Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 05, 1896, Image 3

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    NKBRA3KA STAAT. - ANZEIGER. Lincoln. Neb.
Dir (Bemalten der Tieft.
i
! Wuntoi! üoii Lothar 8rnifrnbar.
. Kapitel.
Bernd v. Imjfn fast an feinem
Schreibtisch mit ricm so finsteren (c
ficht, wie c der kauzleidicuerMatthe
Jrnst nur wäl,rcd der letzten Tage dc
Monat an dem jungen Herrn zu sehe
' gewöhnt war. ä'or einer Stunde hatte
er einen Brief erhalten, der wohl die
Ursache seiner nrnni Perstimimmg sein
imijjtc, denn er griff wieder und wie
der ach den ene, beschriebenen Bltit
tcrn, die er zuerst ärgerlich befreite
geworfen hatte, und überflog mit ge
furchter Stirn ihren Inhalt aus 'S
Neue. Namentlich die letzte Seite
war es, die sehr erfreuliche Gedanken
in ihm zu wecken schien, beim auch I
er jeden Sa nzwcifclhast längst au
wendig wissen im, fite, starrte er noch
immer, in verdrießliches Sinnen vcr
lorcn, auf sie hin.
Diese letzte Seite aber lautete:
Du kannst Dir denken, daß es mir
nicht ganz leicht geworden ist, Dir
meine kritische Vage so rückhaltlos zu
schildern. Deine anshörlichen, drin
genden Äeldsordcrungcn, die ich nicht
länger erfüllen kann, ohne mich gegen
die übrigen Mitglieder meiner Familie
schwer zu versündigen, haben mich
indessen endlich dazu gezwungen, und
Du wirst ttnmchr begreifen, daß e
nicht Geiz oder Hartherzigkeit ist, wenn
ich Dir erkläre, daß Du aus mich nicht
weiter zu rechnen hast. Du mußt ent
weder Deine Ausgaben mit Deinen
!innah,:n in Uebereinstimmung brin
1 gen, oder irgend einen entscheidenden
stujnii Mi, oa geeignet ii'cinc
Bermögenoverhältnisse zu verbessern.
Ich Hai mit vielem Interesse gelesen,
wa Du mir von Deinen freundlichen
Beziehungen zu dem Hause des Herrn
Saroschiu schreibst, und obwohl ich in
Bezug auf die Person dieses Herrn
nicht ganz frei von gewissen Bedenken
bin, wurde ich doch, wenn Dir das junge
Mädchen gefällt, meine Zustimmung zu
einer Verbindung nicht verweigern.
Saroschin steht in dem Rufe eine er
wegenen Spekulanten, und Niemand
weiß mit Bestimmtheit zu sagen, wie
es um seinen scheinbaren Reichthum in
Wirklichkeit bestellt ist. Aber ich zweifle
nicht, daß er seiner einzigen Tochter
eine sehr anständige Mitgift geben
würde, schon uu seinen Äredit dadurch
, zu festige und zu erhöhen. Wenn Tu
also den rechten Augenblick nicht ver
säumst, könnte sich Dir hier wohl eine
MögliclMit bieten. Deine Zukunft zu
sicher. Du wirst ja inzwischen itb
die Nat Deiner efiihle fiir Fräulein
Saroschiu mit Dir in' Reine gckom
' men sei, und Tu wirst Dir wohl sei
der sage, daß ein langes Zögern und
Schwanken hier um so weniger am
Platze Iväre, als unzweifelhaft anch
andere junge Herren auf die Vortheil
hafte Partie bereit aufmerksam gewor
den sind. Üi wird mich um Deinetwil
len freuen, wenn ich bald von einem
günstigen Erfolge vernehmen kann, und
r in tiefer Hoffnung beai iiße ich Dich als
Dein Dich liebender Vater.'
Wieder ivarf Trehsa den Brics in
wenig respektvoller Weise bei Seile;
ach einigen weiteren Minuten er
dricßüchcn ?!achdenkcn aber sagte er
laut: Schließlich hat er ganz Recht !
" Da ängstliche Hinziehen und Zappeln
kann ja doch zu nichts fuhren. Machen
wir also ein Lade!-
lir steckte den Brief in die Tasche
und warf die über den Schreibtisch ver
streuten Aktenstücke aus einen Haufen.
.Matthcö!'
.Herr Assessor!'
Ist der Bergrath noch in seinem
Bureau?'
Jawohl, .Herr Assessor!'
Verwünscht ! Tann wird er natür
lich wieder die Nase hierhereinstcckcn.
sobald ich eben fort bin. Aber es hilft
nickt. Sie müssen ihm irgend etwa
vorlügen, MatthcS, ich habe was Wich'
tigc zu besorgen.'
,?assen Sie mich nur machen, Herr
v. Trcüia! Avcr joll ich nicht vielleicht
rasch hinüber springen und ein Sträuß
chcn besorgen? Habe vorhin wunder
volle Rosen im Schaufenster gesehen
Marschall Äiclsou, wie sie im Buch
stehen.'
Bleiben Sie mir vom Halse mit
t Ihren Rosen! Ich wollte, daß ich
etwa sparsamer umgegangen wäre mit
dem Zeug.'
