Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 05, 1896, Image 11

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    Die Ermissicm.
Ter Maler Hans Möftr war ein
Genie. Wenigstens hielt er sich dasiirund
der Umstand, dak andere diese Ansicht
durchaus nicht theilten, bestärkte ihn
nur noch mehr, in derselben. AlS echtes
Vcnie trug er ein Barett. Sammet
jucket, das bis aus den abgeschabten
Sammet vollständig neu war, einen
stroßmachligen Kalabreser und Wasche,
von der selbst der größte Optimist nicht
behaupten konnte, daß sie rein war.
9113 erbitterter Feind der Schablone
malte er nur Stimmungen und Ein
drücke ; und da dieselben nus die übrige
Menschheit wenig Eindruck machten, so
nannte er sich Impressionist.
Wie alle Genies litt auch Hans an
alutcm Dalles ; ein Schicksal, das er
Übrigens mit vielen nicht genialen Leu
ten theilen soll. Da es aber vielen sei
ner Freunde an Geld nicht schltc, so be
muhte sich Hans, ihnen die Sorge um
den leidigen Mammon nach Möglichkeit
dadurch abzunehmen, daß er sie krästig
lichst anpumpte. An's Bezahlen dachte
er natürlich nicht ; dagegen schuldete er
den Freunden ewige Tankbarleit. Als
konsequenter Eharaktcr schuldete er über
Haupt alles ewig.
So auch die Miethe ! Schon wohnte
er 18 Monate im Hause nun noch hatte
der Wirth nicht den leisesten Pscnnig
gesehen. Kein Wunder daher, daß der
Hauswirth, ein gemüthlicher, obwohl
reicher Schlachtermeister, Hans seinen
Besuch machte, Ich komme um die
Miethe !" sagte er, in das Heiligthum
des Genies tretend. Davon bin ich
sogar fest überzeugt !" versetzte der Ma
ler mit zweideutigem Lächeln und setzte
dann hinzu : Sie wollen also wirklich
Geld haben?"
Gewiß I" entgegncte der Schlächter
meifter. Anderthalb Jahre wohnen
Sie bei mir und noch habe ich nichts
gesehen !"
Anderthalb Jahre !" lächelte der
Künstler. Wie die Zeit doch vergeht !"
Ja, natürlich vergeht sie ! Ader jetzt
bin ich's satt!"
Ich könnte Ihnen auch beim besten
Willen nichts vorsetzen !" erklärte Häns
chen. Machen Sie keine faulen Witze, son
dein bezahlen Sie mir die Miethe,"
schnauzte der Hauswirth. Ich kriege
95 Mark von Ihnen !"
Wissen Sie das genau, daß Sie sie
kriegen?" fragte das Genie.
Ich brauche mein Geld," fuhr der
andere fort ; i50 Mark findet ma nicht
alle Tage auf der Straße !"
Sagen Sie das nicht !" unterbrach
der Künstler, neulich hat ein kleines
Mädchen erst drei Zausendmarkscheine
gefunden !"
Glauben .Sie etwa," sprach der
Wirth unbeirrt weiter, es macht mir
Spaß, nie Geld von Ihnen zu be
sehen?"
Werther Freund, wem sagen Sie
das? Ich lauere ja selbst täglich auf
einen neuen Pump, den ich anlegen
ttnnte !"
Lassen Sie mich in Ruhe," rief der
Haustyrann, mein Entschluß ist gefaßt;
ich verzichte auf meine 950 Mark, denn
kriegen werde ich sie doch nie !"
Gott segne Ihr prophetisches Ge
müth !"
Also wie gesagt, ich verzichte auf das
Geld, aber"
Aber?" fragte erwartungsvoll der
Maler.
Aber Sie müssen raus !"
3002?" rief das Genie entrüstet.
Ich soll raus? Warum denn? Ich be
finde mich ganz mollig. Außerdem
habe ich mich auch nie über etwas be
klagt !"
Na. das fehlt gerade noch !
Und doch ist die Treppe sehr schlecht
beleuchtet ; die Wasserleitung ist mei
stens verstopft. Aber das nehme ich
alles in den Kauf, weil Sie es sind.
Also nicht wahr, Sie lassen mir jährlich
100 Mark ab, und ich bleibe, wie ge
sagt, weil Sie es find wohnen !"
Herr ! ich glaube Ihnen fehlt ein
Sinn?"
