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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (March 5, 1896)
Der Antrag. Nach titm ('gülchki, von t'uno !'ach, liMr haben uns recht gut unterhal ten, incht wahr, 0etta? Noch feiten erlebte ich einen so vergnügten Nach' mitlag." Ja, es war ganz nett dort," stimmte die Nichte herablassend bei Ich halte nieder einen." Was einen?" Nun, einen Antrag natürlich," Von dem jungen Fvrtescue?" Ja. Er benahm sich zu albern da bei. Tanlchcn! Jn Anfange cilirte er allerlei dichterische Ergiisse, und zum Schluß behauptete er, ich habe sein Le bensgliick vernichtet." Du gabst ihm also einen Korb ?" Das Mädchen lachte, so das, zwei Reihen Pcrlenzahnchen sichtbar wurde. Die Dainen befanden sich auf der Heimfahrt von einem Gartenfeste. Fräulein (Min war sehr hübsch ; sie besaß eine schlanke biegsame Gestalt, große, tiesblaue Augen und feine Hilf sisch geformte Ziige. In ihrer blühen den Jugcndfrische und majestätischen Schönheit bildete sie einen auffallende Hiegensaj! zu dem bescheidenen Aeußeren der sunften, alteren Dame an ihrer Seite. Die Tante mochte die dreißig schon Überschritten habe. Wegen ihres sausten zuvorkommenden Wesens nannte man sie in der kleinen Stadt ein merk iviirdiger Scherz! Celia Monlagu's Drache," Selbstverständlich gab ich ihm einen Korb. Arthur Fortescue ist mir viel zu unbedeutend! zudem ist er ja auch thatsächlich so arm wie eine innen maus. Der Mann, den ich einmal hei- rathe, mim wenigstens dreißig- bis vier zigtausend Pfund das Jahr zu verzehren haben. Aber ich glaubte, du hättest ihn gern, " meinte die Tante mit leisem Ssor wurf. Celia lachte von neuem. Das habe ich auch, Tantchen. Zum Unterhatten ist er ganz gut, aber zum Heirathen, , , Sich' nicht so entsetzt drein, bitte." Kann es dich wundern, daß mich deine Leichtfertigkeit betrübt? Leider scheinst du dir sehr wcnig daraus zu ma chen, ob du jeinand ivehe thust oder nicht. Die Liebe eines Mannes hat nur in so fern Werth für dich, als sie zu deinem Vergnügen beiträgt?" Ja, ich gebe zu, daß es mir Spaß macht, bewundert und angeschwärmt zu werden. Weshalb auch nicht? Das Mit leid mit den Männern kannst du dir jedoch sparen, Tante Ruth, Nicht ihr Herz, nur ihre Eitelkeit leidet darunter, wenn ich sie ein wenig am Narrenseil herumsiihre." Kind. Kind, du bleibst nicht ewig jung!" tadelte Ruth mild, einen Seus zer, der der eigenen, entschwundenen Jugendzeit galt, unterdrückend. Wenn du dir durch dein Betragen den bösen Ruf einer Erzcoquette zuziehst, wirst du bald..." Sie stockte und suchte nach einem pas senden Schluß. Lächelnd ergänzte Celia den Satz: Wie die Pest gemieden. Wolltest du das sagen, Tante? Nun, so weit sind wir gerade noch nicht. Heute bin ich allerdings Arthur losgeworden; aber wenn ich mich nicht sehr täuschte, rückte ein anderer Bewerber bereits an dessen Stelle." Wer denn?" Major Grabes." Aber, liebes Herz, er unterhielt sich 'kaum zehn Minuten mit dir!" Dafür wich er aber den ganzen Nachmittag nicht von deiner Seite, Tante, und das ist doch das sicherste Zeichen einer besonderen Verehrung für mich. Es belustigt mich nicht wenig, Wenn ich sehe, wie alle damit anfangen, Am die Gunst der guten Tante sich zu bewerben. Ich mußte an mich halten, um nicht laut herauszuplatzen, als ich den galanten Offizier so eifrig um dich beschäftigt sah. Er holte dir ja Eis und wer weiß was alles herbei !" Ruth errothete peinlich. Es ist für eine Dame, welchen Alters sie auch sein mag. nicht angenehm, wenn man ihr vorhält, daß sie passee ist und der eigenen Person wegen keine Aufmerk samkeiten mehr beanspruchen kann. Ich glaube, du täuschest dich, was den Major betrifft," entgegnete sie ruhig. Auf mich machte es den Eindruck, als -entstamme jede seiner Handlungen der wohlwollendsten Gesinnung. Von einer Nebenabsicht habe ich nichts bemerkt." Celia lächelte ungläubig. Mag sein, daß du recht hast. Bat er nicht um die Erlaubniß, uns besuchen zu dürfen?" Ruth mußte, wenn auch höchst un gern, diese Frage mit Ja beantworten. Er sragte, ob wir morgen zu Hause seien." Siehst du! Dachte ich es mir doch, woraus die Artigkeiten gegen dich hin auslausen würden. Mit Sicherheit darf ich demnach den ritterlichen Soldaten als das nächste Opfer bezeichnen." Das Gesicht der Tante umwölkte sich. Sollte der Herr Major dir die Ehre erweisen, um deine Hand sich zu dewer den. so erwarte ich von dir, daß du ihn nicht so schmählich behandelst, wie die übrigen Freier." Schau, wie er dich schon für sich ein genommen hat, Tantchen!" scherzte (elifl übermüthig. Aus welchem Cirunde sollte ich denn glimpflicher mit ihm umgehen, wie mit Arthur For teieue?" .Ich billige dein Betragen gegen den jungen fortescue durchaus nicht. Er ift jedoch kaum dem Knabenalter ent- wachse, er wird die Enttäuschung der muthlich so leicht verwinden, wie du glaubst. Major Graves hingegen ist ein gereifter Man! einer Auszeichnung seinerseits liegt, wie ich fest überzeugt bin, eine wahre tiesc Neigung zu Grunde, und dich mit dem Herzen eines solchen Mannes dein Spiel treiben zu sehen, wäre mir mehr als unan genehm." Er hat Dir ja furchtbar imponirt, Tante!" spottete Celia. Uebrigens sei unbesorgt. Er ist ein schöner Mensch, wenn auch nicht mehr allzu jung, und seine Vcrmögensvcrhältnisse dürften auch den verwöhntesten Ansprüchen ge ügen. Daß er ein äußerst gcscheidter und liebenswürdiger Herr ist, verdient auch wohl Erwähnung," setzte Ruth hinzu, Ein Monat war verflossen. Major Graves, dessen Versetzung in die kleine Garnisonstadt einen wahren Sturm in den Herzen der hcirathsfähigen Mädchen und jugendlichen Wittwen hervorge rufen, hatte seinen Namen der Liste der zahllosen Verehrer Fräulein Montagu's beigefügt. Er war ein stündiger Be sucher in der kleinen Villa außerhalb der Stadt, wo die beiden Damen wohn ten, und bei allen gesellschaftlichen Ver gnllgiingen, welche die Schöne mit ihrer Gegernvärt beehrte, durste man sicher daraus rechnen, auq ven utnzier nnzu treffen. Celia verfuhr mit ihm ebenso, wie mit ihren übrigen Courmachern. Zu weilen bestrebte sie sich durch ausfallende Zuvorkommenheit ihn an ich zu teffeln, und wieder zu anderer Zeit behandelte sie ihn wie Luft. Der Major aber ertrug die Launen der jungen Dame mit philosophischem Gleichmuth. Diese ärgerte sich heimlich nicht wenig dar- über, da ihr wankelmuthiges Verhalt ten scheinbar so wenig Eindruck auf ihn machte. War sie berechnend kalt und abstoßend, oder hielt sie ihn durch einen undurchdringlichen Wall anderer Be wunderer von sich fern, dann ftog wohl ein Lächeln über die männlich schönen Züge des Offiziers und ohne irgend welche Empfindlichkeit zu verrathen, suchte er die Gesellschaft der Tante auf und verflocht diese in ein anregendes Gespräch. Gegen diese ließ er es Ubri- gens auch sonst nie an der schuldigen