Der Kanzlcidiencr verstummte, denn
er wußte, da Trcnsa sehr empsindlich
war gegen vertrauliche Scherze, sobald
ex sich in übler Vaunt befand. Und der
Assessor mußte wirklich überaus schlecht
aufgelegt sei, da er e sogar unterließ,
sich vor dem Fortgehen seines Spiegel
und seiner Taschenbürste zu bedienen
ein Fall, der sich nach den (Srinncrun
gen dc alten Matthc noch nie zuvor
ereignet hatte.
Ohne jede Zaudern und raschen
Schritte schlug Trcnsa den Weg nach
dem Höusckc der Frau Hcnnersdorf
ein. Da Hausihor stand osscn, und
da n sicher war. daß Helene daheim
sei, klopfte er unbedenklich an die Thür
ihre Zimmer.
t!i kalb erschrockene und halb freu
dige Herein!' antwortete ihm von
drinnen. Srröthend stand die junge
Lehrerin bei seinem Eintritt von ihrem
Play am Tische auf, und Treysa
scharfe Äugen gewadrten, wie sie sich
bemühte, eine angefangene Brief
r ihm zu rbergen.
f Hwic Abend, Bernd!' sagte sie
' ... ..iMiiMw 4!rCtt4i
Bitt vem Nur 1UI gnuuHium .i.u,,
ewe schmollend Miene aufzuscHen.
.Tu hast urich als, doch nicht an; vcr
essen!'
Er küßte sie und la dabei die Ueber
schritt de Briefe, den sie nicht mehr
ganz zwischen die Lisch. der
Cchreidmarpe hatte schiebe können.
An mich?' fragte er. .Wolltest D
mir etwa eae meine Ausbleiben
Bedürfe mache?' .
.Vorwiinc? 'Kein, gcwi icht!
Ader mir war so bange! Seit s.ins
langen Tagen halte ich Dich nicht mehr
Tabci schlug sie die Augen voll liin
gebender Zärtlichkeit zu ihm auf. Den
Assessor aber schien dieser Blick in
Verlegenheit zu setzen, denn er imndtc
sich ab.
Ich war sehr stark beschäftigt,' cr
widerte er, und hoffte, Tick) durch
eine freudige Neuigkeit für die kurze
Entbehrung schadlos halte zn könne.
ES ist wahrhastig nicht meine Schuld,
wenn e nun ?anz anders gekommen
ist."
Schon der Ton seiner Stimme mußte
ihr verrathen habe, daß er Schlimme
brächte, denn sie legte bestürzt ihre
Hand ans seinen '.'In.
Um öotte willen, Bernd,' bat sie
angstvoll. Zage mir schnell, was Dir
geschehen ist! Du mußt doch nicht sort
von hier?'
AI, wenn es nichts Acrgcrcs wäre,
alö das! Aber cS ist viel ernster. Ich
habe meinem Vater Alle entdeckt,
Helene!"
Ach, und mm ist cS gekommen, wie
Ich gefürchtet habe, nicht wahr? Er vcr
weigert uns seine Einwilligung.'
Treysa, der jetzt sehr düster drein
schonte, machte eine bejahende Be
weguirg. Es wäre zwecklos, wenn ich
Dir' verheimlichen wollte. Er ist
außer sich, er droht mir mit Fluch und
Enterbung."
Helene preßte die gefalteten Hände
auf da Herz, das Blut war an ihren
Wangen gewichen, und ihre Augen stan
den voll Thränen,
Und c gibt leine Hoffnung mehr?"
fragte sie leise. Er wird niemals
anderen Sinnes werden?"
Daran ist kam zu denken. Er hat
sich in seinem Briefe mit einer Lnt
schiedenhcit ausgedrückt, die mir es
überhaupt unmöglich macht, meine
Bitte jemals zu wiederholen."
Da ist schrecklich, Bernd! Und
was soll nun werden?"
Er antwortete ihr nicht sogleich, son
der durchmaß ein paar Mal da Zim
mer wie Jemand, der sich in höck'ster
Aufregung, bcsindct,
Ich werde Dich natürlich nicht im
Stiche lassen," stieß er endlich hervor.
Aber mit meiner Laufbahn ist'S ans.
Wi, werden wohl so eine Art von
Landsireicherlcbcn beginnen müssen."
Bernd!" schrie sie ans. Was sagst
Du da? Ich sollte es gewesen sein, ich,
die Deine Zukunft vernichtet hat?"
Ich rede nicht von etwas, daS k
rcits geschehen ist, sondern von dem,
was unsehldar künftig geschehen wird.
Ohne die Unterstützung meines Vater
kann ich die begonnene Vaufbahn nicht
fortfeyen. Und da er geschworen hat,
mir keinen Pfennig mehr zu bewil
ligen, muß ich mich eben bei Zeiten
nach etwa? Änderen, umsehen, nach
tiircr Stellung als Treiber vielleicht
rdcr ach eiucm Äufschervoftcu. Gi
sei denn, daß wir den heroischen Ent
schlnß fassen, gemeinsam einen Sprung
in'S Wasser zu thun. "
Er stand jetzt mit über der Brust vor
schränltcn Annen au: Fenster und blieb
beharrlich in dieser Stellung, die c
ihn: ersparte, Hclencn in'S (Besicht zu
sehen. Er hörte nr ihr leises Schluch
zen hinter seinem Rücken, und plötzlich
suhlte er, wie sich ihr Kops an seine
Schulter lehnte. ,
Womit haben wir es nur verdient,
Bernd, so unglücklich zu sein?"