.Durchaus nicht ! Meine Freund be
Häupten sogar immer, ich hätte einen
zu viel ! Also wollen Sie meinen Vor
jchlag annehme.i oder nicht?"
Fällt mir gar nicht ein!"
Aber bedenken Sie doch," fuhr das
Genie fort, wenn Sie mir etwas von
der Miethe ablassen, bleibt ich Ihnen
doch jährlich 100 Mark weniger schul ,
diz! Na, was sagen Sie dazu?"
Ich sage, daß Sie in 2 Stunden
'raus müssen!" rief der Wirth in ent
schlossenem Tone.
Aber bedenken Sie doch!"
Ich bedenke nichts! In 2 Stunden
'raus oder ich hole die Polizei!"
Nun meinetwegen!" erklärte Hans.
Da Sie mich so inständig bitten, muß
ich Ihnen schon gehorche! aber unter
einer Bedingung!"
Was? Bedingungen stellen Sie auch
noch?"
.Nur eine! Sie kriegen 05 Mari
von mir, ergo pumpen Sie mir 50
Mark, dann kriegen Sie die runde
Summe von 1000 Mark!"
.Herr, ich glaube Sie find verrückt!"
versetzte der Schlächtermeister halb ür
geilich, bald lachenh.
.Durchaus nicht!" gab der geniale
Künstler zurück; zum Umnehen brauche
ich Geld; ich habe aber kein's; folglich
erden Sie mir welches pumpen, wenn i
es Ihnen wirlich gleich ist. einen Kunst
ler meines Ranges zu verlieren ?"
.Ja, daran liegt mir sehr' viel," ant
worlete der Wirth; hier haben Sie die;
50 Mark; um Sie los zu werden, ist
mir nichts zu theuer!"
Dank, edler Mann, hauchte der
Künstler mit Thränen im Auge, dnsür
sollen Sie auch in mein nächstes Bild:
Die menschlichen Laster" als Haupt
ficiut kommen!"
Unterstchen Sie sich!" schrie der
Wirth und verließ eiligst das Heilig
thum des Genies.
Zwei Stunden darauf war Hänschcn
ausgezogen.
Als der Wirth, dessen Wohnung in
einem anderen Stadtbezirk lag, am
nächsten Tage an seinem Hause vorbei
kam, bemerkte er, daß der Permie
thungszettel sür Masers Wohnung
fehlte. Er begab sich daher zu seinem
Verwalter und fragte denselben :
Ist die Wohnung im vierten Stock
schon wieder vermiethet?"
Jawohl!"
Hat der Miether keine Reparaturen
verlangt?"
Nein, wunderbarcrweise nicht!"
Das ist merkwürdig! Was ist denn
das für ein Mensch?"
Ein Maler!"
Ein Maler?"
Ja, hier ist seine Karte!"
Damit reichte der Verwalter deni
Wirthe eine Karte und dieser las, fast
starr vor Entsetzen :
HanS Möfex,
Maler und Impressionist.
Entsetzlich! schon wieder dieser
Mensch!" stöhnte er und eilte in den
vierten Stock.
Das Genie lag auf dem Sopha und
rauchte eine Eigarre. Mit freudestrah
lendcm Antlitz sprang er auf und rief
dem Eintretenden entgegen :
Wie freue ich mich, Sie wieder zu
sehen ; mit blutendem Herzen bin ich
ausgezogen, aber jetzt werde ich mich nie
wieder von Ihnen trennen!"
Erst nach längerer Debatte
wurde der Wirth den Frechling wieder
los, aber vorher mußte er noch ein Pö
nale von 100 Mark zahlen, die das
Genie, wie es erklärte, zum Umzug drin
gend benöthigte. Diesmal überwachte
der Schlächtermeister den Auszug des
Künstlers und ließ denselben durch einen
schnell herbeigeholten Photographen
heimlich photographiren. Das Bild
aber gab er dem Verwalter mit streng
ftcr Weisung, dem Besitzer der Phy
siognomie" unter keiner Bedingung eine
Wohnung zu vermiethen. Das half,
der Wirth war den faulen Pumpcr los,
doch für die übrigen Miether hatte die
Sache noch recht unangenehme Folgen ;
denn sie wurden am nächsten Quartals
ersten sämmtlich gesteigert. Die 150
Mark mußten doch irgendwo hcrausge
schlagen werden.