Ächtung fehlen. Er ist feinfühlender als die anderen, entschied die Tante, deren Geduld durch die ungestümen Verehrer ihrer Nichte nicht selten auf eine harte Probe gestellt wurde. Bei ihm habe ich nie die Em pfindung, als gäbe es außer Celia kein anderes Wesen auf der Welt, das der Beachtung werth sei. Wenn er sich mit mir unterhält, schweifen seine Gedanken nicht ab; er ist immer bei der Sache. Hoffentlich hält sie ihn nicht zum besten. Von Tag zu Tag erwartete iKutl), der Major werde die so genau eingehal- tene Grenze der Freundschaft uverschrci ten und als Celia's Bewerber austreten. Jedenfalls würde sie zuerst davon hören; denn sie nahm als icher an, daß Maior Graves, der ihr von Anfang an mit so offenem Vertrauen entgegengekommen, sie, wenn auch nur der Form wegen, um ihre Einwilligung ersuchen werde, ehe er um die Hand des ihrer Obhut vergebenen Madchens anhielt. Gegen Ende des Monats auf dem Balle bei Baronin Westover nahm der Major augenscheinlich nicht ohne Erre gung an ihrer Seite Platz und lenkte das Gesprach auf Celia. Ruth ahnte sofort, was kommen werde. Sie hängen sehr an Ihrer Nichte, Fräulein Gardiner?" fragte der Offizier mit gespanntem Ausdruck. Ja. sehr. In dem Glück des Kin- des gipfelt auch wein Glück, versicherte sie." Der Maior schaute in das von un eigennützigster Zuneigung belebte Ant- litz der Tame und staunte bei sich, wie Celia ihre Tante häßlich nennen könne. Wiederholt hatte sie im Laufe des Abends in ähnlicher Weise sich ge äußert. .Es thut 01)1, zwei Älen chen o innig mit einander verbunden zu sehen," sagte er mit befremdlicher Aufregung. Fast will es einem dünken, es sei Un- recht, ein solches Band zu lockern oder einen Einfluß geltend zu machen, der eine Trennung herbeiführen würde Ich habe in Wirklichkeit nicht vor, sie beide zu trennen," setzte er ha tig hinzu. als befürchte er, mißverstanden zu wer den. Selbst wenn die Hoffnung, welche in letzter Zeit möchtig in meinem Herzen sich regt, in Erfüllung gehen sollte, liegt es durchaus nicvt in meiner Absicht, Sie von Ihrer Fraulein Nichte zu fcheidtn." Celia wird nur bis zu ihrer Per heirathung mit mir zusammen sein," erklärte die Tante. Sie wollte ihm alsbald die Angst benehmen, daß sie darauf abziele, zu ihm zu ziehen, falls er Celia Heirathe. Diese Bemerkung beruhigte ihn sehr. Eines der tanzenden Paare hatte sich bis dicht in ihre Nahe verirrt. Der Major wartete, bis es sich in angemessener Entfernung befand und fragte dann eindringlich: So darf ich einige Hoff nung hegen?" O. wie sehr wünschte Ruth, ihn in dieser Zuversicht bestärken zu können! Celia war jedoch unberechenbar, und sie wagte nicht, den Bewerber allzusehr zu ermuthigen. Ich bedauere, Ihnen keine bestimmte Antwort geben zu können, bis Sie mit Celia gesprochen. Wie sehr ich Sie schätze, und daß ich es für jede Frau als das höchste Glück erachte, Ihre Liebe ge wonnen zu haben, brauche ich Ihnen wohl nicht erst zu versichern. Aber die Entscheidung hangt natürlich von meiner Nichte ab." Erstaunen malte sich ans seinem Ant litz; er hatte wohl eine bestimmtere Ant' ivort erwartet. Fräulein Celia mag mich ganz gern, wie ich glaube. Zu weilen ist sie mir allerdings ein Räthsel; aber ich bin gewiß, daß sie mich gut leiden mag." Die Tante seufzte. Auch ich verstehe sie manchmal nicht." Muß ich sie selbst fragen? Könnten nicht Sie dies übernehmen?" Unmöglich. Das würde von vorn herein