ES dürfte nicht viel Nutzen haben,
sich mit der Bcaiitwortung dieser grage
den Kopf zn zerbrechen. , Am Ende bc
ging ich eine Thorheit, mich meinem
Vater zu offenbaren ; aber c hätte mit
der H'eheimnißkrämerei doch auch nicht
bis i alle Ewigkett weitergehen kön
neu. Wir werden nun also den amps
mit dem Schicksal aufnehmen, wie e
so schon bei den Dichtern heißt, und
nach einer Reihe von Jahren, sofern
uns da Glück hold ist, werden nrir'S
vielleicht dahin gebracht haben, uns wie
zwei Sck'walbc irgendwo hoch oben
unterm Dach unser trauliches Nest zu
bauen. Es wird nicht sehr luftig sein ;
aber die i!iebe muß uns eben helfen, es
zu tragen.'
Und wenn Du mich jetzt aufgeben
wurdest?' hauchte sie kaum vcrnchm
lich. Wurde sich Dein Vater dann
versöhnen lassen?"
Er verlangt ja nicht Anderes als
das. Aber es ist ein llnsinn, von fol
cher Möglichkeit zu reden.'
ölein, Bernd, wir müssen gerade
davon rcdcn," und ihre Stimme, die
anfänglich noch von Thränen erstickt
war, gewann allgemach an Festigkeit,
denn eS ist selbstverständlich, daß Tu
solche Opfer nicht für mich bringen
darfst. Wie könnte ich glücklich werden
mit dem Bewußtsein, daß Tu alle
Deine Hoffnungen und Aussichten hin
gegeben hast um meinetwillen !'
Daran ist doch nun 'mal nichts zu
ändern, und wir müssen eben versuchen,
damit fertig zu werden. Ich hatte
einigen Ehrgeiz, das ist richtig, und
meine Aussichten waren nicht schlecht.
Aber man lebt auch ohne das; und
wenn e kein ordentliche i.'cbcn mehr
ist, sg bleibt c doch vielleicht immer
noch ein ganz leidliche Vcgctircn.'
Ich aber müßte da schlechteste
und selbstsüchtigste Geschöpf auf Erden
sein, wenn ich da zugeben könnte.
Wenn Tu zu großmüthig und edel bist,
um mich aufzugeben u wohl, so
will ich es sei, die unser Verlöbniß
löst.'
Mit gut gespielter Ueberraschung
wandte Treysa sich ihr zu. Er sah.
daß ihr hübsches (esichtchc ganz färb
los geworden war, und daß e innerhalb
der wenigen Minuten Versalien schien,
wie da Anilii ein Schwerkranke.
.2 ist Dn die (clegenkcit viel
leicht sehr rci (Kommen':" polterte n.
UM die elkgercheit ach Kräften au
zunützen, aber er gab diese Taktik
sogleich wieder f, al er dem großen,
bodcitsvollcn Blick ihr voll ufge
schlage Auge begegnete.
Tu weißt, daß e, nicht so ist,
Bernd,' sagte sie einfach. Wenn ich
Dir entsage, s entsage ich Allem, wa
mich froh und glücklich gemacht bat.
Ad ick bade ja keine Wahl. Und
jetzt, Mdtea wir einqesebea habe,
daß es nid-t ander sein kann, je
wolle wir e uns nicht noch schwerer
, acden rt ist ja schon so hart, so grau
5m dar,.'
31jrc Kraft brach nun doch zusam
men, und sie begann auf' Neue zu
schluchzen. Treysa siilille, daß ein wci
tercs scheinbares Widerstreben ihren
hochherzigen Entschluß och leicht genug
würde erschüttern tönne, und cS schien
ihm donim an der Zeit, die Sache zum
Abschluß zu bringen.
Ich hätte nie geglaubt, daß es
dahin kommen könne. Wahrhaftig,
mein Vater wird cS nicht leicht haben,
sich meine kindliche i.'icde zurück zu gc
winncn. Nimmermehr wäre mir der
Wunsch aufgestiegen, mich u einen
solchen Preis mit ihm zu versöhnen,
und Tu wirst nie vergasen dürfen,
Helene, daß es Dein Wille ist, nicht
der mehlige, der uns trennt,"
Die junge Lehrerin hatte das Besicht
in den Händen verborgen und schüttelte
statt aller Antwort nur den iiops. Es
war also doch wohl nothwendig, ihr
noch etwas Tröstliches zu sagen.
Wie ich es übrigens ertragen soll,
ein Heben ohne Dich zu führen, ist mir
in diesem Augenblick noch völlig unfaß
lich," meinte er, indein er die Zitternde
an sich zog. Wir hätten so glücklich
sein können und nun es wird eine
recht trostlose Wüslcmcisc werden,"
Für eine kurze Zeit nur hatte sie
seine Liebkosung geduldet, mit sanstcr
Entschiedenheit machte sie sich dann auS
seinen Armen los und drückte daS
Taschentuch an die Augen, um die
Spur ihrer Thräne zu trocknen.
tan uns tapfer sein, Bernd!
Unsere Weite wird jcr nicht ende, auch
wenn wir einander nicht mehr sehen
und sprechen dürfen. Feierlich gelobe
i ! Dir in dieser schweren Stunde, daß
ich nie einem anderen Manne ange
hören werde."