Und die Moral von der Geschichte?
So muß der Unschuldige ost für den
Schuldigen leiden!"
Mettturnen in Feindesland.
Reminiscenz von G, !)!.
Es war wenige Tage vor Abschluß
des Wasfenstillstandes, als das sächsische
8. Jnfanterie-Regiment No. 107, wie
dies in der Belagerung von Paris sehr
oft geschah, wieder einmal Morgens
ganz srüh alarmirt wurde, um von
Neuem gegen den Feind geführt zu wer
den. Gegen 7 Uhr war es, als wir uns,
noch bei völliger Dunkelheit dem Schlacht
fclde wieder näherten. Von den be
nachbarten Forts donnerten die schweren
Geschütze, die Brüllaffen", wie sie die
Soldaten nannten, stärker und stärker,
was sür unsere bereits erregten Nerven
keineswegs ein Beruhigungsmittel war.
Batterien des preußischen 2. Corps jag
ten an uns vorüber, dem Feind ent
gegen, Sanitätscolonnen folgten, deren
Vorgehen uns vermuthen ließ, daß der
Kamps hl bald wieder losgehen werde.
Doch diesmal kam es anders, ein in
weiten Mantel gehüllter Meldereiter
brachte unserem an der Spitze reitenden
Führer den Befehl zum Halten. Nach
halbstündigem Warten traten weitere
Reiter ein, die neue Befehle brachten,
denn wir mußten nun rechts von der
Straße abbrechen, auf dem dancbenlie
gcnden Felde bataillonsweise aufmar
schiren und die Gewehre zusammensetzen.
Das Gepäck durfte jedoch nicht abgelegt
werden.
Wir standen also in Reserve und harr
ten der Dinge, die da kommen sollten.
Unsere Stellung war eine günstige zu
nennen, denn ein ziemlich dichtes Ge
büsch verbarg uns vor dem Feinde.
Nur selten kam ein zu weit gegangenes
Geschoß aus den großen Feftungs
geschützt heulend und brummend über
unsere Abtheilungen hinivcgarsauft. um
sich in der Ferne ein Bett in den ziemlich
hartgesrorenen Erdboden zu wühlen.
Es war ein bitterkalter Tag, was wir
um s mehr empsanden, als in den letzt
verflossenen Tagen unsere ganze Nah
rung aus etwas Brod oder Zwieback
bestanden hatte.
Um unser fast erstarrtes Blut in Be
wegung zu setzen, liefen wir zwischen
den Gkmehrgaisen und auf der nahen
Landstraße aus und ab. Auch statteten
wir den in der Nähe lagernden Rkgi
mentcrn Besucht ab, welche höflichermeise
auch erwidert wurden.
Schreiber dieses, damals schon Mit
glied des .Allgemeinen Turnvereins zu
Leipzig", Halle bald Genoyen unseres
Benins und auch solche benachbarter
Vereine gesunden, die gleich ihm dem
Rufe zu den Wancn freudig, wie es
deutschen Turners Art, Folge geleistet
hatten.
Ich lann an dieser Stelle offen be
kennen und weiß es nicht blos aus eige
ner Ersahrung, sondern aus dem
Munde aller meiner Genossen, daß der
Turner auch im Felde dem besten Sol
baten ebenbürtig ist, denn abgesehen
davon, daß ein großer Theil auch durch
äußere Anerkennung ausgezeichnet wor
den ist, wird dies durch die Kameraden
selbst bestätigt, was ost einen größeren
Werth hat, als eine glänzende Auszeich
nung. Bei unserem fortgesetzten Wandern
trasen wir am Rande des uns schützen
den Gehölzes auf ein von sranzösischcn
Granaten arg verwüstetes Häuschen.
Ein ziemlich handlicher Stein, aus den
Grundinauern des zusammengestürzten
Gebäudes stammend, veranlaßte mich,
ihn zu heben und damit einen Stoß in
die Weite zu versuchen. Wie dies bei!
einer Gelegenheit, vo Turngenossen zu
sammen sind, immer der Fall ist, woll
ten die anderen ihre Fertigkeit ebenfalls
zeigen, und es entstand bald ein rcgel
rechter Wettlampf.