ei Vorurtheil gegen Sie er wecken." Und wenn es sich nun herausstellt, daß sie niich nicht genügend gern hat?" Dann ist leider nichts daran zu ändern. Entschloffen erhob er sich. Ich muß Klarheit darüber haben und zwar fort. Sollte sich mir indeß heute Abend keine Gelegenheit dazu bieten ich war nicht so glücklich, einen weiteren Tanz von Ihrer Fräulein Nichte zu er halten fo darf ich wohl morgen vor sprechen." Gewiß, wir sind den Nachmittag zu Hause. Von ganzem Herzen hoffe ich, daß Celia Sie freundlich aufnehmen wird , , . Sie sind mir aber gar nicht abhold?" Helle Freude leuchtete in Ruth's Au gen auf, indem sie erwiderte: Ich schätze Sie hoch, Herr Major. Celia darf sich glücklich preisen, von Ihnen zur Gemah lin begehrt zu werden Während Ruth noch sprach, nahte sich ihr Tänzer, um sie für die Quadrille abzuholen. Celia Montagu befand sich inzwischen in recht verdrießlicher Stimmung. Sie hatte sich alle erdenkliche Mühe gegeben, den Major durch ihre Unnahbarkeit zur Verzweiflung zutreiben; aber der Per- such war gänzlich fehlgeschlagen. A!t dem vergnügtesten Gesicht von der Welt schlenderte er nach seiner Unterredung mit der Tante im Saale umher. Die Erbitterung der Schönen nahm von Minnte zu Minute zu. Sobald die Quadrille zu Ende war, eilte sie zu Ruth hin. Ich möchte nach Hanse fahren, Tantchen; mein Kopf chmerzt. Fräulein Gardiner, die noch immer gern ein Tanzchen machte, verzichtete so fort auf das fernere Vergnügen und folgte der Nichte. Äcißmuthig druckte Celia sich in eine Ecke des Wagens. Ruth hielt, es nicht für rathsam, ihr in ihrer jetzigen Ge mllthsverfassung etwas über den bevor stehenden Antrag des Majors zu sagen. Am besten schob sie diese Mittheilung bis zum nächsten Morgen aus. Beim Frühstück befand sich die Laune der verwöhnten Schönen am Stim mungsmeffcr noch immer tief unter Null. Ruth würde daher auch heute noch das Geheimniß für sich behalten haben, wäre nicht das Erscheinen des Majors lüde Augenblick zu erwarten gewesen. Du bleibst wohl zu Haute, nicht wahr Kind?" begann sie dann zaghaft. kclbstver landlich. Wohin könnte man in diesem elenden Nest denn anch gehen?" Maior Graves hatte sich für heute angesagt." Das ändert die Sache. Ich werde ausgehen, um ihn zu vermeiden. Du bleibst wohl hier, da du ja so große Stücke auf den Major hältst," setzte sie spöttisch hinzu. Ich kann dich ja bei Frau Ponsonby entschuldigen." Ader er kommt gerade deinetwegen, Kind!" Will er um meine Hand anhalten?" Ja ich glaube, ja." So gehe ich erst recht aus. Er kann ja wiederkommen. Wenn er mich an zutreffen wünschte, hätte er es mir selbst sagen muj'en und nicht dir. Die Augen der Tante füllten sich mit Thränen. Celia, es kann nicht Dein Ernst sein, einen Mann, wie den Ma jor, so rücksichtslos zu behandeln." Warum sollte ich denn mehr Rück sicht auf ihn nehmen, wie auf jeden anderen?" lautete die schnippische Ent gegnung. ' Alles Bitten und Flehen der Tante fruchtete nichts. Das Köpfchen im Nacken, marfchirte Celia von bannen. In großer Aufregung wartete Ruth auf die Ankunft des Offiziers. Ver gebens sann sie auf eine genügende Aus rede, um das Betragen ihrer Nichte einigermaßen zu entschuldigen. Als Major Graves endlich in feinster Gala-Uniform, einen Blumenstrauß in der Hand, bei ihr eingetreten war, stürzten ein paar Zähren der Theil nähme über ihre Wangen herab. Verlegen stammelte sie einige Worte der Entschuldigung. Der