Ein solche Gclöbniß kann ich un
möglich annehmen, liebste Helene! Du
bist ja noch so jung mit der Zeit
wirst Du es schon lernen, mich zu ver
gcsscn und wirst irgend einen braven,
tüchtigen Menschen"
Sie ließ ihn nicht aussprcchen, son
dem fiel ihm mit einem energischen
Kopfschüttcln in die R'cdc,
Niemals! So wie ich Dich geliebt
habe, liebt man mir einmal in seinem
Leben. Könntest Tu denn in diesem
Augenblick daran denken, Bernd, früher
oder später eine Andere an meine
Stelle zu setze?'
O gewiß nicht!" versicherte Treysa
sehr eisrig. Eö ist eine ganz unmög
liche Vorstellung.'
Und doch wolltest Du mich einer
selchen Schlechtigkeit für fähig halten?"
fragte sie mit sanfte Vorwurf.
Nein, mein Geliebter, wir wollen
uu Treue halten, auch wenn e hier
aus Erden keine Hoffnung für uns gibt.
Diese -Zuversicht ist ja meine einzige
Stütze sie allein wird mir die Ärast
verleihen, weiter zn leben.'
Er gab es auf, sie von der roman
haften Ueberschwenglichkeit eines sol
chcn Glaubens zu überzeugen. Daß sich
die LSslnig ihres Verhältnisses so über
Erwarte einfach und friedlich vollzog,
war ja eine Annehmlichkeit, der zu
Liebe man schon ein wenig Komödie
spielen konnte.
Du bist mein starke, hochherzige
Mädchen!" sagte er, indem er ihre
Hand an seine Lippen führte. Und
nach einer kleinen jinnstpausc fügte er
in seinem sanftesten Tone hin;:
Aber bei all' Deiner Tapferkeit darfst
Tu Dir doch nicht Ncbenncnschlichcö
zumnlhen, mein Lieb! Wir können
nicht an demselben Orte bleiben, wenn
nicht bei jcdcr znsnlligcn Begegnung
die schmerzlichen Wunden von Neuem
bluten sollen. Ich würde um meine
Versetzung einkommen, wenn ich nicht
fürchten müßte, damit dc ernsten
Unwillen meiner Vorgesetzten zu er
rcgeu. Tu aber bist durch nichts gcfcs
seit, und es wird Dir gcwiß nicht
schwer fallen, in einer anderen Uingc
düng einen neuen Wirkungskreis zu
finden.'
Schon an ihrem Micncnspicl erkannte
er, daß sein Vorschlag nicht ihre Zu
stimmnng fand.
Nein," erklärte sie mit einem ent
schiedcncn Äopsschüllcln. Du darfst
das nicht von mir fordern, Bernd,
wenn Du nicht willst, daß ich vollends
crzivcifle. Ich habe ja jetzt nichts
mehr, vas mich an daS Tafcin fesselt,
als die Liebe zu meinen kleinen Schii
lcrinncn. Toll ich auch die Letzte noch
hergeben, so bleibt mir in Wahrheit
keine andere Znslucht mehr, als der
Tod.'
Ich will nur Tcin Bestes, wenn
ich Tir einen solchen Rath ertheile,
liebe Helene ! Es würde doch kaum zu
vermeiden sein, daß wir einander hier
und da treffen, und die Qualen dieser
Stunde würden dadurch jedesmal auf'
Neue herausbeschworen werden.'
Furchte davon nichts für mich!'
sagte sie ruhig. Wa auch in meinem
Herze vorgehen mag, ich weiß jetzt,
daß ich stark genug sein werde, e zu
überwinden.'
Treysa konnte seine Ucbcrrcdung
versuche nicht fortsetzen, wenn er nicht
Gefahr laufen wollte, ihr Mißtrauen
zu erregen. So beschick er sich denn bei
ihrer Weigerung ; aber der finstere Aus
druck seine Geficht war jetzt viel
weniger erkünstelt, al vorher. Es irar
seine Absicht gewesen, sie noch um die
Rückgabe seine Bilde zu bitten ; doch
er hatte nun nicht mehr den Muth dazu,
den er sah voraus, daß Helene ihm
mit ähnlichen Gründe antworten
würde, wie bei dem Vorschlag, igre
Stellung i Fricdenthal aufzugeben.
Und er suhlte sich dieser Ihränenrcichen
Sentimentalität gegenüber z unbehag
lich, al daß er sie ohne zwingende
Roth noch zu weiteren Aeußerungen
derselbe hätte veranlassen sollen.
AI draußen eine Thür klappte, und
der schlürfende Schritt der Frau He
nerdorf auf dem Flur vernehmlich
wurde, schie ihm ei günstiger Anlaß
gesunde, diese Treunungeszene rasch
zu enden.
Teine Wirth! kcbrt zurück.' sagte
er hastig, .Zit konnte möqlirlier
Weise auf den unglückliche cdekc
verfalle, hier einzutreten, ich aber
urke jckt nickt im Stande sei, da,
Ischwat der Alte zu ertrank. Lebe
wehl, Helene ! Meine bedanke und
meine Wunsche werde immer bei Tir
sein."
Er war schon an der Thür, als die
junge Lehrerin noch einmal auf ihn
znslog und sich mit einer so wilden
Leidenschaft, wie sie ihm ie zuvor
gezeigt hatte, an seine Brust wars :
Leb' wohl, leb' wohl, mein beliebter!