Jetzt kam aber das, was wir bei un
seren harmlosen Versuchen nicht voraus
gesehen hatten. Unsere Leistungen lock
ten nämlich gar bald Zuschauer aus
dem Kreis unserer Kameraden herbei,
dann gesellten sich auch die Unterosfi
ziere u. s. w. dazu, schließlich bemerkten
wir auch einzelne Offiziere, die mit
regem Interesse unseren Uebungen
folgten. Auch mancher Nichtturner
wollte seine Kunst zeigen und griff zum
Stein. Aber deren Leistungen blieben
hinter den unsrigen weit zurück. Ko
misch genug sah es manchmal aus,
wenn so ein stämmiger Kerl den Stein
selbstbewußt packte, als sei es für ihn
ganz selbstverständlich, uns bei Weitem
zu überwerfen; dann aber beim Ueber
heben über die Schulter den Stein schon
hinter seinem Rücken verlor, anstatt ihn
vorwärts zu stoßen, was natürlich zur
allgemeinen Heiterkeit nicht wenig bei
trug und dem Ungeschickten den un
bändigen Spott seiner Kameraden ein
trug.
Da wir bemerkten, daß auch die Zu
schauer Gefallen an unseren Uebungen
fanden, schlugen wir, um Allen eine
Betheiligung zu ermöglichen, ein allgc
meines Dauerlaufen vor. Aber dieser
Vorschlag sand durchaus keinen Beisall,
denn von ihm will der Soldat über
Haupt nichts wissen. Weit mehrAnklang
fand ein Wettlauf doch war sein Er
gebniß ein wenig erfreuliches. Die
Strecke, ungefähr 50 Schritte lang,
wurde 'Nur von Einigen durchlaufen.
Die meisten Nichtturner purzelten dabei
hin. Allerdings muß ich hervorheben,
daß wir im Mantel mit ollständigem
Gepäck, den schweren Tornister auf dem
Rücken, mit umgeschnalltem Leibrie
men, an dem vorn zwei schwere Patro
nentaschen hingen, laufen mußten.
Viele bekamen beim Laufen das Ueber
gewicht und fuhren mit der Nase dicht
vor dem Ziele in den Schnee,
Der Verkuch, einen Sprung in die
Weite auszuführen, fiel noch kläglicher
aus, denn infolge der ungewöhnlichen
Belastung und des ungünstigen Nieder
sprunges auf dem hartgefrorenen Bo
den kam es, daß die meisten entweder
von der Wucht des Sprunges in den
Knieen zusammenbrachen oder ausglit
ten.
Zwischen den einzelnen Uebungen
wurden gemeinsame Lieder angestimmt,
wobei wir den schwachen, aber vergeb
lichcn Versuch machten, dem Turner
lieb: Turner, auf zum Streite" die
gebührende Anerkennung zu verschaffen;
die alten Soldatenlieder behielten die
Oberhand.
Noch verschiedene turnerische Uebun
gen, wie Ziehkampf u. f. w., wurden
vorgenommen, bis der vorgeschrittene
Nachmittag uns nöthigte, unsere Trup
pentheile wieder auszusuchen. Bei ein
brechender Dunkelheit bezogen wir rück
wärts gelegene Quartiere, um am nach
ften Morgen unsere gestrige Stellung
wieder einzunehmen. Mit stiller Freude
gewahrten wir am folgenden Tage hier
nnd da einzelne Gruppeiz, welche die
von uns gesehenen Turnübungen wie
derholten.
Am Nachmittage trafen unsere Ver
Pflegswagen wieder ein und spendeten
uns reichliche Nahrung: dann hielten
wir, nachdem der Feind auf allen Punk
ten zurückgewichen war, nach wie vor
treue Vorpostenwacht, bis das unein
nehmbare" Paris sich uns schließlich
doch noch ergab.
Wer waren die Hügclbauerk
Seit etwa hundert Jahren schon wird
die Frage nach dem Eharalter und der
Herkunst der geheimnißvollen Erbauer
unserer künstlichen Erdhüqel oder
Mounds" trörtkrt. Das Ethnologi
sche Bureau in der Bundeshauptstadt,
insbesondere Proseffor Thomas, glaubt
jetzt, nach nahezu 25jährigen vielseitigen
Untersuchungen, diese Frage endgültig
gelöst zu haben.
