechen und Nie mand weiß daher, was er zu seiner Ver theidigung vorgebracht baden würde; er hatte nur Zeit, die erste fcilbe Ho" ausznsprcchen, das heit" blieb ihm aber auf den Lippen liegen, denn Kaiser Paul ließ ihm sosort eine Zurechtwei- suna anaedeihen, wie sie Peter der Große seinen JungenS gegenüber anzw wenden pflegte, wenn er sie auf irgend einer Spitzbüberei ertappte. Ich danke Ihnen meinen Herr," sagte darauf der Kaiser zum Senatsschreiber, Sie der stehen die Sache, ich bin mit Ihnen zu frieden." Dann zu Maikoff gewendet: Du hast jetzt gesehen; geh' nach Haus, ich werde Alles in gesetzlicher Weise ord nen." Nach diesem Vorfall zog sich Fürst Kurakin in sein Dorf Kurakino zurück, zum Gencralprokurator aber wurde Derschaniin ernannt. Reuter-Anekdoten. Die kürzlich erschienene Schrift von Dr. A. Römer: Fritz Reuter in seinem Leben und Schaffen" bringt bekanntlich eine Reihe hübscher bisher noch nicht be kannter Reuter-Anekdoten, von denen hier noch folgende Platz finden mögen: Der sympathischen Persönlichkeit des Amtshauptmanns Weber, bekanntlich Reuter's Pathc, verdanken wir einen hübschen Beitrag zur Psychologie eines mecklenburgischen Jungen. Weber är gerte sich stets darüber, daß die Knaben, wenn sie etwas erzählen wollten, alle Augenblicke stockten, dann aber mit un dunn" fortfuhren. Er setzte einen Schilling als Preis für Denjenigen aus, der eine Geschichte ohne dies un dunn" erzählen könne. Fritz brachte das Kunststück fertig, schloß dann aber ahnungslos seine Erzählung mit den triumphirenden Worten: un dunn kreeg ick'n Schilling!" worauf der Amtshauptmann trocken erklärte: Un dunn, niin Hcrzenskinting, was bei Schilling weg!" Tante Mosch," die ob ihrer Origi nalität im ganzen Mecklenburger Land bekannte Hotelwirthin in Neu branden bürg, besaß einen Affen, dem sie einen niedlichen Anzug hatte machen lasten. Ein Mann vom Lande, welcher ihr Holz zu liefern Pflegte, erhielt bei dieser Ge lcgenheit regelmäßig den üblichen Gra- tis-Schnaps. Einmal, als er wieder Holz angcsahren hatte und Niemand im Lokal war, schönste ihni der Affe, der oft zugesehen hatte, seinerseits den Schnaps ein. Später kam dann Mosch hinzu und wollte dem Mann das übliche Glas verabfolgen; der aber erklärte: Latcn's man. Ehr lütt Sähn (Sohn) hett mi all einen einschänkt!" iHn neues Bersahre zur Wasser reinig ist in Paris in Betracht gezogen wor den, nachdem sich die jetzige Waffervcr sorgung als unzureichend erwiesen hatte und man die Frage, gereinigtes Seine Was er zu benutzen, erörtern mukte. Ein gewisser Tyndal vollzog nämlich die kteritisirung des Wassers durch die Elektrizität. Er bringt das unreine Wasser in einen Glasbehälter und schickt durch denselben einen Strom von Lust, welche vorher durch elektrische Entladn gen von I. bis 30,000 Polt elek trisirt worden, was zur Folge hat, daß die das Waffer belebenden Mikr den zerstört werden. Das anfänglich gelbe Wasser tritt nach ersolgter Ozoni sirung krvftallklarausdem Glasrezipien ten. Auf der letzten hygienischen Aus ftellung auf dem Marsfelde in Paris hatte Tyndal einen Vcrsuchs-Apparat aufgestellt, und der assiftirende Dr. Rour tonnte in jedem Falle nur die vollständige Sterilifirung des Wassers feststellen, so daß für eine Durchführung in größerem Maßstabe nur noch die Kosten in Frage kommen würden. Tie Anlage aus dem Marsfcld ftcrilistrte 2000 Liter Waffer; die erforderlichen zwei Tynamos wurden von einem Gas motor getrieben. Tie Zersetzung der nst vollzog sich m einer Art Tunkel kammer, in welcher sich die künstlichen 1 Blitze ununterbrochen entluden. I, snerr Zdier. Ein italienischer Humorist giebt vor. in dem Buche eines chinesischen Manda rinen über die Sitten uiid (ebrauche der Europäer folgende Stelle ge'unden zu haben: .Tie Völker des Westens pflegen ein 1 seltsames Thier bei sich zu haben. Es hat vier Füße, manchmal auch nur drei, und wenn man will, kann man es zum Singen bringen. Die Mnner und hausiger noch die Frauen, manch mal sogar die