Und alles Glück der Erde satte auf
Deinen Weg ! "
Noch ehe er ihre stürmische Lieb
kosung erwidern konnte, hatte sie ihn
freigegeben, iitit sich bis an das äußerste
Ende des Siubchcns geflüchtet. Stumm
winkle sie ihm, zu gehen, und Treysa
zögerte nicht lange, der Aufforderung
zu gehorchen.
Jammerschade!' murmelte er, als
er draußen war. Sie ist wirklich ein
gute Mädel und so anhänglich!
Ader es hilst nichts, ron hier muß sie
sort! Mit ihre romantischen Ueber
jpanntheiicn kennte sie mir sonst doch
eincö Tages sehr unbequem werden."
7, Kapitel.
' Harald Bruncck hatte da Weiße
Haus betreten, um seinen gewohnten
täglichen Besuch bei dem Obersilieutc
nant zu machen. Im Vorzimmer hielt
ihn Wolfcrdingcns Diener mit allerlei
Fragen auf, und während er mit ihm
sprach, hörte der junge Arzt au dem
Nebengcmache Ilonas Stimme : ;
Ich bitte Dich, Heinrich, Dir heute
von Schenk vorlesen zu lassen. Ich
habe Halsichmcrzcn und das laute
Sprechen fällt mir sehr schwer."
Natürlich, es langweilt Dich bc
reits, mir diesen kleinen Dienst zu
leisten," erklang als Antwort mit höh
nischcr Betonung des Oberstlieutenants
rauhes Organ. Es ist jl auch eine
unerhörte Zumuthunz. daß ich Dich
ersuche, mir durch Dein Vorlesen ein
wenig die Zeit zu verkürzen, während
Tu Dich draußen in den Anlagen so
vortrcsslich gmiisiren könntest. Meinst
Du denn, ich hätte es nicht bemerkt,
wie Deine Augen von Einem znm
Anderen fliegen, während Du des Mit
tags neben meinem Rollstuhl einher
gehst? lind wenn Du nun gar erst ohne
den lästigen Aufpasser zwischen all'
diesen unverschämten, geschniegelten
Burschen promcnircn könntest! Das
würbe vermuthlich ein sehr lustiges
Äokettircn und Hosmachen werden.
Schade nur, daß ich noch nickst närrisch
gcnng bin, um an solche Märchen wie
das von den Halsschmcrzcn zu glau
den ! "
Brnneck machte sich rasch von cm
schwatzhaften Diener los und trat nach
kurzem Anklopfen in den Salon. Er
fand Wolferdingcn mit hochrothcm Ge
sich! in seinem Sessel, während Ilona
bleich und gesenkten Hauptes neben ihm
stand. Er begrüßte sie zuerst, und als
sie ihm mit einigen leisen Worte er
widert halte, sagte er sehr nachdrücklich:
Sie sprechen etwas heiser, Frau .
Wolferdingcn! Ihr jichlkopf scheint
angegriffen, und Sie werden gut thun,
sich für die nächste Zeit zu schonen.
Jedenfalls sollten Sie es vermeiden,
laut und anhaltend zu sprechen."
Der Oberstlieutenant ränspcrte sich
sehr stark, und unter seinen buschigen
Brauen hervor flog ein mißtrauischer
Blick nach dem Gesicht des jungen
Arztes hinüber. Er unterdrückte eine
spöttische Bemerkung vielleicht mir mit
Rücksicht ans den Umstand, daß Ilona
sogleich das Zimmer verließ, und seine
gereizte Stimmung offenbarte sich noch
zur Genüge in den ersten Antworten,
die er auf BruneckS ärztliche Fragen
gab.
Erst die unerschütterliche Gelassen
heit des Anderen schien ihn allgemach
zu bcsänstigcn, und mit einem Male
stand er aus feinem Sessel ans, um
mit Hilfe seines Stockes Verhältniß
mäßig leicht das Zimmer zu durch
schreiten. Sehen Sie her!" meinte er, das
habe ich seit drei Jahren nicht mehr
fertig gebracht. Wenn'ö so fortgeht,
verlasse ich Ihr Moosbach wahrhaftig
als ein gesunder Mann.'
Die Besserung ist in der That bc
deutend. Und auch die Schmerzen sind
geringer geworden?"
Ach, um die Schmerzen kümmere ich
mich den Tcuscl. Das sicht einen alten
Soldaten nicht an. Nur dicse schmach
volle Hilflosigkeit ist es, die ich nicht
ertragen kann. Wissen Sie, Doktor,
was ich mir in diesem irdischen Jam
mcrthal einzig noch wünsche?"
Den vollen Gebrauch Ihrer Glic
der. wie ichvcrmuthe."
Ja aber zu einem ganz bestimm
tcn Zweck. Ich wollte, daß wir !ricg
hätten, und daß ich noch einmal im
Stande wäre, mich in den Sattel zu
schwingen. Alle Wetter, die jicrlc, die
es dann mit mir zu thun kriegten,
sollten was erleben. Ich habe in diesen
elenden Leidcnsjahrcn einen Vorrath
von Wuth in miraufgcstapclt, der aus
reichen würde, mich zum Schrecken
einer ganzen feindlichen Armee zu
machen. Ah, nur noch einmal möchte
ich d'rcinhaucn können so recht nach
Herzenslust!"