Das Endurtheil über diese angebliche
Lösung muß noch dahingestellt bleiben;
doch sei von der Theorie des Dr. Tho
mas hier in Kürze Vermerk genommen,
da sie sich wesentlich von den anderen in
den letzten Jahren hierüber verbreiteten
Anschauungen unterscheidet. Bekannt
lich errang sich die Anschauung, daß die
Hüqeldauer eine eigene Statte von nicht )
bestimmt festzustellender Hkrkunft gewe-!
sen seien, weithin Geltung.
Dr. Thomas jedoch ist ,u der Mei!
nung gelangt, daß die mysteriösen Hü I
geldauer weiter nichts gewesen seien.!
als die Vorfahren unserer Indianer,
und daß sie die einzige Rasse gewesen
seien, welche in diesen Gegenden vor
Ankunft des Kolumbus auf dem ame
rilanischen Kontinent eristirt habe. An
eine Verwandtschaft zwischen ihnen und
den alten civilisirten Rasse von
Mcriko und Ecntralamerika glaubt er
ganz und gar nicht, wohl aber an einen
Verkehr zwischen beiden. Er erklärt es
für wahrscheinlich, daß die Hügelbaner
ursprünglich aus Asien gekommen seien;
doch legt er den mancherlei Alterthll
mein, welche man in Erdhügeln gcfun
den hat, soweit solche einen direkten Zu
sammenhang mit der Gelahrtheit des
Orientes beweisen sollen, keinerlei Ge
wicht bei. Ohne Ziveisel, fügt er
hinzu, seien manche dieser Hügel keines
megs so alten Ursprungs, wie man
lange geglaubt habe; hätten sich doch
in ihnen auch Waffen und Medaillen
gesunden, welche nur von europäischen
Zuzüglern herrühren könnten, obgleich
diese natürlich die Hügel nicht gebaut
hätten.
Jedenfalls sind die Auslassungen
dieses Gelehrten, der Hunderte solcher
Hügel in allen Theilen Amerikas unter
sucht hat, achtungsvoller Erwägung
werth. Uebrigens hat man einigen der
merkwürdigsten dieser Hügel, denen hoch
droben in Alaska, bisher sehr wenig
Beachtung geschenkt.
Point Barrom, die äußerste nördliche
Landspitze des nordamerikanischen Kon
tinents, hat recht intereffante derartige
Gräber einer weit entfernten Vorzeit
auszuweisen. Dieselben reichen offen
bar in eine Zeit zurück, da die Einge
borenen kein Eisen kannten, und die
Menschen wie Hunde sprachen", wie es
in alten mündlichen Ueberlieferungen
der Gegend heißt. Leider bieten diese
Ueberlieferungen und Legenden, so zahl
reich sie auch sind, gar keine Daten,
nach denen wir ermeffen könnten, wie
lange diese öden Gestade schon bewohnt
sind. Die Hügel stehen inmitten eines
Sumpflandes. Ohne Zweifel verur
sachte ein Sinken des Landes eine
Überschwemmung der Stätte, welche
von ihren Bewohnern hastig aufgegeben
wurde. Man findet außer den Hügeln
noch viele Trümmer uralter Dörfer und
Winterhütten in der Strandgegend.
Aber Alles, was man bis jetzt entdeckt
hat, läßt blos erkennen, daß wir es hier
mit einer überaus alten Menschenrasse
zu thun haben. Die Eingeborenen
sprechen eine ganz andere Sprache als
ihre Nachbarn am gegenüberliegenden
Strande der Wafferstraße, auf der sibi
rischen Seite. Es wäre möglich, daß
sie aus südlicheren Theilen ' Amerikas
kamen oder vertrieben wurden und der
zurückweichenden Eis-Linie" folgten,
welche einst ganz Noidamerika in Be
schlag hatte. Doch wäre es sehr zu
wünschen, daß durch genauere Erfor
schung der Hügel u. s. w. verläßlichere
Auskunft gefunden werden könnte.
in deutscher Spion im Dienste
YromwcU's.
Im Worcester College in Oxford ist
eine alte Handschrist entdeckt und zum
ersten Mal abgedruckt worden, welche
die äußerst spannende Erzählung der
Abenteuer des nachmaligen Major Joa
chim Hane enthält, der im Austrage der
Regierung des Lord-Protektor O. Erom
well als Spion Frankreich bereiste, um
über die Befestigungen Bericht zu erstat
ten. Es war ein gesührliches Unter
fangen, denn obwohl der Aufstand in
Guienne unterdrückt war, hofften Conde
und die Hugenotten noch iminer auf cngli
sche Unterstützung. Joachim Hane hatte
der republikanischen Regierung als mi
litärischcr Ingenieur bei Befcstigungs
arbeiten in England und Schottland
große Dienste geleistet und begab sich
im Oktober 1053 nach Frankreich als
Kaufmann verkleidet. Schon beim Ein
laufen in die Seine hatte das Schiff,
auf dem Hane fuhr, einen Strauß mit
einer Kaperschiff auszufechten, das von
dem schottischen König ausgerüstet war.