Kinder, setzen sich davor; dann schlagen sie ihm aus die Zahne und treten ihm ab und zu auch auf den Schwanz. Tann sängt es sofort an z singen. Sein Gesang ist sehr gcräusch voll, viel lärmender als der der Vögel, aber nicht so harmonisch. Trotz seiner snrchtbaren Zahne beißt dieses brave Thier niemals; man braucht es nicht einmal anzubinden, da es nie den Per such macht, zu entwischen." ,DaS svn derbare Thier, das der chinesische Scherz bald also definirt, indem er sich in die Seele eines Ehincsen hineinversetzt, ist natürlich nichts anderes, als das Klavier. (f-inc kurios Quittung. Während des siebenjährigen Krieges Halle der Nachtwächter Lange in Duis bürg unziemliche Reden über die kur hannoverschen Truppen geführt, welche danials zu Ruhrort am Rhein standen. Der Hauptmann hatte diese Reden er fahren und beschloß, sie zu bestrafen, ließ den Mann verhaften und dictirte ihm 5 Stockprügel. Der mit der Strafvollstreckung beauftragte Untcr ossizier hatte Befehl, von dem Ernpfän ger eine eigenhändige Quittung zu ver langen, welche folgendermaßen aussiel: Ich Endcsunterschriebener bekenne hiermit und kraft dieses, daß ich von einem dazu kominandirten Unteroffizier von dem kur-hannover'schen Feldjäger korps, und zwar für meine närrischen und thörichten Reden, so ich letzthin gegen das löbliche Jägerkorps ausge stoßen und jetzt von Herzen bereue, zu meiner wahren Besserung und zu Ge müthesührung meines begangenen Un rechts 50 Prügel, schreibe: sünfzig Prü gel. über ein Bund Stroh gelehnt, durch zwei Mann gehalten und mit zwei, etwa einen Finger dicken Stöcken, so ehrlich als möglich geschlagen, richtig und zu allem Dank erhalten habe; worüber ich in bester Form quittire. Im Monat April 1758, Georg Lange, Nachtwächter. mn seltsames Keschenk. Das französische Admiralschiff, der Orient", flog bekanntlich in der See schlacht von Abukir in die Lust. Aus einen, Stücke des großen Mastes von diesem Schiffe, welchen das englische Schiff Swiftsure" ausfing, ließ dessen Befehlshaber, Kapitän Hallomell, durch feinen Schiffszimmermann einen Sarg verfertigen, den er nachher seinem alten Freunde und Vorgesetzten Nel on mit folgendem Schreiben zusandte: Sir, ich nehme mir die Freiheit, Ihnen hiermit ein Geschenk mit einem Sarg zu machen, der aus dem Mittel maft des Orient" verfertigt wurde, damit Sie, wenn Sie einst Ihre nau- tische Lausbahn auf dieser Erde be- schlössen haben werden, in einer Ihrer Trophäen ruhen können. Daß aber dieser Zeitpunkt noch recht fern sein möge, ist der herzliche Wunsch, Ihres ausrichtigen Freundes Benjamin Hallowell." Dieses seltsame Geschenk wurde in dem Geiste aufgenommen, in dem es dargebracht worden war. Nelson stellte es i seiner Kaiite ausrecht an die Wand, hinter dem Stuhl, auf dem er beim Essen zu sitzen pflegte, und hier blieb dieser Sarg stehen bis zum Tode des großen Seemannes, dessen irdische Ueberreste wirklich l diesem sarge da gesetzt wurden. Phrgefünl der Jndierinne. Tie Jndier belegen ihre Töchter nie mit der kleinsten körperlichen Züch tigung. nicht einmal mit Scheltworten ; die höchste Strafe besteht darin, daß sie dieselben mit Waffer bespritzen. Tu sollst keine Tochter mehr haben!" sagte nach einer solchen Bestrafung ein Mäd- chcn zu ihrer Mutter, verließ sie und er hängte sich. Eine andere Mutter, die über die Unart ihrer Tochter Thränen vergießen mußte, sagte zu derselben, die nach der Ursache dieser Thränen fragte : Tu entehrst mich!" und dies bewirkte sofort die Besserung. kiyxcrbel. Oberst (beider Ossizierversammlung): . Ich habe beute zufällig die Ea sino-Büchcr nachgesehen, und sindc bei Ihnen, Lieutenant Schneewitz, gestern und heute je 9 Schnäpse für 1 Mark 80. Ich muß also daraus schließen. daß Sie täglich 9 Schnäpse trinken. Machen Sie sich doch klar, was daraus werden soll! Nehmen Sie 'mal an: Sie heirathen und bekommen 3 Söhne, die natürlich alle Osrniere werden. Nun denken Sie, wenn das so weiter ginge und Sie, Ihre Frau Gemahtm und Ihre drei Söhne trinken Jeder täglich 9 Schnäpse!. 