Er stützte sich auf die Lehne des Scs
sei und führte mit seinem Krückstock
einen sausenden Hieb durch die Luft,
wie wen er dadurch seinem Verlangen
noch größere Nachdruck geben wollte.
Seine grauen Augen blitzten wie die
Auge eines Jünglings. Brnneck de
griff, wie unsäglich dieser immer noch
kraftvolle Mann unter der aufgczwun
gcnen Unlhätigkcit gelitte haben
mußte.
Sie lassen sich ven Ihrer begreif
lichcn Verstimmung hinreißen, Herr
Oberstlieutenant." sagte er. Ich be
zweifle, daß e Ihnen im Ernst Genug
tduung civährcn würde, sich für Ihre
Leide aa Unschuldigen zu rächen. Und
vollend da, wo Sie Ursache haben,
rank bar z sein, sollten Sie sich nie
mal vom Zorne hinreiße lasse,
hart und ungerecht zu werde.'
Der Oberstlieutenant wurde durch
dies freimüthige xracbe. wie er sie
ähnlich nellkilln seit vielen Jahren
von einem mehr cheit. ersichtlich
auf' Acußersle überrascht, -eine
Stirn sarckie sich nech tiefer und er
fragte ziemlich barsch :
Da. wa ich lliscche biülc. dankbar
zn sein? Wellen Sie mir niedt auch
eciaüist se'TN. was Zi: daini; einem
lich meinen'?"
Sie haben es ohne Zweifel bereits
errathen. Herr v. Walserdinge! Ihre
Gattin ist in aufopfernder Weise um
Sie bemüht. Fühlen Sie nicht selbst,
daß ihr da jede Unsreundlichkeit und
Härte, die sie von Ihnen erfährt, eine
doppelt schmerzliche Wunde schlagen
muß?"
TaS Gesicht dc Offiziers hatte sich
höher gcrvlhct. Er unterdrückte crsicht
lich nur mit Mühe eine heftige Ant
wort, die ihm bereits aus der Zunge
lag und stapfte von Neuem an seinem
Stock durch das Zimmer, als wäre das
für ihn ein Mittel, seines auswallen
den Acrgers Herr zu werde.
Ich nehme an, daß Sie csgutmci
nen," sagte er endlich, und man muß
sich ja wohl von seinem Arzt mehr ge
fallen lassen, als von einem anderen
Mensche. Aber es gibt doch gewisse
Tinge, in die man selbst seinem Arzte
keine Einmischung gestatte!. Und wenn
meine Frau sich etwa bei Ihnen be
Ilagt haben sollte"
Sie wissen ohne meine Verficht.
kling, daß dies nicht der Fall gewesen
ist. Aber ein Ma.t'.i, der gewöhnt ist,
sich mit den Leiden der Menschheit zu
beschäftigen, braucht nicht immer eine
lange Krankengeschichte z hören, um
den Sitz eines Uebels zu errathen.
Auch der Gram ist eine Krankheit,
Herr Oberstlieutenant, und eine recht
gefährliche obendrein,"
Wohl möglich! Nur werden Sie
die Behandlung dieser Krankheit, so
weit etwa meine Frau ergriffen sein
sollte, wohl ausschließlich mir Überlas
sen müssen. Und damit, denke ich,
könnten wir diesen Gegenstand verlas
sen," Frostiger als heute halte er Brnneck
noch niemals verabschiedet, denn selbst
der leichte Händcdrnck, mit dem sie sich
sonst zu trennen pflegten, unterblieb.
Als er durch das Vorzimmer ging, sah
der Arzt Ilona am Fenster stehen.
Während der drei Wochen, die seit ihrer
nächtlichen Begegnung im Park vcrslos
sen warcn, hatte er nicht ein einziges
Mal Gelegenheit gehabt, sie allein zu
sprechen, und aus der Beharrlichkeit,
mit welcher sie jcdcr Bcgcgnnng ansgc
wich: war, hatte cr den Schlnß gc
zogcn, daß sie an jenes Gespräch nicht
mehr erinnert zn werden wünsche.
Heute aber machte sie ihm, als er sich
anschickte, mit höflichem Gruße an ihr
vorüberzugehen, ein Zeichen, daß er
bleiben mii:.
Sie haben sich vorhin meiner an
nehmen wollen," sagte sie halblaut.
Ich danke Ihnen dasür; denn Ihre
Absicht war gut. Aber ich bitte Sie, es
nicht wieder zu thun. Auf solche Art
ist mir nicht zu helfen."
Noch bevor ihr Brnneck etwas erwi
dern konnte, ging sie ans einen anderen
Gegenstand über. Indem sie durch
eine Kopfbewcgung in die Anlagen
hinaus deutete, fragte sie: Die junge
Dame da unten ist die Tochtcr dcs
Herr Saroschin, nicht wahr? Kennen
Sie auch den Herrn, mit dem sie sich
so angelegentlich unterhält?"
Brnneck folgte der Richtung ihres
Blickes, und sein Gesicht bewölkte sich.
Es ist ein Bcrgamtsajsessor v.
Treysa," sagte er kurz.
Ihr Verlobter?"
So viel ich weiß, ist er cs noch
nicht."
Aber cr bcsindct sich aus dcm besten
Wege, cs zu werden. Ihre Augen hin
gen ja förmlich an seinen Lippen."