Doch gelang es Hane, in Ouilleboeuf
zu landen, von wo er zu Pferd Rouen
erreichte und von da über Paris nach
Orleans reifte. Von hier aus ging er
die Loire abwärts nach Nantes, und be
suchte unterwegs Blois, Amboise,
Tours, Saumur und Angers. In La
Rochelle jedoch fing sein Leiden an."
Er war genöthigt, in der Stadt bei ei
nem Kaufmann eine gcwiffc Summe
Geldes zu erheben, wurde von einem
Schotten, der ihn in Edinburg gesehen
hatte, wiedererkannt, und, als Hane
aus einem Schiffe nach Bordeaux zu
entkommen suchte, von dem Schotten
versolgt und an den Gouverneur der
Provinz ausgeliefert. In Bordeaux
entkam er seinen Wächtern während der
Nacht, flüchtete sich in den Feftungs
graben, von da in einen Sumpf, wurde
wieder verhastet, um nach La Rochelle
zurückgesührt zu werden, entkam jedoch
abermals den ihn bewachenden vier
Soldaten nnd zwei Henkersknechten, in
dem er sich an zusammengebundenen
Leintüctern vom Fenster seines Gewahr
sams hinunterließ. Seine Verfolger
waren ihm bald auf den Fersen; meh
rere Wochen hindurch versteckte sich Hane
in den Waldern und Sümpfen der
Umgegend von Bordeaux, schlief bald
in einer zerfallenen Kapelle, bald in ei
nem Hauschober oder in einem Schweine
stall. Schließlich fiel er Räubern in
die Hände, die ihn seines Geldes (er
trug etwa 50 Pfund Sterling bei sich)'
beraubten. Dadurch wurde er henöthigt,
sich seinen Verfolgern auszuliefern.
Aber diese waren weit mehr mit dem
Gedanken beschäftigt, den Räubern das I
gestohlene Geld abzujagen, als ihren
Gefangenen zu bewachen. Er entkam
zum dritten Mal und nach vielen Aben
teuern gelang es dem gehetzte Spion,
Rouen zu erreichen und einen Schiffs
capitan durch das Versprechen von 50
Pfd. Sterling zu belvcgcn, ihn nach
London mitzunehmen. Hier belohnte
Oliver Eromwcll den Teutschen sür
seine der englische Regierung geleiste
ten Dienste, indem er ihn natiiralisircn
und ihm ein Jahresgcld von 120 Pfund
anwcifcn ließ. Major Joachim Hane
starb 1058 während einer Inspektion
der Festung Tünkirchcn. Das höchst
interessante Buch ist im Verlag von Fi
scher Unwin erschienen.
Aberglaube.
Der General Hans Christoph Kö
nigsmarck, einer der tapfersten Anfüh
rer im Dreißigjährigen Kriege, war in
seiner Jugend ein großer Feigling und
wollle schon, als ihm die erste Schlacht
bevorstand, die Flucht ergreifen, als
ihm sein Reitknecht erzählte, daß in der
Nähe ein alter Mann wohne, der die
Leute kugelsest zu machen erstehe. So
gleich begab sich Königsmarck zu dem
Betreffenden, und dieser überreichte ihm
gegen gute Bezahlung einen Zettel mit
dem Bemerken, er solle denselben als
Amulett in seinen Degenknopf legen,
ihn aber nie lesen, denn sobald er dies
thue, werde auch der Zauber von ihm
weichen. Königsmarck besolgte diesen
Rath, verachtete von nun an, im Ver
trauen auf sein Amulett jede Gcsahr
und entwickelte sich im Laufe der Jahre
zu einem der tapfersten Anführer im
Dreißigjährigen Kriege. Im hohen Al
ter, als er seiner kriegerischen Lausbahn
Valet gesagt, wandelte ihn eines Tages
die Luft an, den Talisman näher zu
untersuchen; er öffnete daher den De
gcnknopf und las den Zettel, auf dem
aber nur die Worte standen: Wehr'
Dich. Du Lump."