80 macht t5 Schnäpse täglich für 9 Mark. Das wären im Monat sür 270 Mark Schnapse.... Ja glauben Sie denn, daß Ihr Herr Schwiegervater Ihnen allein für Schnäpse 270 Mari monatliche Zulage geben wird? Ich bezweifle das sehr stark, mein Herr Lieutenant!" N'ik die Alten ftingen Gaftmirth (der vom Fenster herab sieht, wie einer seiner Jungen das Brüderchen zum Hause hinauswirft!: Sappermentsjungen, was macht Ihr das' j Sohn: .Ach. Papa, wir spielen bloß Gaft und Hausknecht, Ausrede, Richter: Sie bestreik also, bei Ihrem Einbruch in die Biichhandlung die Absicht gehabt z haben, die Laden lasse auszurauben?" Angeklagter: Gewiß, ich wollte nur einige Bücher nehmen, um mir nachher im Gefängniß die Zeit durch Lektüre vertreiben zu können. lehnst. Alte Eoqucttc und dann haben wir in unfcrcin Garten noch einen rci zenden Baum, der gerade an meinem Geburtstage gepflanzt wurde." Herr: Oh, meine Gnädigste, darf ich den nicht einmal sehen ? Ich schwärme nämlich sür solche alte, prächtige Bäunic!" y mg 's mobil Schwäbischer Geineinderath: Schult hcß warum schwätzet er denn so oi'sältig an mi' na'!" Schultheiß: ,,J' muaß 's wohl! So'scht verschtandct 'r mi'nct!" lVt sie's meint. Herr (einer alten Jungfer, die in's Wasser gefallen ist, zurufend): Reichen Sie mir Ihre Hand, Fräulein." Alte Jungfer: Lieben denn Sie mich wirklich?" Merkwürdig. Er: Was ist denn das nur, unser Brautpaar schmollt ja beinahe jeden Tag miteinander," Sie: Das ist allerdings merkmür dig, so lange die jungen Leute noch nicht verlobt waren, kam so etwas gar nicht vor, seit sie aber einig sind, streiten sie jeden Tag!" Recht schmackhaft. A. : Ihre Frau Gemahlin soll ja dereinst als Sängerin sehr berühmt ge Wesen sein." B. : Das will ich meinen, sie er wendet auch in der Küche nur selbst er rungene Lorbeerblätter!" Schnell Toilette. Frau 31.: Ihre alte Köchin scheint mit ihrer Ausgangs-Toilette immer schnell fertig zu sein." Frau B.: Die bindet eine saubere Schürze vor, steckt in jedes Ohr ein Bällchen Watte, das ist alles!" In der Töchterschule, Lehrer: Was hat der Karl Moor gethan, als er zu seiner Amalie zurück gekehrt war?" Schülerin: Seine Schuldig keit!" Ein kleines kNlsjvnständnisj, A. : Sie wollen Ihren Sohn ent erben? Ist es Ihr Ernst?" B. : Nein, mein Jakob!" Anzüglich, Geck: Glauben Sie mir, gnädiges Früusein, Reisen bildet ungemein!" Dame: Na, warum reisen Sie nicht 'mal ein Bischen, Herr Baron?" Begründete Unterredung. Warum sprechen Sie so intim mit dem Liedhaber Ihrer Köchin?" Hausherr: Nun von dem hängt ja ab, was gekocht wird!" lNilderungsgrund. Richter (zum Dieb): Also, Sie ge stehen dem Herrn Studiosus den Ueber- zieher gestohlen zu haben ! Können Sie einen Milderungsgrund angeben?" Dieb : O, ja !" Richter : Und welchen?" Dieb : Er hatte ihn noch nicht be zahlt !" erschnappt, Onkel (zum Neffen der Student ist): Fritz, diesmal hilft kein öeiignen, ich sah Dich betrunken nach Hause gehen!" Ach, Onkel, renommire nicht! Tu stehst doch nie so frühzeitig auf!" Lwhaft. Wucherer: Denken Sie, mit dem Raubmörder, der heute hingerichtet wird, habe ich früher Geschäfte gemacht!" Kunde: Na, da wird's ihm heute nicht so weh thun, wenn er an das Halsabschneidcn gewöhnt ist!" passlonirt, Ihr Gatte geht wohl gern zur Jagd?" O, der leidet schon mehr an Hasenversolgungswahn!" vernichtende Kritik. Wie hat Ihnen meine neue Tragödie gefallen?" O, das war ein H a u p t s p a ß!" SZchsischtt viftichon. Alles is Sie vergänglich; das sieht wer am Knebbchcn, am Tebdchen: denn das Knedbchen reißt ad und das Tcbb chen wird leer. Doppelsinnig. Brant (leidenschastlichc Radfahrerin): ' Sag' 'mal. Emil, würdest Tu etwas dagegen haben, wenn ich mich aus schließlich dem gahrrade widmete?" Bräutigam: Ich würde Tich einfach fahren lassen!" Aüfernhofblütbc, Sergeant (zum EinjSbrig-Freimilli gen im Privatleben I)r. ,,i!. der hilflos am Reck hängt): Na. sehen Sie. was nützt Ihnen jetzt Jlirc gaüze Philosophie?:"