Fräulein Saroschin ist von Bcwun
derung für ihn erfüllt, da er durch sei
nen Heldenmut!) bei einem Gruben
unglück verschiedenen Menschen das
Leben gerettet hat."
Ilona wandte ihm hastig ihr schönes
Antlitz zn, und er sah, wie ihre feinen
Nasenflügel bebten.
Sind Sie mit dem jungen Mädchen
näher bekannt?"
Ich spreche sie gelegentlich. Aber
ans welchem Grunde"
Sie sollten ihr rathe, auf ihrer
Hut z sein, sollten sie warnen, eine
Ucbcrcilnng zu begehen, die sie viel
leicht durch ein ganzes Leben voll
Qual uno Enttäuschung würde büßen
müsse. Nicht ist für ein Fraucnhcrz
gefährlicher, als die Bewunderung,
die wir dcm Heldcmnuth und der vcr
meinten Rittcrlichkcit eine Mannes
zollen. Sie macht uns blind für alles
Andere und läßt uns mit offenen Augen
in das sichere Verderben stürzen. Wenn
Sie eS gut meinen mit jener Dame,
so bieten Sie all' Ihren Einsluß auf,
um sie vor einer verhängnißvollen
Selbsttäuschung zu bewahren."
Sie halte das mit einem Eifer und
einer Lebhaftigkeit gesagt, die Brnneck
in Erstaunen setzen niußtcn. Er wollte
ihr antworten, daß cr nicht den Beruf
in sich suhle, ein solcher Warner zu
sein, da wurde mit Ungestüm die Thür
des Salons aufgerissen, und der Oberst
licutcnank erschien, auf seinen Kriick
stock gestützt, mit dunkelrothem Gesicht
au? der Schwelle.
Ah, Verzeihung!' sagte cr. Ich
wußte nicht, daß ich störe! klebrigen,
wenn die Konsultation zu Ende ist, hast
Du wohl die Freundlichkeit, mir wieder
ein wenig Gescltschast zu leisten.'
Mit lautem rächen flog die Thür
wieder in' Schloß. Bruneck, den die
sc unhöfliche Gebahrc ernstlich vcr
droß, zog die Brauen zusammen;
Ilona aber erfaßte seine Hand und
bat:
Gehen Sie jetzt, e ist besser so?
lind stelle Sie ihn wegen seines Be
nehmen nicht zur Rede. Am Ende
winde ja dock, nur ich e zu entgelten
haben. E ist der erste Freundschaft
dienst, um den ich Sie bitte.'
Dabei umschloß ihre kleine kühle
Hand die scinige mit so innigem Druck,
und ihre Augen sahen mit so seltsamem
Leuchten zu ihm auf. daß er eine ganz
eigene, unerklärliche Beklemmung em
Pfand.
Seien Sie unbesorgt!' erwiderte
er rasch. Ich werde nicht vergesse,
daß er ei ranker ist, obwohl er von
den Vorrechte eine solche fast all'
j reiche brauch macht.'
Aa herle das Tlamxfc eines
Krückstockes im Nebenzimmer, uns
.",!? gab die H7d Brnneck frei.
Auf Wicdmchcn!' siititene lic,
Denn Sie kommen doch wieder, nicht
wahr?"
Za, um Ihretwillen."
Tamil gingen sie auseinander.
Ein paar hundert Schritte vom
Hanse entfernt, traf Brnneck auf
Hildegard und Treysa, die wieder
umgekehrt warcn. Er wäre am liebste
stumm vorübergegangen, aber Hilde
gard gab es ich! zu. ,
Warum sind Sie gestern ?lbed bei
unserer kleinen Gesellschaft ansgcblie
ben?" fragte sie mit freunolichci Vor
wurf. Bis zu einer sehr späte
Stunde hoffte ich noch immer, daß Sie
kommen würden."
Ich kann cS bestätigen, Herr Dok
tor!" mischte sich Treysa in seinem
blasirtcn Tone ein. Fräulein Hilde
gard war in einer beständigen Unruhe
Ihretwegen, Wenn ich an Ihrer
Stelle wäre, ich würde mir eine solche
Unterlassungssünde niemals vcr
zeihen," Mein Beruf gestattet mir leider
nicht immer, an mein Vergnüge zn
denken, Herr v, Treysa ! Ich habe mich
bereits i der Frühe des heutige
Tagcö bei Herrn Saroschin wegen mei
es Ausbleiben entschuldigt und ilm
gebeten, bei seinen Festlichkeiten künf
tig nicht erst auf mich zu rechnen.
Guten Morgen!"
Ein leuchtendes Muster von Lie
bcnswiirdigkcit ist dieser Doktor mm
gerade nicht," meinte Treysa, während
sie ihren Weg fortsetzten. Ich muß gc
stehen, daß ich sein Benehmen gegen
Sie sogar etwa? ungezogen fand."
Hildegards anmuthige Gcsichtchcn
war sehr ernst geworden, aber sie erhob
gegen die letzte Aeußerung dc Assessors
entschiedenen Widerspruch.
Man darf Herrn Brnneck nicht nach
dem Maße anderer Menschen messen,"
sagte sie. Wenn er sich auf Schmci
chelcien und Artigkeiten nur schlecht
versteht, so ist er darum gewiß nicht
geringer zn schätzen. Ich habe Beweise
dafür erhalten, daß cr nicht nur ein
chrenwcrthcr und aufrichtiger, sondern
auch ei edler Mann ist.'