Während der Revolution.
JmJahre 1793 unternahm der Dich
ter Lava zu Paris das Muthigste, was
wohl je ein Theaterdichter nternom
men; er griff nämlich in seinem Stücke:
Der Freund der Gesetze", den Na
tionalconvent selbst an, und zwar in
seiner äußersten Richtung. Selbst Marat
und Robespierre erkannte nian in zwei
Personen des Stückes wieder. Das Stück
wurde von der Commune verboten, allein
das Publikum verlangte die Auffüh
rung. Santerre erschien in Uniform
auf der Bühne, um die Ruhe herzustel
len, mußte sich aber unter Pfeifen zu
rückziehen. Lava machte nun' gleich
selbst dem Convent seine Vorstellung,
der zu jener Stunde um nichts Geringe
res, als um den Prozeß Ludwig's XVI.
versammelt war. Und der Convent
handelte groß, er erließ den Befehl, daß
man das Stück spielen solle, da die
Commune nicht das Recht habe, die
Freiheit der Theater zu beschränken.
Das Publikum, welches den Urtheils
spruch abwartete, verließ erst nach Mit
ternacht das Theater, als der Urtheils
spruch verkündigt worden war.
Traurig.
Ter preußische General von Favrat
(der Ende des vorigen Jahrhunderts
starb) besaß riesige Körperkräfte, sogar
noch in teinem hohen Alter. Eines
Tages sühlte er sich krank und ließ den
Doktor rufen. Als derselbe an seinem
Bette saß, begann der alte Krieger zu
klagen und zu jammern und sagte:
Lieber Doktor, mit mir geht es ab
würts, Sie glauben gar nicht, wie
schwach ich geworden bin; sehen Sie nur
her." Mit diesen Worten ersaßte er
mit seiner rechten Hand eines der Beine
des Stuhles, auf dem der Arzt saß,
und hob denselben mit sammt dem
Daraussitzenden einige Fuß vom Erd
boden in die Höhe. Sehen Sie, lieber
Doktor," sagte er dann, das wird mir
jetzt beinahe schon sauer."
(sin Haus auf Reisen.
Ein Pariser Notar hat auf einen auf
Rädern ruhenden und durch Dampf in
Bewegung zu setzenden Apparat, der
27,000 Franks kostet, ein Häuschen
stellen lassen, das aus einem Speise
saale, zwei Schlafgemüchern, einem
Toilettenzimmer und einer Küche besteht.
Mit diesem durch Dampf getriebenen
Hause will der steinreiche Notar eine
lange Reise durch ganz Frankreich un
ternehmen; wo es ihm gefüllt, will er
längere Zeit verweilen, und wenn es
ihm nicht mehr gefüllt, sährt er mit sei
nem Hause weiter.
Unerwartete Wirkung..
Erster Reisender: .Gestatten Sie. daß
ich mich vorstelle: Meyer, Lebcnsversiche
rungsagent!"
Zweiter Reisender: .Schaffner ist
nebenan noch ein Platz frei?" .
Vnrchschaut.
Mann (zärtlich): Heute werde ich
Dir zu Liebe auf meinen Kcgelabend
verzichten und zu Hause bleiben, Frau
chen!"
Frau: .Ist der Jahresbeitrag schon
wieder fällig?"
Unmiderleglich Zeugniß.
Vater: .So, Junge, jetzt hol Dir
'mal Deine Prügel ab. Tu haft, wöh
rend Tu eingesperrt warft, von den Ro
finen genascht."
.Nein. Papa."
Junge, alle? leugnen hilft Tir
nichts ich hab' es in Teinem Alter
auch gethan."
Zart umschrieben.
Weshalb haben Sie eine so ent
lcgcne Villa bezogen, Herr Streit
hubcr?"
Nun, was brauch's Jeder z höre,
wenn ich mich mit meiner grau unter
halte."
(!?ffeerzig.
Koinmerzienräthin (vor ihrem Por
trait): Bei diesem Bilde haben Sie
aber etwas geschmeichelt."
Maler: Verzeihen Sie, das war ich
Ihrem Herrn Gemahl schuldig."
Ein liebes Iiingelche.
Cntschnldigen Sie, welchen Berns
habe Sie?"