Brautwerber schien jedoch die Abwesenheit Celia's gar nicht so arg schlimm aufzufaffcn. .Offen gestan den. bin ich recht froh darüber, daß sie nicht hier ift," meinte er, und ließ sich neben der Tante nieder. Die beiden plauderten so angeleget lich und lange mit einander, daß ihnen die Zeit wie im Fluge dahinschwand. Fast hatte Celia bei ihrer Rückkehr den Besucher noch dort angetroffen. Er hatte sich erst fünf Minuten der ihrer Rückkehr verabschiedet. Nun, war er hier?" erkundigte sie sich, ohne daraus zu achten, welch seit same Veränderung mit dem Aeußeren der Tante vor sich gegangen; sie sah auffallend jünger und hübscher aus, als sonst. Ja. er kam " antwortete diese mit heißem Errathen. Wird er seinen Besuch morgen er neuern?" Ruth nickte. Celia betrachtete sich selbstgefällig im Spiegel. Mache Dir meinetwegen keine Sorge mehr, Tante. Ich habe mich entschloffen, den Antrag des Ma jors anzunehmen. Er ist reich und schön, also, was man so nennt: eine glänzende Partie." Auf dem Antlitze der Tante wechselten die widerstreitend ten Empnndnqen O, wie leid thut es mir sür dich, liebes Kind! Nie werde ich es mir verzeihen, daß ich dich dem Glauben bestärkte Major Graves intcrcssire sich sür dich Ich mißverstand ihn gestern. Wir be- sanden uns beide in einem großen Irr thum." Betroffen schaute Celia auf; sie wußte sich diese Rede nicht zu deuten. Was heißt das denn alles?" Will er mir kci- nen Antrag machen? Weshalb kam der Mensch denn immer her? Was wollte er heute hier?" Er liebt mich, Kind. Er hat mich gebeten, seine Frau zu werden. Es war ihm unfaßlich, daß wir ihm eine andere Absicht zugetraut Hütten ; nur um mei netwillen ist er gegen dich so artig gewe- en Ach, ich hone aus Herzensqriind. daß du ihn nicht zu lieben begonnen ha t, Theuerste!" Die Nichte brach in Thränen aus und stürzte wuthend aus dem Zimmer Ruth Gardiner seufzte schwer und wurde recht unglücklich gewesen sein; aber an einem solchen Tage war ihr dieses in der That unmöglich. Vielleicht ist es eine heilsame Lehre für Celia," suchte sie sich zu beruhigen. , - Eingegangen. In der kleinen Musenstadt H. war die gesammie Polizeimacht, bestehend aus dem Wachtmeister Egidius Purzl und seinen zwei getreuen Nachtwächtern, in heller Erregung. Alle Morgen fanden die Polizisten die große Laterne, welche am Hauptplatze Licht in das nächtliche Dunkel verbrei tete, abgeschraubt und in stiller Ruhe zu Fußen des Marktbrnnnens liegen. Dieses frevelhafte Beginnen hatte den gcsanimten Magistrat, sowie den Bür- germeister veranlaßt, dem Wachtmeister Purzl das allerhöchste Mißtrauen aus zusprechen, was natürlich in Perbin dung mit einer ungewöhnlichen Amts nase" geschah. Diese Nase konnte Herr Edigius nicht überwinden, und er theilte sie seinen Untergebene in menschen freundlicher Absicht mit, damit diese von den magistratischen Entrüstungen über den sothanen Laternenfrevel auch Etwas davon" hätten! Das Polizeigenie Purzls hatte es schon von allem Anfange heraußen, daß hinter dem sich tagtäglich, eigentlich nächtlich wiederholenden Frevel nur Studenten stecken konnten. Darnach instruirte nun Herr Edigius seine bei den polizeilichen Genossen mit dem Be merken, daß der Magistrat für die Eruierung der Uedelthäter eine Prämie von 20 Mark ausgeschrieben habe, und daß diese Summe derjenige bekommen solle, der die Frevler in flagranti er wische. Dabei ließ der Wachtmeister während