Wahrhaftig, etwa vicl Anerken
nung in einein einzigen Athemzug
spöttelte Treysa. Man sieht, wie vcr
fchicdcn doch die Wege sein können, die
zu den Herzen dcr Damen führen,"
Er bedauerte das unbedachte Wort
schon, noch chc cr cS ganz ausgesprochen,
denn Hildegard erhob mit einer stolzen
Bewegung den Kopf, und es war ein
kühl abweisender Blick, dcr das Gesicht
dcs Assessors traf,
Ich verstehe Sie nicht, Herr v,
Treysa! Aber wenn eS Ihnen angc
nehin ist, so lassen Sie un von etwas
Anderem sprechen."
Zivar war der gewandte Kavalier um
ein neues Thema nicht lange in Ver
lcgcnhcit, doch seine Schlagfertigkeit
iible diesmal nicht die gewohnte Wir
kung, und dcr gemeinsame Spaziergang
endete siir ihn unerfreulicher, als irgend
einer, den er früher mit Hildegard
unternommen hatte.
8. Kapitel.
Durch einen in knappen und bestimm
ten Ausdrücken abgefaßten Brief war
die Volksschullchrerin Helene May
bürg aufgefordert worden, sich Nach
mittags vier Uhr bei dem Stadtrath
Gotthclf Schreiner einzusinken. Sie
wußte, daß die Aufsicht über das stiid
tische Schulwesen zu den amtlichen
Oblicgcnhcitcn dieses Herrn gehörte,
und da sie sicher war, sich in ihrer Thä
tigkeit keines Fehlers schuldig gemacht
zu haben, solgtc sie ohne jedes Bangen
dem an und für sich etwas ausfälligen
Befehl.
Man ließ sie eine Weile im Vor
zimmcr warte, und als sie endlich die
Erlaubniß erhielt, in das Arbeit?
gemach des TladlrathS einzutreten,
war sie ein wenig befremdet durch den
Empfang, den ihr dcr Herr des Hauses
zu Theil werden ließ. Sie war schon
früher wiederholt mit ihm in Beruh
rung gewesen und hatte stets eine
frcundüchc Behandlung erfahren, heute
aber neigte der Stadtrath in Erwidc
rung ihre bescheidenen Grußes nur
leicht den Kops und deutete mit einer
kurzen Handbewegung auf den neben
seinem Schreibtisch stehenden Stuhl.
Sie vermuthen ohne Zweifel bc
reits, aus welcher Veranlassung ich
Ihr Erscheinen gewünscht habe," cröss
ete er in einem nichts weniger als
licbenewürdigcn Tone das Gespräch.
ES wäre mir lieb, weitn Sie dazu
beitrügen, diese peinlichen Auscin
andcrsctzungen so kurz als möglich zu
gestalten."
Er heftete dabei einen so strengen
und durchdringenden Blick auf ihr Gc
sicht, daß sie fühlte, wie ihr trotz ihres
reinen Gewissen das Blut in die
Wangen stieg, Sie mußte all' ihren
Muth zusammennehmen, um ihm zu
erwidern, daß sie vollkommen ahnuugs
los sei, und sie begriff nicht, weshalb
bei dieser Antwort die 'Miene dcs
Stadtraths eine noch unwilligere
wurde.
Da thut mir leid,' sagteer, denn
ich sehe mich dadurch genöthigt, Tinge
auszusprcchcn, die ich Ihnen lieber cr
spart haben würde. Sie wissen, daß
man von einer Lehrerin nicht nur die
Befähigung für ihr Amt, sondern auch
einen tadellosen Lebenswandel verlan
gen muß, wenn ihr vertrauensvoll die
geistig, und sittliche Erziehung eines
hcramvachsendc Geschlecht überlassen
werden soll. Ich habe es bei Ihrer
Anstellung niäa für nöthig aclmlicri,
das besonders zu betonen, weil ich mich
damals in dcm Glauben befand, daß cs
Ihnen gegenüber dessen nicht bedürfe,
6 ist mir sehr peinlich gewesen, mich
i dieser Voraussetzung durch meine
neuerliche Erfahrungen getäuscht zu
sehen.'
Helene verstand noch immer kaum,
was er ihr eigentlich zum Vorwarf
machen wollte; aber die unbestimmte
Empfindung, daß sich eine schivere An
schuldigung hinter seinen mit so nach
drücklichem Ernst gesprochene Wertn
verbarg, ließ sie im innersten Herzen
vor Scham und Entrüstung erbeben.
(Fortjttjung folgt.) ;
Kopfschmerzen
untergraben die esundyett.
Clc llltitn n (3cM4tmtil4M!)t. OtmitU'lt, ,'d.
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wurde beständig Ichlrchirr bt man an ineinein iitbtn
Verziveisettk. Wa immer auch vcrN'ch. wurde. c3
brachte nicht die erwiinlchte Befierliug, M ich mit
Dr. SJlilc' Nrrvwe anfing. Ich habe fün laichen
genommen und halte mich jekt für eine gesunde.
Frau. mögen dielen Brief vrrdfl.'nll,chen, tuenn
Ck wünschen und ich hoffe, daß dadurch bu8 Leben
mancher anderen kranken Mutter grrellet wird
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