Wie meinen Sie das?"
Nun, ich meine, was Sie sind?"
Ich? ich bin die Freude meiner
Eltern!"
Die bemalte Gattin.
Ihre Frau ist die reinste Blume, , , "
Ja. aber 'ne. künstliche!''
d)!iiii.
Herr (beim Weggehen z seinem Die
ner): Wenn Herr Meyer kommt, dann
sagst Tu ihm, daß er mich im Cafe auf
suchen soll."
Diener: Und wen er nicht kommt,
was soll ich ihm dann sagen?"
Auch ei Schwercnöther.
Warum geht nur ein so großer und
starker Mann, wie Sie, betteln?"
Weil es die einzige Gelegenheit ist,
bei welcher man sich mit hübschen jungen
Damen unterhalten kann, ohne ihnen
vorgestellt zu sein."
Lin freigebiger.
Richter: Aber wie konnten Sie dem
Kläger gleich siinf Ohrfeigen geben?"
Angeklagter: Ja ich bin nun
einmal nicht knauserig, wenn ich gebe."
Einer, der Bescheid weiß,
A. : Unser Freund Gustav kommt
gar nicht mehr in unseren Verein."
B. : Das hat seinen Grund, er ist
verlobt, aber er wird wohl bald wieder
kommen, er verheirathet sich in dieser
Woche!"
Sparsamkeit,
Er: Klara, die Schnciderrechnung
ist wieder ungewöhnlich groß, ich dachte,
wir wollten üns einschränken."
Sie: Na ja, Du hast ja auch das
Rauchen und Weintrinken aufgegeben."
Zerstreut.
Postbeamter (zum Proseffor, welcher
einen Brief anfgiebt): Auf diesem
Briefe fehlt die Adresse!"
Pwfessor: Hm, hm, sollte ich sie auf
dein Wege hierher verloren haben?"
Aiiidermnnd.
Karlchen: Mama, gieb mir doch ein
Stück Zucker; das Stück, 'das Du mir
gegeben haft, habe ich fallen lasten."
Mutter: Wohin hast Du es denn
fallen lassen?"
Karlchen: In die Tasse."
Angenehme Erinnerung,
Herr (der Bratensauce über das
Kleid einer Dame schüttete): Gnädiges
Fräulein, wenn mich eins über das
Malheur trösten kann, so ist es das, daß
Sie mich nicht so leicht vergeffen wer
den !"
Rücksichkroll.
Nachbar: Frühmorgens, wenn .Sie
anfangen Klavier zu spielen, singen
Sie immer zuerst ein Wiegenlied; wie
kommt das?"
Klavierlehrern!: Das thu' ich mit
Rücksicht aus den Studenten, der neben
mir wohnt; um diese Zeit kommt er
gewöhnlich nach Haus und legt sich in's
Bett!"
vom Kasernenhof. t
Unteroffizier (wüthend): Das nennt
nun der Mensch eine Radfahrerabthei
lung -Das ist ja die reine Alters
und Jnvalidenversorgungsanstalt?"
Eut bescheidet.
Gläubiger: .Immer ist Ihr Herr
spazieren, wenn ich komme; wenn Je
mand dagegen Geld brächte, würde das
wohl nicht vorkommen."
Diener: Nein, das kommt auch
nicht vor."
Z?eim Notar.
Also, was waren die letzten Worte
Ihres Herrn Gemahls, meine Gnä
dige?" Herr Toltor, mein Mann hat nie
mals die letzten Worte gehabt."
Aus dem Jahrmarkt.
Schneider (zum Aurufer): Also.
Ihr Riesenmikroskop vergrößert wirklich
tausend Mal !"
Ausrufer : .Ohne Zweifel; wenn
Sie sich 'drunter legen, sehen aie gleich
aus wie 'n Garde-Kürassier !"
Der Lchlaukops.
Der ehrgeizige Marschbauer Schulze
ist zum Ausseher der Teiche ernannt
worden: als solchen führt er den Titel
Teichgraj". Als ihm nun eines Ta
ges in der Stadt ein ihm bekannter
Wirth mit feinem Titel anredet, sagt er:
Wozu denn soviel Umstände, lieber
Müller?"
Nein. Herr Teichgraf: Ehre, dem
Ehre gebühret!"
.Nun gut; dann lassen Sie
wenigstens das .Teich" weg!"