feiner Rede deutlich durchblicken, daß er wahrscheinlich diesmal Derjenige" sein werde. So wurde denn der Marktplatz in H. streng bewacht und Zimpfelmann, der ältere Nachtwächter und Stellvertreter Purzls, mußte an der Laterne Wache stehen. Da aber ein Nachtwächter auch we sentliche Bedttrfniffc hat, so war es nicht Wunder zu nehmen, daß Zimpfel mann einschlief. Am Morgen jedoch lag die Laterne abgeschraubt zu Füßen des Nachtwächters, der na türlich pflichtgemäß die Anzeige dem Vorgesetzten erstattete. Tarob eine Nase" für Zimpfelmann vom Wacht meister Purzl und eine Eztranase" für diesen vom Hochmeisen Magistratus. Das ging dem Wachtmeister über den Strich und nun nahm er selbst die Recherchen gegen die Frevler in die Hand. Und siehe da! Schon die erste Nacht zeigte, daß man es nicht wagte, die allmächtige Person des Herrn Wachtmeisters anzuulken, denn am Morgen stand die Laterne auf ihrem Platze, d. h. sie hing unbe rührt in ihrem Eifenkranze. So waren schon acht Tage verfloffen, daß die guten Bürger von H. allmor gentlich ihre Laterne am richtigen Platz sanden und Purzl trug seinen Kopf etwas höher, umsomehr, als der Ma giftrat dem Polizisten die ehrenste Aner iennung für seine Umsicht und Energie ausgesprochen hatte. Aber innerlich fühlte sich Purzl tief gekränkt. Die Belobung nützte ihm nichts und die Belohnung konnte er nicht bekommen, da die Ucbelthater für ihn unsichtbar geblieben waren. Nichtsdestoweniger mußte Purzl die Frevler in seine Hände bekommen! Das hatte er sich, schon der 20 Mark wegen, feierlich zuqeschworen. Und das Glück schien thatsächlich dem Wachtmeister zu lächeln, denn eines Nachts bemerkte er vier schlanke Gestalten, welche, einen ie qenftand verhüllt tragend, sich durch die -traßen schlichen. Die nächtlichen, verdächtigen Wände rer verfolgen und sie sosort stellen; das war sür Purzl Ein! Und richtig! Ohne ein Wort der Widerrede, ohne Fluchtversuch blieben die Angerufenen, vier fröhliche Muscnsöhne, stehen und ließen Purzl herankommen. Dieser ' griff sofort ach dem verhüllte Gegen stand, nahm das Tuch hinweg und hätte vor Freude ausjubeln mögen! Purzls Auge zeigte sich die Laterne! Nun hatte er die Frevler und die 20 Mark! Mit Würde erklärte der Wachtmeister die Piere verhaftet, die willenlos folg ten. Am andern Morgen staunte Purzl nicht wenig, da er feine kühne That so fort selbst verbreitete, als man ihm mit theilte, daß ja die Laterne am Markt platze hänge! Das konnte Purzl nicht begreifen. Ehe noch die Verhandlung gegen die Verhafteten begann, eilte der Wachtmeister nach dem Marktplatz. Er glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen. Die Laterne hin richtig dort! In stinltiv sühlte der Polizist, daß er den Ätudenten aufgesessen se, und er schrak, als bei der vor dem vcrsanimel, ten Magistrate staltsindenden Vcrhand- Inng die vier I u st i g e n M u s e n söhne dem Richter eine sal feierte Rechnung vorwiesen, worin ihnen bestätigt wurde, daß sie bei dem Klcmpnermeister Blechinger eine große Laterne bestellt und angekauft haben! Seit jenem Tage jedoch ist Purzl auf Studenten im Allgemeinen und aus Laternen im Besonderen j schlecht zu sprechen. Die 2 Mark Belohnung aber liegen heute noch bereit, doch Purzl kann sie nicht verdienen, weil die Häiigelatcrne schon lange durch eine andere ersetzt ist. Auch eine Jubilarin. Auch der Erbswurst" muß in den Kriegserinnerungc gedacht werden, denn sie hat ebenfalls im Jahre 1895 ihr 25jühriqes Jubiläum gefeiert. Die Erbswurst wurde im Jahre 1870 von dem Koch Erllnberg erfunden, welcher das Geheimniß der Bereitung dieses Nahrungsmittels dem Staate sür 35, 000 Thaler überließ. Sie wurde im ffeldzua 1870 71 zuerst bei der Armee eingeführt. Eine gewaltige Thätigkeit wurde in der Fabrik der Erbswürste" entfaltet; täglich waren 20 Schlächter mit 400 Arbeitern bei der Herstellung von früh bis spät beschäftigt. Hierzu traten noch 30 an 50 Kesseln thätige Köche. Später wurden die Arbcits kräfte noch fo vermehrt, daß täglich 100,000 WUrsie sabrizirt werden konn ten. Die Bcrscndunq der letzteren an die Truppen geschah in Blechbüchsen und Därmen. Durch die Ernährung mit Erbswurst wurden bedeutende Er sparniffe gegen frühere Kriege erzielt. Dazu kam, daß dieses Nahrungsmittel kraftig und wohlschmeckend war. So bald eine neue Siegesnachricht kam, wurde in der Erbswurstsabrik Feier abend gemacht, was um so leichter ge schehen konnte, als die Riesenvorräthe in der Fabrik niemals eine Stockung in der Lieferung nach dem Kriegschauplatze befürchten ließen. Dann machten sich die Arbeiterinnen, die fast ausschließlich Frauen eingezogener Reservisten waren, daran, das große Fabrikgebäude innen und außen mit Guirlanden zu schmücken, welche aus Würsten, Spargelkraut und Astern gewunden waren. Dieser Schmuck blieb von einem Siegestage bis zum nächsten Hüngen und wurde dann in derselben Weise immer wieder erneuert. Als nun gar die Sieges nachricht von Sedan eintraf, da kannte der Jubel in der Berliner Erbswurst fabrik keine Grenzen mehr. Wiederum fand eine allgemeine Ausschmückung des Hauses mit Wurstguirlandcn statt, aber dazu beschaffte ein sindiger Schlächter geselle noch eine besondere Ueberra schung, indem er das Bildniß Napo leons in Speck herstellte, und darunter das Motto setzte: Er hat sein Fett weg!" Man sieht, der Berliner Humor war auch in der schweren Noth des Krie ges nicht ausgestorben. WutUt, Mitte un, Mntfte. Ein origineller Briefwechsel, der die gegenwärtigen Miethsverhältnisse in Berlin beleuchtet hat kürzlich dort zwischen einem Miether und einem am Kotduser Thore wohnenden Hausbesitzer ftattge funden. Der 'erstere schrieb: Habe zwarsten von Sie gemittet, is mich aber zu theier; wen Sie fonde Mitte ich 3 Taler runter laßen, gönnen Sie mögen maß Sie wollen ; ziehe nich zu. weil mich die Mitte zu theier." Darauf antwor tete der Hausmirth: Ihr freundliches Schreiben habe ich erhalten und ent nehme daraus, daß Sie den geschlossenen Mietbsvertrag nicht erfüllen wollen; ich entbinde Sie sehr gern von demsel den und danke Ihnen, daß Sie mir Ihre Willensmeinung so zeitig mitge theilt haben, daß ich die Wohnung an derweit zu vermiethen suchen kann ; ge lingt mir das, so können Sie Ihre drei Mark Traufgeld zurückerhalten. In Ihrem Schreiben verwandeln Sie die Miethe in eine Mitte"; bei Ihrer be denllicken Rechtschreibung könnte sie leicht zur Muthe" werden." ZIbgcblint. Ladnerin: Womit kann ich dienen?" Herr: Bitte um einen schönen Kuß!" Ladnerin (hinausniend): Herr 'i'rin zipal, im Laden ift ein Herr, der will einen schönen Kuß!" Via Salz bet filic Der Lehrer spricht in der Schule über das Salze der Speisen. Nun," meint er zu einem Schüler, was thut Dein Vater, wenn im Fleische zu wenig Sal, ist?" Schüler: Da wirst er'S der Mutter an den Kopf," )ls in Kaserne. Unteroffizier (der mit feiner Corporal fchaft ein patriotisches Lied einübt); Was die Kerls für Stimmen habe; gegen Euch sind ja die Hamburger Fisch wciber die reine Salonthroler!" Kindliche ZIffasslig. Kleiner Junge (zum ersten Mal einen Matrose as der Straße sehend): Sieh einmal, Mama, der große Mann geht angezogen wie ein kleiner Junge." Neidisch. Rednerin (bunt Kaffeekränzchen): Wissen's über' Mann von der Frau Filzclmaicr war' jetzt laug g'uug g'schimpft, i' möcht' jetzt schon hab',,, daß mei' Alter au' endlich dran käm. I5c,icichned. Radsahrer: ,;Wie kommt es, daß Sie ein Bicvcle so billig verkaufen können, wo liegt denn da Ihr Verdienst?" Fahrradhändlcr: In der Rcpar tur." Offenherzig, Patientin: Sie sind der einzige Arzt, der mir rathet, hier zu bleiben; alle Ihre Kollegen sind dasür, daß ich in'S Bad gehe!" Arzt: Ja, d i e haben auch jedenfalls mehr Patienten wie ich!" Ungerechter IX'ramrf. Student: Da schreibt mir mein Al ter, mein Studiren koste ihm ein et dengeld und ich studir' d o ch g a r nicht so viel!" Mißvcrstlinde, Hausfrau (ihren fortgehenden Sohn ermahnend) : Karl, kneip' heute nicht zu viel hörst Du?" Dien stnmdchen: Ach, Madame, das bischen Kneipen Vertrag' ich schon; wen er mir nur nicht immer auch ein Bussel geben wollt'!" Zurückschimg. Frau Justizräthin (zu ihrem Gatten, der mit ihr wegen des verunglückten Mittagessens zankt): Mußt Du mir denn immer Vorwürfe machen Du hast doch sonst für jeden Raub Mörder eine Entschuldigung!" Onkel: Geh' her, kleine Maus, Du st so ein kleines Händchen zups' mir 'mal die weißen Haare heraus!" Nichte (nachdem sie eine Weile herum gesucht): Onkclchen, dars ich nicht lie der die b r a u n e n Haare nehmen? Ich habe heut' so wenig Zeit!" Nicht todt zu kriegen. Herr: Machen Sie, daß Sie fort kommen, oder ich pfeife meinem Hund." Händler: Darf ich Ihnen vielleicht meine ausgezeichneten Hundepfeifen an bieten?" Jägerlatein. A. : Nun, was sagen Sie zu mei nen afrikanischen Jagdabcnteuern?" B. : Sie hatten verdient. Ober förster zu werden!" Kühne Folgerung. Lehrling: Meestern, schmieren Sie mir doch 'mal 'n bissen Butter uff's Brod." Meisterin: Was, voch noch Butter ick gloobe, der Bengel will 'Leb e mann werden!" Aha, Junge (beim Schweineschlachten): Mutter, soll ich nicht einen Schinken für den Herr Lehrer mitnehmen er hat gestern schon mit der Natur geschichte vom Schwein" angesangen." höchste vankbarkcit. Der erst seit Kurzem Verlobte einer sehr streitsüchtigen Kokette hat soeben deren Vater aus dem Wasser gezogen. Schwiegervater in sje: Ich wäre, da ich schon Krämpfe hatte, ohne Ihre Hilse elend ertrunken! Als Beweis meiner aufrichtigsten und ewi gen Dankbarkeit bekommen Sie jetzt meine Tochter nicht!" Auf der Treibjagd. Förster (zum Jagdgaft, auf den man noch gewartet): Sie lassen lange auf sich warten, Herr Baron! ES ist hohe Zeit, daß wir mit der Jagd beginnen die Hasen werden schon ungeduldig!" Frei nach Schiller. Hausbesitzer (entrüstet): Sagen Sie 'mal, wie kommen Sie eigentlich dazu. , mir Ihr Haus so gerade vor die Nase !zu bauen?" Unternehmer: Warum?.. Es heilst ja: Ter kluge Mann baut vor!" änMif5 Feuerzeug. Geh', Sepp. steh' auf und mach' Licht eS kloptt wer am Thor!" Gleich, gleich! , . Ich zieh nur mei' !Ho!n an, daß ich 's Streichholz! an rei o n rann: Unter Spitzbuben. ! Deine Frau scheint krank zu sein!?" I 'SA wo: Bei'ielluna ick, soll ihr ! einen neuen Wintermantel stibitzen!"